Das Leben ist ein Pappkarton

von Michael Laages

16. September 2009. Als es ans Sterben geht (und der magisch-mystische "Knopfgießer" kommt, um den eher missratenen Lebensentwurf des Sterbe-Kandidaten "umzuschmelzen" zu etwas nützlicherem), da lässt Henrik Ibsen den faustischen Helden Peer Gynt ein immergültiges Bild finden für das Leben an sich – es gleiche einer Zwiebel. In immer neuen Häutungen müssten kurz vor Schluss die Hüllen und Verpackungen weggerissen werden, bis irgendwann (und unter Tränen, es ist ja eine Zwiebel!) "der Kern" zum Vorschein komme, das ICH, das Unverwechselbare und Einmalige, das, wofür gerade dieses Leben gut und gemacht war.

Aus einer ganz anderen, weniger poetischen als vielmehr sehr praktischen Idee von durchaus ähnlicher Verpackung mag der Gedanke entstanden sein, der diesen jüngsten Versuch am großen Gedicht von der Ich-Werdung des Menschen nachhaltig prägt – das Leben sei doch heute eher ein profaner Pappkarton, hat womöglich der Bühnenbildner Stephane Laimé dem Regisseur Jan Bosse vorgeschlagen. Und nun steht da ein Haus aus Kartons auf der Drehbühne des Thalia Theaters in Hamburg; am kleineren Berliner Maxim-Gorki-Theater, dem Koproduzenten dieser Inszenierung, wird diese Karton-Burg den Raum wohl sogar ganz füllen.

Wider den Verführungszauber

Immer wieder gibt es Inszenierungen, die – wie diese - einer fundamental-gestalterischen Bild-Idee für den Raum ganz und gar folgen. Oder ihr verfallen. Auch aus diesem Bild gibt's kein Entrinnen, und alle anderen Raum-Behauptungen sind so, wie sie zum Beispiel im Stück geschrieben stehen, von nun an nicht mehr realisierbar. Allerdings sind ja auch die Reisen von Ibsens Peer kaum "real" zu bebildern – von scharfen Felsen-Graten an Norwegens bergiger Küste bis zu Wüsten-Oasen und untergehenden Schiffen.

Das kann ja stets nur Mummenschanz und Budenzauber sein – das ganze Stück handelt von nichts anderem, von nichts als dem augen- und sinnetäuscherischen Lügenspiel des Lebens. Da ist der Pappkarton als Sinn-Bild an sich gar nicht schlecht – nur ist er eben (im Gegensatz zur lebendigen, atmenden Zwiebel-Frucht) ein pappenes und kaltes Kunst-Produkt. Und akkurat so kommt nun leider auch Jan Bosses komplette Inszenierung daher – als Gedankenspiel, das jeden vordergründig sinnlichen Verführungszauber des Theaters meidet wie der Teufel das Weihwasser.

Kühle Werkstattatmosphäre

All die schrägen, schrillen Abenteuer des jungen wie des älteren Gynt bewältigen (neben den Hauptpartien) fünf Darsteller in zwei Dutzend Rollen: Gynts trickreichen Brautraub, das eigentlich ziemlich lustvolle Abenteuer mit Trollinnen und Trollen, das Gelage des Unternehmers Gynt vor Marokkos Küste an Bord der eigenen Yacht (die ihm von den noch geschickteren Gästen aus politischen Gründen geklaut wird), die vielversprechende, aber leider ergebnislose Begegnung mit der Schleiertänzerin Anitra, das suizidale Massaker im Irrenhaus; schließlich die Heimkehr per Schiff und im (für den Rest der Schiffsmannschaft) tödlichen Sturm.

All das entwickelt Bosse in einer Art Werkstatt-Atmosphäre, szenisch sehr sparsam, teils mit vorproduzierten Video-Sequenzen außen auf der Fassade, teils per Live-Kamera innendrin in der Pappkartonburg; sehr technisch wirkt das, und immer sieht es auch ein bisschen nach Notlösung aus. Es markiert allerdings (und eben konsequenterweise) den Kern der Inszenierung: die Kunst des Verpackens. Auch Arno Kraehahns Musik klingt so – oft wie der Sound einer Orchesterprobe, wie das Vorspiel für etwas, das noch kommen könnte, dann aber doch nicht kommt.

Die Kunst, ein Weltbild herbeizuphantasieren

Für das Ensemble dieser Gynt-Werkstatt ist in derlei illusionsloser Unterkühlung naturgemäß wenig Profil zu erspielen. Nicht mal für Marina Galic in der immer irgendwie undankbaren Rolle der lebenslang wartenden Solveig, die Peer jedoch durch eben diesen immerwährenden Glauben an ein Stück Glück vor der Knopfgießer- und Umschmelzerei des Todes bewahren kann. Als sie Peer das erste Mal traf, beim Fest, das mit dem Brautraub endete, rauschte sie wie ein sehr schmuckes Aschenputtel herein – und hinterließ einen Schuh.

Das ist aber auch das einzig Märchenhafte an diesem Abend. Karin Neuhäuser, neu in Hamburg, ist ein furiose Gynt-Mutter Aase, mit beträchtlichen Fallhöhen aus Ironie und Alltagsslang, auch später als knopfgießender Botschafter aus dem Jenseits. Jens Harzer stemmt das Monstrum von Solo-Text mit der ihm eigenen Fahrigkeit, die immer nach Haltungen in Text und Ton zu suchen scheint. Ihm bleibt damit die größte Herausforderung des Abends: das Weltbild Gynt wie in einer Art Traum Szene um Szene neu herbeizuphantasieren.

Das ist anstrengend, für ihn wie für uns. Wie diese ganze gedankliche Bemühung – Bosse zeigt einen Blick auf "Peer Gynt", dem der Kopf zu folgen vermag. Aber das Herz bleibt kalt.

 

Peer Gynt
von Henrik Ibsen
Koproduktion des Thalia Theaters Hamburg mit dem Maxim Gorki Theater Berlin Regie: Jan Bosse, Bühne: Stephane Laimé, Kostüme: Kathrin Plath, Musik: Arno Kraehahn, Video: Maike Dresenkamp. Mit: Jens Harzer, Marina Galic, Karin Neuhäuser, Hans Löw, Anne Müller, Catherine Seifert, Robert Kuchenbuch, Sebastian Zimmler.

www.thalia-theater.de
www.gorki.de

 

Mehr zu Jan Bosse? Am Schauspiel Köln inszenierte er im März 2009 Georg Büchners melancholische Komödie Leonce und Lena, am Berliner Maxim Gorki Theater im Dezember 2008 den Abend Antigonae/Hyperion und Edward Albees Zimmerschlacht Wer hat Angst vor Virginia Woolf? im Oktober 2008 am Burgtheater in Wien.

 

Kritikenrundschau

"Die Feste, die hier gefeiert werden, sind absichtsvoll fahl", bemerkt Peter Kümmel (Die Zeit, 24.9.2009). Es sind von Beginn an "die letzten Schalen, an der Bosse und sein Hauptdarsteller Jesn Harzer herumoperieren". Und "der tolle Jens Harzer wirkt ja immer, als träume er das Stück, in dem er mitspielt, als durchschlafe er es hellwach wie einen höheren geistigen Vorgang". Mit seiner Kunst gebe er "flachen Stücken Tiefe", doch seinen Peer Gynt "sieht man ermattet, und man denkt: Wenn er doch endlich erwache". Hier sei ein Peer Gynt zu erleben, "der sich manisch ins eigene Ich hineinbohrt". Und es wiederhole sich, was bei Matthias Hartmanns Faust an der Wiener Burg zu erleben gewesen sei: "das Universalstück im Container". "Die opulentesten Stücke des Welttheaters packen sie neuerdings in die kleinsten Kisten." Als Zuschauer könne man nicht behaupten, "Peer Gynt erkannt zu haben. Wir sahen einen Mann, der seine Schalen vor uns aufriss wie einen Exhibitionisten-Trenchcoat."

Jens Harzer ist als Peer Gynt "ein Apostel der Hypothese, der überall aneckt und fasziniert zugleich", schreibt dagegen Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (22.9.2009). "Männliche Selbstüberschätzung und weinerliche Zweifel werfen diesen Peer hin und her, und Jens Harzer entwickelt aus dieser manisch-depressiven Grundkonstellation eine brillante vierstündige Solo-Performance." Mit diesem Faszinosum im Zentrum scheint Bosse ein gewisses Desinteresse für die Widerstände entwickelt zu haben, die man der Hauptfigur hätte entgegenstellen können. "Fast alle Nebenrollen bleiben blass, die Szenenphantasie vermeidet wohl die Kitsch-Gefahr (...) aber die wiederholten langatmigen Videoübertragungen aus dem Inneren des Würfels und ein paar Verkleidungen ändern nichts daran, dass die Regie hier nur Staffage der Darstellung ist." Einzig Karin Neuhäuser wehre sich mit Originalität. "Aber mehr Persönlichkeit duldet Bosse nicht, und so muss Harzer die Konflikte der Trollaustreibung eben ganz alleine spielen - zum Glück kann er das."

Ziemlich stinkig angesichts Jan Bosses "Peer Gynt" zeigt sich Armgard Seegers im Hamburger Abendblatt (18.9.2009): Kopflastige, starre Inszenierung, Deklamationstheater, hässliche Kostüme. Inszenatorisches "Feng Shui", sparsame, unentwegt wiederholte "ästhetische Mittel". " Das war eindeutig zu viel vom selben." Das Ensemble allen voran Jens Harzer und Karin Neuhäuser habe "eindrucksvolle, schauspielerische Leistungen" gezeigt, doch das Stück wurde "zu einer kalten, gelegentlich leblosen Sektion eines Spinners". Gynt erscheine als Typ, "wie wir ihn alle kennen: unreif, hemmungslos selbstsüchtig, nachlässig gekleidet, bequem, treu-, gewissen- und reuelos (…) ein Anti-Held, ein unerwachsener Mann." "So einen Kerl" betrachte man argwöhnisch, "denn er könnte vielleicht mal mit einer Knarre losrennen und um sich schießen". Auch Bühne und Kostüme erregen Seegers' Unmut: "Hatten wir nicht gerade erst einen riesigen Zeitungsberg gesehen, an den Bilder projiziert wurden? (...) Müssen die Regisseure immer Videos zeigen, wo doch die Bühne viel mehr lebt? Und warum sind eigentlich die Kostüme (Kathrin Plath) - ausgeleierte T-Shirts und lappige Hosen – so hässlich?" – Zuletzt argwöhnt Seegers, dass die Zuschauer mit ihrem heftigen Applaus ‚wohlmöchlich’ nur "ihr eigenes Durchhaltevermögen beklatschten".

Ganz anders Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (18.9.2009). Für ihn gibt die Bosse-Arbeit ein gültiges Inbild unserer Gegenwart. Bosse und Harzer zeigten Gynt zerrissen und entschlussunfähig zwischen Entweder und Oder. "Mit Ibsen wird hier eine Gegenwart erschlossen, die am Kreuzweg steht: Entweder die Welt wird zum Irrenhaus oder wir erfinden uns eine neue, Zukunft ermöglichende." Pilz begreift Harzers Gynt als einen Ich-Sucher, der wissen will, "was das Ich im Innersten zusammenhält". Aber Jens Harzers Gynt "leidet nicht an Ich-Mangel, sondern an einem Ich-Überangebot (…) – ein Held des postironischen Zeitalters." Das Bühnenbild aus lauter Pappkartons wird für Pilz zum "nach Außen verlagerten Peer-Ich: zusammengestückelt aus lauter Einzelschachteln, fragil und festgemauert zugleich." Jens Harzer "ist das Glück dieser Inszenierung. Er ist allerdings genauso ihr Problem: Sie ist seltsam Harzer- und kopflastig." Der "ins Große, Grundsätzliche weisende Abend" wirke "mit seinen sparsamen Mitteln, der Konzentration aufs Wort und Jens Harzer mitunter eher anrisshaft als ausinszeniert." Doch immerhin, er zeige einen Peer Gynt, "der nicht in Seelenspekulationssumpf versinkt, sondern mit beiden Beinen im Hier und Heute steht – im Provisorischen". Peer Gynt gehe unter, aber, und das zeige Bosse, das müsse kein "Naturgesetz" sein.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (18.9.2009) schreibt Irene Bazinger: In Bosses "Peer Gynt" folgten bei Ibsen "der Beweis ihrer Worte in fünf Akten" – und am Schluss wisse niemand mehr, ob "das Leben ein Traum oder der Traum das Leben" sei. Harzer sei ein "überanstrengter Peer", der sich "eindrucksvoll durch die Textmassen" kämpfe, "ohne einem ihren Sinn wirklich nahebringen zu können". Ein "virtuoser Leerlauf". Überzeugend nur, wenn Peer "seiner Mutter das Sterben mit allerlei zärtlichem Geflunker erleichtert, bis sie seine Hand über ihre Augen legt, damit er sie ihr schließt". Harzer spreche "Monologe an der Rampe und wählt sich das Publikum als Ansprechpartner – vergeblich, denn es antwortet nicht". "Ein sehr braver und sehr netter Abend – und das ist bei einem solchen Stück an so einem Haus eindeutig nicht genug."

In der Tageszeitung Die Welt (18.9.2009) überlegt Matthias Heine, ob Ibsens "Peer Gynt" nicht doch "erschreckend gealtert" sei (womit Heine zweifellos Recht hat – jnm). Wie der zweite Teil des Faust bestehe auch der oft damit verglichene "Peer Gynt" gutteils aus "Wortgeklingel". Wenn man, wie bei Bosse, "die Sprache und das Gedankengerüst … pur geliefert" bekomme, offenbare sich erst recht ihre Dürftigkeit. "Und Ibsens Knittelverse sind – zumal auf Deutsch – eben nicht berauschend schön (wie noch der größte Unfug bei Goethe), sondern oft unfreiwillig komisch."  Die "Pappkartons auf der Bühne" symbolisierten, dass bei Bosse das Stück im "Kopf des Helden" stattfinde. Alles "folkloristische Kolorit und alle Exotik" seien "ausgelöscht worden". Schade drum, findet Matthias Heine, denn dreieinhalb Stunden Pappkartons zu betrachten, sei doch "sehr ermüdend". Nicht einmal der von Heine besungenen Jens Harzer kann dieser Müdigkeit  Entscheidendes entgegen setzen. Er und Karin Neuhäuser seien "die Offenbarungen im neuen Ensemble" des Thalia Theaters. Bei Harzer, den "etwas Somnambules" umgebe, handle es sich um einen "Spieler in der Moissi-Tradition, ein Sänger fast, der über 1000 Töne verfügt (und über ebenso viele Haltungen) und dennoch nie seine unverwechselbare Stimme verliert".

Auf Spiegel online (18.9.2009) befindet Werner Theurich, dass sich die Inszenierung "solide bis exaltiert am Text-Vers der Morgenstern-Übersetzung" abarbeite und im wesentlichen Jens Harzer "eine Rampe für seine Spielwut" biete. "Etwas lehrbuchhaft, aber eloquent und plakativ" werde die Außenwelt als Peers Innenwelt bebildert und dieser tobe "als Metapher für ständige Bewegung und dauernden Laborversuch am lebenden Subjekt über die Bühne". Karin Neuhäuser in der Rolle der Ase sei "großartig", der "nervös hechelnde und ständig zerfahren an sich herumzupfende Harzer-Gynt" "eine ebenso rührende wie quälende Nervensäge, optisch treffend zwischen Stromberg und Liam Gallagher angesiedelt". Es gäbe zwar einiges Gekaspere und auch der Kameraeinsatz sei nicht überzeugend. Aber: "Das Schauspielhaus hat dem neuen Thalia-Team den künstlerischen Fehdehandschuh mit großer Geste zugeworfen."

Kommentare  
Bosses Peer Gynt: Beinchen im Kitsch
deutsche kalt-nass-inszenierung.
die suche eines jeden nach sich selbst wird nur durch vernunft und ichbezogenheit praktiziert und inszeniert. leere bleibt leere.
die lebenssäfte, der sex eines jeden mit sich in sich, die sehnsucht und das leid, die fucking liebe, bleibt aus. krampfige kalte und stets hungrige inszenierung.
narzistisches leben, was auf einer narzistischen bühne, die narzistischer weise an eine studentische idee erinnert.
pappe.
pappe als stabil wirkendes konstrukt, aha, flexibel auch noch, aha, und umschmeissen geht ja auch, denn dann haben die schauspieler auch was zutun, es ist dann ja so "spannend".
die musik wirkt wie mitte der 90er stehengeblieben (wir schreiben das jahr 2009!), ätzende gitarre versucht endlos das grusel-konzept zu begleiten, orchestereinstimmungen bis zum abwinken, 10 mal schon in anderen stücken gehört. undurchlässig, fad, wahnsinnig gelangweilt, schafft die musik keinen bruch zur geschichte, sondern wiegt stumpf mit, meint aber die unklarheit der hauptfigur damit zu unterstützen. keine liebende art. ansonsten klares theater, theater, wie leider so oft bei bosse, immer stets mit beinchen im kitsch, musikalisch sowie ästhetisch. was soll man da tun.
Bosses Peer Gynt: Hamburg war glücklich
Hamburg war glücklich, hat lange gejohlt und gejubelt, Harzer und Neuhäuser als neue Stars umarmt und Bosse dafür beklatscht, daß Peer Gynt endlich mal kein Kindertheater für Erwachsene war. Daß die Sounds genervt haben, stimmt, aber was soll`'s. Kongenial dagegen auch das Bühnenbild. Pilz hat recht, Laages dagegen hat nix begriffen.
Bosses Peer Gynt: gummiartig gestreckt
langweilig, langweilig und gummiartig gestreckt..nix kongenial, nix inspiriert, einfach nur nervig...das gejohle hörte sich für mich eher wie hohn an..hm...
Bosses Peer Gynt: zehn Minuten Applaus + Bravos
Zehn Minuten Applaus und Bravos als Hohn eines gelangweilten Publikums? Und das am Ende eines über drestündigen Abends von einem Publikum, das Theater oft nur noch als 90 Minuten TV-Format kennt...
Bosses Peer Gynt: Bosse war schon mal besser
die bravos waren ja nun wirklich deutlich von freunden der produktion, das nannte man früher claquere. der applaus war eher verhalten. die dauernden videos im zweiten teil waren mühsam und als mittel irgendwann abgenutzt. dadurch wurde es einfach sehr lang. die anderen kollegen neben dem eitlen herrn harzer, der sich wahnsinnig besonders findet, spielten (mit ausnahme von neuhäuser, die sich nicht die butter vom brot nehmen lässt) wie unter valiumeinfluß. bosse gab's schon wesentlich besser!
Bosses Peer Gynt: Verschwörungstheorien
Lieber anderer Hamburger, warum suchst du Unterstützung für deine negative Haltung zu Peer Gynt beim Volk, beim Theaterbesucher? Ich war in der zweiten Vorstellung und da wurde genauso exzessiv gejubelt. Das Haus war voll und begeistert. Man kann nicht ein großes Theater mit tausend Plätzen manipulieren, unmöglich.
Das heißt ja nicht, daß die Aufführung gut sein muß, aber es heißt, was es heißt: den Leuten hat sie gefallen und sie haben Jens Harzer als neuen Hamburger Star gefeiert. Also steh wenigstens zu Deiner Minderheitenposition anstatt so herumraunend irgendwelchen Verswchwörungstheorien zu frönen.
Bosses Peer Gynt: Hamburger aus Hamburg?
Guten Tag ! Ich glaube mich so zu nennen ist fair,denn wie alle anderen, die in diesem "blog" sind, möchte ich nicht "gekannt" sein. Eine Frage an die "Hamburger": Sind Sie aus Hamburg ? Grüsse
Bosses Peer Gynt: Schlimm wird schlimmer
Leider nein, ich wäre gerne aus Hamburg und ich lebe gerne dort, aber ich bin nicht aus Hamburg. Peer ist ein guter Junge und er kommt wieder nach Hause, ob ich je wieder nach Hause komme, und ob wenn, dort eine wahr Liebende auf mich wartet, ist wohl sehr, sehr unwahrscheinlich. Das Leben ist schwierig aber rund, gehört nicht zu meiner biographischen und geographischen Basiseinstellung, nein Tragödie bevorzugt muss ich bedauernd sagen. Schlimm wird schlimmer, so auch das Theater, es war schon sehr übel und nun das! Wir haben es nicht verdient, wo immer wir auch herkommen mögen. Die Schatzsuche im Zuschauersessel muss in die nächste Staffel.
Bosses Peer Gynt: alles sehr verhalten
@karl beckmesser kraus: nein, gejubelt wurde bei der premiere nicht. definitiv nicht. ich saß im parkett, die bravoschreier saßen direkt hinter mir und waren so gut zu verorten. aber sie waren auch allein auf weiter flur, zumindest in der premiere. das hat nichts mit verschwörungstheorien zu tun. das ist im theater eben oft so, dass in den premieren die freunde der produktion sitzen. ist ja auch gut so. wie immer man den applaus auch finden mag, ich habe das thalia schon deutlich jubelnder erlebt. in meinen augen war das verhalten. ich habe viele andere stimmen im foyer gehört, die das ähnlich sahen.
ich habe auch keine negative haltung zu peer gynt, sondern zu einer inszenierung, die mir nicht inspiriert genug war - und ich mag bosses art regie zu führen sonst sehr und hab viel von ihm gesehen - in berlin, basel, bochum. diese hamburger arbeit hat mir nicht gefallen, und ich war nicht der einzige (vielleicht, weil die stadt nicht mit "b" anfängt ;-))
Peer Gynt in HH: wirklich nicht gut
auch ich habe schöne arbeiten von bosse gesehen, aber diese arbeit war nicht wirklich gut...siehe oben..langweilig..zerrissen..und der applaus an der premiere war definitiv nicht jubelnd, höflich und erliechtert, daß es endlich ein ende gefunden hat..nein, jubel hört sich definitv anders an...
Peer Gynt in HH: mit Sensationsschauspielern geknackt
Ob in Hamburg gejubelt wurde oder nicht, weiß ich nicht, ist mir auch völlig schnuppe. In Berlin jedenfalls, wo es das schwierigste Theaterpublikum überhaupt gibt, wurde gejubelt, und zwar bedeutend mehr als bei allen drei Eröffnungspremieren des Deutschen Theaters.
Wobei das letztlich gar nicht so wichtig ist. Wichtiger ist, ob zurecht oder nicht. Eine wunderbare Aufführung! Warum und wieso kann man im "Neuen Deutschland" nachlesen, das gar nicht weiß, wohin mit sich vor Begeisterung und mit klenen Einschränkungen auch im "Tagesspiegel". Bosse hat eines der schwierigsten Stücke überhaupt geknackt, mit Sensationsschauspielern wie Jens Harzer, Karin Neuhäuser etc.
Bosses Peer Gynt in HH: Strapaze, nicht nur für Harzer
gähnende Langeweile. " Mach hinne!" möchte man in die lähmenden Pausen rufen. Manchmal auch: "In welchem Film bin ich eigentlich?" Fast 4 Stunden, das ist Strapaze nicht nur für den Harzer. Auf der Suche nach dem Ich stellt Bosse fest: Alles emballage! Mag schon sein, selbst das kann man spannender machen, jedenfalls für den Zuschauer. Und das bin ich nun mal.
Bosses Peery Gynt in HH: Ruckizucki Theater
Wann warst du da drin, Lucas? Jetzt gerade? Ich auch. Ich war im Unterschied zu Dir begeistert. Was für eine ungeheure Konzentration auf das Wesentliche! Was für eine Leistung von Harzer! Fanden übrigens die meist sehr reservierten Hamburger Zuschauer auch. Die meisten waren begeistert - wie ich. Habe erstmals diesen etwas fußgängerischen Zwiebelsatz von Ibsen verstanden. Mir sind ein paar Pausen und Lücken im Spiel angenehmer als dieses Ruckizucki 90 Minuten Theater.
Bosses Peer Gynt: die richtige Vorbereitung macht's
Ich fand die Vorstellung ,,Peer Gynt" in Thalia Theater Hamburg mit Jens Harzer sehr beeindruckend. Jens Harzer überzeugte sehr und Langeweile war kaum spürbar. Er war sehr berührend und inspierend. Das Stück ist nicht einfach, wenn man sich nicht wirklich darauf vorbereitet. Der Stoff ist nicht leicht, aber wenn man sich damit intensiver auseinandersetzt ist es nicht mal so schlimm, als man am Anfang vorstellt. Der größte Fehler was ein Theaterbesucher meiner Ansicht nach machen kann, ist sich nicht richtig auf ein Stück vorzubereiten. Natürlich gibt es auch Werke, wie z.B. ,,Die Zauberflöte", die ja ohnehin sehr bekannt ist, wo man sich nicht vorbereiten muss. Auch kann man sich die Einführungen anhören,die ausführliche Angaben zu den jeweiligen Stücken bieten,wenn man keine Lust hat zum Durchlesen.
Peer Gynt von Jan Bosse: Weiß jemand mehr?
Kommt Peer Gynt nicht gleich zu Beginn des Stücks nackt zu seiner Mutter auf die Bühne (auf picturesberlin.de unter Maxim Gorki gibt's Szenenfotos)? In der Aufführung, die ich sah, war das nicht so. Weiß jemand, warum das geändert wurde?
Peer Gynt, Berlin: letzte Vorstellung nicht entgehen lassen
habe gestern nochmal die berliner peer-gynt-aufführung gesehen. es war (leider) die vorletzte. kann nur appellieren sich die letzte aufführung am 12. juni nicht entgehen zu lassen.
jens harzer und karin neuhäuser, die sich nicht zu schade sind, vor drittelgefülltem saal in einer aufführung, die sie schon fast drei jahre lang sowohl in hamburg als auch berlin spielen, im wortsinne ihr letztes hemd zu geben, sind nicht genug zu loben. vor allem jens harzer habe ich noch nie so gut gesehen.
es sollte ja eigentlich der normalzustand sein, immer sein bestes abzurufen, aber die gestrige leistung ist umso bemerkenswerter, da ich schon oft erleben musste, dass schauspieler in berlin oder anderen großen städten "beleidigt" sind, mal nicht vor vollem haus- und dann lustlos ihren stiefel runter (zu) spielen.
über die angeblich "kalte" inszenierung kann man streiten- mich persönlich hat sie über weite strecken sehr ergriffen-, die schauspielerische leistung verdient großen respekt!
Peer Gynt, Berlin: ein Ereignis!
Volle Zustimmung zu jann: Jens Harzer war ein Ereignis! Es ist schade, dass er nicht öfter in Berlin zu sehen ist. Seine Wandlungsfähigkeit, sein unaufgeregtes Changieren zwischen Treffendem und Getroffenen haben mir den wahrlich nicht einfachen Peer Gynt zugänglich gemacht. Von der körperlichen und geistigen Leistung ganz zu schweigen.

Zugleich eine der besten Arbeiten von Jan Bosse, die manchmal etwas unfertig wirken: hier geht das Konzept der Reduktion auf wenige Schauspieler und begrenztes Bühnenbild auf.

Unbedingt letzte Vorstellung ansehen!
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