Alle Möglichkeiten des Filmemachens

28. November 2009. Der Filmemacher Christoph Schlingensief erhält im kommenden Jahr den Helmut-Käutner-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf. Schlingensief werde die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung im März entgegennehmen, meldet www.theater.de mit Verweis auf den Sprecher der Düsseldorfer Stadtverwaltung. Mit Schlingensief werde eine Persönlichkeit gewürdigt, die sich in mehr als zwei Jahrzehnten für die deutsche Filmkultur eingesetzt habe, heißt es in der Begründung der Jury.

Schlingensief habe von Beginn an alle Möglichkeiten des kreativen Filmemachens genutzt. Er habe in allen seinen Produktionen mehrere Funktionen ausgefüllt, vom Kameramann über den Drehbuchautor bis zum Regisseur und Produzenten. Er habe seine Karriere am experimentellen Rande des Kinos begonnen und sei bis ins medienwirksame Zentrum vorgestoßen, ohne sich jemals in den Mainstream zu begeben.

Bisherige Träger des Helmut-Käutner-Preises, der alle drei Jahre verliehen wird, waren unter anderen der Regisseur Wim Wenders (im Jahr 2004) und die Schauspielerin Hannelore Hoger (2001). Die Auszeichnung wurde in Erinnerung an den in Düsseldorf geborenen Regisseur Helmut Käutner ins Leben gerufen, dessen Engagement und geistige Unabhängigkeit zur NS-Zeit als beispielhaft gelten.

(sik)

 

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Kommentare  
Käutner-Preis für Schlingensief: apropos Ruhrgebiet
Ich gratuliere Christoph Schlingensief nachträglich und sehr spät an dieser Stelle zu seinem Preis. Auch schätze ich sein Engagment, dass er offensichtlich dem Oberhausener Theater gegenüber gezeigt hat. Aber die ganze Zeit über muss ich auch denken, gerade er ist ein Beispiel dafür, was dieses Theater in der Vergangenheit versäumt hat. Ich kann mich an keine Arbeit von ihm im Oberhausener Theater erinnern. Vielmehr hat ihn die Volksbühne in Berlin ein stückweit groß gemacht. Als aber Castorf im Ruhrgebiet ankam, aufschlug muss man wohl eher sagen, da hat man ihn auch genauso schnell wieder vertrieben, was heute schon fast wieder vergessen ist. Und mit ihm Schlingensief. So kommt es, dass dies Ruhrgebiet bis heute noch kein Gegenstück zur Volksbühne in Berlin hat. Eben bei der Vielzahl der Theater überraschend. Die meisten sind doch recht biedere, auf Konsens ausgerichtete Häuser. Ausnahme war früher das Bochumer Schauspielhaus und natürlich die Truppe von Pina Bausch. Aber heute, oder besser gesagt gestern noch vertrieb man dort Frank Castorf und ich wage zu behaupten, dass diese Abstoßung Teil seiner heutigen Krise ist. Von daher finde ich Schlingensiefs ungebrochenen Einsatz für das Oberhausener Theater, das Theater seiner Heimatstadt etwas unkritisch. Trotzdem Gratulation zu dem wohlverdienten Preis.
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