Inglourious Mätzchens

von Anne Peter

Berlin, 20. November 2009. Anlauf zum Großmonolog. Die Augen ernstgeweitet, die Bewegung bedeutungsschwer verlangsamt, wendet er den Kopf über der steifen Halskrause erst hierhin und dann dorthin. Die Hand streicht auf Taillenhöhe übers Samtwams. Und dann schweben die berühmtesten aller berühmten Theaterzeilen über die Köpfe der Zuschauer. Bernd Moss ist wieder Hamlet – und wieder nur ein bisschen. Zum zweiten Mal in dieser noch jungen DT-Saison bietet er uns einen Hamlet-Bruchteil.

In der kleinen Box-Inszenierung 7% Hamlet von Monika Gintersdorfer entwickelte er die Shakespeare-Passagen wunderbar beiläufig, beinahe aus einem alltäglichen Erzählgestus heraus. Jetzt bringt er sie wirkungsbewusst, mit zartem Pathos, über die Rampe der Hauptbühne: "Sein oder Nichtsein...". Denn gegeben wird eben dies: "Sein oder Nichtsein", nach dem berühmten Film von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942, in einer Drehbuch-nahen Bearbeitung von Nick Whitby (die aufgrund der Rechtelage das ursprünglich geplante Lubitsch-Stück "Noch ist Polen nicht verloren" von Jürgen Hofmann kurzfristig ersetzte).

Um Leben und Tod spielen
In Lubitschs Film muss ein Warschauer Stadttheater-Ensemble, dessen erste Charakterdarsteller Joseph und Maria Tura sind, seine Proben an dem satirischen "Gestapo"-Stück 1939 ob des Provokationspotentials abbrechen und stattdessen weiter "Hamlet" aufführen. Kurz darauf marschieren die Deutschen in Polen ein, der polnische Widerstand formiert sich und die Theatertruppe muss, um zu verhindern, dass der Nazi-Agent Professor Silewski deren Aktivitäten der Gestapo enthüllt, selbst in die Rolle von Nationalsozialisten schlüpfen.

Ein so komisches wie entlarvendes Rollen- und Verwechslungsspiel durch Hotelzimmer, Theatergarderoben und Gestapo-Quartiere nimmt seinen Lauf, bei dem die Schauspieler buchstäblich um "Sein oder Nichtsein", Leben oder Tod spielen – und am Ende, trotz diverser Aus-der-Rolle-Faller, den Professor unschädlich gemacht, die Nazis sämtlich an der Nase herumgeführt und sich selbst nach London abgesetzt haben.

Regisseur Rafael Sanchez, 1975 in Basel geboren und seit einem Jahr gemeinsam mit Barbara Weber Leiter des Zürcher Neumarkt-Theaters, begnügt sich nun größtenteils damit, den Film, der jede Menge komödiantisches Schauspielerfutter bietet, nachzustellen und dabei möglichst elegante Lösungen für die Schnitte und Ortswechsel zu finden – was ihm mit einer multiräumlichen Drehbühne (Simeon Meier), aus dem Schnürboden hoch und runter fahrbaren Kulissen sowie Videoleinwänden auch auf leidlich elegante Weise gelingt.

Der Globus des Gruppenführers
Wenig nützt es, dass Georg Seeßlen in einem 37 Programmheftseiten langen Originalbeitrag ausführt, wie die "historische Unschuld" von 1942, als man "das wahre Ausmaß der faschistischen Verbrechen" von Hollywood aus noch nicht ermessen konnte, den Film bis zu einem gewissen Grad "unwiederholbar" macht. Man könne ihn nicht "mit der Realität von Auschwitz zusammen denken". Auf die Theaterarbeit scheinen solcherart Überlegungen ebensowenig Einfluss gehabt zu haben wie etwa die Tatsache, dass es jüngst mit Tarantinos "Inglourious Basterds" einen heiß diskutierten Film gegeben hat, für den Lubitsch ein wesentlicher Bezugspunkt ist.

Von alledem bleibt Sanchez' Inszenierung unbeleckt. In ihr offenbart sich keinerlei Haltung zum Stoff, keine Spur einer produktiven, weiterdenkenden Aneignung, keine Idee, wie mit der historischen Distanz umzugehen, wie sie überhaupt sichtbar zu machen wäre. Es bleiben lediglich ein paar ganz nette Einfälle. So nutzt Sanchez die Gelegenheit, in den Theater-Szenen – filmgetreu – auch den Zuschauerraum mitzubespielen. Und im Nazi-Quartier plustert sich ein weißer Reichsadler per Luftzufuhr zum imposanten Macht-Symbol auf und sackt zwischendurch immer wieder zusammen; auf dem Globus des Gruppenführers Erhardt prangt ein großes rotes Deutsches Reich und sonst fast gar nichts, die Stelle, wo Berlin liegt, hat Feuerzeugsfunktion; und am Fenster schwebt in Videoprojektion ein Zeppelin mit Hakenkreuzen vorbei.

Pretty in Pink
Aber keines dieser Mätzchen fügt dem Film irgendetwas Wesentliches hinzu, keines eröffnet eine neue Dimension, einen überraschenden Subtext. Im besten Fall verweisen sie noch auf die selbstreflexive Ebene der Lubitsch-Story, indem sie das Spiel im Spiel noch eine Schraube weiterdrehen. Da sinkt, wenn Moss den Tura spielt, der den Hamlet spielt, ein Schild herab, auf dem eben diese Tatsache in glitzer-pinken Buchstaben geschrieben steht: "Bernd Moss ist... Joseph Tura ist ... Hamlet".

Die schönste Szene: wenn Tura nichts ahnend zu seinem Nebenbuhler (Christoph Franken) ins Bett kriecht, in dem wohligen Gefühl, sich dabei an die Gattin zu kuscheln, und dann erst langsam seinen Irrtum ertastet. Neben Moss brillieren vor allem Jörg Gudzuhn als trottelig-herrischer Gestapo-Scherge und Moritz Grove als sein blindgehorsamer Untergebener Schulz. Und Maren Eggert weicht mit ihrer Tura-Gattin Maria auch mal wohltuend eigensinnig vom Original ab.

Das bleibt sehenswert – was man von diesem Theaterabend insgesamt nicht behaupten kann.

 

Sein oder Nichtsein
von Nick Whitby nach dem Film von Ernst Lubitsch
Drehbuch von Edwin Justus Mayer und Melchior Lengyel
Regie: Rafael Sanchez, Bühne: Simeon Meier, Kostüme: Ursula Leuenberger, Musik: Knut Jensen, Video: Christoph Menzi, Dramaturgie: Claus Caesar.
Mit: Bernd Moss, Maren Eggert, Jürgen Huth, Michael Gerber, Harald Baumgartner, Gabriele Heinz, Christoph Franken, Jörg Gudzuhn, Moritz Grove, Ingo Hülsmann.

www.deutschestheater.de


Mehr lesen im nachtkritik-Archiv: im September 2009 eröffnete Rafael Sanchez die Saison am Zürcher Neumarkt Theater mit Horváths Kasimir und Karoline, wo seine Co-Direktorin Barbara Weber gestern Abend nun ebenfalls ein Stück auf der Basis eines Filmstoffs auf die Bühne brachte, Robert Aldrichs "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" Die Fassung des Lubitsch-Stoffs von Jürgen Hofmann, die Sanchez ursprünglich für seine Inszenierung am Berliner Deutschen Theater verwenden wollte, lag unter anderem der Aufführung zu Grunde, die der junge Regisseur Henner Kallmeyer im Juni 2009 von Sein oder Nichtsein auf die Bühne des Bochumer Schauspielhauses brachte.

 

Kritikenrundschau

"Kein Aspekt nirgends, der auch nur ansatzweise begründen könnte, warum es diese Theaterinszenierung geben muss", schreibt im Berliner Tagesspiegel (22.11.) Christine Wahl, die "offenen Mundes" über die Naivität und Ignoranz staunt, mit der Sanchez' "reichlich zweistündiger Abend zwischen Widerstandsschmonzette und Schenkelklopfer über die von Simeon Meier mit historisierendem Mobiliar ausstaffierte Drehbühne rollt". Geradezu so, als sei der Diskurs 'Darf man über Hitler lachen?' eben erst erfunden worden. "Logisch, dass er sich damit auch auf der Spiel-im-Spiel-Ebene nur blamieren kann. Zur komplizierten Dialektik zwischen Bühnenfigur und Leben, die man Schauspielern ja seit jeher gern unterstellt und die bei Lubitsch zum Handlungsmotor schlechthin wird, fallen Sanchez fast ausschließlich Mottenkisten-Tricks ein. Hier hüpft man so säuberlich und eins zu eins von einer Rolle in die andere, als gäbe es nicht seit Jahrzehnten postmoderne Identitätsdiskurse – und weder einen Frank Castorf noch einen René Pollesch in dieser Stadt. 'Wir stehen hier Abend für Abend auf der Bühne und müssen den Schwachsinn spielen, den Sie inszenieren,' brüllt da etwa ein aus der Rolle gefallener 'Gestapo'-Darsteller seinen Regisseur Dowasz (Harald Baumgartner) an – und bekommt immerhin Szenenapplaus."

Es sei schwer fest zu stellen, wer juristisch, aber umso einfacher, wer künstlerisch im Recht ist," konstatiert Hartmut Krug im Deutschlandradio (21.11.) mit Blick auf die Auseinandersetzungen im Vorfeld, welche Fassung gespielt werden darf. "Denn während sich Hofmanns eng an der Vorlage bleibende Version dramaturgisch und politisch auf der Höhe von Lubitsch' Film bewegt, orientiert sich Whitbys Fassung mehr an äußerlicher Unterhaltung." Enttäuschend findet Krug, dass das Deutsche Theater, "nur damit der Eiserne Vorhang hoch geht", diese Fassung überhaupt annahm. "Weder wurde der Vorgang öffentlich gemacht, noch scheint es am Deutschen Theater kluge Dramaturgen zu geben, die Einspruch gegen Whitbys schludrige Version einzulegen bereit waren." Das Unglück wolle es, dass Regisseur Rafael Sanchez für seine Inszenierung im Großen Haus des Deutschen Theaters "in die große Handwerkskiste des Unterhaltungstheaters gegriffen hat, in der Videos neben eingemotteten Mätzchen, ein Hundehalsband für einen NS-Gruppenführer, ein nackter Hitler und eine ironische Philippika gegen das Regietheater herumlagen. So ist auf bewegter Drehbühne mit aller Bedächtigkeit unentwegt etwas los, doch eine Haltung zum Stoff ist nicht zu entdecken."

In der Berliner Zeitung (23.11.) schreibt Dirk Pilz, dass er die Szene lustig fand, wie Bernd Moss entdeckt, dass er nicht mit seiner Gattin, sondern mit deren Liebhaber im selben Bett steckt. Aber sonst nichts. Kaum zu glauben, findet Pilz, aber Sanchez "haspelt mit einer gänzlich geschichtslosen Geisteshaltung" einfach die Filmvorlage herunter, kein Gedanke an die Gedanken, die man sich seit der Entstehung von Lubitschs Film darüber gemacht hat. Die Schauspieler müssten ihre Rollen behandeln "wie Metzger den Wurstdarm: als bloße Vollstopfhülle". Man sehe "mit Gags und Gespreiztheiten ausgestopfte Figuren, die von einer leeren, gedankenlosen Betriebsamkeit auf Trab gehalten werden". Ein erschreckender Abend, der einer "Geschichtsvergessenheit" huldige, "die man auf einer deutschen Bühne dieses Anspruchs nicht mehr für möglich gehalten hatte".

Irene Bazinger hatte eigentlich gedacht, so schreibt sie es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (24.11.), dass es sich an Theatern herumgesprochen habe, "dass die Zweitverwertung von Filmen auf der Bühne selten einmal wirklich lohnt". Neuestes Beispiel: "Sein oder Nichtsein". Was bei Lubitsch "rabenschwarzer Humor und absurde Komik waren", gerate in der "zwischen zäh und zahm zappelnden Inszenierung von Rafael Sanchez zur völlig unverbindlichen Theater-auf-dem-Theater-Klamotte". Ohne "Biss und ohne politische Orientierung". Die Geschichte lebte auf der Leinwand von ihrem "atemraubenden Tempo", bei Sanchez werde nun "nicht gerast, sondern gerastet". Die "Ignoranz gegenüber den entscheidenden Konflikten" schwäche das Stück "nachhaltig", weshalb auch die Inszenierung nie richtig auf die "Komödienfüße" komme. "Alles ist lieb und nett - und bestürzend belanglos."

 

 

Kommentare  
Sein oder Nichtsein am DT: Bankrotterklärung
Unglaublich, das DT wird zu einem schwäbischen Provinztheater. Dieser nachgestellte Film war die endgültige intellektuelle und ästhetische Bankrotterklärung.
Sein oder Nichtsein am DT: hinter dem Programmheft zurück
Das ist ein wichtiger Punkt, den die Kritik da mit dem Programmheftbeitrag von Georg Seeßlen aufwirft. Wie viel Einfluss hat die Dramaturgie bzw. die intellektuelle Konzeption eigentlich auf den Probenprozess? Wieso bliebt das, was man gerade auch beim DT-Auftakt auf den Bühnen zu sehen bekommt, so weit hinter den Programmheftbeiträgen zurück?
Sein oder Nichtsein am DT: Tiefpunkt der Ära Khuon
Tja, aus dem *Komödienknaller* am Deutschen Theater wurde nix. Gar nix. Die Regie lässt hervorragende Schauspieler wie drittklassige Knallchargen agieren. Das ist nicht witzig oder - wie die Ankündigung des DT gar behauptet "grandiose Komik", sondern Klamauk auf dem billigsten Niveau inszeniert. Das hätten sogar Berlins Boulevard-Theater besser hingekriegt. Ein weiterer Tiefpunkt in der bisher wenig rühmlichen Ära Khuon am DT...
Sein oder Nichtsein am DT: der FC Bayern des Theaters
langsam ist aber mal gut mit dem dt bashing..aber berlin und differenzierung sind wohl zwei sich ausschliessende begriffe... erbhöfe, filz persönliche interessen verhindern das wohl. in zwei jahren wird es dann alles wieder gut bis zum beginn der nächsten intendanz. und das spiel beginnt. das dt kann die ersten jahre nix gewinnen. einfach viel kraft und durchhaltevermögen für alle da, den fc bayern des theaters. ist halt einfach was die bildzeitung mit bayern macht, macht die berliner kritik mit dem dt.
Sein oder Nichtsein am DT: Klinsi musste auch gehen
wenn das mal nicht typisches berliner provinzdenken ist: denn zu sagen, das dt ist der fcb des theaters, kann man nur, wenn man keine ahnung hat, was sonst noch in der theaterrepublik los ist. aber so tun ja alle (theater und presse) in berlin oft - gehen nur in ihrem dorf ins theater und glauben gleich, das ist die welt.
und wenn das dt der fcb ist - tja es tritt halt so auf. und dann wird man daran auch gemessen. klinsi musste auch gehen, weil er eben nicht genug punkte geholt hat.
Sein oder Nichtsein am DT: eher mit Herta zu vergleichen
@xxx: bitte ? am DT herscht doch der totale filz. ein intendant, der seinen sohn als protagonisten beschäftigt. wo gibts denn so was ? ein spielplan, der einfach versucht, das piefige hamburg nach berlin zu verpflanzen, die tuscheleien des publikums nach dieser premiere waren: stadttheater, provinz. und das waren keine zeitungsmenschen. schön wäre es, wenn das DT Bayern wäre, dann wäre es zumindest Mittelmaß, jetzt ist es eher mit der Herta zu vergleichen.
Sein oder Nichtsein am DT: nicht am Kudamm
Lieber Herr Indentdant des DT !!
Vielleicht haben Sie es noch nicht bemerkt , aber ihr Haus befindet sich in der Reinhardtstrasse und nicht am Kudamm und heißt zufällig Komödie!
Was für ein Tiefpunkt! Lieber Herr Khuon packen sie doch einfach ihre sachen und kehren sie nach hamburg zurück und überlassen das haus wieder Künstlern! Bitte und es gibt für den gestrigen Abend keine Entschuldigung!
Bitte liebe potenziellen Zuschauer ersparen sie sich das Geld und kaufen sich lieber davon die DVD des Films!!
Sein oder Nichtsein im DT: Zentrum der Krise
Das ist die Berliner Luft, Herr Khuon. Denken Sie um ! Sie sind im Zentrum der Krise.
Sein oder Nichtsein im DT: trauriges Schweigen
Vieles kann man Khuon vorwerfen aber Filz weil sein Sohn noch da ist, ist nun wirklich weit ab der Realität. Der ist seit Jahren ein viel beschäftigtes Mitglied des Ensembles. Alles andere ist derzeit trauriges Schweigen. Sommer 2008 endete eine Spielzeit die u.a. Onkel Wanja, Die Ratten, Reich der Tiere, Anatomie etc. an der großen Bühne hervorbrachte. Winter 2009 steht man da mit dem Anspruch des Großtheaters und seinen golden Vließen und Lubitschkomödien. Gestern haben war es jedenfalls so mau, da hatten die Leute nicht mal Lust auf Freibier hinterher. Eieiei.
Sein oder Nichtsein im DT: Prädikat grässlich
Man kann die Freiheit der Kunst meinen, wenn Mittelmaß eine Erklärung finden soll. Eine Klamotte wie "To Be or Not to Be" in einen derartigen Abgrund ( auch oder gerade in Kenntnis der unrühmlichen Begleitgeschichte zu dieser Aufführung) zu spielen ist eine blamable Leistung-Schade-. Erneut eine Premiere unter neuem "Gesicht" mit dem Prädikat grässlich : Vom Bühnenbild ( dutzende ,meist sinnlose, Haken-Kreuze -?- ,gescheiterte Raum-/Bühnenaufteilung ...) über die naturalistischen Klamotten (! stimmt ,es sollte ja eine Klamotte sein! oder werden ?)und ein armes Schauspielervölkchen. Cave :Das DT wird provinziell .Ein Teil der verehrten Gäste scheint sich heimisch zu fühlen. Jedem eine Papnase und rein ins Silvesterfest. Wem sollte dieser Krampf gelten ?
Sein oder Nichtsein im DT: heißer Winter, frostige Kommentare
Heute keine Hundekälte im Berliner November ? Eher lauwarm. Ich wünsche mir einen heißen Winter mit frostigen Kommentaren.
Sein oder Nichtsein im DT: hey, es ist nur Theater!
Ihr seid euch ja alle erstaunlich einig hier... ! So schlimm kann doch gar keine Inszenierung, mit der Besetzung und mit einem ,ja doch immerhin auch vom Feuilleton gewollten, jungen Regisseur gar nicht sein ,als das ihr das gesamte Unternehmen jetzt hier so in den Boden rammen müßtet... ! Was soll denn das bringen ? - ich glaub schon das das Ding nix geworden ist aber - hey , macht doch mal halblang,Freunde - Berlin hin oder her - is ja trotzdem nur Theater !
Sein oder Nichtsein im DT: Berlin ist unnötig
Ich bleibe bei meiner Meinung vom Prinz Homburg: Herr Willms hat es besser gemacht. Das DT wird langsam wie Berlin: unnötig und überschätzt
Sein oder Nichtsein am DT: ein Knaller
Liebe Diskutanten,
warum sich ein Urteil auf Grundlage eines Urteils bilden? Komme eben aus der B-Premiere. Bei aller inhaltlichen Diskussion ist meine Prognose "Knaller". Der Applaus bestätigt dies. Theater ist mehr als die Wahrnehmung von Kritikern und Kritikern von Kritikern. Kein Massenmedium und doch nicht nur für eine Gruppe (wie auch immer gearteter) Experten gemacht. Meine Empfehlung: Ruhe, Sachlichkeit, selbst sehen.
Sein oder Nichtsein am DT: nicht lustig
ich war auch grad in der zweiten vorstellung und finde die kritik hier sehr sehr gut. das sagt alles, was man dazu sagen muss. dass im programmheft etwas sehr vernüftiges steht, was in der inszenierung dann keine rolle spielt, ist eine absolut richtige beobachtung. ein knaller? nein, das ist eine regie, die ohne geschichtsbewusstsein arbeitet. und das ist für den friedrichstadtpalast vielleicht o.k., aber nicht für ein theater wie das dt. ürbigens finde ich es auch nicht wirklich lustig.
Sein oder Nichtsein am DT: gebt Khuon eine Chance!
Sicher, die "Ratten" und "Faust" sind gute Inszenierungen auf hohem künsterlischen Niveau, aber gerade deshalb, weil sie so stilisiert waren, haben sie mich auch letztendlich unberührt gelassen. Kunst um der Kunst willen erzeugt eben keine Empathie. "Sein oder Nicht-Sein" ist eine Komödie und war witzig umgesetzt (auch wenn Bühnenbild und Maske antiquiert waren) mit tollen Schauspielern. Einfach ein unterhaltsamer Abend, nicht mehr und nicht weniger. Gebt Khuon eine Chance!
Sein oder Nichtsein am DT: Provinzgenies
Man sollte Wilms schon schreiben können, bevor man ihn rückwirkend glorifiziert.

Im Gegensatz zu vielen anderen, erinnere ich mich noch ganz gut, dass Wilms damals seine Intendanz mit einer unterirdisch kunsthandwerklichen Inszenierung von Konstanze Lauterbach ("Bluthochzeit") begonnen hat und dass er mittelmäßigen, heute längst vergessenen Regisseuren wie Staffan Valdemar Holm, Jan Jochymski und Peter Wittenberg vertraute. Er hatte nur das Glück, zwischen dem ganzen Schrott wenigstens einen künstlerischen Knüller zu haben: Thalheimers "Emilia Galotti". Davon hat Wilms aber auch fünf Jahre lang gezehrt, bis er dann Thalheimer zum Oberspielleiter machte und das DT in den letzten Jahren tatsächlich endlich gut wurde.

So eine "Emilia Galotti" fehlt Khuon bisher. Und natürlich ist sein Start recht blass, wenn auch nicht so schlimm, wie es die Kommentatoren hier (wie immer auf dieser Seite vermutlich kleinkarierte, zu kurz gekommene, verkannte Provinzgenies) behaupten.
Sein oder Nichtsein am DT: Grüsse aus dem kalten Berlin
Meine Damen und Herren,

es gehört doch zum guten Ton, daß jede Intendanz, die neu beginnt, von den notorischen Wertewahrern und rachsüchtigen menschlichen Überbleibseln der jeweiligen Vorgänger-Intendanz erst einmal verdammt und in Grund und Boden beschimpft wird. Da befinden sich Herr Khuon und das dt doch in sehr guter Gesellschaft. Ich zähle auf Khuons dt, zumal vor dem Hintergrund, daß ich Herrn Peymann am Montag den Entzug des BEs zur auslaufenden Spielzeit mitteilen werde. Herr Schlingensief wird das übernehmen, und das ist auch gut so!
Schöne Grüße aus dem kalten Berlin,

Ihr "Klaus Wowereit"



(die Red. geht nicht davon aus, dass die hier postende Person mit dem gleichnamigen Regierenden Bürgermeister und amtierenden Berliner Kultursenator identisch ist.)
Sein oder Nichtsein am DT: im rechten Eck gelandet
Wenigstens funktioniert die PR Abteilung des DTs. Publikum und Kritik sind sich einig über den eklatanten Abstieg des DT, aber dort wird alles schöngeschrieben. Warum sollen diese Kritiker Überbleibsel des alten DTs sein? Etwas unlogisch diese paranoide Schlußfolgerung, wenn man den unglaublichen Erfolg des Wilms DT mit dem desaströsen Beginn von Khuon vergleicht. Fakt ist, dass das DT intellektuell und ästhetisch in der Provinz angekommen ist. Nach der gestrigen B Premiere (was soll dieser angeberische Begriff bedeuten?) denkt man, man komme gerade von einer CSU Landesbühne. Nach Arbeiten über Geschichts-Repräsentation von Pollesch, Castorf, Schlingensief oder auch Tarantino ist man am DT mit einem reaktionären Rückwärtssalto im rechten Eck gelandet. Man weiss nicht, ob man das Theater zu Szenenapplaus gegen das Regietheater beglückwünschen soll. Das schlimmste ist aber die haltungslose, intellektuelle Bakrotterklärung: is ja einfach Unterhaltung. Da sollte man dann aber lieber die DVD des Films verkaufen. Seeßlen schreibt von der Unschuld des Films, der Auschwitz noch nicht kannte, und die Dramaturgie des DTs kennt Auschwitz anscheinend auch nicht, rückgratlos wird das Stück von einem Hollywood Rechteinhaber gekauft und dann brav 1:1 nachbuchstabiert. Keine Vision, keine Haltung, nichts.
Sein oder Nichtsein am DT: Unterforderung vom Feinsten
als wäre wilms' dt auf einem intellektuell höheren stand gewesen! die spielzeit "über tiere" zB war in grausamstem Maße speziezistisch. Tierrassisten kommen damit ganz gut klar, daß man von Vertierung redet wie von Überfremdung oder Feminisierung. das war doch Unterforderung vom feinsten.
Sein oder Nichtsein am DT: für die Rache missbrauchen
Also besonders lustig finde ich ja immer die gegenseitigen Vorwürfe, wer in wessen Interesse hier postet. Und weil ich gerade lustig drauf bin, spiele ich das Spiel nun weiter. Wie wär's denn mit einer der folgenden Varianten lieber Lubitsch:
-Variante 1: Sie gehören zu jenen, die Thomas Oberender am DT installieren wollten, und weil das nicht geklappt hat unternehmen Sie nun gemeinsam mit anderen alles um Rache zu üben und das DT unter Khuon von Anfang an in Grund und Boden zu schreiben.
-Variante 2: Sie gehören zu jenen, die Michael Thalheimer am DT installieren wollten, hat aber nicht geklappt, weiter siehe Variante 1.
Und weil man jemandem besonders schaden kann, wenn man ihn in die rechte Ecke stellt, schämt man sich auch nicht, die Opfer des Nationalsozialismus für seine Rache zu missbrauchen.
Sein oder Nichtsein am DT: chinesisches Sprichwort
Reproduktion trifft auf Repräsentation. Ein Motto für Zahnärzte, ein Theater für Zahnärzte.
Sein oder Nichtsein am DT: kein Zahnarzt
Ich hab gelacht und ich bin nun wirklich kein Zahnarzt.
Sein oder Nichtsein am DT: Provinz
leider nur provinz und dem zeitgeist folgend.schade!
Sein oder Nichtsein am DT: Kommentare vortragen lassen
"speziestisch" vs. "unglaublicher Erfolg von Wilms" - wenn das DT mal einen echten "Komödienknaller" braucht, sollte es Schauspieler diese Kommentare vortragen lassen.
Sein oder Nichtsein am DT: Bei Singer gelesen
@25: Im Kommentar 20 steht "speziezistisch", was, wie oben erklärt, eine Form von Tierrassismus ist. Bei einer solchen Denkweise ist ein Schmerz, dem man einem Tier zufügt, weniger schlimm ist als bei einem Menschen, weil der Mensch angeblich mehr Wert besitzt. Das können Sie beim australischen Philosophen Peter Singer nachlesen ("Praktische Ethik"). Von dem stammt auch der Begriff Speziezismus.
Mich wundert übrigens, Herr/Frau Emboinpoint, dass Sie diese Seite überhaupt lesen, wenn hier nur "kleinkarierte, zu kurz gekommene, verkannte Provinzgenies" schreiben.
Sein oder Nichtsein: darüber macht man sich nicht lustig
Nachtrag: Ich will hier nicht den Besserwisser spielen, muss mich aber nun selbt korrigieren: das Wort heißt "Speziesismus", also mit 's'. Ein gängiger Begriff unter Moralphilosophen, darüber sollte man sich nicht lustig machen.
Warum redet eigentlich niemand über die Interimszeit von Reese? Seine Inszenierung "Ritter, Dene, Voss" war weitaus besser, als sie von der Kritik eingeschätzt wurde. Und Khuon kann auch keinen neuen Gosch hervorzaubern.
Sein oder Nichtsein: Linné, Agamben, Jelinek
@ Flohbär: Jetzt wirds aber wirklich absurd. Dieser neologistische Begriff des "Speziezismus als Tierrassismus" wurde von 20. in einen Zusammenhang mit Stemanns Inszenierung "Über Tiere" gebracht (obwohl es hier ja eigentlich um "Sein oder Nichtsein" gehen sollte). Bloß, wo bitte waren da Tiere auf der Bühne? Und was hat das "Tier" möglicherweise trotzdem mit der Inszenierung zu tun? Schonmal über das Offene nachgedacht? "Den Menschen aber nicht durch eine nota characteristica, sondern durch die Selbsterkenntnis zu definieren, bedeutet, daß nur derjenige Mensch sein wird, der sich selbst als solcher erkennt, daß der Mensch dasjenige Tier ist, das sich selbst als menschlich erkennen muß, um es zu sein." (Linné, zit. nach Agamben: "Das Offene. Der Mensch und das Tier") Bei Jelinek hört sich das (inklusive der gehörigen Prise schwarzen Humors) folgendermaßen an: "Lieben ist eine bestimmte Art von Angewiesensein, mein sonderbarer Herr."
Sein oder Nichtsein: bitte nicht
@ d'Arc: Ich weise Sie jetzt schon zum 4. Mal daraufhin, dass Sie bitte Ihre Gedanken nicht bei mir abladen sollen. Die Produkte Ihrer Geistestätigkeit - oder was Sie darunter verstehen - interessieren mich nicht. Ich möchte nicht mit Ihnen reden.
Tiere auf der Bühne? Echte habe ich nur in "Medea" (Agora VB) und in "Gretchens Faust" (Wuttkes braves Kuscheltier) gesehen.
Fürchterlich, dass ich wegen dieser Bemerkung schon wieder...Und ich wollte mal 10 Tage Pause einlegen. Mindestens.
Sein oder Nicht: kann ich link bekommen?
Hallo Jeanne, könntest du mal den Link zun deiner Zitatenseite posten. Ich finde deine ziteate meist sehr informativ und wüsste gerne woher du sie hast. Danke!
Sein oder nicht: die Regeln zur Erinnerung
@ Flohbär: Dass ich meine Gedanken bei Ihnen "ablade", das Empfinden wohl nur Sie so, weil Sie sich offenbar nicht mit Menschen auseinandersetzen wollen, welche anders denken als Sie. Soweit habe ich Sie bereits verstanden. Es geht hier bei nachtkritik aber allein um die Sache. Folglich darf ich Ihre Argumente hinterfragen wie auch Sie meine hinterfragen dürfen. Dies sei hier als Hinweis auf das Prozedere des öffentlichen Meinungsaustauschs noch einmal angemerkt.
Sein oder nicht: der link im Kopf
@ Pusteblume: Die Zitate stehen in Buchform in meinem Bücherregal. Mein Kopf ist das Speichermedium. Da drin sind alle relevanten Informationen verlinkt.
Sein oder Nichtsein: die Kritikerin hat recht
zu Irene Bazinger's FAZ Kritik kann ich nur sagen, dass sie Recht hat mangelndes "atemraubendes Tempo" zu monieren bei solch einer Adaption, denn "Komödienfüße" brauchen heissen Sporen! Widersprechen muss hier aus NRW, dass solcherart gestaltete Filme nicht adequat auf die Bühne kommen können: siehe "Eins Zwei Drei" nach Billy Wilder am Theater Aachen. Süffisanterweise inszeniert von Elina Finkel, die ebenselbiges "To be or not to be" noch diese Spielzeit inszenieren wird.
Sein oder Nichtsein am DT: Gespenst des Dramaturgentheaters
ein gespenst geht um in europa es ist das gespenst des dramaturgentheaters oder noch elender des dramaturginnentheaters die leitende dramturgin des dt, fr. anders, hatte eine umbesetzung in hamburg anzusagen (reigen nach schnitzler) und trat vors publikum, sie sprach sehr leise. aufforderung aus dem publikum, bitte lauter! zitat frau anders: das könnt euch so passen (und das hatte sie laut gesagt).
mehr ist dazu nicht zu sagen.
in den ensembles krebsen rückgratlose schleimis herum, die überhaupt keine eigene verantwortung mehr tragen wollen, sollen, dürfen.
zuletzt getragen wurden: bürde des lebens überhaupt und früher tasche des lehrers am wandertag.
das mitspracherecht des mimen ist der text,
die cliquen um die chefdramturgen und innen kontrollieren alles.
was dabei rauskommt ist mindestens wurscht und höchstens ein paar monate interessant.
die agenten der hochglanzbroschüren (...) bestimmen, wos langgeht.
wer wundert sich?
was setzt du dich hin mit leuten, die sich mit dir hinsetzen?
umdenken? ja, gegen wen?
nachts, besoffen in der küche, konzeptdebatte nächste spielzeit: lawrence von arabia, aber nur die wüstenbilder, ohne text, keine schauspieler, nur winzige kamele vor und hinter riesigen dünen.
auch dafür gibt es irgendwo eine lobby, und sei es nur die lobby der sandmänner.
Sein oder Nichtsein am DT: Nachfragen
@embonpoint: Klar, muss man Wilms schreiben können. Man kann aber auch wissen können: der "mittelmäßige, heute längst vergessene Regisseur Staffan Valdemar Holm" wird 2011 Generalintendant in Düsseldorf.
@Flohbär: Abgesehen davon, dass der Name albern ist: warum treten Sie in einen offenen und öffentlichen Diskurs (auf welcher Internetseite auch immer) und beschweren sich dann darüber, dass andere (wie auch immer inhaltlich zu bewertende) Meinungen auftauchen? Geister, die ich rief...?
Sein oder Nichtsein am DT: Flohbärs Jeanne-Unwilligkeit
@35: Der Name ist Geschmacksache.
Meine Unwilligkeit wendet sich allein gegen eine gewisse Jean d'Arc, die gelegentlich Zitate völlig falsch platziert und permanent herumtheoretisiert. Ich habe auch viele "schwere" Bücher gelesen, habe aber kein Interesse daran, hier daraus Sequenzen einzustreuen, um für eine Theaterszene einen möglichen ideologischen oder soziologischen Unterbau zu liefern.
Im Allgemeinen bin ich durchaus diskursfähig. So ein empfindliches Gemüt habe ich nicht: wenn Ihnen eine Bemerkung nicht passt, schreiben Sie Ihren Unmut halt nieder!
Sein oder Nichtsein am DT: lieber in echt diskutieren
@36: Stimmt, der Name ist Geschmackssache. Finde ich auch... Ansonsten beteilige ich mich hier an keiner Diskussion, weil mir díe Atmosphäre hier gehörig gegen den Strich geht. Bei sukzessivem Igonieren des eigentlichen Gegenstandes der Diskussion, nämlich der Inszenierung (die man unter Umständen nicht mal gesehen hat und sich nicht entblödet, das auch noch freimütig einzuräumen) wird unter Fantasienamen munter drauflosgedroschen und gebesserwissert und erklärt, wie schlau man ist, wieviele Bücher im heimischen Schrank stehen und wie gründlich man sie gelesen hat. Ehrlich: da treffe ich mich lieber in Echt mit Menschen, diskutiere mit denen, halte mein Gesicht und meinen Namen in die Runde und benehme mich ansonsten auch in kontroversen Runden, wie es sich für Menschen meiner Bildung gehört. So, und nun tschüss! Ich bin raus aus der Nummer.
Sein oder Nichtsein am DT: Zielscheibe sein
@ Flohbär: Noch ist Polen nicht verloren. "Zielscheibe sein: Die bösen Reden Anderer über uns gelten oft nicht eigentlich uns, sondern sind die Äußerungen eines Ärgers, einer Verstimmung aus ganz anderen Gründen." (Friedrich Nietzsche, "Menschliches, Allzumenschliches")
Sein oder Nichtsein am DT: Pseudonymität und Echtheit
Emilia, schade, dass Sie sich schon davonmachen... Leider ist von Ihrer Bildung noch nicht viel aufgeblitzt, es war wohl nur ein Strohfeuer, eine zarte Glut, bestenfalls ein ephemeres Aufflammen.
Dass die Leute in diesem Forum ein Pseudonym verwenden, ist reiner Selbstschutz. Es ist leider so, dass, sobald man sich ernsthaft auf ein Thema einlässt, irgendein gelangweilter Leser aus der Ecke kriecht und die Lust am Nörgeln entdeckt, manchmal nur aus Spaßgründen, denn die Anonymität verführt...
Im Printmedium wird wohl jeder seinen "richtigen" Namen verwenden - sofern man dazu Zugang hat.
Das Diskutieren "in Echt" ist sicherlich auch zu begrüßen, zumal Kommunikation und Interaktion gefördert werden und man sich auch blickweise unterhalten kann, gestisch, bis hin zu einem komplizenhaften Einverständnis. Aber so weit muss es ja nicht gehen, bei kongenialen Geistern reichen mitunter Flüchtigkeiten, Andeutungen, Erahntes...
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