Redaktionsblog - Kommentare und Zensur
Kommt ein Vollidiot zum Nobelitaliener ...
Berlin, 28. Oktober 2009. Am Mittwoch, um 19:52 Uhr, tauchte im Forum zu andere über nachtkritik.de wieder einmal die Frage auf, warum nachtkritik.de manche Kommentare gar nicht oder nur in Auszügen veröffentlicht. "Wie isses denn nu?", fragte ein User namens "Zensierter", der wissen wollte, ob es tatsächlich so sei, dass "ihr Kommentare mitunter für ungeeignet haltet (weil zu wenig intelligent, zu beleidigend, zu am-Thema-vorbei, zu what ever...) und sie deshalb nicht veröffentlicht". Hier die Antwort des Redakteurs Wolfgang Behrens:
Lieber Zensierter,
natürlich kommt es ab und an vor, dass Kommentare nicht veröffentlicht werden können. Die Gründe dafür können verschiedene sein:
1. Der häufigste Fall ist immer noch der Beleidigungsfall. Beispiel: "Wolfgang Behrens ist ein Vollidiot" würde ich als diensthabender Redakteur in einer gut gelaunten Stunde vielleicht veröffentlichen, meine Kollegen würden es nicht tun. Dagegen sollte "Wolfgang Behrens bringt hier ein ganz und gar idiotisches Argument" immer durchgehen.
2. Wenn ganz offensichtlich nicht sachbezogen geschrieben wird, wird der Kommentar auch nicht veröffentlicht. Beispiel: Unter einem Text zu einer Inszenierung in Konstanz wird gepostet: "Kaufen Sie meine Pillen unter www.ich-bin-eine-pille.de!" Oder: "Kommt ihr Silvester zu meiner Party in Rio?"
3. Das ist nun ein heikler Punkt. Wenn unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen ins Spiel kommen, können juristische Schwierigkeiten auftreten, und dann ist Vorsicht geboten. Beispiel: "Wolfgang Behrens ist ein guter Freund des Bühnenbildners, lässt sich manchmal von ihm zum Nobelitaliener einladen und jubelt ihn deshalb regelmäßig hoch." Das stimmt zwar vielleicht, aber es ist eben eine heikle Grauzone, und im Zweifelsfall hat nachtkritik.de dann schnell den Anwalt am Hals.
Und noch etwas zum Schluss: Die Kommentare werden nicht erst veröffentlicht, wenn alle Redakteure ihren Segen gegeben haben, was ja doch zu einer gewissen Behäbigkeit führen würde. Also sind tatsächlich an verschiedenen Tagen verschiedene Personen am Werk. Und dass es da vielleicht mal verschiedene "Beleidigungsgrenzen" gibt, erscheint mir ganz selbstverständlich. Der eine wird "Wolfgang Behrens ist ein penetranter Gutmensch, den wir hier nie wieder lesen wollen" vielleicht als grenzwertig, aber nicht direkt beleidigend empfinden, der andere aber doch.
Trotzdem würde ich persönlich nicht von Zensur sprechen. Es geht einfach um juristische Grenzen.
Herzlich grüßt
Wolfgang Behrens
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