In der Berliner Zeitung Der Tagesspiegel (26.11.) ruft Rüdiger Schaper, seines Zeichens Theaterkritik- und Feuilleton-Ko-Chef, wieder einmal die Krise der Berliner Staatsbühne aus. Der Betrieb laufe noch rund, und er laufe leer. Er schreibt: Von den Berliner Theater- und Opernbühnen ginge "derzeit" eine "Entfremdung" aus, schwer zu fassen, aber umso schmerzlicher fühlbar. So viele Kunstanstrengungen zerfielen wie Hofmannsthals "modrige Pilze", sie erreichten den Zuschauer kaum mehr. Man könne die "öde Langeweile" im Parkett nicht verschweigen. Als hätten sich die "signifikanten Bühnen" von der "Realität abgekoppelt", drohte sie "ihre Erzählkraft zu verlieren".
"Ozean" an der Volksbühne sei ein "viereinhalbstündiger Akt verzweifelter Hilflosigkeit". Das Maxim-Gorki-Theater feuere Premieren ab wie mit dem Maschinengewehr. "Theater als schnelle Eingreiftruppe, Gefangene werden nicht gemacht." Natürlich sei es noch zu früh, über den Neustart am Deutschen Theater zu urteilen. Aber es irritiere "schon heftig, mit welch kleiner Münze das Deutsche Theater auf den Hauptstadtmarkt geht. Wie mutlos und passiv vieles über die Bühne kommt."
Gut besucht seien die Theater, aber in dieser Spielzeit gäbe es "nicht eine herausragende Produktion". Allenfalls Falk Richters und Anouk van Dijks "Trust" an der Schaubühne bleibe "immerhin im Gedächtnis". Das "merkwürdig undefinierbare Geschehen auf den Bühnen" erinnere an den Rest der Welt: "Man weiß nicht, was kurzfristiges Krisensymptom, was tief gehende Strukturkrise ist."
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