Witz, komm raus!

1. April 2009. Weil in deutschen Theatern, zumal bei der Uraufführung zeitgenössischer Stücke, offenbar zu wenig gelacht wird – von Seiten der Theaterkritik hatte zuletzt der Berliner Tagesspiegel die Komödienkrise ausgerufen –, schicken sich die um Gegenwartsdramatik besonders bemühten Institutionen immer wieder an, die Federn der Autoren irgendwie von außen zum Witz hin zu spitzen.

So hatte die Berliner Schaubühne bereits im letzten Mai zum Komödienwettbewerb "Deutschlands missratene Kinder" geladen, aus dem David Gieselmann mit Die Tauben als strahlender Sieger hervorging (von der kürzlich geleisteten Uraufführung hört man, dass sie tatsächlich – sogar für manch gestrengen Kritiker – jede Menge Anlass zum herzlichen Losprusten bietet).

Die neueste Hilfestellung in Sachen Humor hat sich nun der Heidelberger Stückemarkt ausgedacht. Zweifelsohne beeinflusst von Vorjahressieger Philipp Löhle sollen die acht Teilnehmer der Festival-begleitenden Schreibwerkstatt zur Erarbeitung dramatischer Texte für junge Autoren zwischen 16 und 30, die Löhle anleiten wird, anhand von humoristischen Arbeitsproben ausgewählt werden: Verlangt werden eine "Komische Szene" und der "Lieblingswitz des Bewerbers".

Dass das Theater Heidelberg (bis heute Mittag) auf seiner Homepage noch mitteilte, Einsendeschluss sei der 31. März, während der Theaterkanal bereits den 15. April angab (mehr zur Ausschreibung findet sich hier), also die Frist mutmaßlich verlängert wurde, spricht nicht gerade dafür, dass man in Heidelberg bisher von den Bewerbungen komisch gesinnter Jungautoren überrollt worden ist.

Kleiner Scherz am Rande: Einer der für den Stückemarkt-Preis Nominierten ist übrigens – man möchte es kaum glauben – Oliver Scherz, Jahrgang 1974. Der ausgebildete Schauspieler hat jetzt sein erstes Theaterstück geschrieben: "Im engsten Kreis", laut Ankündigungstext ein "dichtes, am Well-made Play und am Fernsehrealismus geschultes Stück" über einen familiären Eklat auf dem 80. Geburtstag des Familienoberhaupts – klingt irgendwie nach Dogma-Film, was ja auch nicht unbedingt ein lustiges Genre ist.

Namens-Witzeleien verbieten sich übrigens ja eigentlich von selbst. Nur heute machen wir eine Ausnahme, es ist schließlich der 1. April.

(ape)


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