Krisen-Reprisen

von Stefan Bläske

Wien, 10. Mai 2009. Es gibt nur eine, die die Finanzkrise erklären kann und die sogar Verständnis hat. Es ist die Nagelstudioinhaberin. Sie bietet dem Sparkassenangestellten an, sich seiner Nägel anzunehmen, denn ein gepflegtes Äußeres sei in der aktuellen Situation besonders wichtig. Wie nett sie zu ihm ist, wie fingerfertig und verständnisvoll. Man ahnt es, sie will tatsächlich nur sein Bestes: sein Geld bzw. einen Kredit. Denn die Finanzkrise ist inzwischen auch in Riesenbutzbach angekommen.

"Utzbach wie Butzbach" steht seit Thomas Bernhard als Chiffre für eine misslingende Weltkomödie und die Selbstüberschätzung eines "Theatermachers". In den Rosenhügel-Film-Studios in Wien haben nun Musiktheatermacher Christoph Marthaler und Bühnenbildnerin Anna Viebrock "Riesenbutzbach" in Szene gesetzt, Riesenkrise inklusive. Besitzstandswahrer werfen sich schluchzend auf ihre Möbel, bevor diese unter den Hammer kommen, streicheln Tischbeine und verwandeln Last- in Lustobjekte, aber es nützt alles nichts, eins nach dem anderen wird abgebaut und abgeholt.

Carpitalismuskritik

Und weil Jammern zu jeder guten Krise gehört, stimmen die Butzbacher kräftig mit ein und lamentieren über Überproduktion, Kapitalismusakkumulationen, finanzkapitalistische Fiktionalisierungen und Angstinszenierungen – das klingt angestrengt und, ja, fast wie bei René Pollesch oder Volker Lösch (man verzeihe den selben Atemzug). Unklar bleibt, ob Marthaler nun macht, was alle machen, oder diese Szenen ironisch gemeint sein sollen, als Pollösch-Persiflage?

Für Text und Dramaturgie zeichnet sich Stefanie Carp verantwortlich, und die Schauspieldirektorin der Wiener Festwochen scheint es durchaus ernst zu meinen mit der Kulturkritik. So wird die Eigenproduktion damit beworben, dass sich die Bewohner Riesenbutzbachs für Repräsentanten einer wichtigen Kultur halten und die Inszenierung die Basis und Praxis dieser (also unserer) Kultur hinterfragen wolle. Das klingt nach einem spannenden Vorhaben – nur dass sich die Festwochen freilich selbst für Repräsentanten einer wichtigen Kultur halten oder dafür gehalten werden können, ganz gleich wie kritisch die Texte sind, die sie präsentieren.

So ist die Inszenierung dort am stärksten, wo sie auf eine zeigefingernde "Carpitalismuskritik" verzichtet und die Fragen und Probleme weg von der Finanzkrise hin ins Allgemeine, Menschliche zieht. Wenn die Möbel nur noch Stellvertreter sind für eine Trennung von Liebgewonnenem, und wenn diese materiellen Bindungen etwa mit Heinrich Heine beleuchtet bzw. karikiert werden: "Ich hab im Traum geweinet, / Mir träumt', du verließest mich. / Ich wachte auf, und ich weinte / Noch lange bitterlich."

Der Ort, der alles zugleich ist

Es sind wie so oft vor allem wunderschöne Töne und Bilder, mit denen Marthaler/Viebrock – selbst in humorvollen Slapstickeinlagen – eine leise Traurigkeit erzeugen. Da behält sogar ein alberner Kabelsalat-Kampf (von Raphael Clamer) einen Rest an Melancholie. Lars Rudolph bläst so lange in die Trompete, bis er in Ohnmacht fällt, und Christoph Hombergers alter Mann ist so erschöpft, dass er nicht einmal mehr in Alban Bergs "Nichts als schlafen! Kein Erwachen" einstimmen kann, seine Einsätze sind – höchst berührend – nur noch ein Impuls zum Luft holen.

Luft, vor allem frische, ist das Sehnsuchtsmotiv des Abends. Über allem prangt, naserümpfend und in Beton gegossen, die Inschrift "Institut für Gärungsgewerbe", darunter der Ort, der alles zugleich ist, Wohn- und Schlafzimmer, Firma, Möbellager, Sparkasse. Balkone, Straßenlaternen und Garagen wirken – deplatziert im Hausinnern – zugleich verspielt und unheimlich wie in den Arbeiten Frank Kunerts, eine ganz geordnete und dabei doch verkehrte Welt. Ein bisschen häuslich ist es, wenn überhaupt, nur in den Garagen, und da prangt die Warnung: "Vorsicht Vergiftungsgefahr!"

Dicke Luft in den hinteren Rängen

Dennoch sitzen die Bewohner am Ende zusammen in den Garagen und singen mehrstimmig aus Beethovens Fidelio: "O welche Lust, in freier Luft den Atem leicht zu heben!" Das klingt so frei und leicht, und bleibt doch immer auch bedrückt, die Stimmen mehr gefangen als fidel, die Garagentore werden geöffnet und wieder geschlossen, der Gesang schwillt an und ab. Marthaler treibt die Abschlussszenen auf die Spitze, bis es ungeduldige Premierengäste gleichfalls verlangt, befreit zu werden und sie versuchen, klatschend das Ende einzuleiten. Wann ist Schluss? Es könnte immer noch weitergehen …

Eine Frau in den hinteren Rängen, wo die Luft besonders schlecht ist, kollabiert, sie wird nach der Vorstellung mit Blaulicht davongefahren. Alle anderen atmen durch, nach zweieinhalb Stunden wieder im Freien. Das war wirklich dicke Luft im Krisen-Riesenbutzbach, und insofern eine treffliche Inszenierung: Mit Marthalers üblichen Zutaten aus leisem Slapstick, musikalischen Leckerli und Reprisen bis zum Umfallen. Ein bisschen gären freilich muss es noch.

 

 

Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie
von Christoph Marthaler und Anna Viebrock

Uraufführung / Eine Produktion der Wiener Festwochen in Koproduktion mit Napoli Teatro Festival, Hellenic Festival, Festival d’Avignon, Dialog-Wroclaw, Theater Chur, Festival/Tokyo.

Inszenierung: Christoph Marthaler, Bühne: Anna Viebrock, Kostüme: Sarah Schittek, Musikalische Leitung: Christoph Homberger, Dramaturgie/Texte: Stefanie Carp.
Mit: Marc Bodnar, Raphael Clamer, Bendix Dethleffsen, Silvia Fenz, Olivia Grigolli, Christoph Homberger, Ueli Jäggi, Jürg Kienberger, Katja Kolm, Bernhard Landau, Barbara Nüsse, Sasha Rau, Lars Rudolph, Clemens Sienknecht, Bettina Stucky.

www.festwochen.at

 

Mehr lesen? Christoph Marthalers Das Theater mit dem Waldhaus wird gerade beim Berliner Theatertreffen nicht gezeigt (hier eine Reminiszenz), dafür kann man in Basel Anna Viebrocks Die Bügelfalte des Himmels hält für immer und in Köln ihren Letzen Riesenalk sehen.

 

Kritikenrundschau

"Ein großer Abend!" schreibt Ronald Pohl in der Wiener Zeitung Der Standard (12.5.2009) über Marthalers "erschütternd schönes Requiem auf eine Gesellschaft, die von ihren eigenen, zyklisch auftretenden Finanzkrisen innerlich aufgefressen wird". 'Riesenbutzbach' erinnert ihn um ein vielfaches wehmütiger als andere, "womöglich brillantere Marthaler-Revuen" an die Zeitlichkeit unserer sogenannten "Zivilisation". Denn davon handelt diese "enervierend langsame Zustandsbeschreibung einer Gesellschaft in Auflösung" aus seiner Sicht: "Das Geld ist alle, die Decke der Kultur bricht ein."

Nur mäßig zufrieden zeigt sich Christopher Schmidt in der Südeutschen Zeitung (12.5.2009). Denn aus seiner Sicht findet Marthaler in den ersten beiden der insgesamt fast zweieinhalb Stunden des Abends für die Krise "nur unspezifische Bilder, Melodien und Haltungen als Passepartout für beliebige Inhalte", "Marthaler Classics" eben. Womit für Schmidt sich das Marthaler-Theater paradoxerweise als absolut krisensicher erweist: "Hier war Scheitern immer schon ein bisschen schöner", und Jongleure und Bankrotteure des Lebens hätten schon von jeher Marthalers Stücke bevölkert. Erst im letzten Drittel verdichte und verdringliche sich der Abend - insbesondere in der Modenschauszene, in der "harte Realität mit der Scheinwelt des Glamours" gekreuzt werde, um den sozialen Abstieg im Zeitraffer zu zeigen. "Ein Balanceakt auf der Kreditlinie, darunter der Abgrund."

Mit Begeisterung hat Ulrich Weinzierl in der Tageszeitung Die Welt (12.5.2009) die Abend aufgenommen. Besonders hat ihn Marthalers subtile Sozialkritik beeindruckt, die selbst noch den ideologischen Jargon der Sozialkritiker hinreißend zu dekonstruieren verstehe. Eine Andeutung genüge, und "die Wahrheit springt uns ins Gesicht. In allen Dingen schlummert ein Lied, das auf Erweckung durch Marthaler wartet, auf seine Kunst der Fuge: Quietschende Türen, rülpsende Mägen, Scharren und Kratzen ergeben zuweilen eine Symphonie von melodiösem Missklang." Selbst Schumann und Schubert, Monteverdi, Mahler, ein sentimentales Wienerlied würden hier szenisch dekonstruiert, und mit anderem, abgründigem Sinn versehen, wodurch sie für den Kritiker "überwältigende Aktualität" erhalten. Das hat für ihn auch, "bei aller Komik zwischendurch, mit Parodie nicht das Geringste zu tun." Vielmehr handele sich um den klassischen Fall einer Kontrafaktur. "Im Grunde eignet sich zumindest punktgenaue Satire keineswegs zum unbeschwerten Lachen, allenfalls zu dem, das im Halse steckt und würgt."

Nicht wirklich hintergründig und entlarvend ist dieser Abend für Stephan Hilpold vom Zürcher Tagesanzeiger (12.5.2009), denn Marthaler spielt darin aus seiner Sicht die Krise klein. Der Abend sei letzlich eine Parade modischer Tristesse, befindet er in Anlehung an das Bild am Ende, wo auf einem alten, als Laufsteg fungierenden, abgewetzten Teppich von den Marthaler-Schauspieler-Models farblich wunderbar abgestimmtes "tristes Grau, dumpfes Braun und welkes Grün" präsentiert werde. Nur einmal dürfe jemand eine rote Jogginghose vorführen. So gross das Thema auch sei, bedauert der Kritiker, so zahm sei Marthalers sein Zugriff. Möglich aber auch, räumt er strafmildernd ein, dass man sich einfach schon zu sehr an den nostalgischen Theaterkosmos von Christoph Marthaler gewöhnt habe: "an seine Schönheiten, die vergessen machen, von welchen Gemeinheiten sie erzählen" würden.

Christina Kaindl-Hönig lobt in der Basler Zeitung (12.5.2009) das "fein gesponnene Geflecht" aus Musiktheater und Texten zum Ende des Neoliberalismus samt seinem "surreal-realitätsnahen Irrwitz". Hat er ihr doch den Weg der Gesellschaft "von der mentalen Leere bis zum Zusammenbruch" höchst sinnlich vor Augen geführt.

"Grosse, liebevoll-bösartige Kunst", sieht Barbara Villiger-Heilig in der Neuen Zürcher Zeitung (12.5.2009) in diesem "Musikstück über die heutigen – und ewiggestrigen – Menschen, wie sie menschlicher nicht sein könnten." Das Politische quelle "wie nebenbei aus dem skurrilen Treiben" unterhalb des Bühnenportals, auf dem in Majuskeln die Inschrift "Institut für Gärungsgewerbe" prangt. Was gäre, so die Kritikerin, sei "wieder einmal die latente Besorgnis der verarmten Leute um ihre wirtschaftlichen Verhältnisse." Mit steinerner Miene sieht sie also Barbara Nüsse im Kreis der schweigenden, gähnenden oder wie auf Kommando ein bunt bestrumpftes Bein aussteckenden Frauen – "Verhärmte Gesichter, böse Zungen; hinterhältiger Klatsch, verballhornte Sprichwort-Weisheiten." Die Aufführung trete mit "messerscharfem Zynismus" und "schmerzhaft zweischneidigen" Blödeleien an. "Die Komik macht Ernst: Fertig lustig, auch wenn gelacht werden darf."

Als "komisch, herz- und sinnbewegend " feiert Gerhard Stadelmaier Marthalers Wiener Auswegslosigkeitsrevue in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (12.5.2009). Und vor allem als großes Theater über die Krise, das anderswo billig "mit antikapitalistischen Zeigefingern auf das große Ganze" deute, während Marthaler einfach nach den Opfern schaue. Seine 'Riesenbutzbach'-Insassen seien die "Gefangenen von verbrecherischen Umständen", für die sie nichts könnten oder aus denen sie, wie der 'Besorgte Mann am Telefon', die verbrecherischen Konsequenzen ziehen würde. "Sie rechten mit dem Schlimmsten, aber singen das Beste. Sie blasen wie Lars Rudolph, der einen stieren, wahnsinnigen Klein-Maniak gibt, auf der Trompete bis zum Umfallen. Sie geben den Gefangenenchor aus dem "Fidelio", als wollten sie dieser Sonnenlichtmusik nie mehr entkommen. Sie intonieren zart-geheimnisvoll das Finale aus Mahlers Achter und wissen herrlich enharmonisch sich verzweigend: 'Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis', wobei sie zu einer rostigen Innenhoflaterne hochschauen, als leuchte in ihr der Gral. Sie haben nicht mal mehr einen Namen für sich, der sich in die 'Happy birthday'-Schwachsinnsmelodie als Gratulationsziel einsetzen ließe. Sie stocken panisch davor, sich zu benennen. Sie haben nur noch Töne. Einer Verzweiflungsmusik."

Unzufrieden ist dagegen Norbert Mayer von der Wiener Tageszeitung Die Presse (12.5.2009), der unter anderem über den Dauereinsatz abgenutzter Marthaler-Theatermittel klagt. Ausstatterin Anna Viebrock habe sich wirklich bemüht, die hässliche Welt von gestern zu zeigen, inklusive riesiger Straßenlampen.geblümter Tapeten und zerschlissener Läufer. "Marthaler führt uns in einen Kerker, aus dem die Vernunft verbannt ist. O welch Frust herrscht dort! Die Luft reicht kaum zum Atmen." 'Riesenbutzbach' sei die Chronik eines kontinuierlichen Abstiegs. Leider gelte dies aber auch für die Inszenierung, die augenscheinlich als Theater über die globale Krise intendiert gewesen sei, aus Mayers Sicht aber vielmehr das postmoderne deutschsprachige Theater in der Krise zeigt. Marthaler setze diesmal exzessiv das Mittel der Selbstparodie ein. "Solche Reflexion wird aber, selbst wenn sie sich mit Hermetik schützt, sehr rasch sehr langweilig. Das können raffinierte musikalische Verfremdungen und zuverlässig ihre Eigenheiten pflegende Schauspieler nicht verhindern."

Gut findet Sven Ricklefs im Deutschlandfunk (11.5.2009) den Abend dort, "wo er unter den abstrusesten Umständen von Angst und den unsichtbaren Zeichen der Krise zu einer Gemeinschaft im Gesang führt". Und gut sei er auch dort, wo es stumm bleibe, "wo es ein Marthalerisches Absurdistan ist aus diesen Alltagsfiguren und ihren Verhaltensweisen, die immer ein ganz klein wenig neben der Spur laufen." Trotzdem verliert das Stück aus seiner Sicht auch, und zwar immer dann, wenn es direkt die Krise benennt. Denn die Benennung wirkt auf Ricklefs "nur plakativ" und tut dem Abend seiner Ansicht nach "nicht wirklich gut, der erst zum Schluss wieder an Fahrt gewinnt, wenn Marthaler seine Schauspieler in einer Art Krisenmodenschau auf den Laufsteg schickt. Und wenn dann bei jedem Auftritt die Pullover immer ein wenig kürzer und die Trainingshosen immer ein wenig hilfloser werden, dann weiß man wieder, dass man doch im richtigen Theater war."

Für Stephan Hilpold (Frankfurter Rundschau, 14.5.2009) ist die "Parade modischer Tristesse" am Ende des Abends "der Höhepunkt eines zweieinhalbstündigen Durchhalteprogramms". Marthaler hat sich der Wirtschaftskrise angenommen, "und was dabei herauskommt, ist ein Abgesang auf die bürgerliche Wohlstandswelt". Die Wohlstandskultur aber "existiert bei Marthaler nur mehr in Rudimenten". "Der Entschleunigungs-Regisseur zeigt eine Welt, in der die Hoffnungen verloren gegangen sind. Seine in der Dramaturgie eines Liederabends gehaltene Inszenierung versucht sich an einer Phänomenologie der Krise." Doch "so groß das Thema, das sich der Schweizer diesmal gewählt hat, so zahm ist sein Zugriff". Butzbach steht bei ihm "für die Schrebergartensiedlung in uns allen. Marthaler bricht den globalen Kehraus gewissermaßen auf die Verwerfungen in der guten Stube runter". Marthaler "spielt die Krise klein".

 

Kommentare  
Marthaler beim Theatertreffen: eine Unverschämtheit
wahrscheinlich war das eine sehr schöne inszenierung. aber die akustik war eine katastrophe. man hat in den oberen reihen praktisch nichts verstanden, die atmosphäre war da komplett weg. dass hinterher der intendant sartorius den "tollen raum" lobte, ist eine farce. wahrscheinlich hat in der ersten reihe gesessen, oder einfach eine der üblichen kulturpolitischen blasen abgelassen. nach einem pop-konzert würde man sein eintrittsgeld zurückverlagen. eine unverschämtheit.
Marthaler beim Theatertreffen: klemmende Tresore, but staying alive
Ich habe jetzt erst das Fazit von Rüdiger Schaper zum Theatertreffen vollends zu Ende gelesen. Wo hat er seinen sonst so scharfen Verstand verloren? Sieht so seine neue Form der Selbstreflexion aus?
Ich will hier nur noch mal eine Lanze für Christoph Marthaler und Anna Viebrock brechen, da die hier in Berlin doch etwas untergegangen zu sein scheinen. Den Rest von Herrn Schapers Reflexionen vergesse ich lieber ganz schnell, sonst kriege ich noch nachträglich die Krise.
Die "ewige Verblödungs- und Verödungsmasche", Figuren, die "bemüht schlaff und maulfaul und lächerlich gekleidet ihre und unsere Zeit totschlagen", das ist also sein Eindruck von Riesenbutzbach? Das geht doch nun wirklich nicht. Was hat er eigentlich erwartet?
Mein Erlebnis dieser Inszenierung liegt zwar schon etwas zurück, ich sah das Stück bei den Wiener Festwochen im letzten Jahr, aber es ist für mich nach wie vor so präsent, als wenn es gestern gewesen wäre. Es ist eben wie immer ein typischer Marthaler-Viebrock-Abend und die haben nie ein großes Brimborium gebraucht um ihren feinen Charme zu versprühen.
Es wird dem Nachbarn direkt übern Gartenzaun geschaut. Wir sehen die Mittelschicht beim Abstieg, beim leisen Goodby-Gesang aus der Konsumwelt. Der Tresor klemmt am Anfang und zum Schluss werden die Möbel abgeholt. Das geht halt heute ohne großes Aufhebens mit der Musik von Schubert, Schumann und Beethovens Fidelio. Wir wollen ja bittschön kulturvoll vor die Hunde gehen. Da schwingt jede Menge feine Ironie und a bisserl Melancholie mit, und wenn man schon glaubt alles scheint verloren, dann kommt der Kleinbürger mit viel Schmäh und den Bee Gees zurück. We are "Staying Alive".
Volksbühne, Medea: die falsche Schwarzhaarige
@ Flohbär
Betrifft junge Frau mit schwarzem Haar.
Also entweder Sie meinen Silvia Fenz, die junge Dame hat bereits Marthaler- und Volksbühnenerfahrung (u.a. Kasimir und Karoline) oder Olivia Grigolli (Volksbühne, Maxim Gorki Theater). Ich vermute aber eher erstere. Googlen Sie selber mal.
Volksbühne, Medea: die richtige
Sorry, Fehler vom Amt, da wird sich Frau Fenz aber freuen, oder auch nicht wegen der schwarzen Haare.
Ich meine natürlich Katja Kolm. Eindeutig.
Riesenbutzbach: interessante Ausstrahlung
@ Stefan:
Ja, Katja Kolm ist richtig.
Nein, ich werde ihr keinen Heiratsantrag machen, mir geht es nur ums Theater. Mir fiel ihre Art des Spielens auf, vielleicht fehlt ein bisschen die ätherische Komponente, damit zur Bodenständigkeit ihres Wesens ein Gegenpol gebildet wird. Sie hat eine sehr interessante Ausstrahlung. Aber das ist Geschmacksache.
In der Volksbühne habe ich von Marthaler nur „Die Fruchtfliege“ gesehen, da war sie nicht dabei.
Natürlich müsste ich mich Ihnen jetzt in irgendeiner Form erkenntlich zeigen. Anonym geht das leider schlecht.
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