Das höchste Glück der Tiere

von Anne Peter

Berlin, 28. Februar 2009. Klatsch! Ein einzelnes Weichteil plumpst aus dem Schnürboden und entlockt den beiden menschengroßen Plüsch-Karnickeln Erstaunensworte in Häschen-Sprech: "Watt dat denn da?", hasenzahnt Wolfram Koch, der in einer der Ganzkörper-Fellverkleidungen steckt. Aus der anderen fiept Constanze Becker.

Das ominöse Weichteil entpuppt sich alsbald als Stoffbrust mit Klettverschluss, das an passender Stelle auf besagtes Hasenkostüm appliziert werden kann. Dann regnet es noch einen Stoff-Penis, den sich Koch zwischen die Beine klettet – und fertig ist der Sündenfall. Die Häschen-Laute kippen aus naiver Hauchlage ins Brünstige, 's ist Rammelzeit! "Das höchste Glück ist das Glück der Tiere."

Hasenhaut, die sich erinnert

Zur hektischen Hasenpaarung in Variationen sprechen die beiden die beißend bösen Sätze aus Heiner Müllers "Quartett", in der sich die Marquise de Merteuil und der Vicomte de Valmont eine eiskalte Macht-Sex-Sprach-Schlacht liefern. "Nicht dass ich für Sie etwas empfände. Es ist meine Haut die sich erinnert. Oder vielleicht ist es ihr einfach gleichgültig, an welchem Tier das Instrument ihrer Wollust befestigt ist".

So beginnt Karin Henkels Inszenierung der "Gefährlichen Liebschaften", mit der das zehn Monate wegen Renovierungsarbeiten geschlossene Deutsche Theater wieder eröffnet wird, ziemlich komisch. Das Setting: Neonlicht zu schwarzem Riesenholzzylinder, der die Drehbühne umspannt, um die bisweilen Adam-und-Eva-Porträts fahren, und die bei Bedarf aufgeschoben wird. Vorn ein langer Tisch, an dem alle Beteiligten abhängen, Briefe ins Mikro sprechen oder eben auch mal drauf flachgelegt werden.

Dank der Plüsch- und Klett-Verfremdung ist der Abend dennoch jeden pornographischen Verdachtes enthoben. Den hegten die Zeitgenossen durchaus gegen den Briefroman "Les Liaisons dangereuses" des Choderlos de Laclos, erschienen 1782, die ob ihrer pikanten Intimbeschau des freizügigen Adel-Alltags im Vorjahrzehnt der französischen Revolution beinahe so schnell verboten wie vergriffen waren.

Krachendes Männer-Bashing

Henkel, die seit Langem erstmals wieder in Berlin inszeniert und hier zuletzt beim Theatertreffen 2006 ihren Stuttgarter "Platonow" zeigte, mixt nun einzelne Laclos-Briefe mit Müllers verschärfender "Quartett"-Bearbeitung und der Theaterfassung von Christopher Hampton. Und wie schon in früheren Inszenierungen betreibt sie dabei krachendes Männer-Bashing: wenn Kochs charmant-brutaler Valmont aus purem Mutwillen oder Intrigen-Perfidie die auf der Bühne verfügbaren Damen reihum nötigt, vergewaltigt, sie auf die Knie zwingt, ihr Gesicht in seinen Schoß presst und ihnen den Stoffpenis in den Hals stößt – der Mann als Rammler.

Henkels vertrackt komplexe Hamburger "Minna von Barnhelm" mit Jana Schulz als weiblich-männlichem Tellheim oder ihr "Menschenfeind" in Köln mit überraschend geschlechtsverkehrter Schlussvolte hatten eine ähnlich feministische Schlagrichtung. So steckt selbst hinter der mit eiserner Disziplin angeeigneten Gefühlskälte der Merteuil noch ein emanzipatorisches Motiv, das herauszuschreien Constanze Becker ihre ganze Tragödienwut aufbietet, glaubt sie sich doch geboren, "dein Geschlecht zu beherrschen und das meine zu rächen".

Ungeplanter Einbruch der Liebe

Was auf den ersten Blick als grobschlächtige Anlage erscheinen mag, hat in einer Zeit, die Frauen für das, was bei Männern den Appeal-Faktor nur erhöht, immer noch schnell als Schlampen abstempelt, durchaus seine Berechtigung. Und ergibt außerdem Sinn, weil die Regisseurin, indem sie Koch einen derartigen Brutalo und Becker die in jeder Hinsicht abgefeimte Verstellungskünstlerin spielen lässt, die mal als breitbeiniges Mannweib dasitzt, mal mit Tief-in-die-Augen-Blicken kokettiert, erst die Fallhöhe der beiden etabliert. Erzählt der Abend doch vor allem vom ungeplanten Einbruch der Liebe in das gänzlich herzenskalt geglaubte Innen-Reich der Kalkül-Experten.

Und gerade der rundum exerzierte Grobianismus verleiht den Szenen zwischen Valmont und der ausdauernd um Standhaftigkeit bemühten (aber Apfel-essenden!) Madame de Tourvel, der Meike Droste die Resolutheit und das heillose Verliebtheits-Unglück ihrer Gosch'schen Tschechow-Figuren leiht, eine große Berührungskraft.

Zu Menschen mutiert

Da ist plötzlich sogar Raum für Erotik, für Atem-Crescendi, stockend schaudernde Zärtlichkeit. Wie Koch plötzlich von der von ihm halbentblößten Droste zurückschwankt, sie Kleid-über-Kopf stehen lässt und kurz vorm Verführungsziel wie panisch umkehrt. Wie er dann zittrig der Merteuil berichtet und partout nicht mehr richtig in sein Selbstbild des coolen Herzensbrechers zurückzufinden vermag. Die Hasenkostüme werden Stück für Stück abgelegt, die Monster mutieren zu Menschen – die für ihr Fühlen doch zu feige bleiben.

Merteuil will lieber die Macht behalten als das Risiko der erneuten Verletzung auf sich zu nehmen. Valmont gehorcht ihr, verlässt die Tourvel, kann sich aber nur von ihr losreißen, indem er die großen schwarzen Türen zwischen ihnen zuschiebt. Am Schluss ruft das fatale Paar noch einmal gegeneinander den Krieg aus und tritt als vampiristisches Brautpaar in vertauschten Rollen auf, Merteuil im Anzug, Valmont im weißen Brautkleid. Zwei Untote, prototypische Wiedergänger im ewigen Geschlechterkampf, Raubtiere in Menschengestalt. Aus ihren Mündern trieft Blut, das Herz scheint ausgerissen. Und vom Schnürboden fällt auch keins herab.

 

Gefährliche Liebschaften
nach dem Roman von Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos,
"Quartett" von Heiner Müller und "Gefährliche Liebschaften" von Christopher Hampton
Inszenierung: Karin Henkel, Bühne: Stefan Mayer, Kostüme: Klaus Bruns, Musik: Tobias Vethake.
Mit: Constanze Becker, Wolfram Koch, Meike Droste, Heidi Ecks, Angelika Richter.

www.deutschestheater.de

Mehr lesen? Im September 2008 eröffnete die 1970 in Köln geborene Regisseurin Karin Henkel, die 1993 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ihr Regiedebüt mit Coline Serreaus Hase Hase gab, die Spielzeit im Düsseldorfer Schauspielhaus mit Der Fall der Götter, das auf der Grundlage des Drehbuchs zu von Lucino Viscontis Film Die Verdammten entstand.

 

Kritikenrundschau

Mit unmissverständlichem Sarkasmus reagiert Matthias Heine von der Welt (2.3.) auf Karin Henkels Aufführung der "Gefährlichen Liebschaften" zur Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in Berlin: die Inszenierung mache einen "überwältigend langohrigen Gesamteindruck", mit "großer interpretatorischer Hellsichtigkeit" reiße Karin Henkel "den zwei Adeligen die Menschenmaske vom Gesicht" und lasse "deren grausame Häschennatur zum Vorschein kommen". Man frage sich nur, "wieso die tiefwühlende Dramaturgie (…) nicht auch noch Hermann Löns herbeizitiert" habe, "um zu untermauern wie sehr die Grausamkeit des Patriarchats an der Gleichberechtigung der Geschlechter genagt hat". Da dem "naiven Briten" Christopher Hampton in seinem Stück die "Hasizität" von Valmont und Merteuil "völlig entgangen" sei, werde auch die Bearbeitung des Stoffes von "Heiner Mümmler" herangezogen. Inszenierung und Ausstattung hielten "mühelos das Niveau der Textauslegung", indem es beispielsweise "endlich, endlich mal wieder Darsteller" gebe, "die ihre Texte hinter Tischen sitzend vom Blatt rezitieren, als wären sie bei der allerersten Leseprobe".

Alle drei Versionen der "Gefährlichen Liebschaften" – "die amoralische Entlarvung einer amoralischen vorrevolutionären Gesellschaft durch Choderlos; die (…) ahistorische Geschichtskörperzergliederung Heiner Müllers und die Boulevardisierung der Bösen durch Hampton" – seien: "intelligent", schreibt Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (2.3.). Die Inszenierung von Karin Henkel ("unter den verstandesfeindlichen deutschen Regisseuren wohl die plumpeste Kraft") aber sei eine "unsägliche Dummheit", sei "grenzdebiles Hasentheater im Rammelbammel-Brüllstil" und eine "tierische Schauspielerqualitätsverschwendung sondergleichen". Drei Botschaften vermittle der Abend: "Erstens: Liebe ist tierisch. Zweitens: Sex ist Rammelei. Drittens: Theater ist dumm. Um aber zu solch spießiger Erleuchtung zu kommen, hätte das Haus ruhig noch weitere zehn Monate geschlossen bleiben können."

Man erlebe im Deutschen Theater "einen gespielten, altmodischen Häschenwitz", schreibt Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (2.3.) und "windet sich vor Scham in den neuen, deutlich bequemeren Sitzen". In Karin Henkels Inszenierung liege "ein Totalschaden vor, ein peinliches, groteskes Missverständnis." "Trotz aller Rammelei und Stöhnerei, oder vielleicht genau deshalb: Die Inszenierung ist verklemmt. Schlimmeres kann den 'Gefährlichen Liebschaften' nicht passieren. Keine Liebe, keine Gefahr. Kein Intellekt." Constanze Becker und Wolfram Koch seien "gefangen in einem Konzept, ohne die geringste Idee, was sie da spielen sollen". Und Schaper meint: "Interimsintendant Oliver Reese hätte diese entbehrlichen 'Liebschaften' absagen müssen. Und wenn er den Mumm nicht hatte, warum haben sich die Schauspieler nicht gewehrt gegen eine derart frauenfeindliche, lustfeindliche, geistfeindliche, theaterdumme Veranstaltung?"

Karin Henkel habe die "Gefährlichen Liebschaften" "im Banalitätenkitsch regelrecht versenkt", schreibt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (2.3.). Für sie werde die Dreiecksstory der Vorlage "zum Demonstrationsbeispiel einer Menschwerdung durch die Wunderkräfte der Liebe." Fad und albern wirke das, "weil es irritierender- und überflüssigerweise einer plumpen Logik gehorcht: Je mehr Valmont und Merteuil mit der wahren, echten, großen Liebe in Berührung kommen, desto weniger sind sie Hasentiere. Sie legen die Kostüme ab und stehen als Menschen auf der Bühne. Herrje, das ist dann leider doch arg simpel: Hasi, nur die Liebe zählt."

Anders Katrin Bettina Müller im lokalen Kulturteil der taz (3.3.). Sie sah, wie es schon in der Unterzeile heißt, "eine sehr schnörkellose und stringente Inszenierung, frei von erwartbar frivolem Spiel". Die Hasenkostüme trieben Valmont und Merteuil, diesen "boshaften Figuren" "alle Raffinesse" aus. Karin Henkels Blick auf das Stück gehe über die "Entzündung des Eros an der Sprache" ebenso hinweg wie über die "Theaterhaftigkeit der Inszenierung des eigenen Lebens" und gestehe – woran sich die Ablehnung durch das Publikum vermutlich entzünde – "den beiden Libertins" nichts "von der politischen Widerständigkeit der Libertinage zu, die den vorrevolutionären Briefroman von Choderlos de Laclos aus dem 18. Jahrhundert für spätere Bearbeitungen von Heiner Müller oder den Filmregisseur Stephen Frears so interessant machte". Statt dessen beschäftige sich Henkel in einer Atmosphäre der Probe oder Gerichtsbarkeit ganz unbeschönigt mit"Gewalt, Missbrauch, Verrat und Erniedrigung". Mit Ausnahme des Endes, an dem sich der "Wettbewerb in Gefühlskälte" als "Lehrstück" enttarne, sei der Verlauf der Geschichte daher allerdings recht "überraschungslos".

Eva Behrendt in der Frankfurter Rundschau (3.3.) indessen bleibt einigermaßen unbeteiligt. Karin Henkel erzähle den "Machtkampf als Evolutionsgeschichte des Paars vom Sündenfallkalauer bis zum Geschlechtertausch für Fortgeschrittene". Nach zwei Stunden habe sie dieses Ziel "hechelnd" erreicht: "Die angeschossenen Kriegsparteien gehen über die Leiche der Tourvel ab, um als geschlechtsumgewandeltes Brautpaar wieder aufzuerstehen. Ob das die Lösung der Zukunft ist?"

 

Kommentare  
Gefährliche Liebschaften: ideenloser Pseudofeminismus
So einen gequirlten Unsinn habe ich schon lange nicht mehr über eine Aufführung gelesen, die in ihrer Hohlheit schon eine enorme Zumutung ist, die Botschaft dieser Aufführung ist so schnell begriffen, dass es maximal zehn Minuten bedarf um diesen Schwampf an lächerlichem Sittenkommentar abzusondern. Als ob das eine für die Kunst und das Theater interessante Angelegenheit wäre, mal auf Schlimmheiten hinzuweisen, die als solche eh jedem klar sind, dieses lächerliche und harmlose Provokationsgetue wie im Gripstheater - welchen Theaterbesuche will sie mit diesem Quark aufrütteln. Zu was eigentlich. Soll Vati Theaterbesucher Mutti Theaterbesucherin weniger auffordern mit ihr wieder Pornofilm zu spielen?Das ist Pseudofeminismus ohne persönliche Beteiligung. Ideenlos, nicht angriffig, harmlosestes Spiel, der harmlosesten Schauspieler für Zuschauer die noch erfunden werden müssen.
Gefährliche Liebschaften: knallt die Türen
Ja Claudia, nach zehn Minuten hätten frau und mann gehen können. Warum aber sind wir geblieben? Wenn wir nicht wieder lernen zu gehen (und notfalls auch mal die Türen knallen zu lassen), werden uns solche sinnentleerten Abende nicht erspart bleiben.
Gefährliche Liebschaften: zwischen den Sitzen
Jedenfalls hatte ich genug Zeit, mir die neuen Räumlichkeiten anzusehen. Interessante Malereien an den Wänden, bleibt das so? Oder wird es später noch übergetüncht? Ist das Rot der Sitzreihen zu hell geraten oder gerade richtig? Und hattet Ihr nicht auch den Eindruck, dass ein Tick mehr Beinfreiheit zwischen den Sitzen zu kuscheligem Dösen (je nach SitznachbarIn) geradezu einlud? Ach ja, und es wurden in der Bar Häppchen gereicht zur Feier des Tages! Wie Ihr seht, gab es nach der Vorstellung viel Gesprächsstoff...
Gefährliche Liebschaften: unter die Haut
Na ja, Claudia und Thomas, so schlecht war der Abend nun auch wieder nicht: Sehr gut gespielt, vor allem Valmont, und viele Szenen, die mich berührt haben und mir unter die Haut gegangen sind. Was stimmt ist, dass die Message: "der böse Mann, der immer nur ficken will, und die gute arme Frau, die immer nur lieben will" sehr sehr deutlich rüberkam! Und wenn der Mann seinen Gegenpart findet, dann nur in einem Mannweib, das am Ende die Hosen anhat. Fatal!
Gefährliche Liebschaften: zu berechnend und platt
es ist vielleicht einer der Gründe weshalb ich blieb, sicher, Schauspieler waren gezwungen sich an dem zu orientieren was sie schon an anderer Stelle gut und vielleicht besser gemacht haben, und an Zuneigung zu ihnen mangelt es meinerseits nicht, auch wollte ich die Erwartung nicht aufgeben, ob es nicht doch noch zu einer Drehung kommt, die irgend ein Fenster öffnet. Unter meine Haut ging allerdings nichts, dafür war zu viel Absicht unterwegs, auch in den konstruierten Momenten, die zu berechnend, zu platt dann mal was "sein" sollten. Entweder eine Geschichte wird hübsch erzählt oder sie wird anständig auseinandergenommen, für Zuschauer denen zugetraut wird das sie sich auch was zuzumuten, aber das war so bemüht an beiden Enden gefummelt. Bisschen Nacherzählung, bisschen sogenannte Verschärfung, auch mal bisschen das so behauptete Echte und bisschen Witz und bisschen Cool, ne läuft nicht. Zizek kann Hitchcock so hübsch analysieren, weil Hitchcock Zizek nicht gelesen hat. Und die Freundinnen der angeblichen Verschärfung sollten dann lieber fetzige Lesungen von ihren Lieblingstexten veranstalten, als so zu tun sie wollten Theater machen.
Gefährliche Liebschaften: besser als bei der ARD
Trotz angeschlagener Gesundheit konnte ich das neue Ambiente förmlich riechen. Selbst die Grautöne wirken saftiger als früher, allerdings ist das Rot der engen Bestuhlung nahezu gleichgeblieben. Zum Dösen lädt sie nicht gerade ein - etwas mehr Beinfreiheit wäre für ein Stück wie Faust 2, das in der DT-Inszenierung zum Schlummern wie geschaffen ist, optimal.
Zur jetzigen Aufführung: recht gute Schauspieler mühen sich an einem relativ reizlosen Thema ab. Ich verfiel leider nicht in eine erotisierte Stimmung, da halfen auch nicht der entblößte Bauch von Meike Droste oder die - wie immer - verhüllten Kurven von Constanze Becker oder der Spruch: "Steck deinen Knüppel in mein Arschlosch." Letztere Bemerkung delektierte meine Phantasien in der Pubertätszeit, als sich bei mir erste Hetero-Anal-Wünsche regten und sich mit elementarer Wucht Bahn zu brechen suchten. Leider beeindruckt mich das heutzutage nicht mehr sonderlich. Die von Wolfram Koch dargestellte Figur, die trotz eines beschränkten geistigen Horizonts ständig Bemühungen unternimmt, ein weibliches Herz zu erobern und die Emotionen libidinös zu vermischen, langweilt auf Dauer. (Warum, um Himmels Willen, musste er sich kurz vor Ende des Stücks noch einmal umziehen und eine Art Brautkleid anziehen? Im Übrigen verbietet es mir ein humanistisches Grundgefühl, auf die Häschen-Kostüme auch nur mit einem Kommentar einzugehen). Nun, man darf dieses Stück nicht so schlecht reden - es ist immer noch besser als ein Abend bei der ARD-Unterhaltungsindustrie. Insgesamt hat das Deutsche Theater ein ernsthaftes Problem: mittelmäßige, zum Teil talentierte und hervorragende Schauspieler müssen sich an relativ schwachen Inszenierungen und Regieeinfällen abarbeiten.
Gefährliche Liebschaften: einfach schlecht
Die Aufführung ist einfach schlecht, das hat nichts mit männlichem oder weiblichem Kritikerblick zu tun, wie es im Teaser zur Kritikenrundschau suggeriert wird.
Gefährliche Liebschaften: stolz auf das Publikum
Und doch, vergessen wir nicht wie viel Glück diese sogenannte Regisseurin mit ihren Schauspielern hatte... Ich finde sie hat allen Grund vor ihnen auf die Knie zu gehen! Obwohl es höchstwahrscheinlich auch für Karin Henkel besser gewesen wäre, sie hätten sich dieser Arbeit verweigert!!! Was ist los? Hatte sie Angst vor zu mächtigen Schauspielern? Angst sie zu inszenieren? Oder hatte sie tatsächlich keine Ideen zu dem Stück? So etwas mutloses habe ich tatsächlich in meinem Leben noch nicht gesehen... Man merkte dass selbst sie nicht zu ihrem "Werk" stand, nichts aber auch wirklich gar nichts in diesem Stück wurde behauptet! Was ist los mit dem deutschen Theater? Ich bin etwas stolz auf das Publikum dass nicht mehr alles bedingungslos frisst. Wer auch immer zuerst gebuht hat: Danke!
Gefährliche Liebschaften: Es gab sie, die tollen Momente
Jeder Schauspieler hat sich eben in alte Maschen gerettet...was soll man machen? Besser ging es glaube ich wirklich nicht! Und doch, es gab sie, die tollen Momente: Der Moment, in dem Merteuil Valmont von der Dagegen bin ich machtlos-Geschichte erzählt. Und der Dagegen bin ich machtlos-Monolog selbst. Wow! Da blieb mir der Atem weg! Trotzdem habe ich gebuht, genau diese Momente machen einen wütend, wenn man sieht was mit diesen Menschen auf der Bühne möglich gewesen wäre... harrrrr!!!!
Gefährliche Liebschaften: Ist doch mutig!
Ihr kapiert gar nichts, ihr kulturkonservativen Geilheitsfixierten. Was wollt ihr denn? Wirklich den alten Müller-Schwulst? Das ist voll Achtziger-Pathos-Müller-Müll. Riecht nach alten Männersocken. Was es sonst noch zu dem Stoff zu sagen gibt, hat Frears doch mit seinem Film schon gesagt, auch schon vor zwanzig Jahren. Als nach den Genderdebatten der 60er und 70er Jahre der Sex in den Geschlechterdiskurs zurückgekehrt ist. Und heute? Da ist das doch ein mutiger Akt von der jungen Regisseurin, hier mit einem Handstreich das ganze erotische Gesäusel und Rollenspiel zu entschärfen, um mal zu sehen, was darunter liegt, wenn die dazugehörigen Körper- und Stimmcodes entfallen. Aber leider steckt die (männliche) Theaterkritik in ihren alten, ungewaschen Männersocken fest (die sie ja auch gerne beim Sex anbehalten). Sehr schade. Dass sie nun gleich mit solchen Tiraden über diesen Abend herfallen: es ist wohl noch ein weiter Weg, bevor wir aus unserer Hasenhaut befreit sein werden.
Gefährliche Liebschaften: Tolle Ideen und Schauspieler
ein wunderbarer abend. viele tolle Ideen und grossartige Schauspieler! Danke.
Gefährliche Liebschaften: rote Karte für Stadelmaier
Tatsache eine schwache, keine schlechte Regieleistung von Karin Henkel, aber reicht das aus jemanden zu verunglimpfen wie durch Herrn Stadelmaier in seiner Kritik geschah:Karin Henkel unter den verstandesfeindlichen deutschen Regisseuren wohl die plumpeste Kraft.
Die deutschspachigen Theaterintendanten sollten sich mit Karin Henkel sollidarisch erklären und Herrn Stadelmaier für 3 Monate die rote Karte zeigen:Hausverbot. Dies ist kein Angriff auf die Demokratie und Pressefreiheit sondern Abstrafung für eine ungeheure Verunglimpfung.
Gefährliche Liebschaften: Lust am Totalverriss ist würdelos
dem kann ich mich nur anschließen. kritik darf nicht beleidigen und vor allen dingen nicht auf die person abzielen. kritiker müssen doch wissen, dass sie es mit menschen zu tun haben. negative kritik ist immer schwer auszuhalten, aber sowas kann an die substanz gehen und einen menschen ernsthaft verletzen. das ist würdelos und hat in der öffentlichkeit nichts zu suchen. ob ein hausverbot hilft weiß ich nicht, aber wie wäre es damit, wenn sich die journalisten/kritiker untereinander auf die finger hauen und sagen: so geht es nicht. ich bin nicht gegen kritik und auch nicht gegen verrisse, aber die lust am totalverriss ist nicht nur auffällig sondern auch würdelos.
Gefährliche Liebschaften: Immer das Theater um Stadelmaier
Immer das gleiche Theater um Stadelmaier! Er weiß halt, wie er seine Aufmerksamkeit kriegt - und alle spielen mit. Aber was soll's, die Kritik ist gut geschrieben und lustig. Recht hat er leider auch. Da kann man nichts machen!
Gefährliche Liebschaften: Jeder schreibt über Seinesgleichen
Lieber "konrad", kann Ihren Unmut gut verstehen. Da nutzen einige Kulturreaktionäre den Luxus hoher Zeitungsauflagen, um verbal dann nochmal gründlich abzuspritzen. Das ist ein böses, BILD-verdächtiges Wort, ich weiß. Aber genau in dieser BILD erklärt Herr Stammheim von der Frankfurter Allgemeinen Zwangsneurose ganz gerne mal den dumpfen Deutschen das versaute, versexte deutsche Regietheater. Da, endlich, ist er unter seinesgleichen angekommen, der Möchtegern-Schöngeist, der nicht für (oder gegen) das Theater schreibt, nicht für den Leser, sondern ausschließlich für sich und die Erotik des Egos. Man wünscht Herrn Stammheim noch genau soviele schlechte Theaterabende, dass er endlich vom Theater ablässt. Andererseits kann kein Abend so schlecht sein, dass er einen Herrn Stammheim verdient hätte. Erlösung dem (selbsternannten) Erlöser, den Lesern der FAZ - und der BILD.
Gefährliche Liebschaften: Böse-Menschen-Ecke
gib auf fatzer, stadelmaier schreibt sehr unterhaltend und auch sinnig. nicht immer andere erniedrigen wollen, runterputzen und sie in eine böse-menschen ecke stellen, das ist uncool.
Gefährliche Liebschaften: Solidarität gegen Kritiker? (@ konrad)
@konrad

Herr Stadelmaier hat auch Haußmann mal als 'Deutschlands fröhlichste Regienull' bezeichnet und ihn auch sonst übel beschimpft, allerding war er da nicht der einzige. Ein Grund sich solidarisch zu zeigen war das jedoch für die übrigen Theaterschaffenden nicht, also wird wohl auch diesmal nichts dergleichen geschehen. Das liegt, da muss man sich nichts vormachen, auch daran, dass Regisseure, Schauspieler, Theaterkritiker Egomanen sind, die sich insgeheim oft genug freuen, wenn andere von Stadelmaier ihr Fett weg bekommen, solange es nur nicht sie trifft, außerdem würden sie sich unglaubwürdig machen, wenn sie sich nun solidarisieren, nachdem es zuvor nicht geschah.

Noch eines muss man aber sagen: dem nachtkritik-Forum wird häufig mangelndes Niveau vorgeworfen. Das primitive Niveau des ein oder anderen Kritikers (und solche persönlichen Angriffe sind primitiv) müssen jedoch die Teilnehmer des nachtkritik-Forums erst einmal erreichen. Solange das noch nicht der Fall ist, hat das Forum auch seine Berechtigung.
Liebschaften: nimm zwei und das Inszenieren ist gesund
warum müssen es eigentlich immer zwei stücke auf einmal sein? eins ist doch schwer genug. oder?
Gefährliche Liebschaften: Erkenntniszuwächse
Derartige Informationen bedeuten einen enormen Erkenntniszuwachs. Das war eine Mitteilung - auf die sind alle Blog-Teilnehmer besonders scharf.
Gefährliche Liebschaften: eins wäre besser
genau das habe ich auch nicht verstanden. Wenn nur ein Stück gemacht worden wäre, wäre es doch besser gewesen, vielleicht.
Gefährliche Liebschaften: Kauft das Buch
Ich glaube daran liegt es nicht...ganz ehrlich, die Frau hatte einfach keine Ahnung von dem Stoff. Das oder eben zu wenig Mut ihre schrillen Fantasien wirklich durchzuziehen! Man hat es ja auch nicht leicht, als Regisseur. Deswegen gibt es nur einige wenige auserlehsene die das gut machen!
Blabla - nochmal zu Gefährliche Liebschaften: Kauft euch das Buch, DAS ist Kunst!!!
Gefährliche Liebschaften: Einer soll draußen bleiben
ich bin absolut dafür, stadel(…) für 6 monate generelles hausverbot zu erteilen - und rufe alle regisseure dazu auf, sich vertraglich zusichern zu lassen, dass stadel(…) zu ihren aufführungen keinen zutritt hat - wir müssen uns nicht alles gefallen lassen - es ist zeit für solidarität! stadel(…) bleibt draußen!!
Gefährliche Liebschaften: danke, Bert!
hab's gekauft, danke bert. fängt schon mal gut an.
Gefährliche Liebschaften: Hausverbot für Kritiker geht nicht
WAS? Also so ein Blödsinn! Warum sollte der denn Hausverbot bekommen? Kann sich das Theater so wenig gegen einen (...) behaupten, der sich in Frankfurt damals schon peinlich genug benommen hat. Den nimmt doch keiner mehr Ernst... und wenn dann ist das eben so, in der Kunst wird nichts zensiert, darf nichts zensiert werden... das ist doch der Tod der künstlerischen Freiheit. Kritik muss möglich sein und zwar in aller möglichen Form. Man kann das dumm und hart und böse finden, was jemand schreibt, man kann jemanden dafür hassen... aber Hausverbot??? Seid ihr wahnsinnig? So geht das doch nicht!
Gefährliche Liebschaften: Vielleicht ist was dran?
vielleicht hat der mann ja einfach recht?
Gefährliche Liebschaften: spannungsvolle Distanz
Die hier nachzulesenden Verrisse der Presse sind in ihrer Heftigkeit nicht nachvollziehbar und undifferenziert. Dank gilt der Nachtkritikerin und der tazlerin für genaueres Hinschauen. Die Hasenkostüme des Anfangs sind offenbar ein so grelles Zeichen, dass die meisten Kritiker nach dem Anschauen der Vorstellung sich nur noch daran erinnern können.
Ich würde zwar auch sagen, dass die Hasenkostüme eher kontraproduktiv waren, aber - durch die Kritiken darauf vorbereitet - konnte ich sie in der dritten Aufführung auch so schlimm nicht finden. Schwerer wiegt in meinen Augen, dass die Aufführung darin einen großen dramaturgischen Makel hat, dass sie ziemlich beliebig drei Texte mischt. Heiner Müller wirkt hier wie eine pflichtgemäße Übung. Und vor allem der der Verfilmung zugrunde liegende Hampton-Text ist einfach ziemlich platt in seiner Boulevardisierung und seinem billigen Psychologismus. Mit diesem Text konnten die meisten Schauspieler so ziemlich gar nichts anfangen, und nicht zuletzt Constanze Becker spielt so schlecht und uninspiriert wie nie.
Aber immer wenn der Originaltext von Choderlos ins Spiel kommt, wird es spannend. Die Schauspieler können diese Sprache auskosten und sich gleichzeitig in spannungsvolle Distanz zu ihrem Raffinement setzen. Meike Droste, aber auch Wolfram Koch machen das in den entsprechenden Szenen sehr gut (aber auch Koch stürzt - Hampton im Munde führend - regelmäßig ab). Hätte die Aufführung eine kluge, nur auf Choderlos setzende Textfassung benutzt, hätte sie sogar die Häschenkostüme ausgehalten.
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