Zeitreisender, rückwärtsgewandt

von Stefan Bläske

Wien, 27. Juli 2009. Kann er das ernst meinen? Ist es kalkulierte Provokation, ein PR-Gag, oder die Verblendung eines zutiefst reaktionären Menschen, der die Salzburger Bühne und das vermeintlich konservative Festivalpublikum nutzt, um sich als Gloria von Thurn und Taxis unter den Autoren zu profilieren?

Kehlmann polemisiert gegen das sogenannte Regietheater, man schreibt, er rechne damit ab, aber das stimmt nicht. Denn er verrechnet sich ständig. Beherrscht zwar die Worte, aber nicht das Einmaleins des Theaters. Da nützt es wenig, erfolgreich über Gauß romantisiert zu haben. Durchaus vermessen ist es, wie Kehlmann seinen Geschmack als Maßstab ans Theater anlegt. Er schließt mit dem Wunsch, Kunst – also auch Theater – solle "die Wahrheit" aussprechen, die Wahrheit über "unsere von Konvention und Gewohnheit eingeschnürte Natur".

Pikiert wie ein Modedesigner

Dabei ist sein gesamter Text nichts anderes als eine einzige Einschnürung, ein Beharren auf Konventionen, die ihm, dem bekennenden Kristalllusterliebhaber, behagen. Theater kann so vieles! Kann Kult sein und Fest; Maskentheater, durch das die Toten sprechen, oder Jahrmarktbelustigung, Noh, Commedia dell’arte, Kasperlspiel, Biomechanik, Improvisation, Method Acting, Armes Theater oder Medienspektakel … über die Jahrhunderte und Kontinente hinweg entwickelte sich ein reiches, ein breites Spektrum szenischer Vorgänge, aber Daniel Kehlmann interessiert sich nur für eine bestimmte Form: ein Literaturtheater, das dem Autor dient. Klar, er selbst ist ja auch Autor.

Warum er Autor wurde, wissen wir jetzt. Weil man modenunabhängig produzieren kann. Nicht wie im bösen Theater, wo man mit dem Zeitgeist gehen muss und schöne altmodische Inszenierungen unterbunden werden. Ausgerechnet der Bestseller-Autor Kehlmann klingt pikiert wie ein Modedesigner, der wallende Barockkleider näht und sich darüber beschwert, dass niemand sie kaufen will in dieser mistmodernen, 1968er-verdorbenen Gesellschaft. Tief in die Mottenkiste greift Kehlmann, wenn er für "Schiller in historischen Kostümen" plädiert und behauptet, dass die "historisch akkurate Inszenierung eines Theaterstücks einfach nur eine ästhetische Entscheidung ist, nicht besser und nicht schlechter als die Verfremdung".

Lou Reed für das Klopstock-Glücksgefühl

Er hat Recht, es ist eine ästhetische Entscheidung! Aber Historizismus und Verfremdung auf diese Art einander gegenüberzustellen verkennt, dass die vermutlich größte Verfremdung im Theater – ausgenommen vielleicht für einige Rentner und Operngänger, Kehlmann und Horst Köhler – heute durch "historische Akkuratesse" erzeugt würde. Wundert sich Kehlmann, dass ganze Generationen von Schulklassen erst durch Nicolas Stemanns Inszenierung für Goethes "Werther" begeistert wurden (obwohl – oder weil – dabei Würste geworfen werden, igittigitt)? Stemann übersetzt das Klopstock-Glücksgefühl mit Lou Reeds "Perfect Day" ins Heute, das damals neue "Medium" Briefroman mit dem später neuen Medium Video. Nur eine Möglichkeit, Goethe zu dienen?

Wichtiger noch als die inhaltlichen Fragen sind die formalen, ästhetischen. Brecht begriff und beschrieb, dass ein Filmsehender anders liest, anders schreibt. Wie können wir heute, mit der Medienerfahrung von Kino, Fernsehen, Internet (ganz abgesehen von allen anderen historischen Erfahrungen) noch in der Hoffnung auf dieselbe Wirkung dieselben Texte und Kostüme präsentieren wie Shakespeare, Goethe, Schiller? Und haben nicht selbst die schon Stoffe aufgegriffen, abgewandelt, für ihre Zeit und Bühne angepasst? Dramen für die Inszenierung umgeschrieben? Häufig genug in (damals) zeitgenössischen Kostümen gespielt? Warum wäre ein damals aktuelles Kostüm heute durch ein historisches und nicht ein gleichfalls aktuelles wiederzugeben? Etcetera.

Karl Kraus und ich

All diese Fragen behandeln Theaterwissenschaftsstudierende im ersten Semester – historisch weitaus fundierter als hier ausführbar, mit Einflüssen von Zensur, Urheberschutzrecht, usw. auf den Begriff der "Werktreue". Im zweiten Semester langweilt sie das schon. Kehlmann begibt sich mit seiner Rede argumenativ auf Grundschulniveau, lässt sich aber ein gutes Zeugnis ausstellen: von angeblich jedem Beleuchter, der hinter dem Rücken der ahnungslosen Regisseure die Augen verdreht, und von einigen Russen, Polen, Engländern oder Skandinaviern, die so irritiert seien vom deutschen Theater.

Konkret wird Kehlmann bei seinen Zeugen dann doch, er nennt und zitiert Max Reinhardt und Karl Kraus, glaubt sich im Einverständnis mit ihnen. Wir drei, Karl, Max, und ich, verstehen was vom Theater. Apropos: wie gut, dass Karl Marx nun wirklich niemanden mehr interessiert auf dieser Welt. Was? Es gibt eine Inszenierung über "Das Kapital"? Von wem? Rimini Protokoll? Na, das fällt natürlich durch das Kehlmann-Raster. Wie dergleichen einen Dramatikerpreis gewinnen kann, muss ein Rätsel bleiben, überhaupt das Hand in Hand, gar die Personalunion von Autor und Regie (Rimini Protokoll, Pollesch, Petras, etc.).

Dramaturgie des Abhakens

Bei Kehlmann lässt sich dieses Verhältnis nur als Teufelskreis denken, Regisseure gelten leider als Stars, Autoren ziehen den kürzeren, und halten sich darum dann noch mehr zurück. Dass tolle Autoren auch auf phantasievolle Regisseure stoßen können, wie Jelinek auf Stemann, das kommt dem nicht in den Sinn, der so groß von Autoren und so klein von Regisseuren denkt. Dabei braucht gerade gute Literatur eine kreative Form der Übersetzung in die Sprache des Theaters. Aus nachvollziehbaren Gründen werden Inszenierungen gefeiert wie Andreas Kriegenburgs "Der Prozess", der Kafkas Welt mit Bühnenmitteln beeindruckend visualisiert.

Werden Romane hingegen einfach als Story nacherzählt (möglichst "werktreu"?), entsteht, in Barbara Burckhardts Worten, häufig eine platte "Dramaturgie des Abhakens", die der literarischen Vorlage nicht gerecht wird. Als Negativ-Beispiele nennt Burckhardt in ihrem Artikel über "Dramatische Prosa" (Theater heute 11/2008) etwa die Hamburger "Buddenbrooks"-Inszenierung – und die Braunschweiger "Vermessung der Welt". Der Romanautor Kehlmann sollte also durchaus differenzierter von Erfahrungen mit dem Theater und den Schwierigkeiten einer Romanadaption berichten können.

Die Gemeinsamkeiten von Bett und Bühne

Aber wir lernen nichts über Theater in dieser Festrede, wenngleich Daniel aus voller Kehle doziert. Die Chefdozentin der deutschen Theaterwissenschaft, Erika Fischer-Lichte, hat bereits vor einem viertel Jahrhundert formuliert, dass die (von Kehlmann geforderte) Werktreue bzw. Adäquatheit "nicht im Sinne einer faktischen Beziehung zwischen Drama und Inszenierung definiert und verwendet werden kann", es handele sich nur im einen "subjektabhängigen Deutungs- und Wertungsprozess".

So, und nur so lässt sich Kehlmann lesen. Er wertet, ganz subjektiv. Teilt uns festlich mit, dass er nun mal Reihenhäuser mag, konservative Parteien und Privatschulen, und eben Historienromane und Theatermuseen. Auch führt er aus, er habe als Kind natürlich nichts mit dem Wort "Prostitution" anfangen können, sehr wohl aber mit "Bürgerlichkeit".

Was interessieren solche Aussagen bei der Eröffnung eines Theaterfestivals? Und was bedeuten sie? Für das Theater jedenfalls nichts Gutes. Denn bürgerliches Theater wie Kehlmann es begreift und fordert ist eines, das in ganz besonderem Maße von Konventionen und Gewohnheiten eingeschnürt ist.

Statt als bürgerliches, könnte man Theater besser als eines der Prostitution begreifen, im Sinne von George Tabori, der einst die Gemeinsamkeiten von "Bett und Bühne" betonte. Dort wären dann wieder Menschen, die Lust und Liebe machen. Die sich und einander begegnen. Berühren. Und nicht nur an die Decke auf den glitzernden Kristallluster starren.


Mehr lesen? Die Debatte um Kehlmanns Salzburger Rede haben wir hier zusammengefasst.

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Kommentare  
Daniel Kehlmann: Wettbewerb für Kommentatoren
Schade. daß nachtkritik auf Kehlmann nur so eine hohle, widersinnige, ungenaue Polemik antworten läßt. Eine Polemik, die genau jene Klischees der Diskussion reproduziert, die Kehlmann zu vermeiden sucht.
Man kann gar nicht auf alle Mißverständnisse und Dummheiten eingehen, aber nur ein Beispiel:
"Er (Kehlmann) wertet, ganz subjektiv. Teilt uns festlich mit, dass er nun mal Reihenhäuser mag, konservative Parteien und Privatschulen, und eben Historienromane und Theatermuseen." Schreibt der Polemiker. Aber Kehlmann spottet ja gerade über die Reihenhausbesitzer, die konservative Parteien wählen und so weiter, diese "Linken", denen eben nur Theater bleibe für ihren Schrumpfdiskurs a la Volker Lösch. Kehlmann ganz unmißverständlich:
"Denn wer ein Reihenhaus bewohnen, christlich-konservative Parteien wählen, seine Kinder auf Privatschulen schicken und sich dennoch als aufgeschlossener Bohemien ohne Vorurteil fühlen möchte - was bleibt ihm denn anderes als das Theater? In einer Welt, in der niemand mehr Marx liest und kontroverse Diskussionen sich eigentlich nur noch um Sport drehen, ist das Regietheater zur letzten verbliebenen Schrumpfform linker Ideologie degeneriert."
Warum veröffentlicht nachtkritik.de so einen unterirdischen Aufsatz? Sommerloch?
Schade. Eine kontoverse Diskussion jenseits der Klischees von "Werktreue" und "Aktualisierung", wie Kehlmann sie anzustoßen versucht, wäre interessant, aber vielleicht hat er recht, wenn er schreibt, man könne kontovers nur noch über Fußball diskutieren.
Schreiben Sie doch einen Wettbewerb aus. Es gibt hier ja fähige Kommentatoren. Einen Wettbewerb für eine tragfähige Antwort auf Kehlmann.
Daniel Kehlmann: unterschreibe alles
Sehr richtig, kr. Ich unterschreibe als enttäuschter, schon-lange-nicht-mehr-Theatergänger jeden Satz von Kehlmann, aber trotzdem hätte es mich interessiert, wie die Gegenseite nun *qualifiziert* antwortet. Davon kann bisher keine Rede sein.
Nur ein Punkt aus Bläskes "unterirdischem Aufsatz": gerade die von ihm erwähnte "Medienerfahrung" wäre doch Grund genug dafür, daß sich das Theater wieder dem Wort, der Literatur, dem Inhalt zuwendet; denn alles andere, das Visuelle, der große Kontext, das Emotionale (Nahaufnahmen!), das Brutale-Perfide, das Bluttriefend-Grausame, all dies kann der Film viel besser (übrigens auch: das Kostümierte, "Historische"). Das Problem ist doch, daß gegenwärtiges Regietheater allzu oft mit seinem ständigen over-acting, mit den geistverhöhnenden Holzhammer-Symboliken und den Matsch-Blut-Schminkmaterialschlachten einen Kampf gegen eine visuelle Profi-Schockindustrie kämpft, den sie schon lange verloren hat (und man sage nicht, daß die Realpräsenz von Schauspieler und Publikum für eine im Vergleich zum Film "authentischere" Situation sorge: nichts ist weniger "real" als die theaterübliche Bühnenfiktion). Sensibles, bedächtiges, kluges und intellektuell herausforderndes Worttheater aufgrund intelligenter Texte: das wäre im heutigen Medienwettbewerb die Disziplin, in der das Theater (wieder) antreten müßte (vielleicht als Beweis: der gegenwärtige Erfolg der Hörbücher: die Menschen wollen offenbar nicht noch mehr Visualisierungen, sie wollen Denk-Stoffe!). Aber damit kann man sich wohl (zumindest an Deutschlands Bühnen, wenn DK Recht hat) nicht so recht profilieren.
Daniel Kehlmann: Text hat eine persönliche Haltung
"unterirdischer Aufsatz"? Dieser Text von Stefan Bläske ist geradezu HIMMLISCH! Aber Kitsch beiseite, ich erkenne darin eine persönliche HALTUNG, eine Entschiedenheit der Stellungnahme und ein differenziertes Wissen um theaterwissenschafliche und -praktische Zusammenhänge. Im Gegensatz zu Kehlmann eröffnet Stefan Bläskes Text einen Diskurs jenseits der polarisierenden Kategorien "Werktreue" gegenüber "Regietheater", indem er diese dekonstruiert und sich nicht, wie Kehlmann, auf eine Seite schlägt. Dazu schreibt Bläske: "Er hat Recht, es ist eine ästhetische Entscheidung! Aber Historizismus und Verfremdung auf diese Art einander gegenüberzustellen verkennt, dass die vermutlich größte Verfremdung im Theater – ausgenommen vielleicht für einige Rentner und Operngänger, Kehlmann und Horst Köhler – heute durch 'historische Akkuratesse' erzeugt würde."
Was will Kehlmann denn jetzt eigentlich? Das Reihenhaus oder die Villa? Ohne Theater oder mit Theater oder doch lieber nur mit einem vollen Bücherregal? "Bohemian Rhapsody" oder "Hänschen Klein"? Marx linksdrehend oder rechtsdrehend? Klar, die kritische Theorie ist out, niemand kann sich außerhalb "des Systems" stellen, aber eine HALTUNG, die kann man trotzdem haben, oder?
Daniel Kehlmann: einem Tausendfüßler die Ohren langziehen
Ach du meine Güte, da ist ja wirklich Hopfen und Malz verloren und ich meine nicht meinen Vorgänger. Da will man allen Ernstes einem Tausendfüßler die Ohren lang ziehen. Junge, Junge! Wat für`n Schwachsinn.
Daniel Kehlmann: noch langweiliger
naturlich ist das meiste theater scheiße, aber was sich daniel kehlmann da wünscht, würde es ja noch langweiliger machen.
und was Sie als beobachterin als lärm beobachten, ist ja doch recht allgemein.
lärm kann ja alles sein, wenn man in der richtigen stimmung ist.
da lässt sich schwer drauf reagieren.
was mich auch interessiert; welcher regisseur am diskurs mit dem zuschauer interessiert ist. wobei ich glaube, dass das theater nach interaktion schreit nicht unbedingt das interessanteste ist. oder?
Daniel Kehlmann: traurige, düstere Szenerie
Entschuldigung, wenn ich mal eine plumpe Verständnisfrage stellen dürfte: Stefan Bläske und auch einige der Kommentatoren hier gebärden sich, als wolle Daniel Kehlmann ihnen verbieten, sich anderes als "werktreues" und stockkonservatives Theater anzuschauen. Sie tun gerade so, als dürfe von nun ab - da Herr Kehlmann diese Rede vom Stapel ließ - kein Regisseur/ Regisseurin mehr zeitgemäßes, lebendiges, buntes, gar schrilles, lautes, fantasievolles, lustvolles Theater - und was es der Attribute sonst noch gibt, aufführen lassen.
Ab sofort ist muffiger, langweiliger Original-Kostümzwang für alle, die Texte werden in altenglisch, altdeutsch nur als reines Sprechtheater vorgetragen. Eine traurige, düstere und beängstigende Szenerie die Sie da heraufgeschwören. Einen Moment lang dachte ich, ich müsse sofort einen Protestbrief an Herrn Kehlmann schreiben oder eine Gegenbewegung gründen.
Aber sicher können Sie mir alles erklären, danke.
Daniel Kehlmann: what you see is what you get
ps.: Die Rede ist fabelhaft! What you see is what you get. Was an dieser Rede rückwärtsgewandt sein soll, ist mir völlig schleierhaft. "Theater kann so vieles!" Eben.
Daniel Kehlmann: handelt vom Vater
Ah ja, und die Rede von Kehlmann handelt von seinem Vater.
Daniel Kehlmann: lieber andere zutexten
Interaktion? Das wäre doch viel zu anstrengend, ....
Auf den anderen eingehen, ihm womöglich zuhören und erfassen, was er wirklich ausdrücken möchte und dann darauf reagieren - um Himmels willen, bloß nicht!
Viel zu anstrengend... Dann doch lieber andere Leute zutexten, die auf ihren Stühlen festgeklebt sind und sich nicht wehren (können oder wollen). Das ist fein.
Daniel Kehlmann: Es geht nicht um verstaubt oder modern
Es geht nicht um bürgerlich und Reihenhaus und verstaubt und Werktreue und konservativ auf der einen Seite und auf der anderen Seite progressiv und modern und Regietheater und Aktualisierung. Wenn das mal ankommen würde, wäre schon was gewonnen. Nämlich ein Ausgangspunkt für eine echte Diskussion.
Daniel Kehlmann: totteliger und inkompetenter Zwischenruf
Erinnert alles sehr stark an die sogenannte "TV Schelte" von Reich-Ranicki. Es macht einen schon fassungslos, zu sehen, wie jemand kaltschnäuzig irgendetwas kommentiert, das er überhaupt nicht kennt. Wann, bitteschön, hat sich dieser Schreiberling das letzte mal eine deutsche Theateraufführung angesehen?! Zudem erweist er damit einer durchaus berechtigten und kritischen Auseinandersetzung mit sogenannten modernen oder "zeitgemäßen" Inszenierungen einen Bärendienst.
Schon einmal hat ein trotteliger und inkompetenter "Zwischenruf" eines gewissen Herrn von Dohnanyi einer äußerst mittelmäßigen Aufführung zu unverhoffter Popularität verholfen.
Auf solche "Freunde" und Fürsprecher wie Herrn K. kann der Theaterdiskurs dankend verzichten.
Daniel Kehlmann: Reclamhefte zerreißen & Kunstblut kaufen
Als Theatermachender kann ich Kehlmanns Vorurteile nur bestätigen. Wenn wir morgens um 14.00 ins Theater kommen, im Koks- und Wodkakater, zerreißen wir erstmal ein paar Reclamhefte, gehen dann Kunstblut kaufen um abends unsere kranke Kommunistenphantasien auf das dumme Publikum loszulassen....
Im Ernst: Dass sich die Dichter wieder als Herren des Theaters fühlen sollen, und alle ihnen "dienen", scheint mir doch eine allzu durchsichtige und peinliche Allmachtsphantasie von DK zu sein. Der Dichterfürst als der König im Reich der Phantasie... naja.
Das Theater bezieht seine Energien schon immer aus verschiedenen Quellen, aus Musik, Tanz, blödestem Quatsch und hoher Literatur. Theater ist tendenziell schmutzig.
(Zumindest meines!)
Bitte, lieber Herr Kehlmann, kommen sie aus der Schmollecke ihres literarischen Kinderzimmers nie mehr heraus um uns ihr persönliches Leid zu klagen. Sie können sich dort, zusammen mit Horst Köhler, um eine historisch korrekte,vollständige Schillerinszenierung kümmern, mit tollen Kostümen, Ritterrüstungen, Schwertern und einem Kronleuchter, von mir aus.
Daniel Kehlmann: sture Bebilderung der Szenen
manchmal wundere ich mich schon...wie altbacken die theaterbesucher sind.. manche theaterbesucher.. theaterbesucher wie der junge herr kehlmann, der meint, die schmach seines vaters wieder gutmachen zu muessen, eines vaters ,der jahrelang gut geabreitet hat, und dann einfach irgendwann mal aus der mode war..das passiert in anderen branchen auch. daß jemand mit ende fünfzig gehen muß, aus altersgründen. manager erleben das, auch bauarbeiter, tänzer und sportler viel früher. und niemand würde auf die idee kommen, jetzt den neuen sport oder die neue art, ein unternehmen zu führen, die schuld für die verführte arbeitslosigkeit zu geben.. dies hat herr kehlmann nicht begriffen, und trägt immer noch einen alten groll, der groll seines vaters, der nicht der seine ist, mit sich rum.. - seine förderer, diejenigen, die ihn da quatschen ließen, die haben ihn benutzt: denn sie wissen wohl, daß ihre forderung nach "werktreue" haltlos und eher ein politikum sind, als eine basis, über die man streiten oder reden könnte. das sogenannte regietheater (aha, vorher gab es keine regisseure oder: aha, die heutigenschauspieler wollen alle altmodisch-pseudonaturalistisch spielen, das ist ja gelogen!!) würde nur herumspritzen und ne große sauerei veranstalten: bitteschön, wie war das mit den gründlingen bei shakespeare, die mit eiern und tomaten warfen.. das ist eine alte tradition, das werfen mit lebensmitteln oder ähnlichem, da haben diese ungebildeten pseudokonservativen nichts verstanden!! und dass sich von der sturen bebilderung der szenen, die noch vor der erfindung des kinos vonnöten war, in anbetracht und vorallem konkurrenz des abendlichen fernsehkonsums etwas ändern muß in bezug auf die spielweise auf der bühne, daß das auch, ebenso wie in der bildenden kunst, eine stetige fortentwicklung und erweiterung der darstellung innerer bilder, traumbilder, die ja oft auch irreal und schmutzig-klebrig sein können.. ist,nein, soweit reicht die bildung dieser altvorederen nicht. schade eigentlich. auch schade, daß sich von den neuen, alten "schmierern" nie jemand äußert und erklärt, diesbezüglich.. immer nur die konservativen, die sich beschweren.. oder, wenn dann mal kritik kommt, wird von herrn flimm dagegen geschossen.. schade.. dabei war der gaaaaanz früher auch mal recht innovativ.. ist aber schon jahrhunderte her... leider...
Daniel Kehlmann: einfach auch als Dünkel bezeichnen
Ich finde den Artikel sehr okay. Ich habe Kehlmann vor einiger Zeit bei einer Lesung seines letzten Romans erlebt und dachte am Ende, das, was hier und dort in Rezensionen "grossartige Ironie" genannt wird, kann man durchaus auch einfach als Dünkel bezeichnen. Er lacht gerne Leute aus, auf eine Weise, die jetzt nicht a priori dermassen fortgeschritten ist, dass es eine Verständnisfrage wäre, ob man das witzig findet oder nicht. Vielleicht ist es einfach eine Frage des Geschmacks. Wie auch immer, ich kann mir vorstellen, dass der Autor mit seinem Unbehagen dieser Rede gegenüber richtig liegt. Ich teile es.
Daniel Kehlmann: Heavy-Metal-Fan eröffnet Klassikkonzert
Ein Wunder, dass Jeanne mal etwas "himmlisch" findet (Nr.3). Ich frage mich nur, warum ausgerechnet Kehlmann diese Eröffnungsrede halten musste. Vor etwa einem halben Jahr äußerte er sich in einem Interview im Feuilleton (wahrscheinlich FAZ), dass er vom Theater nicht viel hält. Trotzdem werde er einmal ein Stück schreiben. Zitat: "Und sie werden es mir aus den Händen reißen."
Kehlmann die Eröffnungsrede bei den Festspielen halten zu lassen, ist, als würde ein Heavy-Metal-Fan die Vorrede für ein Klassik-Konzert halten, oder umgekehrt.
Bei den "Persern" im Deutschen Theater wird von Finzi/Koch/Zilcher/Bendokat nur handlungsarmes Sprechtheater vollführt, da käme der theaterferne Kehlmann voll auf seine Kosten. Nur: wo sind die klassischen Kostüme? Und erst "Don Carlos" im selben Theater, Philipp II. in Unterhose und ein Marquis des Posa, der gänzlich unpathetisch "Geben Sie Gedankenfreiheit, o Herr!" dahersagt. "Minna von Barnhelm" mit Matthes, Hoss und der etwas blassen Gedeck hätte Kehlmann wegen der weitgehenden Textreue noch ausgehalten, aber Falk Richters "Kabale und Liebe" in der Schaubühne! Da werden Bodenplatten herausgerissen und ein Cello zerstört, was bei Kehlmann Magenkrämpfe ausgelöst hätte. So weit ich mich erinnern kann, sagt Lady Milford: "Legen Sie es zu dem Übrigen." da fühlt sich Kehlmann wieder heimisch, bei der hehren Literatur, denn diesen Satz sagte Erika Mann zu Vater Thomas. Das war eine klare Drohung. Falls der Vater sich im 3. Reich nicht auf die Seite der Exilanten schlage, verliere er sie als Tochter. "Dann leg es zu dem Übrigen." Das ist die Welt von Nicht-Theatergänger Kehlmann.
Daniel Kehlmann: unterschiedlich arbeitende Regisseure
Nunja: Der Grundgedanke von Kehlmanns Rede ist doch, dass das deutsche Theater heute angeblich überall gleich aussehen würde. Wäre dem so, dann hätte der Autor ja sogar recht mit seinem Unbehagen ... aber meiner Meinung nach nach dürfte es nicht allzu schwer sein, ihn zu widerlegen. Man müsste nur ein paar der doch ganz unterschiedlich arbeitenden Regisseure aufzählen, Kimmig, Pucher, Thalheimer - und schon hat man die Gegenargumente. Weshalb Stefan Bläske das nicht macht und sich stattdessen auf das argumentative Niveau Kehlmanns begibt, verstehe ich tatsächlich auch nicht.
Daniel Kehlmann: kranke Kommunismusfantasien
Tobias, ihr Bild "wir zerreißen erstmal ein paar Reclam-Hefte und gehen dann Kunstblut kaufen" fand ich amüsant. Aber ihre Formulierung "um dann abends unsere kranken Kommunismusphantasien auf das dumme Publikum loszulassen" erscheint mir grenzwertig. Von Selbstironie hin zu unangemessener Abwertung ist es nur ein schmaler Grat, der Fingerspitzengefühl erfordert.
Daniel Kehlmann: die Falle des Herrn K.
Schade. Eine etwas unreife Antwort auf die Rede des Herrn K, die klingt, als ob zwischen zwei medienwissenschaftlichen Seminaren schleunigst verfasst.
Sehr geehrter Herr Bläske, da sind Sie meiner Meinung nach in die Falle des Herrn K. getappt. Genau eine solche - mit Verlaub - emotionale, 'eingeschnürte' Reaktion war zu erwarten - wenn auch vielleicht nicht unbedingt von einem Wissenschaftler in einem professionellen Theaterforum. Man nimmt amüsiert zur Kenntnis, dass man mit einem hergebrachten Diskussionsbeginn auch heute noch so sympathische Abhandlungen provozieren kann. Ich gönne Herrn K. die diebische Freude. Beeindruckend und rekordverdächtig: bereits mit dem zweiten Wort Ihrer Polemik sind Sie reingerasselt: "rückwärtsgewandt". Verbessern Sie mich gerne, aber ich glaube, auch gegen diese Stigmatisierung / Verachtung / Arroganz / Einseitigkeit / Zerstörungswut kämpft Herr K. an. Sie möchten als progressiv gelten, verteufeln aber in einem bedenklichen Schwarz-Weiß-Denken, noch dazu in verletzendem Tonfall, die Vertreter der sogenannten Werktreue. Zugleich vergehen Sie sich in Ihrem jugendlichen Leichtsinn an Rentnern und Operngängern, wenn auch nur an 'einigen', größer war der Mut dann doch nicht. Lassen Sie denen doch deren Theater! Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin der Allerletzte, der sich mit Kostümbällen und Textfanatismus zufrieden gibt, aber auch das ist Theater. Ich versuche, solche Veranstaltungen zu vermeiden, sind nicht mein Geschmack, wie gesagt. Aber es gibt verflixt viele Menschen - offenbar mehr, als Sie sich vorstellen können - die diese Art des Theaters sehr mögen. Jeder Haubentaucher oder ähnliches Getier, jedes Nachtschattengewächs oder ähnliches Geflecht wird heute unter Artenschutz gestellt, aber bestimmte Theaterformen werden konsequent gebasht? Das ist so verdammt unsouverän. Die Rede des Herrn K. zeigt mir, dass der Lebensraum dieser Spezies bereits lebensbedrohlich eingeengt zu sein scheint, dass ein Befreiungsschlag in der Öffentlichkeit Not tat. Ich höre in der Tat sehr oft ein Aufatmen im Saal, wenn eine Inszenierung ohne 'Spaghettiessen' zu Ende gegangen ist. Aber sind Theatergänger wie Herr K. deshalb wirklich ‚rückwärtsgewandt‘ und satt? Oder sind die nicht einfach nur - anders? P.S.: im übrigen dachte ich, ‚retro‘ sei bei der Jugend heutzutage ‚hipp‘!?
Daniel Kehlmann: intellektuelles Desaster
@billie und andere: seltsam, wie hier einige kehlmann verteidigen, wirkts so als seien das fans, wenn nicht gar freunde vom verlag. die rede kehlmanns macht das moderne regietheater verantwortlich für die arbeitslosigkeit seines vaters. kehlmann projeziert ein heutiges theater auf das theater der 70er, video und spaghetti gab es zu kehlmann seniors zeiten doch gar nicht. er konstruiert mit diesen unterstellungen aber eine scheinbare diktatur des regietheaters, dass keine andere ästhetik zulassen würde,was definitiv nicht stimmt, wenn man sich einmal mit den verschiedenen stilen und stücken befassen würde,die heute auf dem spielplan stehen. er missbraucht auf diese Art und Weise seinen toten Vater für eine politische Rede. Mit Unterstellungen suggeriert er das Bild eines unverständlichen Theaters und unterstellt ein linkes, anscheinend scheinheiliges Theater, dass im Reihenhaus wohnen will. Das alles ohne Fakten oder Beispiele, pure Ressentiments, ohne Stil, dafür mit viel Ranküne. Nichts ist schlimmer für den Bildungsbürger als die Unbildung und Kehlmann outet sich als vorurteilsbeladener, ungebildeter, kleinkarierter Kleinbürger. Diese Rede ist ein intellektuelles Desaster.
Daniel Kehlmann: Flohbär, was soll der Quatsch?
@ 15, Flohbär: Was soll denn der Quatsch? "Ein Wunder, dass Jeanne mal etwas 'himmlisch' findet". Ja genau, mir persönlich geht es um Kommunikation, auch und gerade, weil Frauen im feudalistischen Betrieb Theater bis heute leider immer noch eher wenig zu sagen haben. "Man kann auch kommunizieren, um Dissens zu markieren, man kann sich streiten wollen, und es gibt keinen zwingenden Grund, die Konsenssuche für rationaler zu halten als die Dissenssuche. Das kommt ganz auf Themen und Partner an." (Niklas Luhmann) Überhaupt ist es ja interessant, dass es auch im Fall von Kehlmann um das Vater-Sohn-Verhältnis geht. Es geht um patriarchale Ordnungen, auch im Literaturbetrieb ist das nicht unähnlich, wo junge Frauen gern mal eher oberflächlich betrachtet und als "Fräuleinwunder" bezeichnet werden. Thomas Brasch als ein altes neues Gegenbeispiel hat dieses historisch weitergetragene, hierarchisch polarisierende Geschlechterverhältnis in seinem Stück "Lovely Rita" kritsch-politisch durchdrungen. Geschichte wird von Männern mit großem Namen gemacht. Frauen bzw. Töchter sind gleichsam der Kollateralschaden dieser Verhältnisse: "Ach, aber ach, vor den Vätern sterben die Töchter."
@ Falk Schreiber: Ihrem Argument ist zuzustimmen, doch erwähnt meines Erachtens auch Stefan Bläske das Thema der Differenzen zwischen Inszenierungsformen jenseits der begrifflichen Trennung "Werktreue" gegenüber "Regietheater", zum Beispiel hier: "Dass tolle Autoren auch auf phantasievolle Regisseure stoßen können, wie Jelinek auf Stemann, das kommt dem nicht in den Sinn, der so groß von Autoren und so klein von Regisseuren denkt. Dabei braucht gerade gute Literatur eine kreative Form der Übersetzung in die Sprache des Theaters. Aus nachvollziehbaren Gründen werden Inszenierungen gefeiert wie Andreas Kriegenburgs 'Der Prozess', der Kafkas Welt mit Bühnenmitteln beeindruckend visualisiert."
Daniel Kehlmann: das muß irgendwas Christliches sein
oh mann steinebrenner, wenn Sie wüßten wie Sie sich anhören! wie ein verschwörungstheoretiker. das ist ja toll, daß alle rechten immer irgendwelche fallen aufstellen und sich im geheimen freuen, weil sie eigentlich was ganz anderes auslösen wollen. das muß irgendwas christliches sein.
Daniel Kehlmann: vereinfacht, verkürzt, polemisiert
@ Jeanne d'Arc: Natürlich, Sie haben recht. Und ich bin genau so in die Falle getreten, wie ich es Kehlmann und Bläske vorgeworfen habe: Ich habe vereinfacht, verkürzt und polemisiert. Aber dass ich inhaltlich mit Stefan Blässke vollkommen d'accord gehe, das wurde hoffentlich deutlich.
Daniel Kehlmann: gehorsamster Diener
@ Jeanne, warum regen Sie sich so auf? Besser himmlisch als höllisch. Mir fiel nur auf, dass Sie das Wort 'himmlisch' zum ersten Mal benutzt hab
en. Dass Sie eine engagierte Feministin sind und für die Rechte der Frauen eintreten, ist Ihr gutes Recht.
Ich schließe mit einem Gruß, der Ihnen etwas devot vorkommen mag. Damals wurde eben ein wenig anders formuliert.
Hochachtungsvoll verharre ich
*
gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer
(F. Schiller in seinem ersten Brief an Goethe, Jena, 13.6.1794)

* hier steht normalerweise: Euer Hochwohlgeboren
Aber das hätte nicht gepasst. Für Werktreue habe ich es trotzdem erwähnt.
Daniel Kehlmann: das Nichts von etwas
Man muß nicht jeden Dünnpfiff zur Diskursmasse erklären. Auch dann nicht, wenn er von jemandem rausgeblasen wird, der mal ein Buch geschrieben (und gut verkauft) hat. Mit Adorno: Kehlmanns Leier ist das Nichts von Etwas, wenn überhaupt. Das er sich an einen Probenbesuch bei seinem ach so geschundenen und missachteten Vater erinnert ist völlig ok. Er hätte aber wenigstens mitteilen müssen, dass er seit diesem Probenbesuch nicht mehr im Theater gewesen ist. Wer auf Kehlmanns Möchtegernpolemik aufspringt, der ist wahrlich schon lange, lange Jahre nicht mehr in einem Theater gewesen. Mir scheint es eher so, als versuche da jemand nachträglich jene Aufmerksamkeit zu erheischen, die sein erstes, aber eben nicht sein zweites Buch erregt hat. Ansonsten: Eine schöne W....vorlage für Alt- und Exabonnenten.
Daniel Kehlmann: Spieltrieb fehlt völlig
@ 23., Flohbär: Bevor ich nicht weiss, wer Sie "wirklich" sind, bin ich gegenüber jedem Vereinnahmungsversuch misstrauisch. Und ausserdem, woher wollen Sie eigentlich wissen, wie oft ich schon "himmlisch" gesagt habe? Und warum finden Sie das so toll? Sie haben aber schon die Ironie wahrgenommen, oder? Ach klar, bestimmt, was zweifel ich noch. Ja, das war ein Beispiel für Kitsch (und Avantgarde), manchmal muss man eben voll rein ins Pathos, um der reinen Zweckrationalität zu entkommen. Aber trotzdem vielen Dank für Ihr Kompliment, es lässt mich schon schmunzeln, dieses "gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer". Zudem habe ich zufälligerweise gerade etwas zum Thema "Homo ludens" gelesen, im Zusammenhang mit Schillers "Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen". Schiller erwähnt darin etwas, was mir im Kontext von Kehlmanns Text völlig fehlt, nämlich den Spieltrieb, Zitat aus dem 14. Brief: "Der Spieltrieb also, als in welchem beide verbunden wirken, wird das Gemüt zugleich moralisch und physisch nötigen; er wird also, weil er alle Zufälligkeit aufhebt, auch alle Nötigung aufheben und den Menschen sowohl physisch als moralisch in Freiheit setzen."
Daniel Kehlmann: die sogenannte Kunstfreiheit
was soll das gemäkel! nur weil ein international hochgeachteter autor es wagt, das verstaubte 68er regietheater zu kritisieren, herrscht große aufregung!
das staatlich subventionierte regietheater soll nicht jammern, sondern endlich für das publikum produzieren!
die sogenannte kunstfreiheit besteht doch seit langem nur noch darin, öffentliche mittel für projekte zu bekommen, für die sich niemand auserhalb des "kunstbetriebs" interessiert.
Daniel Kehlmann: Eisverkäufer werden
Schön, dass es noch so hilfsbereite trojaner gibt, die einem alles erklären.
Wenn die öffentlichen Mittel für Projekte ausgegeben werden, für die sich das Publikum nicht interessiert, dann läuft wohl etwas neben der Spur, nicht wahr?
Aber es ist doch auch nett, wenn der "kunstbetrieb" mit irgendwas beschäftigt ist. Die können ja nicht alle im sozialen Sektor arbeiten oder Eisverkäufer werden.
Daniel Kehlmann: gründlich vor den Latz
ja, du schnapsnase, genau dafür wird subventioniert. mann mann mann, 14 uhr 22 und schon total besoffen! der verstaubten internationalen Hochachtung sollte auch mal jemand gründlich vorn Latz treten. die geht mir schon seit langem auf die nerven!
Daniel Kehlmann: Sie verwechseln da leider etwas
@ hilde k. plus wurmstichigen trojaner
wer sagt denn, daß das publikum sich nicht für modernes theater interessiert (regietheater ist ja jedes theater mit regisseur, dieses wort in ihrem mund unterstellt, daß ansonsten schauspieler sich selbst "konservativ" inszenieren würden, dem ist leider nicht so), herr kehlmann kritisiert auch gar nicht die 68ger generation (dazu gehören herr stein, herr peymann, das sind genau die epigonen, die sie doch verhehren, sehr geehrte frau k pus herr trojaner , nicht wahr? sie verwechseln da leider etwas und schienen theatertheoretisch nicht sehr informiert), sondern von der 90ger generation, sprich herr thalheimer, herr stemann, sogar noch herr castorf entwickelte sein "heringschmierengröltheater" erst in den neunzigern als kontrast zu diesem herren hohen genuschle der herren und damen aus der damaligen schaubühne.., die heute als "werktreu" verehrt werden..- aber leider , lieder, frau k. muß ich ihnen mitteilen, daß sowohl die volksbühne einen hohen zuschauerzulauf hatte und auch die herren thalheimer und stemann sich des publikumszuspruches nicht beklagen können trotz großen einsatzes von kunstblut inbeiden fällen...es ist KUNST, was produziert wird, eine eigene sprache, einen gesellschaftlichen ausdruck der ZEIT, diese einzigartigkeit der vorstellung im hier und jetzt..sonst könnte man ja, nach IHREM und hernn kehlmanns modell, nur einmal im leben romeo und julia sehen und dann nie wieder, weil es ja keine eigenständige sprache der schauspieler UNd regisseure gibt..und ich kann ihnen versichern: dieses MODERNE theater ist nicht nur ein regietheater, sondern IMMER eine zusammenarbeit von schauspielern und regisseuren..was reden sie denn da dann von "REGIE"-theater, das ist ein begriff aus den sechzigern, total veraltet...- und auch thalheimer und stemann gehören inzwischen zum etablissement, sehen sie sich um, gehen sie in neue stücke, genießen sie die interpretationen dern klassischen texte, seien sie neugierig..ich kann ihnen versichern...nach meiner erfahrung gibt es durchaus zuschauer,und zwar sehr viel, die sogar nach NEUEN interpreatationen dürsten..mit und ihne video, mit und ohne geschmiere und gebrüll..einfach, je nach ausdruck, der das stück und die interpreatation erfordert..es gibt in der musik auch klassik und hiphop und heavy metal und trip hop und rock und techno und neue musik und industrial und und und..und alles ist jeweils eingesetzt als ausdruck eines bestimmten lebensgefühls...wie schön, daß sich eine gesellschaft sogar hofnarren leistet, die das ALLES auf der bühne benutzen dürfen..eben je nach individueller interpretation und künstlerischem ausdruck in zusammenarbeit mit dem autor, aber nicht als sklave des autors..theater ist TEAMWORK, keine sture , dumme ausführung vorgegebener regeln, sondern eine freie zusammenarbeit alles kusntlerischen kräfte...sprerren sie augen und ohre auf und das leben wird bunter...viel spaß..
Daniel Kehlmann: noch fett dazuschreiben
abstrakta, regen Sie sich wieder ab.
Ich sehs ein, ich hätte das Zitat "öffentliche Gelder für Projekte zu bekommen, für die sich niemand außerhalb des Kunstbetriebs interessiert", das ich von troya übernommen habe, als solches kennzeichnen müssen und noch fett dazuschreiben, dass ich mich in meiner Antwort auf seine These beziehe, und daraus eine Ableitung bilde, was jedoch nicht a priori bedeutet, dass ich seine These als richtig werte oder anerkenne, und im übrigen ich dies auch gar nicht behauptet habe.
Ich habe lediglich den Gedanken weitergeführt. Hätte ich gewusst, dass es hier Choleriker gibt, die gleich abgehen wie Schmitts Katze wäre ich natürlich sensibler vorgegangen und hätte mich vorsichtiger ausgedrückt. Nun ist es passiert, Ihr Blutdruck ist auf 180, und das nur, weil sie mich mißverstehen wollten oder mussten oder konnten, das überlasse ich nun wirklich Ihnen.
Ansonsten haben Sie mit den Ausführungen über das Regietheater, die Volksbühne, teamwork, modernes Theater usw. wahrscheinlich recht, ich sehe keinen Grund, Ihnen da zu widersprechen.
Daniel Kehlmann: Spaghetti?
ich hab mal ne frage: wann und wo wird denn auf der bühne spagetthi gegessen????
Daniel Kehlmann: das sogenannte Regietheater
@ 25, Jeanne: Da Sie anscheinend Pollesch mögen und viel von Stücken reden, die ich auch gesehen habe, werden wir uns wohl schon über den Weg gelaufen sein. Vielleicht hat es das Schicksal einmal so gefügt, dass sich aufgrund der räumlichen Enge unser Atem vermischte. Nun, nach einem Theaterbesuch hatte ich noch nie einen Asthma-Anfall. Gelegentlich drangen sogar feinere Gerüche in meine Nase.
In die "Orestie" (Deutsches Theater) kamen einmal wegen des großen Andrangs einige Leute gar nicht rein, und das, obwohl die Körper der Akteure viel mit Kunstfarben beschmiert wurden. Offensichtlich besteht für derartige Kunstformen doch ein hohes Interesse, im Gegensatz zu den Behauptungen der Kehlmann-Apologeten. Constanze Becker hat sich in einem Interview über solch konservative Ansichten, wie sie von Kehlmann und Konsorten verteten werden, gewundert. Mitunter kann das sogenannte Regietheater (Veränderung des Originals durch Änderung von Ort, Zeit, Kleidern, Streichungen usw.) sehr interessant sein.
Schillers ästhetische Schriften halte ich teilweise für epigonal, manchmal paraphrasiert er nur Kant, wie z.B. in "Vom Pathetischen und Erhabenen". Zwei so unterschiedliche Existenzen wie Sophie Rois und Otto Schily haben 2005 bei der 200-Jahre-Schiller-Feier daraus gelesen. Ausgerechnet Schily las aus Partien, bei denen in meiner Buchausgabe viel unterstrichen ist. Bei der SPD scheint man sich zumindest in der Freizeit auch mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen.
Anscheinend sehe ich mir immer die falschen Stücke an, denn bei den von mir besuchten wird so gut wie nie Spaghetti gegessen. Immerhin scheint Kehlmann besser informiert zu sein. Ginge ich mit ihm ins Theater, hätte ich den Eindruck, neben einem 70-jährigen Opa zu sitzen.
Daniel Kehlmann: böse Regietheaternazis
der daniel ist einfach traumatisiert durch seinen pappa, der saß wahrscheinlich immer frustriert zu hause rum und hat gesoffen und die Familie schlecht behandelt, weil sich niemand mehr für seine langweiligen inszenierungen interessierte - aber irgendwas stimmt an dieser "mein Vater hatte Arbeitsverbot durch die bösen Regietheaternazis und ist daran gestorben" Story nicht ganz - jeder halbwegs mittemässige regisseur, auch einer, der das macht, was Kehlmann und seine polnischen Freunde als "werktreu" bezeichnen, bekommt in Deutschland Arbeit - es gibt genug Häuser, die immer noch mit klassischen Kostümen und ohne Spagetthi inszenieren - irgendwas muss als an vater Kehlmann selbst das Problem gewesen sein. Hat er seine Leute schlecht behandelt, wollte einfach niemand mehr mit ihm arbeiten, war er vielleicht einfach kein guter Regisseur, hat ihn die Inspiration verlassen ... dass der Sohn jetzt Schuldige sucht für das Versagen seines Vaters und da diese seltsam ungenauen Bilder des "Regietheaters" benutzt, ist dann schon a bisserl peinlich ... so privat möchten wirs dann lieber doch nicht haben, herr kehlmann - und noch was: ich kenne diese polen, skandinavier etc immer nur mit der entgegengesetzten meinung. die kommen massenhaft ins deutsche regietheater, laden deutsche inszenierungen (ja, vor allem die bösen ohne historischen kostümen) zu ihre festivals und theatern ein und sind meist ein bisschen neidisch, dass es so relevant abgeht in vielen deutschen theatern, während sie so etwas unbedeutend vor sich hin stauben ... was machen wir jetzt bloß mit dem kehlmann: so ein nerviger dummer junge
Daniel Kehlmann: mit dem Regiebuch auf den Kopf
@ 32, Flohbär: Warum Sie von Asthma-Anfall schreiben, ist mir schleierhaft, wenngleich mir vage in den Sinn kommt, dass auch in Castorfs "Kean" eine solche Szene vorkam. "Die Orestie" hat auch mir sehr gefallen, ich habe bis heute das Denkbild der blutüberströmten Bühne und das Hörbild des vom Rang schreienden Chors im Kopf bzw. Ohr: "TUN LEIDEN LERNEN" - das ist hier die Frage, privat und politisch. Spaghetti-Essen auf der Bühne? Ja, wo gibts denn sowas? Erfreut hat mich diesbezüglich der heutige Essay von Nicolas Stemann in der "Süddeutschen". Eine differenzierte, überzeugende und selbstironische Auseinandersetzung mit dem Thema des Generationenwechsels. Zitat: "So wird man auch bei den Tiraden eines Claus Peymann oder Peter Stein den Verdacht nicht los, es gehe ihnen nicht primär um Kunst oder Inhalte, sondern um Selbstbehauptung auf dem Markt der Eitelkeiten. Da ist keiner vor gefeit - aber man möge mir bitte mit dem Regiebuch auf den Kopf hauen, wenn ich dieses Spiel irgendwann meinerseits zu spielen beginne." Ach, wären die alten Weinlöcher doch auch mal so selbstironisch, ich würde sie glatt dafür lieben.
Daniel Kehlmann: Leute wie Stemann
Ai, Ai, Ai -- Leute wie Stemann sind es, die um ihre Zukunft fürchten und deswegen die Keule schwingen, liebe Frau Jeanne. Der ganze Artikel sagt eigentlich nur eines: ANGST!
Daniel Kehlmann: Diener zweier Herren
"Spaghettiessen"?? wann denn, wo denn? In Diener zweier Herren kam das doch mal vor...
Daniel Kehlmann: vielleicht bald im Altersheim
"... was machen wir jetzt bloß mit dem kehlmann: so ein nerviger dummer junge"

wenn ich seinen artikel so lese und die bücher voll belesenheit und weisheit könnt ich mir vorstellen, dass er seinen platz vielleicht bald im altersheim findet.
Daniel Kehlmann: wofür Stemann plädiert
@ 35, Hyperion: Nö, ich lese da keine Angst raus und auch kein Keuleschwingen, im Gegenteil. Stemann weiss meines Erachtens genau, dass auch er sich (bereits jetzt) mit dem Generationenwechsel im Theater auseinandersetzen muss. Aber er plädiert eben auch für das Gedächtnis des Theaters. Fortschritt heisst nämlich nicht, dass man sich mit Haut und Haaren dem ökonomistischen Profitdenken des "neu neu neu" ergeben muss. Ohne Bezug zu vergangenen (und künftigen) Generationen verliert man auch den Bezug zu sich selbst.
Daniel Kehlmann: ohweiowei, der Stemann
der stemann, so sehr ich ihn schätze, manchmal, nicht immer, scheint mir allerdings auf einen "ich mache jetzt werbung für mich - zug" aufgesprungen...wenn er nur etwas allgemeinerer argumentiert hätte... aber seine eigenen inszenierungen als beispiel herzunehmen.. ohweiowei.... auch das ist nicht frei von persönlichem beachtet-werden-sollen-wollen... ach, warum können die nicht einfach alle mal ihre eigenen kleinen belänglichkeiten ausser acht lassen und FÜR das theater, FÜR DIE SACHE argumentieren... Füda entblößt sich jeder selbst..
Daniel Kehlmann: universelle, überzeitliche Inszenierungen
@ abstrakta: Aber im Zusammenhang mit dem sogenannten "Regietheater" geht es doch gerade um das Thema "Bearbeitung des eigenen Lebens", oder? Wäre es da nicht heuchlerisch, wenn einE RegisseurIn über andere und nicht über die eigenen Inszenierungen schreiben würde? Nur da kennt er/sie sich doch wirklich aus, oder? Und ausserdem ist der Ruf nach dem Universellen doch gerade das, was an Kehlmanns Rede kritisiert wird, oder? Dass es universelle, also überzeitliche Inszenierungen geben könnte, die unabhängig vom historischen Kontext immer gleich aussehen müssten. Oh Männer, gönnt euch mal was.
Daniel Kehlmann: genauso kleingeistig
nö, im "regietheater" muß es nicht unbedingt um die eigene befindlichkeit gehen, kann, ist aber nicht zwingend... es geht auch nicht darum, ob der regisseur über andere oder eigene inszenierungen schreiben würde... der stemann inszeniert auch nicht unbedingt sein leben bearbeitend, sondern meist geht es um die themen, die frau jelinek aufgeworfen hat. dass er sich oft selbst mit reininszneniert, liegt daran, daß an ihm ein wunschtraumschauspieler verloren gegangen ist. das ist auch in ordnung so. aber in diesem zeitungsessaykommentar wäre es meiner meinung nach nicht unbedingt zwingend gewesen, in eigener sache werbemaßnahmetechnisch unterwegs zu sein. das finde ich unpassend und mindesten genauso kleingeistig und eitel wie herr kehlmanns "ihr-wart-aber-garstig-zu-meinem-papa-gejammer". nichts für ungut. übrigens bin ich kein mann.
Daniel Kehlmann: viel zu grobe Begrifflichkeit
Die Debatte scheitert meines Erachtens schon an einer viel zu groben Begrifflichkeit. "Regietheater" zum Beispiel - ist ja auch Zadek, der doch die Texte doch inszenierte, ohne sich vor den Autor zu stellen. Eine echte Auseinandersetzung um die Probleme heutiger Regieauffassungen findet nach wie vor nicht statt. (Vielleicht auch weil Kehlmann selbst oberflächlich argumentiert.)
Daniel Kehlmann: das eigene Leben bearbeiten
@ abstrakta: JedEr RegisseurIn hätte einen solchen Essay schreiben können. Und jetzt beschweren sich die, welche das nicht getan haben. So seh ich das. Ich stimme Ihnen in dem Punkt zu, dass heutige RegisseurInnen wohl leider eher selten ihr eigenes Leben bearbeiten. Es geht wohl doch mehr um große Namen und Marketing. Gleichwohl meinte ich mit "das eigene Leben bearbeiten" nicht - wie Sie schreiben - "Befindlichkeiten" im Sinne von Wehwehchen, sondern sich in einem umgebenden politisch-gesellschaftlichen Kontext zu verorten. Die Regisseure, die wirklich was zu sagen haben, die tun das auch, und zwar in und über ihre eigenen Arbeiten, in Interviews, Essays, manchmal auch über eigene Stücktexte usw. Ich empfinde es als kleingeistig, wenn einE RegisseurIn es nicht wagt, über die eigene Arbeit zu sprechen, wahrscheinlich weil er/sie Angst davor hat, dass sowas als reine Werbung wahrgenommen werden könnte. Wer aber eine persönliche Haltung hat, der braucht auch keine Angst vor dem Vorwurf der Werbung zu haben, oder?
Daniel Kehlmann: Matussek und Opi Peymann
Der Nachtkritik-Artikel spricht mir zu 100% aus der Seele.
Jüngst gibt es auf spiegelonline.de zu sehen, wie ein weiterer Verfechter des Theaters-wie't-sein-soll seinen Nachruf auf Peter Zadek dazu verwendet, auch mal wieder gegen das Lieblingsmodewort der theatral ewig gestrigen, Regietheater, zu polemisieren.

Kehlmann und Matussek, der Peter Steins "Sommergäste" so großartig fand, dass er sich das Regie-Buch besorgte und die Inszinierung mit seinen Kumpels zu Hause nachspielte sollten (Zitat: "Das kann Theater leisten!), könnte im Pavillion des BE vielleicht ihre eigene kleine Theater-Enklave gründen. Da werden dann Stein- und Zadek-Inszenierungen nachgespielt, historische Kostüme gibt's bei Opi Peymann nebenann und allet is 'ne Molke.

P.s.: Erstaunlich, wie viele fleißige Nachtkritik-Kommentatoren sich immer wieder als schon-längst-nicht-mehr-ins-Theater-Gänger bezeichnen. Was suchen sie wohl noch hier? Ob der Untergang des pösen pösen Regietheaters wohl zuerst auf Nachtkritik veröffentlicht werden wird?
Daniel Kehlmann: das Sissi Phänomen
das sissy phänomen

hat kehlmann eigentlich schon einen diener zugewiesen bekommen? tuts auch ein sklave? ist er schon ein dichterfürst? darf ein dichter seinen vater in die leibeigenschaft zwingen? ich habe dazugelernt: regisseure sind offensichtlich übersinnlich begabte menschen, die ihre anweisungen direkt aus der vorhölle der dichter empfangen und so versuchen sollen, den text zu meucheln. denn solange der name des autors in aller munde ist, darf er nicht eingehen ins nirvana. so jedenfalls hat sich das arno schmidt vorgestellt mit dem nachleben als berühmter autor. die sind gezwungen dort zu sitzen, und abzuwarten bis ihre namen vergessen und die TEXTE wieder relevant werden.
haarsträubend auch die perfidität mit der der papa als ästhetischer dissident stilisiert wird, weil er trotzig seine spieler nur in originalkostümen auf bühnen lassen wollte. seit wann kann man ästhetische entscheidungen fällen und das politische ausblenden. das ist nicht konservativ sondern erzreaktionär. sogar die linke clique wird angeführt.
der ekel, der auf den bühnen zum ausbruch kommt, ist sicherlich auch eine reaktion auf dieses kulinarische, dieses ergötzen durch vergötzen, die verstopfung und auf den kannibalismus der auf den bühnen und in der gesellschaft herrscht. das das langsam aufhört ist jeden kartoffelsalat-, spaghetti- oder mousse au chocolate-einsatz wert. ansonsten sollte man es einfach mit sidney lumet halten. das erste gebot des regisseurs ist: du sollst nicht langweilen. ein aufsteigen in den höheren dienst ist dazu nicht notwendig.
Daniel Kehlmann: auf einer Stufe mit dem Daniel
Ja, dass der Steman seine eigenen, erfolgreichen Inszenierungen als Gegenbeispiele herbeizitiert, steht auf einer Stufe mit dem Daniel, der seinen nicht mehr erfolgreichen Papa beschwört.

Gerade Stemans "Räuber" sind ein gutes Beispiel, was für einen weiten Begriff man vom "Text" oder dem "Stück" an sich haben kann und auf welche Weise man sich diesem Kern anzunähern versucht.
Und dass das weder ausnahmlos schlecht sein muss, aber auf keinen Fall auch ausnahmlos gut.

Wie dämlich, dass Stemanns "Siehste, Daniel! Ich hab alles perfekt gemacht: Historische Kostüme, zeitgemäßer offener Pseudo-Diskurs und die Leute klatschen sogar!" wieder nur nach dem einzig richtigen Weg klingt, den es nicht gibt.

Ach: und wetten, dass es nicht nur bei Steman in der neuen Spielzeit haufenweise "Spaghetti"-Zitate auf der Bühne geben wird... Danke, Daniel!
Daniel Kehlmann: Stadelmaiers Zadek-Nachruf
Heute hat sich dann auch noch der Herr Stadelmaier zu Wort gemeldet. Auch wenn er nicht explizit Bezug nimmt, implizit ist sein Zadek-Nachruf auch eine Kehlmann-Antwort, in der er ihn letztendlich nur ein bisschen verbessert, in dem er den Begriff "Regisseurtheater" ins Feld bringt. Ein noch viel schlimmeres Unwort...
Daniel Kehlmann: Nudelwettessen bei Wetten-Dass
@ FS: Nein, das würde ich nicht sagen. Denn Kehlmann fordert meines Erachtens den Historismus, und das ist etwas anderes als Archäologie. Der Historismus sammelt, kategorisiert und fixiert die alten und möglicherweise nur vermeintlich überholten Werte. Hiernach wird der Prozess der Geschichte als lineare Fortschritts- bzw. Verfallsgeschichte gelesen. Der Archäologe dagegen (vgl. Foucault) betrachtet die sich überlagernden Schichten des historischen Diskurses und berücksichtigt damit, dass Geschichte, auch Theatergeschichte, eine Konstruktion ist und somit von jeder nachfolgenden Generation neu gelesen bzw. angeeignet werden muss. In diesem Sinne haben die Kostüme bei Stemann auch keinen Selbstzweck, nur um noch die "good old times" dabei zu haben, sondern sie haben eine Funktion. Und ein solches Verfahren ist nicht nur bei Stemann zu beobachten, sondern ebenso bei Falk Richter ("Kabale und Liebe") oder in wieder anderer Form bei Pollesch (zum Beispiel "L'affaire Martin.."). Wenn Ihnen die Spaghetti so wichtig sind, dann schauen Sie doch lieber weiterhin Nudelwettessen bei "Wetten dass".
Daniel Kehlmann: angestrengte Selbstwerbemaßnahme
entschuldigen sie, aber ihre kritik bringt da etwas durcheinander... es geht nicht um die art und weise oder den inhalt in stemanns durchaus - manchmal mehr, manchmal weniger - eigenständigen inszenierungen.. sondern um die tatsache, daß er es nötig hat.. oder sogar für notwendig empfindet... in diesem allgemein-theatergesellschaftlichen diskurs, die gleiche, peinlich-private stufe einzunehmen wie herr kehlmann.. und sich selbst dabei in seiner "ego-zitats-manie" nicht durchschaut.. und so dem allgemeinen diskurs schadet..wobei die tatsache, daß er das wort ergriffen hat, durchaus löblich ist.. aber leider kann er sich ebenfalls selbst nicht heraushalten... und entblößt sich dabei, wie gesagt, selbst in seiner eitelkeit und angestrengten selbstwerbemaßnahme.. das schadet, wie geschrieben, "unserer" seite, die versucht, einen halbwegs intellektuellen austausch über weiterentwickeltes theater im heute zu führen...
Daniel Kehlmann: so tolles, richtiges Theater
Ja, zugegeben: "Historische Kostüme" war vielleicht ungenau. Nur hängen Sie sich, liebe Jeanne d'Arc, am falschen Körnchen auf (weil Sie sich gerne sprechen hören und noch lieber geschrieben lesen?).

Mir ging es nicht darum Steman zu kritisieren, dass er historische Kostüme als (abwertendes) Zitat verwendet, sondern allein um die Vermessenheit und die ungeschickte Art, sich selbst als jemanden hinzustellen, der so tolles und richtiges Theater macht, dass es kracht.
Das kritisiert Kehlmann in seiner blöden Rede leider nicht, aber darum könnte es doch eigentlich gehen, dass man auch mal einen ach so diskursiven Steman befragt, ob er mit dem Endergebnis seiner Arbeit (nicht mit dem Probenprozess!) wirklich an das vordringt, was man als die Substanz eines Stückes annimmt.
Sagt der Daniel auch nicht, aber wenn ich mich am Ende mehr an die Inszenierung von Steman erinnere und nicht an den Text von der Jelinek (wie z.b. bei "über Tiere"), kann man ja mal fragen, ob die Inszenierung nicht vielleicht ein bißchen zu viel Gewalt gegenüber dem unheiligen Text angewandt hat.

Ach, und generell sollte es möglich sein, dass man in einem als Absatz getrennten Satz auch noch mal eine Bemerkung macht, die nicht dem Bierernst sonstiger Kommentare gleicht. Wetten dass?

Daniel Kehlmann: männlicher Zuhälter-Blick
@ 49, abstrakta: Ich verstehe Sie nicht, Sie meinen also weiterhin, das sei alles nur eine Werbemaßnahme von Seiten Stemanns? Okay, das respektiere ich, sehe es aber weiterhin anders. Frage: Kann man den, wie Sie es formulieren, "allgemein-theatergesellschaftlichen Diskurs" von der, wie Sie schreiben, "peinlich-privaten Stufe" trennen? Was meinen Sie mit dem Begriff "theatergesellschaftlich", widerspricht sich diese Begriffszusammensetzung nicht? Ist eine Werbemaßnahme privat? Und warum ist das peinlich? Zuviele Fragen, zuviele Widersprüche.
Schließlich, beim Wörtchen "unser" krieg ich blöderweise immer einen Kotzkrampf, entschuldigen Sie bitte.
@ FS: Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie in Stemanns Inszenierung von "Über Tiere" den Jelinek-Text vermisst haben? Da kennen Sie aber die Jelinek nicht, die will ihre Texte vernutzt sehen, die will, dass Stemann daraus nochmal was ganz Anderes macht. Das habe ich bereits mehrmals von Jelinek gehört bzw. gelesen. Ich würde auch sagen, dass man zwischen dramatischen und postdramatischen Texten unterscheiden muss. Denn postdramatische Texte schreien ja geradezu danach, dass sie nicht im Sinne der klassischen Hermeneutik dramaturgisch ausgelegt werden, sondern dass sie erst im und über den Prozess des Sprechens auf der Bühne ihre Bedeutung hervorbringen. Auch "Über Tiere" ist dafür ein gutes Beispiel. Dass Ste-Mann (kleiner Scherz) so erhellend-komisch auf die Macho-Bordell-Kultur seiner Geschlechtsgenossen schauen kann, das schätze ich übrigens sehr. Auch Pollesch hat diesen männlichen (Zuhälter-)Blick in seiner Inszenierung "Tal der fliegenden Messer" wunderbar parodiert, Zitat: " ... einzigartig auf meine Weise. Aber wenn's mal nicht läuft, die Show abstinkt, wer wird dann ausgebuht? Ich allein. Aber wenn's gut läuft, kriegen nur die den Applaus, haben nur die den Erfolg ... nur weil sie die Titten zeigen. Seid doch mal ehrlich. Einmal wenigstens!"
Sie schreiben von "Gewalt gegenüber dem unheiligen Text". Ich würde sagen, politisch dringlicher ist die diskursive Kritik an Gewalt gegenüber Menschen.
Daniel Kehlmann: bitte vergleichen!
"Histoire de la folie", Michel Foucault

vgl. bitte!

vgl.!
Daniel Kehlmann: Oberenders Widersprüche
@ Jeanne: Woher haben Sie Ihre seltsamen Erkenntnisse über die Geschichtswissenschaft? Der Historiker sammelt und fixiert Fakten, nicht Werte. Die Geschichte, sofern sie seriös betrieben wird, ist ihrem Wesen nach approximativ, d.h. man kann sich der Wahrheit nur annähern und kategorisiert eigentlich nicht. Der Prozess der Geschichte wird zwar von einigen Denkern als "lineare Fortschritts- bzw. Verfallsgeschichte gelesen" (z. B. der Monarchist Oswald Spengler, einige Marxisten), üblich ist das aber nicht.
Die Äußerungen Stemans in dem Interview haben sehr viel Substanz, er gleitet auch nicht, im Gegensatz zu Kehlmann, in private Gefilde ab. Er redet nicht von familiären Demütigungen im Theaterbetrieb, sondern verweist auf ein eigenes Stück, was sein gutes Recht und noch lange keine Selbstwerbemaßnahme ist.
Stemans Bemerkungen jedenfalls sind gehaltvoller als das, was Oberender vor einigen Tagen in der Frankfurter Rundschau vom Stapel gelassen hat. Er verstrickt sich in Widersprüche, redet von der Stärke und Notwendigkeit des Regietheaters, von der Entmachtung der Schauspieler, um dann schließlich festzustellen, dass am Ende des Stücks nie das herauskommt, was der Regisseur sich vorgestellt hat. Und dann träumt er auch noch von einer Art Kollektivtheater... Dass es bei Regisseuren manchmal auf die Tagesform ankommt, erlebte ich gestern wieder bei ARTE Kultur, wo Nübling mehr ins Mikrofon grinste, als große Gedanken zu äußern.
Jeanne, Sie haben da kürzlich zwei Stücke erwähnt, bei denen Kostüme keine sonderlich große Rolle spielen. In "L'Affaire Martin..." ist nur Wuttke heftig kostümiert, er spielt teilweise einen Affen aus Tansania, Volker Spengler trägt eine Haustracht mit Pantoffeln und der weibliche Block (Rois/Groß/Peters) ist weitgehend unverkleidet.
In Richters "Kabale und Liebe" läuft der Präsident (Hartmann) entsprechend seinem Rang wie ein Chefbanker herum. Die Millers als Vertreter des Bürgertums sind natürlich schlichter gekleidet. Für eine längere Passage trägt Lady Milford (Judith Rosmair) allerdings ein "klassisches" Kostüm. Ansonsten ist diese gelungene Inszenierung kein gutes Beispiel für den bewussten Einsatz von Kostümen.
Als Sie diese Sätze niederschrieben, Jeanne, sind Sie nicht gerade zur Höchstform aufgelaufen. Vielleicht sollten Sie zur Abwechslung mal mit jemandem ihre Gefühle vermischen - wie wäre es mit einem Libretto-Spezialisten aus der Afrika-Fraktion?
Daniel Kehlmann: die Haltung der Investmentbanker
@ Flohbär: Der Historiker, welcher dem Historismus anhängt, sammelt Fakten, welche aber eben keine Fakten sind, sondern geronnene Begriffskonstruktionen. Tatsachen/Fakten sind Ideen, welche aber auch anders gedacht werden können. Manche Menschen sähen es wohl lieber, wenn Ideen sich auf ewig in unveränderbaren Tatsachen kondensieren bzw. materialisieren würden, wie zum Beispiel Kehlmann. But the times they are a-changing. Gegenüber dem moralisch indifferenten Fluss des Seins muss jedEr einzelne sich ent-scheiden, nach welchen Werten er/sie sein/ihr Leben gestalten möchte. Da stimme ich Ihnen zu, Ästhetik und Ethik sind zwei Paar Schuhe.
Flohbär, für Sie tragen die Frauen bei "L'affaire Martin.." also keine Kostüme? Ah ja, bei Ihnen zu Hause laufen die Frauen dann wohl immer in Diener- bzw. Pagenkostüm (wie Sophie Rois) herum. Diese Art der Kostümierung spielt meines Erachtens auf die nur vermeintlich historische Klasse der Adligen an, des Feudalismus, dessen Angehörige bis heute weniger das eigene Leben bearbeiten als vielmehr immer nur "Das Leben der Anderen" (Film von Florian Henckel von Donnersmarck). Das ist vergleichbar mit der Haltung der Investmentbanker, da ändert auch niemand sein eigenes Leben, da schaut auch keiner auf die Konsequenzen und Auswirkungen des eigenen Tuns, sondern da werden die Rettungs-Milliarden des Staates und der Notenbanken wieder in jene Derivate gesteckt, welche die Finanzkrise allererst verursacht hatten. Da streichen die Finanzmanager weiterhin üppige Gehälter und Boni ein, als wäre nichts gewesen. Und die Politik macht (überwiegend) mit: Da wird lieber auf Hartz IV-Empfängern moralisch rumgehackt ("die wollen ja gar nicht arbeiten") und Kassiererinnen werden wegen eines unterschlagenen Pfandbons von 1,30 € entlassen. Ist das gerecht?
In Falk Richters "Kabale und Liebe" tragen Luise und Ferdinand zunächst graue Einheitskostüme, es geht um die Liebe zwischen menschlichen Subjekten jenseits von Stand und Schicht. Doch nach der Intrige des Vaters von Ferdinand (Präsident von Walter) mit Hilfe des Sekretärs Wurm treten Luise und Ferdinand plötzlich wieder in historisch korrekten Kostümen auf, er im Adelskostüm, sie im züchtig weissen bürgerlichen Hängekleidchen. Das ist für mich ganz klar eine Aussage, weil es hier plötzlich doch wieder um Eigentum und Besitz geht, um das ökonomische Prinzip, welches bis heute in Liebesbeziehungen hineinwirkt. Das Private ist immer noch politisch, und umgekehrt. Und ich bin in Höchstform, glauben Sie mir das, etwas anderes lasse ich mir nicht einreden.
Daniel Kehlmann: eitler Senf
Wer stopft der französischen Freiheitsheldin endlich mal das Maul? Ist ja nicht zum Aushalten, dieses Halbbildungsgehubere hier. Jede Diskussion wird von ihr mit irgendwelchem Volkshochschulgeschwätz gekapert. Schön, wenn man zu allem und jedem seinen eitlen Senf dazugeben muß. Bitte aufhören!
Daniel Kehlmann: Laberflashs in Bad Banks auslagern
Ja, das Forum ist inzwischen praktisch unbrauchbar. Kann die Redaktion diese Laberflashs nicht in einer Bad Bank auslagern? Mit Link, von mir aus, dann kann sich jeder, der will, durch den Müll wühlen.
Daniel Kehlmann: noch ein Versuch
Das Maul sollte man nie jemanden stopfen...

Schade, dass in Jeannes Antworten einfach so viel begraben wird, was in vorigen Posts an wirklichem Diskusionsstoff enthalten war.

Noch mal ein Versuch: Ich weiß auch, was Frau Jelinek über ihre Texte sagt. Trotzdem kann (!) man doch mal drüber nachdenken, wenn ich aus "Über Tiere" von Steman im Nachhinein nichts aus Jelineks Text mitnehme außer ein paar netten Improvisationen und einem Bühnenboden, der Leute verschluckt (natürlich erinnere ich mich irgendwie an das Thema). Bei Jossi Wielers "Rechnitz" (der mir von der Inszenierung überhaupt nicht gefallen hat), hab ich noch eine Vorstellung vom Text an sich, weil der Text im Gewicht zur Inszenierung vorkommt.
Natürlich kann das ja auch toll sein, wenn die Inszenierung so auf die kacke haut, die Frage ist doch nur, ob es da nicht auch mal ein zu viel gibt, das ich gar nicht festlegen will wie der Daniel, aber man kann es doch mal andenken, ob es so was gibt...
Daniel Kehlmann: Frauen in Zofenkostümen
Die Genervten brauchen ja nicht jeden Kommentar zu lesen. Ein Blick auf den Namen des Autors reicht. Zeitungsartikel beispielsweise, die von Redakteuren geschrieben sind, deren Schreib- und Denkweise mir nicht passen, lese ich schon gar nicht mehr. Der Afrika-Kult in diesem Forum geht mir mittlerweile auf den Wecker. Da gibt es die Rubrik "Unser Afrika" (411 Kommentare) und die Rubrik "Afrikanische Oper" (51 Kommentare). Für mich ist das Thema jetzt ausgereizt. Die Leute können aber ruhig weiterschreiben - ich lese das eben nicht mehr. Wenn jemand von etwas genervt ist und sich ihm trotzdem freiwillig aussetzt, muss er ein ausgeprägter Masochist sein. Sofern die "französische Freiheitsheldin" ihren kämpferischen Feminismus auf ein Normalmaß reduzieren kann, finde ich ihre Beiträge durchaus lesenswert.

Ja, Jeanne, ich bin es seit jeher gewohnt, dass die Frauen bei mir daheim in Zofenkostümen herumlaufen und mir den Tee mit einer ofenwarmen Butterbrezel ans Bett bringen. Sophie Rois in einer Pagenuniform, mir den Tee ans Bett bringend - eine sanfte und behagliche Art, in den Tag hineinzukommen.
Spaß beiseite.
"L'Affaire Martin..." kam vor etwa drei Jahren und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass die temperamentvolle Frau Rois ein Pagenkostüm trug. Zumindest Caroline Peters hatte bessere "Straßenkleidung" an. Ich habe mir in den letzten 5 Jahren Hunderte von Theaterstücken angesehen und manche Details sind einfach erloschen. Hinzu kommen noch etliche Filme, deshalb bin ich in diesem Jahr, was das Theater anbelangt, deutlich kürzer getreten. Jeanne, auch die veränderte Kostümierung von Luise und Ferdinand nach der Intrige des von Robert Beyer gespielten Sekretärs Wurm stimmt. Ich habe die Kostümwahl in dieser Szene für nicht so wichtig gehalten. Leider bin ich kein Kostüm-Fetischist wie Kehlmann.
Daniel Kehlmann: persönliche Ressentiments
@ FS: Kein Problem, die Diskussion können Sie gern weiterführen, bloß hat mir die Form der Umsetzung des "Über Tiere"-Textes durch Stemann eben einfach gefallen, Ihnen dagegen nicht. Das kommt vor, oder? Ich habe meine Wahr-Nehmung beschrieben, Sie haben Ihre Wahr-Nehmung beschrieben.
@ genervt & Auch genervt: kein Kommentar, da Sie offenbar nur persönliche Ressentiments loswerden wollen und nicht inhaltlich etwas zur Sache beisteuern.
Daniel Kehlmann: natürlich Ressentiments
@jeanne: natürlich persönliche Ressentiments, was denn sonst? Sollten sie i.Ü. ein Troll sein, dann nehme ich alles zurück. Gute Arbeit! Wenn Sie allerdings echt sind, bitte Leine ziehen. Dieses angestregt-intellektualistische Gefasel ist leider nur eines: gewollt und nicht gekonnt. Glauben Sie mir!
Was soll eigentlich diese andauernde Falk Richter Werbung? Sehr auffällig...
Daniel Kehlmann: Abneigung und Jähzorn
@ genervt: Seien Sie doch bitte woanders genervt. Man öffnet diese Seite ja nicht, um Ihre Ressentiments kennzulernen. Im Prinzip kommt Ihnen Jeanne schon sehr weit entgegen, indem sie ihr Pseudonym behält - Sie also nur noch weiter scrollen müssen, wenn Sie vorzugsweise kleine, hoch fliegende, das Geschehen zusammenfassende Statements wie das Ihre finden möchten. Mensch sollte auch teilhaben können, ohne den Trieb auszuleben, seinen eher allgemeinen Abneigungs- und Jähzornsflasch der halben Welt mitteilen zu müssen. Mit freundlichen Grüßen
Daniel Kehlmann: an die Regisseure
Liebe Leute, MACHT Theater und zerredet es nicht allzu sehr.
An die Regisseure unter Euch: Nehmt Euch den Text, den ihr inszenieren wollt, nehmt Euch Schauspieler, die ihr inszenieren wollt, nehmt Euch eine Bühne, wo ihr inszenieren wollt. Lest aus dem Text heraus, nicht in den Text hinein. Liebt Eure Schauspieler, denn sie sind der wesentliche Bestandteil des Theater (EURES Theaters), ihre Phantasie ist die entscheidene am Theater! Und schaut, wo ihr Theater macht, für wen!

An die Feuilletonisten unter Euch: Schreibt meinetwegen über das Theater, das ihr GESEHEN habt. Aber bleibt KONKRET! Nicht jede Inszenierung braucht eine Kulturdebatte.

An die Theaterwissenschaftler unter Euch: forscht meinetwegen über das Theater. Aber Ihr werdet das Theater nicht weiterentwicklen, wenn Ihr seine Sinnlichkeit und Phantasie zerredet und mit Begriffen belegt, die für die Praxis wenig brauchbar sind.

Lasst den Kehlmann doch reden, was er will. Dieses ganze Gerede macht das Theater nur kaputt. Verstehe nicht, warum man sich daran immer so aufreiben muss...
Daniel Kehlmann: Theater ist eine Kopfgeburt
@andreas s
das theater besteht aus sprache, die dann wieder bilder und körper hervorruft..aber theater entsteht zuerst im kopf, in der phantasie ALLER beteiligten: bühnenbildner, kostümmenschen, regie, schauspieler, techniker, ,musiker, dramaturgen etc., theater ist also an sich eine KOPFGBURT, die dann SINNLICH werden darf..mit kopf meine ich jedoch auch die imaginationsseite , icht immer nur die logik im hirn..ABER: theater IST GEREDE!! letztendlich..,und darum ist auch das GEREDE über theater schon eine form und ein bestabndteil des theater..von dem her war auch kehlmanns rede eine art theater..und wenn darüber geredet wird, gehört das zur lebendigkeit und leidenschaft dieser kunst....was glaube sie, warum DIESE seite hier überhaupt LEBT??? weil darin GERREDETm bzw, aufgeschriebene REDE stattfinden darf...
Daniel Kehlmann: Langzeitstudentengewäsch
Oho, jetzt wirds biestig! Kann zwar nicht erkennen, von wem die Maßregelung gerade kam (steht nur ein Komma), aber ich wundere mich doch sehr darüber. Von Jähzorn kann bei mir keine Rede sein. Ich dachte, dies sei eine Komentarspalte, also kommentiere ich gewisse Äußerungen hier. So wie alle. Und daß ich das Gerede von Pseudonym "Jeanne" für unsägliches, selbstherrliches, verknitterrtes Langzeitstudentengewäsch halte, ist doch mein gutes Recht, oder? Unter welchem Namen auch immer. Oder verbirgt sich hinter der beleidigten Pseudonyma etwa redaktionelles Ghostwriting? Lustig! Wie gesagt, der bemüht intellektualistische Duktus ihrer Monologe hat schon fast satirischen Charakter. Mehr davon!
Kehlmann: Schämen für Tilmann Krause
les jetzt erst, was der krause von der welt da verzapft hat: oh gott, wie peinlich. da schreibt einer, der offenbar das theater nur noch aus seiner eigenen zeitung kennt oder auch das nicht mal, denn die welt-kritiken sind so doof ja nicht, jedenfalls in den rundschauen hier. dass so was in einer zeitung stehen darf, die sich als qualitätspresse bezeichnet - das sagt vor allem, dass solche feuilletonisten am ende sind, nicht das theater. wer ist krause? einer, der im samtsessen wein trinkt, ein bisschen in büchern blättert und glaubt, die welt und das theater zu verstehen. er begründet nichts, er behauptet bloß - wie ein schlechter politiker oder manager. aber im grunde nicht verwunderlich: er schreibt ja eigentlich über literatur und das immer so, als wäre er in der werbebranche statt kritiker. schlimm ist nur, dass einer ungestraft seinen grabenkampfmist abladen darf. ich kriege das schämen für so was.
Kehlmann: woran erkennt man gutes Theater?
Krause ist eben einfach reaktionär - einer der Leute, die das Alte toll finden, selber aber nicht wissen, dass sie alte Positionen wiederkäuen - was der schreibt, wird seit 50 Jahren geschrieben, immer wieder, immer wieder aus derselben Ecke. Ich glaube, der hat einfach Schiss, dass er selber in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Tragisch für ihn, weil er nicht weiß, dass er nicht ernstgenommen wird.
Aber die ganze Debatte hier ist quatsch, wenn nicht über konkrete Sachen gesprochen wird. Es gibt gutes oder schlechtes Theater. Sagt mir, woran man es erkennt! Und kommt mir nicht mit so platten und pauschalem Zeug wie Krause. Der kann so über Romane schreiben, von mir aus, aber wir sind doch nicht im Kindergarten, wo man schreit, wenn man nicht seinen Willen kriegt.
Also, woran erkennt man WIRKLICH GUTES THEATER????
Daniel Kehlmann: Kehlmanns Kostümfrage
@ Flohbär: Na ja, ich möchte hier jetzt wirklich nicht besserwisserisch rüberkommen, aber auch Caroline Peters hatte für mich keine "bessere 'Straßenkleidung'" an, sondern vielmehr die Kleidung der "höheren Tochter": pastellrosafarbene Kurzärmelbluse mit schwarzem Plastron, enggeschnittener grauer Kostümrock, rote Wildlederhandschuhe, rote Pumps. Mm, schwierig, ich jedenfalls laufe nicht so auf der Straße rum. Vielmehr gehört das für mich alles zum Konstrukt der "adligen Familie", weil man die und ihre Probleme wie gesagt eher selten auf der Bühne sieht. Komischerweise will die bürgerliche Mittelschicht und drüber oftmals lieber "das Elend" inklusive gedanklicher Übertragungsleistung auf der Bühne sehen.
@ genervt: Falk Richter passte einfach ganz wunderbar zur thematisierten Kostümfrage von Kehlmann. Wie gesagt, darin zeigt sich für mich mit Sicherheit nicht die Liebe zum Naturalismus (wie offenbar bei Kehlmann), sondern das ist alles klar durchdacht. Ferdinand trägt nach dieser Intrige pötzlich wieder die historisch-militaristischen Reithosen und Reitstiefel, und das heisst möglicherweise, dass politische und ökonomische Interessen auch heute noch im Vordergrund stehen, wenn "Königskinder" oder die Kinder wohlhabender und einflussreicher Unternehmer heiraten sollen/wollen. Es geht um die Überprüfung der liberalen Vorstellungen am realen (materialistischen) Handeln.
Daniel Kehlmann: Cathomas in Unterhose
@ Jeanne: Bei Caroline Peters kann ich mich noch an die knallroten Pumps erinnern, obwohl ich kein Schuh-Fetischist bin - dieses Terrain bleibt weitgehend den Frauen überlassen - und auch an den Rock. In diesem Dress kann man auf eine Party gehen, sie wohnen ja nicht in Wildbad Kreuth oder Villingen, sondern in Berlin, wo gelegentlich Leute herumlaufen, die aussehen, als würden sie von einem Kostümfest kommen. Aber vielleicht ist das alles weit von Ihrer Lebenswelt entfernt und Sie bevorzugen ein unauffälliges Outfit oder Punk-Klamotten.
Bei Falk Richters "Verstörung" stellte sich die Kostümfrage erst gar nicht, es sei denn, man betrachtet Cathomas in Unterhose auch unter dem Aspekt der Kostümierung.
Der Text von T. Krause in der "Welt", den ich wegen der Kommentare wiedergelesen habe, ist wahrlich unmöglich. Was die Alten anbelangt: ich las gestern in "Goethe als Intendant" von Dietrich Fischer-Dieskau. Goethe hat 1780 "Die Vögel" von Aristophanes so stark verändern lassen, dass das Original kaum noch zu erkennen war. Von Werktreue hielt der Meister nicht sonderlich viel, er sagte sinngemäß in einem Gespräch zu seinem Sekretär Eckermann - der belesene Kehlmann weiß sicher Bescheid -, dass ein bestimmtes literarisches Werk in der Übersetzung verändert werden müsse, damit der deutsche Leser mehr verstehe, der Unsinn wegfalle und der Inhalt besser rüberkomme.
"Die Räuber" von Schiller wurden in der damaligen Zeit (ab 1782) häufig in die Zeit von Maximilian I. verlegt, als etwa zwischen 1485 und 1515. Wie groß wäre das Geschrei gegen das Regietheater, wenn das ein heutiger Regisseur machen würde! "Die Räuber", angesiedelt in der Weimarer Republik!
Und Schiller hatte in Mannheim seine Sorgen mit seinen Schauspielern. Anscheinend gab es unter seinen Bühnenakteuren die Übereinkunft, "schlechten Dialog durch gutes Spiel zu erheben und guten durch schlechten zu verderben. Es ist das kleinste Merkmal der Achtung, das der Schauspieler dem Dichter geben kann, wenn er seinen Text memoriert" (nach Fischer-Dieskau). Der Dramatiker hätte bei seinen Schauspielern die Peitsche gebraucht, floh aber in Weltuntergangsstimmung nach Jena. So viel zu den Alten.
Daniel Kehlmann: das rutscht aus dem Kontext
@ Flohbär: Sie sehen die Kostümfrage bei Pollesch' "L'affaire Martin.." also weiterhin anders, okay. Aber warum Sie dann plötzlich von Falk Richters "Verstörung" und Bruno Cathomas in Unterhosen schreiben, das rutscht irgendwie aus dem Kontext. Denn ich bezog mich ja auf Richters "Kabale und Liebe".
Daniel Kehlmann: Grenze zwischen dumm und intelligent
Ich habe Kehlmann ganz anders verstanden:

Alles was K. versucht ist doch von Autorenseite aus einen Tip zu geben wie man mit "Theater aus dem Stück heraus" (natürlich bedingt durch Raum und Zeit) etwas gegen Theater von Dummen für Dumme machen kann. Er glaubt dabei, dass der Text an sich die meisten Fragen beantwortet und eine mächtige Waffe sein kann.

Die Grenze verläuft nicht zwischen reaktionär und modern, sondern zwischen dumm und intelligent.

Damit so etwas wie "Romeo und Julia" und "leonce und lena" am Gorki oder "Anatol" an der Schaubühne nicht mehr geschehen kann.

So dachte ich.
Daniel Kehlmann: Romeo und Julia im Gorki
romeo und julia am gorki fand ich genial.... wunder-schöne... ich glaube, shakespeare hätte das auch so gesehen...
Daniel Kehlmann: es gibt auch ein Adamskostüm
@ Jeanne: Warum ich von Falk Richters "Verstörung" spreche? Weil es sich hier, im Gegensatz zu "Kabale und Liebe", um ein Stück handelt, in dem Kostüme keine Rolle spielen. Oder halten Sie Szymanskis schwarzes T-Shirt mit rotem fünfzackigem Stern auch für ein Kostüm, das womöglich noch eine politische Botschaft transportiert? Und wer da noch alles mitgemacht hat, Jenny Schily, Stachowiak usw. - sie alle trugen Straßenkleidung. Leider absolvierten sie an dem von mir gesehenen Abend das Stück nur, sie waren nicht in Hochform. Das kann man auch nicht immer.
Kostüm ist ein weit auslegbarer Begriff. Es gibt auch ein Adamskostüm, die völlige Nacktheit, und da denkt man bei der Schaubühne natürlich sogleich an Eidinger. Die Zuschauer hatten schon mehrmals Gelegenheit, Bau und Hautsubstanz seines Genitalsystems zu betrachten.
Jeanne, wollen Sie etwa behaupten, dass bei "L'Affaire Martin..." Spenglers Haus- und Bettkleidung inklusive Pantoffeln etwas mit Adel zu tun hatten? Er hockte da, tief eingesunken in seinem Sessel, und trug ein Dress, wie man es bei Opas beobachten kann, die in Krankenhäusern durch die Gänge schlendern, um die ermatteten Glieder ein wenig zu beleben.
Vielleicht waren Sie auch bei der Faust-Version von Marlowe im Studio des BE. Das war eine wahre Kostüm-Orgie, ein Genuss für jeden Verkleidungsfreund, eine Qual wohl für die Schauspieler. Falls Sie dort waren, haben Sie sicherlich noch eine Menge Kostüme im Kopf und können Sie notfalls auch erklären. Es ist ja nicht auszuschließen, dass Sie sich daheim darüber Notizen machen.
Daniel Kehlmann: pseudointellektuelles Kostümgefasel
Mann, das ist ja der reine Wahn hier, dieses pseudo-intellektuelle Kleider-sprich Kostümgefasel! Leute, geht doch mal arbeiten oder ins Kino.
Daniel Kehlmann: das ist doch nur ein Spiel
also ich weiß nicht, immer diese debatte um regietheater oder nicht. ich hab das gefühl, das die ganze zeit mit begriffen hantiert wird, von denen keiner so richtig weiß, was die sind. alles was einen regisseur im sinne vom spielleiter hat ist regietheater. seit reinhardt gibt es das so richtig. erste ensemblebildung, glaube ich bei den meiningern, aber ich will nicht kleinlich/besserwisserisch sein sondern nur in den raum werfen, dass für mich immer so ein bisschen mitschwingt, dass die einen (die mit den kostümen anscheinend) selbstlos sich des dichters wort widmen und es quasi so auf die bühne bringen wie es vom herrn goethe etc. gemeint war. die andern aber (also alle bei denen die schauspieler sich mal ausziehen oder die mit theaterblut um sich schleudern oder auch kartoffelsalat) sind die blöden hirnwixer, die sich nur um sich selbst kümmern. ist das nicht ein bisschen einseitig? ich glaube, dass es auf beiden seiten gute und schlechte regisseure gibt, also mit oder ohne blut (wo ist eigentlich die grenze? gibts so eine art katalog: alte schule/neue schule)

auch so zensieren wollende kommentare wie der von olivier, von wegen so etwas wie... sollte nicht mehr geschehen. Allein die Wortwahl, als spräche man vom Holocaust: Auschwitz sollte nie wieder geschehen...

Wo sind wir denn? Das ist doch nur ein Spiel. Dazu gibt es doch Theater, da sieht man eben ganz am Ende erst, ob es gelungen ist oder nicht. Und auch darüber könnte man sich wieder streiten. Wenn einem ein bestimmter Regisseur nicht gefällt muss man ja nicht hingehen oder? Es gibt auch ne Menge Zeugs, das mir nichts sagt, aber vielen anderen Leuten oder vielleicht auch nicht vielen sondern nur ein paar Leuten. So what?

Ich glaube Kehlmann ist da von einem privatem Gram getrieben, der mit dem fallenden Erfolg seines Vaters zu tun hat. Das ist ja auch nicht verwerflich, aber wenn einem nichts am Theater liegt oder man nur sagen will, dass alle Scheiße sind, ist es vielleicht besser das nicht in der Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele zu tun, vielleicht aber...
Daniel Kehlmann: Lars Eidingers Nacktheit
@ 72, Flohbär: Es tut mir wirklich Leid, aber ihre Beschreibungen der (Adams-)Kostüme diverser Inszenierungen sind für mich völlig uninteressant, solange Sie diese Kostüme nicht in einen zeitgenössischen und/oder aktuellen Kontext setzen. Ich habe meines Erachtens und anhand zweier Beispiele bereits ausreichend deutlich gemacht, was ich damit meine. Ich kann Ihnen aber auch gern noch Lars Eidingers Nacktheit im "Sommernachtstraum" erklären. Auch das ist in meiner Perspektive eine klare Aussage, einerseits bezogen auf den Stückkontext, welcher von der un-heimlichen Seite des menschlichen Begehrens handelt. Andererseits bezogen auf den aktuellen Kontext perfekt bearbeiteter und somit quasi "sauberer" Nacktheit in der Werbung zugunsten des ökonomistischen Profits. Die Konsumspirale fordert oberflächliche Bilder des "sex sells". Dem setzt die Inszenierung von Macras/Ostermeier die dreckige, ungehemmte, verspielte und abgründig-komische Begegnung realer (Schauspieler-)Körper entgegen. Die sind ja nackt - na klar, und wie! Die Liveness des Theaters ermöglicht, dass wir unsere eigenen Fantasien unzensiert auf die lebendigen (Schauspieler-)Körper projizieren. Da erfüllt sich der begehrende Blick bzw. das Fantasma gleichsam stellvertretend und im Hier und Jetzt, ohne den lästigen Verpflichtungen des Realitätsprinzips gehorchen zu müssen, die da heissen Flirten, Essengehen, Kinogehen und dann erst in die Falle oder so. Und das beste Teil von Lars Eidinger als Zunge in der Maske, das war doch mal eine völlig uneitle Entblößung, oder? Nacktheit und/oder Kostüme als Selbstzweck empfinde ich generell als langweilig. Im "Sommernachtstraum" stand die Nacktheit aber für etwas, nämlich für den Spaß am SPIEL mit den Begriffen von Begehren und Scham.
Daniel Kehlmann: autonom denkender Mensch
@auchnurnmensch:
Da hast du allerdings recht, mein kommentar wirkt wirklich zensierend, so hatte ich das garnicht gemeint... (eigentlich wollte ich nur etwas provokant meine haltung zum "dummen theater" in den raum stellen)

[<- und hatte gehofft, so die debatte von "kostüme/nackt" auf "interesse/desinteresse an Stück, Publikum und Welt" zu bringen. (denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es einem intelligenten, autonom denkenden menschen wie kehlmann um weniger gehen kann...
who knows
Daniel Kehlmann: das ist kein Diskurs
Liebe Jeanne, finde Ihre Kommentare durchaus lesenswert, verstehe aber nicht, warum Sie sich zuweilen aufs hohe Ross setzen: Ich kann Ihnen aber auch gern noch ... erklären. Spätestens da ist bei mir alles aus. Das ist kein Diskurs: Das ist Oberlehrergehabe.
Daniel Kehlmann: Ironie ist schwer
@ perplex: Ironie ist manchmal schwierig zu verstehen, mm? Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass Flohbär und ich völlig aneinander vorbeireden/-schreiben. Deswegen beinhaltete das "erklären" ein augenzwinkerndes Fingerschnipsen oder so.
Daniel Kehlmann: ein Kunststück
Ein augenzwinkerndes Fingerschnipsen ist allerdings erstaunlich. Fast schon ein Kunststück. Vielleicht auch Ausdruck sprachlichen Unvermögens. Oder so.
Daniel Kehlmann: Abgründe des Menschseins
@ Konrad: Genau, ein Kunststück, denn "die Gefahr, innerlich zu veröden, ist natürlich sehr groß, [...] wir haben Research betrieben und festgestellt, dass eines der schwerwiegenden Probleme im Umgang mit Kultur heute darin liegt, dass der Kunde sie nicht annimmt, [...]. Tiere als Hauptdarsteller sind sehr beliebt, das hat unsere interne Studie ergeben, klar verständliche Handlungsmuster in erfrischend frechwitzigen Dialogen dargeboten, die die Abgründe des Menschsein aufs Tierreich übertragen, nicht zu tagesaktuell sind, politisch keiner eindeutigen Gruppierung zuzuordnen sind und Trost spenden, ansprechende Farbgebung und eine leicht zugängliche humorvolle Prosa mit Tiefgang, die auch auf die verwirrenden Widersprüche zwischen Mann und Frau hinweist, die sich wohl niemals nahe sein werden, und das alles mit ausgefallenen Kostümen und ohne erhobenen Zeigefinger, eher einem augenzwinkernden Fingerschnippen [...]." (Aurelius Glasenapp, Unternehmensberater in Falk Richters "Unter Eis")
Daniel Kehlmann: Anführungszeichen statt Augenzwinkern
Sie können so augenzwinkernd sein wie Sie wollen, aber dann markieren Sie das doch im Text. Wie wäre es mit den guten, alten Anführungszeichen.
Wenn Ihre Ironie nicht ankommt, liegt das nicht notwendigerweise am Gegenüber.
Kehlmanns Salzburger Rede: Erpresserischer Gegenangriff
Mensch, Mensch!

Ein unterirdischer Gegenangriff aus dem bezahlten Lager der Täter, die mit ihrer "Modernität" einfach nur ideologisch verbohrt die Zeit anhalten wollen. Und dies mit erpresserischem Erfolg schon seit 1968
Kehlmanns Salzburger Rede: Womit? Wozu?
@82 : verstehe ich nicht. wer erpresst wen, womit wozu? warum will jemand die Zeit überhaupt anhalten? wer redet von modern? ALSO was soll das genau bedeuten? Sprich! auf das wir verständliches vernehmen!
Kehlmanns Salzburger Rede: nachweislich Verfolgungswahn
da wittere ich doch die gute alte illuminati-verschwörungstheorie, die nachweislich psychologisch betrachtet aus einem verfolguns-wahn resultiert..ich rate ihnen, sich einmal kurz in psychotherapeutische behandlung zu begeben, dann diskutieren wir weiter...hier ist niemand bezahlt, um zun täter der zeitanhalter zu werden..hier macht jeder nur seine arbeit im selbst- und ausdruck der gesellschaft. mehr nicht. sehen sie mal in den spiegel und atmen sie tief durch. liebe grüße.
Kehlmanns Salzburger Rede: richterlich verschwägert?
sagen sie mal jeannedarsh, sind sie eigentlich mit falk richter verwandt oder verschwägert? oder warum plazieren sie dauernd seine ergüsse hier in dieses forum? peinlich, peinlich.
Kehlmanns Salzburger Rede: Falk-Richter-Voodoo
@ goofy: Nö, noch viel besser, ich bin Falk Richters Voodoo-Puppe! Und ausserdem zitiere ich nur das, was mir irgendwie nah ist. So funktioniert Intertextuaität praktisch gesehen.
Kehlmanns Salzburger Rede: Großfrausucht
verstehe. voodoo. und ihre intellektualistische großfrausucht ist dann wohl so etwas wie ein fetisch? gell? ps: sie haben das zitat vergessen.
Kehlmannns Salzburger Rede: Intelligenz und Selbstironie
@ goofy: Ja genau, wie haben Sie das bloß erraten? Ich steh auf Intelligenz, nicht nur auf die von Falk Richter, sondern zum Beispiel auch auf die von René Pollesch. Und ich könnte noch viele andere Namen nennen. Intelligenz und Selbstironie, das sind meine Fetische.
Kehlmanns Salzburger Rede: Kunst ist Fetisch
Erstaunlich, wie viele fleißige Fetische und Nachtkritik-Kommentatoren sich immer wieder als Schon-längst-nicht-mehr-ins-Theater-und-doch-noch-Theater-Gänger bezeichnen.

ps.: Kunst ist Fetisch! (Von wegen! Oder meinetwegen.)
Kehlmanns Salzburger Rede: freue mich auf Castorfs Ozean
mein Eindruck, das Theater ist ungeheuer vielfältig und dem sind die Zuschauer nicht gewachsen, sie suchen sich halt ihren Lieblingssender, von dem lassen sie sich berauschen, das es eine Freude ist. So berauschen sich welche an falk richter, der intelligent und auch ironisch ist, aber der wird jetzt nicht überall gespielt, da finden sich andere ebenso intelligente und ironische Autoren, die an anderen Orten bewundert werden. Ironische Hitparade der Intelligenz, ja so könnte man das Theater in der Landschaft bezeichnen. Viele kluge und gebildete, intelligente und ironischen Theaterautoren buhlen um die Anerkennung ihrer Produkte, am HORIZONT winken die Freunde der Kunst und freuen sich das sie dabei gewesen sind. Das ist eine gute Sache. Theatererlebnisse sind selten, aber schön wenn sie hereintreten in den ErwartungsHORIZONT und glückhaft betroffene Augen hinterlassen. Da stören die kritischen Stimmen nicht unbedingt. Manchmal ist aber was beachtenswertes dabei. Vielleicht eine Kleinigkeit, ein ironischer Wink. Kehlmann hat so viele Menschen erfreut. Ach, dann hat er eben auch mal Probleme, er muss ja nicht von allem etwas verstehen, und irgendwie anregend fand ich ihn schon, wenn auch keinen Aufreger, wie es oft so bezeichnend heißt: alles geht immer so leicht schief und es wird so vieles so schnell Vergangenheit, der Sommer ist vorüber und ich freue mich auf Castorf und den Ozean!
Kehlmanns Salzburger Rede: Konsumkulturkapitalismus
@ 89.: Könnten Sie das bitte näher ausführen? Dass Kunst Fetisch sei, das müsste man im Kontext des aktuellen Konsumkulturkapitalismus doch auch kritisch betrachten, oder? Meinten Sie das? Wenn Kunst in einen unerreichbaren Fetisch verwandelt und menschliche Subjekte von sich selbst abgesondert zur Schau gestellt werden, dann entzieht sich die Kunst der Möglichkeit des Politischen im Sinne eines alltagspraktischen Gebrauchs.
Kehlmanns Salzburger Rede: Eintrittskarte ins Fetischbuch
ja der alltagspraktische Gebrauch der Kunst; manche gehen eben nur am Sonntag ins Theater, dann sind sie sich gewiss, die Predigt findet immer noch statt, leichter witziger, ironischer. Mein Fetisch ist auch die Kunst und zwar speziell die Theaterkunst, wenn sie intelligent und ironisch ist. Deshalb kann ich diesen Fetisch auch im Alltag benutzen. Ich spreche mit meinen vielen Freunden gerne über die Veränderungen, die wir mit unserem Leben vor haben, was wir mit den Herrschenden unter Umständen anstellen sollten um ihnen beizubringen uns mehr an ihren Entscheidungen, Freuden und Haltlosigkeiten teilhaben zu lassen und dann diskutieren wir auch wahnsinnig gerne, wie egal uns das alles ist und wie schön sich mancher Vers anhört wenn ihn Marion oder Angelika ihn sprechen, während, Hans das so peinlich ist. Naja, am Ende kleben wir die Eintrittskarte in unser Fetischbuch, da sind dann noch ein paar Notizen dabei, nach einiger Zeit lässt sich merken, wir wurden vom Theater geformt. Danke Fetisch!
Kehlmanns Salzburger Rede: Polleschs Fetisch-Theater
@jeanne d arc: na da sind sie dann bei ihrem heiss geliebten pollesch und seiner völligen austauschbarkeit seines personals. der verwandelt das theater in einem leicht konsumierbaren fetisch, der spaß mit ausgeliehener philosophischer bedeutung triggert. konkrete, reale, politische bedeutung: null. das theater war da schon mal weiter als operette in zeitgenössischer kostümierung für das bildungsbürgertum.
Kehlmanns Salzburger Rede: Staunen übers Ausbeuter-Sein
@ 92.: Das klingt mir zu vage. Was genau ist ihr Standpunkt? Wollen Sie die Kunst mit der Predigt in der Kirche vergleichen? Und warum immer diese Vulgärversion des antikapitalistischen Arguments: "was wir mit den Herrschenden unter Umständen anstellen sollten"? Müsste man nicht vielmehr darüber erstaunen, dass man selbst zum Sklavenhalter und Ausbeuter wird? Auch und gerade im Privaten?
Kehlmanns Salzburger Rede: nix austauschbar!
@ brand Y: Austauschbarkeit des Personals? Ohne Christine Groß, Inga Busch und Sophie Rois wären die Pollesch-Aufführungen nix. "Spaß mit ausgeliehener philosophischer Bedeutung triggern?" Triggern? Wie geht das denn? Kommen Sie aus der Werbebranche? Die Dekonstruktion herrschender Diskurse funktioniert etwas anders als sich philosophische Bedeutung nur auszuleihen. Es gibt auch intelligente Unterhaltung. Nicht nur bei Pollesch. Ausserdem sind wir alle (politische) Bürger. Und schließlich, wo liegt für Sie eigentlich der Unterschied zwischen "konkreter, realer und politischer Bedeutung"?
Kehlmanns Salzburger Rede: wochenlang ohne Standpunkt
nein, das ist doch klar, aber wir diskutieren doch unsere Sklavenhalter und Herrschaftsansprüche sowieso andauernd, als Kind war ich ein rechter Tyrann, meine Mutter kann noch heute ein Lied davon singen. Jetzt betreibe ich eine ziemlich vernichtende Selbstausbeutung, das macht allen zu schaffen die mich kennen - also wirklich keine Sorge, in unserm Kosmos sind wir, bin ich … naja Beckett hätte seine Freude gehabt. Aber im Theater möchten wir doch noch eine kleine Differenz erleben, die bloße Spiegelung unser staunenswerten Zerfleischungen haben etwas dröges - Stücke über uns müssten vielleicht Wochen dauern und wären nicht schön anzusehen. Es wäre für die Gemeinde eine Zumutung. Ich meine nicht Big Brother oder solche Schein-Schlachten - das geht noch ganz andere Wege. Mit Standpunkten tun wir uns extrem schwer, leider, auch ein Teil der Misere.
Kehlmanns Salzburger Rede: lieber Ikea als Zerfleischung?
@ 96.: Mir scheint, Sie sind ein rechter (katholischer?) Masochist und genießen das auch noch. Für mich dagegen kann es nicht darum gehen, immer nur weiter auf Godot zu warten und ob des lieben humanistischen Friedens Willen den Mut zum Politischen zu vernachlässigen. Zudem müssten Sie schon ein wenig konkreter werden, um verstehen zu können, was Sie eigentlich meinen, zum Beispiel mit folgendem Satz: "Aber im Theater möchten wir doch noch eine kleine Differenz erleben, die bloße Spiegelung unser staunenswerten Zerfleischungen haben etwas dröges". Abgesehen davon, dass Theater in den meisten Fällen immer schon eine Differenz bzw. einen Bruch zum realen Alltag herstellt, würde ich Ihnen folgendes vorschlagen: Fragen Sie sich doch mal, warum Sie das eigentlich nicht sehen wollen und ob das, was Sie mit "Zerfleischungen" bezeichnen, vielleicht schon die Dekonstruktion derselben mobilisiert. Wollen Sie stattdessen lieber die Illusionsmaschinerie des Lebens im Ikea-Katalog? Kritische Öffentlichkeit meint Hinterfragung. In Bezug auf das Hamburger Gängeviertel hats funktioniert, nur um hier mal ein konkretes Beispiel dafür zu nennen, dass es sich lohnen kann, einen Standpunkt zu haben.
Kehlmanns Salzburger Rede: töten, nicht bestehlen
@ brand Y: Noch etwas, ich würde generell sagen, dass einE SchauspielerIn gerade dann austauschbar wird, wenn er/sie die eigene Position in Bezug auf einen Stücktext nicht mitreflektiert bzw. mitspielt und sich folglich tatsächlich nur noch zu einer Hülle für fremde bzw. dem eigenen Leben entfremdete Ideen macht. Gerade die Pollesch-SchauspielerInnen spielen diese Distanz zum Text mit, welcher sich einem einfachen einfühlenden Verständnis widersetzt. Und auch ich als ZuschauerIn frage mich, wie ich zum Beispiel folgenden Pollesch-Text verstehen soll: "Wir können/dürfen das was wir lieben töten, aber wir können/dürfen es nicht bestehlen. Das wäre dann keine Liebe. Wir aber sagen doch! Nicht töten, sondern bestehlen, und dem was wir lieben mit allem zu Leibe zu rücken, was nicht gleich in Romantik umschlägt. Das ist ja nicht Hegel." (JFK) Was soll denn das jetzt?! Spinnt der?! Das ist ja ganz schön paradox, und da muss ich jetzt erstmal meine eigene Haltung zu finden.
Kehlmanns Salzburger Rede: Ich dekonstruiere mich jeden Tag
keine Ahnung, katholisch? Nein, Masochist, weiß nicht, Geniessen, naja, geht so. Aber Mut zum Politischen immer, das finde ich auch prima. Ich wähle und wir diskutieren und lesen richtige Zeitungen, unterschreiben wichtige Petitionen und gehen auch mal mit einem Transparent spazieren. illusionsmaschinerien mag ich sehr gerne, das sind für mich faszinierende Gebilde, ich würde sie nie mit einem Ikea-Katalog vergleichen. Ich lese gerne und gehe auch sehr gerne ins Kino, also ich mag es, wenn sich Leute was ausdenken um mich auf verschlungenen Pfaden zu überraschen. Und Standpunkte dieser wie in HH-Art, logo, bin ich dabei! dekonstruieren tue ich mich jeden Tag, das ist nicht leicht, aber bringt Laune.
Kehlmanns Salzburger Rede: Voraussetzung Respekt
@ 99.: Passen Sie bloß auf, so lustig und ironisch ist das alles nicht. Irgendwann fliegt Ihnen das ganze Ding um die Ohren, wenn Sie die Meinung und Gefühle Anderer weiterhin so herablassend zertrampeln. Die Voraussetzung für eine wechselseitige kritische Auseinandersetzung ist Respekt. Und nicht diese falsche Maske, die Sie sich hier aufsetzen. Ausserdem ging es in diesem Forum mal um Kehlmann, aber der hat ja wahrscheinlich auch so eine schöne Maske auf. Und darunter brodelt die eigene verdrängte Triebhaftigkeit. Also nicht Hegel, sondern Darwin.
Kehlmanns Salzburger Rede: tapfere Männer des Geistes
um meinen Kopf fliegt sowieso andauernd alles, davor fürchte ich mich nicht. Von trampeln weiß ich nichts, Gefühle, wo waren die? Respekt fordern die U-Bahnschläger immer bevor sie zuschlagen; und was soll der Unterschied sein zwischen einer echten und einer falschen Maske? Kehlmann, sag ich ja, kann Freude bereiten und von Theater wenig Ahnung haben, und Hegel und Darwin sind tapfere Männer des Geistes, sie haben uns auch viel mit auf den Weg gegeben und so zehren wir gerne weiter von ihren Früchten. Eine gute Sache.
Kehlmanns Salzburger Rede: Masken sind immer falsch
@ 101.: Was fliegt um Ihren Kopf? Ein seltsames Bild. Und was wollen Sie mit Ihrer Aussage von "den U-Bahnschlägern" bezwecken? Das Schüren von Angst, um anschließend neue Sicherheitsmaßnahmen durchsetzen zu können? Und wo bleibt da die persönliche Freiheit? Respekt meint genau diese Freiheit, sich als menschliches Subjekt selbst entscheiden zu können und das auch dem Anderen zuzugestehen. Ich greife hier gern auf Kant zurück: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Außerdem, eine Maske ist eine Maske. Für mich ist sie immer falsch, und zwar in dem Sinne, dass sie die persönliche Glaubwürdigkeit gefährdet. Schließlich, zwischen Hegel und Darwin gibt es folgende Differenz: Hegel sah die Welt "von oben" (Metaphysik, Kreation), Darwin "von unten" (Physik, Evolution). Man kann auch noch weitergehen und beide Perspektiven verbinden, aber das würde hier zu weit führen. Ich möchte allerdings ungern von diesen "tapferen Männern des Geistes" nur zehren, sondern vielmehr deren Theorien gebrauchen, um meinen gegenwärtigen und zukünftigen Lebenskontext zu bearbeiten und möglicherweise zu verändern. Machen Sie mit?
Kehlmanns Salzburger Rede: jeder so gut er kann
jeder bearbeitet seine Lebenskontext so gut er kann, ich doch auch, schon immer - wobei ich mich auch im sicheren Rahmen der Gesetze aufzuhalten versuche. Nur ist es manchmal eine Frage des Gehörs, zu unterscheiden welcher Klang erzeugt wird.
Kehlmanns Salzburger Rede: Gedankenfreiheit!
@ 103.: "im sicheren Rahmen der Gesetze", was soll das heißen? Geben Sie Gedankenfreiheit!
Kehlmanns Salzburger Rede: Maxime meines Willens
na, der Gesetze, die nach dem Willen unseres lieben alten Kant, ihren Ursprung in meinen Maximen des Willens haben…, nämlich meinen Lebenskontext zur Freude auch meiner Mitmenschen zu bearbeiten…
Kehlmanns Salzburger Rede: das Paradox der Freiheit
@ 105.: Vorsicht, so einfach ist das alles nicht. Denn was passiert eigentlich, wenn Ihr Wille weniger der allgemeinen Gesetzgebung als vielmehr doch nur Ihrem Eigeninteresse dient? Da stehen wir dann vor dem Paradox, dass die Freiheit des Einen dort an Ihre Grenzen stößt, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Kants Imperativ kann demnach immer nur auf die MÖGLICHKEIT eines solidarischen Miteinanders verweisen. Respekt ist unsre Aufgabe und nicht Manipulation.
Kehlmanns Salzburger Rede: Dauerbeballerung
ach du meine Güte, ich muss vorsichtig sein, klar, bin ich, immer, hat mir mein Vater schon immer gesagt, sei vorsichtig, und du darfst das Spielzeug nehmen, wenn das Kind nichts dagegen hat, auch klar, und Respekt Alta, ist ja die Dauerbeballerung, die vom Morgen bis zum Abend durch die Stadt gellt, noch klarer ! Heißa und dazu dann mit Theorien meinen Lebenskontext bearbeiten, damit er noch korrekter wird als er schon ist, klingt richtig einladend, wer möchte da nicht mitmachen. Respekt!
Kehlmanns Salzburger Rede: ein Aufschrei
@106
Als philosophischer Laie meine ich jetzt wieder auf Kehlmanns Rede zurückgeführt worden zu sein.

Auch diesen habe ich so verstanden, dass er Respekt für die Regisseure eingefordert hat, die eine textgetreue, naturalistische, realistische Inszenierung anstreben. Die Rede als ein Aufschrei gegen die Manipulation des Publikums durch eine starke Presselobby gegen die sogenannten "Reaktionäre", "die Ewig-Gestrigen" des Theaters. Oder irre ich da?
Kehlmanns Salzburger Rede: neue Wege gehen
@ 107.: Kein Problem, du kannst auch weiterhin die "Ich bin gegen alles"-Schiene fahren. Aus Erfahrung weiss ich aber, dass die aggressiven Kinder auf dem Spielplatz irgendwann von den anderen Kindern gemieden werden. Denn einer, der immer nur alles kaputt machen will, der nervt. Wozu braucht der Respekt? Der will ja gar nicht mehr spielen. Vielleicht will der auch gar nicht geliebt werden. Na gut, dann lassen wir ihn eben in Ruhe. Soll er doch allein weiterwüten. So wird er zum Außenseiter durch negative Aufmerksamkeit. Ob er das wirklich gewollt hat?
@ Susanne Peschina: Natürlich, Respekt gegenüber der älteren Generation von Regisseuren ist geboten. Man kann nur hoffen, dass das dann auch auf Gegenseitigkeit beruht, und dass die "Väter" Ihre "Söhne" ebenso als einzigartige Persönlichkeiten respektieren. The times they are a-changing. Jede junge Generation muss neue Wege gehen, und das ist auch gut so.
Kehlmanns Salzburger Rede: retten Sie mich!
war selten so gerührt, wobei das dann schon eher der Mutti-Ton ist, bitte wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann kannst gleich Aussenseiter werden, und der Gesellschaft auf der Tasche liegen, willst Du das, ein gescheitertes Leben, doch wohl nicht, pass dich an, arbeite theoretisch brav an deinem Lebenskontext und alles wird gut. Meine Güte Kehlmann rette mich!
Kehlmanns Salzburger Rede: verborgene Komik
@ 110.: Nein, es ging mir nicht um verborgene Manipulation in Erziehung und Politik. Es ging mir nicht um sensible und wache Kinder, welche schon früh die Bedürfnisse ihrer Eltern erspüren und sich diesen anpassen, indem sie lernen, ihre intensiven aber unerwünschten Gefühle nicht zu fühlen. Kant plädierte für die Freiheit der EIGENEN Entscheidung. Erst die eigene Entscheidung eröffnet die Möglichkeit für Respekt von der Gegenseite. Denn das Paradox ist ja, dass Sie auch und gerade dann (negativ) abhängig bleiben, wenn Sie sich gegen die vermeintliche oder tatsächliche Bevormundung Anderer stellen. Zuletzt noch ein Beispiel: In Zugtoiletten ist nicht selten folgender Spruch zu finden: "Bitte verlassen den Raum so, wie Sie ihn vorfinden möchten." Darin steckt beinahe eine verborgene Komik, aber auch hier geht es um Ihre EIGENE Entscheidung.
Kein Kehlmann 2010: man muss gucken
ich warte jetzt trotzdem mal auf das Stück von Kehlmann, weil ich so gerne ins Theater gehe, viel lieber als auf Eisenbahntoiletten, auch weil diese Räume ja immer anders verlassen werden sollen als vorgefunden, Lebenskontextmäßig versteht sich. Aber Kriegenburg mischt ja das Berliner Theater jetzt schon gut auf, da kommt Ästhetik wieder mal richtig zur Geltung, den könnte ich mir vorstellen, für Kehlmann. Hat natürlich auch was riskantes, aber mass man gucken.
Kein Kehlmann 2010: verweichlichte Gedankensprünge
@ 112.: Ich warte jetzt trotzdem mal nicht auf das Stück von Kehlmann, weil ich so gern auf Toiletten gehe. Man bedenke, Slavoj Zizek hat anhand solcher Toiletten-Erfahrungen eine ganze Philosophie aufgestellt! Wir müssen uns hier doch nicht einkitschen, oder? Verweichlichte Gedankensprünge spielen nur dem allgemeinen Stillhalteabkommen angesichts der bösen bösen FinanzKRISE in die Hände. Oh Gott.
Kehlmanns Salzburger Rede: wem nutzt die Debatte?
Kehlmann-Diskussionsstränge: "Wem nützt es ?"

Ich bin letztlich dann doch gespannt, ob irgendwann die Frage sich ernsthaft durchsetzt, warum das jetzt nach der "Lottmann-", der "Mattussek-", einer der vielen "Regie-Theaterdebatten"-Ableger, wieder nur "Sommertheater" mit hübschem Titel "Kehlmann-Debatte" werden soll, wenn andererseits Herr Oberender sehr viel deutlichere Worte nachfolgen läßt, die jetzt in Richtung "Kollektivtheater" gehen ..., aber ja zweierlei aufgeworfen haben:
- einen etwaigen Zusammenhang der Kehlmann-Ausführungen mit dem "Bocksgesang" des Botho Strauß
bzw. mit den -meines Erachtens lobenswerten- Beiträgen Peter Handkes zu Jugoslawien (eben nicht "nur" Serbien)

- eine Frage nach der "Schauspielerin", dem "Schauspieler" im deutschsprachigen Theaterraum und
darüberhinaus

Wiebitte ?
Ich muß nach Antwerpen oder Riga fahren, um SchauspielerInnen zu erleben, die als erwachsene Personen agieren und ernst genommen werden ??

Und dann heißt das "Ding" immer noch "Sommertheater"und "Kehlmann"-Debatte, die Kommentatoren und KommentatorInnen in den Diskussionssträngen, welche sonst schon mal Rechtschreibung und dergleichen einander vorrechnen, nehmen das nicht auf, ... ist ne Falle das, ein Insider, hingeworfener Giftköder ... .
Komisch, kein Schauspieler, keine Schauspielerin da, welche ihre Arbeit doch ein wenig anders verstehen !?
Nun ja, ich z.B. war gerade bei dem Völcker/Schlocker-Abend am Nationaltheater Weimar: den kann man vortrefflich diskutieren, aber erwachsen war der auf jeden Fall, sehr gutes Studio-Theater !
Und solcherlei gute Abende gibt es in diesem Theaterland landauf, landab; und selbst ein mäßigerer Theaterabend ist meist gut verhandelbar, mit Gewinn besprech- und aufarbeitbar: schon vergessen ??
Läßt sich auch an "schlechter Philosophie" ganz gut üben; und ein Ergebnis solch schlechter Philosophie scheint mir zu sein, nicht einmal offen zu fragen, wer da eigentlich irgendeinen (und welchen ? und wie ?) Nutzen aus derlei Regie-Theaterdebatten zieht.
Man könnte ja zum Zynismus neigen und behaupten, daß Herrn Khoun garnichts Besseres hätte wiederfahren können, als daß an seinem damaligen Haus dergleichen losgetreten wurde etc. .
Oder entscheiden Politiker letztlich doch so, daß sie irgendwann einen führenden Theaterkopf zitieren: "Keine Erwachsenen ..." ... - und dann eben auch die Mittel kürzen ?!!
Aber soetwas müßte man in diesem Fachforum, das es teilweise ist, recht detailliert und kritisch und für das Theater schreibend, denkend und redend hinbekommen ! Solange aber diese "Theaterpolitik" nicht klipp und klar auf derlei Seiten kommt, werden auch diese ihr Vertrauen und ihre Möglichkeiten im blödest-wahren Sinne des Wortes verspielen: da ist nachtkritik de. auch nicht vor gefeit.
Peter Michalzik schreibt einen saftigen Artikel, hält ein wachsweiches Interview mit Herrn Oberender, wie ich es empfinde: noch einmal also die Frage: "Wem nützt das alles ?"
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