Wir graben Ihrer Zukunft ein Zuhause

von Esther Slevogt

Berlin, 16. Oktober 2009. Der Anfang ist stark, die Szenerie unübersichtlich. Das fahle Licht Dutzender von Glühbirnen an meterlangen Kabeln dringt durch Nebelschwaden, aus denen sich bald ein junger Mann mit E-Gitarre an die Rampe drängt. Er singt im rauen Sehnsuchtston von der Jagd nach Glück und Ruhm, von der Jagd nach dem Goldenen Vließ. Dann hören wir vom Mord am Griechen Phryxus, der hier auf Kolchis jenes Vließes wegen ermordet wurde. Und bereits nach wenigen intensiven Minuten sind wir beim zweiten Teil von Franz Grillparzers monumentaler Trilogie "Das Goldene Vließ" angelangt.

"Die Ar-go-nau-ten", nölt Tino Mewes alias Absyrtus mit existenzialistischem Rockschmelz ins Mikroport und setzt satt vibrierende Töne auf der E-Gitarre nach. Singt von seiner Schwester Medea, die einem Fremdling verfiel, mit dem sie nun auch noch mitgehen will. Medea, ich liebe dich so, brüllt er herzzerreißend, fällt dabei auf die Knie und schmiert sich rotes Theaterblut ins Gesicht. Kenner von Grillparzers Original ahnen: Dies muss die Stelle sein, an der sich Medeas Bruder Absyrtus von der kolchischen Klippe stürzt, als Jason, der Verführer seiner Schwester, mit ihr flüchten will und ihn zuvor als Geisel nimmt.

Selbstironische Entsorgungsarbeit

Blutverschmiert steht Absyrtus noch einmal auf, um auch den Fluch seines Vaters Aietes über Medea ins Publikum zu werfen. Und dann wieder im Nebel zu verschwinden, aus dem er kam – von wo er im Laufe des Abends immer mal wieder auftaucht, um aus dem Jenseits der abtrünnigen wie unglücklichen Schwester ins Gewissen zu reden, als sich der väterliche Fluch bereits erfüllt hat.

So weit, so cool. Und auch höchst selbstironische Entsorgungsarbeit am Grillparzer-Pathos, dessen erste beide Trilogie-Teile nach, sagen wir sieben Minuten abgehandelt und auf den Sperrmüll verfrachtet worden sind. Allerdings fragt man sich, als sich die Nebel gelichtet haben, ob dies wirklich eine richtige Entscheidung war. Wir sind unversehens bei Teil drei der Trilogie, bei "Medea" angelangt: eine weiße, endzeitige Sperrmüllandschaft mit Plastikstühlen, weiß gestrichenen Bierkisten, Bildschirmen und Möbelfragmenten, in denen drei überlebensgroße Bambi-Figuren stehen, die aussehen, als stammten sie aus einem alten Märchenpark.

Mittendrin in diesem Drehbühnenchaos ein Paar, dessen Körpersprache sofort unmissverständlich klar macht, dass es sich nichts mehr zu sagen hat – Jason und Medea, gewandet in eine Prekariatsuniform: sie mit Blümchenunterrock, er mit schlabbriger Cargohose. Die beiden sprechen von Flucht und dass sie nirgends Aufnahme finden. Allerdings weiß man nach dem lockeren Vorspiel nicht wirklich, wovor sie eigentlich fliehen. Und auch nicht, worin das Verhängnis oder gar die Verwerfungen bestehen, die hier offensichtlich zu einem enormen sozialen Absturz geführt haben. Jason will es nun bei König Kreon versuchen, allerdings fürchtet er, dass der nur ihm selbst und den Kindern, nicht aber ihr, der Barbarin, Zuflucht gewähren wird. Und kann dann doch auch für sie Asyl erwirken, wenn auch nur kurz.

Das Tragische lässt sich nicht herunterrechnen

Der einunddreißigjährige Regisseur David Bösch hat in seiner ersten Berliner Regiearbeit das Stück im Kontext der Spielzeitauseinandersetzung des Deutschen Theaters mit dem Fremden inszeniert und das Fremde nicht ethnisch, sondern sozial interpretiert. Seine Medea (Katrin Wichmann) ist, wie es scheint, ein komplexes Unterschichtskind, das nun dem Gatten (Alexander Khuon) die Rückkehr in den Mittelstand unmöglich macht; der dann kaum, dass er sich zur Entscheidung durchgerungen hat, Medea zu verlassen, die schmuddeligen Cargohosen in spießiges Flanell eintauscht. König Kreon (Sven Lehmann) ist ein aasiger Unternehmertyp, der sich anfangs nur schwer dazu durchringen kann, den verlorenen Sohn seines einstigen Geschäftspartners wieder aufzunehmen. Dann aber doch das adrette Töchterchen Kreusa (Claudia Eisinger) mit ihm verheiraten will.

Aber all das wird nicht sehr plausibel, denn die Figuren sprechen, wenn auch radikal gekürzt, immer noch den Text von Grillparzer, der vom Fremdsein, der Gier nach Glück, Schuld und Verhängnis, von Königen und Königreichen handelt, nicht von Unternehmern und ihren abtrünnigen Söhnen. Vom Goldenen Vließ und nicht von einem Bausparvertrag. Das Drama von 1821 lässt sich auch in seiner Rumpffassung nicht einfach auf das Format einer Beziehungsgeschichte zwischen Strindberg und Vorabendserie herunterrechnen. Weil den Figuren mit dieser Umwidmung die Fallhöhe abhanden kommt, aus der die tragischen Konflikte resultieren.

Klassische Theaterzimmerschlacht

Die Beziehungsgeschichte ist allerdings packend und voller Empathie für beide Figuren, für Jason und Medea, inszeniert und wird von Khuon und Wichmann mit großem emotionalen Einsatz gespielt – eine klassische Theaterzimmerschlacht mit hochkarätigen Boulevardtönen: wenn das Paar im Ehekrieg unvermittelt von der physischen Aggression in den Austausch alter Zärtlichkeit verfällt, weil sich ihre Körper erinnern, dass sie sich einst liebten. Wie Alexander Khuon seinen Jason als Zerrissenen zwischen den wilden Jugendträumen von einst, für die noch Medea steht, und seiner Sehnsucht nach dem Establishment, einem anständigen Job und geregeltem Einkommen spielt. Und Katrin Wichmann die Medea als gnadenlos verzweifelte, aber auch hilflose Frau, die sich schließlich der männlichen Macht fügt.

Selbst dem Schluss kann man etwas abgewinnen. Dass Bösch offen lässt, ob Medea die Kinder wirklich ermordet und nicht nur in ihrer Phantasie mit diesem mörderischen Gedanken gespielt hat, ist in seinem Realismus fast berührender, als der Schrecken der Tragödie es gewesen wäre: Medea, die am Ende resigniert vor dem Fernseher hängen bleibt, während Jason mit zwei Koffern und zwei Paar Stiefeln kommt – offenbar gewillt, der Ex nun doch beide Kinder statt nur eins zu überlassen. Trotzdem bleibt der Versuch, dem schwerblütigen Grillparzer-Drama nicht nur den Grillparzer sondern auch die mythische Wucht auszutreiben, ein Verlust.

 

Das Goldene Vließ
von Franz Grillparzer
Regie: David Bösch, Bühne, Patrick Bannwart, Kostüme: Falko Herold, Musik: Karsten Riedel, Dramaturgie: John von Düffel. Mit: Katrin Wichmann, Alexander Khuon, Tino Mewes, Sven Lehmann, Claudia Eisinger, Stephan Richter.

www.deutschestheater.de

 

Weitere Inszenierungen der Grillparzer-Trilogie Das Goldene Vlies (manchmal mit "s", manchmal mit "ß" geschrieben) hatten unter der Regie von Karin Beier im Mai 2008 in Köln und unter der von Robert Schuster im Mai 2007 in Leipzig Premiere.

 

Kritikenrundschau

Mit Franz Grillparzers "Das Goldene Vließ" habe es gegolten, das Deutsche Theater in Berlin zu erobern, schreibt Ulrich Weinzierl in der Welt (19.10.2009) und vermeldet ernüchtert: "Der Angriff ist fehlgeschlagen, und zwar auf denkbar läppische Weise." Da radikal gestrichen worden sei – "ratz-fatz: alles hin" – benötige Regissuer David Bösch lediglich eineinhalb Stunden: "Leider wirkt selbst das zu lang." Im "kruden Vernichtungsdrama" um Medea stecke "unbändige, abgründige Gewalt – und dank Grillparzer, der ein literarischer Vorläufer Sigmund Freuds war, verblüffend genaue Seelenanalyse. Durch sie, eine Art poetischer Gerechtigkeit, wird selbst das Unfassbare erschreckend begreiflich. Nichts davon bei David Bösch. Katrin Wichmann ist, vom Bloßfuß bis zum Blondschopf, keine Medea. Die Wildheit der Fremden zeigt sich einzig und allein daran, dass sie ihre hausfraulichen Pflichten vernachlässigt, die Wäsche schlampig aufhängt." Diese "sterbensmatte Produktion" sei "nicht Hauptstadttheater, eher tiefste Provinz".

Die im "Goldenen Vließ" eingesetzten DT-Schauspieler haben bei Irene Bazinger (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2009) "hauptsächlich Mitleid" erregt, "weil David Bösch mit ihnen und Grillparzers Stücken offensichtlich rein gar nichts anzufangen wusste. Medea und Jason ziehen sich – ratlos, heillos, mutlos – auf den kleinsten Nenner ihrer großen Leidenschaftstragödie zurück: Sie küssen und sie schlagen sich ein bisschen, und dann zanken sie um die Kinder. Das wirkt, als wäre eine moderne Durchschnittsfamilie in die Krise geraten, die Suppe versalzen und das Konto gesperrt." Katrin Wichmann als Medea gelängen "mitunter Momente nüchterner Härte, in denen die Erinnerung an das vergangene Glück mitschwingt", Alexander Khuon als Jason sei dagegen "von Anfang an ein Waschlappen, dem niemand den kühnen Abenteurer glaubt, der in der Ferne das goldene Vließ geraubt hat".

Das Bühnenbild von Patrick Bannwart sei wunderbar, konzediert Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (19.10.2009): "eine Schutt- und Staublandschaft mit Plastikstühlen, Staubsauger, Kühlschrank, alles weißlich überzogen. Hervorragend würde es sich zum Beispiel für ein post-realistisches Stück wie Sarah Kanes 'Zerbombt' eignen. Hier aber ist es die Kulisse für die verstiegene Behauptung einer Tragödie. Denn Bösch lässt seine Darsteller zwar den Grillparzer-Text aufsagen, lässt sie also Worte wie 'Frevel', 'Bann', 'Götter' sprechen, aber sie klingen bei ihnen wie 'Mutti', 'Aua' und 'Hallöchen'." Die Schauspieler seien in einem Dauerdilemma: "Sie müssen hochtrabende Worte abwickeln, jede Fallhöhe ist ihnen aber genommen. Die Folge ist hohles, ratloses Illustrieren: Geht die Stimme in die Höh', werden die Arme in die Luft gestreckt, ist von Leid die Rede, werden die Schulten eingezogen." Überhaupt sei die ganze Inszenierung "ein einziges Achselzucken vor dem Stück, dem Fremden, den Figuren." Der Abend habe "keine Bilder, keine szenische oder psychologische Logik, keine in welche Richtung auch immer weisende künstlerische Dimension".

In David Böschs Inszenierung sei Medea "viel mehr zermürbte Ehefrau als dämonische Fremde", schreibt Simone Kaempf in der Berlin-Ausgabe der tageszeitung (19.10.2009). "Verletzt von ihrem Schicksal in der Vergangenheit und jetzt vor allem von ihrem Mann Jason, der Belehrungen parat hat, aber keine Gefühle mehr hegt. Alexander Khuon spielt ihn voller Zerrissenheit, halbherzig ringt er sich zur Trennung durch, die im Stil einer klassischen Wohnzimmerschlacht ausgetragen wird. (...) Aus den Liebenden sind Hassende geworden, und wie Khuon und Wichmann das spielen, ohne Overacting, mit nach innen gerichteten Gefühlen, erwecken sie die Schmerzen dieser Trennung eindringlich zum Leben." Das Drama der Entzweiung mache "die Qualität von Böschs Inszenierung aus", es überdecke "allerdings auch Medeas und Jasons Vergangenheit, in der ihre Trennung doch erst begründet liegt".

Ein "Abend der leeren Begierden" schreibt Patrick Wildermann im Berliner Tagesspiegel (18.10.2009)
. Bösch zeige eine Paarbeziehung in der Krise, nicht den Clash der Kulturen, auf den in Grillparzer-Deutungen gern abgehoben werde. Aus gutem Grund gelte Bösch als Regisseur, der sich auf große Emotionen verstehe und weder Kitsch noch Pathos fürchte. Hier aber vermittelt er "kaum ein Gefühl für die Tragik der beiden, weil ihre Fremdheit in der Fremde keine Restvertrautheit spüren lässt". Die stärksten Szenen gehören aus seiner Sicht "der hervorragenden Katrin Wichmann als Medea, der Jasons Jugendliebe Kreusa als Nebenbuhlerin vorgesetzt wird (zum netten Mädchen verharmlost: Claudia Eisinger), die von König Kreon verleumdet wird (eine Karikatur der Machtarroganz: Sven Lehmann), und die schließlich isoliert und abgeschoben von der duldsamen Strickjackenmutti zur tödlich Verletzten wächst." Nur bleibe sie damit in jeder Hinsicht einsam. Es ist ein Abend der leeren Begierden, so ungreifbar wie das titelgebende Vlies."


Angesichts der pathetischen Möglichkeiten des Stoffs zeigt sich Daniel Stender in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (18.10.2009) grundsätzlich dankbar, dass David Bösch und sein Dramaturg John von Düffel auf das volle Grillparzer-Programm verzichtet haben und sich ganz auf die Trennung von Medea und Jason konzentrierten – "auf ein zeitloses Scheidungsdrama mit griechischen Vornamen also." Medeas und Jasons scheiternde Ehe wirke "ganz gegenwärtig als große Koalition der Gefühle: Keiner ist ganz böse, keiner ist ganz gut, jede Seite hat solide Gründe für ihre Verzweiflung. Auch bei letzten Fragen ("Wer bekommt die Kinder?") könnte ein gütiger Scheidungsrichter sicher eine Einigung erzielen, wenn es nicht Grillparzers Stück wäre, das hier gespielt werden muss."

Jürgen Otten, in der Frankfurter Rundschau (20.10.2009) enthält sich einer deutlichen Wertung. Er schreibt: Bösch interessiere sich vor allem dafür, wie "die Liebe, die zunächst als Monument erscheint, zerfällt". Die Blicke, die Katrin Wichmann und Alexander Khuon "mehr aneinander vorbei werfen denn füreinander übrig haben", seien "anämisch und grauweiß wie das Interieur" der Bühne. Es handele sich um ein "bürgerliches Trauerspiel", in das Sven Lehmann als Kreon hineintrete, "ohne auch nur den Hauch an Verständnis, geschweige denn Sentimentalität mitzubringen". Seine "verrucht-knarzige Stimme" schneide in die "karstige Szene hinein wie ein Schwert. Noch schlimmer aber ist sein mokantes Schmunzeln. Das vernichtet alles und jeden." Lehmann spiele mit "einer Kaltblütigkeit, die nicht anders als grandios zu nennen" sei. Es verwundere wenig, dass Medea angesichts diverser "Demütigungen" zu einem "wilden Tier" werde. Und je länger je stärker wachse die Gewissheit, dass Jason ein "mediokrer Feigling" sei.

 

Kommentare  
Böschs Goldenes Vließ: Zuschreibung
Papis Theater.
Böschs Goldenes Vließ: eben nicht
eben nicht papis theater. das ist ja gerade das interessante an dieser inszenierung: dass sie mit dem alten konzept des tragischen an sich in konflikt gerät, und das eigentlich tragische in der abwesenheit von fallhöhen verortet. weil es als existenzielles extrem eben in unserer mittelstandswelt nicht mehr vorkommt. höchstens als diffuses popgefühl. es wäre ja ein leichtes gewesen, nun eine billige vorstadtmedea von der vermischtesseite auf die bühne zu bringen, die ihren badenden kindern im reihenhaus den föhn in die wanne wirft. aber selbst der mord an den Kindern geschieht ja nicht explizit. vielleicht hat medea das nur in gedanken mal durchgespielt, aber dann zum abschied doch brav mit den kids im zelt gekuschelt. das läßt bösch ja offen. papis theater hätte auch nicht den jason am ende so lieb zivilisiert die köfferchen vorbeibringen lassen. dieser jason hat schon von der möglichkeit des elterngelds gebrauch gemacht und kann eben nicht mehr der alte grillparzermacho sein. papis theater will das goldene vließ. und wenn es im leben nicht zu haben ist, will er es wenigsten auf dem theater.
Böschs Goldenes Vließ: Grillparzer hatte andere Probleme
für mich bleibt dann aber die frage, warum man diese stück macht. um zu erzählen, dass man das nicht mehr erzählen kann? die idee, dass medea den mord nur durchspielt finde ich sehr gut. gerade, weil ja auch allein das schon in unserer welt ein tabu wäre. mütter, die sich vorstellen ihre kinder umzubringen, steckt man doch gleich in die klapse, weil wir so ein ganz verqueres idealbild einer mutter/vater-kind beziehung aufgebaut haben. auch und gerade zum thema: das fremde. denn genug frauen, die sich ihren männern aufopfern o.ä. und dann von ihnen verlassen werden gibt es, das ist auch nicht schichtspezifisch, ich glaube auch, dass es genug frauen gibt, die dann auch ihre kinder verfluchen, obwohl sie sie ebenso lieben. ich könnte mir lauter interessante geschichten entlang des mythos vorstellen. aber vielleicht hätte man ein ganz neues stück nehmen sollen, denn ich wage mal zu behaupten, dass grillparzer andere probleme/schwerpunkte vor augen hatte.
Böschs Goldenes Vließ: was uns heute noch erreichen kann
papis theater, oder von lende h. inspiriertes schien mir das wirklich nicht zu sein, sondern eine abfrage, was an diesem stück uns heute noch erreichen kann. sdas dabei dann vieles ausgespart ist (beim hobeln fallen spähne) fand ich verschmerzbar. ich war jedenfals bewegt über das, was da statt fand (und froh das die ersten beiden teile verdichtet wurden...)
Böschs Goldenes Vließ: klischierter TV-Realismus
@4: Bei dem Stück könnte einen viel erreichen, wie man z.B. in Köln sehen kann. An dem Abend, der das Dt in eine Provinzbühne verwandelte, erreicht einen nichts. Nur Fremdschämen und Mitleid für die Schauspieler, die unter ihrem Niveau dümmlichen, klischierten TV-Realismus zeigen mussten. Was für ein Desaster.
Böschs Goldenes Vließ: in einem anderen Berlin
also mich hat mehr erreicht als in köln bei einer dieser das ist uns alles so fremd und deshalbab so wichtig veranstaltung. und die schauspieler waren nun wirklich alle sehr gut. aber vielleicht sprechen sie auch von einer anderen veranstaltung in einem anderen berlin
Böschs Goldenes Vließ: unrassistischer, heutiger Blick
Jetzt werden die Verrisse der konservativen Kritiker auf die Veranstaltung prasseln, die wieder schreien werden, wo ihr Grillparzer geblieben ist. Die wollen die wilde Fremde, die in die Zivilisation ausgespiehen wurde, weil das so schön in den eurozentristischen Macho-Blick und ihr dazugehöriges Literatur- und Theaterverständnis passt. Die Frage des Fremden nicht ethnisch sondern sozial zu betrachten, zeugt doch von einem zutiefst unrassistischen und heutigen Blick. Klar hätte man sich gewünscht, dass Bösch und die Dramaturgie die anderen Motive des Stoffs ebenso unabhängig konvertieren und durch den Abend führen. Trotzdem ist an diesem Abend nichts dümmlich oder klischiert, wie Redner Nummer 5 hier so denuziatorisch behauptet, sondern schlicht konsequent in seiner Weigerung, im schieren Katastrophen- und Tragödienpomp sein Heil zu suchen. Nummer 5 sollte sich doch bitte im Kehlmann-Chor der Werktreuen anmelden, er wird bestimmt viele Kritiker finden, die heute mit Empörung und Unverständnis über Bösch herfallen werden. Da würde ich drauf wetten. Männer noch mehr als Frauen, da dieser Abend so krass gegen alles geht, was Männer sonst mögen und sexy finden: exotische Frauen, Werktreue und fiese Jasons. Ha!
Böschs Goldenes Vließ: keine Klischees? keine?
Wie, lieber Herr Fuller, nichts ist klischiert oder dümmlich? Wie steht es beispielsweise mit der Darstellung der Kreusa? Als hüpfige 13-Jährige, die mit dem angeblich so abenteuerlustigen Mittzwanziger Jason ebenfalls angeblich eine gemeinsame Vergangenheit teilt. War die kein Klischee?

Oder der raspelkehlige Brüller Sven Lehmann als cooler Geschäftsmann-König, der spöttisch die Augenbraue lupft, wenn von den Göttern die Rede ist - kein Klischee?

Am ärgsten aber die komplette Hilflosigkeit der beiden Hauptdarsteller, schniefend und heulend Katrin Wichmann, und beide, Wichmann und Khuon, Arme schlenkernd an der Rampe, bei Aufregung stereotyp die Arme hoch reißen, Modulationsfähigkeit der Stimmen gegen Null gehend, obwohl beide nachweislich besser können - was war denn das? Berührendes Spiel schreiben einzelne KritikerInnen, was haben sie gesehen? Wie Herr Roland oben so schön schreibt: vielleicht eine andere Aufführung in einem anderen Berlin?

Man muss kein konservativer Kritiker sein, man muss auch nicht darauf pochen, Bösch habe sich dem Übergroßen, der Tragik gefälligst stellen sollen oder aber eben zu Thomas Jonigks Stücke greifen, denen von Albee oder meinetwegen Schwab, statt den Grillparzer zu streichen; man muss der Dramaturgie kein Versagen vorwerfen, weil sie Medea spielen lässt, aber behauptet, hier ginge es ums Goldene Vlies, das alles muss nicht sein, aber man kann schwerlich übersehen, dass David Bösch die Schauspieler ziemlich alleine gelassen hat und dass ihnen das gar nicht gut bekam.
Mit gutem Gruß
Buteiro
Böschs Goldenes Vließ: kein Blick über den Tellerrand
Ich glaube nicht, dass man Böschs Blick einen "unrassistischen und heutigen" Blick nennen kann. Ich glaube eher, der Abend ist ein Symptom für das grundsätzliche Problem: Dass Regisseure keinen Blick über den Tellerrand wagen und lieber zum hundersten Mal die deutsche Ehekrise im Eigenheim auf die Bühne bringen. Da braucht es nichts Exotisches - aber wenn man sich mit sozialen Schichten auseinandersetzen möchte, muss man ja nicht unbedingt das "Migrationsstück" Medea inszenieren, um es mal zuzuspitzen - da gibt es ja viele Stücke, bei denen dann weniger gestrichen werden muss, damit es ins Konzept passt. Mit Werktreue hat das gar nichts zu tun - aber mit einem grundsätzlichen Interesse am Stoff.
Böschs Goldenes Vließ: mutige Konsequenz
Ne, Desinteresse am Stoff kann man Bösch nun wirklich nicht vorwerfen. Höchstens, dass er zu schnell vor dem Befund kapitulierte, dass von der tragischen und archaischen Dimension des Stoffs kein Weg ins Heute mehr führt. Aber ich fand die Konsequenz, mit der hier die eigentlichen Abgründe gerade im Fehlen der selben gesucht wurden, ziemlich mutig; im schalen Spießerleben, wo eben gar keine Fallhöhen mehr vorhanden sind, weil unser krisengebeutelter Neoliberalismus nicht mehr nach Utopien und Golden Vließen jagt sondern sich der gegenwärtige Utopiehorizont bereits in einer gesicherten Existenz erschöpft, für die man alles verrät. @Buteiro: was Sie da an Schauspiel beschreiben, habe ich nicht gesehen und verstehe auch nicht, warum Sie Ihre Sicht so eifernd, ja fast kreischend vortragen. Wenn ich lese, was Sie schreiben, sehe ich höchstens Sie selbst fuchtelnd und augenrollend an der Rampe stehen und muss mich sehr wundern. Ich bin außerdem kein Herr und muss Sie, was die Genderzuschreibung meines Namens betrifft, auf Bildungslücken hinweisen. Lois ist ein weiblicher Vorname und Kennern u.a. als Name der Gefährtin von Clark Kent ein Begriff. Aber Konservative wie Sie können das natürlich nicht wissen.
Böschs Goldenes Vließ: was haben Sie gesehen?
Liebe frau Fuller,
entschuldigen Sie bitte meine Unachtsamkeit im Auffassen Ihres Namens.
Aber wenn Sie nun schreiben, Sie hätten das von mir und einzelnen Kritikern Beschriebene nicht gesehen, und sich stattdessen mit meinem angeblichen Vortragston aufhalten, entziehen Sie sich schlicht einer Auseinandersetzung. Was haben Sie denn, was die Spielweise und Ausdrucksmittel der SchauspielerInnen betrifft, gesehen?
Böschs Goldenes Vließ: Spießer ohne Vließ
Grundsätzlich bin ich ja bei Ihnen, aber nochmal, wenn ich vom "Spießerleben, wo eben gar keine Fallhöhen mehr vorhanden sind, weil unser krisengebeutelter Neoliberalismus nicht mehr nach Utopien jagt" erzählen will, brauche ich "Das goldene Vließ" nicht.
Böschs Goldenes Vließ: Katrin Wichmanns großes Staunen
Werter Buteiro, der kleine Khuon hat bloß gemacht, was er bei Gosch gelernt hat: die Figur in einer gefakten Eigentlichkeit zu erden, mit verzweifeltem Minimalismus, um Tiefe ringendem Blick, latenter physischer Aggressivität (wie als Trigorin), die er dann doch im letzten Moment gekonnt in windelweiches Softietum absacken läßt. Wenn da jetzt Gosch statt Bösch draufgestanden hätte, wären alle vor Begeisterung erstarrt. Katrin Wichmann habe ich nicht heulen und auch nicht schniefen gehört, und halte das als Beschreibung ihres Spiels auch für nicht sonderlich differenziert, wie überhaupt ihre Ausführungen klingen, als seien sie von der schlechtgelaunten Kritik in der Berliner Zeitung inspiriert, deren Kritiker sich auch nicht so genau angesehen hat, was er da beschreibt, sondern mit oberlehrerhafter Geste ("Thema verfehlt, Setzten!") über alles hinweg geht, wo das Fragen erst anfangen müsste. Buteiro, da müssen Sie schon mit anständigen Argumenten kommen, wenn Sie mich zu einer Auseinandersetzung herausfordern wollen. Zwei nicht sonderlich originelle Verben aus der Taschentuchwerbung reichen mir da nicht aus. Vielleicht nur das: wie Katrin Wichmann es schafft, lediglich in ihrem Staunen über die geballte Ablehnung, die sie erfährt, den Wahn um sie herum zu spiegeln, das war schon groß, ihre unaufgeregte Verzweiflung, und trockene Wut ebenso
Böschs Goldenes Vließ: auf Glaubwürdigkeit angelegt?
Geehrte Fuller,
in der Tat teile ich recht weitgehend die Auffassung des Kritikers der Berliner Zeitung.
Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen und stelle fest, dass nun wiederum ich nicht gesehen habe, wie Katrin Wichmann ihre trockene Wut zeigte und unaufgeregt verzweifelt war. Vielleicht drang es nicht bis zur 11. Reihe vor, dieses Staunen und die Wut, vielleicht saßen Sie besser, dass Sie erkennen konnte, wie die Schauspielerin den Wahn der Figuren um sie herum spiegelte. Und, entschuldigen Sie, aber Khuon war auch bei Gosch nicht gerade eine das Spiel tragende Figur, Sie erinnern sich sicher noch an die groteske Ringkampfszene mit Harfouch in der Möwe, wo die Dame raste und man doch immerzu Angst haben musste, sie würde den Trigorin gleich auffressen. Ähnlich lasch, Sie nennen das Softietum, kommt er als Jason daher. Ein Kriegsheld mit großen, brutalen Erfahrungen soll er sein. Und da die Aufführung ja nicht aus disparaten Rollenauffassungen gebaut ist, sollte er als solcher wohl auch glaubwürdig sein. War er glaubwürdig als griechischer Krieger? Als Krieger überhaupt? Oder eben doch nur ein sehr friedlicher Angestelltentypus? Vielleicht werden Sie sagen: genau, gerade das sollte er ja auch sein, das ist doch die Konzeption der Aufführung. Dann würde ich antworten: ja aber muss denn alle Differenziertheit der Figur, muss die Brutalität des Mannes abgeschliffen werden und dieses laue Spiel dabei herauskommen. Nochmal weise ich auf die ausgestreckten oder hochgereckten Arme hin bei Aufwallungen. Das war ebenso stereotyp wie hilflos.
Und von wegen Schniefen: erinnern Sie sich doch bitte, Medea klettert ins Zelt am Ende uind was hören wir? Regelmäßiges Schniefen? Oder sollte das mein Nebenmann gewesen sein? Aber o.k., darauf kommt es vielleicht nicht an. Ich war halt doch ziemlich schockiert, dass Bösch und Wichmann dieses doch für uns auch Unbegreifbare der Medea, die ihre Kinder tötet (oder auch nur darüber nachdenkt), in eine hundsordinäre Ehestreiterei überführen, mit der dazu vielleicht auch passenden, sehr neutralisierten Spielweise. Ich verstehe das eben nicht, wenn jeweils das Naheliegendste getan wird. Ich lese den Text oberflächlich, finde Wut oder Kränkung oder Ähnliches, also wird gebrüllt. Das ist doch naiv.
Gruß
Buteiro
Böschs Goldenes Vließ: Schwiegersöhnchentheater
@fuller: von wo haben sie eigentlich ihre pseudowahrheiten ? das ist denn doch wirklich das reiche schwiegersöhnchentheater, von dem alle sprechen. unglaublich, was hier für reaktionärer müll von sich gegeben wird. wer schreibt "Spießerleben, wo eben gar keine Fallhöhen mehr vorhanden sind, weil unser krisengebeutelter Neoliberalismus nicht mehr nach Utopien jagt", hat nichts verstanden, weder von der Welt, noch von seinem eigenem Leben, sondern lebt in einer klischierten Welt der medialen Sprechblasen, die nachgekaut werden. Der Neoliberalismus verkauft doch nur Utopien: Freiheit, Individualität, Reichtum, Unsterblichkeit, Kreativität, Ruhm, Glück, kurz: das goldene vlies und produziert dabei die größten Katastrophen. Das zu unterschlagen ist zutiefst reaktionär. Da hat wirklich jemand ein Stück nicht verstanden und es in vorauseilendem Gehorsam banalisiert. Ihre Argumentation bleibt grotesk oberflächlich. Gerade der Turbokapitalismus führt doch zu Tragödien wie Medea, gerade die Jagd nach dem "goldenen Vlies" lässt alle Hemmungen hinter sich, lesen Sie "empire" von Negri/Hardt, lesen sie Agambens "Ausnahmezustand", informieren sie sich über den "homo sacer", lesen sie "schockstrategie", lesen Sie Foucault und seine Untersuchungen zu Disziplinierung, Ausgrenzung und Governmentalität oder lesen sie einfach mal die Zeitung und sie sehen archaische Tragödien a la Medea Tag für Tag, denken Sie einmal über das ideologische Konzept "Fremd" nach, die Festung Europa, zählen Sie die Toten im Mittelmeer, die arbeitslosen Mütter, die ihre Kinder in Blumentöpfen vergraben, die amoklaufenden Familienväter, die Selbstmorde von Managern und Angestellten, aber verschonen sie uns mit reichem, reaktionären FDP Zynismus. Vielleicht gibt es in ihrer kleinbürgerlichen Konsumwelt, die von der Probebühne zur Kantine reicht, diese reale Welt nicht. Ich kann ihnen versichern, sie existiert. Erheben Sie also bitte Ignoranz nicht zu einer künstlerischen Maxime. @12: stimmt, da reicht marienhof.
Böschs Goldenes Vließ: ein Forum für Zahnärzte
kaum sind die kritiken raus, trauen sich hier alle, nachzutreten. was ist denn das für ein forum? zahnärzte? wirklich nur das?
Böschs Goldenes Vließ: Strafen für vermüllte Postings
Au, Tex - das klingt böse. Und welche Strafe schlagen Sie für die VerfasserInnen reaktionär vermüllter Postings und vor allem für Regisseure vor, die das Leben nicht verstanden und das wahre Gesicht des Neroliberalismus und des Grillparzers nicht erkannt haben? Umerziehungslager? Genickschuss?
Böschs Goldenes Vließ: das kulturbetriebsbedingte Brett
Ich noch mal. Solche Leute nerven doch krass. Mir vorwerfen, die Vorstellungswelt meiner kleinbürgerlichen Vorstellungswelt würde nur von der Probebühne bis zur Kantine reichen, und dann selbst so tun, als wären Leute, die hier lediglich Meinungen über Theateraufführungen posten, bereits ein Fall für Guantanamo. Oder als müsste die Uno und Blackwater Maßnahmen zur Befreiung des Deutschen Theaters und der Menschheit in die Wege leiten, weil ein Regisseur Grillparzer nicht vorschriftsmäßig interpretiert hat. So ein bekloppter Glaube an die weltverbessernde Wirkung korrekt interpretierter Grillparzers ist doch nun wahrlich ein Zeichen für kulturbetriebsbedingtes Brett vor dem Kopf. Gehen Sie in die Politik, wenn Sie wirklich was bewirken wollen, oder zu Amnesty. So ist Ihhr dumpf-aggressiver Fundamentalismus doch nur peinlich. Da verfasse ich lieber weiter reaktionären Müll oder streite über die Frage, ob nun die Medea im Zelt oder doch nur Herrn Buteiros Nebenmann geschnieft hat.
Böschs Goldenes Vließ: Khuons brillante Lakonie
sie sollten vielleicht in erwägung ziehen das die wirkung von khuon im kampf mit harfouch beabsichtigt war.
die lakonie und das beiläufige traf das realitätsfremde,gourmethafte von trigorin so genau und auf so wenig effektheischende weise dass einem blinden wie ihnen die brillanz dieser darstellung völlig entgeht.
Böschs Goldenes Vließ: das aufgespannte auratische Feld
@19: Habe in Erwägung gezogen trotz der starken Sehbehinderung, die Sie diagnostizieren. Habe aber immer nur einen Schauspieler mit beschränkten Mitteln entdeckt. Denke bei mir, haben Sie, Herr/ Frau 19, denn gar nicht den Spannungsunterschied zwischen Harfouch und Khuon bemerkt. Sozusagen das auratische Feld, das sich zwischen dem Spieler und der Figur aufspannt - das spürte doch sogar ein Blinder mit Krückstock wie wenig Khuon da zu bieten hatte. Sie aber offenbar nicht, Sie hielten es gar für brillant. Tss tss.
Hochachtungsvoll
B.
Böschs Goldenes Vließ: wieso sprang Khuon ein?
@20 Hören Sie doch bitte mal auf mit dieser Schelte für Alexander Khuon. So ein starker Schauspieler, so eine starke Besetzung für Trigorin, wie er bei Gösch dieses Jungmännerduell mit Konstantin bestreitet.
Ich kann es gar nicht ausdrücken und zitiere deshalb den von Ihnen geschätzten Kritiker der Berliner Zeitung, der hier auf Nachtkritik seinerzeit schrieb: "Alexander Khuon, schreit und tobt bis ihr (Irina/Harfouch) die Knie schmerzrot gefärbt sind und er überrumpelt am Boden liegt – das ist kein Rollenspiel mehr, das ist nacktes Existenz-Vorführen."
Ich denke man sollte die Schwächen dieser Inszenierung, wenn überhaupt, dann weniger bei den Schauspielern als bei Regie und Dramaturgie suchen. Wieso musste Alexander Khuon hier überhaupt als Jason einspringen? Hat das schon mal jemand geklärt? Da war doch eigentlich Andreas Döhler vorgesehen. Wieso die Umbesetzung?
Böschs Goldenes Vließ: pseudoheutig geschludert, schade!
der anfang des vlieses war golden: tino mewes hängte da eine latte auf, die war sehr gewagt und groß-artig.. wunderbar, die einem den atem stocken ließ: was für ein anfang! was für ein schauspieler!! leider stürzte das stück dann metertief ab.. die anderen konnten dieser schauspielkunst nicht standhalten: aus einem atemberaubenden tragödie wurde mutantenhaft eine tenessee williams stück.. eine an der bühne daherplappernde, paierne medea..ein unsicherer pumpender jason..ein glatter, schmieriger, sehr eloquenter und genau beobachtender kreon, leide rmit einer kleinen zappeltochter...- immer wenn der tote bruder auftauchte, wurde es mythisch und spannend.. eine zeitlang dachte ich: das ist konzept, ja, das muß so sein, aha. manchmal war auch das spiel berührend, genau beobachtet, aber eben ein beziehungskonversationsstück. dann dachte ich: aha. bösch wollte das so. bösch glaubt nicht an eine mystik. bösch will das unbedingt heutige. aha. aber irgendwie schrie mir das stück unterschwellig immer wieder andere dinge zu., dinge, die offen blieben. ein geheimnis, das nur der inzwischen zum musikus mutierte bruder ein wneig zu entblättern wagte. aber sprechtheater ist nicht immer musical. und die sprache schluderte pseudoheutig darüber hinweg. schade. trotzdem ein sehr sehenswerter abend. ein beeindruckend klares bühnenbild..eine zeitlang dachte ich: aha. die fremde ist die deutsche blonde. alle anderen sind griechen, dunkelhaarig..aha. dann dachte ich: da der abend aber in deutschland gespielt, am dt, sind die griechen also alle fies zu der deutschen medea, oho, wie ist das denn nun zu verstehen...ein ungewollter rassismus der regie. kann das sein?..trotzdem: ein beeidruckender abend. mit schwächen. aber tino mewes hat einen großen fan mehr..
und: im foyer hörte ich raune, daß khuon erst eine woche vorher übernommen hätte? stimmt das? wenn ja: hut ab. alles klar. gut gerettet. wunderbar. ansonsten: etwas schwächlich auf der brust, der gute. mehr power bitte. nicht so viel sitzfleisch, sondern mehr bewegung im hintern. - doch hoffen wir mal ersteres...
Böschs Goldenes Vließ: wer war Dramaturg?
Wer war überhaupt Dramaturg? Wieso steht das nicht bei den Daten zur Aufführung? Das ist doch eine wichtige Funktion (siehe "Schleudergang"-Forum).



(Dramaturg war John von Düffel, die Red.)
Böschs Goldenes Vließ: wie Hertha
Seht das DT wie Hertha BSC Berlin: Auf dem Weg in die 2. Liga. Herr Wilms, wir vermissen Sie!!!
Böschs Goldenes Vließ: den nun als Letzten
Nein, den Herrn Wilms, den vermissen WIR bestimmt nicht. Den Herrn Wilms, der das DT erst zu diesem Luxuskulturkaufhaus gemacht hat, dessen neue Produktlinie bei den Konsumenten jetzt nicht ankommt. Den nun vermissen wir wirklich als Letzten.
Böschs Goldenes Vließ: vom Ruf einer einzigen Aufführung
@Olaf
Nun mach mal halblang. Wilms hat fünf Jahre gebraucht, bis das Haus mal "Theater des Jahres" wurde. Die ersten Spielzeiten haben vom Ruf einer einzigen Aufführung ("Emilia Galotti") gezehrt. Und auch in den letzten Jahren war jenseits von Gosch, Thalheimer und (manchmal) Gotscheff nicht alles Weltniveau.
Böschs Goldenes Vließ: irgendwie mit blutigen Händen
die schauspieler dieser aufführung sind grossartig. Eine derart unpathetische hochemotionale medea fernab jeder "Tönerei" war etwas ganz und gar Aufregendes für mich. Ein Jason zerrissen zwischen dem Wunsch neu anzufangen und dem Gefühl Verantwortung übernehmen zu müssen.. Grossartig. Für uns Dreissigjährige, auf jeden Fall! Und endlich mal nicht eine Schauspielerin die abgeht und irgendwie mit blutigen Händen wiederkommt und dann kommt ein Song und ein brüllender jason, oder so.. Kompliment an den Mut von regie und dramturgie.
Böschs Goldenes Vließ: Stille im Theater
stimme meinem vorredner vollkommen zu. tolles ende. und still wars im theater, wie lange nicht mehr...
Böschs Goldenes Vließ: Wieso spielt Khuon statt Döhler?
@20,21. Dieser Frage will ich mich anschließen: Wieso spielt Alexander Khuon den Jason? Ich habe hier BerlinBlock liegen mit einem Text über Bösch. Und da sieht man auf einem Foto Andreas Döhler als Jason neben Katrin Wichmann liegen.
Böschs Goldenes Vließ: der heftigen Spannung Begründung
vielleicht ist ja die mangelnde spannung von trigorin ihr gegenüber der grund für die heftige spannung der arkadina? nur so ne idee...
Böschs Goldenes Vließ: ein Sowohl-als-Auch
Großartiges Theater-Erlebnis und großartiges Theater-Desaster - es scheint kein Blatt dazwischen zu passen.
Das eine ein bisschen in diese, das andere ein wenig in jene Richtung gerückt, so entsteht vielleicht ein wenig Raum.
Um über eine Inszenierung zu sprechen, die nicht umwerfend angelegt ist, und dennoch, auch kopfschüttelndes, Interesse zu erregen vermag.
Die sicher nicht die brennendste Deutung dieses Stücks geliefert , aber sich eben auch nicht für ein vollkommen redundantes Thema entschieden hat.
Und zumindest mir keinen Anlass zu Verriss oder flammender Verteidigung bietet.
Nenn es unaufgeregt, nenn es fokussierend, nenn es ängstlich, nenn es mittelmäßig, nenn es ausweichend, nenn es feministisch - ich habe im Deutschen Theater vor allem ein Sowohl-Als Auch auf der Bühne gesehen.
Böschs Goldenes Vließ: Schmalz, Kitsch, Gelaber
naja, ich habe ein haufen schmalz und kitsch und schlechte schauspieler gesehen, die sich in attitüden zu retten versuchten, viel gelaber um nix.
Böschs Goldenes Vließ: Döhler, warum nicht?
Würde auch gerne erfahren warum Andreas Döhler nicht gespielt hat?!
Böschs Goldenes Vließ: Kitsch ist toll
(...) ich habe nur Khuon gesehen und das langt ja wohl auch mal oder? Übrigens hat er klasse gespielt, denn ich mag Kitsch und das ganze Zeug im Theater, ich geh da nicht hin wegen irgendwas, sondern aus Spass!
Böschs Goldenes Vließ: Genickschussmentalität
Was habt ihr eigentlich, warum das Gezeter. Ist doch nur Theater und kein Grund, einen jungen Regisseur und seinen Hauptdarsteller hinzurichten. Das ist ja ohnehin erschreckend in diesem Land, diese Genickschußmentalität derer, deren Geschmack mal nicht getroffen wurde. Totalitär würde ich das nennen.
Böschs Goldenes Vließ: mitfühlen
Bösch fühlt die Stücke. So wie er sie versteht. Wenn Sie seine Ansicht nicht teilen, so haben Sie verloren. Aber wenn Sie begreifen können, welches Gefühl sich vor Ihnen bewegt, dann müssen Sie mitfühlen. Ansonsten würde ich Ihnen jegliches Vorhandensein von Herz und Seele absprechen.
Böschs Goldenes Vließ: Gefühlsbehauptung
so ein quatsch. das hat nichts mit mitfühlen zu tun. unglaubwürdige figuren, gefühlsbehauptung, kitsch, niemand wagte etwas, das war plump und dümmlich. ja hätten die figuren etwas gefühlt, das war aber ödestes stadttheater, von gefühl keine spur, nur stehbein-spielbein. die schauspieler konnten einem leid tun.
Kommentar schreiben