Das ist der Anfang

von Regine Müller

Nordrhein-Westfalen, 28. November 2009. Von außen betrachtet, befindet sich die Kultur in Nordrhein-Westfalen derzeit in einer absurden Schieflage. Oder sind es gar schon veritable Parallelwelten, die unabhängig voneinander existieren?

Rund ums Ruhrgebiet wird im Moment hektisch für die Kulturhauptstadt Ruhr2010 getrommelt, üppig besetzte Teams versenken unbekümmert Millionen in Leuchtturmprojekte. Die noble RuhrTriennale präsentiert stolze Bilanzen, das Klavierfestival Ruhr wird noch größer und schöner, und die nordrhein-westfälische Landespolitik prahlt mit ihren ambitionierten Kulturprojekten. Ein Schlaraffenland der Kultur? Weit gefehlt. Denn stell dir vor, es ist Kulturhauptstadtjahr – und die Kultur ist weg. Wenn es nämlich so weitergeht, könnte dieses Horrorszenario Wirklichkeit werden, da gleich mehrere der traditionsreichen Theater – und weitere Teile der kulturellen Infrastruktur – in Nordrhein-Westfalen akut in ihrer Existenz bedroht sind.

"Wir sind ratlos"
Ganz böse kommt es nun in Wuppertal. Dort herrscht Schockstarre. Der in dieser Spielzeit mit viel Verve neu angetretene Schauspielintendant Christian von Treskow sagt: "Wir sind ratlos." Keine Rede sei vorher vom drohenden Kahlschlag gewesen, und jetzt sei man plötzlich mittendrin in der Existenzdiskussion. Dabei muss an dem 131 Seiten starken Haushaltssicherungskonzept, das den zynisch klingenden Titel "Sparen, um zu gestalten" trägt, seit geraumer Zeit gefeilt worden sein. Das Papier sieht für den Kulturbereich Kürzungen von 30 Prozent vor, die Wuppertaler Bühnen müssen künftig jährlich mit zwei Millionen Euro weniger auskommen, unter anderem soll das Schauspielhaus ganz geschlossen werden.

Einen derart radikalen Kurs hätte die Politik zu Lebzeiten von Pina Bausch kaum gewagt, so von Treskow, denn: "Sie hat über das Schauspielhaus immer ihre schützende Hand gehalten." Ein internationaler Aufschrei wäre gewiss gewesen, würde Bausch noch leben. Irreführend sei es seitens der Stadt, zu behaupten, es gehe ja "nur" um das Schauspiel, rechnet von Treskow vor: "Auf lange Sicht bedeutet das Sparkonzept das Aus für alle Sparten, denn wir können einfach nichts mehr selbst produzieren. Wir sind jetzt schon so abgespeckt, dass nichts mehr einzusparen ist." Das traditionsreiche Wuppertaler Theater verkäme dann zum Durchlauferhitzer von mittelmäßigen Tourneeproduktionen.

Brot und Butter
Dabei war Wuppertal bislang noch nicht auf der Liste der akut bedrohten Theater. Doch die zunächst noch vereinzelten Kassandra-Rufe aus Hagen, Oberhausen, Krefeld-Mönchengladbach und sogar Essen werden nun zum anschwellenden Strophengesang, in den immer mehr Theater werden einstimmen müssen. 30 Prozent weniger für die Kultur planen auch die Kämmerer in Dortmund, Köln und Mülheim an der Ruhr. Vielleicht auch deshalb ist das Echo auf den Wuppertaler Vorstoß, der womöglich einen Dammbruch auslöst, einstweilen noch verhalten. So, als wolle man den Ernst der Lage noch ein Weilchen ignorieren.

"Wir wollen keinen Sonder-Jammerstatus", sagt von Treskow, denn das "Horrorpapier" betrifft die gesamte städtische Infrastruktur: Bibliotheken, Kindergärten und Bäder sollen geschlossen und dringend nötige Sanierungsprojekte aufgegeben werden. Es drohen Verwahrlosung und Verödung der ganzen, ohnehin vom Bevölkerungsschwund gebeutelten Stadt.

Und die Hefe im Teig
"Ich habe von Gerd Leo Kuck, der die Wuppertaler Bühnen aus der unglücklichen Theaterehe mit Gelsenkirchen herausgeführt und konsolidiert hat, ein kerngesundes Haus mit stabiler Auslastung übernommen", berichtet von Treskow. "82.000 Besucher besuchten in der Spielzeit 2007/08 die Wuppertaler Bühnen, 81.500 waren es in der vergangenen Spielzeit, die ca. 12.000 Besucher der Gastspiele auf benachbarten Bühnen jeweils nicht mit eingerechnet", sekundiert Geschäftsführer Enno Schaarwächter. "Die Zahlen entsprechen einer Auslastung von 80 Prozent im Musiktheater und 60 im Sprechtheater, Tendenz steigend."

Das bedeute einen Zuschuss von 136 Euro pro Theaterkarte, womit Wuppertal sich in der nationalen Statistik im mittleren Bereich aufhalte. Der Vorwurf der teuer bezuschussten Elitekunst für Eingeweihte greift in Wuppertal ohnehin nicht. "Wir machen keine Hochkultur, wir sind die kulturelle Grundversorgung, Brot und Butter", so von Treskow.

So ähnlich hat das einst der gebürtige Wuppertaler Johannes Rau ausgedrückt: "Kultur ist nicht die Sahne auf dem Kuchen, sondern die Hefe im Teig." Er dürfte sich nun im Grabe herumdrehen.

Zehn Prozent für die Kunst
Doch warum stehen plötzlich so viele Theater am Abgrund? Liegt es nur am politischen Willen vor Ort, der den Glamour der Großveranstaltung dem Alltag kontinuierlicher Kulturarbeit vorzieht? Ja und nein. Die Wurzeln des Theaterproblems liegen tief.

Die Theater werden von den Kommunen betrieben und finanziert, die jeweiligen Etats werden zäh verhandelt und auf lange Sicht festgeschrieben. Im Durchschnitt 90 Prozent der Budgets fließen in Fixkosten, die mit der Kunst noch nichts zu tun haben. Schon wenn Tariferhöhungen anstehen, geht's unweigerlich ans Eingemachte, denn auf diesen immensen Mehrkosten bleiben die Theater stets sitzen. Was bedeutet, dass selbige von den mickrigen zehn Prozent für die Kunst bestritten werden müssen.

Auch ohne Finanzkrise und deren fatalen Folgen für die Kommunen, auch ohne Haushaltssicherungskonzepte kochen die Finanzierungsprobleme der Theater deshalb alle Jahre wieder hoch, sinnvoll gelöst wurden sie noch nie. Denn die klammen Kommunen stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand und geben sich handlungsunfähig.

Und jetzt?
Müsste jetzt also nicht die Stunde der nächsthöheren politischen Instanz schlagen? Sollte jetzt nicht schleunigst das Land Nordrhein-Westfalen Flagge zeigen, das sich mit seiner Kultur brüstet, sie als Standortfaktor feiert und zur Imagepolitur nutzt? Das Kultursekretariat NRW hat bereits zu einem Bestandspakt für die Bühnen aufgerufen und das Land aufgefordert, die bedrohten Theater gezielt zu unterstützen. Doch vorerst gibt man sich noch zugeknöpft, und zudem sehen die Kommunen ihre Eigenständigkeit gefährdet.

Die kulturelle Grundversorgung des Landes mit seiner unvergleichlichen Theaterlandschaft und deren Erhalt darf aber nicht nur Sache der Kommunen bleiben und weiterhin der Schacherei kommunaler Kämmerer überlassen werden.

Andernfalls bekäme das Mantra der Kulturhauptstadt "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" einen üblen Beigeschmack.

 

Weitere Informationen zu aktuellen Sparplänen und der Debatte um die finanzielle Situation der Theater und Künstler finden Sie im nachtkritik-krisometer. Ein Bild von der Situation des Mannheimer Theaters und den krisenhaften Verhältnissen im Südwesten hat sich Harald Raab gemacht – und berichtet, dass es auch anders geht, zum Beispiel in Frankfurt am Main.

 

 

Kommentare  
Wuppertal Anfang vom Ende: Platz für neue Formen
"Im Durchschnitt 90 Prozent der Budgets fließen in Fixkosten, die mit der Kunst noch nichts zu tun haben."

Langsam wird es Zeit, dass diese Strukturen sterben und Platz für neue Formen machen.
Wuppertal Anfang vom Ende: Die Krankheit liegt im System
Warum nur denke ich: So kann man heute nicht mehr schreiben liebe Regine Müller. - Ich finde nicht, Stadttheater sollten unbedingt in dieser Form weitergeführt werden. Einer Struktur in der nur 10% in die "Kunst" oder "kulturellen Grundversorgung" fließen. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel. Das sind fast "komatöse" Zustände. In meiner Praxis habe ich mich immer gewundert, warum die Tariferhöhungen turnusmäßig doch immer wieder von den Kommunen gestemmt wurden. Höhere Subventionen für die Kunst aber nicht. Es ist als rede man über eine kranke Kuh, die zwar noch irgendwie Milch gibt, aber seit Jahren nicht mehr genesen will. Die Krankheit liegt im System. Das Geld, in Wuppertal 8,9 Millionen Euro muss endlich "freigesetzt" werden. Die alte Struktur abgewickelt. Wie ich schon an anderer Stelle sagte. Die Abwickelung wird zunächst mehr kosten als man einsparen möchte. Aber auf lange Sicht sehe ich keine Alternative. Für die Abwickelung einer Finanzstruktur die 90% an Fixkosten erzeugt, sollte das Land und/oder der Bund in einem Fond Gelder zur Verfügung stellen. Hat Herr Treskow die 8.9 Millionen ersteinmal tatsächlich, wird er wieder handlungsfähig sein, ähnlich der Tanztruppe der verstorbenen Pina Bausch. Ich glaube einfach nicht mehr, dass die Theater in der bisherigen Betriebsform überlebensfähig und wirklich "frei" sind. Die Subventionen in dieser Form weisen ihnen eine neue Art Nischenexistenz zu. Sicherlich unfreiwillig. Herr Treskow und die Stadtväter sollten einen Befreiungsschlag riskieren und damit beispielhaft voran schreiten. Man kann in einer anderen Struktur mit 8.9 Millionen Euro eine Spielzeit gestalten. Soviel ist sicher. Und an diesem Argument sollte niemand bei klarem Verstand vorbeidebattieren.
Wuppertal Anfang vom Ende: Fixkosten sind PERSONALkosten
@ 123: Interessanter Vorschlag, aber bitte denken Sie auch daran, dass die hohen Kosten beinahe ausschließlich Personalkosten sind. Das sind Arbeitsplätze, und das sind Familieneinkommen. Schauspieler, Sänger, Handwerker, Bühnentechniker, Schneiderinnen, Requisiteure, Dramaturgen, Bürokräfte etc. Die muss ich bezahlen, denn wie soll ich ohne Menschen Theater machen?
Wuppertal Anfang vom Ende: mehr Verantwortung den Künstlern
Im Sinne einer Festanstellung kann man verzichten auf:
- Schauspieler
- Sänger
- Handwerker
- Schneider
- Requisiteure

Es müssen nicht an jeder Produktion die gleichen Nasen beteiligt sein! Das ist ganz erfrischend für so ein Haus, wenn freier produziert wird. Zwar prekärer - klar - aber eben freier und nicht unter dem ständigen Druck bestimmte Maßgaben (Zuschauererwartungen, Premieren pro Spielzeit) zu erfüllen.
Es sollte im positiven wie im negativen Sinne mehr Verantwortung - auch finanzielle - an die Künstler gegeben werden, d.h.: Wenn's gut läuft, die Künstler feiern und wenn's schlecht läuft, die Künstler kritisieren. Im Moment kriegt, unter Berücksichtigung der filzigen Strukturen zu Recht, es ja immer das Theater ab. Totaler Unfug!
Wuppertal Anfang vom Ende: Betroffene zur Debatte motivieren
Lieber Christian von Treskow, vielen Dank dafür, dass Sie sich an dieser Debatte beteiligen. Hoffentlich bleiben Sie uns auf dem schwierigen Weg erhalten. Ja, ich denke an all die Arbeitsplätze. Und ich fühle mich unwohl bei dem Begriff „Abwicklung“. Einfach grauenhaft an all die betroffenen Familien zu denken. Ich bin ein Familienmensch. Und doch hege ich die Hoffnung, dass man diese Auseinandersetzung verantwortungsbewusst und würdevoll führen kann. Auch ich kann mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich eine andere Personaldecke vorschlage. Denn das impliziert mein Vorschlag. Es geht darum die Künstlerverträge zu schützen, die künstlerische Arbeit zu erhalten. Denken Sie der Preis, den Sie dafür zahlen müssten, sei zu hoch? Dies soll keine rhetorische Frage mit einem gemeinen Hinterhalt sein. Ich bin aufrichtig an Ihrer Meinung interessiert und würde mich freuen, wenn Sie auch andere Betroffene zur Teilnahme an der Debatte motivieren könnten.
Wuppertal Anfang vom Ende: es wird Kontinuität ermöglicht
Die Leute, die am Theater arbeiten, haben so viel zu tun, dass sie meistens gar keine andere Wahl haben, als an mehreren Produktionen gleichzeitig zu arbeiten. Es geht also weniger darum, ob man sich den Luxus leisten soll, immer die gleichen Nasen in jeder Produktion zu haben.
Was jedoch die Schauspieler angeht, so ist das deutsche Stadt- und Staatstheatersystem doch gerade deswegen so einzigartig. Es wird Kontinuität ermöglicht, die über Jahre hinweg zu hervorragenden Ergebnissen führt. Ein Ensemble, das zusammen gewachsen ist, kann einfach mehr leisten, als eines, in dem sich die Leute immer erst kennen lernen müssen (s. die diversen "Neufehlstarts" dieses Herbstes). Auch deswegen ist es für freie Gruppen (in denen solche Kontinuität sogar auf einer gemeinsamen Entscheidung basiert) so frustrierend, pro Jahr höchstens zwei Produktionen finanziert zu kriegen.
Wuppertal Anfang vom Ende: Ja, Krankheit liegt im System
Die Theater sind Teil des öffentlichen Dienstes, der seit Jahrzehnten auf Mehrarbeit und Arbeitszeitverkürzung immer mit Stellenzusetzung und nicht etwa mit Rationalisierung reagiert. Das Thalia Theater in Hamburg ist 1914 für 80 Beschäftigte, davon 40 Schauspieler, gebaut worden. Heute haben das Theater 350 Mitarbeiter und komischerweise immer noch 40 Schauspieler. "Die Krankheit liegt im System" wie "123" richtig schreibt.
Wuppertal Anfang vom Ende: für ausgeglichenes Verhältnis
@ ...eine außergewöhnliche Information. Es wäre also keine Sünde wiederum ein "ausgeglichenes" Verhältniss zwischen Künstlern und anderen Mitarbeitern herzustellen.
Wuppertal Anfang vom Ende: Wandlung im Kerngeschäft Kunst
@flimm & 123
Sicher wäre ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Künstlern und Mitarbeitern fein, dann würden nämlich die ständigen Kürzungen nicht immer zu Lasten der nicht gewerkschaftlich organisierten Künstler gehen.
Die Beschäftigungssituation eines heutigen Theaters mit einem vor hundert Jahren zu vergleichen, ist dennoch unfair. Denn auch die Kunst, das Kerngeschäft, und der Anspruch an sie, hat sich gewandelt. Heute werden nicht mehr sieben, sondern meistens weit über zwanzig Produktionen pro Jahr hergestellt. Unter einer entsprechenden Kürzung würden v.a. die jungen, nicht etablierten Künstler leiden. Und aufgrund der Spielplanvielfalt ist ein Theater in der Lage, mehr zu riskieren und gleichzeitig auch mal einen Flop wegstecken zu können. Aber natürlich ist es bedenklich, wenn sich jeder Intendant seine Referentin und noch eine drieköpfige PR-Abteilung hält.
Anfang vom Ende: antisystemisch getarner Neoliberalismus
@ Perpignon: Aha, Sie meinen also, man könne Kosten einsparen, indem man Schauspieler, Sänger und Requisiteure ausschließlich als Gäste beschäftigt und Bühnenbilder und Kostüme in outgesourceten Werkstätten herstellen lässt? Und Technik, Dramaturgie und Verwaltung im Haus lässt? Und was ist mit den vielen Mitgliedern der Regieteams, die alle freiberuflich tätig sind? Kennen Sie die Vergleichszahlen? Liebe(r) Perpignon, ich empfehle Ihnen, den Weg in die Kulturpolitik nicht anzutreten, das geht nicht gut. Die Insolvenz wäre unvermeidlich.
Und @flimm: wollen Sie wirklich die Zeit vor dem 1. Weltkrieg als Vergleich heranziehen, eine Zeit, in der Menschen keinerlei Schutz vor Ausbeutung ihrer Arbeitskraft genießen durften? Männer als Kanonenfutter herhalten mussten? Und Frauen erst seit kurzem das Wahlrecht hatten? Und die Spezialisierung der technischen Berufe am Theater noch in den Kinderschuhen steckte? Wenn man dem Publikum heute zu gleichen Eintrittspreisen den künstlerischen und technischen Aufführungsstandard von 1914 böte, würde man sich bei den Zuschauern nicht unbedingt Freunde machen. Oder?
Ich habe den Eindruck, in diesem Forum (nicht nur in diesem thread) macht sich so langsam ein als antisystemisch getarnter neoliberaler Denkansatz breit. Umso mehr muss ich trotz allem dem Entgegner von Perpignon zustimmen in Ihrer/seiner Zustimmung zum Ensembletheater. Wenn einmal eine seit Jahren zur vagabundierenden Existenz gezwungene Truppe, die durch gemeinsame künstlerische Interessen zusammen gehalten wurde, sich wieder zu einem Ensemble zusammen schließen kann, und das an einem interessanten Ort mit interessantem Publikum und unter inhaltlicher Prämisse, dann kann jeder Theaterinteressierte dies nur begrüßen, denn dies stellt einen Idealfall der Produktions- und Rezeptionsästhetik des Theaters dar – und hat nichts mit pauschaler Stadttheaterschelte zu tun, wie sie hier manchmal zum Besten gegeben wird.
Anfang vom Ende: Kann man Strukturwandel verantworten?
..."antisystemisch getarnter neoliberaler Denkansatz"...harte Vorwürfe. Das gibt zu denken, klingt aber leider auch so, als wolle da jemand unbedingt in einem System verharren, in dem er langsam aber sicher zu ersticken droht. Da ist es doch schon fast eine Instinkhandlung Türen aufstossen zu wollen. In dieser Form der Umklammerung durch "festgeschriebene" Subventionen können Sie sich doch nicht wohl fühlen. Selbst wenn Sie noch eine zeitlang den bisherigen Etat erhalten, schwebt doch immer über Ihrer Arbeit diese Damoklesschwert. Ich kenne das. Es wird Ihre künstlerische Arbeit wie ein feines Gift eintrüben. Natürlich wünschte ich ein Wunder geschähe und die Kommunen und Länder gäben endlich wieder mehr Geld für ihre Theater aus. Wichtiger aber wäre, dass Kulturetats verläßlich festgeschrieben würden. - Die Frage stellt sich doch akut ganz klar und einfach: Wieviel Kontinuität im Personal bliebe Ihnen nach einem Strukturwandel erhalten, und könnten und wollten Sie diesen Wandel verantworten ?
Anfang vom Ende: Krisengesetze rechtzeitig umsetzen
Und ich füge noch hinzu: Sollten Sie nicht erst die künstlerische Arbeit sichern, und dann diffrenziert gegen diesen "neoliberalen Ansatz" inhaltlich und ästhetisch Position beziehen. - Die Gesetzmäßigkeiten der Krise sollten die Theater als längst überfälligen Strukturwandel rechtzeitig umsetzen, bevor sie dazu gezwungen werden und dieser Zwang sie endgültig ins Abseits manövriert.
Anfang vom Ende: Systemverteidiger brauchen Argument
Herr von Treskow, das ist wirklich Unsinn. Frauen hatten vor dem Ersten Weltkrieg überhaupt kein Wahlrecht, es gab nicht dieses Dickicht von Tarifverträgen, aber natürlich Arbeitsschutz. Wer am Sinn von Subventionsquoten über 80 Prozent zweifelt, ist deshalb weder neoliberal noch will er Männer als Kanonenfutter in den Krieg schicken. Wer das Theatersystem verteidigen will, braucht Argumente. Ihr Post ist keines. Und Ihr Spielplan, der sich zum großen Teil an Erfolge in Literatur und Film hängt, leider auch nicht.
Anfang vom Ende: Struktur-Kropf
Lieber Christian von Treskow,

nein, in die Kulturpolitik werde ich wohl nie gehen, hab ich auch nicht vor.

Ich spreche mich übrigens keineswegs gegen den Gedanken eines Ensembletheater aus. Wenn es funktioniert, kann das eine ganz wunderbare Sache.
Mir geht es um einen anderen Punkt und der ist der hier vielkolportierte der Arbeitsstruktur: Es kann nicht sein, dass das Theater, das sich ja als Kunstinstitution versteht, mit seinen Arbeitsstrukturen sich selbst verunmöglicht. Es steht sich selber im Weg, macht sich lahm und behäbig. Ein fetter, alter Mann, der immer wieder nach Luft schnappt, sich aber zielsicher dem Kollaps nähert.
Ich brauche ein Theater, das Platz hat, Raum bietet und in seiner Struktur flexibel und zugänglich ist. So lange dieser Kropf von Struktur an jedem Theater hängt, wird es sich aufgrund mangelnder Flexibilität zugrunde richten.
Anfang vom Ende: neoliberale Todesgräber
unglaublich wie hier die neoliberalen todesgräber aus ihren ecken kriechen, die gerade vom pösen staat und seinen gräulichen "zwangssteuern" ( zitat übermensch sloterdijk) gerettet wurden. ein zitat aus dem handelsblatt (12.11.09), nur einmal zum nachdenken: "Es sei mit einer erneuten Kapitalerhöhung im Volumen von bis zu vier Mrd. Euro zu rechnen, die vom staatlichen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) getragen werde, berichten Finanzkreise. Damit würden sich die Eigenkapitalhilfen des Bundes auf über zehn Mrd. Euro addieren. HRE und Soffin wollten die Informationen nicht kommentieren.".
Anfang vom Ende: Nicht Strukturen, sondern MENSCHEN
@ Perpignon: "Das Theater mit seinen Arbeitsstrukturen verunmöglicht sich selbst?" Ich wiederhole mich: Es sind nicht die Arbeits"strukturen", die Geld kosten, sondern die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter. Und die sind kein "Kropf", sondern die arbeiten täglich 8 Stunden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Wenn Sie die entlassen, habe Sie viel Geld gespart, können aber auch kein Theater mehr machen. Theater ist mehr als die Menschen, die auf der Bühne sichtbar sind. Das ist nur ein Bruchteil aller an einer Aufführung Beteiligten, egal in welcher Theaterform, Stadttheater oder freies Theater. Und ganz ohne die vielen anderen gehts eben nicht. Ausser vielleicht im Straßentheater. Aber ein Zwei-Sparten-Betrieb braucht viel Personal, vor allem in der Oper.
Das Schauspiel ist mit bedeutend weniger Menschen zu machen. Meinen Sie das vielleicht? Dann setzen Sie sich für die Abschaffung der Oper ein.
Und @123: Das ist eine sehr genaue Beobachtung der Situation. Seien Sie dennoch versichert, dass meine künstlerische Arbeit von den vielgescholtenen "Strukturen" des "Stadt"-Theaters nicht negativ beeinflusst wird. Im Gegenteil. Aber Sie scheinen andere Erfahrungen gemacht zu haben. Haben Sie am Theater gearbeitet? Waren Sie Regisseur oder Schauspieler? Vielleicht geben Sie sich zu erkennen, dann können wir die Debatte offen weiterführen.
Und @Zuschauer: "Zum goßen Teil an Erfolge in Literatur und Film hängt" Das ist im Theater kaum zu vermeiden, auch Shakespeare war ein erfolgreicher Schriftsteller. Oder stellen Sie grundsätzlich in Frage, dass Theater eine Textgrundlage braucht? Die Antwort wäre: Natürlich nicht. Auch dafür finden Sie in unsrem Spielplan Beispiele, wenn Sie ihn aufmerksam lesen. Oder kommen Sie einfach zu uns ins Theater, Zuschauer. Dann kann ich Ihnen unser Konzept ausführlicher erläutern.
Anfang vom Ende: "Urzeitwerk" Theater unter Naturschutz!
Es ist schon erschütternd, dass hier Leute vollmundig von "neuen Strukturen" sprechen, sie sogar fordern, die vom "Betrieb" Theater - sowohl seinen organisatorischen als auch künstlersichen Belangen ganz offensichtlich keine Ahnung haben.

Ein Theaterbetrieb erzeugt aus dem langwierigen, höchst komplexen Zusammenwirken von mehreren hundert Menschen ein ganz und gar vergängliches (an Realzeit) Kunsterlebnis. Vorhang auf - Vorhang zu; dazwischen gibt es das zu erleben, worum es geht. Dieses "dazwischen" zu erzeugen braucht jahrhundertealte/ - lange Erfahrung, ist absolute Kopf- und Handarbeit. Nicht mehr und aber auch nicht weniger.

Dieses Ganze "Urzeitwerk" ohne h ist ganz und gar unter Schutz zu stellen, weil vom Assterben bedroht.

Dieser Kunstbetrieb selbst verhindert sich nicht. Das Umfeld macht ihn immer unmöglicher - weil ein solches System eine kritische Masse hat.

Eine Bühne dieser oder jener Grösse wird immer einen Grundapparat an Menschen beschäftigen müssen, um seinen Betrieb aufrecht zu erhalten: ausgeschlafene, nicht hungrige Menschen zu kreativen Höchstleistungen zusammenzuführen.

Wenn eines der Elemente nicht stimmt. Dann ist der komplizierte Weg zum "Resultat" nicht zu beschreiten.

Wer andere Modelle will, wird Stücke zeigen können wie es sie in Oberhausen zu sehen gibt - im Metronom Theater.
Anfang vom Ende: Steuersenkungen und Streichlisten
@10000...: bin kein wirtschaftsexperte, aber meines wissens beziehen sich die "rettungsmaßnahmen" des bundes in der bankwirtschaft im wesentlichen auf bürgschaften, übernahme von anteilen, darlehen, etc. - da wird der bund also miteigentümer bzw. gläubiger und setzt auf eine verzinsung seines engagements (mit unserem geld und wahnwitzigerweise ohne mitspracherechte dafür einzufordern). für das regionale kulturgeschehen (frei oder institutionalisiert) bedrohlicher scheint mir aber die geplante große steuersenkung zu sein, die von ländern und kommunen "aufzufangen" sein wird. die streichlisten im kulturbereich sind sicher schon in arbeit. jetzt könnte man natürlich darüber nachdenken, seine sieben euro fuffzich steuerersparnisse quasi als privatsteuer einem kulturbetrieb seiner wahl (wuppertal!) zukommen zu lassen...
Anfang vom Ende: Staat soll Theater wie Banken fördern
lieber ödon, 10 milliarden euro wurden real bezahlt. weitere 90 milliarden sind bürgschaften. wieso kann der staat eine privatbank sponsern, aber ein städtisch-staatliches theater nicht? wissen Sie wieviel der staat für alle (!) theater bezahlt? 2 milliarden. fünf mal weniger als für eine finanzspritze für eine bank.
Anfang vom Ende: Verschiebung der Gewichte
Lieber "unsereins",

Ich kenne die großen Theater Deutschlands aus der Arbeit ganz gut und kann insofern, gerade weil ich viele unterschiedliche Arbeitsstrukturen und Theaterentwürfe kennengelernt habe, glaube ich eine ganz brauchbare Einschätzung abgeben. Die mag Ihnen nicht gefallen, okay, aber sie entbehrt nicht jeder Grundlage.
Meiner Beobachtung nach entstehen die aufregenden, großen Inszenierungen oder Impulse an Theatern, die eine flexible und schnell ineinandergreifende betriebliche Struktur haben. Dies kann unterschiedliche Gründe haben und ich will auch gar nicht sagen, dass die typische Stadttheaterstruktur abzuschaffen ist, sondern vielmehr dass die Vielfalt für Formen der internen Organisation von Theatern unterstützt werden muss. Im Moment ist die deutschsprachige Theaterlandschaft in dieser Hinsicht eine Monokultur. Dazwischen gehen immer mal wieder ein paar Blumen für eine kurze Zeit auf (zB das HAU), die nach ein paar Jahren aber auch wieder verwelken.

Die künstlerischen Arbeitsweisen im Theater haben sich in den letzten 10 - 20 jahren gewaltig verändert und inzwischen ist ganz klar festzustellen: Das gute, alte, deutsche Stadttheater bietet für die vielen unterschiedlichen künstlerischen Ansätze nicht genug Freiraum. Zu viele Dogmen und Traditionen beherrschen die Szene: Klassikerraufundrunterbespielung, 6-Wochen-Probenrhythmus, zu große Ensembles usw...

Letztendlich braucht es, wie ich oben bereits andeutete, eine Verschiebung der Gewichte: Weniger Personal im Theater beschäftigen und mehr Geld den Künstlern in die Hand geben. Die können sich auf diese Weise ihre Arbeitsstruktur viel besser selber erfinden.
Ein Beispiel: Es ist natürlich eine wunderbar-romantische Angelegenheit, dass Theater über Schlossereien oder Kostümfärbereien verfügen (Anachronismus!). Weniger wunderbar ist, wenn aber alle Videoabteilungen der großen Theater dauerhaft unterbesetzt sind (ebenfalls Anachronismus!)! Die Konsequenz: Regisseure bringen ihre eigenen Video-Leute mit. Das ist im Kleinen eine genau richtige und gute Entwicklung!
Lasst die Entscheidungen die Künstler fällen, nicht das Haus. So entstehen flexiblere und freiere Formen der Arbeitsorganisation der Theater, die nicht nur zu Gunsten der Kassen, sondern vor allem auch zu Gunsten der Kunst ausfallen!
Anfang vom Ende: ein Kurzschluss
liebe/r 10:2 mrd., ich bin ja auch der meinung, dass da was nicht stimmt mit den politischen prioritätensetzungen in diesem land. der kulturstaatsminister hat seinen etat in den letzten jahren zwar von 1 mrd. auf 1,2 mrd. steigern können, immerhin also um 20%, aber gegenüber den von ihnen genannte schwindelerregenden summen, mit denen der staat nun bei den banken mitzockt, ist das der berühmte tropfen, keine frage. mir gings auch eher darum, den gedanklichen kurzschluss à la "in der weltwirtschaftskrise muss auch an der kultur gespart werden" zu hinterfragen. hier im forum war ja auch die rede davon, dass sich schon durchsetze, was erhaltenswert sei. das halte ich grundsätzlich für falsch. ich finde kultur und bildung generell unterfinanziert in deutschland. die politik hat in der steuerpolitik einen handlungsspielraum, den sie beim thema finanzmärkte längst aufgegeben hat. auf den sollten kommunale politiker hinweisen, im interesse des kulturellen lebens in ihren gemeinden, statt willfährig kürzungen nach unten durchzusetzen.
Anfang vom Ende: ständig Überstunden
@perpignan: ich habe an einem kleinen stadtheater gearbeitet, an dem in allen gewerken mit einem minimum an leuten gearbeitet wurde. da wurden ständig überstunden gemacht, weil man gemeinsam was wollte, es gab experimente, kooperationen mit freien professionellen gruppen, modernste videotechnik und längst keine kostümfärberei mehr. diese pauschalisierungen (stadtheater = kostenfressender, schwerfälliger, anachronistischer apparat) spielen den kahlschlagkonzepten in die hand. sie können ja mal versuchen, beispielsweise am kleist-theater in frankfurt/oder mit ihren mitgebrachten video-experten eine inszenierung zu machen... oh, geht gar nicht, leider weggespart, na sowas...
Anfang vom Ende: die Debatte ist offen
Die Debatte ist offen Herr Treskow, auch wenn ich mich nicht zu erkennen gebe. – Ich plädiere für die Abschaffung der Oper ? Wahnsinn. Wie kommen Sie auf diesen Rückschluss ? - Das heißt, wenn sich das Schauspiel durch einen Befreiungsschlag absetze, ließe es die Oper im Stich ? Glauben Sie mir, dies wäre nie meine Absicht. – Doch, die Debatte ist offen. Es kann auch sein, dass man zu einem ganz anderem Ergebnis kommt, als einem „Strukturwandel“. Die Unmöglichkeit einer solchen „Maßnahme“ müsste öffentlich nachgewiesen werden, in dem man sie einmal durchrechnet. Kann man sie nicht befürworten, stehen die Zeichen auf „Kampf“. „Arbeitskampf“. Kampf für eine lebendige Kultur in den Städten und Kommunen. Kampf gegen eine sinnlose Zerstörung von Theatern. Aber ich glaube, an dem Punkt sind wir noch nicht. – Rette sich wer kann, hieß ein Spiel in meiner Kinderzeit,...ein grausamer Titel für ein „Kinderspiel“...
Ich meine „ja nur“: Ziehen Sie sich, solange Sie noch können in einen Schutzraum zurück. Schaffen Sie sich eine Insel der „Renitenz“, von der aus Sie ganz anders agieren können. Nehmen Sie auf diese Insel die verbleibenden Subventionen mit, wenn es möglich ist. Verbinden Sie mit dem „Strukturwandel“, falls Sie ihn vollziehen können und wollen, Forderungen. Die Hauptforderung ist: Die Festschreibung der Aufgabe der Kultur und ihrer Finanzierung im Grundgesetz.
Anfang vom Ende: Ist SOLCHES Theater notwendig?
jaja...
obwohl auch ich von einem üppig gesponserten theaterbetrieb abhängig sein werde muss ich hier einmal öl ins feuer gießen.
Sind denn theater in jedem dritten kaff dieser republik überhaupt notwendig, wenn diejenigen, die da reingehen, sich eigentlich nur noch in ihrer eigenen (bildungs)bürgerlichen situation bestätigen und beklatschen wollen? wozu denn noch theater?! jeder tatort an einem sonntag abend macht künstlerisch ja nichts anderes als zum beispiel "hedda gabler" an der schaubühne.
die an theatern landläufig produzierte kultur bricht nichts mehr auf...sie zementiert indem sie sich immer wieder selber bestätigt.
Und man kann ja mal die qualitätsfrage stellen; das sollte man, finde ich, aber nicht davon abhängig machen ob ein abend irgendwie "funktioniert", sondern davon ob dieses oder jenes theater in der lage ist über seine grenzen hinaus an einem gesellschaftlichen diskurs teilzunehmen. dazu wurden diese häuser doch gebaut! und wenn das nicht geschieht...wenn es nur noch live-tatort-abende produziert, dann macht doch bitte ein soziales schwimmbad daraus. soviel ehrlichkeit muss auch sein.
Anfang vom Ende: Ja, jedem Kaff ein Theater!
@sommer: "die an den theatern landläufig produzierte kultur..." - auf welche inszenierungen oder meinetwegen häuser beziehen sie sich denn konkret? dann könnte man vielleicht drüber diskutieren. und ja: jedem kaff ein theater bitte. ich bin in einem kaff ohne theater aufgewachsen, und das war kein spaß...
Anfang vom Ende: Unsozial - Kunst führt ins Prekariat!
Anfang vom Ende: Wo versickert das ganze Geld? Verschiebung der Gewichte
Zu "Perpignon"
"Perpignon" hat recht!
wir brauchen Veränderung im system.
In einer Studie wird bestätigt, was wir alle wissen, aber die meisten nicht wirklich wahrnehmen wollen: Kunst bringt keineswegs Gunst, im Gegenteil – sie führt unweigerlich ins Prekariat. Die Zahl der Beschäftigen am Theater, die in der Stunde weniger als 5 Euro verdienen, ist in den letzten Jahren um 30 % gestiegen. An festen Häusern verdienen 50 % der Theaterkünstler nur 5 bis 10 Euro pro Stunde. Bei einer regelmäßigen Einzahlung in die Künstlersozialkasse über einen Zeitraum von 45 Jahren liegt die zu erwartende Rente bei 447 Euro pro Monat in den alten, bei 408 Euro in den neuen Bundesländern. Die Altersarmut unter den Künstlern der derzeit tätigen Generation ist also vorprogrammiert. Das ist doch niederschmetternd! Die Einkommensverhältnisse haben sich dramatisch verschlechtert und das obwohl die öffentliche Förderung um ein Vielfaches gestiegen ist. Wo versickern denn die mehr als zweieinhalb Milliarden Euro, die sich die Steuerzahler in Deutschland alljährlich leisten, um das „Weltkulturerbe“ Theaterlandschaft zu pflegen? Warum leisten wir uns ein solch unsoziales System? Ein System, das durch Selbstausbeutung geprägt ist, das die Lebenskunst predigt, aber die Lebensverhältnisse unwürdig sein lässt, das die kreativen Potentiale unsere Gesellschaft bei jeder Sonntagsrede beschmust, aber im Alltagshandeln die (Menschen)Rechte der Künstler mit Füßen tritt.
Anfang vom Ende: nochmal gesagt
wie ich bereits bemerkte: Die Theater sind Teil des öffentlichen Dienstes, der seit Jahrzehnten auf Mehrarbeit und Arbeitszeitverkürzung immer mit Stellenzusetzung und nicht etwa mit Rationalisierung reagiert. Das Thalia Theater in Hamburg ist 1914 für 80 Beschäftigte, davon 40 Schauspieler, gebaut worden. Heute haben das Theater 350 Mitarbeiter und komischerweise immer noch 40 Schauspieler. Das kann nicht mehr lange gutgehen. Noch gibt es den Deutschen Bühnenverein, der noch immer selbstbezogen sein eigenes Süppchen zu kochen gedenkt. Auch das kann nicht mehr lange gut gehen.
Anfang vom Ende: Steuern garantieren FREIHEIT DER KUNST
Das Vorrechnen von Steuerkosten, die das Theater (im weiteren Verlauf Kunst genannt) uns Bürgern "verursachen", hat hier gerade noch gefehlt! Sowas ärgert mich jedes mal aufs Neue grün und blau!

Zweierlei muss doch mal festgehalten werden, gerade denjenigen gegenüber, die sich nach vermeintlich skandalösen oder persönlich als schlecht empfundenen Inszenierungen immer so darüber "bepissen", dass sie diesen Blödsinn auch noch finanzieren müssten (beliebtes Stichwort: Steuergeldverschwendung!):

1. Was wir durch unsere Steuerabgaben zugunsten der Kunst garantieren, ist nicht die Kunst selbst, sonder - ganz pathetisch - die FREIHEIT DER KUNST! Das gerät völlig aus dem Blick und anscheinend sehnen sich nicht wenige nach einer staatlich kontrollierten Kunst zurück, die dem Zuschauer evenbtuell noch ansagt, wer wann und mit wem in welche Vorstellung zu gehen hat. Ich erinnere das noch aus Leipzig und Halle/Saale.

2. Wer von diesen Staatkunst-Vertretern / von uns ist in Relation dazu bereit, auf die Barrikaden zu gehen, angesichts von Fernsehgebühren, die allein auf dem Informations- und Bildungsanspruch der öffentlich-rechtlichen Sender beruhen, Gebühren, die de facto aber zunehmend bis ausschließlich in stupide und volksverdummende Shows, Serien und sog. "Event-Filme" gesteckt werden? Wer tut das? Denn hier wäre es angebracht, Sturm zu laufen. Und das umso mehr, als (...) Roland Koch, seines Zeichens ZDF-Fernsehrat, das "Zweite" am vergangenen Freitag gemeinsam mit seinen CDU-Kollegen im gleich Gremium auf den Weg zum staatlich kontrollierten Sender gebracht hat.

Wir missachten völlig die nicht nur finanziellen Maßstäbe, den allein diese beiden Fälle (Gelder für die Kunst/Gebühren fürs Fernsehen) aufweisen.
Anfang vom Ende: Zurück ins Jahr 1914?
Wunderbar - dann stellen wir einfach die Situation des Jahres 1914 her. Mit dem Spielplan, den Kulissen, den technischen Gegebenheiten - vor allem aber mit dem Publikum, das auf viel Service verzichtet hat und ohne große Öffentlichkeitsarbeit ins Theater ging. Und nicht vergessen: Mit den sozialen und arbeitsrechtlichen Gegebenheiten des Jahres 1914. Gute Idee, oder?
Anfang vom Ende: Gewerke gegen Künster? Nein!
Ach Gottchen, es mag ja sein, dass man sich Gedanken über die Strukturen machen muss, darüber diskutieren sollte, wie wirklich Kreativität in den Theaterapparat zurückkommen kann. Aber, diese ganze Diskussion geht in die völlig kanke Richtung: die "guten Künstler" haben zu wenig vom Kuchen, weil die "bösen" Mitarbeiter in den Gewerken zu viel kosten. Das ist nicht das Problem. Das ist die Auswirkung des Problems. Dass die vertragliche Situation der Theaterschaffenden in Technik und Verwaltung besser ist, als die der Künstler ist seit langem klar, dass die Stellen in der Kunst zuerst abgebaut wurden, weil man an die anderen nicht herankam, ist seit langem bekannt. Und die von "Perpignon" und den anderen vorgeschlagene Lösung: "dann drehen wir die Schraube mal anders rum, jetzt soll es auch den Gewerken schlecht gehen" ist kleinliches Zurücktreten. Es trifft leider die Falschen, nämlich die Mitarbeiter des Theaters die genau wie die Künstler auf der Bühne, Theater erst ermöglichen. Kontinuierliche Zusammenarbeit gibt es nicht nur in den künstlerischen Ensembles, das Bewusstsein, dass Theater für eine Stadt, eine Region Impulse setzen sollen gibt es nicht nur in den künstlerischen Ensembles. Von der Bühne Solidarität predigen, gesellschaftliche Vorgänge in Frage stellen und dann in den Theatern die Existenz der nichtkünstlerischen Beschäftigten in Frage stellen. Na danke schön.

Das Problem der Wuppertaler Bühnen im speziellen und ganz vieler Theater im Allgemeinen ist jedoch kein strukturelles, sondern ein budgetäres: Die Wuppertaler Bühnen sind unterfinanziert, und zwar nicht erst seit diesem Jahr. Die Stadt Wuppertal muss sich wirklich fragen, ob sie sich immer mehr in eine Kulturelle Wüste verwandeln will, ob sie den Weg gehen will, den ihre bergischen Nachbarstädte gehen mussten. (Stadt-)Theater kosten Geld, haben immer schon Geld geskostet und werden das auch in Zukunft tun. Und bereits in den vergangenen Jahren musste das Schauspiel in Wuppertal in einem trostlosen Zwischenzustand spielen: es existierte gerade noch so. Und wie "10:2 Mrd" so richtig andeutet: die öffentlich geförderten Theater (und Orchester!!) verbrauchen pro Jahr rd. 0,2 % der öffentlichen Ausgaben. Bei 0,3 % im Jahr müsste hier niemand mehr diskutieren, dann könnten auch wieder Künstler und Nichtkünstler miteinander arbeiten. Aber es geht eben nicht um Banken.
Anfang vom Ende: seit 20 Jahren schrumpft das Theater
@claire
danke für Punkt 1.

@flimm
warum eigentlich immer das Thalia im Jahr 1914? Warum kein Vergleich mit Berliner Theatern Anfang der 30er?? das DT bietet sich an... Warum nicht ein Vergleich Frankfurt/Oder 1989 und heute?? Oder Wuppertal 1985 und heute? Oder Rudolstadt 1976 und heute? Oder das TAT in Frankfurt 2001 und heute?? Seit mehr als 20 Jahren schrumpft in Deutschland die Zahl der Theater und damit die Zahl der an Theatern Beschäftigten. Und: Wenn ein Theater geschlossen ist, dann bleibt es geschlossen!
Anfang vom Ende: Wer kennt Zahlen?
Mich würden in dieser Diskussion wirklich mal Zahlen interessieren. Soweit ich weiß, liegt die Subventionsquote seit -zig Jahren bei 85 Prozent, da hat sich nicht viel geändert. Der Personalbestand ist in den letzten Jahren etwas geschrumpft, in den Jahrzehnten davor aber ständig gestiegen. Wie sieht es mit den Besucherzahlen aus? Mit der Subventionslast pro verkaufter Karte? 1914 ist vielleicht kein Maßstab, aber, sagen wir, 1970. Haben sich seitdem die Verhältnisse stark verschoben? In welche Richtung?
Anfang vom Ende: konkreter Vorschlag
Gut. Dann spitze ich die Strukturdebatte einmal zu und versuche sie zu verkürzen und sage: Ich wünsche mir ein Theater in dem ausnahmslos Künstler auf der Basis von Zeitverträgen arbeiten und alle Mitarbeiter in der Künstlersozialkasse versichert sind. – Und im Vorgriff auf die Frage: Auch der Pförtner und die Kassenfrauen ? Ja, wenn sich arbeitslose Künstler, die man auch in anderen Bereichen einsetzen kann dazu bereit erklären. Flexible Arbeitszeiten und keine Tarifverträge mehr. Ein Theater allein gestaltet von Künstlern.
Anfang vom Ende: Pollesch statt Stadttheater
ach wenn wuppertal zugemacht wird, kann man doch um das gesparte geld den pollesch nach wuppertal einladen. der und sein turbokapitalistisches theater kommen gerne, sofern die kohle stimmt, der hat einen tollen namen, ist unkompliziert, gute gags, feine musik, modern lackiert, das bringt presse und werbung und das ist gut für wuppertal ! und hey, vielleicht hat er sogar harald schmidt im gepäck !
Anfang vom Ende: Plädoyer
zu123 Wenige Sätze die das Theater verändern könnten: Für ein freies Künstlertheater in Wuppertal.
Anfang vom Ende: Zweifel
Pollesch kommt gerne nach Wuppertal ? Mit Schmidt im Gepäck ? Sind Sie sich da sicher ? - Ich glaub es nicht.
Anfang vom Ende: realpolitische Umsetzbarkeit
Ich find den vorschlag von 123 super!

ein thetaer allein von künstlern getragen...sowas hatte ich mir auch schon mal überlegt.

nur: kann man das auch realpolitisch umsetzen?
geht das?
Anfang vom Ende: Wohlfühlpublikum
@ödön
ich glaube sie haben mich verstanden.
ein blick in viele spielpläne reicht mir zumindest aus.
ab und an gehe ich dann mal hier rein, mal da rein. ich glaube tatsächlich; die meisten stadttheater sind sehr bemüht, nur lässt es z.B. den proleten einfach kalt, weil er sich ausgeschlossen und nicht gemeint fühlt.
hatten sie noch nie das gefühl, in einem theater zu sitzen, gemeinsam mit leuten, die nach diesem besuch nichts anderes machen würden als davor? dass die menschen nicht mehr zum nachdenken gebracht werden, sondern vielleicht "nur noch" zum lachen oder weinen? und wenn sie dann nachdenken, dann über haltungen, die sie eigentlich schon längst kennen? mit den meisten theatergängern ist leider kein aufbruch zu einer anderen welt zu machen. die fühlen sich doch wohl! schauen mal von oben darauf...mal staunend von unten und fühlen sich doch zu selten verunsichert in ihrem lebensentwurf. wann zum henker geht es mal im ganzen saal ums "eingemachte"?! wann wird es mal unerträglich intim für jeden zuschauer oder dröhnend peinlich?! ich glaube z.b. "frühlingserwachen" zu seiner zeit war ein skandal. heute zucken wir nur noch mit den schultern und fragen uns, ob die schauspielerin an dieser oder jener stelle nicht etwas berührender hätte sein können...aber an sich...toller stoff!...eben nicht, weil wir heute schon so verdammt abgeklärt mit den meisten themen von vor hundert jahren umgehen (können)! und viele neue stücke bewegen sich im "well made play". da lob ich mir wirklich dirk laucke, der mal hallenser hools auf die bühne setzt und dann mal schaut, was passiert.
am ende wurde der abend von jener "kulturstiftung" torpediert, die die kohle bereit stellte. das stück vorerst abgesetzt. gab es eine breite lobby für diese art von theater? an entscheidenen stellen zu wenig! leider auch von indirekt beiteiligten am theater.
nein. unreflektierte besitzstandswahrung, eben ohne darauf zu schauen was ich mit theater eigentlich noch in zukunft will, halte ich für gefährlich, weil es dann keinen neuaufbruch sondern nur einen aufschub gibt, der schon im ansatz verbraucht ist.
abgesehen vom finanziellen: was kann das deutsche stadttheater?
danach: Wie?
und danach: Wie teuer ist das?

grüße
Anfang vom Ende: unterschiedliche Handwerkskunst
Ein wunderbarer Vorschlag! Die arbeitslosen Künstler schaue ich mir dann beim Schweißen an. Oder in der Tischlerei. Oder der Tapeziererei. Oder beim Perücken-Knüpfen. Das sind Handwerke, die Können erfordern. Hier Berufe so zu entwerten und zu sagen: Das kann doch ohnehin jeder - das entbehrt eigentlich jeder Ernsthaftigkeit. Ich habe auch das Gefühl, Sie wissen nicht wirklich, wovon Sie reden und welche Berufe wie zum Gelingen eines Theaterabends beitragen.
Anfang vom Ende: fitter ohne Perückenknüpfer
Tischler, Schweißer, Tapezierer und vor allem Perücken-Knüpfer sind im Theater im Sinne einer Festanstellung absolut entbehrbar. Insofern hören Sie auf hier rumzublaffen, 39, sondern schauen Sie mal lieber über den eigenen Tellerrand.
Es geht ja keinesweges darum, diese Berufe zu entwerten, sondern um die Frage, ob man Sie als Institution, also als festangestellte Arbeitskräfte braucht. Mein Vorschlag wäre hier tatsächlich wieder, diese Berufe an den Theater sukzessive aufzulösen und das frei werdende Geld konkret den Produktionen zur Verfügung zu stellen, die dann eben selber entscheiden, ob sie dieses Geld für den Perückenknöpfer oder für den Videokünstler ausgegeben wird. Dies wäre ein Anfang um den fetten, lahmen Koloss Stadttheater fit und flexibel zu machen.

Übrigens: Eben dieses Prinzip wird ja bereits an einigen Theatern erfolgreich praktiziert.
Anfang vom Ende: Einheitskostüme für Einheitskörper
Keine Angst: Ich sehe sehr wohl über den eigenen Tellerrand. Aber was sie mit ihrem Vorschlag bekommen, ist relativ austauschbares Theater, das vielleicht im Stagione-Betrieb funktioniert. Ich habe selbst lange im Repertoirebetrieb gearbeitet, allerdings in der Oper.
Hier gab es alleine mehrere Schneiderinnen und Schneider, die tagtäglich Kostüme für diverse Besetzungen umgeschneidert haben, Kostüme für Wiederaufnahmen aufarbeiten mussten, teilweise auch während der Vorstellung bzw. bei Einspringern am Abend an der Nähmaschine saßen.
Sind sie wirklich so naiv zu glauben, das könne man "outsourcen"? Oder einsparen? Theater und Oper ohne Kostüme eben? Oder mit Videokostümen?
Oder nur mehr Einheitskostüme, dann müssen aber auch die Darsteller Einheitskörper haben. Ich staune vor so viel Naivität.
Welcher nicht fest angestellte Schneider kommt denn am Abend um 20:00 Uhr, um schnell ein Kostüm anzupassen, weil der Einspringer gerade erst im Theater angekommen ist?
Und das ist nur ein Beispiel unter vielen: Sie brauchen schon alleine für die Technik Handwerker, vom Bühnenbild rede ich da gar nicht. Vielleicht sollten Menschen wie sie einmal über den Tellerrand blicken.
Anfang vom Ende: wer frisiert Perücken?
@40
Das frei werdende Geld müssen in Ihrem Vorschlag dann die einzelnen Produktionteams, wenn sie uns - das Publikum - nicht visuell und ästhetisch total unterversorgt lassen wollen, am freien Markt dezentral für Bühnenbau, Licht- Videoeffekte, Kostüme etc. ausgeben.

Und die Auswahl fällt dann auf das Unternehmen, das den günstigsten Kostenvoranschlag stellt, den passenden Liefertermin halten kann, sich auch wieder zum Abtransport nach Gebrauch bereit erklärt? Wer frisiert Perücken nach, wer reinigt Kostüme (oder bringt sie man schnell in die Putzerei?)wer verwaltet Requisiten. etc.? Wer macht die Finanzkontrolle? Die Verbuchung?

Meiner Meinung bringt Ihr Modell Chaos pur bei einer Kostenexplosion. Wobei ich auch noch bezweifle, dass sich die Qualität der Ausstattung in dieser dauernd von Fremdfirmen zugekauften Form nur annähernd an die Qualität fixer Theaterwerkstättenarbeit annähern kann..
Anfang vom Ende: auch der Prolet ist denkender Bürger
@ Sommer: Was meinen Sie mit "das Theater lässt den Proleten einfach kalt"? Man könnte das ganze Ding ja auch mal umdrehen und sich fragen, warum sich "der Prolet" die vermeintlich "bildungsbürgerliche Kunst" eigentlich nicht selbsttätig aneignet, um sich aus der fremd- und selbstzugeschriebenen Rolle des "verblödeten und biersaufenden Malochers" zu befreien. Auch der Prolet ist ein denkender Bürger der politischen Gemeinschaft, oder etwa nicht? Und was genau verstehen Sie unter einem Theater für "den Proleten"? Reicht es hierfür tatsächlich aus, die "hools" nur auf eine Bühne zu stellen? Der Proletkult des Theaters der russischen Revolution hatte da einen wesentlich differenzierteren Ansatz, in welchem "das Schöpferische" im Sinne eines Laboratoriums für ein neues gesellschaftliches Leben im Vordergrund stand. Entspricht die Zerstörungslust und Gewalt der "hools" diesem konstruktivistischen Prinzip? Ich habe da meine Zweifel.
Anfang vom Ende: entsicherter Kämmerer
@strukturapostel: na dann versuchen sie mal mit einem outgesourcten technischen stab, der das haus nicht kennt, eine inszenierung zu machen. viel vergnügen dabei. es geht ja nicht nur darum, wer den (mitgebrachten?) beamer an- und ausknippst. - nach wie vor kann ich nicht nachvollziehen, warum hier auf einen dramatischen kahlschlagversuch eines entsicherten wuppertaler kämmerers, der alle künstlerischen (und übrigens auch alle hier mehr oder weniger durchdacht vorgestellten strukturellen) fragen ignoriert, mit einem servilen "ja, danke und bitte weiter kürzen und entlassen" reagiert wird.
Anfang vom Ende: Frage an 41
@41. Glauben Sie, dass eine Mnouchkine so agumentierte wie Sie ?
Anfang vom Ende: traut den Künstlern mehr zu
@39. Eine Theater ohne Perücken und Tapeten: Das muss ja "grauenhaft" sein ?!!! - Ich habe schon so manchen bildenden Künstler schweißen sehn und auch tischlern. Trauen sie Künstlern doch einfach mehr zu.
Anfang vom Ende: Gelder richtig einsetzen
Mein Maskentermin war heute morgen um 8.15 Uhr. Glauben Sie mir: Ich weiß wovon ich rede. - Und ich spitze weiter zu.
Man sollte in Wuppertal zunächst die Sanierung einer Imobilie aussetzen und dies zurückgestellte Geld für die Abwickelung der alten Theaterstruktur verwenden, wenn eine solche Umdisponierung funktioniert, um dann eine neue Struktur aufzubauen, die mit 8.9 Millionen auskommt. Hin und wieder in Zeiten der Krise muss man seinen noch verbleibenden Besitzstand auch als Glück empfinden. Das Wuppertaler Theater ist noch lange nicht "arm dran" es ist reich, wenn es seine Gelder richtig einzusetzen weiß.
Anfang vom Ende: Heutiges Theater Privilig der Habenden
@G.Sand

Ich wünsche mir ein theater, welches sich vielleicht etwas häufiger mit heutigen gesellschaftlichen problemen auseinandersetzt. die heutigen probleme finden sich für mich im bereich der allgemeinen wohlstandsverteilung, damit verbunden: arbeitsverhältnisse, darüber hinausgehend eine liberale moral auf deren folie ausgrenzungen und erniedrigungen stattfinden.
und das theater ist teil dieser liberalen moral, es bestätigt sie in vielen abenden und obendrein, auf eine fast dekadente art und weise, wenn es sich dazu als unverzichtbar betrachtet. eine alleinerziehende mutter mit 900 euro netto hat nun einmal andere probleme als ein fehlendes stadttheater. die fragt sich aber warum sie seit neuestem höhere gebühren für die kita bezahlen muss und die geht auch nicht ins theater. vielleicht weil sie meint, dass sie davon keine ahnung hat. und das liegt leider nicht nur an ihr.
freilich könnte man über eine gerechtere gesellschaft für sie auf der bühne nachdenken. unserem beispiel würde es vielleicht gut tun...aber wer ist bereit solche fragen mit konsequenz zum thema einer spielzeit zu machen?
und wenn wir über "hools" reden, reden wir am ende über die abgehangenen einer gesellschaft. eine gruppe, die ständig wächst. das muss doch thematisiert werden im theater! das sind doch die entscheidenen beobachtungen, die eine gesellschaft beschreibbar machen. deshalb dieses beispiel.
das heutige theater erscheint mir ganz ehrlich als ein privileg der "sich der mittelschicht oder oberschicht dazugehörig fühlenden". sie haben es noch nicht nötig bestehende ungerechtigkeiten ernshaft verändern zu wollen... und so siehts dann auch aus auf der bühne.
Anfang vom Ende: Stadttheater ein Betrieb wie viele
An die Kommentatoren 41, 42 + 44:

Offensichtlich haben Sie sich noch nie mit den Produktionsbedingungen außerhalb des Stadttheaterbetriebs befasst, sonst wüssten Sie, dass in den meisten - und vor allem in künstlerischer Hinsicht erfolgreichen Fällen - dort mehr oder weniger genauso gearbeitet wird. Gucken Sie sich das erstmal an, dann dürfen Sie hier weiter rumblaffen.
Anfang vom Ende: Mehrwert des Stadttheaters
Doch, zumindest ich habe mich mit den Produktionsbedingungen außerhalb des Stadttheaterbetriebs befasst. Ich glaube nur nicht, dass das die alleinige Lösung ist. Ich glaube eben an den Mehrwert eines Stadttheaters, so es versteht, seine Funktion zu übernehmen. Aber offensichtlich lohnt es sich nicht, mit Ihnen zu "schreiben" - da steckt ein so tiefer Neid auf das Stadttheater in Ihnen, dass sie sich selbst an Tapeten festkleben, die doch nur ein kleines Beispiel waren. Und zu 123: Mnouchkine leitet - durchaus autorität - eine Theaterkommune. Soll das das Modell für jede Stadt sein? Oder dann eben nur freie Gruppen und feste Theater nur für jene, die in die großen Städte reisen können?
Anfang vom Ende: Tippfehler der Redaktion
ad 42

Spitze...liebe Redaktion...endlich einmal kommt ein Tippfehler nicht von mir. Die 2 - rr - in der Per(r)ücken-Überschrift gehen auf Ihr Konto. Fast war es mir schon peinlich.

Mit gestärktem Selbstbewusstsein und lieben Grüßen aus Wien.

Antwort der Redaktion:
Ist korrigiert.
Anfang vom Ende: Es geht um die Hardware!
unglaublich was hier los ist. ein theater wird geschlossen und irgendwelche vollnarkosen schreiben von video vs. perücken, als würde das irgendwas bedeuten. video ist doch kunstgewerbe, wenn es nicht clever eingesetzt wird, genauso wie perücken. das gehört doch alles dazu. wie hier turbokapitalistischer und neoliberaler scheiss von wegen fit und flexibel nachgeplappert wird, ist nur noch erschreckend. statt einer diskussion über staat, wirtschaft oder solidarisch einfach mehr geld für die theater zu verlangen, sollen hier menschen gegen menschen ausgespielt werden. es geht hier nicht um die software, die hardware soll verschwinden leute ! wenn die weg ist, ist es egal ob diskurs, realsmus oder weihnachtsmärchen gespielt wird. aber wenigens haben wir es hier schwarz auf weiss, wenn uns leute später mal fragen, warum gegen die schliessungen nichts gemacht wurde, bei solchen freunden braucht man keine feinde...
Anfang vom Ende: der Kontext hat sich geändert
@ Sommer: Sie wünschen sich also ein politisch engagiertes Theater. Sind die Zeiten nicht vorbei, in welchen die Theatermacher - wie noch zu Zeiten der 68er-Bewegung - in die Praxis des politischen Protests eingebunden waren? Ich würde sagen, dass sich diese Beziehung heute doch viel eher zu einer opportunistischen gewandelt hat, indem die Politiker vom Image des vermeintlich engagierten Künstlers profitieren und umgekehrt. Zudem hat sich der gesellschaftliche Kontext grundlegend gewandelt. Heute gibt es kein protofaschistisches "Schweinesystem" und in diesem Sinne keinen klar abgesteckten Feind "der Linken" mehr. Wir sind alle mitverantwortliche Teilnehmer des globalkapitalistischen Systems, auch wenn diese Teilnahme einer erzwungenen Wahl folgt.
Demnach liegt die Rolle der Kunst meines Erachtens darin, auf Ungerechtigkeit verweisen zu können und mögliche Einsatzräume des Politischen hervorzutreiben. Über den abgeschlossenen Raum der Kunst können die symbolischen Körper von den sinnlichen Körpern sowohl der Akteure als auch der Zuschauer getrennt und damit auf die grunsätzliche Gleichheit aller politischen Bürger verwiesen werden. Im Theaterraum können politische Freiheiten immer wieder neu erspielt werden. Schließlich sind Künstler vielleicht auch nur bessere Beobachter des sie umgebenden gesellschaftlichen und globalen Kontexts. Die Möglichkeit der Umsetzung der im Theater gewonnen Erkenntnisse und sinnlichen Erfahrungen in den praktischen politischen Widerstand liegt in den Händen der Zuschauer und Akteure, sobald sie das Theater verlassen haben. Die Kunst gibt keine Garantie auf politische Veränderung, und das ist auch gut so. Ich jedenfalls möchte keine Diktatur der Kunst. In diesem Rahmen stellt sich auch die Frage, wie man das Thema der "hools" thematisiert bzw. wem man damit eigentlich einen Gefallen tut, wenn man sie auf die Bühne holt. Kunst kann auch und gerade dann durchschlagend sein, wenn man die Realität aussen vor lässt.
Anfang vom Ende: in alter Frische
Verehrter 123, Ihr Maskentermin gestern um 8.15 Uhr hat die gesamte Leserschaft in Atem gehalten. Zum Glück sind Sie in alter geistiger Frische daraus zurückgekommen.
Ganz nebenbei: das Verdienst von Ariane Mnouchkine ist es, "Mephisto" auf die Bühne gebracht zu haben.
Anfang vom Ende: Perückenknüpfer und Tapezierer
Theater, die zwar keine Autoren anstellen, aber für den Erhalt von Tarifverträgen von Perückenknüpfern und Tapezierern kämpfen, haben ein strukturelles Problem, dass auch zu großen Teilen ihre Budgetproblematik mit erzwingt.
Anfang vom Ende: Plädoyer fürs Mittelmaß
"Darstellendes Spiel und Stadttheater"

Da mich dieser "Diskussionsstrang" sehr an die Bemerkungen in den Kehlmann-Strängen erinnert hat, möchte ich auch an dieser Stelle anmerken, daß ich die hier häufig zu lesenden Diagnosen zum Leistungs-
stand der deutschen Stadttheater aus eigenem Erleben heraus nicht teile, schon garnicht so weitgehend, daß der Eindruck entstünde, hier würden überall nur SchauspielerInnen entmündigt, herabgewürdigt zu "Rollenfleisch", als müßte allüberall vor einem erzkonservativen und kindhaften Publikum Nichterwachsenes dargeboten werden oder ähnlich.
Herr Goergen nannte es "sadistisch", immer und überall nur den großen Wurf zu fordern, und sagte sinngemäß weiter, daß die vielen mäßigeren Produktionen erst ermöglichen, dann hin und wieder auch wieder einmal "große Kunst" zu erleben.
Das finde ich wichtig, das so klar und deutlich zu sagen, denn das Klima in diesem Lande, immer vom Anderen zu fordern, seien es Geld, Erklärung der Welt, Aufmerksamkeit, steigert sich in allen möglichen Formen von "Raumanmaßung" im alleralltäglichsten Leben geradezu mit "Sucht-Dosen-Dynamik"; "Theaterleute" müssen das natürlich ernst nehmen, sollten aber auch besonnener damit umgehen, als Ihrerseits geradezu masochistisch allen noch so vagen "Erlösungsbedürfnissen" in immer größerer Eile nachzukommen.
Das klingt immer furchtbar angekränkelt : "Wieder "Kabale und Liebe" , noch ein "Kirschgarten", Liederabende noch dazu, "Theater fürs Herz" , zum "Liebhaben"".
Und daß es das gibt, steht außer Frage, und daß auch diese Seiten des Stadttheaterbetriebes unverhältnismäßig wuchern, wenig gewagt wird, nur nach Uraufführungen geschielt wird auf der anderen Seite: das ist "phänomenologisch" gewiß richtig beschrieben ..., und dennoch: Diesen Schieflagen wird an ganz verschiedenen Stellen seit einigen Jahren durchaus begegnet, sowohl von den Theatern aus als auch beispielsweise durch Entwicklungen in der Schulpolitik.
Das Fach "Darstellendes Spiel" hat sich mittlerweile in vielen Lehrplänen erfolgreich etabliert, Klassenzimmerstücke wie "Klamms Krieg" (alleine Daniel Minetti hat den 297-Male gespielt ... und gerne noch
öfter im übrigen) haben Schüler in Hoyerswerda ebenso erreicht wie in Pöseldorf, Theaterpädagogen an den Theatern haben vielerlei Berührungspunkte mit den Stadttheatern erarbeitet (auch das erfolgreich); der Run, an eine Schauspielschule zu kommen, hat sich trotz der allgemeinen Untergangsrufe ("gesunkenes Kulturgut") nicht erst mit "Die Spielwütigen" immer mehr verstärkt: auch das gehört fairerweise in eine Beschreibung zum "state of the art".
Und dann gibt es halt nicht die Entscheidung "Schulaulazweckraum" oder "Stadttheater", dann hat das einzig und allein mit "und" einen Sinn, zumal sich bekanntlicherweise Schülerinnen und Schüler viel zielstrebiger das Gute und Beachtens- und Lernenswerte aus Inszenierungen holen, ... auch wenn es halt solche sein sollten, die der Herr Großkritiker, die Frau Großintendantin nur mit Angekränkeltsein, mit Naserümpfen oder Ähnlichem zur Kenntnis nehmen ansonsten.
Wird das junge Publikum in das "Junge Theater Göttingen" z.B. geprügelt, wird es zu den Pollesch-Sachen hingeschleift, hat Rimini-Protokoll die gleich mitgebracht ???
Und das Stadttheater ist auch auf diese neuen Produktionsformen, auf Stadtteil - oder Fanprojekte, auf Bespielung alternativer Spielorte (in Kiel z.B. "Flächenbrand-Festival") immer stärker zugegangen; obgleich wir alle wohl keinen "Rimini-Protokoll"-Abend zur "Regietheaterdebatte" erleben werden, wobei die Frage schon ulkig sein würde, ob der Experte des Alltags , "Flohbär" (Flaubert ??), die Expertin des Alltags, "Jeanne Dark", das "Intendantendramolett" dann von "Darstellern verkörpert" oder als "Enttarnte" spannender "dargestellt" ausfallen würden ... .
Anfang vom Ende: Raus aus der elitären Ecke
@george sand:

es ging mir gewiss nicht darum soetwas wie eine kulturdiktatur auszurufen. ich wollte im grunde nur bemerken, dass das theater zwar auf auf soetwas wie eine solidargemeinschaft angewiesen ist...sich aber teilweise, in seiner gesammtheit, in eine durchaus elitäre ecke stellt/stellen lässt und sich insgesamt zu wenig um sein natürliches umfeld (seine eigene stadt) bemüht.
der kommentar von bandido bringt an dieser stelle nun wirkliche argumente für ein stadttheater (schauspielpädagogik find ich in dem zusammenhang extrem wichtig, weil sie tatsächlich einen realen beitrag für kinder und jugendliche aber auch erwachsene liefert), ist sich den schwächen aber durchaus bewußt (uraufführungen usw...).

ich finde das irgendwie ehrlich was heiner müller mal gesagt hat: "die theater sollten alle mal ein jahr lang dicht machen und warten ob sie jemand vermisst"

das ist doch eine haltung, die zu einem selbsbewußten künstler dazu gehört. nur warum traut sich keiner zu denken, dass es da....bis eben vielleicht jugendliche und wirklich integrierte mitstreiter... kaum jemanden geben wird, der da aufsteht. das ist doch das problem! natürlich bin ich überall FÜR solidarische einrichtungen, natürlich habe ich KEIN problem wenn auch mal mittelmaß produziert wird. das haben wir alle oft genug gesehen und selber gemacht. und manchmal gings auch gar nicht mehr. aber die frage bleibt: wie machen wir uns unverzichtbar, anstatt eine unverzichtbarkeit zu behaupten, die mit der realität recht wenig zu tun hat.
Anfang vom Ende: Hingehen! Zuschauer sein!
@ Sommer: Sie erwarten von den Theatern, dass diese sich unverzichtbar machen sollen? Na, dann gehen Sie doch selbst mal wieder hin, solidarisieren Sie sich mit den Künstlern, welche nämlich - elitäre Abschottung hin oder her - auf Sie als Publikum angewiesen sind und zeigen Sie so, dass das Theater für Sie, für Ihr Verständnis einer politischen Gemeinschaft, unverzichtbar ist. In Abwandlung des JFK-Zitats: Fragen Sie nicht, was das Theater für Sie tun kann, sondern was Sie für Ihr Theater tun können!

Ich empfinde es als äusserst problematisch, dass Sie hier jetzt mit Heiner Müller für die Abschaffung des Theaters plädieren wollen. Ich würde auch sagen, dass es Heiner Müller da möglicherweise eher um die Tatsache des Niedergangs einer demokratischen Gesellschaft ging, welche nicht auf einer lebendigen, gestalterischen und solidarischen Kultur aufgebaut ist.

Theaterpädagogik gern, dagegen hat niemand etwas. Aber hier ging es um die Schließung von Theatern. Wenn ein Theater einmal zu ist, dann macht es nicht irgendwann wieder auf, dann ist es weg. Dagegen kann dann auch die angestellte Theaterpädagogin nichts mehr ausrichten. Verstehen Sie, worum es hier geht?
Anfang vom Ende: Bitte an Christian von Treskow
Herr von Treskow, kehren Sie zurück in diese Debatte. Es geht hier auch um Sie. Zwar finde ich es weiterhin rückständig und problematisch Lösungsideen politischen Lagern zu zuordnen, denn Künstler sollten lagerübergreifend Denken, oder überhaupt nicht über politische Zuordnungen nachdenken, um ihre Phantasie über diese Gesellschaft tatsächlich frei zu entfalten; aber es ist eben auch so: Sie sind für diese Debatte "eventuell" unverzichtbar. - Es geht ja nicht darum Ihnen hier Vorschriften zu machen, und dann zu überprüfen, ob Sie dies alles auch "fein" umgesetzt haben. Es geht letztendlich darum Spielräume neu zu eröffnen, wenn einen die Krise so kalt erwischt.
Anfang vom Ende: für Entwicklungs-Planung
"Plädoyer fürs Mittelmaß" von "Bandido, Nicht registriert"
"Darstellendes Spiel und Stadttheater"
abgesehen, dass es ganz toll ist, hier 59 Meinungen zu lesen, möchte ich doch dem "Bandido, Nicht registriert" noch folgendes sagen: Sie haben recht. Auf die Agenda einer neuen Theaterpolitik gehört ganz oben auch eine Theaterentwicklungsplanung. Das ist schon lange kein Teufelszeug mehr, nachdem selbst Hinterbänkler der Kommunalpolitik langsam kapiert haben, dass es sich um konzeptionelle Planungsansätze handelt, die nicht vergleichbar sind etwa mit der kommunistischen Planwirtschaft vergangener Zeiten.
Auch die Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages empfiehlt „den Ländern und Kommunen, regionale Theaterentwicklungsplanungen zu erstellen, mittelfristig umzusetzen und langfristig die Förderung auch darauf auszurichten, in wiefern die Theater, Kulturorchester und Opern auch Kulturvermittlung betreiben, um möglichst breite Schichten der Bevölkerung zu erreichen“.
Und gleich vorweg sei hinzugefügt, dass ein solches kulturpolitisches Instrument nur dann langfristig Erfolg beschieden ist, wenn es kontinuierlich fortgeschrieben wird. Jede kulturpolitische Standortbestimmung muss das gesellschaftspolitische Umfeld und die zeithistorischen Bezüge reflektieren, um die Interessen und Bedürfnisse der Menschen zutreffend erfassen zu können.
Dabei dürfte die alte Spartentrennung zwischen Musik-, Tanz-, und Sprechtheater ebenso ausgedient haben wie die Sektiererei in Puppentheater, Kindertheater oder Kleinkunst. Das gilt natürlich auch für alle Formen der Institutionalisierung. Langfristig darf es keinen Unterschied mehr machen, ob Theater am Staatstheater und Stadttheater oder an der Landesbühne und im Freien Theater produziert wird. Wer öffentliche Förderung erhält, muss sich durch künstlerischen Anspruch und ästhetische Praxis auszeichnen, muss den Auftrag wahrnehmen, den es in Zielvereinbarungen zu formulieren gilt. Dabei gilt selbstverständlich Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes, aber es sollte auch der Grundsatz gelten, dass eine Vielfalt an Produktionsformen eine Polyphonie der Stile ermöglicht, dass Koordination, Kooperation und warum nicht auch mehr Koproduktion kulturpolitisch gewollt sind. Und dass Schülertheater und Studentisches Theater oder Amateurtheater und Privattheater im Netzwerk Berücksichtigung finden. Auch wenn Ensemble und Repertoire zu den Errungenschaften des deutschen Theatersystems zählen, lässt sich nirgends die Verpflichtung ableiten, dass das von Flensburg bis Konstanz und von Aachen bis Dresden auch so zu sein hat. Theater findet auch im Bürgerhaus statt, Theater wird im Theaterhaus ermöglicht und Theater kann auch auf der Straße entstehen.
Anfang vom Ende: auch das Publikum muss arbeiten
Theater-"Schlachtenbummler"

Liebe George Sand: aber genau darum geht es mir bei meinen Annährungen ans Thema: nämlich ins Theater zu gehen ! Daher stellte ich im Kehlmann-Diskussionsstrang auch die Frage nach der möglichen Kontraproduktivität der Oberender-Aussagen, daher stellte ich "Schulaula" und "Stadttheater" in einem Gedankenspiel gegeneinander, um jetzt hinzuzufügen, daß es der komplette Unsinn ist, einerseits "Darstellendes Spiel" in der Schule zu etablieren, andererseits das nächste Stadttheater zu schließen: auch die Nennung von Nordhausen und Frankfurt an der Oder geschah nicht willkürlich !! Zudem wollte ich den Unkenrufen, die fast so tun, als fände überhaupt kein ernsthaftes Theater mehr statt entgegentreten und nannte auch da ein Beispiel von meiner Schlachtenbummelei in Sachen Theater her: den Völcker/Schlocker-Abend in Weimar ! Ich wunderte mich darüberhinaus offen, daß so wenige SchauspielerInnen und Schauspieler dergleichen Antwerpen-Riga-Sachen weitestgehend unkommentiert durchgehen lassen, wozu ich -wie gesagt- keinen besonderen Grund sehe. Dieses Müller-Zitat kannte ich nicht, habe ich aber ähnlich auch schon benutzt,wenn es mir mit der "Selbstverständlichkeit des Betriebes" wieder einmal zu weit ging. Freue mich, daß Sie, Frau Sand, Herr Sommer und Herr Schneider den Strang hier weitergeführt haben, der Titel "Plädoyer fürs Mittelmaß" geht nicht auf mich zurück und würde mich auch falsch verstehen: Auch das Publikum muß arbeiten, und es muß auch mehr "elitäre Theaterabende" geben: auch das ist meine Überzeugung (siehe das Kersting-Interview in der Deutschen Bühne, Nummer kann ich ggfls. nachliefern), auf die Gefahr hin, den Abend dann nicht zu verstehen !
Anfang vom Ende: Zustimmung
@60. Ihr Beitrag ist geradezu wohltuend.
Anfang vom Ende: Mittelmaß ergibt sich von selbst
Ein Plädoyer für das Mittelmaß hielt ich immer für unnötig, weil ich stets der Überzeugung war, dies ergäbe sich von ganz alleine und sei auch zu Teilen Ergebniss eines Repertoirebetriebes, der zwar Schauspielern die Möglichkeit bittet sich in vielen Rollen zu zeigen, sie aber ebenso schleift und abnutzt.
Anfang vom Ende: kein Interesse am Starkult
@ Bandido: Mein Beitrag galt allein "Sommer". Dass Sie sich anmaßen, für "Sommer" sprechen zu können, wirft ein eher unvorteilhaftes Licht auf Sie, die Sie offenbar davon ausgehen, hier nun die "Meinungsführerschaft" übernehmen zu können (auch in Bezug auf den Kommentar von "Schneider"). Durch diese Vereinnahmung Andersdenkender wird Offenheit nur vorgetäuscht.
Zudem entnehme ich Ihrem Kommentar, dass es Ihnen hauptsächlich um die "Schlachtenbummelei" geht. Im Fussballstadion können Sie sich selbst in der Fankurve inszenieren und Ihre Stars auf dem grünen Rasen bejubeln. Auf einen solchen nicht-selbstreflexiven Starkult lege ich im Theater-Kontext allerdings keinen Wert. Denn das Starsystem folgt allein kommerziellen Interessen.
Schließlich würde ich von Ihnen gern noch näher ausgeführt bekommen, inwiefern Sie die Oberender-Aussagen zur Kehlmann-Debatte für kontraproduktiv halten. Ihre Haltung wird da nicht ganz deutlich. Auch das Kersting-Interview müssten Sie genauer erläutern, um verständlich zu machen, um was es Ihnen hier eigentlich geht.
Anfang vom Ende: echte Unterstützer braucht's
Nach ein paar tagen abwesenheit, zurückgekommen und frage mich, weiß hier irgendjemand noch worum es hier an dieser stelle gehen sollte? Zur Erinnerung: das Schauspielhaus in Wuppertal soll geschlossen werden, nachdem es zuvor seit einem Jahrzehnt mindestens kaputtgespart worden ist. Diese unerträgliche diskussion über ästhetik und ideologie an dieser stelle zeigt leider in welch krankem Zustand die deutsche Theaterlandschaft im ganzen ist. Statt einen Solidarisierung mit den von Kürzungen und Schließungen bedrohten Häusern zu erreichen, brillieren die hier Diskutierenden mit halbgaren Thesen zum wahren und schönen Theater. Diese Diskussion spielt den Entscheidern in die Hände, die Theater für verzichtbar halten. Lieber Christian von Treskow, schalten sie sich nicht in diesem Blog ein, das ist vertane Zeit. Suchen Sie sich lieber Unterstützer, denen das Theater als autonome Kunstform wichtig ist.
Anfang vom Ende: Solidarität mit wem oder was?
Gut. Einverstanden. Aber Solidarität mit wem oder was ? Mit Perückenknüpfern und Tapezierern ? Einer Theaterleitung, die es nicht nötig hat in einem wirksamen demokratischem Medium ihre Position durchzusetzen ?
Anfang vom Ende: wir brauchen Neinsager
@ 65.: Sie haben vollkommen Recht, ich wollte mit meinem Kommentar letztlich auch darauf hinaus, dass es hier angesichts der Schließung eines Theaters nicht um ästhetische oder ideologisch-parteipolitische Debatten gehen kann - Stichwort: Kehlmann. Ich empfinde die Forderung einer staatlichen Bürgschaft bzw. eines staatlichen Rettungsschirms für die Theater dieses Landes als eine politisch dringliche und gerechtfertigte Maßnahme. Wir brauchen keine Jasager, welche sich an die Krisensituation anpassen und den Tod der Theater billigend in Kauf nehmen, um das ganze System zu retten. Wir brauchen wieder Neinsager, welche die Strukturen verändern wollen, auf denen solche nur vermeintlich "richtigen", aber im Grunde allein finanzpolitisch effizienten Entscheidungen beruhen.
66.: Es geht um die Solidarität mit allen am Theater Beschäftigten. Wie weiter oben bereits benannt, dürfen hier eben gerade nicht Menschen gegen Menschen ausgespielt werden. Nur wenn sich alle gemeinsam ihrer Lage bewusst werden und gemeinsam kämpfen, kann sich etwas verändern. Ein Theater ist wie eine Fabrik, welche ohne die Spezialisierung von Arbeitsaufgaben innerhalb eines Produktionsprozesses nicht funktioniert.
Anfang vom Ende: Konsens hilft nicht weiter
Ein Theater ist keine Fabrik, so wie eine Fabrik kein Theater ist. Konsens auf einfachstem Niveau hilft nicht weiter. Auch werden nicht Menschen gegen Menschen ausgespielt, sondern die Theater behandeln ihre Mitarbeiter in vertraglicher und auch anderer Hinsicht unterschiedlich. Der "in Kauf genommene Tod der Theater" ist ein Konstrukt, und selbst wenn, würde dieser Tod nicht das "System" retten. Die Menschen werden sich nicht gemeinsam ihrer Lage bewußt; jeder wird sich seiner Lage selbst bewußt, hoffentlich, und verfolgt dann eigene Ziele, die er nur dann mit den Interessen anderer abstimmt, wenn es beiden dienlich ist, denn es gibt Interessen die sich gegenseitig ausschließen, und dieser Umstand ist fast unausrottbar. - Um das Theater an sich muss man sich überhaupt keine Sorgen machen, da es immer Schauspieler geben wird. Die Frage ist nur: Wo sie unter welchen Bedingungen auftreten. Die meißten Stadttheater, und um die muss man sich sehr wohl Sorgen machen, haben eine staatlich zugesicherte Monopolstellung. Und dieser Alleinanspruch auf die Deutungshoheit "was Theater sei" ist sehr bedenklich.
Anfang vom Ende: das ist gut
wuppertaler im exil, Nicht registriert
stimmt! Gesagt sei nur, dass hier ein paar wenige versuchen, über das heutige Theater zu sprechen. Das ist gut. Und wird auch gut gemacht. Bloss, die, die hier sprechen (resp. schreiben) füllen die Theatersäle nicht. Daher ist "wuppertaler im exil, Nicht registriert" auf der richtigen Seite. Lasst uns alle dem Oberbügermeister Jung aus Wuppertal den Hinweis geben, dass KULTUR endlich nicht mehr zu einer "freiwilligen" Aufgabe der Städte mutiert. Venceremos!
Anfang vom Ende: mal wieder die Denkrichtung ändern
@ 123: Warum sollte ein Theater eigentlich keine Fabrik sein? Ich denke da zum Beispiel an diese schöne Utopie, dass sich alle am Theater Beteiligten als "Kunstarbeiter" im Sinne des Eintretens für die gemeinsame Sache verstehen und ihre eigenen Karriereinteressen hinter das gemeinsam hergestellte "Endprodukt" einer Inszenierung zurückstellen.
Zudem, dass der "Tod" der Theater nicht das System retten kann, das genau ist doch der Punkt. Es wird ja immer suggeriert, dass in Krisenzeiten auch an der Kultur gespart werden müsse, obwohl diese wohl kaum zum Platzen der Finanzkapitalblase beigetragen hat.
Im Übrigen ist Ihre Aussage, dass Menschen sich nicht gemeinsam ihrer Lage bewusst werden, eine Setzung. Man könnte ja auch mal wieder die Denkrichtung ändern und behaupten, dass man zu besseren künstlerischen Resultaten gelangt, wenn sich alle an einer Produktion Beteiligten darüber bewusst werden, dass sie in einem gemeinsamen Boot sitzen. Erzwungene Macht- und Herrschaftsansprüche Einzelner, welche sich nicht mehr für die Gesamtheit aller Bürger einer politischen Gemeinschaft bzw. für die Gesamtheit aller am Theater Beschäftigten verantwortlich fühlen, sollten in Frage gestellt werden.
Schließlich halte ich Ihre These einer monopolhaften "Deutungshoheit" darüber, was Theater sei, selbst für ideologisch. Demgegenüber würde ich sagen, dass das Theater sich in seinen Formen und Inhalten ebenso wandelt wie der es umgebende gesellschaftliche Kontext. Es geht um Entwicklungsprozesse, nicht um Dogmen.
Anfang vom Ende: Unikate statt Serienprodukte
In einer Fabrik werden Serienprodukte hergestellt. An einem Theater sollten Unikate erarbeitet werden. Die Schaffung von Unikaten erfordert es häufig, dass man für Ihre Herstellung spezifische Mitarbeiter bestellt. Hierzu bedarf es der Möglichkeit Menschen frei zu wählen. Von daher stehen zu viele feste Verträge den Anforderungen eines Unikats entgegen.
Anfang vom Ende: denken Sie an Andy Wahrhol!
@ 123: Es geht mir um den Ensemblegedanken. Die Fabrik ist daher nur eine Metapher für die Beschreibung kollektiver Produktionsbedingungen. Ein historisches Beispiel dafür im Bereich der bildenden Kunst ist die "factory" von Andy Warhol.
Anfang vom Ende: das Ensemble hat auch Nachteile
Mir geht es nicht um den Ensemblegedanken. Ich habe mit herausragenden Schauspielern gearbeit und ich habe mit Obdachlosen gearbeitet. Heute schrieb ich einer Obdachlosen ein Gutachten für das Jobcenter und ich wünschte mir sie alle hätten schon lange vergleichbare Budgets und Gagen, wie die Bühnen an denen ich sonst arbeitete. Denn ihre Arbeit ist wichtig. Ein Ensemble kann eine langfristige Geschichte sein. Es kann auch eine "einmalige Zusammenkunft" sein. Beides steht sich gleichberechtigt gegenüber. Das Ensemble hat nicht nur Vorteile; es schließt, wie jede Familie auch immer wieder Mitglieder aus.
Anfang vom Ende: wo ist die Spur des Menschlichen?
"Eine Frage nach möglicher Kontraproduktivität beispielsweise der Oberender-Aussagen bezüglich der Behandlung von SchauspielerInnen und Schauspielern als Erwachsene und das Kersting-Interview"

Liebe Frau Sand -zunächst nur zu Ihnen- !
Daß Sie das, was ich schrieb oder auch nur andeutete bzw. fragte, so lesen können, daß Ihnen dazu die "Vereinnahmung Andersdenkender" oder der Begriff "Meinungsführerschaft" einfallen ... und welch Licht das so auf mich werfe, und daß Sie aus "Schlachtenbummelei" so einen Popanz von Feindbild aufblasen, sorry, das mag fernerhin Ihre Sache bleiben; ich empfinde das als außerordenlich aggressiv und meinen Zeilen schlichtweg unangemessen !
Gut, ich freute mich "naturgemäß" ,auf meine persönlichen Annährungen und Gedanken zum Thema -wie ich es auffaßte- weitergehende Sichtweisen, Vertiefung und auch -durch Sie "indirekt"- Skepsis zu vernehmen: mehr hatte meine "Aufzählung" jener "Namen" beileibe nicht vor; währenddessen meine offenbare Einmischung in Ihre Zeilen an "Sommer" in der Tat nur meiner Unerfahrenheit mit dem Medium geschuldet ist. Sollte ich hier Regeln verletzt oder mir Raum angemaßt haben, so tut mir das aufrichtig leid.

Allgemein:
Das besagte Kersting-Interview, das ich hier nicht referieren werde, befindet sich in der dritten Nummer der "Deutschen Bühne" des Jahrganges 2006 (mit dem Schwerpunkt "Theater der sozialen Aufmerksamkeit").
Es spitzt sich zu Sätzen zu wie "Und wenn dann diejenigen, die jetzt noch auf das Theater achten, dort dieselbe vulgäre Quotenästhetik wie im Bezahlfernsehen finden, werden sie sich abwenden. Das Theater muß sich darüber klar sein, daß es das Medium einer Minderheit, einer Elite ist. Es muß sich um die bemühen, die über die Intelligenz, den Geschmack, die Bildung, die Zeit und das Geld verfügen, um sich mit theatralischen Mitteln sinnvoll mit der Welt auseinanderzusetzen."
Wohlgemerkt, ich hatte überhaupt nicht vorgehabt, ein "Plädoyer für das Mittelmaß" zu halten, wurde ich da vereinnahmt mit der Zugabe dieses "Titels" ?? -das fragt sich dann komischerweise keiner...?-da sich dieses in der Tat von selbst einstellt und realistischerweise eben auch nicht alle zwei,drei Tage große Würfe entstehen -weder in freieren Gruppen noch in Ensembletheatern eigentlich-(und dennoch ist eben eine breite Mitte die beste Grundlage dafür, daß Spitzenleistungen erbracht werden können und andererseits niemand ausgegrenzt und abgehängt wird) ich sehe sehr deutlich das Problem der "Abiturstücke" rauf und runter, der Liederabende, der Forderung nach "schönen, gewissenberuhigenden"
Theaterabenden, sehe aber nicht minder auch das, was Kersting ebenfalls anspricht, die Tendenz in zahlreichen neueren Stücken bzw. Produktionen gewissermaßen Ideologien zu bebildern, das Stück zum Bestseller, zur "Zeitgeistsau", die durch das Land getrieben wird ("Machen wir mal was zur Integration") oder das Stück zum Mitleiden (mit den Erniedrigten und Beleidigten) zu schreiben; und das zielt dann schon auf die Frage, wann "uns" so zum letzten Mal ein Abend richtiggehend getroffen, infragegestellt, beunruhigt hat,
ja, welche Abende es überhaupt noch riskieren, möglicherweise ein Publikum vor unbequeme Jetztzeit-
befunde zu stellen quasi Aug in Aug ... durch das Spiel
(ein alter Schlegelbegriff vom Schauspiel: "Die praktische Reflektion des Menschen seiner selbst").
In den Stücken von Simon Stephens beispielsweise finde ich dergleichen, was bei Kersting als "Spur des Menschlichen" (der Titel des Interviews ...) erscheint; auch ein Stück wie Lutz Hübners "Für alle das Beste" ist ein gutes Beispiel für heutige Spielchancen für die Theater.
Anfang vom Ende: Warnung vor beliebigen Parolen
Fortsetzung:

Freilich wird dann wieder jemand einwenden: Komm zum Punkt, und es geht doch um die Schließung von Theatern !!
Ja, geht mir auch darum; und ich habe zumindestens die Kommentatoren "Sommer" und "Schneider" so verstanden, daß sie meinem Gedankengang dieses Bemühen auch "zubilligen" -was Frau Sand offenbar nicht so recht tut-.
Herr Oberender hat in dem Interview mit Peter Michalzik sinngemäß gesagt, "man" müsse (bis auf wenige Ausnahmen) nach Antwerpen oder Riga fahren, um Schauspieler agieren zu sehen, die als erwachsene Menschen behandelt werden, um dann auch wie erwachsene Personen vor erwachsenen Personen (dem Publikum) zu spielen. Ich stellte daraufhin nun an verschiedenen Stellen -wohlgemerkt- die Frage (!), ob dergleichen nicht dazu führen könne, streichungswilligen Politikern wunderbar als Vorwand zu dienen, ihre unverantwortlichen Vorhaben in die Tat umzusetzen (wenn Sie denn überhaupt auf derlei "Vorwände" meinen greifen zu müssen, denn es ist fraglich, ob noch so stichhaltiges Argumentieren in dem einen oder anderen Fall wirklich geholfen hätte haben können, es waren ja auch nicht irgendwelche besonderen "Piefbuden", die da so geschlossen worden sind -ua. das Schillertheater in Berlin und das Kleist-Theater in Fankfurt/Oder - , und ob die Qualitätsfrage da ernsthaft erwogen wurde...).
Im übrigen schätzte ich die Lage für das deutschsprachige Theater auch günstiger ein, bei allen Problemen; und dann freue ich mich schon aufrichtig, wenn an einem so ständig bedrohten Haus wie Rostock ein Abend wie "Alles offen" so außerordentlich gut gelingt, um nicht immer nur diesen Abend in Weimar zu erwähnen ... und sehe meine "Schlachtenbummelei", die alles Andere ist als Starkult, bestätigt (zum Begriff des "Schlachten" (war ja auch ein Theaterabend)-Bummelns gehört dann in Rostock freilich auch das Bummeln (z.B. ein Spaziergang von Warnemünde nach Graal-Müritz oder eine Fährfahrt nach Gedser (auf Falster)): Theaterausfahrten -ein wenig am auswärtsspielreisenden Fußballanhänger orientiert- sind eine feine und ernsthafte Sache zugleich (und es dürfen natürlich alle wieder vollmundig mit allerlei Fußballanalogien kommen, aber dem Bandido wird seine ganz harmlose gleich um die Ohren gehauen: Frau Sand, fragen Sie lieber den Khoun, warum er sich beim DT-Antritt über eine etwaige Wahlentscheidung zwischen Hertha und Union ausläßt, hätte ja auch Türkyemsport, Babelsberg, Cottbus oder -der Gysi saß ihm gegenüber, nahe lag das ja- Dynamo (der Nordosten gefällt ihm doch so gut ...) erwägen können; also kommen Sie dem mit "Ihrem" Starkult) !
Und, warum ich den Kersting-Artikel noch erwähnt hatte, neben der hier im Theater-Schließungsstrang schon desöfter gefallenen "Elite-Problematisierung", war seine Stellungnahme zu allerlei Aussagen , die herbeigeschworen wurden, um das Schillertheater zu retten, Kersting: "Theater sei eine "Form des Einspruchs gegen den Gebrauch der Macht." Theater sei "Erhaltung der Utopiefähigkeit", sei "Schutz vor den Verletzungen des Geistes und des Körpers", sei "moralische Lehre", sei "Eingang ins Zwiellicht des Verborgenen und Unerreichbaren", sei "Überlebensversuch"- also das sind wirklich die Nachklänge einer postmodernen Beliebigkeit: Alles, was einmal mit dem Glanz des Hohen, des Edlen und des Hehren verbunden war, das wurde hier zusammengepackt." ... (und kurz später setzt Kersting hinzu):"Und im übrigen: Kein Politiker läßt sich heute noch von solch hohlen Formeln beeindrucken und davon abhalten, das nächste Theater zu schließen."
Die Gefahr, die im Kersting-Text offen zutage tritt, nämlich die letztlich hilflose Verwendung recht beliebiger Parolen, auf die eben kein streichungswilliger Politiker hören wird, ist vermutlich in sehr vielen gutgemeinten Aktionen gegen Theaterschließungen überaus real; die Verbindung zur Formel der "Schrumpfform linker Ideologien" ist dann auf unangenehme Weise schwer abzuwehren ... .
Anfang vom Ende: Kunst öffnet Denkräume des Politischen
@ Bandido: Es mag komisch klingen, aber ich erkenne in Ihren überlangen Kommentaren weiterhin nur schwerlich den Fokus. Sie springen von einem Thema zum anderen und verfolgen keine klare Argumentationslinie. Mir scheint daher, dass es Ihnen hier in erster Linie überhaupt nicht um die Schließung des Wuppertaler Theaters, sondern vielmehr um Ihre eigene Selbstdarstellung geht.
Die von Ihnen genannten Formulierungen von Kersting, was Theater heute sein könne, empfinde ich nicht als hohl und beliebig. Die Zeiten haben sich gewandelt, in denen das Theater mit linken "Parolen" ideologisierte. Ich halte es für falsch und dem heutigen Gesellschaftskontext auch völlig unangemessen, das Theater als Medium der Imitation oder Antizipation von Politik sehen zu wollen. Nein, die Kunst IST die Politik, insofern sie neue Denk- und Erfahrungsräume des Politischen eröffnen kann. Politische Agitation findet auf der Straße statt.
Anfang vom Ende: sublimere Form des Lebens
Die Kunst ist eine höhere, sublimere Form des Lebens, insofern sie neue Denk- und Erfahrungsräume für Menschen öffnen kann. Die Politik hinkt im besten Falle diesen Entwürfen hinterher, falls sie denn in diesem Theatersystem zustande kommen.
Anfang vom Ende: im Sumpf des Dumpf-Tonlosen
Und nur wenige Worte zu dieser leidigen Glorifizierung des Mediokren: Der Gran von Schlechtem zieht das Edle hinab in seine eigene Schmach. – Man stelle sich nur so ein breiiges und mittelmäßiges Orchester vor, aus dem sich eine brillante, virtuose erste Geige ständig hervor zu quälen sucht und doch immer wieder im Sumpf des dumpf Tonlosen ohne jede Resonanz versinkt.
Anfang vom Ende: der Bürger Treskow
Und dann diese immer wiederholte fast schmerzende Idee die Theater sollten gleich den Banken unter einen staatlichen Schutzschirm gestellt werden. Was für ein kurioses Paar ! Möge die Ehe gelingen ?! – Soll doch der Bürger Treskow einfach die zurückgestellten 16 000 000,00 Millionen Euro für die Sanierung nehmen und ein neues Theater eröffnen, welches mit einem Etat von 8 900 000,00 Millionen Euro arbeiten kann; und aus dem jetzigen Schauspielhaus machen die Stadtväter eine Sparkasse für die Kommunen des Landes.
Anfang vom Ende: Theater und Banken zuerst
Früher hieß wenigstens noch „Kinder und Frauen zuerst in die Rettungsboote“. Jetzt „Theater und Banken“?! Stellt doch Kinder, Alte und Schwache, die Opfer der Gesellschaft unter einen Schutzschirm und bespielt sie mit guten Theater. Gebt den Kindergärten und Schulen Geld und unterrichtet die Heranwachsenden, so wie ich es jeden Tag lang vier Stunden tue, um ihnen die „deutsche Klassik“ näher zu bringen. – Ja, gut...jetzt werde ich allmählich wirklich zornig.
Anfang vom Ende: lieber nach Brechts Lehrstücktheorie
@ 123: Warum denn immer im Ausschlussprinzip denken? Kultur, Bildung und Soziales sind für mich die drei wichtigsten Grundlagen einer funktionierenden politischen Gemeinschaft. "Die Opfer bespielen"? Na, das klingt ja toll. Da plädiere ich lieber für das Theaterspielen nach Brechts Lehrstücktheorie, und zwar im Sinne einer Lebenskunst. In der aktuellen "Theater der Zeit" (12/2009, H.12) finden Sie einen interessanten Themenblock dazu, beginnend mit Tim Etchells' postdramatischer Vorlage "That Night Follows Day".
Anfang vom Ende: Ausschlussprinzip?
@ versandet. Wo sehen Sie bei mir ein Ausschlussprinzip ? Wo ?!
Anfang vom Ende: Bandido @Sand + @123
"Kein Fokus ? - "Leidige Glorifizierung des Mediokren ??"
Frau Sand !
Was "überlang" ist, das wissen Sie offenbar für alle anderen Personen gleich mit; ob die auch anders denken als Sie ??, das denken Sie dann vielleicht auch gleich mit.
Geht mir persönlich, das stimmt, schon etwas allgemeiner nicht "nur" um die Schließung eines bestimmten Theaters; im übrigen wäre es ganz fair von Ihnen, von mir als Frage aufgeworfene Dinge auch dementsprechend zu behandeln und nicht mit allem anderen auf der Suche nach einem "Fokus" zu vermengen, um dann das von mir -ua. Ihnen- zur Antwort (vielleicht zu lang, sei es drum, hier besteht die Möglichkeit, auch umständlich zu schreiben) Gegebene willkürlich -geradezu nach einem Zwangssystem- zu einer Masse einzudampfen, um dann wiederum im Grunde garnicht auf das von mir Gefragte bzw. Geschriebene mit einiger Sorgfalt einzugehen: stattdessen halt wieder der nächste "Gassenhauer": Es ginge mir wohl um Selbstdarstellung.
Wenn aber Sie derlei Gassenhauersprache für angebracht und angemessen und nicht-anmaßend halten, dann wird die "Datenautobahn" an dieser Stelle halt doch sehr schnell zu einer Art "Straße politischer Parolen", wobei ich hinzufügen muß, daß Kersting in dem Text auf die Beliebigkeit dieser Formeln hinweist; und darin stimme ich ihm zu. Die Konsequenzen, die Sie mir in den Mund legen -von allerlei Antizipation und Imitation des Politischen ...-, sind nicht zwingend; die Dramatiker bzw. Dramen, die ich heranzog, sind wohl auch schwerlich in diesem Sinne zu begrenzen. Geben Sie sich mehr Mühe, Frau Sand, Sie hätten auch meinem Verweis zu den Kehlmann-Diskussionssträngen verfolgen können, dann müßte ich mich jetzt nicht annährend wiederholen. Sie geben anderen Personen ja auch Leseempfehlungen; Sie hätten also das Kersting-Interview ebensogut lesen können wie 123 nun den TdZ-Artikel von Ihnen anempfohlen bekommen, vielleicht ja auch schon längst gelesen hat.

Zu 123:
Sie werden mit dieser Phrase von der "leidigen Glorifizierung des Mediokren" -wohlgemerkt, "Plädoyer fürs Mittelmaß" wurde mir beigegeben- schlicht und ergreifend mindestens den drei Theaterabenden, die ich hier stellvertretend für viele andere nannte, schlichtweg nicht gerecht, ... ich hoffe, um es kurz zu machen, daß Ihnen das irgendwann zu Bewußtsein kommt.
Anfang vom Ende: Lehrstücke unter Ausschluss der Opfer?
@ Sand. Da spitzt man dann vor der Bettruhe doch noch mal kurz seine Ohren. Lehrstücke aufführen: Ja. Aber bitte unter Ausschluss der Opfer ? – Ich finde schon, man sollte die Opfer dieser Gesellschaft an ihr teilnehmen lassen. - Und wen wollen Sie dann mit diesen "Arbeiten" wachrütteln ?
Anfang vom Ende: Missverständnis und Nachfrage
@ 123: Oh, entschuldigen Sie bitte, da habe ich Sie wohl missverstanden. Ich habe Ihren Kommentar so gelesen, dass Sie die Rettung von Theatern gegen die soziale Arbeit mit den "Opfern" (im Übrigen gefällt mir dieser Begriff nicht, denn er stigmatisiert, deswegen setze ich ihn in Anführungszeichen) ausspielen wollen. Sie meinten anscheinend aber doch die Verbindung des Kulturellen mit dem Sozialen. Darauf zielte mein Verweis auf die Lehrstücke ab, welche nach Brecht auch ohne Publikum funktionieren, weil sie auf das Durchspielen und Erproben von bestimmten Haltungen und Perspektiven und damit auf die Veränderbarkeit von Gesellschaft und der eigenen Verortung darin abzielen. Der Begriff des "Bespielens" klang mir zu passiv.
@ Bandido: Es ging darum, dass die Länge Ihrer Kommentare das Verständnis nicht unbedingt befördert, jedenfalls für mich nicht. Vielleicht verstehen andere Sie ja besser. Auch kann ich auf Ihre Kommentare nicht genauer eingehen, weil Sie nicht ausführen, worum es Ihnen bei der Nennung der Inszenierungen in Rostock und Weimar bzw. der Stücke von Stephens und Hübner eigentlich geht. Da fehlt mir der Fokus, auf welche übergeordnete Thematik Sie damit hinaus wollen.
Zudem komme ich nicht eben mal an die "Deutsche Bühne" Jg. 2006 heran und kann daher auch nicht besser nachvollziehen, was genau Sie an dem Kersting-Interview für unterstützens- bzw. für kritisierenswert halten.
Was an meinem Begriff der "Selbstdarstellung" allerdings so gassenhauerisch sein soll, dass entzieht sich meinem Verständnis. Ich hatte bloß den Eindruck, dass es Ihnen hier gar nicht um das Theater geht, sondern um Ihre eigene persönliche Situation, welche Sie auf den heutigen Bühnen zu wenig berücksichtigt finden. Und schließlich sind das eben doch ästhetische Fragen und darum sollte es beim Thema der drohenden Schließung von Theatern gerade nicht gehen, denn die Kunst ist frei.
Anfang vom Ende: großes Theater an kleinen Häusern
@ Bandido. Ich habe viele sehr gute Aufführungen an kleinen Theatern gesehen. Nehmen wir nur eine heraus, den „Galilei“ mit Josef Ostendorf in Moers, Regie Holg Freytag vor über ich weiß nicht wie vielen Jahren. Natürlich gibt es das. Hoffentlich auch heute noch. Aber diese Abende waren nie mittelmäßig. Sie fanden nur an kleineren Theatern in kleineren Städten statt, aber sie waren „großes Theater“. Und aus ihnen gingen gute Schauspieler hervor, die sich auch an größeren Häusern durchsetzen konnten.
Anfang vom Ende: Wider verbürgerlichte Verhältnisse
@ g.sand

wie ich sehe haben sie sich schon in viele andere diskussionen verstrickt...
ich wollte zu dem was sie da schrieben auch kaum noch etwas sagen, ärgerte mich dann aber doch darüber, dass sie es "bedenklich finden" wenn ich heiner müller in diesem zusammenhang zitiere... ich zitiere also falsch.
das gegenteil ist richtig. im vollen satz heißt es darüberhinaus : "die künstler sollten in sich gehen und warten..."
wie finden sie denn die tatsache, dass b.brecht zu beginn seiner arbeit eine art von arbeitertheater vorschwebte und praktizierte. die schauspieler arbeiteten nebenbei um ihr leben zu finanzieren.
der festangestellte schauspieler ist also erstmal eine maßnahme des bürgertums woraufhin der schauspieler verbürgerlichte und von da an (meistens) in einer welt lebt, die mit der normalen arbeitswelt recht wenig zu tun hat. zudem wurde er in ein haus gesperrt und war von da an vom zuspruch! des bürgertums abhängig.
warum muss theater immer in solchen seltsamen häusern stattfinden?
wäre es nicht sogar hilfreich für einen schauspieler und regisseur sich unabhängig vom zu oder widerspruch machen zu können... dass man also die situation vermeidet, dass nichterfolg zur existenzbedrohung wird.ist nicht erst dann wirklich "kunst" möglich weil sie erst dann ein ernsthaftes,freiwilliges!, interesse voraussetzt?
man könnte doch in diesem zusammenhang vom jetzigen theatersystem auch von einer hochsubventionierten unterhaltungsindustrie reden. aber dann sollte man auch ehrlicherweise damit aufhören immer so moralisch den deutschen künstler zu schützen. der setzt sich sowieso durch wenn er es ernst meint mit sich.
Anfang vom Ende: Oper Genussmittel für gehobene Stände
@ sommer. Und ich füge noch hinzu: Wie die Opernhäuser heute größtenteils betrieben werden, sind sie doch eigentlich der Genussmittelindustrie für gehobene Stände zu zuschreiben, und ein Besuch eine Art Statussymbol für ihre Kunden, und sollten von daher nicht subventioniert, sondern besteuert werden.
Anfang vom Ende: Dieses Theatersystem ist obsolet
Kein Widerspruch. Nirgends. Hier sind genügend Vorschläge gemacht worden. Ich verabschiede mich aus dieser Debatte. Die Entscheidungsträger halten sich doch die Bäuche vor Lachen, weil sie sich noch sicher fühlen, wenn sie die Kommentare hier lesen. Und ich ende mit: Dieses Theatersystem ist obsolet und um so ephemer wie diejenigen, die sich einzig noch darin aussprechen.
Anfang vom Ende: Sie sind doch auch Bürger, oder?
@ sommer: Und was haben die Künstler bzw. was hat die politische Gemeinschaft davon, wenn die Künstler "in sich gehen"? Welche Konsequenzen nach Heiner Müller folgen Ihrer Meinung nach daraus?
Brechts inhaltliche Verortung im marxistischen Diskurs ist mir natürlich bekannt, aber hier stellt sich für mich die Frage, ob man im aktuellen Kontext überhaupt noch ungebrochen von der kommenden proletarischen Revolution sprechen kann.
Ausserdem, Ihre Idee in Ehren, aber ich würde sagen, dass das heutige Theater nicht ohne eigens dafür ausgebildete Schauspieler und weiterhin am Besten im abgeschlossenen Raum funktioniert. Das hat für mich auch nichts mit Ihrem altbackenen Feindbild des "Bürgertums" zu tun. Sie sind doch auch Bürger der Sie umgebenden Gesellschaft, oder?
Schließlich, lassen wir die vierte Wand lieber stehen, denn, Zitat Carl Hegemann: "Ich glaube der Wunsch, die vierte Wand zu durchbrechen, ist auch ein narzißtischer. Regisseure, die nicht nur auf der Bühne inszenieren wollen, sondern über die Bühne hinaus wirksam sein wollen, sind noch narzißtischer als Regisseure gewöhnlicherweise schon sind." Also nicht sozialistischer Realismus, sondern Realität, welche über den Prozess des Spiels auf der Bühne allererst hervorgebracht wird und alternative Denkräume des Politischen eröffnet (wie oft soll ich das noch schreiben, bis es stimmt ;-).
@ 123: Jetzt werden Sie bitte nicht naiv. Warum plötzlich diese unreflektierte Vorwandhaftigkeit in Ihrer eigenen Argumentation? Damit entlarven Sie sich nur selbst in Ihrer eigenen Intoleranz und Ihrem fehlenden Respekt gegenüber Andersdenkenden. Zudem folgt die Oper doch weniger dem Prinzip der Repräsentation, als vielmehr dem Gefühl (Musik, Gesang). Gegen die reine Vernunft, mehr Emotion!
Anfang vom Ende: Eine Geige namens Pollesch
Zu den gefallenen Begriffen "Fabrik" und "Geige"

-123 und Frau Sand, ich werde mich zu Ihren neueren und für mich immerhin wohltuend als "freundlicher" empfundenen Einträgen an mich noch gesondert -und möglichst fokussiert- befassen, ... muß aber gleich zur Nachtschicht, und auf dem Fußweg zu ihr gingen mir Ihre "Fabrik" und Ihre "Geige" nicht aus dem Kopf-

"Extrakt" aus Dostojewskijs "Dämonen" in etwa:
Titel: "Das Werchowenskij-Gambit" oder "Eine Geige namens "Pollesch"
Motto: "Shakespeare, was sollen wir mit Shakespeare, was die Leute brauchen, das sind Schuhe, also gibt es ab morgen nur noch Schuhe"

Theater sollten sich wohl in der Tat mehr miteinander kurzschließen und solidarisieren: Mag sein, daß die nicht streiken dürfen: Aber Stücke ab- oder aussetzen und andere spontan ansetzen, das können sie: Also: man könnte ja auch an allen Stadttheatern eine "konzertierte Aktion" starten und überall versuchen, nur noch Pollesch-Abende spielen zu lassen -bis die Wuppertaler Streichungs- und Schließungspläne vom Tisch sind. Das würde dann gewiß auch nicht lange gut gehen, ... man würde aus allen möglichen Städten der Republik Politiker immer dringlicher auf die Verantwortlichen in Wuppertal einreden hören: "So laßt dann halt die Finger weg vom Schauspiel, ist eh unfair gegenüber einem neuen Intendanten, dann haben wir den Pollesch wieder in Berlin, wo er gut ist, und hier, wo er mittelmäßig ist, haben wir ihn vom Hals."
Anfang vom Ende: Opern-Ironie, oder?
@ 123: Ach, 123, das mit der Oper meinten Sie wahrscheinlich ironisch, oder? Verzeihen Sie bitte, in dem Fall habe ich Sie leider schon wieder missverstanden. Das Verstehen ist eine Tragödie.
Anfang vom Ende: nur Pollesch wäre Diktatur der Kunst
@ Bandido: Wie kommen Sie jetzt gerade auf Schuhe? Und wenn alle Theater nur noch Pollesch spielen würden, dann wäre das ja auch schon wieder die Diktatur der Kunst. Für eine lebendige, solidarische und lebenspraktische Kultur brauchen wir Differenzen in ihrer Darstellung. Es geht um die Kontingenz von Welt- und Selbstentwürfen.
Anfang vom Ende: Selbstausbeutungs- Traumland USA
pollesch ist doch der neoliberale totengräber des theaters. der macht doch von st.pölten über zürich bis hamburg alles für geld. das ist nett, witzig und in realiter null diskursiv. den lieben die politiker, weil er so nett harmlos ist. für sommer und123: gehen sie nach usa, dort sind ihre theaterträume alle in erfüllung gegangen: selbstausbeutung, 25 h stunden tag, kein bühnenbild, realistische, brave stücke, damit überhaupt leute kommen...
Anfang vom Ende: wir sind neoliberaler
das ist so leider nicht ganz richtig. Dort sind zum Beispiel Schauspieler und Sänger gewerkschaftlich ordentlich vertreten mit festgelegten Pausen und Arbeitszeiten und Pausen. Man kann das als wenig förderlich für die Kunst erachten, aber hier geht es in diesem Punkt sehr viel neoliberaler zu.
Anfang vom Ende: gemeinsames Süppchen kochen
"Ein wenig ratlos"

- Frau Sand: Auf "Schuhe" kam ich im Zusammenhang mit fabriktechnisch hergestellter Alltagsware; in Dostojewskijs "Dämonen" sagt diesen Satz Piotr Werchowenskij zu seinem "altliberalen" Vater. Und ich will auch nicht ernsthaft, daß überall Pollesch gespielt wird, zumal seine Stücke wohl an ihn gebunden sind ...,
ich wollte die Frage in den Raum stellen, ob es eine ernsthafte Solidarität der Theaterhäuser untereinander gibt oder an dieser Stelle wirklich jeder lieber sein eigenes Süppchen kocht; und ich wollte, ein wenig naiv im Vorschlag sicherlich (aber der ließe sich möglicherweise, um einmal Druck auf die Politik aufzubauen, -z.B. auf NRW-Theater begrenzt und nicht unbedingt mit "Pollesch"-Stücken als "Waffe"-modifizieren -zudem wollte ich mal eine Geige im "Sumpf" etwas anders aufbauen, mag sein, "selbstdarstellerisch") wieder auf Wuppertal und auf die Frage zurückkommen, was wir alle (als Einzelne und/oder sich/einander Findende) tun könnten, um da ganz konkret zu helfen !
Mitunter erscheint es mir ja eher so zu sein, daß sich die Häuser in etwa so beäugen wie die antiken griechischen Stadtstaaten !
Ich denke jedoch, wir (!) täten gut daran, unverantwortlich agierender Politik ein starkes Zeichen zu setzen: unter der Zurückstellung sonstiger theaterpolitischer Interessen (vom "konservativen Backlash" wie es an anderer Stelle, einem anderen Thread, heißt, bis zu den Aktivitäten der sogenannten "Gießener Schule" (die aber wohl doch überall irgendwie Postdramatik sehen will, ... oder).
Anfang vom Ende: Raus aus dem Topf!
@ Bandido: Wie kommen Sie bloß immer auf die "Dämonen"? Und was meinen Sie mit "eine Geige im Sumpf selbstdarstellerisch aufbauen"? Jetzt bin ich auch ratlos.
Und dass jedes Theater sein eigenes Süppchen kocht, das ist kein Geheimnis. Finde ich auch schade. In der umgebenden Gesamtgesellschaft verhält es sich für mich allerdings genauso. Irgendwie kocht doch auch da jeder sein eigenes Süppchen, indem er zum Beispiel den eigenen Arbeitsplatz ängstlich gegen die Konkurrenz verteidigt. Dabei könnte man sich ja auch solidarisieren und eine gerechtere Verteilung von Arbeit und daran anknüpfender Entlohnung als politische Forderung aufstellen. Ein immer größer werdender Anteil von Menschen arbeitet in prekären Jobs, wohingegen andere das Geld für sich arbeiten lassen, woraus dann diese komischen Seifenblasen entstehen, welche natürlich irgendwann zerplatzen müssen und alle anderen mit sich in den Abgrund reissen. Finanzkrise und Casinokapitalismus. Man könnte sich weiter fragen, in welchem Verhältnis Profit und Verlust hier zueinander stehen bzw. wie diese Parameter in Bezug auf alle Bürger einer politischen Gemeinschaft verteilt sind. Wenn der Anteil der Anteillosen immer größer wird, na dann gute Nacht. Raus aus dem Topf!
Anfang vom Ende: Theater ist freiwillig
ach...
ganz ehrlich...ich hab jetzt keine lust mehr groß inhaltlich zu diskutieren. auch nicht mehr mit ihnen herr sand. die argumente wurden ausgetauscht und damit gut.
mein gefühl sagt mir nach wie vor, dass es falsch ist so zu produzieren...für diese art von publikum zu produzieren...und nur wegen panikatacken aus sorge um die eigene existens werde ich für diese form theater zu machen nicht demonstrieren oder mobil machen.
es gab mal einen aufkleber da stand drauf "theater muss sein". ich glaube theater ist freiwillig.
hört sich irgendwie positiver an...lustvoller...kreativer.und so kam ich auch dazu; im grunde aus notwehr gegenüber allem was mich störte.
und wenn das bei mir nicht da ist, wenn da nur UAs von uns jungen gemacht werden sollen, wenn da angefangen wird zu vermarkten oder für die kantine oder die "Theater Heute" zu produzieren kann ich eh nicht arbeiten.
also s..... drauf!
Anfang vom Ende: Künstler als Serienproduzent
@ Sommer: Schade, dass Sie so früh aufgeben. Und da zeigt es sich für mich mal wieder. Mit wechselseitigen Vorurteilen kommt niemand wirklich weiter. Ihren Begriff der Notwehr empfinde ich als übertrieben und unpassend, weil Sie vom Theater ja nicht an Leib und Seele bedroht werden, oder? Zudem muss sich jeder Künstler vermarkten, wenn er mit seiner Kunst wirklich Geld verdienen will. Andy Warhol hat das ganz klar ausgestellt. Er versuchte, die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, das heisst zwischen kommerziell angewandter Kunst (Werbung, Design) und bildender Kunst (Hochkultur) aufzuheben. Man kann mit diesem Image des Künstlers als Serienproduzenten auch spielen.
Anfang vom Ende: Üblichkeiten helfen nicht
Aha, Volksnähe demonstrieren, indem ich mich selbst so verhalte, wie es "draußen" üblich ist und mich sonst stört ..., "Sommer"-Theater

- Frau Sand !

123 hat etwas zu einer Geige im Sumpf geschrieben, und ich habe dieses Bild gewendet: Wenn Sie das nicht zu lesen verstehen, wird es schwierig. Die "Dämonen" passen da wirklich vortrefflich, zumal "Ursache" und "Wirkung" in dieser Debatte manchmal sehr merkwürdig durcheinandergehen: Durch das "theaterpolitische Milieu", in das ich mich zu meinem Eingang in diesen "Thread" leidlicherweise wieder einmal - siehe Kehlmann! - versetzt sah (im übrigen begann bereits Herr von Treskow, sich (meineserachtens) zurecht entschieden gegen das Stadttheater-Bashing auszusprechen, das sich schon sehr früh in diesem Strang abzeichnete) entsteht so ein Grundgefühl, nach dem "man" seine Brille sich zweimal aufsetzt ... .
Glauben Sie ernsthaft, dem Wuppertaler Theater solidarisch gegenüber sein zu können, indem Sie sich lieber so verhalten, wie es sonst so üblich ist, also z.B. wie bei Zehntausenden, die im Stadion, und Millionen, die vor den Bildschirmen, einem perversen Totenkult huldigen...???: gerade gegen diese Üblichkeiten haben Sie doch zuvor geschrieben - ... und da soll einer nicht auf die
"Dämonen" kommen (aber kurz nach dem TdZ-Artikel, den Sie erwähnten, läßt sich Showcase beat le Mot über das "satanische" Medium Theater aus ...: also wiederum, warum darf nur der "Bandido" nicht ??).

- Herr Sommer !

Fände ich auch schade, wenn Sie jetzt gehen, zumal Ihre Argumentation ja nicht tot wäre, wenn zuvor das Wuppertaler Schauspiel gerettet sein würde (was natürlich ein wenig übertrieben erscheint, daß dergleichen aus diesem Thread heraus bewerkstelligt werden könnte ...). Aber ganz wasserdicht ist das "Lieschen-Müller"-Argument nun auch wieder nicht: Was soll eine Hartz-IV-Empfängerin mit dringenderen Problemen sich mit Theatern bzw. deren Schließung beschäftigen, hat ja sonst nichts mit ihr zu tun ...: also das ist barer Utilitarismus (wenn das "Sommer"-Theater, das dann gewissermaßen nach dem Stadttheater zu denken ist, so ansetzt, dann ist mir die größte Stadttheater-Piefbude lieber): Haben auch die meisten Menschen nichts mit höchstseltenen Krankheiten zu tun, ob Ackermann oder Hartz IV, haben diese Krankheiten nichts mit dem Alltag der allermeisten Menschen zu schaffen im Grunde; dennoch wird zum Glück - aufwendig und teuer und Fortschritte erzielend in diesem Zusammenhang geforscht ... .
Anfang vom Ende: ideologische Denkmuster
@ Bandido: Kommen Sie doch bitte erstmal von Ihrem ideologisch vereinfachenden Denkmuster des "wir Arbeiter" gegen "ihr Bürgerlichen" runter. Respektieren Sie doch erstmal, dass Andere vielleicht anders leben (können) als Sie, deswegen aber trotzdem "auf Ihrer Seite" stehen können. Es geht einzig und allein um die politische Haltung, nicht um solch banale Vorurteile wie die Ihrigen, dass ich angeblich von irgendwelchen inneren kapitalistischen "Dämonen" geplagt würde, welche mir also ausgetrieben werden müssten.
Wie entstehen eigentlich solche "Weltbilder", ohne noch den einzelnen Menschen dahinter sehen zu wollen? Sie entstehen über Projektion der eigenen ideologischen Sicht auf Andere, ohne dass man sich tatsächlich mal mit den Argumenten der Anderen auseinandersetzt. Pollesch parodiert diese ideologischen Blickschranken, indem er schreibt: "Du hast ein ganz anderes Leben / und das macht mich fertig!" Ja, respektieren Sie die Differenzen zwischen allen Bürgern einer politischen Gemeinschaft, welche trotzdem für dasselbe Anliegen kämpfen können. Wenn Sie die Beziehungen zwischen Menschen allein von deren Liquidität abhängig machen, dann betrachten Sie sie allein vom monetären Gesichtspunkt ausgehend. Aber genau dagegen wollen Sie doch angeblich ankämpfen, gegen diese Prägung unserer Beziehungen allein durch materielle Werte. Ich finde, das klingt paradox, aber machen Sie ruhig weiter so. Solidarität funktioniert so allerdings gerade nicht, wenn Sie hier von vornherein manche Menschen von der bürgerlichen Fähigkeit zur Solidarität ausgrenzen wollen. Wechseln Sie doch mal wieder die Denkrichtung!
Das Showcase Beat le Mot-Interview habe ich übrigens auch gelesen. Da wird das Satanische allerdings mit "Uneindeutigkeit" verbunden, das heisst, dass sie sich als Performer eben gerade nicht auf eine Seite (zum Beispiel die kapitalismuskritische) schlagen. Sie arbeiten mit Begeisterung für "das Böse", distanzieren sich aber zugleich davon. Lesen Sie genauer!
Anfang vom Ende: Vorkoster braucht es nicht
1.-"Klassenkampf", bei mir ?, das ist dann schon komisch
2.-wo das "Kontraproduktive" so lauert

1: -Liebe Frau Sand !
Gegen den Eindruck, daß Sie und ich ganz offenkundig Texte anders lesen, anders verstehen, kann ich nichts sagen: das ist wohl so.
"Uneindeutig" und "Satanisch", bedingt einander dergleichen ?, finde ich gerade nicht ...; vermute sogar, daß eher wirkliche Ideologen bzw. Dogmatiker derlei Zusammenstellungen begünstigen oder dabei verkrampfen. Mich betrifft das nicht ! Und von "Wir-Arbeiter" und "Ihr-Bürgerlichen" war bei mir nicht im Ansatz die Rede: das ist ein Sturm im Wasserglas, den Sie da entfachen, schade, denn ich vermute nach wie vor, daß uns eines verbindet: daß es uns um diese Theaterschließung geht !!

2.: - Lieber "Wuppertaler im Exil" !
Als Sohn eines Exil-Bulgaren verstehe ich Ihr Diktum "Lieber Herr Treskow, ... es lohnt sich nicht... !" nicht.
Erstens denke ich, daß es nicht eine Intendantin, nicht einen Intendanten hierzulande gibt, der auf nachtkritik de. eines Vorkosters bedarf.
Zweitens finde ich es befremdlich, den Begriff des Kontraproduktiven (den ich nicht gepachtet habe) hier und angesichts eines Diskussions- und Themenannährungsstranges (wie ich ihn auffasse) zu finden und nicht zu all den "Oberendereien" ("Flohbär" läßt sich im Kehlmann-Strang beispielsweise auch dazu vernehmen) im Umfeld.
Dabei ist vermutlich gerade Ihr pragmatischer Ansatz vonnöten, nach dem der Bürgermeister von Wuppertal in der Tat einen politischen Druck erfährt, am besten von mindestens allen "Ruhr-Intendanten" -insofern ist der Hinweis auf Gewerkschaften in diesem Thread ganz angebracht, denn was dergleichen Drücke auf Politiker angeht, können Theaterleute vermutlich dort einige Dinge lernen !, und, um sich einen Lokalpolitiker so vorzustellen, mag "man" ja noch einmal den "Wallenstein" von Rimini Protokoll befragen, auch, um da nicht ganz so hasenfüßig reinzugehen, wie es mir bislang allenthalben vorkommt.
Anfang vom Ende: gesinnungsricherliche Kehlmann-Ästhetik
@ Bandido: Wenn Sie den Klassenkampf in Ihrem Falle als "komisch" abtun, dann sind Sie wohl eher dem christlichen Lager zuzuordnen. Demnach müssen Sie das Satanische dann natürlich auch eindeutig kategorisieren, das heisst, Sie plädieren ohne Differenzierung und ohne Zweifel für das Prinzip des Überwachens und Strafens bzw. für die Peitsche des pädagogischen Erziehers. Oder habe ich Sie da falsch verstanden?
In meiner Lesart zielen Showcase Beat le Mot aber auf etwas anderes ab. Sie wollen den Zuschauer nicht von vornherein in der Sicherheit eines ideologisch eindeutigen Weltbilds wiegen, nach dem Motto: Diese religiöse Sekte ist böse und wir entlarven das. Sondern sie zeigen das Absurde solch totalisierender Weltverbesserer, welche das Böse als ein Mittel sehen, um das Gute herbeizuführen. Erzieherisch betrachtet, wären das die Schläge als Strafe, welche angeblich nur aus Liebe zum Kind erfolgen. Politisch gewendet, wäre das der deutsche "humanitäre" Kriegseinsatz in Afghanistan, über welchen demokratische Strukturen herbeigebombt werden sollen. Ähnlich verhält es sich mit Obamas Friedensnobelpreisrede ("Das Böse existiert in der Welt"), wonach Krieg ein notwendiges Mittel der Politik sei und die Bewahrung von Frieden und Recht die Anwendung von Gewalt rechtfertige. Ich würde stark bezweifeln wollen, ob das wirklich die richtigen Strategien sind.
Deweiteren frage ich mich, ob Ihr Anliegen der Rettung der Stadttheater nicht vielleicht doch nur ein verschleiertes Argument ist, um für mehr gesinnungsrichterliche Kehlmann-Ästhetik zu plädieren. In diesem Falle möchte ich mich nicht mit Ihnen solidarisieren, denn wie gesagt, die Kunst ist frei und autonom.
Anfang vom Ende: Obame dich unser!
"Ceterum censeo teatrum wuppertalensis non esse delendum"

Liebe Frau Sand !

"Lagertheorie": das war so ein Begriff von Heiner Geißler ..., zielte damals auf die beiden Volksparteien (plus Anhängsel)
ab; ich bin zwar orthodoxer Christ (wie nicht wenige Bulgaren), aber das hat nur wenig mit dem zu tun, was Sie hier -noch nicht einmal Westroms Christen annährend gerecht werdend, könnte ich ein wenig frotzeln- so mutmaßen. Überhaupt kommt da jetzt allerhand zusammen: "Selbstdarsteller", "Unreflektierter Starkult-Anhänger", "Jemand, der sich und seine Probleme im Theater nicht behandelt findet", "Klassenkämpfer", "Bush-Christ". "Showcase" mögen ebenso berechtigt auf "Ihr" Satanisches kommen wie ich ganz harmlos und legitim zu meinem Zitat aus den "Dämonen" gekommen bin , - angesichts Ihrer Einlassungen wäre mir es jetzt allerdings lieber, das hätte im "Jüngling" gestanden, so wie Sie so lesen hätten Sie darin vielleicht ein Kompliment gesehen, weiß der Geier ... .
Allerdings fürchte ich beinahe, ich muß "Showcase" nur in den Mund nehmen und es läuten bei Ihnen allerlei Alarmglocken: das fänd ich dann bedenklich, zumal mir derlei "Alarmglocken" hoch vertraut sind -aus Bulgarien-: Wenn Lieschen Müller da nur ein wenig "Dummtüch" gelabert hat (wie es hier im Norden heißt), dann haben es die Stalinisten einfach nicht fertiggebracht, den gefährlichen Staatsfeind von Lieschen Müller zu unterscheiden (für einige gefährliche Staatsfeinde war das möglicherweise auch eine Art sehr zweifelhaften Glückes...), sprich: es fehlte der Dimmer !!
Nein, ich bin nicht auf Kehlmanns Seite, Frau Sand ...: ich meide weder Stemann- noch Polleschstücke, würde auch "Showcase"-Stücke nicht meiden: mein Wort drauf.
"Obame Dich unser !" Sie liegen da ganz auf meiner Linie, glauben Sie mir: finde ich ganz furchtbar, daß da erst Belgrad halb-platt gemacht wird, um ein Sprungbrett für die jetzigen Kriege zu haben ..., ganz und gar beschämend, welche Rolle das re-militarisierte Deutschland dabei spielt; und dennoch: Ich kann Frau Srbljanovic und Herrn Handke gut zusammendenken:
das können ganz viele hier, ich bedauere auch dies, nicht.
Und zu Pollesch: Ich find den gut ! Obgleich ich Herrn Michalzik -möglicherweise aus fehlendem Einblick- an anderer Stelle eher "angreife", ich sehe es wie dieser: "Dem Pollesch ist es ernst mit dem, was er tut." Und ich sehe Pollesch wie dieser als Romantiker, sogar als "Frühromantiker". Und wenn Sie den zitieren, fällt mir nur eine "Schwärmervariante": "Aber liebe Frau Sand, Pollesch-Zitate sind der größte Feind des Pollesch-Theaters, sind totes Pollesch-Theater, Verwesungs-
rückstände." (Diskurs- , Konkurs-, Diskontkursmasse)
Anfang vom Ende: zum Hofnarren mutiert
@ Bandido: Heiner Geißler, das war ja wenigstens noch ein intelligenter, hochreflektierter und rhetorisch aussagekräftiger Konservativer aus Überzeugung. Die heutige Merkel-CDU ist dagegen lauwarmes Wasser.
Und warum sollten bei mir in Bezug auf Showcase denn die Alarmglocken läuten? Entweder, Sie verstehen mich nicht oder Sie lieben es, einem die Argumente im Mund herumzudrehen. Ist doch alles nur Spiel und verweist zugleich auf die Realität.
Weiterhin, wie kommen Sie jetzt auf dieses Stalinisten-Bashing? Da geht wohl einiges durcheinander in Ihrem Kopf, oder?
Schließlich, wenn jetzt schon die CDUler den Pollesch gut finden, dann ist der jetzt wohl tatsächlich bereits zum harmlosen Hofnarren mutiert bzw. wird auf diese Weise von den CDUlern vereinnahmt. Zitieren heisst denken!
Anfang vom Ende: Scheiß auf Ihr Bashing
"Stalinisten-Bashing: jetzt reicht es mir"-
"Bulgarisch-Orthodox" heißt nicht "CDU"

Liebe Frau Sand !

Es tut mir leid, aber der Begriff "Stalinisten-Bashing" bringt das Faß zum Überlaufen: Falls Sie es nicht wissen, die haben Millionen von Menschen bespitzelt, drangsaliert, weggesperrt, ins Exil gezwungen und nicht zuletzt ein "bißchen" umgebracht -um da einen Ansatz von mitzubekommen: Gehen Sie in den "Heimkehrer-Heimwerker"-Abend in Weimar, den ich schon erwähnte (oder lesen Sie zunächst in TdZ 11/09
darüber: auch der Rostock-Abend "Alles offen" wird dort besprochen) oder in "Hundeherz" am bat, wenn das noch läuft (ich fürchte, daß dies nicht der Fall ist, glaube, Horst Rödiger sprach von letzter Vorstellung). Auch meine Familie ist durch diesen, ich habe für die kein anderes Wort, Mörderhaufen immer wieder schwer getroffen worden,... also wirklich: Scheiß auf Ihr "Bashing" !!
"Gesinnungsrichter" und "CDU"-ler kommen jetzt als "Rollenvorschläge" von Ihnen noch hinzu: Mancher Schauspieler würde sich über eine solche Fülle an Angeboten gewiß freuen: Versuchen Sie es bei denen.
Ich habe allerlei versucht; aber das Gespräch mit Ihnen: Davon verspreche ich mir nichts: "Stalinisten-Bashing", geht's noch ?? Hoffe natürlich, noch etwas zu Wuppertal zu vernehmen und werde mich da noch näher informieren. Ich hoffe, Sie werden es ähnlich halten, mache mich jetzt aber mal ein paar Tage rar-zumindestens in diesem Thread.
Anfang vom Ende: Off Topics für Privatgeplänkel
Es wird höchste Zeit, dass hier Off Topics eingeführt werden. Dieses private Rumgeplänkel ist einerseits nicht zu ertragen, andererseits schwer vermeidbar. Dieses Forum benötigt dringend eine andere, differenziertere Form!
Anfang vom Ende: zurück nach Wuppertal
@ Bandido: Die schriftliche Kommunikation bringt wohl leider so einige Missverständnisse mit sich. Oder glauben Sie im Ernst, dass ich nichts von den Gulags und den stalinistischen Säuberungen weiss? Mein Begriff des "Stalinisten-Bashing" war ironisch gemeint. Ich nahm an, dass Sie dieses Label "des Bösen" auf eine der Parteien des deutschen Bundestags kleben wollten. Möglicherweise habe ich mich da getäuscht. Und beziehen Sie bitte nicht alles, was ich schreibe, auf sich. Das ist ja schon beinahe pathologisch, wie Sie sich hier als vermeintliches "Opfer" meiner Aussagen stilisieren. Von meiner Seite aus ist das nur ein aufklärerischer Suchprozess. Dass Sie CDU-Anhänger seien, das war wohl tatsächlich ein etwas vorschnelles Urteil. Sie könnten genauso gut christlich und für die Linken sein, egal.
Zurück zum Wuppertaler Theater.
Anfang vom Ende: dankbar sein
Das Wuppertaler Theater feiert dieser Tage große Erfolge im Berliner Festspielhaus, und ich beglückwünsche die Truppe von der leider verstorbenen Pina Bausch von hier aus. Ganz große Tänzer. Ganz große Schauspieler. Einfach wunderbar. Herr Treskow sollte dankbar sein und mit allen Mitteln um seinen künstlerischen Etat kämpfen. Die Imobilie Schauspielhaus ist zweitrangig.
Anfang vom Ende: der Spaten der Diskussion
"Spur des Persönlichen, Privatgeplänkels, der Perspektiven"


Liebe(r) "Form/Function" !
Es tut mir tatsächlich leid, daß die "Wortwechsel" mit Frau Sand an dieser Stelle offenbar strapazieren dürften, muß andererseits das "Nichterträgliche" darin wiederum gequält belächeln: Sie sind sicherlich des Quer- oder Überlesens fähig, also machen Sie zur Not davon Gebrauch! Ich kann mir schwerlich vorstellen, immernoch nicht!, daß sich ernsthafte Personen, denen es hier um die Schließung von Theatern oder eines Theaters geht, durch "Frau Sand" und "Herrn Bandido" und ihre etwaigen "Mediokritäten" abhalten lassen, auch an dieser Stelle für Ihre Sache zu kämpfen und einzustehen. Also, warum Leuten eine Schutzbehauptung liefern, sich wieder zu verschanzen, gar Grabenkämpfe aufnehmend. Der Spaten der Diskussion war schon auf Stein gestoßen, bevor Frau Sand und ich hier überhaupt "auftraten": auch das bitte ich zu bedenken. Selbst die Richtung "Stadttheaterschelte", "Theaterreform" (siehe z.B. "Spartenauflösung", "Künstlertheater", "Theatermonopol"), gar "Gewerke gegen Künstler ?", sogar "Pollesch"
fielen vorher. Bei diesem Thema scheint es also ohnehin überaus kompliziert zuzugehen, so daß nach Maßgabe einfacher Ja- und Neinhaltungen -wiederum- schwerlich verfahren werden kann. Ich sehe zwar eine Möglichkeit einer Prioritätensetzung, die wirklich ersteinmal in die Richtung geht, die Politik in die Pflicht zu nehmen (siehe meinen Einwurf an "Sommer"), ... aber eben nur diese ... und noch viel zu vage, das muß ich einräumen. Werde mich also wirklich noch mehr in das Thema einrbeiten, um in der Sache weiterzuommen.
Stellen Sie sich nur vor, Frau Sand und ich wären eigentlich das Oberbürgermeisterpaar von Wuppertal und feixen uns jetzt was ("Wir haben den Thread gewonnen"), und nutzen Sie dann Ihre vermutliche Wut zu mehr, als an dieser Stelle über Form und Funktion nachzudenken, könnte das ja auch im "Andere-über-uns"-Strang passieren: Wieso kurz vor Wuppertal ??
Anfang vom Ende: Pollesch, Harald Schmidt & die FDP
Ich hab da mal zwei Fragen: Was sagt es denn über Pollesch aus, dass ihn der FDPler Harald Schmidt schon ziemlich lange gutfindet? Und wieso lieben die Theaterleute den Schmidt so, obwohl sie die FDP so sehr hassen?
Anfang vom Ende: Marktradikalismus pur
@ Bandido: noch zwei Fragen: 1) Was ist der "Jüngling"? 2) Inwiefern lassen sich Biljana Srblanovic und Peter Handke zusammendenken?
@ Ich: Harald Schmidt findet René Pollesch wahrscheinlich deshalb gut, weil Schmidt eher der unterhaltsamen Revue bzw. der Operette als dem Schauspiel zuneigt. Das heisst, bei Schmidt soll das Publikum - laut SZ-Interview - "voll eingeseift" und "emotional" von der Realität ausserhalb des Theaterraums "weggerissen" werden. Vielleicht findet Schmidt das in Pollesch' Bildern, ohne dabei wirklich mitzudenken und auf den Text zu hören. Denn er ist ja "Musical-Fan", für ihn "ist das Westend und der Broadway maßgeblich." Und für ihn "steht die Kunstfertigkeit der Leute, die auf der Bühne sind, eindeutig über dem Inhalt."
Schließlich, Schmidt wird für seine Enterainment-Qualitäten und seinen Starstatus geliebt. Mehr nicht. Marktradikalismus pur.
Anfang vom Ende: Staatsziel Kultur voranbringen
"Zwei-Wuppertal-Linien" und "Zwei Antworten"

-Liebe Frau Sand !
Der "Jüngling" ist auch von Dostojewskij und gehört nicht nach Wuppertal jetzt.
Das mit Handke und Srbljanovic würde zu weit führen, aber was Frau Srbljanovic in "5 Jahre danach" Ihrerzeit in der TdZ über Presseeinseitigkeiten schrieb, das kam
mir dann doch vertraut vor (Handke !).

-Allgemein:
Zwei-Wuppertal-Linien, hmm, finde ich auch nicht sonderlich geschickt.
Was sich aber rausgeschält hat, ist doch vermutlich, daß das Staatsziel "Kultur" im GG vorangebracht werden muß, daß es jene "Strukturentwicklungsplanung" (siehe Beitrag 60) in diesem Zusammenhang leisten muß, gewisse Anachronismen im Stadttheater-
betrieb zu hinterfragen sowie neue Modelle zu entwickeln und zu probieren, daß dies allerdings Zeit benötigt, die Wuppertal jetzt garnicht hat, zumal sich nicht alles von heute auf morgen (siehe laufende Verträge) ändern läßt.
Und Claire (Beitrag 28) und Ödön (mehrere Beiträge in beiden Strängen) liegen meineserachtens richtig:
Es geht bei der staatlichen Finanzierung um die "Freiheit der Kunst", bei staatlicher Förderung der Forschung geht es ja auch um die "Freiheit der Forschung", auch wenn da an Projekten gearbeitet und geforscht wird, für die eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht votieren würde, würde die Mehrheit lieber jeden Monat ein "Begrüßungsgeld" extra erhalten wollen: ist es jetzt undemokratisch, das auszuschlagen
oder undemokratisch -wie in "Manderlay" (Lars von Trier)-, nicht über die Uhrzeit abzustimmen? Es wird im Vergleich mit den Lichtspieltheatern etc. im anderen Strang ja glatt so getan, als hätten diese Institutionen eine irgendwie auch nur annährend ähnliche Geschichte und historische Rolle gespielt wie die deutsche Theaterlandschaft. Die Diskussion ist ua. "historisch verwickelt" ...: das kommt mir mitunter zu
kurz !
Auch das von mir genannte Kersting-Interview läßt da keinen Zweifel aufkommen: Der Staat vernachlässigt schlichtweg eine Pflicht, wenn Theater der öffentlichen Hand geschlossen werden müssen. Ausgaben für Bildung und für Theater gegeneinander auszuspielen, ist absurd: beide Bereiche sind notorisch unterfinanziert !
Was "123" und "Sommer" immer wieder leidenschaftlich
anmerken, ist, glaube ich, sehr wichtig für jene "Strukturentwicklungsplanung" (nach dem Staatsziel !):
Dann nämlich müßten auch zeitnah neue Formen eines Stadttheaterbetriebes ausprobiert werden; dazu öffnet "man" am besten wieder geschlossene Häuser, so sie noch stehen. Auch Hochschulstudenten in Schauspiel und Regie müßten früher die Möglichkeit erhalten, ein Großes Haus zu bespielen (z.B. die Bühne in Karlshorst),
schon um den Zettel derjenigen, die überhaupt Große Häuser zu bespielen verstehen, zu bereichern und dem "Tourismus der großen Regiemarken" entgegenzuwirken.
Anfang vom Ende: Zeit für Strukturwandel
Gerade habe ich die Diskussion der letzten Monate hier überflogen.Es geht um Entscheidendes. Ende der sechziger Jahre ersetzte man in den Niederlanden und wohl auch in Belgien das Stadttheatersystem; man mißbrauchte die eingesparten Gelder aber nicht zum Bau von Stadtautobahnen, sondern gründete einen Fond, der Theatertruppen alimentierte. Diese Theatertruppen waren meistens um einen oder ein paar interessante Theaterköpfe entstanden, probten lange und ausführlich - oft eigene Stücke - und reisten dann damit durch das überschaubare Land. Diese Truppen haben ein Gesicht -eine Ästhetik. Wir haben in Deutschland von diesem System immer wieder profitiert durch Import von Stücken, Regisseuren, Theorien. Jedes interessante Theater hat ein Gesicht. Wenn man sich die paar geglückten Theateräras der letzten dreißig, vierzig Jahre anschaut (Palitzsch in Stuttgart und Frankfurt,
Peymann in Stuttgart und Bochum, Flimm in Köln, Baumbauer in Hamburg, Stein an der Schaubühne - aber durchaus auch Häuser wie Moers, Tübingen in "ihren Epochen" usw.) und etwas analysiert, erkennt man schnell, was für Eigenschaften und Kombinationen diese Strahlkraft hervorbringen.
Die Stadttheater sind entstanden als Orte urbaner Repräsentation. Sie sind entstanden in einer Zeit, in der das Theater die einzige Darstellungsmöglichkeit dramatischer Kunst (also es gab kein Fernsehen, keinen Film, kein Internet) war und in der ein enormes Bedürfnis urbaner Selbstdarstellung bestand.
Stadttheater sind heute in der Regel Orte, in denen mehr die Angst als die Kühnheit zu Hause ist. Im Zuschauerraum: Der Zuschauer, der mit schlechtem Gewissen von seiner Frau hereingeschleift wird, weil sie auch mal was zusammen erleben sollen, hinter der Bühne fürchtet der Schauspieler den Oberspielleiter, der Oberspielleiter den Intendanten, der Intendant den Verwaltungsdirektor, der Verwaltungsdirektor den Personalrat, und alle fürchten die Politiker, und die Dramaturgen fürchten, daß keiner sie ernstnimmt. Auf der Bühne - vor der Bühne Ängstlichkeit. Dafür geht man nicht ins Theater. Es gibt eine wunderschöne Geschichte über das deutsche Theater in Kasachstan.
Willy Brandt vereinbarte Anfang der siebziger Jahre mit Breshnew die Gründung eines deutschsprachigen Theaters für die deutsche Minderheit in Kasachstan.
Der Gebrauch der deutschen Sprache war dort aber seit Kriegsbeginn verboten - man holte also Bauernkinder aus den Dörfern, lehrte sie in Moskau die Grundregeln des Theaterspiels und schickte sie wieder zurück nach Alma Ata, wo sie mittels phonetischer Umschrift sich deutschsprachige Theaterstücke einbimsten. "Der Zerbrochene Krug" eines Ensembles, das kein Deutsch verstand vor einem Zuschauerraum, der kein Deutsch verstand.
Ja, es ist schade um die Theatervielfalt, aber kann man diese Theatervielfalt wirklich lebendig nennen? Ist das wirklich lebendig, was einem die Spielpläne im Großraum NRW bieten, was einem der zufällige Theaterbesuch an einer beliebigen Bühne dort zeigt?
Ist das meiste nicht Mittelmaß, Kompromiß? Ist es nicht Zeit,daß die Theater und die Theaterleute sich offensiv mit einer völligen Neuorientierung auseinandersetzen, viel flexibler werden (nicht im Sinne von neoliberalen Vorgaben-herrgott,was soll immer dieser Begriff?), sondern sich Gedanken machen über ganz neue Strukturen.Diese Debatte läuft nun über zwanzig Jahre, es gibt Rückzugsgefechte, aber ganz selten neue Impulse (Moers unter Greb mit der Demenzkampagne hat so einen Impuls gegeben, der nicht aufgegriffen worden ist zum Beispiel) - Abnutzungserscheinungen allerorten, Kraftlosigkeit, Suche nach Schuldigen, eingeklemmte Ängstlichkeit! Offenbar gebiert jedes System seine Kreaturen. Könnte man nicht überlegen, ob man jenseits der vier, fünf Leuchttürme die Etats der vielen,vielen nordrheinwestfälischen Stadttheater in einem großen Fond zusammenfaßt und daraus Truppen subventioniert, die herumreisen - vielleicht jede an einen Ort gebunden. Ein paar Operngruppen können auch dabei sein. Und ein kleiner überschaubarer Arbeit aus hochmotivierten Technikern, Requisiteuren, Verwaltern.
Anfang vom Ende: Zeit für Strukturwandel 2
Halt, hier kommt noch eine Fortsetzung (- ich hatte das erlaubte Zeilenmaß schon überschritten)
Wenn "Flimm" (wer auch immer das ist) das Verhältnis von künstlerischem zu nichtkünstlerischem Personal von 1914 mit heute vergleicht - dann will er (oh Himmel, wieso kann ein Schauspieldirektor, der sich gerade um den Erhalt seines Haus kümmert nicht in Analogien denken?) keine Diskussion anregen über die "gute alte Zeit", sondern über eine gewachsene Disproportionalität, die natürlich nicht nur in finanzieller, sondern auch in künstlerischer Hinsicht die Arbeit extremst belastet.
Der Theateralltag beschäftigt sich hauptsächlich mit den Ansprüchen des nichtkünstlerischen Personals.
Gerade hat mir eine junge Studentin aus dem Lande Brandenburg von ihrer mehrjährigen Arbeit bei einer niederländischen Kompanie als Praktikantin/und dann Requisiteuse vorgeschwärmt - hoch motiviert, verantwortungsbewußt - sie schwebte geradezu: ich weiß ungefähr, wie sie in gleicher Funktion an einem deutschen Stadttheater zermürbt, abgerieben, energielos jetzt aussehen würde.
Alle die professionellen Leser dieser Seite: Erinnern Sie sich an den Enthusiasmus, mit dem Sie nach einem Studium oder einer Ausbildung ein deutsches Stadttheater betraten und erinnern Sie sich, was diesen Enthusismus langsam aufgefressen hat, und haben Sie nicht die vielen Angefressenen und Zermürbten in den Kantinen, die mal mit großer Begeisterung den Beruf begonnen haben? Und dann schaut man in andere Länder mit sehr viel schmaleren Theateretats und erlebt so viel mehr an Leidenschaft auf der Bühne und hinter der Bühne.
Vielleicht ist es an der Zeit über dieses Mißverhältnis mal nachzudenken und daraus Schlüsse zu ziehen und die Krise für eine Neubesinnung zu nutzen.
Guten Morgen!
Anfang vom Ende: Lübeck zum Beispiel
"Diese Disproportionalität ist gewiß ernstzunehmen"

Ich bin ein Teilnehmer dieser "Wuppertal-Linie" aus dem Publikum, nicht aus dem Betrieb, und ich muß bei den hier geschriebenen Äußerungen über den Betrieb und aus dem Betrieb auf meine Ohren, mein Herz, vertrauen, um für mich dann wieder gewisse Schlüsse zu ziehen (um dann wieder mit etwas grober "Modellbildung") fragend, mitzudenken versuchend zurück zu kommen. Die "Strukturfrage" nach einem ausgeglicheneren Verhältnis von nicht-künstlerischen und künstlerischen Mitarbeitern scheint in der Tat dringlich zu sein. Der Betriebsrat z.B. des Lübecker Stadttheaters (das zu 90 % ausgelastet ist) wird von nicht weniger als vier verschiedenen Gewerkschaften gespeist; und wer den Betriebsrat fragt, der wird von ihm sehr wohl vernehmen, daß er sich sehr wohl dafür (mit-)verantwortlich zeichnet -in der Ablehnung eines hauseigenen Tarifvertrages nämlich-, daß der Intendant nun zu dem ungewöhnlichen Mittel gegriffen hat, den Mietvertrag für sein Haus aufzukündigen; denn in Lübeck ist das Stadttheater Mieter des "eigenen" Hauses. So leidig und unangenehm also diese
Gewerke-Künstler-Debatte zu Beginn dieses Threads war, sie auszuklammern, hieße wohl, nicht phänomengerecht zu diskutieren. Ich sehe allerdings immernoch den "Leistungs- und Zerknirschtheitsstand"
der Stadttheater ein wenig anders als 114/115, was wohl vergleichbar mit der Tatsache sein könnte, daß meine Frau mich keineswegs ins Theater schleift: ich habe gar keine; dafür habe ich meine theaterfernere Mutter ein wenig dafür interessieren können -gerade darin liegt auch die Chance des Faches "Dastellendes Spiel", daß Kinder auf diese Weise ihre Eltern "anfixen"-. Auch sehe ich desweiteren das mit der "historischen Verwickeltheit" der deutschen Theaterlandschaft anders als 114/115 (ein Stichwort dabei ist ua. die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Amtssprache, die durch das Theater angeregt und entwickelt wurde). Davon ganz zu schweigen, daß all jene Sachen, womit sich Städte und Regionen heute so hervortun meinen zu müssen,... ich erinnere nur an die versenkten Millionen eingangs der Debatte, desmeist ungleich teurer geraten als es das propotionskränkelndste Stadttheater jemals könnte. Die Politiker für solche "Fonds" wie in den beiden genannten Beneluxstaaten
dürften hierzulande auch nicht von den Bäumen abzupflücken sein; ... es geht Zeit ins Land und weitere Theater sind geschlossen; darauf läuft es jetzt hinaus: und daß die Lage ernst ist, wenn in Köln es so vernünftige Ansichten wie die Frau Beiers so schwer haben oder ein Haus wie Lübeck so ungewöhnliche, eigentlich garnicht so feige, Schritte einleitet, liegt immer mehr auf der Hand.
Anfang vom Ende: eine Frage der demokratischen Reife
Gut, dass sich die Debatte wieder auf Wichtigeres als die Frage konzentriert, ob Harald Schmidt seinen Scheitel nun links oder rechts trägt. – Lieber TheaterEntäuschter: Ihr Pauschalurteil ist nicht gerechtfertigt und kann so nicht stehen gelassen werden. Sie lieben das Theater, das Theater liebt Sie nicht zurück, und wie jeder enttäuschte Liebhaber reden Sie die Braut schlecht. Zum Teil muss ich Ihnen dabei Recht geben. Was Sie beschreiben, sind die klassischen Klischees des hierarchisch strukturierten old-school-Stadttheaters. Fakt ist leider, dass diese Schreckbilder einer auf Angst gegründeten Kunstgewerbeproduktion in vielen Häusern des deutschsprachigen Raums noch genau so existieren. Ich bitte Sie aber auch, anzuerkennen, dass heute diejenigen staatlichen/städtischen Bühnen, welche inhaltlich erfolgreich arbeiten, ihren Künstlern ähnliche Freiräume zur Verfügung stellen können, wie Sie sie an den niederländischen und flämischen Theatertruppen rühmen. Das ist gewiss nicht eine Frage von Strukturen, schon gar nicht der verschiedenen Fördermodelle, sondern der Ernsthaftigkeit, mit der Menschen ihren Beruf ausüben.
Gerade weil Ihre Beiträge (und die von "bandido") in dieser Debatte einen Qualitätssprung einläuten, hätten Sie allen Grund, Ihren Klarnamen zu nennen. Leider ist es meistens so, dass hier Leute von Ihrem Recht der Meinungsfreiheit Gebrauch machen, ohne für die Folgen ihrer Äußerungen einstehen zu wollen. Sich an dieser Stelle mit Klarnamen zu outen, ist eine Frage der demokratischen Reife. Anonymität befördert eine Heckenschützen-Mentalität, die die Debatten ausufern und verlottern lässt.
Anfang vom Ende: Exkurs Kosovokrieg
EXKURS @ 113., Bandido: Auch wenn es nicht zum Thema des Wuppertaler Theaters passt, ich frage mich nun doch, warum Sie hier jetzt so plötzlich den Kosovokrieg 2004 thematisieren. Auch ich schätze Biljana Srbljanovic sehr, als Autorin und als politisch engagierte Bürgerin ihres Landes. Daher kann ich folgende Aussage aus ihrem TdZ-Essay auch nur unterstützen, die da lautet: "Fast wie auf Verabredung, fast synchron, fast auf die gleiche Art und Weise, wie es einst Milosevics Prätorianer taten, brandschatzten und töteten die Extremisten im Kosovo alles, was serbisch war. Das geschah in Anwesenheit und mit dem politischen Wohlwollen der internationalen Gemeinschaft, wohl um die Serben die alten Zechen bezahlen zu lassen, die - und das ist wahr - auf dem Balkan gemordet und gebrandschatzt hatten." Hier zeigt sich für mich nun aber auch der entscheidende Unterschied zu Handke. Denn Biljana Srbljanovic schlägt sich bei Ihrer Kritik an der internationalen Gemeinschaft nicht - wie Handke - allein auf Milosevics Seite, sondern sie betrachtet diesen Konflikt sowohl von der albanischen als auch von der serbischen Seite aus. Auch wenn Handke - ebenso wie Srbljanovic - die internationale Medienberichterstattung im Zusammenhang mit diesen ethnischen Säuberungen kritisiert, er hätte meines Erachtens nicht auf Milosevics Beerdigung erscheinen und das Wort für die Serben ergreifen müssen. Ich nehme auch an, dass Biljana Srbljanovic nicht an dieser Beerdigung teilgenommen hat, denn ihr geht es doch vor allem um das Massaker an unschuldigen Zivilisten auf beiden Seiten! Zudem hat Handke seine einseitige Parteinahme für die Serben später ja selbst als "Unsinn" bezeichnet und zurückgenommen, oder wurde er etwa dazu gezwungen?
Anfang vom Ende: Kraft der alten Geliebten
Lieber Herr von Treskow,
man kann von einer Braut enttäuscht sein, weil sie einen zurückgewiesen hat, aber auch weil sie sich nicht verändert oder weil sie sich unangenehm verändert hat.
Die Versuche, auf flämische (d.h. erwachsene) Weise miteinander Theater zu produzieren, lassen sich an einer Hand abzählen - wenn man die großen Häuser miteinbezieht vielleicht auch an zweien.
Immer wieder aber (wie bei ihrem ehemaligen Kombattanten Ostermeier) hilft die Hybris, daß sich die "bewährten" alten (Hoftheater-)Kindergartenmodelle
durch die Hintertür wieder einschleichen: Die Strukturen machens möglich.
Nein, ich kann mein Inkognito jetzt nicht mehr ablegen - dann hätte ich mich bei meinen ersten Ausführungen mehr anstrengen müssen - einerseits und andererseits: Die alte Geliebte hält mich ja immer noch aus (in beiderlei Bedeutung des Wortes) und sie rächt sich immer fürchterlich.
Anfang vom Ende: nachweisbare Probleme
@117. Ich glaube Ihnen, dass auch heutige Strukturen Freiräume bieten können. Dies ist abhängig von den Menschen, die sie gewähren, oder auch nicht. - Es gibt ein geheimes Wahlrecht, und hier die Möglichkeit sich anonym zu äußern. Respetieren Sie das? - Und ich denke weiterhin, ist gibt ein nachweisbares Strukturproblem, nämlich dann, wenn in Köln am künstlerischen Etat gespart werden soll, zu einer Zeit, in der Millionen im Gespräch sind, um eine neue Immobilie zu errichten. Karin Beier wird dort doch in eine absurde, kranke Situation manövriert, wenn sich alles so realisiert, wie geplant.
Anfang vom Ende: aus dem Kellerloch
"Klarnamen" und "Handke/Srbljanovic"

- Lieber Herr von Treskow ! Lieber TheaterEnttäuschter !

Da ich in den "Betrieb" nicht verwickelt bin und auch ansonsten keine Verantwortung für ein spezielles Theater zu tragen habe, die über das nötige Engagement eines halbwegs ernsthaften Zuschauers hinausgeht, wird die Nennung meines Namens, Arkadij Horbowsky, der in Theaterkreisen völlig unbekannt sein muß geradezu, nicht viel bewegen, und insofern stimmt "Bandido" schon ganz gut, weil es schon heikle Unternehmungen sind, sich seine "Irgendwies irgendwo irgendwie" zusammenzureimen, um dann hier zu versuchen, konstruktiv und gleichzeitig phänomenologisch lernend mit Intendanten und langjährigen Profis ins "Gespräch" zu kommen. Aber das mit den "Heckenschützen" empfinde ich ähnlich ... .
Dennoch: Sehen Sie in mir eher so eine Art "Trofimow" oder jemanden, der gerade ein wenig aus seinem Kellerloch rausgestiegen ist: als Theatergefährten ! Es könnte die Zeit kommen, daß ich mich noch anders äußere: Bitte, lassen Sie mir Zeit; daß ich mich "Bandido" nenne, ist "selbstironisch" (und etwas weiningerumwittert, stochern Sie nicht nach !!), und "öffentliche Selbstironie" klingt wohl immer etwas falsch
(Ausdruck "klingt falsch" von Blixa Bargeld).
Daß mein Gespür nicht unbedingt immer versagt, denke ich, beweist nahezu, daß Sie, "TheaterEnttäuschter", sich hier sehr sehr ähnlich äußern wie Herr Oberender in dem von mir eingangs meiner Teilnahme hier zitierten
Michalzik-Interview: Riga und Antwerpen, Erwachsene !!
- Liebe Frau Sand !
Sie haben mit Ihrem Exkurs genau das getan, was die allermeisten Menschen in diesem Land nicht tun; Sie haben Frau Srbljanovic und Herrn Handke "zusammen- und auseinandergedacht" -ich halte beide Züge für einen Gewinn-: Frau Srbljanovic hat sich anläßlich der Absetzung eines Handke-Stückes in Paris in der TdZ erneut geäußert: "Jeder hat das Recht auf seine Verwirrung"; "Ich frage mich, ob es in dieser ganzen Angelegenheit (Handke,Absetzung ...) keine Mitte gibt";
"Gebt uns (Serben) das Recht auf unseren Namen zurück ..." -ich habe den Text gerade nicht vor mir, "zitiere" etwas stegreifartig-: Frau Srbljanovic fährt fort, daß sie während der Trauerfeierlichkeiten für "Slobo" (ich verstand Peter Handke da auch nicht ganz)
auf einer Art "Gegendemonstration mit "Gleichgesinnten"" gewesen sei. Schneit bei uns hier im Norden (Großraum Hamburg), muß wieder zur Schicht:
das Wetter wird wieder ein kleines Chaos auslösen.

-Lieber Herr Treskow !
Ich werde alles mir zur Verfügung Stehende tun, Ihnen zur Seite zu stehen, ich hoffe, Sie glauben mir das !!

Ceterum censeo, teatrum wuppertalensis non esse delendum
Anfang vom Ende: Geschlecht und Charakter
ENDE EXKURS @ Bandido: Meinen Sie Otto Weininger? Dann habe ich hier ein schönes abschließendes Zitat für Sie, mit welchem ich den Dialog mit Ihnen beenden möchte:

"'Geschlecht und Charakter' ist der Versuch einer Auslöschung. So kommt Weininger ein halbes Jahrhundert vor Jacques Lacan zu dem Schluss: 'Die Frau also ist nicht.' Schön wärs. Und wahr ist es: Frauenhass ist, wie jedes Ressentiment, reine Projektion, Frauen kommen nicht vor in 'Geschlecht und Charakter', Weininger kennt gar keine Frauen außer sich selbst, Weininger, W., der verzweifelten Monade.
Doch es geht noch weiter. Der erlösende Satz 'das Weib muss als solches untergehen' erinnert in seiner Radikalität an Meister Eckharts Predigt 'Beati pauperes spiritu', in der er zum Zwecke der mystischen Vereinigung Gott bittet, 'daß er mich Gottes quitt mache', denn Gott ist so sehr alles, dass er nichts ist. An diese Stelle hat Weininger, der Frauenhasser, das Weib gesetzt."

(Andrea Roedig, "Das Zölibat des Mister W.", in: "der Freitag" vom 9.5.2003)
Anfang vom Ende: alte Dame vs. junge Braut
Herr Treskow! Hallo! – War's das schon wieder?! – Ich habe schon viel gehört: Das Theater sei eine alte Dame, die man nicht überfordern dürfe. Die der politisch historischen Entwicklung immer ein wenig hinterherhinkt und trotzdem in ihren guten Tagen stets auf der Höhe bleibt.
Bei einer solchen Beschreibung dachte ich immer an alte Schauspielerinnen wie Inge Keller. Heute sollte man wohl auch Frau Bendokat nennen und viele andere. Aber eine junge Braut, die einen zurückweist oder in die man triumphal eindringt, während man von neoliberalen Heckenschützen bedroht wird, dies ist mir völlig neu.
Vor zehn Jahren hätte ich mir noch die Mühe gemacht, dieses Bild zu analysieren. Heute denke ich: Es spricht für sich. – Wollen Sie mit diesem Blubblabla wirklich Ihr Theater retten?
Anfang vom Ende: Klarnamen und Denkwagnisse
"Ja, Otto Weininger": Ihr Einfühlungsvermögen ???"

-Liebe Frau Sand !

Genau, ich meinte in der Tat Otto Weininger - es gehört im übrigen zu den interessanteren Phänomenen, wie intensiv die Weiningerauseinandersetzung z.B. in Bulgarien und "Jugoslawien" bis zum heutigen Tag ist, ein ähnliches Phänomen ist z.B. Carl Christian Friedrich Krauses "Wirkung" in Spanien und/oder Südamerika (Krauses Begiff "Panentheismus" mag Ihnen etwas sagen, sei es drum): Gehen Sie nach Belgrad oder Sofia und reduzieren Sie Weininger auf seinen "Frauenhaß" - es wird Sie (vermutlich zu recht) in dieser Frage niemand mehr ernst nehmen. Ihr "Nachtarrocken" in dieser Angelegenheit ist überaus bedauerlich; es bezeugt meineserachtens einigermaßen sicher, wie es so um Ihr Einfühlungsvermögen bestellt ist ("man" ist ja geradezu versucht, der krudesten Holzhammerlesart "Weiningers" in Ihrem Falle zu folgen,
erstens, weil Sie sich hiernach - quasi nach Weiberart - immer merkwürdig reaktiv gebärden (also immer warten, bis "Sommer" oder ich oder "Humpty Dumpty" etwas Neues einzubringen versuchen) und offenbar mit "diebischem Vergnügen" sich dann in allerlei Exkursen ergehen
(und sonst nichts!!!), "Zitatenreigen" auf "Zitatenreigen" arrangieren, "hohe Ironie" pflegen ("Stalinistenbashing"), wo die Verständigung zwischen uns schon vorher schwierig sich gestaltete, "Wohlverhalten" vom Gegenüber erwartend, selbst aber in tausend "Rollenvorschlägen" sich ergießend (denen "weibisch" ersichtlich jener "Fokus" fehlt, um den Sie, noch "weibischer", nicht umhinkönnen zu flittern und zu flattern), zweitens weil Sie sich - ich sehe das so-, unflexibel, eigenständig kreativ nach vorne Denkwagnisse zu vollziehen (nach der kruden Lesart, wohlgemerkt, auch nicht der Weiber erste Sache)- nicht die Mühe machen,
den "Kellerlochmenschen" und einen "latenten Selbstvorwurf", geradezu "verbrecherisch" mit seinen Möglichkeiten im eigenen Leben umgegangen zu sein, darum ging es mir nämlich, zur Kenntnis zu nehmen, im "Rahmen" des Pseudonymenproblemes", das hier auftauchte; ich wollte zwar an dieser Stelle nicht jammern, aber hinsichtlich von "Klarnamennennung" zu bedenken geben, daß die Nennung meines Klarnamens an dieser Stelle wenig bringt, zumal ich hier gewissermaßen "erste Schritte" tue, mich (siehe Rohmers "Sommer") an dieser Stelle "zum Teil realisiere, wenn es ganz nicht geht" (oder Handke: "Ein Teil von mir, der immer wieder auch für mein Ganzes steht" ... - der verbindliche Begriff dazu in etwa: Skrupel). Ja, und ich bedauere es wirklich ziemlich, nicht erheblich früher mich bei weitem intensiver mit all diesen "Theaterdingen" beschäftigt zu haben ...: Sehen Sie, Sie "toughe Frau", das als "typischen männlichen Katzenjammer", aber treten Sie nicht nach der Katze. Warum gehen Sie nicht auf den "TheaterEnttäuschten" ein; haben Sie Angst vor dem, scheint - ich sehe die W O W - Levels der Avatarspieljugend stets in einer "Hirschanalogie" - ein ziemlicher "Achzigender" zu sein; warum nicht auf Herrn von Treskow ?? Mir sprachen Sie es doch ab, daß es mir ernstlich um Wuppertal geht; denen werden Sie es nicht absprechen, oder wollen Sie mich erziehen ??? Mein wirklicher "Frauenhaß" hält sich im übrigen dann doch in gediegenen Grenzen, obschon immer auch die Gefahr besteht, von seiner "jeweiligen Frau" ins Theater geschleift zu werden, selbst wenn ich da auch so hingegangen wäre.
Anfang vom Ende: Abbild aller Zwänge
Der Ansatz, dass auch die jetzige Stadttheaterstruktur Freiräume gewähren kann, löst das Problem nicht, welches sich nun ebenfalls in Köln verfestigt. Man kann lange darüber streiten, ob die Politiker sich willig hinter der Krise verbergen, um die Theaterlandschaft zu zerstören, oder ob es eine tatsächliche Finanzkrise der Kommunen und Städte gibt. Letzteres erscheint mir realistisch. Vielleicht geschehen hier auch zwei Dinge gleichzeitig. – Das Eine tun und das Andere nicht lassen. Eine sehr guter Leitsatz. – Beide Systeme, das flämische, wie das hiesige, ich nenne sie der Einfachheit halber so, haben Vorteile. Niemand will ja alle Gewerke zerschlagen. Hier treten nicht Antagonismen gegen einander an. Es sind Produktionsweisen, die man durch aus miteinander verbinden kann. Warum nicht jetzt damit beginnen? Vor allem dann, wenn Kosten dadurch überschaubarer werden. Das Theater ist nicht verpflichtet, die gleichen Zwänge zu reproduzieren, wie der Rest der Gesellschaft. Es stellt kein Vorbild des Wirtschaften dar. Es ist ein Ort der Kunst. Momentan bildet es aber fast exakt alle Zwänge ab, obwohl es sich davon befreien könnte. Warum willigen Sie nicht ein in diese Richtung zu denken ?
Anfang vom Ende: freiheitliche Basis
@ Bandido: Ah, c'est du pur Molière! Wissen Sie, Frauen haben da einen siebten Sinn, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und nun zeigen Sie sich komischerweise genauso, wie ich Sie mir vorgestellt habe, und zwar in der Art, wie Sie mich hier mit Ihrer Projektion des "typisch Weibischen" versehen. Dabei ist der Sinn der intersubjektiven Kommunikation doch eigentlich, Erkenntnisse teilen zu wollen. Bloß manchmal sprechen verschiedene Menschen wohl leider verschiedene Sprachen. Oder anders formuliert: Es gelingt mir nicht, Ihre Wahrnehmungsperspektive zu übernehmen. Ich möchte dazu auch nichts weiter sagen, es wird mir zu privatistisch. Zudem sagen Sie selbst, dass es um das Wuppertaler Theater gehen sollte.
Diesbezüglich würde ich dem TheaterEnttäuschten zustimmen, dass die Angstthematik ein ganz entscheidender Punkt ist. Auch ich frage mich, wie die immer schon kollektive Theaterarbeit (Stichwort: Utopie Ensemble!) weiterhin funktionieren soll, wenn es mit den Jahren der Abnutzung und Abschleifung des Enthusiasmus des Beginns nicht mehr um eine kollegiale und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit geht, sondern letztlich nur noch um den ängstlichen Kampf um Posten bzw. Machtpositionen. Wenn diese freiheitliche Basis nicht mehr stimmt, wirkt sich das unzweifelhaft auf die künstlerische Arbeit aus. Und am Ende bleiben die Zuschauer weg.
Ein guter Intendant trägt die Verantwortung für alle Mitarbeiter seines Theaters und macht notwendige Strukturveränderungen und Anpassungsmaßnahmen transparent bzw. stellt sie zur Diskussion. Diese Öffnung und Fairness gegenüber allen Mitarbeitern ist die Bedingung und Voraussetzung dafür, dass Mitarbeiter ihrerseits selbstverantwortlich Ideen einbringen können und wollen. Die informationelle Einbindung aller Mitarbeiter fördert die Mitverantwortung für das Ganze. Das ist mittlerweile sogar in Studien aus dem Wirtschaftsbereich belegt. Hierarchien müssen nicht schlecht sein, insofern sie durchlässig und dialogisch bleiben.
Anfang vom Ende: Prüfe, wer sich binden will
Das Bild der "Braut" Herr Treskow stimmt einfach nicht. Denn hier sprach niemand eine Braut schlecht, weil sie ihn zurückwies, sondern er favorisiert nach offensichtlich eingehenden Erfahrungen eine andere Braut. Früh prüfe sich, wer sich binden will. – Zudem, das Theater ist keinem Geschlecht zuzuordnen. Was sollte denn Ihre Kollegin Beier in Köln mit so einer Braut anfangen? Außer Sie unterstellten ihr sexuell anders orientiert zu sein?
Sie bringen da latent den Begriff "Neid" ein, indem Sie von abgewiesenen Liebhabern sprechen. Es handelt sich aber schlicht und ergreifend nur um Andersdenkende, und die sollte man nicht in falsche Bilder hineinzerren, um sie zu Teilen zu disqualifizieren und zu diskreditieren. Das ist im Grunde ganz schlechter Stil. So wie Sie diese Andersdenkenden weiterhin der Verantwortungslosigkeit verdächtigen, indem Sie meinen die Anonymität sei eine Form der Verantwortungslosigkeit: "Leider ist es meistens so, dass hier Leute von Ihrem Recht der Meinungsfreiheit Gebrauch machen, ohne für die Folgen ihrer Äußerungen einstehen zu wollen." Tatsache ist, dies ist ein freies Forum und die User stehen nicht in der Verantwortung für das Wuppertaler Haus, sondern Sie. Das entbindet die User natürlich nicht, sich "vernünftig" zu äußern. Ein Generalverdacht ist jedoch nicht gerechtfertigt, ein Vergleich mit Heckenschützen schon gar nicht. Heckenschützen waren in Sarajevo wohl eine Gruppe derer, die in unseren Gedächtnissen als die Gemeinsten der Gemeinen hängen blieben, und ich weise diesen Vorwurf entschieden zurück.
Und um einmal in Ihrem Bild der "Braut" zu bleiben: Merken Sie gar nicht, dass die Braut Sie ebenfalls gerade zurückweißt, beziehungsweise nach kurzer Ehe Ihnen die Haushaltskasse enorm zusammen streicht, weil sie in Wahrheit in Abhängigkeit zu politischen Mehrheiten steht, wie man gerade in Köln sehen konnte? Natürlich merken Sie das. Ich weiß. Aber dann wären Sie ja in Ihrem eigenen Bild ein betrogener "Bräutigam". – Lassen wir das, obwohl ich schon andere Äußerungen Ihrerseits "verdächtig" fand. Wenden wir uns der zentralen Frage zu: Wenn Sie die Vorschläge hier nicht aufgreifen wollen, was schlagen Sie dann vor? Denn hier sind viele tatsächlich ganz verantwortlich an dieser Debatte beteiligt, und mich machte sie heute zu einem echten Frühaufsteher, da mir das Schicksal der Theater in dieser Form der politischen und wirtschaftlichen Umklammerung wirklich Sorgen bereitet. Auch ich bin, wie Frau Beier, von den Grünen in Köln enttäuscht, denke aber darüber hinaus, dass man auf all diese Vorgänge von der Bühne aus und künstlerisch reagieren sollte. Und hierzu müssen die betroffenen Häuser von den Verantwortlichen und Entscheidungsträgern möglichst schnell wieder handlungsfähig gemacht werden. Und an diesem Punkt sind Sie gefragt.
Anfang vom Ende: Beschwerde und Hinweis
Thomas: "Bin ich denn einer, daß ich nicht darf ..."
(Musil: "Die Schwärmer")

"Kleine Umfrage gestartet"

An alle, die das hier lesen: Habe nur ich das Gefühl, daß hier bestimmte Personen "alles dürfen", was sie im nächsten Moment anderen Personen vehement nicht zubilligen ??
Jedenfalls habe ich da mittlerweile keine Zweifel mehr, daß es genauso zugeht: ... lasse aber jetzt erst einmal ein wenig wirken das, damit ich, ich werde darauf zu sprechen kommen, wer hier für mich auf welche Weise aggressiv ist oder wer weniger oder garnicht ..., an dieser Stelle möglichst niemanden beeinflusse, ... obschon "man" meinen Beiträgen freilich wird ablesen können in etwa, woran ich dabei denke: wenn denn "gelesen" und nicht gleich wieder zugerichtet wird: "Gefühlskonten" mögen schon etwas für sich haben, aber wer sagt eigentlich, daß "man" nichts Anderes damit anfangen könnte, als sie zu fälschen, ... mögen "Lügen" auch nichts sein, frei nach den "Schwärmern", die es im Januar in Bochum gibt -endlich mal wieder !!-, ansonsten aber alles. Das Wesen des "Verbrecherischen" -nach Weininger !!!-: Geschichtsfälschung.. Ich habe auch in unserer Schicht Leute angesprochen, die sonst so gut wie nichts mit Theater am Hut haben, ... was für ein Bild sie von diesem "prototypischen Thread" (??) haben.
Auf ihre Reaktion bin ich gespannt. Zur Strukturdebatte nur kurzer Hinweis: Jahrbuch Theater Heute von 1993 (S. 61 ff.) !! (to be continued)
Anfang vom Ende: den Kopf auf den Tisch
Ein wenig ist es mit Ihnen wie am wirklichen Theater. Man fühlt und denkt anders und schon schweigt der Intendant sich über lange Zeiträume aus. Vielleicht tun Sie ja recht daran. – Um aber in Ihrem „Brautbild“ zu bleiben: Haben Sie schon mal über Scheidung nachgedacht? Die Braut darf Ihnen nicht alles vorsetzen und sollte ein paar Versprechen eventuell auch einhalten. Eine gute und damals erfolgreiche Kollegin sagte einmal in einer ähnlichen Situation zu mir. Was willst Du dir hier beweisen? Das Du Theater machen kannst? Auch unter widrigsten Umständen? Und lies sich danach beim Intendanten scheiden. Sie legte im tatsächlichem Sinne ihren Kopf auf den Tisch und gab einfach für diesen Moment auf, weil es für sie keinen Sinn mehr machte. Und sie behielt recht damit. Wenn gar nichts mehr geht, oder nur noch sehr hinderlich, ist ein sauberer Schnitt oft gut und man fängt woanders wieder einmal neu an als Vagabund.
Anfang vom Ende: Strukturen wirken sich auf alles aus
Wer die flämische und die deutsche Fassung von Luc Percevals "Handlungsreisenden" Inszenierung-oder auch von "Schlachten" miteinander vergleicht, wird erkennen, daß sich die Strukturen auf alles aufwirken-eben auch auf das Spiel der Schauspieler, ihre Eitelkeit, ihre Bequemlichkeit.Nein, viel Geld muß gar nicht gut tun.
Anfang vom Ende: Reiz der Region
"Beschwerde" ??
"Zwei Hinweise": ja. "Kleine Anfrage gestartet" und
"Hinweis": auch ja..

Ich habe mich in Punkt 128 ebensowenig beschwert wie sich der "TheaterEnttäuschte" in seinen Kommentaren für eine Nachfolge am BE beworben hat, um es etwas humorvoll zu nehmen, wenn jetzt "Geschlecht und Charakter"-Fomalisierungen ("A und B") fast schon polemisch zu "Kommentarüberschriften" ("Beschwerde und Hinweis") sich wandeln: Ich kann mir vorstellen, welches "Bild" damit bedient werden soll, kann mir etwas schwerer vorstellen, daß kein Bild damit bedient werden soll, sei es drum: Wenn ich mich beschwere,
dann ganz direkt, 1:1, bei jemandem, und zwar, weil ich ungefähr davon ausgehe, daß mir aus seinem Verhalten heraus ein Anrecht dazu erwachsen ist (zumeist auch ein rechtlich umschriebenes), meiner Beschwerde nachzukommen.

So ein Anrecht besitze ich gegenüber den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieses Diskussionsstranges nicht; und selbst der Hinweis, daß ich mit der Formulierung "Plädoyer fürs Mittelmaß" oder "Beschwerde und Hinweis" nicht unbedingt "glücklich" bin, ist keine Beschwerde.
Hingegen höre ich hier -von 1,2,3- ,deren Engagement ich auch aus anderen Threads mittlerweile ein wenig schätzen gelernt habe (wie auch das Beispiel für nicht mittelmäßiges Theater in der "Stadttheaterprovinz", ich sehe meinen "Weimar-Abend" eben ganz ähnlich; ... die
5 Schauspieler, der Dramatikerin, die Regisseurin würden sich gewiß auch "flämisch" ganz gut machen, arbeiten aber -offenbar erfolgreich- in Weimar) durchaus hin und wieder tatsächlich Sätze in Beschwerdeform, obgleich das eigentlich einer Verkennung des hiesigen "Sprachspiels" gleichkommen dürfte, und ich zudem stark davon ausgehe, daß "123" das weiß. Eigenartig aber schon, daß das dann bei mir "Beschwerde" heißt, oder ??

Ich habe mich jetzt auch einmal näher mit dem Spielplan in Wuppertal beschäftigt:
1.Peter Hacks
2.Internationale Camus-Tage (parallel zu den Bochumer "Schwärmern", also irgendwie schon ein Reiz, den die Region da ausstrahlt ...)

Klingt nicht so übel.
Anfang vom Ende: 131 Einträge
"Hoffnung" ??!!

Bleibt zunächst nur zu hoffen, daß der offensichtliche "Abbruch des Threads" (merkwürdigerweise korrespondierten hier 131 Einträge mit jenen unheilvollen 131 Seiten, welche die Diskussion ausgelöst haben ...) einen positiven Hintergrund hat, der sich in der Folge der Aussagen des Kulturstaatsministers immerhin abzeichnet ...; wäre mir sehr lieb, an irgendeiner Stelle zu vernehmen, wenn sich Entscheidendes in Wuppertal
tut, ... obgleich ich wohl tatsächlich im Januar in diese Region fahren werde -... ich deutete dies schon an. Guten Rutsch allen "Wuppertalern" hier oder im "Exil" !
Anfang vom Ende: Tarifabschlüsse in der freien Szene???
Das Rex-Theater hat auch über 80.000 Gäste im Jahr und bekommt einen Bruchteil der o.g. Summen als Förderung. Ich kann mich als jemand, der als Externer ab und zu in städtischen Theatern arbeitet, nur wundern. Tarifabschlüsse in der freine Szene? Nichtmal im Traum. Da stehen im Technikbereich direkt mehrere Festangestellte rum, die nach 8h den Hammer fallen lassen. Da sehen wir schonmal 2 Schichten Feierabend machen, wenn wir nach (nicht immer zugegeben) 16h nach Hause gehen.
Anfang vom Ende: nochmal zur Anonymität
stimme Herrn von Treskow in 117. voll zu. Das Heckenschützentum ist ein ernsthaftes Problem von nachtkritik. Jedem Theater sitzen hier irgendwelche Denunzierer im Nacken, die aus niederen Beweggründen oder purem Haß ihre Kommentare schreiben. bandidos, 1,2,3 oder ratlos schreiben aus Haß oder Neid oder wohl auch, weil ihre Meinung sonst keinen Abnehmer findet. Um Theater gehts solchen Schmierfinken nicht. Warum personalisiert nachtkritik nicht seine Foren? Wäre seriöser und, wie Herr von Treskow sehr richtig schreibt, "eine Frage der demokratischen Reife. Anonymität befördert eine Heckenschützen-Mentalität, die die Debatten ausufern und verlottern lässt."
Anfang vom Ende: fernab jeder Pittbullhaftigkeit
@ 134

Lesen Sie bitte ganz genau, was Herr von Treskow im
Artikel 117 geschrieben hat ! Ich werde mich gewiß noch zu Ihren Ausführungen äußern - im Zusammenhang mit den sehr unterschiedlichen Kritiken zu nachtkritik de., die sich hier häufen: Schmierfinken,
Pitbuls !
Da Sie mich als "Schmierfinken" bezeichnen, dem es nicht um das Theater zutun ist, wäre es ganz erfreulich, Sie könnten das etwas konkreter darstellen:
mag ja sein, daß ich mich irgendwo im Ton vergreife und das zurechtgebracht werden muß. Nur so viel, Herr von Treskow sprach von einer Qualitätssteigerung der Diskussion durch den "TheaterEnttäuschten" und "Bandido" (mich) und insistierte auf "Klarnamen" hin, weniger in meinem Falle: Ich habe daraufhin meinen Namen genannt, auch wenn das nicht sonderlich helfen
muß, aber es steht in diesem Zusammenhang !!
Im Oberhausenstrang unterstützen Sie meine Argumentation, nennen es aber unklug, Herrn Decker
in diesem Zuge zu zitieren: ich bitte, auch dieses noch einmal zu bedenken. Ich spreche nicht für
"123", das kann sie selbst (und gut !), aber ihr Anliegen ist mir schon deutlich und nachvollziehbar geworden: das ist ehrlich und fernab jeder Pitbulhaftigkeit !
Auch Ihre Auswahl ist schon merkwürdig: "George Sand", den "TheaterEnttäuschten", den "Flamenfreund"
beispielsweise hätten Sie die nicht ebensogut nennen
können ?? Und auch denen gegenüber, in einer Linie
"Postdramatik"-"Salzburger Festspiele"-"Steirischer Herbst" ..., wäre ihr Statement gegenüber äußerst un-
verständlich meineserachtens: Haben Sie sich die diversen Leipzig- und Bochumthreads einmal genauer angesehen ? und sich da ähnlich empört ??, da wäre es gewiß angebrachter, ... denke ich (!).
Mir geht es jedoch, wie gesagt, um Wuppertal und sein Theater, gestern postete ich das im Oberhausen-Strang, und deswegen bin ich jetzt genau dort, d.h. aktuell schon wieder auf dem Weg zur "Schwärmer-Premiere" in Bochum (poste aus Dortmund). Herr von Treskow stand gestern selbst auf der Bühne (die Rolle der Smeralda in Goldonis "Diener zweier Herren" aufgrund einer Erkrankung der Darstellerin einlesend, wenn Sie so wollen als "Extremzofe"): eine ordentliche,
leichte und lichte Inszenierung durch Herrn von Treskow, zweifellos ein schöner Theaterabend. Und wenn ich in diesem Thread den Eindruck vertrat, die Stadttheater verhielten sich zueinander eher wie griechische Stadtstaaten, so wurde ich jetzt in Wuppertal sowohl der diversen Intendanten-Solidaritätsaddressen für Wuppertal gewahr als auch der Tatsache, daß die Stadt- und Landestheater vollzählig am 30.1.2010 um 15 Uhr in Wuppertal zugegen sein werden, um gemeinsam mindestens Zusammenhalt zu demonstrieren. Mag sein, daß es noch "gewerkschaftlicherer" Methoden bedarf in der Zukunft: die Entscheidung um die Sparankündigungs-
pläne wird gegen Juni des Jahres fallen. Bis dahin sollten alle, denen es um diese Bühnen geht, weiterarbeiten, auch mit dem Risiko, sich -wie ich ein wenig hier und da- zu verrennen oder zu "verzetteln" !!
Der eine Stadtteil heißt übrigens "Hatzfeld" und nicht "Hatzberg", für solche und andere Fehler bin ich natürlich immer "gut": aber Neid, Haß, ... weil ich mein Gekritzel nicht verkaufen kann gar ?? Lachhaft, sorry !.
Sparen in Wuppertal: sachliche Denkanstrengungen
Zuschauerkonferenz im Centraltheater !

Die soll am 25.1.2010 stattfinden, und das Solidaritätsschreiben
von Sebastian Hartmann (!!) deutet an, daß es dabei ua. auch um die jüngsten Entwicklungen hin zu Theaterschließungen geht.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal der Hoffnung das Wort reden, daß Ergebnisse solcherlei Konferenzen z.B. auch ihren Einzug in diesen Thread haben werden, denn der kann bis Juni hin noch einige sachliche Denkanstrengungen begünstigen, ja:
zeitigen. Mittlerweile habe ich mir persönlich einen Eindruck von den Häusern in Wuppertal und Oberhausen gemacht: Es lohnt sich, sich für diese Schauspielhäuser stark zu machen oder immerhin mindestens zu stärken! Ihr Horbowsky
Krise: Kultur ist ein kleiner Ausgabeposten
Ist der Politik nunmehr von Herrn Eckhard Fuhr (Welt) ins Stammbuch geschrieben,
was sie gelernt hat (und warum sie mittlerweile viel mehr als "Solidaritätsreflexe" einer
ominösen "Kulturszene" in der Tat zu erwarten hat/hätte ..., oder schreibt Herr Fuhr
hier ein wenig apodiktisch oder im Sinne Schernikaus etwa (irgendwo schreibt einer
eine Gegendarstellung, dann noch eins, zwei, und dann ist das Thema begraben, ...
so ähnlich heißt es da ...), um alle Welt einzuschläfern oder doch für Drittmittel ???), seine "Vision" ist größtenteils sehr schön, das Ende sollte teilweise befragt werden:

"Die einzige Hand, die sich Treskow rettend entgegenstrecken könnte, ist die öffentliche. Es kann durchaus sein, daß das am Ende auch passiert. Denn eine
Lektion (sic !, AZ) haben die Politiker auf allen (wow !, AZ) Ebenen inzwischen
gelernt: Die Kultur ist ein kleiner Ausgabeposten. Bei den Kommunen macht er zwei bis drei Prozent des Gesamthaushaltes aus: Beim Sparen ist dort nicht viel zu holen,
aber unverhältnismäßig viel kaputt zu machen. Ein einmal geschlossenes Theater
wird nicht wieder eröffnet."

Vielen Dank, Herr Fuhr, jetzt steht ganz zurecht auch dieser schöne Teil Ihres Beitrages hier auf nachtkritik de., und ich möchte hinzufügen, was ich unter Punkt 1.
im Podiumsthread verpaßte zu erwähnen: Herr Pilz verwies ausdrücklich auf Frankfurt (Oder) -es habe die Schließung des Kleist-Theaters dort nichts gebracht,
ein Besuch im Kleist-Forum lohne auch heute noch, diesen Schaden zu begutachten-, danke auch an Herrn Pilz, ich hatte ja mehrere Male danach gefragt in
diversen Threads !!
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