Allein unter Ostlern

4. Februar 2009. Zwanzig Jahre Mauerfall dies Jahr. Zeit, sich zu erinnern. Wie wir – die Wohngemeinschaft bestand aus drei befreundeten StudentInnen – in Moabit dem Schabowski zusahen oder wenn nicht dem Schabowski, dann den Folgen seines Zettelablesens. War schnell klar an diesem Abend, was folgen würde: Viel Betrieb von Ost- nach Westberlin.

War dann auch so. Nur die Lise, mit der ich zu leben versuchte, ging damals in der Nacht, als die Mauer fiel, mit einem Kollegen von West- nach Ostberlin. So ziemlich als Einzige. Ich ging ins Bett. Schlecht gelaunt wegen dieses Remmidemmis. Später gehörte ich doch zu den Wendegewinnern. Als Dramaturg in Schwerin war ich 1991 fast allein unter Ostlern. Außer mir gab es nur den Intendanten, der kam aus Trier und war bald wieder auf und davon. Ich blieb vier Jahre. Der Staat war einer, seine Menschen nicht. Eine Sprache mit zwei Bedeutungen wurde in der Schweriner Kantine gesprochen. Ein weites Feld. Wie es damals zur Wendezeit in Mecklenburgs Hauptdorf aussah, wie es am Theater zuging, wo die Spitzel im Ensemble noch nicht entdeckt waren und wo der berühmte Christoph Schroth seine Koffer packte, um ans Berliner Ensemble zu wechseln, wie es zuging in den letzten Monaten der DDR kann man derzeit im Blog 89 von Sylvia Krupicka nachlesen, einer ehemaligen Regieassistentin in Schwerin, die wie so viele zwischen Berlin, Hauptstadt der DDR, und Schwerin, Hauptstadt des Bezirks Schwerin, pendelte.

(jnm)


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