Ohne Liebe

21. Januar 2023. Dramatische Lichteffekte, stampfende Chöre – wie passt Ulrich Rasches Ästhetik auf ein so nuanciertes, ja ironisches Stück wie Georg Büchners Lustspiel? Kann das gutgehen? Oder muss das schiefgehen?

Von Elena Philipp

"Leonce und Lena" von Georg Büchner inszeniert von Ulrich Rasche am DT Berlin © Arno Declair

21. Januar 2023. O ich bin froh!, jubiliert König Peter vom Reiche Popo, als er seinen Beschluss umsetzt: sich an dem von ihm bestimmten Tag zu freuen und die Hochzeit seines Sohnes Leonce mit Prinzessin Lena vom Reiche Pipi zu feiern. Wie Almut Zilcher hellwach diese bloße Hülle von einem Herrscher gestaltet – mit pompöser Präzision intonierend, würdevoll gebückt ihre größte Verwirrung bekennend und mit der Schläfe auf die sie in Konfusion treibenden Menschen lauschend –, ist ein Höhepunkt von Ulrich Rasches "Leonce und Lena". Zum dritten Mal inszeniert der Regisseur am Deutschen Theater in Berlin, nach 4.48 Psychose und Oedipus ist nun Büchners Lustspiel an der Reihe. Die Lust allerdings ist dem Spiel ausgetrieben.

Politischer Fokus

Fokussieren möchten Rasche und sein Team auf die politische Dimension der 1836 entstandenen Satire über den Müßiggang des nutzlosen Adels. Zur Verstärkung von Büchners Botschaft fügen sie ihrer klug gestrafften Version von "Leonce und Lena" lange Passagen aus dem "Hessischen Landboten" bei sowie Zitate aus "Dantons Tod", "Lenz" und Büchners Briefen. 

Im glühend blauen Dämmer tauchen die Gesichter und Hände des schwarz gekleideten Chores auf, unter einer monumentalen Gitter-Skulptur aus farbwechselnden Leuchtröhren (Licht: Cornelia Gloth). Auf der Drehbühne kämpfen sich die zehn Gestalten voran und skandieren im Rasche-Duktus aus der illegalen Flugschrift, die Büchner 1834 gemeinsam mit dem Theologen Friedrich Ludwig Weidig gegen die Fürsten und ihre Willkürherrschaft verfasste. "Was sind die Verfassungen? Nichts als leeres Stroh. Was sind unsere Landtage? Nichts als langsame Fuhrwerke. Was sind unsere Wahlgesetze? Nichts als Verletzungen der Bürger- und Menschenrechte", tönt es zu massiven Techno-Beats.

Vier Musiker:innen sind in den Logen vor der Bühne postiert und pushen mit Synthesizer, Bass und Schlagwerk den Text voran. Montiert mit Leonces Melancholie-Monologen, klingt die Wut über die Steuern erhebenden Schmarotzer und Schinder von Gottesgnaden besonders beißend: "Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag. Sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache", hebt der Klagegesang an. "Das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker." Des Bauers Leib? Eine Schwiele, "sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische der Vornehmen". Das hat Wucht. 

Staatsskepsis damals und heute

Aber dann wird es zäh. Inhaltlich verrutscht der Abend, wenn Büchners sehr konkrete, mit den Staatsausgaben für Militär, Steuerwesen oder fürstliche Repräsentation unterfütterte Analyse zum Großherzogtum Hessen in Rasches hohem Ton als etwas Überzeitliches erscheint. Im Vormärz formte sich die Vorstellung von einem freien, wahlberechtigten "Volk" und einem geeinten Deutschland, das gegen die fürstliche Gewalt durchgesetzt werden müsse. Zu Büchners Lebzeiten war das Hambacher Fest 1832 ein Meilenstein auf dem Weg zur bürgerlich-demokratischen Nation, elf Jahre nach seinem Tod kulminierten die liberalen Befreiungsbestrebungen 1848 in der Märzrevolution. Vor dem heutigen Hintergrund aber klingt die hier formulierte Staatsskepsis beinahe querdenkerisch. Lohnend, wenngleich fürs Theater etwas akademisch könnte die Analyse sein, wie in rechtsrandigen Bewegungen heute damalige, euphorisch freiheitliche National-Motive nachhallen. Aber einen Kommentar versagt sich Rasches texttreue Inszenierung. Und steuert volle Fahrt voraus in den Anachronismus.

Auch die zerschlagenen Leiber der Unterdrückten waren schon im 19. Jahrhundert andere als die, die hier auf der DT-Bühne auftreten. Portugal hatte die Sklaverei auf seinem europäischen Staatsgebiet 1761 abgeschafft, 1791 forderten Sklaven und freie Schwarze auf Haiti die von der Französischen Revolution für alle Menschen verbrieften Rechte. Bei Büchner spielen diese Entwicklungen keine offensichtliche Rolle, für sein politisches Programm sind die Nachwirkungen jahrhundertelanger Leibeigenschaft und die Umwälzungen durch die Industrialisierung vordringlich. Aber heute wirkt ein rein weißes Geschichtsbild verzerrt.

Lust- und spielfreie Begegnung

Folgenreicher für die Aufführung und den titelgebenden Text ist allerdings, dass das Gefühl der Liebe mit Ulrich Rasches inszenatorischem Instrumentarium nicht abzubilden ist. Gewaltaspekte machen die mit Hochdruck herausgepressten Sätze und die zum Zerreißen gespannten Körper stets deutlich. Romantische Regungen aber (und die in "Leonce und Lena" überdeutlichen, in Rasches Spielfassung eigentlich schön herausgearbeiteten Motive der Romantik) werden im hier besonders monoton wirkenden Modus der Deklamation zermahlen.

LeonceLena2 1000 ArnoDeclairJulia Windischbauer (Lena) und der Chor im Dunkeln dahinter © Arno Declair

Glotz' nicht so pathetisch, möchte man Marcel Kohler zurufen, wenn er, starren Blicks ins Publikum, die Präsenz von Julia Windischbauers Lena quasi auratisch zu erspüren sucht. Obwohl sie direkt neben ihm steht. Aber Dialoge gibt es nicht bei Rasche. Schweres Atmen durch das Mikroport, Rücken an Bauch drückt sich ein Körper kurz gegen den anderen – das ist der Ekstasemoment in der lust- und spielfreien Begegnung von "Leonce und Lena".

Kalt gleißt das Königsblau, als sich nach der vorbestimmten Vermählung – o so froh! – der Eiserne Vorhang über einem treibenden Track zum Blumenuhr-und-Schlaraffenland-Schluss senkt. Was haben wir gesehen, das über eine Automatenballett hinausgeht? Wenig. Wer zu denjenigen gehört, die Rasches Ästhetik ablehnen, kann sich hier mit dem Büchner-Zitat "Nichts als Kunst und Mechanismus" munitionieren.

Leonce und Lena
von Georg Büchner
Regie und Bühne: Ulrich Rasche, Komposition und Musikalische Leitung: Nico van Wersch, Choreographie: Jefta van Dinther, Chorleitung: Toni Jessen, Kostüme: Romy Springsguth, Licht: Cornelia Gloth, Mitarbeit Musik: Jonathan Heck, Ton: Marcel Braun, Martin Person, Dramaturgie: David Heiligers.
Mit: Zazie Cayla, Toni Jessen, Marcel Kohler, Philipp Lehfeldt, Linda Pöppel, Yannik Stöbener, Ingraban von Stolzmann, Alida Stricker, Enno Trebs, Julia Windischbauer, Almut Zilcher, Live-Musik: Carsten Brocker, Katelyn Rose King, Špela Mastnak, Thomsen Merkel.
Premiere am 20. Januar 2023
Dauer: 2 Stunden, 30 Minuten, keine Pause

www.deutschestheater.de 

 

Kritikenrundschau

Es sei "alles wie immer: Das Ensemble marschiert auf einem sich drehenden Objekt, diesmal auf dem Plattenteller der Drehbühne selbst, und zerdehnt den Text Wort für Wort in Verzweiflungsschreien. Darüber legt sich ein von vier Musikern an elektronisch verfremdeten Instrumenten live eingespielter pulsierender Soundtrack." Und das ist für Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (21.1.2023 online) oft "unfreiwillig komisch" und im Ganzen "Schwarzkitschtheater".

"Rasche will es anders. Er sperrt Büchner ein in seinem eigenen Werk; lädt den verspielten Text mit Brocken aus dem 'Hessischen Landboten' auf (...)  Aus dem Zusammenhang geschnitten, mit weit aufgerissenen Augen skandiert, klingt das plötzlich wie rechtsradikales, antidemokratisches Gebrüll", so Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (21.1.2023 online). Rasche lasse kaum Zwischentöne zu. Das Bühnenbild aber "führt ein Eigenleben. Es besitzt erhabene Kraft, darunter ringen die Menschen um Atem und Würde".

Von Büchners Lustspiel bleiben "nur zusammenhanglose Versatzstücke übrig, die wie Fremdkörper in der Inszenierung stehen. Ohne klare Figuren, Geschichte, Zusammenhang tritt der Abend trotz kreiselnder Drehbühne auf der Stelle, steht rastlos still. Bei aller Überwältigungsästhetik eine sehr zähe und angestrengte Apokalypse." So sagt es Barbara Behrendt bei rbb|24 (21.1.2023).

"Der Regisseur Ulrich Rasche ist ein Terrorist", eröffnet Peter Laudenbach seine Kritik in der Süddeutschen Zeitung (22.1.2023). "Sein radikales Formbewusstsein, die Könnerschaft seiner Wirkungs- und Überwältigungsästhetik in ihrer kompletten Ironiefreiheit machen den Regisseur zu einer ziemlich solitären Ausnahmeerscheinung im Gegenwartstheater, allerdings auch zu einer ziemlich anstrengenden. Kunst kommt hier eindeutig von Leiden." Das grundlegende Problem von Rasches archaischem Theater sei, dass es immer um Konfliktmuster und nie um historische Genauigkeit gehe. Aber: "Angesichts aktueller Querfront-Bewegungen mit ihrer zwischen diffusem Wagenknecht-Linkspopulismus und hartem Rechtsextremismus schillernden Staats- und Funktionselitenverachtung trifft die Inszenierung damit einen neuralgischen Punkt". Politische Wut kippe hier "ins leicht selbstverliebte Pathos existenzieller Verzweiflung wie ein Ausläufer des guten alten Oh-Mensch-Expressionismus". "Was vom Leonce-Märchen übrig bleibt, wirkt wie ein weiterer Anklagepunkt des Klassenkampf- und Klassen-Hass-Manifestes", so Laudenbach – mit Verweis auf Büchners Vormärz-Kampfschrift 'Der Hessische Landbote', mit der Rasche für diesen Abend auch gearbeitet habe.

Es sei vielleicht die schwärzeste Inszenierung des Jahres, gibt Katharina Granzin in der taz zu bedenken (22.1.2023). Vor allem "starke Schlussbilder" sah die Kritikerin in "einer sehr konsequenten, nicht leicht zu goutierenden Inszenierung, die ihren Büchner in ziemlich eigener Weise ernst nimmt".

"Rasche gelingt es, Büchners Text in die Gegenwart zu tragen," schreibt Kevin Hanschke in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (23.1.2023). "Rasche bringt in seinem opulenten Diorama die Pyramide des kapitalistischen Systems zum Einsturz: 'Wir lassen alle Uhren zerschlagen und alle Kalender verbieten', murmelt das Kollektiv und erträumt sich eine Gesellschaft, in der 'das Krankarbeiten strafbar ist' und in der 'wir uns in den Schatten legen und Gott um Makkaroni, Melonen und Feigen bitten'. Die Bühne dreht sich schneller. Der Horizont färbt sich dunkelrot, und der Vorhang schließt sich. Spätestens dann ist es klar, dass das drei Stunden waren, die auf der Theaterbühne die Welt erschütterten." 

 

Kommentare  
Leonce und Lena, Berlin: Klanginstallation mit Überlänge
Das abgehakte Herausbrüllen einzelner Wörter unter Technomusik beförderte leider nicht den Text und dessen Verständnis. Die Inszenierung erzeugt Druck und Unbehagen als Emotion beim Zuschauer. Der Text ist fast egal. Die stampfende Schauspieler auf der sich ewig drehenden Bühne haben etwas von Zombies, da gehen Nuancen unter bzw. entstehen gar nicht.

"Ein langer Weg" heißt es im Text nach 90 Minuten und im Publikum wird befreiend gelacht. Denn 2:30 Stunden ändert sich nichts in der Inszenierung, die von der Tonanlage bewusst übersteuerten Stimmen und die wummernde Bässe werden zur Qual. Man will nur noch raus.

Das Stück hat etwas von einem Versuch einer Klanginstallation mit Überlänge.
Leonce und Lena, Berlin: Fordernd und lohnend
„Hoffentlich gibt es auch ein bisschen was zu lachen, das bräuchten wir in diesen Zeiten“, stimmte sich ein Paar auf den Premierenabend ein. – „Nein, lustig wird es heute leider nicht“, entgegnete ihre Sitznachbarin.

Angekündigt war zwar Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“, eine romantische Komödie mit Liebesverirrungen und der Karikatur eines bornierten Herrschers mit dem albernen Namen König Popo. Aber Komödien sind nun wirklich nicht Ulrich Rasches Sache. Er ist bekannt für wuchtig-fordernde Abende, stundenlange Laufband- oder Drehbühnen-Exerzitien.

Konsequenterweise hat Rasche die meisten Lustspiel-Szenen gestrichen und stattdessen andere Büchner-Texte hineinmontiert. Gleich zu Beginn kommt der Chor auf die von einer an der Decke hängenden Rautenkonstruktion nur spärlich beleuchteten Bühne, ganz in anarchistisches Schwarz gehüllt, und deklamieren mit hervorragender Präzision Ausschnitte aus Büchners wütendem Pamphlet „Der hessische Landbote".

„Rasche at it´s best“ erleben wir in den Momenten, in denen er sein bewährtes Handwerkszeug präsentieren und die künstlerischen Mittel ausstellen kann, die ihm mit „Die Räuber„, „Woyzeck“ und „Das große Heft“ drei Theatertreffen-Einladungen in Folge einbrachten, als die Riesenwalzen und Bühnenaufbauten noch wesentlich voluminöser waren. Auch dieser mit „Leonce und Lena“ überschriebene Abend ist voller Schmerz, Wut und Verzweiflung. Kraftraubend sind die Exerzitien nicht nur für das Ensemble, das mit gepressten Stimmen und verzerrten Gesichtern die Büchner-Texte wie seinen „Fatalismus-Brief“ deklamiert: „Seit ich über die Rheinbrücke ging, bin ich wie in mir vernichtet, ein einzelnes Gefühl taucht in mir auf. Ich bin ein Automat; die Seele ist mir genommen“, klagt und barmt Linda Pöppel. Auch das Publikum braucht viel Konzentration, Schmerz-Resistenz und Ausdauer, um den pausenlosen Abend durchzustehen.

Da hatte das Paar, das auf etwas Unterhaltung hoffte und stattdessen mit niederschmetterndem Dauer-Lamento zu Techno-Beats konfrontiert, den Saal aber längst verlassen.

Eine Besonderheit dieser Rasche-Inszenierung ist, dass er erstmals mit dem international gefragten Choreographen Jefta van Dinther zusammenarbeitete, dessen Arbeiten in Berlin regelmäßig bei Tanz im August zu erleben sind. Zuletzt erarbeitete er mit dem Staatsballett Berlin „Plateau Effect“ die Saison-Eröffnung 2019. Von seinen freieren, spielerischen Bewegungsmustern werden aber ebenso wie von Büchners Lustspiel nur wenige Spurenelemente in Rasches Überwältigungsmaschinerie sichtbar.

Wer bereit ist, sich auf den Rasche-Sound einzulassen und das nötige Sitzfleisch mitbringt, kann einen lohnenden Abend erleben, der zu den stärkeren und durchdachteren Inszenierungen der Saison zählt. Wer nur etwas Zerstreuung sucht, ist bei vielen anderen Abenden besser aufgehoben.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2023/01/21/leonce-und-lena-ulrich-rasche-deutsches-theater-berlin-kritik/
Leonce und Lena, Berlin: Tendenziös
Selten eine so tendenziöse Kritikerrundschau auf Nachtkritik gelesen wie hier! Selbst die positive Kritik der SZ wird zum Verriss gedreht. Die genaue Kritik in der taz auf drei Zeilen reduziert. Vom rbb nur die letzten Sätze zitiert. Die FAZ gleich ganz unterschlagen. Wie es euch gefällt!

(Werte:r unsachlich, wir bemühen uns, unter den Nachtkritiken eine ausgewogene Kritikenrundschau zu erstellen. Die FAZ lag uns noch nicht gleich vor, sie wurde nachgetragen. Dass Zusammenfassungen u.U, zu Verkürzungen führen, liegt in der Natur der Sache. Im Wir ermuntern jeden und jede Leser:in, den Links zu den Gesamtkritiken zu folgen und sich ein eigenes Bild zu machen. Ich konnte allerdings – als Redakteur, der gestern nicht bei der Erstellung der Rundschauen mitgewirkt hat – auch bei nochmaligem Lesen in Peter Laudenbachs Kritik in der Süddeutschen Zeitung keine positive Gesamtbilanz finden. MfG, Georg Kasch / Redaktion)
Leonce und Lena, Berlin: Zustimmung
ich muss dem kommentar #3 von 'unsachlich' zustimmen. es ist leider wie so oft bei nachtkritik: die kritiken-rundschau ist so ins undeutliche verdreht bzw. sogar so ins gegenteilige verkürzt, dass nur noch der eindruck bestätigt wird, den nachtkritik selbst hatte... alle erschienenen artikel werden nach eigener facon so zusammengefasst, dass die ausgangs('nacht')kritik im kern schon gold richtig lag... so wird die eigene rezension dann mehrfach rückwärts gespiegelt, wenngleich die ursprünglichen artikel ganz anderer art sind... da ist diese produktion leider absolut gar keine ausnahme.

zur nachtkritik-kritik sollte diese website einmal die theaterschaffenden dieser republik aufrufen... es gäbe einiges mehr zu sagen an unseriösem, zumindest jedoch fragwürdigem gebaren...

(Werte:r böhninger, die Theaterschaffenden aller Republiken wie auch alle Leser:innen jenseits des "Betriebs" sind grundsätzlich und jederzeit herzlich eingeladen und aufgerufen, sich an der nachtkritik-Kritik zu beteiligen – nur so können wir uns weiterentwickeln. Gerne hier in den Kommentaren oder aber direkt an redaktion@nachtkritik.de. Allerdings wäre es hilfreich, wenn alle Kritisierenden sich dabei an die Kommentarregeln halten würden, andernfalls können wir sie nicht veröffentlichen. MfG, Georg Kasch / Redaktion)
Leonce und Lena, Berlin: Moralapostel
Das Schlimmste ist die Nachtkritik selbst… das kann doch nicht Euer Ernst sein: eine Büchner-Inszenierung mit Schwerpunkt auf den Revolutionsgedanken muss, ja MUSS heutzutage eine biPoC-Perspektive aufweisen? Echt jetzt? Schlimm genug, dass Büchner das nicht untergebracht hat, der olle Rassist. Hätte er ja mal googlen können, was 1791 auf Haiti so los war. Aber übrigens: was ist denn mit der feministischen Perspektive/Revolution, der Transperspektive?
Kunst, Literatur, Theater: ein Tummelplatz für Moralapostel? Alle gerade wichtigen Themen müssen in jedem Stück mindestens einmal untergebracht werden? Der Vollständigkeit halber, sonst ist es gleich ein moralisch fragwürdiges „verzerrtes rein weißes Geschichtsbild“. Sorry Leute… vielleicht nicht alles aus den USA (wo ich lebe) eins zu eins übernehmen. Andere Gesellschaft, andere Geschichte, schon gemerkt?
Aber das wäre ein Spaß für die deutschen Theater, mindestens eine Spielzeit lang muss jede, aber auch jede Inszenierung mindestens einen woken Exkurs unterbringen. Ceterum censeo… oder so ähnlich. Dachte, es geht hier um Kunst, nicht um Korrektheit? Aber Deutschland neigte halt schon immer zum Totalitären…
Leonce und Lena, Berlin: Welt in Ordnung
Hier sind wohl mehrere Leute unterwegs, denen die Kritiken nicht passen. Und sonst ist die Welt aber in Ordnung.
Leonce und Lena, Berlin: Verweise
finde nur ich lustig, dass ulrich rasche mit dem verweis aufs totalitäre deutschland verteidigt wird?
Leonce und Lena, Berlin: Freiheitskämpfe
@7 Was heißt denn das jetzt schon wieder, ist vermutlich ironisch gemeint - Ulrich Rasche soll „totalitär“ sein, deuten Sie an?! Als Mensch oder in seinen Arbeiten? Ich kenne weder diese Inszenierung noch andere, finde das aber eine fragwürdige Unterstellung. Woher nehmen Sie das, weil er Totalitäres darstellt - das ist doch wohl kritisch gemeint? Lese ich zumindest selbst aus den negativen Rezensionen. Also, es liegt mir fern, den Mann zu verteidigen, kenne ja eben gar nichts von ihm, mich irritiert nur der Anspruch der Kritikerin, Büchners revolutionäre Texte müssten heute zwangsläufig um Texte zu Freiheitskämpfen von BIPoCs ergänzt werden, wenn sie auf einer Bühne gespielt werden…
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