Viel Jetzt. Viel Stadt.

von André Mumot

Hannover, 23. April 2009. Also an Motivation mangelt's schon mal nicht. "Wir sind ein starkes Team, in dem sich jeder hochgradig mit der Stadt identifizieren soll und will." So spricht der neue Intendant und meint Hannover. "Dies hier soll zu einem wirklich unverwechselbaren Theaterort werden."

Lars-Ole Walburg, von 2003 bis 2006 Schauspieldirektor am Theater Basel, sitzt mit strenger Brille, umringt von diversen Dramaturginnen und Dramaturgen, vor versammelter Presse und spricht von neuen Zeiten. In denen man vor allem die lokale Identität pflegen möchte – wieder mehr Stadttheater, heißt das und klingt durchaus selbstbewusst. Keine Großregisseure, sondern Förderung junger Talente, die dann "aber auch viel Verantwortung übernehmen müssen". Und bei den Schauspielern gilt: "Erst kommen die Festen, dann die Gäste". Was sich fast reimt, und worauf Walburg nur schnell hinzufügen muss: "Also einen Gast gibt es, das ist die Sandra Hüller, die wird den Parzival spielen". Die kennt er aber schon aus Basel, und das ist ja quasi Familie.

Ansonsten gibt es bald noch eine weitere Spielstätte, die "Cumberlandsche Bühne", auf der eben noch die Pressekonferenz stattfindet, und in der dann in Kürze das neue Spezialgebiet ausgiebig zu Aufführungen gelangen soll: Die Gegenwartsdramatik. Denn Walburg findet, dass viele brennend heiße Themen erst noch aufgeschrieben werden müssen. Was nun geschieht. Um Schulamoklauf wird es gehen, auch um das Schicksal eines arbeitslosen Hannoveraners, der sich auf einem Pfahl zu Tode gehungert hat. Und Robert Thalheim und Kolja Mensing basteln gerade an einem Doku-Stück über die Kontroversen beim Bau einer deutschen Moschee. Auf Hannover kommt sehr viel Gegenwart zu – und sehr viel Hannover. Wenn nicht alle miteinander so ärmelhochgekrempeltes Motivationsglück ausstrahlen würden – man könnte es glatt für eine Drohung halten.

Hier geht's zum neuen Ensemble und den Premierenplänen des neuen Schauspiels Hannover.

 

Kommentare  
Neustart Hannover: ohne Kühnel in Köln
Na, wenn der Kühnel mit seiner Clique jetzt Hausregisseur in Hannover ist, bleibt ja zu hoffen, dass er uns in Köln erspart bleibt.
Unglaublich auch, an wievielen Häusern man den selben Abend (Helden des 20. Jahrhunderts) noch unterbringen kann.
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