Rolf Hochhuth erwirkt einstweilige Verfügung gegen Claus Peymann
Peymann geht der Huth hoch
17. Juli 2009. Der Dauerstreit zwischen BE-Intendant Claus Peymann und seinem Vermieter, dem Dramatiker Rolf Hochhuth, geht in die nächste Runde. Wie verschiedene Medien melden, hat Rolf Hochhuth gegen Peymann nun vor dem Berliner Landgericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, dass er aus Anlass des 95. Jahrestags des Beginns des Ersten Weltkriegs am Schiffbauerdamm sein Stück Sommer 14 mit Arbeitslosen inszenieren darf.
Claus Peymann hatte das Stück bei Hochhuth einst höchstselbst in Auftrag gegeben. Allerdings noch als Intendant des Wiener Burgtheaters, wo er "Sommer 14" dann zum 75. Jahrestag des Kriegsausbruchs 1989 uraufführte. Zehn Jahre später wechselte er ans Berliner Ensemble, das Mieter im Theater am Schiffbauerdamm ist, welches wiederum Rolf Hochhuths, nach seiner Mutter benannter "Ilse-Holzapfel-Stiftung" gehört, die das traditionsreiche Haus in den Wendewirren von den Wertheim-Erben erworben hatte, an die das von den Nazis "arisierte" Haus restituiert worden war.
Stiftungszweck ist die "selbstlose Förderung von Kunst und Kultur", wie im Stiftungsregister beim Stuttgarter Regierungspräsidenten nachzulesen ist. Daneben verfolgt die Stiftung auch "mildtätige Zwecke", speziell die Unterstützung "bedürftiger jüdischer Waisenkinder (insbesondere aus dem Erlös der Aufführungen von Rolf Hochhuths Trauerspiel 'Der Stellvertreter')" zu denen das Berliner Ensemble ebenfalls per Mietvertrag verpflichtet ist.
Der Mietvertrag berechtigt Hochhuths Stiftung auch dazu, dem Berliner Ensemble in den Theaterferien eine selbstfinanzierte, eigene Arbeit anbieten zu können – ein Paragraf, den die Kombattanten unterschiedlich auslegen. Während Peymann in diesem Jahr das Recht für sich in Anspruch nahm, Hochhuths Angebot aus betriebsinternen Gründen abzulehnen, hält Hochhuth diesen Paragrafen im Mietvertrag per se für bindend. Das Berliner Landgericht gab ihm nun recht, und Hochhuth kann jetzt, dem Stiftungszweck entsprechend, völlig selbstlos mildtätig sein und mit Arbeitslosen sein Stück inszenieren.
Seit Jahren stehen sich Peymann und Hochhuth wegen des unseligen Mietvertrags mit wachsender Feindschaft gegenüber. 2007 hatte Hochhuth, der als steinerner Gast bei keiner BE-Premiere fehlt, dem Berliner Senat nahegelegt, die Ära Peymann wegen künstlerischer Stagnation zu beenden und den wagemutigen Vorschlag unterbreitet, für Peymanns Nachfolge ein Dreierdirektorium aus Katharina Thalbach, Christoph Schlingensief und Amina Gusner zu benennen.
(sle)
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Versonnnene Grüße...
Ohne Frage: Peymann besitzt einen gnadenlos schlechten und verängstigten Charakter und verpesstet damit das gesamte künstlerische Potential des Hauses, das allein vom alten Glanz und guter PR lebt. Gutes Theater sieht anders aus, bin gespannt, was Hochhuth auf die Beine stellt.
Wie kann ein guter Autor so tief sinken..?
Nunja, es gibt Schlimmeres..
Gähn.
Sternzeichen vom Peymann kenne ich leider nicht (habe sein Geb.Datum nicht, vielleicht kann jemand Info geben!)
In dem Beitrag von der Abendschau (rbb) über die Sache, waren Äußerungen von dem sympathisch wirkendem Tattergreis Hochhuth wie "Herr Peymann ist die Unehrlichkeit in Person" wirklich sehr witzig. Aber als er von einer "Schwarzen Kasse" sprach, die vom Dramaturg Beil zum Einsatz kommt, wenn keiner mehr in der Kassenhalle ist, um die Restbestände aufzukaufen, um damit wiederum den Ruf zu wahren - das BE hätte die beste Auslastung von allen Berliner Theatern - und so wiederum die hohen Subventionen zu rechtfertigen, welche das BE jedes Jahr dankbar erhält, macht mich schon sehr stutzig. Kurzum: Wenn das stimmt, wenn es dafür Beweise gibt, dann wäre das ein handfester Skandal und müsste Folgen für das BE haben!
Abgesehen davon: Lasst den Hochhuth hochmütig am Ende seines Lebens doch machen. Soll er doch die Theater-Ferien verbringen mit wem und wo er will. Warum nicht in "seinem" Haus?
Der Krebs hingegen (dem nun Peymann zuzuordnen ist, wie ich herausfand) hat ein starkes, sehr ausdifferenziertes Gefühlsleben. Lässt man ihm seinen Raum, wird er ein stabiles Heim aufbauen. Fühlt er sich unverstanden leidet er und greift gelegentlich auf unsaubere Methoden zurück, weil er sich nicht anders zu helfen weiß. Gegenüber dem dominanten Widder ist er viel leichter angreifbar und verletzbar.
Ansonsten könnten die beiden ein tolles Gespann abgeben, partnerschaftlich gesehen, wenn jeweils Rücksicht auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten genommen wird. Kulturell gesehen, ein "Traumpaar".
Soviel aus astrologischer Sicht...
Der Klügere gibt nach!
Aber mein Irrtum mit dem Sternzeichen Peymanns muss korrigiert werden, ich war einer Fehlinformation aufgesessen.
Der Zwilling ist geistig das aktivste und schnellste Sternzeichen, sehr kommunikativ, kontaktfreudig und
intellektuell. Hat "zwei" Gesichter, neigt zu Untreue, Unehrlichkeit, hat hiervon aber eine andere Sicht, da er einfacht viel Abwechlung braucht.
Auch das mag eindimensionale wirken, aber Zwilling und Widder sind eine noch perfektere Paarung (statt Krebs), sie ergänzen sich zu einer Freundschaft, in der (beinahe) nichts fehlt!
Allerdings ist der Zwilling nicht gerade ein Gefühlsmensch, das mag ihn gelegentlich kalt erscheinen lassen.
Um die Aszendenten zu ermitteln, bräuchte ich die genaue Geburtszeit und den Geburtsort.
Hochderoselbenunterthänig ergebenster B.S.
Gleichzeitig meine ich auch, dass auch immer Hermann Beil (wie ein Löwe auf sein Junges) aufpasst, dass alles so richtig läuft und der Mut und die Energie in keine Falle tappen lassen.
Ein unvergessliches Team, das Wien noch heute heftig vermisst.
Ich habe Hochhuth nur zweimal live erlebt. Einmal beim literarischen Kolloquium am Wannsee anlässlich eines Rowohlt-Verlagsfestes. Hochhuth verhielt sich friedlich und höflich. Das zweite Mal im damals noch existierenden Tränenpalast, zu dem ein Kritiker hingeschickt wurde, den ich damals oft begleitete. Nach einer bizarren Einführungsrede einer Tagesspiegel-Redakteurin (Nietzsche soll für über 60 Millionen Tote im 2. Weltkrieg verantwortlich sein, dabei schrieb er in der Zeit des Zündnadelgewehrs, wollte sich zu einem Polen stilisieren und hatte nichts gegen Slawen und Juden) legte der Meister los und verlas Versatzstücke aus seinen Texten. Anschließend wurde diskutiert. Seine Behauptung, dass jede Dynastie 300 Jahre dauert (z.B. Karolinger, Staufer, Medici, Habsburger), negierte ich. Es ging mir nur um die Sache, die Medici beispielsweise hielten sich nicht so lange an der Macht, die Habsburger dagegen wesentlich länger. Hochhuth reagierte gelassen und höflich, ohne jegliche Besserwisserei oder gar Aggressivität. Respekt!
Ich bin wahrlich kein Stammgast im BE, aber dass Beil Restkarten aufkauft, halte ich für einen schlechten Witz. Bei "Gott des Gemetzels" hatte ich etwa Wartenummer 30 und erhielt noch einen Seitenplatz im Rang, der mir ein Viertel der Sicht auf die Bühne raubte. Bei "Mutter Courage" war es ähnlich, allerdings hatte ich die Totalperspektive und war von Schulklassen eingekesselt. Ausgerechnet bei einem der besten BE-Stücke, "Totentanz", konnte ich direkt vor der Bühne Platz nehmen. Ich glaube kaum, dass Beil dann noch im Kassenraum aktiv war.
Lassen wir die beiden sich juvenil gebärdenden älteren Herren doch streiten! Irgendwann sind die Gemüter wieder beruhigt.
Unbegreiflich, weil Berliner Ensembel und Brecht sind bei uns große Namen. Hochuts und Peyman sich besser vertragen, Vietnam schaut auf zu euch.