Pappfigur, Krone der Schöpfung!

von Esther Slevogt

Berlin, 8. November 2009. Ein Bild mit hügeliger und giftgrüner Landschaft, das die hintere Bühnenwand ausfüllt. Irgendwo oben links ein Haus mit vager futuristischer Anmutung. Trotzdem ist der Malstil eher naiv, fast comichaft simpel, und macht die kleinste Bühne des Deutschen Theaters zum begehbaren Bilderbuch für Erwachsene. Wir wollen uns schließlich mit Dietmar Daths modischem Wissenschaftsroman nicht allzusehr mühen müssen, gell? Bald kommen überlebensgroße Aufsteller von Comicfiguren mit herausnehmbaren Gesichtern ins Spiel – da stecken die Schauspieler später ihre Gesichter durch: darunter ein Dachs, ein Wolf, ein Löwe und eine Libelle.

Und dann wird es niedlich, denn jetzt wird Theater gespielt. Olivia Gräser steckt ihr Puppengesicht durch die Libelle und beginnt, in zwitscherndem Ton zu reden. Wir erfahren nun von jener merkwürdigen Welt fünfhundert Jahre nach unserer Zeit, in der die unausgereifte, für diesen Planeten schädliche Spezies Mensch überwunden, ja, besiegt worden ist. In der nun die Gente das Sagen haben, jene fabelhaften Pappaufsteller, die wir hier gerade vor uns sehen, und die zwar wie Tiere aussehen, aber längst evolutionär weiterentwickelte Wesen sind, deren Existenz von einem Körper nur noch bedingt abhängig ist, was am Ende den Fortbestand der Arten an sich überflüssig macht.

Der mit dem Dachs tanzt

Es hat ja gewisse pädagogische Tradition, dem Menschen zur Demonstration seiner mangelhaften moralischen und sonstigen Ausstattung als warnendes Exempel das Tier vorzuhalten: evolutionär zwar unterlegen, aber grundsätzlich doch naturkompatibler angelegt. Damit hat schon die antike Fabel operiert, die außerdem gern das Menschenähnliche am Tier (und vice versa) zu Demonstrationszwecken eingesetzt hat. Ein paar tausend Jahre später haben die Autoren gern auch tierische Gemeinwesen wie die Animalfarm oder den Planeten der Affen bemüht, um die fehlgeleitete Menschheit zur Umkehr zu bewegen. Wobei der Mensch mit seinem uneffektiven, aber irgendwie ja auch liebenswerten chaotischen Gefühlshaushalt samt daraus folgender erotischer Verwicklungen letztlich selbst in diesen Schreckenvisionen für die Menschheitsüberwinder das Höchste der Gefühle bleibt.

Das ist auch bei Dietmar Dath und Kevin Rittberger so, wo die Tiere bald anfangen, Menschen zu spielen. Da hüpfen und tanzen Olivia Gräser und Elias Arens in allerliebsten Verrenkungen umeinander herum. "So ging das damals", quietscht Olivia Gräser, imitiert Discotanzstile und Arens schaut wunderbar verwirrt, windet sich dann um sie, tanzt bald auch den Pappdachs an, den das naturgemäß kalt lässt. Und lässt uns mit der Frage allein, wohin wir uns denn kehren sollen, wenn wir uns die Dinge zu Herzen nehmen wollen, die man uns nahelegt. Aber dann legt man uns gar nichts nahe.

Zeigefinger ohne Mission

In seinem Roman "Die Abschaffung der Arten" führt Dath auf mehr als fünfhundert Seiten in eine hochentwickelte Tierwelt ein, die natürlich totalitäre Züge hat, von einem Löwen beherrscht wird und am Ende untergeht, weil eine andere, wesentlich gröbere Spezies, die Keramikaner aus dem brasilianischen Dschungel die Macht übernommen haben. Rittberger hat das Buch auf gut hundert Minuten Spielzeit eingedampft und inszeniert.

Doch während, sagen wir: Pierre Boulle ("Planet der Affen"), George Orwell und selbst noch Juli Zeh, die in Corpus Delicti eine Gesundheitsdiktatur (ohne Tiere!) beschwört, immerhin noch eine pathetische, demokratische oder aufklärerische Mission mit ihren Parabeln verfolgen, weiß man hier nie, wozu man den Dingen bei Dath eigentlich folgen soll. Möchte er für sein beträchtliches naturwissenschaftliches Wissen gelobt werden, das er so wacker in sein Buch eingearbeitet hat? Oder fordert er einfach zum ziellosen Delirieren auf? Was ja völlig in Ordnung wäre, wenn dann aus den sprachlich oft nicht unattraktiven Szenen am Ende nicht doch ein warnender Zeigefinger ragen würde, ohne dass man die Mission dieses Fingers verstehen würde.

Despotischer Löwe und laszive Luchsin

Rittberger lässt seine vier Akteure anfangs wild aus dem giftgrün gebundenen Buch lesen, als hätte er es selbst nicht kapiert: wirre Passagen, wild weiterblätternd, ausgewählte hereinkommende Zuschauer dabei immer wieder mit fragenden Blicken fixierend. Fragen, die der Abend nicht beantworten kann. Außer dass man viel Spaß mit vier Schauspielern hat, die wahrscheinlich noch das sprichwörtliche Telefonbuch zum Ereignis machen würden: Elias Arens, Olivia Gräser, Jörg Pose und Judith Hoffmann.

Pose, der den Löwen mit wilder Mähne und egozentrischen Marotten als despotische Künstlerkarikatur anlegt, Judith Hofmann, die Daths Texte mit stoischer Ruhe filettiert und serviert – und aus ihnen dabei manchmal Schreckenstableaus von geradezu breughelscher Wirkung macht: Ihre Schilderung eines Menschenbordells in diesem Reich der Tiere zum Beispiel, das sie sprachlich beschwört, derweil sie mit ironischer Miene durch das ausgeschnittene Gesichtsloch ihrer Pappfigur blickt. Olivia Gräser, ihr naives Gegenüber, zwitschert und quietscht ihre Libelle Philomena und ist auch als laszive Luchsin höchst überzeugend. Und Elias Arens, ein melancholischer Komiker und aberwitziger Wortakrobat, der macht auch völlig sinnfreie Passagen zum Hochgenuss.


Die Abschaffung der Arten (UA)
nach dem Roman von Dietmar Dath
in einer Bearbeitung von Kevin Rittberger
Regie: Kevin Rittberger, Bühne: Christoph Ebener, Kostüme: Ines Alda, Musik: Boram Lie, Illustrationen: Dirk Rittberger, Dramaturgie: Ulrich Beck.
Mit: Elias Arens, Olivia Gräser, Judith Hoffmann, Boram Lie (Cello), Jörg Pose.

www.deutschestheater.de

Mehr zu Kevin Rittberger im nachtkritik-Archiv: Im November 2008 inszenierte er am Hamburger Schauspielhaus sein eigenes Stück Fast Tracking oder der Tod der Kunqu-Oper, das sich mit der Tradition der chinesischen Oper auseinandersetzt.

 

Kritikenrundschau

Langweilig ist die Inszenierung auf keinen Fall, aber Daths Stoff bleibt auf der Bühne genauso verwirrend wie im Buch, so Doris Akrap in der Berlin-Kultur der tageszeitung (11.11.) Die Black Box im Deutschen Theater sei der richtige Ort, um den Dath'schen Theoriemix zu präsentieren. "Auch Dietmar Dath ist eine Black Box. Kausalität ist bei der einen wie der anderen Box keine zwingende Voraussetzung für die Bewertung dessen, was drinnen passiert." Bedeutend sei allein Reiz und Reaktion. "Das Publikum schwieg entweder betroffen - angesichts der Schreckensszenarien von postbiotischer Großmacht und brutaler Kriege - oder lachte schallend - angesichts opaker Vorträge über Mathematik und Musik, Nazis im ICE; oder einem durchdrehenden Kunden, der erst Unmengen von Fragen nach Kohlensäure, Größe, Paybackkarte und Treueherzen beantworten muss, bevor er eine Flasche Wasser kaufen kann."

Kevin Rittberger setze bei seiner Inszenierung von "Die Abschaffung der Arten" mit "zweidimensionalen Pappviechern" "voll und ganz auf die Atmosphäre eines veritablen Streichelzoos", schreibt Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (10.11.): "In einer putzigen Mischung aus pädagogischem Schwank und salopper Infantilität wird das utopische Glatteis des Buches so niedlich wie beschränkt überspielt: eine Art Theatersendung mit der Maus." Begeistert und mit Süffisanz stürze sich das Ensemble in den Text, aber "zwischen Pop und Papperlapapp ausgesetzt, läuft sich Kevin Rittbergers Inszenierung bei allem handwerklichen und formalen Geschick an ihrem eigenen intellektuellen Spiegel platt" (sic!). Man müsse das Buch kennen, um folgen zu können. Aber wenn man das Buch kenne, bräuchte man den Theaterabend nicht mehr.

Am Deutschen Theater Berlin setze sich mit der "Abschaffung der Arten" Dietmar Daths kuriose Theaterkarriere fort, so Eberhard Spreng im Deutschlandfunk (10.11.). Offensichtlich erscheine vielen deutschen Theatermachern "seine mit Erkenntnissen aus Naturwissenschaften angereicherte, nunmehr auf Suhrkamp-Niveau hochgejazzte Subkultur als Garantie für Gegenwartshaltigkeit". Dabei scheinen Daths Texte wie Lehman-Zertifikate zu Beginn des letzten Booms zu funktionieren: Sie sind hoch spekulativ, zu kompliziert, um sie völlig zu begreifen, und versprechen dank ihrer ungehemmt wuchernder Zeichensysteme ungeahnten Zugewinn. Aber: "Die lustig-fröhliche Theaterversion reduziert den Roman, aber sie erhellt ihn nicht und wer ihn nicht gelesen hat, muss im Theater ziemlich ratlos bleiben."

Auf Spiegel online (9.11.) hingegen zeigt sich Hannah Pilarczyk begeistert. Sie hält "Die Abschaffung der Arten" für einen "großartigen Bühnenstoff", und es sei ein "Glück", dass Kevin Rittberger dies entdeckt habe. Seine Inszenierung sei die "amüsanteste" Auseinandersetzung mit Dath, die es "in den letzten Jahren" gegeben habe. Wo der Autor sich bemühe, der neuen Spezies der tiermenschlichen Gente eine eigene Kommunikation anzudichten, mache Rittberger mit den Papaufstellern, durch die die Darsteller die Köpfe streckten, klar, dass es sich doch nur um menschliche Verlautbarungen handle, die den Tieren untergeschoben würden – um des Autors "nörgeligen Wissensdurst" nämlich, seine eigenen Gedanken, die er "dringend loswerden" wolle, notfalls "auch durch das Maul eines Löwen". Auch die Dürftigkeit des Plots stelle Rittberger aus und ironisiere die Messiasrolle des Löwen als die eines "abgeschmackten, 68-er angehauchten Patriarchen". Aber nicht nur in der Kommentierung punkte die Inszenierung, sondern auch aus den Situationen heraus werde szenischer Witz entwickelt.

 

Kommentare  
Rittbergers Abschaffung der Arten: was soll das?
Mich ärgern immer diese Aufführungen, wo man nichts rafft, wenn man das Buch nicht kennt. Was will man damit erreichen. Leute gegen das Theater immunisieren? Da frage ich doch lieber meinen Hausarzt, ob er mich impft. Ich meine, das kann er dann mit der Schweinegrippe gleich miterledigen. Oder soll das Theater für Insider sein. Dann bitte aufs Programm schreiben: geschlossene Veranstaltung. Nur für Mitglieder des Dath-Fanclubs. Da springen anderthalb Stunden ein paar Schauspieler mit Pappfiguren durch die Gegend, reden irgendwelchen Kryptoscheiß, der wichtig klingt und bloß auf den Einschüchterungseffekt gegenüber dem ganzen setzt, statt ans wache Hirn ausgeschlafener Leute zu appellieren. Der Zuschauer soll sich wahrscheinlich auch noch schuldig fühlen, wenn er nichts versteht. Finde ich total den abgefuckten Theaterbegriff, Für wen machen Sie das. Rittberger, geben Sie mal ne Antwort.
Rittbergers Abschaffung der Arten: doller Dath
Dath ist wirklich ein faszinierender Schreiber, aber muss daraus langweiliges Theater gemacht werden? Dieser Autor wird hier nur benutzt um sich mit ihm als geweitet und am puls der Zeit zu markieren, aber dann doch mit entzündlichem Stoff und einer Darstellungsweise die auch verlockt. So reines Feuilleton und Marketing Trallala zum einschlafen.
Rittbergers Abschaffung der Arten: passiert doch dauernd
das passiert doch andauernd und überall: spießige theater, spießige regisseure und schauspieler sprechen coole texte.
Rittbergers Abschaffung der Arten: Verflachung, Verjuxung
Stimmt, Poe. Ist wirklich peinlich, wie die bürgerlichen Theater immer auf die Trenddiskurse aufspringen, wie der Floh auf den Hund. Leider gewinnen Sie ihnen dabei kaum Perspektiven ab. Auch hier nicht. Verflachung, Verjuxung. Es muss halt Unterhaltung her. Aber das klappt halt bloß um den Preis des leeren Gelächters. Denn wer das Buch nicht kennt, der lacht halt bloß über Schauspielermätzchen.
Rittbergers Abschaffung der Arten: 7,3 auf der Skala
Erstaunlich, dass sich aus einer derart langweiligen, spießig-angeberischen Buchvorlage etwas machen lässt. Erstklassige, intelligente Unterhaltung. Eine 7.3 auf der nach oben offenen Python-Skala und ein dickes Lob den Schauspielern, speziell Herrn Arens.
Rittbergers Abschaffung der Arten: kecke Verknüpfung
schon die KOMBI intelligente-Unterhaltung in kecker Verknüpfung mit einer nach oben offenen Python-Skala, beschreibt hinlänglich den Begriff, den sich beyfuss vom Theater zu machen in der Lage ist, dann doch lieber ein spießiges Angeberbuch lesen!
Rittbergers Abschaffung der Arten: Fluchtreflex
Schwer aushaltbare zwei Stunden, wenn man das Buch nicht kennt - nur die erstaunliche Leistung der Schauspieler und das geniale Cellospiel von Boram Lie unterbanden meine (von einigen anderen Zuschauern praktizierte) Flucht zwischen den Sätzen. Und übrigens, Herr Pose: Auch wenn man den Löwen gibt, ist exzessives Schreien über einen Zeitraum von mehr als 30 Sekunden einfach nur anstrengend für die Zuschauer...
Abschaffung der Arten in Berlin: ziemlich subtil
Entgegen der Vorschreiber, fand ich den pseudowissenschaftlichen Diskurs sehr lustig und entlarvend. Bin normalerweise kein Science-Fiction Fan, habe das Buch nicht gelesen, konnte trotzdem den Gedankengängen, die ich ziemlich subtil und sehr aktuell fand, gut folgen. Die Schauspieler waren gut aufgelegt und wie immer köstlich.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: zweierlei Maß?
G.St. meldet und kommentiert heute die Absage von Dietmar Daths "Annika oder Wir sind nichts" unter der Regie von Kevin Rittberger am Deutschen Theater Berlin: "Dass man ein paar Tage vor der Premiere entdeckt, dass man mit einem Stück nichts anfangen kann, hat durchaus skandalösen Seltenheitswert."

Ob sich G.St. daran erinnern kann, dass 1994 Andrea Breth an der Schaubühne wenige Tage vor der Premiere Karl Philipp Moritz' "Blunt oder Der Gast" platzen ließ, weil man zu "keinem vorzeigbaren Ergebnis" kam? Ich jedenfalls erinnere mich, dass G.St. die Breth'sche Absage damals als einen Akt künstlerischer Wahrhaftigkeit pries. Wäre es denkbar, dass G.St. mit zweierlei Maß misst? Oder ist er nur reifer geworden?
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: skandalös
Ich finde es eher skandalös, dass das DT nichts zur Absetzung des Stückes zu sagen hat und erst auf Nachhaken mit den angeblichen Problemen herausrückt. Auf der Website ist nichts zu finden, außer der lapidaren Aussage, dass die Premiere ersatzlos entfallen muss. Das gesteigerte Interesse Stadelmaiers kann ich nur schwer beurteilen, Dietmar Dath war ja einige Zeit lang Vorzeige-Westlinker im FAZ-Feuilleton. Dort schmückt man sich ja gern mit Figuren wie Hacks und Dath und versucht ein wenig auf liberal zu machen, so lange keiner offen von Kommunismus spricht. In der Welt klingt das schon ganz anders, da spricht man über Slavoj Zizek und Dietmar Dath von „neuen Freunden des Gulags und guten Terrors“.
Leider kenne ich das Stück von Dath nicht und hätte schon gern gewusst, ob es noch zu einer Premiere kommt oder zumindest, wo genau die konzeptionellen Probleme gelegen haben. Gerade in Bezug auf Dietmar Dath hat das einen merkwürdigen Beigeschmack, siehe Thread Gudzuhn, Der Heiler.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: Kommentare nicht beherzigt
Wahrscheinlich haben die im DT nicht nur Gudzuhns Interview beherzigt, auf das ein freundlicher Leser im Heiler_thread verwies, sondern auch die folgenden Kommentare, wo beispielsweise Kommentator Ken mich wissen liess: "Herr Gudzuhn hat aber teilweise Recht, liebe Anna, heute kommt und bleibt viel Schrott auf dem Spielplan. Ein Intendant muss m.E. mehr sein Haus führen und nicht nur verwalten. Und zur Führung gehört auch Entscheidungsfreude und Konsequenz." Und nun ist es auch wieder nicht recht. Man kanns aber auch keinem Recht machen.. armes Theater.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: da fallen Späne
An den klugen Kommentar von Herrn Behrens schließt sich eigentlich nur noch eine Frage an Stefan und Anna Log an: Habt ihr sonst keine Sorgen? Was um alles in der Welt (oder in der FAZ) macht eine Premierenabsage aus welchen Gründen auch immer so maßgeblich, dass man deswegen ein ganzes Theater verreißen muss. Ob künstlerische Gründe oder sonstwas, wo gehobelt wird, fallen Späne, und das Theater hat ja hoffentlich niemand als Hort der Seligen auf der Rechnung, in dem es keine unterschiedlichen Meinungen über künstleriscvhe Fragen und also auch Absagen geben darf. Dahinter steckt dann eben eine Absage, aber kein Weltkrieg, noch nicht mal ein Dschungelcamp. Und ja, ja, toll auch immer die altgedienten Schauspieler, die uns heute erzählen, dass früher alles viel früher war ...
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: die Sorgen und das Nörgeln
@ Corinna, Biel
Ach, ich habe noch eine ganze Menge anderer Sorgen, wie Dioxinskandal, Weltfrieden, Neoliberalismus und ob Rene Pollesch jetzt noch eine Ego hat oder als Schmetterling seelen- oder sogar körperlos durch die Gegend flattert, aber im Moment interessiert mich eben, warum das Stück von Dath abgesagt wurde. Da ich Kraft meiner Wassersuppe nicht selber an diese Information komme, wäre es eben für einen Journalisten doch wohl noch möglich, stellvertretend für die geneigte Leserschaft so etwas heraus zu bekommen, aber nein man nörgelt aneinander herum. Das Stück Dietmar Dath interessiert niemanden wirklich. Über den Ärger im Theaterverbund Neubrandenburg/Neustrelitz werden wir dagegen lang und breit unterrichtet.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: Listen gesucht
mich interessiert auch warum das stück abgesagt wurde- aber mangels infos würde mich ebenso interessieren, geschätzter stefan, welches momentan deine 5 lieblingstheater in deutschland sind.
würde mich sehr über eine persönliche rangliste von dir freuen.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: Erwägungen bleiben im Betrieb
Es zeigt sich, daß Herr "Stefan" offensichtlich mit dem realen Theaterbebetrieb nichts zu tun hat. Jeder, der den Betrieb kennt, weiß, daß interne künstlerische/personelle/betriebliche etc. Erwägungen einer Premierenverschiebung/Absetzung dort bleiben, wo sie hingehören: im Betrieb. Das ist üblich, das ist professionell. Für den Hobbyfeuilletonisten möglicherweise skandalös. Nicht so für den Fachmann.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: Listen den Profis
Ach du meine Nase, lieber Fan, also Ranking und Listen sind nicht mein Ding. Da ich leider nicht überall sein kann, wäre das Resultat auch sehr einseitig. Das Führen von Listen überlasse ich lieber den Profis.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: der übliche Grund?
Na, was ist denn der übliche Grund, warum ne Premiere abgesagt wird?
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: keine Pressemitteilung
Na schön Heribert, dann machen Sie bitte weiter die Sportschau. Übrigens habe ich anfänglich nur kritisiert, dass seitens des DT gar nichts verlautbart wurde. Dass die Vorstellungen abgesagt wurden, steht schon seit Anfang der Woche im Netz. Ob nun für immer, seht da nicht. Ich denke, es ist durchaus üblich eine Pressemittelung heraus zu geben. Das ist bis jetzt nicht geschehen, oder es interessiert die Presse nicht. Das entzieht sich eben meiner Kenntnis und daher die Nachfrage.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: Text der Pressemeldung
Es gab sehr wohl eine Pressemitteilung, die wie folgt lautete:
"Die Premiere von Dietmar Daths 'Annika oder Wir sind nichts', die für Freitag, 14. Januar geplant war, müssen wir leider absagen.

In der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Stück konnten Ensemble und Regie nicht an einen vertretbaren Punkt für die Umsetzung auf der Bühne gelangen. Wir haben uns deshalb entschieden, die Premiere abzusagen.

Die Vorstellung am 15. Januar entfällt ebenfalls ersatzlos, über Ersatzvorstellungen der weiteren geplanten Termine informieren wir Sie in Kürze."
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: statistisch gesehen
@Waldi: statistisch gesehen: Regisseursversagen
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: am Rande der Perfektion
Am Theater darf man wenigstens noch versagen. G.ST. oder Stefan scheinen sich dagegen am Rande der Perfektion zu wähnen. Fragt sich nur, auf welcher Seite des Randes die stehen.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: wo konnte man das lesen?
@ Wolfgang Behrens
Die gab es vielleicht für Sie, aber wo ist die denn mal veröffentlicht worden? Auf der Homepage des DT jedenfalls nicht.
Wenn Sie mir jetzt noch freundlicherweise mitteilen könnten, wo man das lesen kann, wäre ich wunschlos glücklich.
Absage Dietmar Dath-Stück im DT: hier konnte man es lesen
@ Stefan
Ok, ich gebe es zu, die Pressemitteilung ging an die Presse, und die Presse hat es offensichtlich nicht für nötig befunden, sie weiter mitzuteilen. Mit Ausnahmen: G.St. in der FAZ gehört dazu. Und das "Neue Deutschland", das sich sogar ausführliche Gedanken macht. Schauen Sie doch bitte einmal hier:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/188463.vorhang-zu-und-alle-fragen-offen.html

Mit herzlichem Gruß
wb
Dietmar Dath abgesagt: hat es noch nicht gegeben
Vielen Dank Herr Behrens, der Artikel ist sehr interessant und als Quintessenz ist es ja fast bezeichnend, das eine kleine Gemeinschaft, wie die unter einer Taucherglocke oder in einer kleinen Box, wie im großen echten Leben zu keinem „Wir“ findet. Darum geht es anscheinend in Dietmar Daths Stück. Alles klar und Gott sei Dank gibt es noch ein paar andere, die das merkwürdig finden. Das man dafür das Neue Deutschland lesen muss und keine andere Zeitung das überhaupt erwähnenswert findet (außer der FAZ, was für eine Ironie), das hat es tatsächlich noch nicht gegeben.
Abschaffung der Arten, Berlin: ungebildete Theaterkritiker
Ihre Zusammenfassung scheint mir ein wenig engstirnig und von der chronischen Selbstverliebtheit ungebildeter Theaterkritiker geprägt. In ihrer kurzen Hasspredigt gegen Dietmar Dath scheinen sie wohl leider übersehen zu haben, dass Dietmar Dath der Autor des Romans ist und die Inszenierung allerdings von Kevin Rittberger stammt. Halbwegs mit Verstand ausgestattete Menschen mögen diesen kleinen, doch feinen Unterschied wohl erkennen.

Die Autorin ignoriert diese Tatsache jedoch konsequent und scheint Herrn Dath für die bühnengstalterische Umsetzung seines Romans verantworlich machen zu wollen. Man fragt sich, ob man in einer Rezension zu Romeo und Julia aus der Feder von Esther Slevogt wohl auch lesen könnte "Die Auswahl des Bühnenbildes wurde von Shakespeare sehr unvorteilhaft vorgenommen".

Ob die Tatsache, dass ein Roman prinzipiell eine literarische Gattung ist, die in Reinform nicht dazu konzipiert ist, auf einer Bühne aufgeführt zu werden, bleibt beim Lesen ihrer Rezension fraglich. Wenn Frau Slevogt sich dazu genötigt sieht, Dietmar Dath hier als Gernegroß und wissenschaftlichen Aufreißer zu bezeichnen, so empfehle ich, eine Literaturrezension zu verfassen oder ein ordentliches Germanistikstudium zu beginnen. Verloren hat solche Ungelenkte Offenbarung eigener literaturtheoretischer Defizite, die nebenbei bemerkt in jeder Hauptschule Teil des Lehrplans sind, wohl eher nichts.

Welche sinnfreien Passage man in einem Roman wie "Die Abschaffung der Arten" finden kann, bleibt mir rätselhaft. Wer mit fiktionaler Literatur nichts anfangen, darf auch gern die Finger davon lassen. Falls Sie allerdings vom Theater immernoch eine Katharsis erwarten, so suchen sie demnächst eine klassische Aufführung von Sophokles "Antigone" auf. Allerdings denke ich eher, dass man hier versucht, das eigene Unverständnis für philosophische Zusammenhänge zu verschleiern... Oder man simpel und ergreifend das Buch, welches man zum Ziel seiner negativen Kritik macht, wohl nicht gelesen hat. Niemand erwartet für eine simple Theaterrezension die Lektüre eines 600 seitigen Romans. Doch man sollte seine Kritik in einem solchen Fall der Unkenntnis wohl auf die Inszenierung als solche beschränken.
Abschaffung der Arten, Berlin: fragliche Anwürfe
@ 25 Die Trennung Autor und Regisseur ist doch im ganzen Text eindeutig. Da wird keiner der beiden für das Tun des anderen verantwortlich gemacht. Eine gute Kritik beurteilt auch die Textvorlage, wenn diese selten gespielt oder erstmals umgesetzt wird. Das hat nichts mit Literaturkritik am falschen Ort zu tun. Für meine Begriffe ist die Kritik fundiert und einige Ihrer Anwürfe doch sehr fraglich.
Abschaffung der Arten, Berlin: Textstellen
Als Beispiel möchte ich hier nur folgenden Satz anbringen: "Das ist auch bei Dietmar Dath und Kevin Rittberger so, wo die Tiere bald anfangen, Menschen zu spielen." In der Romanvorlage lässt sich eine solche Textstelle nicht finden. Einzige Grund für diese unfundierte Behauptung können entweder die Vermischung des Autors mit dem Regisseur oder die Unkenntnis der Romanvorlage sein. Wahrscheinlich eher letzteres.

Als weitere Textzeile möchte ich hier folgende Passage anbringen: "Oder fordert er einfach zum ziellosen Delirieren auf?" Hier bin ich mir nicht sicher, ob die Autorin sich des Unterschiedes zwischen dramatischer und epischer Literatur bewusst ist, impliziert doch die Erwartungshaltung einer Katharsis an epische Literatur. Das Shakespearebeispiel war an dieser Stelle zugegebenermaßen eine Übertreibung. Doch falls ihnen das Fingerspitzengefühl für stilistische Feinheiten fehlt, so möchte ich ihnen gern eine Nachhilfestunde in Stilistik geben.
Abschaffung der Arten, Berlin: Textanalyse
@27 Wenn man Ihr erstes Beispiel nimmt, muss man darin nicht unbedingt sehen, dass sich E.S. mit der Bemerkung, dass Tiere anfangen, Menschen zu spielen, auch auf D.D. bezieht. Beide Namen beziehen sich auf das "Das" am Satzanfang. Was genau mit dem "Das" gemeint ist, müsste man im Satz oder Abschnitt vorher suchen. Dort geht m.M. nicht eindeutig hervor, dass es sich auf Tiere bezieht, die Menschen spielen, und auch das Ende des zitierten Satzes muss man nicht auf beide beziehen.

Ihr zweites Beispiel: Ich sehe nicht wirklich, dass es E.S. um Katharsis geht. Fragt sie sich nicht an der Stelle, warum das Ganze überhaupt o.Ä.? Natürlich kenne ich auch hier E.S.s mutmaßliche Meinung nicht und habe den Text nicht gelesen und weiß somit nicht, wie gerechtfertigt eine solche Frage ist.

Ihr letzter Satz ist wirklich nett.
Abschaffung der Arten, Berlin: Unsauberkeiten
Gute Analyse, ich fühle mich geehrt und ein wenig aufgedeckt. Leider wird durch die Aufdeckung meiner kleinen Unsauberkeiten eine weitere Diskussion unterbunden, schade. Dabei hab ich mir so viel Mühe gegeben, eine zu provozieren und hab mich eigentlich auf eine schöne Schlammschlacht gefreut.
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