Schleudergang Neue Dramatik - ein Symposium in Berlin zur Zukunft der zeitgenössischen Dramatik
Ein Hartz-IV-Stipendium ist kein Ehevertrag
von Elena Philipp
Berlin, 12. Oktober 2009. Was ist nachhaltiger: Auf einem sinkenden Tanker anzuheuern oder eine Ehe einzugehen? Die Antwort "Ehe" liegt näher, und so war beim Symposium "Schleudergang Neue Dramatik" viel von Beziehungs-anbahnung zwischen AutorInnen, DramaturgInnen und RegisseurInnen die Rede: Einen "Flirtraum" wolle man schaffen, langfristige Arbeitsbeziehungen stiften, Ehen schließen.
Zwei Tage lang machten sich mehr als 150 Theaterschaffende Gedanken über diesen Ehevertrag, mithin über die "Zukunft der zeitgenössischen Dramatik". Der Einladung der Berliner Festspiele in Kooperation mit dem Deutschen Bühnenverein folgten vorwiegend AutorInnen, DramaturgInnen, Intendanten und die Leiter- Innen diverser Autorenförderprogramme, aber auch VerlagsmitarbeiterInnen, RegisseurInnen, PressevertreterInnen oder HochschuldozentInnen.
Betriebsintern analysierte man am ersten Tag in sechs Workshops die momentane Situation von Dramatikern und Dramatik und entwickelte Visionen für die Zukunft. Überraschende Einigkeit herrschte zwischen den AutorInnen, die sich eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen erhoffen und an den Subventionen für das öffentliche Theater beteiligt, sprich: angemessen bezahlt werden möchten, und den TheatervertreterInnen, die sich qualitätsvollere Stücke wünschen und fragen, wie sie die "Produktivkraft Autor" in den Theateralltag integrieren können. "Erstaunlich homogene Ergebnisse" wurden erzielt, wie Moderator Peter Michalzik lobte: Mehrheitsfähig schien das Modell Hausautor ebenso wie die Abschaffung der Altersgrenzen in den Förder-programmen, um die Förderlücke für AutorInnen über 35 Jahren zu schließen und durchgängige Autorenbiographien zu ermöglichen.
Dramenblase oder Schongang?
Einig war man sich zudem, dass ein Stückauftrag mit nicht weniger als 5.000 Euro dotiert sein sollte und dass die Koppelung junger AutorInnen mit jungen RegisseurInnen und SchauspielerInnen zeitgenössischer Dramatik ebenso wenig gut tue wie das Abo auf die kleine Bühne. Gewünscht wurde allseits mehr Zeit, um ergebnisoffen und von Produktionszwängen befreit zusammenzuarbeiten, in Ruhe schreiben und produzieren zu können – mindestens ein Jahr statt sechs Monaten Laufzeit für einen Stückauftrag war eine konkrete Forderung von Autorenseite, die in ihrer Konkretheit aber wenig Nachhall fand.
Man verblieb im Harmonischen, und auch wenn die Berliner Festspiele im Material zum Symposium auf diverse, seit zwei Jahren immer wieder aufflackernde Debatten zur Lage von AutorInnen und Neuer Dramatik hinwiesen, hatte man nach dem ersten Tag fast den Eindruck, dass eigentlich kein Diskussionsbedarf bestehe. Franz Wille suchte denn auch, statistikgestützt, in seinem Impuls-referat gleich zu Beginn die These des Symposiums, dass es einen regelrechten Uraufführungsverschleiß gebe, zu demontieren: Die Zahl der Uraufführungen neuer Dramatik sei seit zwanzig Jahren stabil bis leicht steigend. Von wegen Schleudergang – eher Schonprogramm für Autorinnen und Autoren, die gezielt gefördert würden. "Es gibt keine 'Dramenblase'. Das ganze Gerede ist Unsinn." Nur eine bessere Bezahlung von DramatikerInnen gelte es durchzusetzen.
Fördern und Fordern
Tag Zwei brachte manche Wünsche und Visionen auf den Boden der pekuniären Tatsachen zurück. Der Kasseler Intendant Thomas Bockelmann sah im Zuge der Wirtschaftskrise auf die Theater harte Finanzverteilungskämpfe zukommen und sorgte sich um die "nackte Existenz" des öffentlichen Theatersystems – eine Hausautorenstelle einzurichten sei den meisten Häusern angesichts schrumpfender Etats und minimaler Ensembles nicht möglich. Dem allerdings bleibt zu entgegnen, dass man sich um alternative Finanzierungsmodelle bemühen kann, etwa um die Errichtung einer Theaterstiftung, die auch der Autorenförderung dienen könnte.
Es besteht mithin ein sehr konkreter Aushandlungsbedarf – das trat als die "gewerkschaftliche" Seite des Symposiums deutlich zutage. Eine neue Balance zwischen Autoren und Theatern muss gefunden werden: Die durch Förder-programme und Studiengänge "produzierten" AutorInnen möchten eine Berufschance im Betrieb geboten bekommen, sich eventuell enger binden – müssten sich aber dadurch wohl auch mehr in die Pflicht nehmen lassen. Fördern und Fordern, das Motto gilt auch für das Theater. Von "Hartz IV-Stipendien" sprach Battle-Autor Andreas Sauter bei der abschließenden Podiumsdiskussion am zweiten Tag ironisch; eine öffentliche Umwegfinanzierung für Leistungen, die dem Theater zugute kommen, die es aber nicht bezahlen kann oder will. Sauter benannte auch das Thema "individuelle versus institutionelle Verantwortung": Wie könne das Theater qualitätsvolle, "welthaltige" Stücke zu großen Themen einklagen, ohne die Entstehungsbedingungen von neuer Dramatik im Blick zu haben?
Wie welthaltig ist die Welthaltigkeit?
Wendet man sich der künstlerisch-inhaltlichen Seite zu, ist auch dort Diskussionsstoff reichlich vorhanden. Der Journalist Tobi Müller riet dringend, sich angesichts schnellerer und demokratischerer Medien über die Stärken theatraler Produktion und Darstellung zu verständigen – und begreift das Theater als langsam sinkenden Tanker. Auf einem leck geschlagenen Schiff anzuheuern, das macht keinen Sinn, daher müssen sich die AutorInnen ebenso verantwortlich fühlen, den Kahn wieder flott zu machen, wie die übrigen Theaterschaffenden – es klang gelegentlich an, dass die AutorInnen sich zu wenig mit den Bedürfnissen der Theater, ihrer Abnehmer und – um bei der Metaphorik zu bleiben: "Ehepartner" – befassten.
Eine wichtige Frage auch: Wie kann man das Publikum für Neue Dramatik gewinnen? Nis-Momme Stockmann schlug vor, den Aspekt der Unterhaltung in der zeitgenössischen deutschsprachigen Dramatik zu stärken, betrachtete ihn aber gleichwohl als generationell gebunden: "Ältere Semester fühlen sich durch 'Welthaltigkeit' unterhalten, jüngere nicht." Fehlt es an Kriterien zur Beurteilung zeitgenössischer Dramen? Kommunizieren Theater und Autoren, Arrivierte und Nachwuchs auch in punkto Qualität aneinander vorbei? "Welthaltigkeit" – beim Symposium ein so notorisch verwendetes wie diffuses Qualitätskriterium – scheint jedenfalls kein konsensfähiger Begriff. Ebenfalls thematisiert: Welche Verantwortung haben die Theater inhaltlich? DramaturgInnen müssten mehr Zeit haben, Stücke genauer und auch erneut zu lesen, sie müssten den Schreibprozess früher begleiten können, eventuell müsse man die AutorInnen sogar in die Spielplangestaltung einbeziehen – der Ideen waren viele.
Das fehlende Dokument
Die Einsicht von Theaterseite, mit AutorInnen angemessene Arbeitsbedingungen aushandeln zu müssen – das als Ergebnis des Symposiums betrachten zu können, wäre ein großer Erfolg. Ein Abschlussdokument hätte mögliche Forderungen festgeschrieben und ihnen mehr Verbindlichkeit verliehen; so bleibt das Meiste vage und eine mögliche Umsetzung von Anregungen den einzelnen Theatern überlassen. Doch die Diskussion ist spätestens jetzt auf höchster Theaterebene verankert. Es gilt, sie gemeinsam weiterzuführen, denn gelungene Kommunikation ist angeblich die Grundlage jeder guten Ehe. Dann muss sich "das Theater" nur noch über Wasser halten – und die Neue Dramatik kann Fahrt aufnehmen.
PS: Wer mehr über den Verlauf der Diskussionen wissen möchte, der sei auf die geplante Dokumentation der Berliner Festspiele verwiesen, die demnächst im Internet veröffentlicht werden soll. Die Lücken in der vorliegenden Berichterstattung zu schließen und subjektive Verzerrungen auszugleichen – das möge die Diskussion leisten, die hiermit eröffnet sei.
Schleudergang Neue Dramatik
Symposium zur Zukunft der zeitgenössischen Dramatik
9.–11. Oktober 2009 im Haus der Berliner Festspiele
Veranstalter: Berliner Festspiele / Theatertreffen in Kooperation mit Deutscher Bühnenverein, unterstützt von: Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage e.V. und Dramatiker Union e.V.
Konzept und Projektleitung: Iris Laufenberg und Yvonne Büdenhölzer, Mitarbeit: Friederike Jäcksch
www.berliner-festspiele.de
Der Dramatiker Moritz Rinke hat im Rahmen des Symposiums über seine Erfahrungen als Autor gesprochen, was hier zu lesen und auch zu hören ist: {mmp3}rinke.mp3{/mmp3} (Pfeil anklicken).
Auf nachtkritik.de wurde bereits mehrfach über Neue Dramatik diskutiert: So veröffentlichten etwa die Battle-Autoren hier im September 2007 ihre 10 Wünsche für ein künftiges Autorentheater. Im Mai 2008 hielt Joachim Lux den Eröffnungsvortrag des Theatertreffen-Stückemarktes und vertrat darin die These, dass die wesentlichen ästhetischen Impulse im Theater seit Längerem schon nicht mehr vom Text ausgingen. Und im September 2009 wurde gemeldet, dass die Wiener Werkstatttage in diesem Jahr ob des "Mangels an qualifizierten Bewerbungen" ausgesetzt würden.
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1. Andreas Sauter ist zweimal in den Genuß eines Arbeitsstipendiums des Deutschen Literaturfonds gekommen, sollte also eigentlich wissen, wovon er spricht. Diese Stipendien sind seit geraumer Zeit mit 2.000 Euro im Monat dotiert und haben eine Laufzeit von bis zu einem Jahr. Sollte Andreas Sauter angesichts eines solchen Betrags tatsächlich pauschal von "Hartz-IV-Stipendien" gesprochen haben, erschiene mir das, gelinde gesagt, unangebracht.
2. Es gibt keine Förderlücke bei Autoren, die älter als 35 Jahre alt sind. Bei Anträgen auf ein Autorenstipendium existiert zum Beispiel beim Deutschen Literaturfonds seit jeher keine Altersgrenze. Diese gibt es nur bei den Autorenwerkstätten, etwa den Werkstatttagen für junge Dramatiker am Wiener Burgtheater, weil das Jungsein tatsächlich irgendwann einmal zu Ende sein muß und eine professionelle Autorenbiographie im Alter von 35 Jahren eine Kontur bekommen haben sollte.
Es mag hin und wieder vorkommen, daß Autoren erst nach Überschreiten dieser Altersgrenze ihre Berufung zum Dramatiker verspüren, aber die müssen dann eben andere Wege nehmen, um am Theater unterzukommen. Auch diese Wege sind vorhanden.
Eine Werkstatt verlangt eine gewisse Altershomogenität der Teilnehmer. Das haben in früheren Jahren eine Reihe von Veranstaltungen des Deutschen Literaturfonds gezeigt, bei deren Ausschreibung auf eine Altersgrenze verzichtet wurde.
Man kann in dieser Frage gern anderer Meinung sein, dennoch bleibt die Rede von einer Förderlücke Unsinn, denn Autorenwerkstätten sind nur eine Form von sehr vielen Formen der Fördermöglichkeiten, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz so üppig angeboten werden wie nirgends sonst auf der Welt.
@gunther nickel: warum waren sie, als förderinstitution, nicht da, um diese position zu vertreten?
Schreiben Sie endlich mal ein gutes und erfolgreiches Stück!
Wären Sie nie drauf gekommen, was?
Es geht aber nicht nur um Bezahlung (Der Begriff der Förderung erinnert an Sonderschüler). Es geht viel mehr, um Inhaltliches, um Arbeitsstrukturen zum Beispiel und dazu sollte vielleicht ein weiteres Symposion stattfinden.
Andreas Sauter setzt sich seit Jahren für die Belange der Autoren ein und hat mit diesem Symposion, das er nicht organisiert hat, aber als dessen geistiger Mitinitiator er gelten kann, er hat mit diesem Symposion viel erreicht. Andere Autoren, die in ihrem Elefenbeinturm sitzen und sich zu fein sind, Forderungen zu stellen (man will ja sexy für die Theater bleiben), werden von Herrn Sauters Engagement profitieren.
Und hat einer der Leute, die Andreas Sauter hier bashen wollen, Stücke von ihm gelesen? Dann bitte konkrete Kritik dazu.
Im übrigen ist das Thema Bezahlung keineswegs das zentrale Thema von Herrn Sauter.
Jedes Stipendium ist eine Anerkennung und gut für Autoren, aber wie diese Feuilletonisten und Angestellten des Betriebs die Fördermöglichkeiten als Überförderung beschreiben, das ist unerträglich.
Ich habe mich in den letzten Jahren als Zuschauer oder Leser unter anderem mit Stücken folgender zeitgenössischer Autoren befaßt, die allesamt aufgeführt wurden: Lukas Bärfuss, Paul Brodowsky, Torsten Buchsteiner, Tankred Dorst, Reto Finger, Rainald Goetz, Anne Habermehl, Martin Heckmanns, Anja Hilling, Ulrich Hub, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Thomas Jonigk, Juliane Kann, Johanna Kaptein, Dea Loher, Claudius Lünstedt, Kristof Magnusson, Thomas Melle, Robert Menasse, Tina Müller, Gerhild Steinbuch, Albert Ostermaier, Ewald Palmetshofer, René Pollesch, Falk Richter, Moritz Rinke, Kevin Rittberger, Kathrin Röggla, Andreas Sauter, Roland Schimmelpfennig, Katharina Schlender, Jochen Schmidt, Kerstin Specht, Bernhard Studlar, Ulrike Syha, Theresia Walser, Christian Winkler, Juli Zeh, Felicia Zeller.
Ich weiß nicht, welche Spielpläne die Verfasser der Ausschreibung im Blick hatten, die „der deutschsprachigen Theater“ können es jedenfalls nicht gewesen sein. Und wen glaubt man auf der Basis solcher von der Realität eindeutig widerlegten Behauptungen von was überzeugen zu können? Politiker davon, daß sie noch mehr Geld für die Autoren zur Verfügung stellen - aus welchen Etats auch immer?
Die Pöbeleien, die hier gegen Andreas Sauter eingestellt wurden, entbehren ebenfalls der Sachkenntnis: Sein mit Bernhard Studlar verfaßtes, 2001 in Chemnitz uraufgeführtes „Stück A. ist eine andere“ wurde nicht nur mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet, sondern auch an vielen Theatern nachgespielt (ich habe es in Darmstadt gesehen). Ihm nun anonym zuzurufen, er solle doch einfach mal ein erfolgreiches Stück schreiben, ist angesichts dieses unbestreitbaren Erfolgs schlicht und ergreifend deplaziert, ja beleidigend.
Und um diese Frage, diesen Blick nach außen drücken sich die Theater, hat sich offenbar auch dieses Symposium gedrückt. Stattdessen werden vertriebsinterne Verteilungskämpfe geführt, obwohl doch klar sein sollte: An dem grundsätzlichen Relevanzdefizit von Theater ändern die nichts.
Was für uanppetitliche Leute gibt es da nur unter den Kollegen! Jemanden als "Made" zu bezeichnen, geht nicht, unter gar keinen Umständen! Und dann ist die Metapher auch noch schief: "Made im Autorenspeck" bedeutet doch: Die Autoren haben soviel Speck angesetzt, dass auch eine Made davon auskömmlich leben kann (statt zu krepieren). Gerade das wollte der "Autor" jedoch gar nicht sagen, hat es aber unfreiwillig getan. Wie peinlich!
Die nicht mit dazu gehören. Weiter so!
ich will mich überhaupt nicht beklagen o.ä. aber man wird doch nicht reden können. ich denke mal, auch andreas sauter wird sich nicht beklagen, der arbeitet einfach und wird es bestimmt immer machen. aber deshalb kann er doch trotzdem mal sagen, wo's probleme gibt. ich finds auch komisch zu sagen, die autoren, die nicht da waren, haben angst nicht mehr hipp genug zu sein *gähn* ich hab noch keinen wirklich hippen autoren getroffen und ob ihrs glaubt oder nicht, die haben meistens was zu tun und auch im rest der republik ist nicht jeder in der gewerkschaft.
ich glaub die neue dramatik ist überall, aber eben nur kurz, nur low budget etc. da kann man sagen: is halt nicht gut genug, kann man aber auch sagen: sollte man mal ne chance geben.
es gibt einen anderen "autorenspeck" als den angefressenen. ich würde ihn - um im bild zu bleiben - eher weiter innen, in den eingeweiden lokalisieren. oder wo die kreativität auch immer sitzt...kürzlich sprach ein langjähriger suhrkamp-lektor von dem verlorenen stolz der autoren, in einem pervertierten betrieb, wo die kreativen als bittsteller vor den türen der verwalter stehen...mit nichts in der hand als ihrer seele.
man verzeihe mir das pathos - aber reden wir über kunst, wenn wir über theater reden? wer sich dafür nicht interessiert (das scheinen hier einige zu sein) - muss ja auch keiner - der sollte doch lieber autofahren oder anderswo die wirtschaft ankurbeln.
ich habe nicht den eindruck, dass bei frau philipp (die hoffentlich für ihr schreiben bezahlt wird) der "journalistische eindruck" entstand, "dass es nicht wenige gibt, die denken, ihnen müsse der staat ihr schreiben finanzieren". schon gar nicht durch herrn sauter, der lieber von der bezahlung seiner (vollzeit-rundum-die-uhr-)arbeit leben würde als von förderstipendien.
"das fördern, was es schwer hat", darum geht es, herr nickel. und nicht um die ewige-jugend-förderung. gerade die battle-autoren fordern, den text in den mittelpunkt der aufmerksamkeit zu stellen und nicht die person des autors. deshalb ist eine altersbegrenzung so unsinnig. und wieso soll ein ü40er nicht von seiner arbeit als theaterautor leben können und "sich andere wege" suchen?! im übrigen wurde am wochenende mehrfach dea loher beschworen, die noch heute nicht von ihrem schreiben leben könne.... erschreckend ist wirklich, wofür autoren gelten. wollen wir mal über schauspieler reden? die wollen fürs spielen bezahlt werden!
Und läßt sich das nicht sogar "beweisen"?: War nicht Schiller im Hauptberuf Universitätsprofessor; ETA Hoffmann nicht Kammergerichtsrat; Lessing nicht Bibliothekar; selbst der große Goethe nicht zehn lange Jahre hindurch fleißigster Staatsminister? Und was haben diese Leute nicht als Dichter geleistet: da werden unsere druckgeschwärzten Epigonen doch auch nicht zu gut sein, sich ihr Brot durch ehrliche Arbeit zu verdienen!
Gewiß; Schiller war Dozent, und kein schlechter; und er dichtete "nebenbei", – und er starb mit 46 Jahren, sinnlos verbraucht, wie eine an beiden Enden angezündete Kerze! Und Hoffmann hat am Tage pflichtgetreu in Akten gewühlt; und nachts mit flackernder Hand die glühenden Gebilde gestaltet, an denen sich noch heute der Leser "ergötzt" – und er ist, ohnehin von schwächlichem Körper, mit 45 vergangen. Und der von der Natur mit robuster Gesundheit ausgestattete Goethe war 10 Jahre lang Minister – und schrieb während dieser Zeit kaum eine Zeile; bis er sich endlich, von Grauen ob seiner geistigen Erstarrung geschüttelt, durch eine förmliche Flucht nach Italien "rettete", d.h. wieder ins Land des Geistes zurückkehrte.
Ist man sich in Leserkreisen überhaupt klar darüber, was ein Dichter an rein handwerksmäßiger Ausstattung mitbringen muß? Lassen wir einmal die erst in zweiter Linie kommenden "Naturgaben" beiseite – also den angeborenen Sinn für Rhythmus und Wohlklang, für Naturschönheit und dichterische Situationen – unausgebildet befähigen sie zum, auch schon seltenen, "guten Leser". Aber der gute Schriftsteller muß auch einen aktiven Wortschatz haben, der das mehrfache von dem des Durchschnitts beträgt; er kann gar nicht groß genug sein: "Ich habe drittehalb Tage über einer einzigen Strophe zugebracht" schreibt Wieland unruhig an Merck während der Arbeit am Oberon: "wo im Grunde die Sache auf einem einzigen Worte, das ich brauchte und nicht finden konnte, beruhte. Ich drehte und wandte das Ding und mein Gehirn nach allen Seiten; weil ich natürlicherweise gern die nämliche bestimmte Vision, welche vor meiner Stirn schwebte, auch vor die Stirn meiner Leser bringen möchte, und dazu oft von einem einzigen Zuge oder Reflex Alles abhängt." Natürlich darf man gleich wieder spöttisch einwenden: seliger Beruf, wo man sich 60 Stunden um ein einziges Wort mühen kann; wir, bei der Dresdener Bank – – gewiß! Aber meinen Sie tatsächlich, daß ein Dichter göttliche Verse nur so hinsprudelt; daß Goethe umsonst Eckermann eingestand, wie er froh sei, wenn ihm am Tage "eine Handbreit Zeilen" vom "Faust" gelinge?
bist du jetzt für den nebenberuf oder nicht?
ich finde den nebenberuf gar nicht so schlecht, denn das würde einigen druck aus dem schreiben nehmen. vom schreiben leben ist nicht so einfach und auch jeder autor muss seine miete zahlen etc. da kann schon mal panik aufkommen und das ist letztendlich überhaupt nicht gut, denn dann nimmt man sich eben nicht drei tage zeit für eine strophe.
und klar das schlaucht: acht stunden arbeit plus nachts am schreibtisch, vielleicht noch kinder und haushalt etc. und dann liegt man eben mit mitte vierzig unter der erde. kann man sagen, manager haben ja dann auch ihr burnout, warum solls autoren anders gehen. aber ich finde es nicht verwerflich, dass nicht jeder so enden will und vielleicht doch ganz gern und gut schreibt. und es muss auch nicht jeder goethe sein! da gegen wehr ich mich einfach, dass man immer meint, man könnte jetzt schon sehen, dass unter all den autoren kein goethe dabei ist. ich hab auch irgendwie das gefühl, dass man theaterautoren besonders gern angreift. geht es prosaautoren genauso? was ist mit lyrikern? die meisten von uns machen das doch auch eh schon nebenberuflich. oder können davon nur eine weile hauptberuflich leben. die, die hauptberuflich vom schreiben leben, schreiben meist schnell und viel und gebruachsdramatik, für jugendtheater, fürs fernsehen u.s.w. ich finde das in ordnung, aber meist wird das hierzulande ja auch nicht gerade als schick empfunden und man gilt nicht mhr als "künstler". ich find das albern. ich glaube auch, dass wenn ein dramatiker im interwiev sagen würde: ich bin verwaltungsfachangestellter und schreiben war immer so ein hobby von mir und wird es auch bleiben, weil ich familie hab und ein auto und außerdem nen bausparvertrag, dann würde den auch keiner ernst nehmen. klar so im nachhinein in 200 jahren vielleicht sieht das wieder ganz romantisch aus.
@nachtkritik: macht dieses forum der dummheit, der frustration und des hasses zu!
UAs/DSEs sind Theater-Marketinginstrumente.
Und wenn ein Stück ur/erstaufgeführt wurde, hat es -diesen- Teil seines Werts eben bereits verloren.
Es wurde hier schon mal gefragt und von Ihnen nicht beantwortet: Warum haben Sie sich beim Schleudergang-Symposium nicht eingebracht?
Da Sie ja offenbar einen guten Überblick über die Literaturszene, Fördermöglichkeiten usw. haben: Sagen Sie doch mal, was Sie meinen, wie den Theaterautoren aus ihrer Not geholfen werden kann. Oder meinen Sie etwa: ist doch alles paletti?
Dichter im Nebenberuf?: nein; es geht wohl doch nicht!
Ich habe auch kein Patentrezept. Aber das Folgende will ich der erschreckend niveaulosen und kenntnisarmen „Diskussion“ zum Trotz immerhin beitragen.
Um 1900 konnten Theaterautoren wie Hermann Sudermann oder Gerhart Hauptmann mit ihrer Arbeit reich werden. Heute ist das nahezu ausgeschlossen. Entscheidend für die Situation um 1900 waren zwei Faktoren: Es gab ein Bildungsbürgertum, das die Theater ganz selbstverständlich frequentierte. Und es gab ein (von Peter Weiss in der „Ästhetik des Widerstands“ beschriebenes) aufstrebendes Proletariat, daß sich qua Bildung gesellschaftlichen Aufstieg verschaffen wollte und sich deshalb z.B. in der Volksbühnenbewegung organisierte.
Alle Theater bis auf die Hofbühnen waren um 1900 Geschäftstheater, und es bedurfte des Geschicks etwa eines Max Reinhardt, einen hohen Kunstanspruch und Betriebsökonomie in Einklang zu bringen. Das konnte damals gelingen, weil es ein Publikum gab, das ebenfalls einen hohen Kunstanspruch besaß. Das könnte heute nicht mehr gelingen, weil es dieses bildungsversessene Publikum in ausreichender Zahl und vor allem Zahlungskraft nicht mehr gibt. Dieser Wandel hat soziologische Gründe. Auch die mediengeschichtliche Entwicklung hat zur Veränderung des theatralen Feldes entscheidend beigetragen. Der Prozeß ist irreversibel.
Was kann man da tun? Das wichtigste sind noch viel stärkere Anstrengungen dazu, in der schulischen und außerschulischen Sozialisation „Kulturkompetenz“ zu vermitteln. Auch für einen künftigen Homo Oekonomicus ist das zur Persönlichkeitsentwicklung wichtig (warum das so ist kann man etwa nachlesen bei Bernard Stiegler: Die Logik der Sorge. FfM 2008). Entsteht aus solchen Bemühungen am Ende ein „Kulturbedürfnis“ haben wir es mit Lesern bzw. Zuschauern zu tun, die freiwillig Geld zahlen um ihr „Kulturbedürfnis“ zu befriedigen. Es ist dann ein Markt da, der sich selbst reguliert.
Alimentation der Kultur ist dagegen immer nur eine Krücke. Man muß dazu nur einmal auf Zahlen gucken, um sich über die prekäre Situation Klarheit zu verschaffen: Der aktuelle Kürschner Literaturkalender verzeichnet 12.500 lebende deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Davon können laut einer Erhebung des VS lediglich acht Prozent von ihrer literarischen Arbeit leben. Den verbleibenden 92 Prozent ließen sich mit dem Jahresetat des Literaturfonds nach dem Gießkannenprinzip noch nicht einmal 100 Euro pro Nase auszahlen. Das wäre zwar gerecht, aber natürlich völlig unwirksam. Die Statuten des Literaturfonds bestimmen auch deshalb, daß er ausschließlich Spitzenförderung betreiben soll; er ist, wenn man so will, das Pendant zu den Sportverbänden, die Hochleistungssport unterstützen. Das erscheint mir angesichts der Zahlen auch der einzig gangbare Weg.
Eine andere Alternativrechnung sieht so aus: Wir stecken einen Literaturfonds-Jahresetat in die literarische Vermittlungsförderung im schulischen Unterricht. In Deutschland gibt es derzeit 2,5 Millionen Gymnasiasten. Bei einer angenommenen Klassenstärke von 25 könnte somit 100.000 Schulklassen mit jeweils 10 Euro unter die Arme gegriffen werden.
Nächste Alternative: der Hausautor an einem Theater. Geben wir den Theatern dafür ein Jahr lang den kompletten Literaturfondsetat und zahlen jedem Hausautor 50.000 Euro Gehalt (brutto). Das ist zuviel? Keineswegs. Denn nach Abzug aller Sozialabgaben und der Einkommenssteuer sind das bei Steuerklasse I wenig mehr als 2.000 Euro netto. Auf diese Weise könnte der Literaturfonds ein Jahr lang 20 Hausautoren finanzieren – aber nichts anderes mehr tun.
Gefällt diese Lösung? Welchen 20 von den 12.500 im Kürschner verzeichneten Schriftstellern sollen wir dann diese Stellen ermöglichen?
ZWEITENS: Wieso soll Khuon für einen Familienbetrieb stehen? Ist Ulrich Khuon nicht einer der erfolgreichsten Intendanten? Und der Mehrheit der Produktionen, die er ermöglicht hat, den Kunstcharakter absprechen zu wollen entbehrt jeder Grundlage. Dass die Kinder im gleichen Metier arbeiten ist wohl noch kein Inzest.
DRITTENS: Autoren, die im wesentlichen für das Theater geschrieben haben: Shakespeare, Nestroy, Grillparzer, Lessing, Hauptmann, Strindberg, Ipsen, Hebbel, Kroetz, Molière, Albee, Ayckbourn, Dorst, Fosse, Schimmelpfennig, ...
GROTESK! was einem so einfällt, wenn man nachdenkt.
ENDE: Vielleicht gilt ja doch, erst das Handwerk und dann (vielleicht) die Kunst (auch wenn man die niemandem beibringen kann).
sowieso schreiben, aber Bühnentexte als solche werden für die Bretter geschrieben.
Kommt mir nicht mit Lessing: Nathan als LESEdrama steht nicht zur Diskussion. Es geht nicht um das "literarische" Genre Drama.
Schild hoch: Wer Drama schreiben oder Szenisches schreiben studiert hat, der sollte auch berufliche Perspektiven in seinem Beruf haben und nicht an der Aldi-Kasse stehen oder so - Alg2 kriegen ist noch demütigender. Wer Schreiben studiert hat, ist kompetent Auftragswerke unabhängig von seinem eigenen inneren kreativen Auftrag zu schreiben.
Mäzene, Kunstförderer, "Konsumenten", Käufer, Besucher haben hohe Kunst erst ermöglicht - Kunst wächst nicht aus dem nackten Betonboden.
Haben sie sich schon mal Gedanken gemacht, dass Schreiben auch kostet? Ich meine nicht Tinte und Papier, oder PC, Schreibmaschine, Schreibprogramme - ich meine die umfassende Bildung die ein Schreibender braucht, z.B. die Kenntnis der europäischen Theaterlandschaft, Theatergeschichte, Literaturgeschichte, Kenntnisse über Bühnenbild, Kenntnisse über Kostüme und Beleuchtung, dass er seine Kollegen liest, dass er ins Theater geht, das er eine Tageszeitung lesen kann, dass er an sozialem Leben teilhaben kann, dass er mobil ist und in die Bibliothek gehen kann? Wie kann ein Autor Höchstleistungen bringen, wenn er am Existenzminimum lebt oder darunter? Von den sozialen, familiären und seelischen Problemen ganz zu schweigen, die Armut erzeugen.
In einem web-Forum habe ich gelesen: "Auch ohne kulturelle Interessen kann ein Mensch prima überleben. ALG dient der Grundsicherung und nicht einem Leben mit Opernpremiere. Was verlangt ihr von Leuten die arbeiten gehen eigentlich? Denkst du daran, daß für deine "kulturellen" Interessen andere Leute jeden Tag arbeiten gehen? Demnächst noch sportliche, kulinarische und touristische Interessen gefällig? Vielleicht noch ein Besuch im Puff?" Dieser Beitrag meinte einen Harz4 Empfänger, der sich über den niedrigen ALG-Satz beklagte - wie muss es also einem Autor gehen, der ARBEITET und unter dem Existenzminimum bleibt? Ich lasse mich nicht beschämen, weil ich Autor bin - ich bin ein guter Autor und ich verlange angemessene Bezahlung für meine Arbeit.
Schild hoch: her mit Theaterkarten, Kinokarten, CD´s, Zeitschriften und Büchern!
Armut heißt nicht an den großen Dingen hungern, Armut heißt, dass es an den vielen kleinen Dingen fehlt.
Warum kommen Theaterautoren nicht generell frei in Theater? Warum kriegen sie nicht ein Glas Leitungswasser kostenlos im Foyer, damit sie nicht verschämt rumstehen müssen, weil das Kleingeld für ein Bier nicht reicht? Ja, so peinlich ist das! Es ist noch viel peinlicher.
Hier muss man sich noch von Leuten wie ihnen anpöbeln lassen. Schreiben Sie mal bitte ein einziges Stück, damit Ihnen bewußt wird, was für eine komplexe, anspruchsvolle, künstlerische, analytische, ausdauernde und den ganzen Menschen in Anspruch nehmende Tätigkeit das ist.
Es geht mir nicht um Beamtendenken - machen sie sich keine Illusion - das einzige was den Künstler und damit die Kunst frei macht ist Geld.
Und das mit dem Essen habe ich nicht angesprochen - ich bin Autor, nicht Model.
Aber mit Geld arbeitet es sich, trotz aller Bescheidenheit, schneller und besser.
Wollen Sie mir nicht zustimmen?
Sie tun so, als hätte ich gejammert - habe ich aber gar nicht. Natürlich habe ich kein Anrecht darauf, dass man meine Schönheit mit Geld unterstützt - wie gesagt: ich bin Autor, nicht Model.
Von Nickel habe ich bisher nur absolut Fürchterliches gehört. Aber was er hier gepostet hat, ist, muss ich sagen, mit Abstand das Fundierteste und Informativste zwischen all diesem "ich finde"- und "ich meine"-Gelaber. Jetzt würde ich zu gern wissen: Warum war er nicht dabei? Warum fehlten auch viele andere total relevante Leute, z.B. Thomas Jonigk. Und warum äußern sich hier nicht mal die Veranstalter zu der Kritik?
kennst Du das Land, wo die Geldscheine blühn, / Im dunklen Laub die Goldbarren glühn, / Ein sanfter Wind vom Theaterhimmel weht, / Wo Andreas Sauter mit Katinka Schlender steht? / Kennst Du es wohl? Dahin, dahin, / Möcht ich mit Dir, oh meine Geliebte, ziehn.
Herzlichst, Dein Wilhelm
ich habe das liebe tier so verstanden: mit schönheit
meinte es nicht seine äußere erscheinung - sondern die SCHÖNHEIT SEINER WERKE. theaterstücke, lyrik, libretti u.v.m. ganz einfach: die schönheit seiner sprache.
Meinen Sie "innere Schönheit"(?) von Bühnentexten?
Wollen sie die komplexen Kriterien und unterschiedlichen Ebenen von Qualität, Form, Relevanz und Ästhetik von Bühnentexten mit dem Etikett "schön"(?) beschreiben? Nur zu! Machen Sie mal! Als Biest habe ich eine angeborene Leidenschaft für Schönheit - keine Furcht!
@56 Bezüglich meiner physischen Erscheinung, nicht sehr dekorativ in Clubsesseln oder mit Sektglas zu sein, habe ich eine gewisse Selbstironie entwickelt.
Weil man schon vorher ganz gut erkennen konnte und hier jetzt bestätigt bekommt, wie visionär es beim "Schleudergang" zugehen wird, sind wohl auch soviele Pragmatiker, die sich als Dramaturgen, Theaterleiter oder Hochschullehrer seit Jahren um die Förderung der Gegenwartsdramatik bemühen, gar nicht erst nach Berlin gekommen. Mit Visionen, die nie und nimmer realisierbar sind, ist schließlich keinem richtig weitergeholfen. Ein Seminar von AutorInnnen für Dramaturgen zum Beispiel, das Sie allen Ernstes vorschlagen, ist ungefähr so etwas Hirnrissiges wie die Idee, Schauspieler in Zukunft über die Besetzungen entscheiden zu lassen. Vielleicht halten Sie ja auch das für einen tollen Vorschlag, aber wenn man versuchen würde, ihn wirklich umsetzen, wäre das nichts anderes als Anstiftung zu Mord und Todschlag. Was kann es denn sein, was Sie bei einem Seminar für Dramaturgen vermitteln wollen? Spielt mehr Schlender? Sie haben andere Ideen? Na, dann mal raus mit der Sprache!
.. nicht schön in dem sinne, daß man zu einem stück nichts weiteres sagen kann, als: es war schön.. weil einem nichts anderes einfällt.. das meinte ich nicht...wenn sie so wollen: ja, die schönheit ihrer bühnen-.etc...texte. ja.
übrigens, wenn wir gerade so schön dabei sind.. sie können ganz bestimmt nicht darüber urteilen, wie sie auf andere äußerlich wirken, ob schön oder nicht schön-..vielleicht fände ich gerade sie mit ihrer tierischen schönheit besonders schön in einem clubsessel..wer weiß... und: übrigens...bin ich schön..behaupten manche jedenfalls manchmal..und manchmal glaube ich es sogar...aber champagner in clubsesseln ist mir doch meistens total schnuppe, weil so unschön-pseudo-schick... es wäre mir lieber, diese leute würden meine dinge, die ich immer so schön vor mich-für mich-für andere... absondere, als schön empfinden... manchmal passiert dies sogar, auch wenn manches sehr grausam-tierisch-aggressiv daherkommen kann...was andere dann leider oft als unschön betrachten.. ist mir aber ebenfalls egal..
Davon überzeugen, dass Dein Stück etwas taugt, mußt Du niemanden in diesem Forum, auch keine Schleudergänger, sondern Kassels Schauspielldirektor Thomas Bockelmann. Sobald das gelungen ist, musst Du noch nicht einmal nach Kassel ziehen, denn inszenieren können die Dein Stück dort auch ohne Dich.
Dein Problem ist allerdings, dass ein paar hundert Deiner Kolleginnen und Kollegen auch gern in Kassel auf der großen Bühne 15-20 ausverkaufte Abende hätten, darunter zum Beispiel die 151, die sich um den Kleist-Förderpreis beworben haben, mit dem gerade Ulrike Freising ausgezeichent wurde.
Und da beginnt nun eine der vielen schlimmen Ungerechtigkeiten in dieser Welt: Herr Bockelmann wird keinem, allerhöchstens mal einem von all diesen vielen Talenten mal auf der großen Bühne eine Chance geben, weil sein Publikum ihm sonst davonlaufen würde. Das will nämlich von neuer Dramatik gar nicht so viel sehen wie allein Du sicher längst aufs Papier gebracht hast. Auch bei diesem einen Talent wird er nächtelang mit sich ringen, ob er das Risiko wirklich wagen soll oder nicht lieber auf Bewährtes setzt. Der Mann will seinen Vertrag nämlich verlängert bekommen. In Kassel. Also dort, wohin sich, wie Du selbst sagst, eine Jelinek nicht gleich hinbewirbt, einfach deshalb nicht, weil es Kassel ist. Weil es eine Stadt mit einem Publikum ist, das nicht das Berliner Publikum ist, auch nicht das Wiener oder Münchner oder Zürcher, sondern die eben das Publikum hat, um das sich Schauspieldirektor Bockelmann tapfer kümmert und kümmern muß. Um Dich muss er sich dagegen nicht kümmern. Denn sein Theater geht nicht zum Teufel, wenn der nicht Dich spielt, sondern Shakespeare. Oder Ibsen. Oder Bernhard. Oder, oder, oder. Es geht auch nicht zum Teufel wenn es statt der Schauspieler A bis X den Schauspieler Z engagiert, obwohl A bis X alle ganz fest davon überzeugt sind, besser als Z zu sein.
Ach, diese Welt ist ja so ungerecht!
Nebenbei denke ich, dass es dem Kollegen Tier in seiner Aussage nicht um das Wasser, sondern um soziale Teilhabe geht. Ich habe kein Geld um nach Berlin zu kommen - ich sitze auf dem Dorf fest - soll ja angeblich ein guter Ort zum Schreiben sein. HA HAHA! Steckt den Finger in die Welt und hört mit der Romantik auf, ich pule auch nicht der inneren Schönheit nach. Geil her Kollege mit dem geschenkten Wein, hier kriegt man sogar ein Hahn geschenkt, reicht für eine Woche essen. Es geht warscheinlich nicht um dieses, es geht um das, was ein AUTOR benötigt um gut zu arbeiten. Leider gibts hier keine Bibliotheken, nur einen Bus mit zwei Metern Lebensratgebern. Demnächst heißt es hier im Forum noch, dass die beste Autorenförderung die Tafel ist - SUPER!
1. publikum für gegenwartsdramatik gibts nur in berlin, zürich etc.: das ist einfach falsch. die meisten neuen stücke werden eben nicht in berlin etc. gespielt, hier gibt es höchstens die angesagten regisseure, die aber beschäftigen sich lieber mit shakespeare als mit zeitgenössischen autoren. das liegt auch daran, dass man hier immer erst als großer regisseur gilt, wenn man eben den hamlet o.ä. gestemmt hat. es gibt viele bühnen, darunter auch kassel, mannheim, chemnitz, die unglaublich viel gegenwartsdramatik "wagen" (wenn es denn ein wagnis ist) im verhältnis zu ihrem gesamtspielplan. für die ist es vielleicht sogar ein risiko, das DT aber in Berlin zum beispiel würde wohl kaum ein risiko eingehen, denn dort ist eh alles ausverkauft. ich habe die hoffnung, dass sich mit khuon dort was ändert.
2. wenn man gute stücke schreibt, würde man damit auch genug geld verdienen: also leute wenn die mindestforderung für ein auftragswerk bei 5000 euro liegt, könnt ihr euch doch ausrechnen, was das bedeutet. wie lange arbeitet ihr denn für 5000 euro brutto? und glaubt ihr, dass man in der zeit ein gutes stück schreiben kann? wenn ich 4 stücke schreiben würde für je 5000 müsst ich noch nicht mal steuern zahlen. ich muss aber trotzdem krankenversicherung, kinderbetreuung etc. bezahlen. wovon?
3. unter finanziellem druck schreiben leute sowieso besser, als wenn sie so im trockenen sitzen und überhaupt ist das ja auch romantisch: ich muss sagen, dass es enorm hemmt, wenn man nicht weiß, wie man die miete zahlen soll. wenn man keine ahnung hat, wie es in einem halben jahr aussieht oder in drei monaten. das macht krank und mürbe. da bin ich nicht wirklich "leistungsfähig". gleichzeitig kann ich nicht frei arbeiten, denn mehr als sonst bin ich dazu angetrieben, den text zu verkaufen, ihn also markfähig zu machen und so schnell wie möglich eine endfassung zu erstellen. wo soll da noch zeit bleiben für recherche, dafür auch einfach mal in sich zu hören, welche themen, welche geschichten da so aufkommen. ich glaube nicht, dass es für einen autoren schwer ist 20/30/40/100 seiten mit dialogen zu füllen, aber relevanz kommt da nicht von allein, das ist arbeit, das ist immer wieder neu schreiben u.s.w. wenn die theater sowas wollen müssen sie uns zeit geben, müssen sie uns vertrauen und sie müssen uns vor allem angemessen bezahlen! nicht um reich zu werden, sondern bloß um zu überleben.
es gäbe noch einiges zu schreiben, aber ich habe irgendwie das gefühl, dass nur autoren, die versuchen davon zu leben, die versuchen gute texte zu schreiben, die lust haben darauf und die deshalb auch verzichten wirklich verstehen können, was ich meine. viele andere, wollen gern konsumieren: gute texte, spannende, möglichst harte biografien, weil sie irgendwie nach größe gieren, sie wollen dabei sein, wenn was ganz großes entsteht und deshalb wissen sie auch wie das dann aussehen soll. ihr ästhetisiert ein "leiden" von oben herab, aber wir sind nicht eure zirkustiere.
1. Arbeiter M bringt in Erfahrung, dass zwei große Gräben in B ausgehoben werden sollen. Er macht sich an die Arbeit und ist mit Graben 1 nach 14 Tagen à 14 Stunden Arbeit (ohne Pausen) fertig. Uff. Als er mit dem zweiten Graben beginnen will, steht da ein Ungetüm an Maschine, das diesen Graben binnen einer halben Stunde aushebt. Arbeiter M sagt sich daraufhin "Egal" und dann zum Chef "Für harte Arbeit soll entlohnt werden!" Der Chef zeigt ihm einen Vogel, und darüber kommt es zum Rechtsstreit, den M verliert.
2. Ein Autor arbeitete 10 Jahre lang an einem Stück, das niemand lesen und niemand aufführen will. Er hat hart gearbeitet daran, dass die Vokale a, e, i, o, u in exakt gleicher Zahl im Stück vorkommen. Das ist ihm gelungen, aber angesichts der Aufführungsdauer von mindestens 17 Stunden will kein Theater das Risiko einer Inszenierung eingehen. Der Autor ist empört und fordert: "Für harte Arbeit soll entlohnt werden!"
@ 71: Klingt nach Hobby, was Du da treibst. Andere sammeln Briefmarken und sagen auch: "Das macht mich glücklich." Die kommen aber im Leben nicht darauf, Staatsknete für ihre Hobbyausübung zu verlangen.
Ich muss etwas widersprechen. Der Grund, warum die meisten Theater der kleineren Städte so (auf den ersten Blick erstaunlich) viel Gegenwartsdramatik spielen, ist einfach: So kommt auch mal die überregionale Presse und schreibt eine Kritik zu einer UA oder DSE (denn natürlich spielen auch die Theater der kleineren Städte zumeist UAs oder DSEs), und das Haus taucht so in den renommierten, überregionalen Feuilletons auf, was natürlich wichtig ist.
Die großen Häuser in Berlin, Hamburg, München usw, (und die dort arbeitenden berühmten Regisseure) müssen die überregionale Presse nicht mit einer UA oder DSE ködern.
Es ist ja auch kein großes Geheimnis, daß fast alle Häuser, egal wo, die Gegenwartsdramatik auf einer kleinen Bühne stattfinden lassen.
Mit gutem Grund: Das ist eine relativ sichere Setzung. Eine UA bringt die überregionale Presse, aber das finanzielle Risiko, was jeden Gegenwartsdramatikproduktion mit sich bringt (egal wo), ist auf einer Studiobühne so gering wie möglich gehalten.
Sicher auch ein Grund dafür, daß jedes neue Stück mit mehr als 8 Personen es schwerer hat, eine Uraufführung zu erleben, als ein neues Stück mit 3 Personen. Auch wenn beide toll sind.
Generell: Gegenwartsdramatik ist sehr selten ein Kassenschlager, und alle Intendanten wissen das. Die Mehrzahl der Zuschauer, und zwar egal in welcher Stadt, gehen in Titel, die sie kennen, von Autoren, die sie kennen.
Das ist ja auch nicht weiter schlimm oder verwunderlich.
Deswegen sind ja auch Theateradaptionen von bekannten Filmen/Romanen/Märchen immer sehr beliebt. Man kann es UA nennen UND die Zuschauer kommen.
Ich muss schreiben! Da muss ich kotzen!
Meine negative Interpretation lasse ich aus.
Ich bin nicht böswillig, ich will dieses Statement erklären:
"Autor" meint nicht nur, dass man schreibt - sehr sehr viele Menschen "müssen" schreiben. Das produktive Moment, also dass man meint, man müsse schreiben, ist zwar eine Voraussetzung, um ein produktives Leben zu leben, nicht aber für das "Autor sein".
Ein Autor schreibt für eine Leserschaft oder ein Publikum. Und zwar ein öffentliches Publikum. Theaterautoren veröffentlichen Bühnentexte. Sich selbst aufführen zählt nur, wenn eine Öffentlichkeit das zur Kenntnis nimmt. Ob Sie, 77, mit acht Jahren "Autor" waren oder ein schreibendes Kind, ist ein Unterschied. Wer mit acht ein Autor ist, muss genial sein - er hat etwas zu sagen, was ein öffentliches Publikum interessiert. Vielleicht wird ein schreibendes Kind ein Autor, oder ein schreibender Senior kurz vor seinem Ableben ein Autor, bloggen gibt jedem die Möglichkeit - ob der Mensch damit professioneller Autor wird, das hängt von vielem ab, nur nicht vom "schreiben müssen. "
Wir reden hier in diesem Forum über die Produktionsbedingungen von Autoren, nicht von "Leuten die schreiben". Wenn Sie also veröffentlicht haben und zu den Autoren gehören, fühlen sie sich von mir bitte nicht angegriffen - aber "schreiben müssen" ist überhaupt kein Kriterium - sonst wären alle Pubertisten Autoren.
Nehmen sie es also bitte nicht persönlich, es gibt auch Leute, die werden erst NACH ihrem eigenen Ableben Autoren und wir, die Überlebenden denken dann, sie waren schon immer Autoren - aber sie waren zeitlebens Schreibende. Wenn Sie einmal Autor sind, dann werden Sie sich SEHR ärgern, was Sie hier sagen, wo sie (noch?-) ein Schreibender sind. Alles Gute! Viel Erfolg!
sagen sie mir nur, was sie böses sagen wollten, bzw schreiben. seien sie nicht so mutlos. ich werde sicher darüber lachen und mir einen netten abend machen!!
ebenfalls einen rat von mir: werden sie wieder wie ein kind! voller illusionen! voller mut! voller hingabe!! dann werden sie bestimmt die millionen an subventionen oder mäzenatengeld bekommen, die sie verdienen...ich schreibe in der zwischenzeit ein neues stück und geben es denen, die es lesen wollen, oder aufführen, oder ansehen, was durchaus öfter passiert, als sie sich vorstellen können...und falls nicht, schreite ich selbst mal wieder zu tat...alles mit viel spaß. voller kindlichkeit. ansonsten ist das alles doch nicht auszuhalten. wir sind hier ja nicht in der fabrik. zum glück.... ich tanze durchs leben bis ich tot umfalle. darunter mach ichs nicht. und wenn sie mich dreimal für nicht erwachsen halten..wer bestimmt, was erwachsen ist....und komischerweise bekomme ich dafür auch noch geld. manchmal. oft. immer öfter...sie können sich ja dann darüber ärgern. und mehr geld berlangen..ich bin sicher, daß sie das dann auch bekkommen..aber vergessen sie den spaß nicht. versprechen sie mir das...
Wir haben Kinder - es geht also nicht um Millionen. Ich habe auch eine hohe Frustrationstoleranz - ich wünsche mir nur für meine Familie weniger Brüchigkeit, mehr Zuversicht. Für meine Arbeit wünsche ich mir mehr Geld, weil ich es meiner Familie nicht weiterhin wegnehmen will, was ich für mich und (in Ihrer Esoteriksprache) "mein inneres Kind" benötige - ich habe in meinem ersten Beitrag zu diesem Thema gepostet. Allerdings ohne diese esoterische Ausdrucksweise.
Nun ist zwar der ein oder andere aus der Reihe schon gestorben (und der eine oder andere tot) – dennoch stehen hier die Namen von 21 Gegenwartsdramatikern, die Einfluss auf das Theater hatten und haben. Der ein oder andere der oben genannten trieb mit seinen Stücken zunächst das Publikum aus dem Theater, wurde vom „biederen“ Intendanten und „risikoscheuen“ Dramaturgen aber trotzdem auf den Spielplan gesetzt, bevor damit die Reihen zu füllen waren.
Irgendwie sieht es so aus, als gäbe es Gegenwartsdramatik und "Neue Dramatik" die tatsächlich auf "Großen Bühnen" aufgeführt und nachgespielt wird ... dass man die Autoren dafür besser entlohnen sollte, steht auf einem anderen Blatt und hat nichts mit Autoren-Förderung zu tun, sondern entweder mit individuellem Verhandlungsgeschick oder aber die Autoren gründen eine Gewerkschaft und setzen für sich im Arbeitskampf bessere Bedingungen durch. Also los!
was ist denn das schon wieder für'n klischee, dass kunst und (allein schon das atribut "bürgerlich) kleinfamilie/großfamilie nicht vereinbar sind. also dann ist man gar kein richtiger künstler, wenn man halt nur in der zeit arbeiten kann, wo die kinder in kita/schule irgendwas sind. und warum soll denn nicht ein autor auch fordern seine familie ernähren zu können. das fordert doch jeder andere arbeiter auch. oder? aber stimmt künstler, das ist ja ne ganz andere kategorie von mensch. diese überheblichkeit finde ich zum k... entschuldige mal. ich glaube nicht, dass hier nur mütter und väter schreiben und selbst wenn, wär auch nicht schlimm. grass hat doch auch kinder, judith hermann hat kinder. ich auch und ich finds nicht schlimm und bin trotzdem autorin.
1. wie viele menschen an die positiven auswirkungen der armut auf die kunstproduktion glauben
und
2. warum die reaktionen sich gleich so wütend hochschaukeln, wenn forderungen gestellt werden, die auf die veränderung der bestehenden verhältnisse zielen.
Ich persönlich schätze die arbeit unserer zeitgenössischen autoren und autorinnen. Ich halte diese arbeit für wichtig für unsere gesellschaft. Ich weiß, dass gedankenproduktion zeit braucht. Ich will, dass es in unserer gesellschaft menschen gibt, die zeit für gedanken und ideen haben und damit unser leben bereichern und neu sehen lassen.
Deshalb wünsche ich mir, daß die autorinnen und autoren unter für sie idealen bedingungen arbeiten.
@87
ja, für mich ist n künstler aufgrund der gesellschaftlichen situation (wäre es anders, wäre es mir auch lieber, aber es ist nicht so..)ne andere kategorie von..bürger ...eine unsichere existenz, wohl oder übel.. das war nicht meine idee..aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß sich daran etwas ändert...das ist in anderen ländern auch nicht so...- zumal es hier keine zensur gibt..- und selbst in norwegen, wo künstler ne staatliche monatliche unterstützung gewährleistet bekommen für nur ein werk als gegenleistung pro jahr -, sind die autoren nicht in diesem vorzugskreis aufgenommen..tja, was macht man da..auf die barrikaden gehen..wo..bei welcher stelle? wer fühlt sich verantwortlich, wenn nicht genug geld für alle das ist??...tja...also...verkaufen sie ihr reihenhaus, verschenken sie ihre kinder, schreiben sie weiter! (entschuldigen sie meinen zynismmus, er ist lebensnotwenig)
Des weiteren: Es war nicht Castorf, der Pollesch entdeckt hat. Und Pollesch wurde auch nicht "geschaffen", das hat er wenn ich der Argumentation eins-zwei-drei folge, "alleine" gemacht.
Aber ab nach Kassel: Auf dem Spielplan in Kassel stehen "Unschuld" von Dea Loher, „Publikumsbeschimpfung" von Peter Handke, "Kaltes Land heißes Land heiliges Land" von Benedikt Bernhard Haubrich, "Ins Weite schrumpfen" von Katja Hensel, "Genannt Gospodin" von Philipp Löhle und "Amoklauf mein Kinderspiel" von Thomas Freyer. Zwei der Stücke wurden dort aufgeführt, die anderen nachgespielt. Sind die jetzt kleingeistig im Kassler Theater, weil sei "Gospodin" nachspielen. Oder sind die da jetzt böse, weil sie Uraufführungen verballern?
Und wenn sich der Mitarbeiter aus Kassel ärgert, weil er findet, dass die Kasselaner dringend ein Pollesch sehen sollten, und sich ärgert, dass das nicht geht, ärgert er sich zu recht.
((Aber bitte: Lieber Mitarbeiter aus Kassel,
schaffen Sie sich bitte keinen "Ersatz"-Pollesch. Das haben auch die Kasselaner nicht verdient!))
Aber nun zu dem Mitarbeiter aus Trier, der hier wohl nur synonym für überarbeitet und schlechtbezahlte Dramaturgen an kleinen Häusern steht: Sich bei anderen zu erkundigen, ob diese in letzter Zeit in der Flut von neuen Stücken was interessantes entdeckt haben, ist sich nicht das Dümmste, was man tun kann. Zu glauben, dass dieser Mitarbeiter aber eine Empfehlung aus "Düsseldorf" (hier auch nur beispielhaft verwendet) ohne Prüfung und Überzeugung auf den Spielplan setzt, könnte durchaus ein ganz klein wenig wenn auch nicht dümmlich so doch überheblich sein.
Und dem Mitarbeit aus Castrop Rauxel möchte ich an dieser Stelle noch zurufen: Danke! Dass Sie Stücke finden, die man an die Abstecherorte verkaufen kann, damit die Leute in Velbert, Rheine Bocholt, Solingen und so, auch Theater zu sehen kriegen und nicht nur die Kastelruther Spatze.
*Ihre Abonnement-Karten können Sie leider in Berlin nicht nutzen. Aber trösten Sie sich, den Menschen in Westfahlen geht es noch schlechter!
Ich würde mich freuen, wenn sie meine Postings lesen würden, bevor sie behaupten, dass es mir um die Ernährung meiner Familie geht oder überhaupt um die Ernährung. Sie sind doch Autor und Schreiber: bestimmt können Sie auch lesen.
mein tip: suchen sie sich selbstständig sponsoren, die genau ihre stelle bezahlen..
beweisen sie mir das gegenteil, dann bin ich bereit , meine meinung sofort zu ändern. ich habe autoren, und ich habe diverse uraufführungen inszeniert, oft als ängstlich erlebt..aber viele waren auch froh, daß sie überhaupt aufgeführt wurden... - wenn ein regisseur vier stücke VERSCHIEDENER autoren inszeniert, dann sind das , wenn man sich nicht zu einer marke hochstilisiert hat wie z.b. thalheimer, in der regel vier verschiedenen ansätze, unter umständen auch handschriften...das ist notwendig an solchen mittleren bis kleineren häusern, von denen wir sprechen, man muß flexibel sien und sich anpassen...man kann sein ego zuhause lassen...normalerweise sind autoren aus meiner erfahrung nicht dazu in der lage, ein musical, ein kinderstück und eine art klassiker plus ein supermodernes, innovatives stück in einer spielzeit zu schreiben und immer wieder neu rüberzukommen..dies ist ein autor in einer spielzeit nicht in der lage, ein hausregisseur muß dazu aber fähig sein..autoren schaffen normalerweise ein stück pro jahr, mit ach und krach und es liest sich vom stil oft gleich, eben so wie das stück mit dem sie den ersten durchbruch oder die erste aufmerksamkeit erlangt haben.,und dann eird nochgejammert, daß die zeit nicht reichte und das stück evtl radikal zusammengekürzt wurde....
p.s. ich bin nicht 123
wenn "123" der/diejenige ist,der/die sich oft verteidigt in seinen/ihren postings, dann könnten Sie doch der kleine Bull Terrier sein, den 123 an der Leine führt, zum Schutz vor den Menschen auf der Straße. Also wirklich, Ihr wüstes gebelle eben, hat mich in meiner Nachmittagsruhe gestört, da mußte ich gleich ans Fenster und meine Bild Zeitung zur Seite legen, den TV-mit den Real-life Shows tonlos stellen ,um Ihr wirkliches Real-life Geköter zu hören und entsetzt zu sehen ,daß Sie ein Häufchen auf die Straße gesetzt haben.
Nun Spaß beiseite,
warum diese Emotion, warum sind sie "ich bin nicht 123" an der Leine von "123"--Lieben Sie ihn/sie? Welches ist ihre Beziehung zueinander?
Theater sollen mindestens 150 Autorenpatenschaften/ Hausautorenstellen bis zum Jahr 2012 schaffen!
Weitere Ausschreibungen für Stückaufträge und Übersetzungsaufträge sollten allen Autoren hier zugänglich bei Nachtkritik veröffentlicht werden!
Für professionelle Autoren keine Stückaufträge unter 5000 Euro!
Was denkt ihr?
(ich benutze im Folgenden männliche Pronomina für Sie)
Phantasie!Ja! Auf Hochtouren die meine, wenn ich mir Sie vorstelle, wie Sie über sich am PC schreiben, Sie seien Studierter-Brüll-Profi! Großartig!Brüllen Sie dabei?
Und wie gehts jetzt weiter?--ich wundere mich über Sie, daß sie Ihre Phantasie, jetzt an dieser Stelle,wo es die Möglichkeit für einen ernsten Gedankenaustausch gäbe, der notwendig sei fürs "nackte Überleben" (das ist fast schon eine Frechheit gegenüber denen, die wirklich ums Überleben kämpfen, wissen Sie was das bedeutet, überleben? )nicht für kluge Gedanken zum Thema nutzen- Seien Sie Konstruktiv!
ohjee.
zum glück
nicht in 3d...
Disput mit höchster Aufmerksamkeit. Bin: Theaterfan -=:-)
Wenn man das Talent eines begabten Menschen fördern
will - damit dieser zumindest seine Grundexistenz gesichert sieht. Für einen begrenzten Zeitraum.
Auch: damit sich dieser AutorIin nicht dieser Qual in dieser HartzIV-Mühle aussetzen muss - kann ein privater Fördervertrag abgeschlossen werden.
Ist empfehlenswert - wer kann, soll!! (Bin nur ein/e TheaterbesucherIn, meine damit nicht,
den Stein der Weisen gefunden zu haben). Aber so wie jetzt gesellschaftlch abgewirschaftet wird - auch das Theater - ist das als Überbrückungshilfe
- auch Ansporn - empfehlenswert.
Ich stimme jenen zu, die die Theater-IntendantInnen aufforden, Hausautoren zu engagieren. Wer z.B. an
der UDK das Studium abgeschlossen hat - kann immer
über alles ein Stück schreiben - und das "Seine" einbauen - oder
zusätzlich Stücke schreiben. PROFIS! Können schreiben - inhaltlch treffend, auch dramatisch.
--
Ein/e nicht aus dem inneren Kreis schreibende.
Oh weh - ich habe mich getraut in diese HEILIGEN HALLEN.
Asche auf mein Haupt =:-)
Sehr gut - fördern Sie jemanden? Oder suchen Sie zufällig jemanden, den Sie fördern möchten?
Wer Dramatik, Lyrik, Prosa ooder Szenisches Schreiben studiert war schon VOR dem Studium ein sehr guter Autor. Oder hat ein so herausragendes Talent als Schreiber, dass er die schwierigen Zugangsverraussetzungen übersteht - und das Studium an sich. Das ist sozusagen die "Bundesliga" - das sind Leute mit hohem Leistungspotenzial für die Gesellschaft - z.B. die Udk in Berlin nimmt, soweit ich weiß, nur eine Hand voll Leute alle zwei Jahre auf und fordert und fördert jeden Einzelnen der "schon" oder "kurz vor" Autoren. Und dieses Potenzial sollte für die Gesellschaft genutzt werden. Es gibt große Talente und für die sollte sich die Gesellschaft, auch Sie, interessieren. Es geht nicht um "studiert" und dann arbeitslos. Ich wäre auch gern nochmal so jung - aber wenn ich Ihre Mißachtung lese, bin ich froh ein alter Sack zu sein - diese Ignoranz lässt mir nämlich graue Haare wachsen.
wer von vornherein garantierte stellen verlangt, muss auch damit leben, dass er sich nicht annhähernd aussuchen darf, was er und ob er studiert. wenn halt grade keine philosphen, kulturwissenschaftler oder meinetwegen auch mathematiker gebraucht werden, kannste das dann halt auch nicht studieren. wenn de halt die klapp aufmachst, weil dir irgendwas nicht passt, wirste halt melkerin oder dreher. dein pech. leute wollt ihr das echt? leute ihr schreit nach freier entfaltung, nach zeit, nach aufmerksamkeit, nach respekt, aber freiheit bedeutet eben nicht, dass man dir die marmelade aufs brot schmiert und dir die stulle in mund schiebt. freiheit heißt, dass de für brot und marmelade selbst was tun musst. aber was für'n gefühl!!!
ich möchte vernünftig bezahlt werden, aber ich will mir nicht sagen lassen, was ich schreiben soll. und wenn mir jemand sagt, dafür kriegste nüscht oder das kauf ich nich, dann muss ich mich halt umsehen, wo ich sonst mein geld herkriege. ihr könnte doch echt nicht so tun, dass einer der szenisches schreiben studiert ernsthaft glaubt, er würde damit finanziell zur oberen mittelschicht aufstoßen. so blöd ist doch keiner, ich glaub so blöd ist auch keiner, der kulturwisenschaften oder soziologie studiert. schön wärs, klar, jeder hätte gern mehr geld, aber dann muss man sich eben auf'n nine to five job bei der sparkasse bewerben oder bwl studieren oder maschinenbau, keine ahnung.
übrigens könnten die meisten leute, die an der udk studiert haben, schon nen job haben, den wolln se nur nich: beim fernsehen etc.
bereits u.a. den Bundesjugendpreis erhalten hat. Auch sein Diplom hat - von der UDK - für szenisches schreiben.
Sich aber nie vereinnahmen lassen will als "beamtete" Angestellte/r des Theaterbetriebes. Ein freier Autor will dieser Mensch bleiben - klar: auch bereit, Hausautor zu sein an einem jedweden Theater. Weil: Da bleibt ihm noch Luft - für freies Schreiben.
Nur diese Seite kenne ich -. Und die einer jahrzehntelangen Theather-Besuchs-Erlebnisse. Neues: und auch längstgespieltes immer wieder im Theater erlebt - als BesucherIn. Denkt hier jemand auch mal an das Publikum? Ach ja - heul - an mich und meinesgleichen?
Überheblicher Müll! Unterschätze nie das Publikum!
Natürlich geht es auch ums Publikum - ich will als Zuschauer auch Neue Dramatik sehen, UNBEDINGT.
@Vio - toll!
Während der Burgtheaterdirektion von Claus Peymann wurde das Werk und die Person Elfriede Jelinek der Publikumsaufmerksamkeit sehr empfohlen. So manchem Abonnementen, so mancher Wiener Zeitung und so mancher politischen Partei damals viel zu viel!
(Ein Wahlplakat z.B. lautetete verkürzt zitiert: "Lieben Sie Scholten, Peymann, Jelinek? O d e r Kunst und Kultur?") Erst in diesen Jahren und durch Peymann begann sich das österreichische Theaterpublikum für E.Jelineks Theaterstücke breiträumig zu interessiern, aber auch zum Lesen ihrer Romane wurde durch das Burgtheater massiv angeregt.
Mir fallen neben der 6-stündigen „SPORTSTÜCK“-Aufführung im 1300-Platz-Haus Burgtheater die Inszenierungen „Totenaufberg“ (Regie: Karge), „Raststätte“ (Regie: Peymann), „Stecken, Stab und Stangl“ (Regie Tabori“) im immerhin auch mehr als 500-Platz großen Akademietheater ein.
Ebenso Leseabende unter Leitung der Dramaturginnen Rita Thiele/Jutta Ferbers mit Therese Affolter/Josephine Platt/Maria Happel/ Julia Wieninger/Ursula Lingens. Sogar das Wiener Enfant Terrible Paulus Manker wurde für so eine Lesung aufgeboten.
Auch stand Elfriede Jelinek damals noch mehrmals - ganz unkompliziert - im Foyer des Akademietheaters für Fragen und Diskussion dem Publikum zur Verfügung begleitet von C. Peymann oder R. Thiele.
Es gibt sicherlich weitere Thaterinteressierte, die mit privaten Förderverträgen Autoren untersterstützen. Meldet Euch!
Bitte erklärt hier eure Solidarität! Es gibt halt zu wenige Fonds, die unsere jungen begabten Autoren/Dramatiker so unterstützen, dass diese nicht unter Existenzängsten schreiben müssen.
Augenscheinlich gibt es am BE keine schwerpunktmäßige Förderung zeitgenössischer Autoren wie es in Wien mit der gezielten und erkämpften Durchsetzung von Bernhard, Jelinek und Turrini der Fall war. Warum das so ist, kann ich nicht beurteilen. Ob es am Budget, an den "nicht verhandenen" Autoren oder am Publikum liegt, weiß ich nicht.
Als Berlin Besucherin hatte ich aber den Eindruck, dass Vorstellungen zeitgenössischer Autoren ( nicht nur österreichischer) weniger nachgefragt sind als zum Beispiel Shakespeare- oder Brechtabende.
Hinter der kategorischen Ablehnung zeitgenössischer AutorInnen durch Peter Stein und Claus Peymann vermute ich übrigens einen ganz banalen Grund. Geht es hier doch offensichtlich auch und vor allem um die Verteidigung des eigenen Ruhms, welcher mit der Veränderung des Zeitkontexts im Schwinden begriffen ist. Hier zeigt sich bedauerlicherweise die Art Väter, welche Ihren Söhnen (und Ihren emanzipierten Töchtern schon gar nicht) den eigenen Erfolg nicht gönnen wollen und sie demnach auf eine sehr pauschale und stereotype Art und Weise abwerten müssen: Bei denen gehe es doch nur um Schlafzimmergeschichten. Das jedoch ist eine unzulässige Verkürzung dessen, worum es eigentlich geht, und das ist zweifellos auch Peter Stein und Claus Peymann mehr als bewusst. Es sei denn, Sie hätten Ihre eigenen Aufbrüche bereits vollkommen verdrängt, welche da lauteten: "Das Private ist politisch/ökonomisch."
Eine Mengeneinheit zu installieren, die auf Geburtsjahrgänge aufgebaut ist, halte ich generell für hinterfragbar..
Dass Peter Stein eine Auseinandersetzung mit sexuell orientieren Geschichten ablehnt, ist wohl sein gutes Recht. Hingegen...
meine erste Peymann-Inszenierung, die ich am BE gesehen habe, hieß "Das Ende der Paarung" von Franz Xaver Kroetz. Eine Bettgeschichte.
Recht deutlich erinnere ich mich daran, dass Peymann damals vorgeworfen wurde, mit so einer privat/sexuell scheinenden Banalität den politischen Boden des BE zu entwerten. Keine Rede von das Private ist politisch/ökonomisch.
In Wien gibt es derzeit Dea Lohers "Adam Geist" (Regie: David Bösch) zu sehen, eine Produktion, die ich persönlich mag. Ob sie den vorher erwähnten Kritikern der Peymann'schen Krötz-Inszenierung als passende Produktion für das geschichtsträchtige BE erscheinen würde? Genau diese (und das war nicht eine Clique von Peter Stein) würden sagen, es gibt im Theater Wichtigeres als sexuell determinierte Beziehungen zwischen Loosern.
herr peymann hat frau jelinek nicht mehr inszeniert/von anderen inszenieren lassen, weil nach schleef scih stemann um die uraufführungen gekümmert hat..und wer weiß wie sich die beiden regie-manns grün sind..ich glaube nicht so..darum fiel frau j. aus dem interesserahmen des herrn p.--ist doch nicht weiter schlimm, sie kommt ja sonst oft vor...in der theaterlandschaft
www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,658040,00.html
www.berlinerfestspiele.de/ media/2010/theatertreffen/schleudergang /schleudergang09_dokumentation.pdf
(Hinweis: man muss beim Einsetzen die Leerzeichen aus dem Link entfernen, leider kann man bei der nachtkritik-Kommentarfunktion nicht unbeschränkt lange Zeichenfolgen ohne Leerzeichen eingeben.).
Auf dieses Forum wird in der Dokumentation leider kein Bezug genommen.