Die im Saallicht sieht man nicht

von Esther Slevogt

Berlin, 13. Dezember 2009. Das Bild ist stark. Und doch fragt man sich von Anfang an, ob seine Wirkung nicht zu kalkuliert, seine Metaphorik nicht zu simpel ist: der Boden des schwarzen Theatersaals der Berliner Schaubühne ist voller glitzernder Geldmünzen, die beim Darüberlaufen ein ungemütliches Knirschen erzeugen. Eine flächendeckende Geld-Schicht mit Dagobert-Duck-Anmutung – die höchste Lust der berühmten Comicfigur von Carl Barks ist bekanntlich, in seinem Geldspeicher in Goldmünzen zu baden. In Leuchtbuchstaben steht hoch über der Szene das biblische Gebot geschrieben: "Du sollst nicht stehlen." Bald aber tritt der Abend den Versuch des Beweises an, dass man sich leider nicht daran halten kann: denn die berühmten Verhältnisse, die sind nicht so.

Der schwankende Grund des Geldes

"Wo tausend leben, wird noch einer leben", sagt der Transportarbeiter Franz Biberkopf, als er aus dem Gefängnis kommt, wo er vier Jahre gesessen hat, weil er aus Eifersucht seine Freundin totgeschlagen hat. Doch wird sich genau diese Hoffnung als trügerisch erweisen. Volker Lösch, der Alfred Döblins berühmten Roman jetzt für das Theater adaptierte, findet gleich ein sehr zwingendes Theaterbild für den schwankenden Grund, den das Geld als Basis aller Existenz bildet: Franz Biberkopf und seine vielen Alter Egos, für die in Berlin ein Chor aus ehemaligen Gefangenen gecastet wurde, geraten beim Versuch, sich zu Fuß auf dem Geldboden fortzubewegen, ins Schwanken. Sie halten sich aneinander fest, aber statt sich Halt zu geben, gerät die Gesellschaft immer stärker ins Taumeln.

Zuvor hatten sämtliche Spieler unter den Zuschauern gesessen, von dort chorisch begonnen, die Geschichte ihrer Straftaten und Verurteilungen zu erzählen. Aus dieser leicht geleierten und buchhalterischen Aufzählung von Delikten und Strafen, die immer auch damit kokettiert, dass es für die Straftaten eine gewisse Berechtigung gegeben haben mag, wächst schließlich die Erzählung Franz Biberkopfs: "Ich habe meine Braut erschlagen ..." Und hier entsteht dann sofort eine Hierarchie zwischen Laien- und Profidarstellung, weil man natürlich gleich merkt: jetzt kommt Döblin, also die Fiktion, der Profischauspieler, der eine Rolle spielt.

Die Kluft zwischen Theater und Wirklichkeit

Genauer gesagt Sebastian Nakajew, der seinen Biberkopf nicht wie üblich als stiernackigen Grobian mit Babyherz, der die Frauen wie Spielzeug zerbricht, sondern als hübschen, strizzihaften Vorstadtmacho anlegt: gegeltes Haar, Lederjacke, extemporiertes Sprechen und erregtes Flackern im Blick. Diese Hierarchie zwischen Profis und Laien wird im Verlauf des Abends, der beständig von oben und unten spricht, bald zum Problem. In acht Stationen erzählen Volker Lösch und sein Team die Geschichte von der Entlassung Biberkopfs aus dem Gefängnis, seinen Vorsätzen, ehrlich zu bleiben, um ihn dann an den Verhältnissen scheitern zu lassen. Orchestriert wird der sehr entkernte Döblin-Plot aus den Jahren der aufziehenden Weltwirtschaftskrise von den heutigen Exsträflingen, die parallel zu Biberkopf im Jetzt ihre Geschichten und oft gescheiterten Integrations- und Resozialisationsversuche erzählen.

Doch wo die "echten" Ex-Knackis den Abend mit Wirklichkeit anreichern sollen, entsteht das Gegenteil: Eine tiefe Kluft zwischen Theater und Wirklichkeit reißt auf. Auf der einen Seite stehen die vier Schauspieler, die Rudimente der Originalgeschichte spielen: Biberkopfs Rückfall in die Kriminalität, seine fatale Beziehung zu Reinhold (David Ruland), der ihn immer weiter in die Tiefe reißt und schließlich zum Krüppel macht, um am Ende auch noch Biberkopfs Freundin Mieze (Eva Meckbach) zu ermorden.

Sind das Ausbeutungsverhältnisse?

Auf der anderen Seite die Laien des Chors, die immer etwas ungelenk die Geschichten ihrer Konfrontationen mit dem Gesetz und der immer undurchlässiger werdenden Mauer erzählen, die sie von der Gesellschaft trennt. Wenn sie sprechen, geht meist das Saallicht an; kommen die Schauspieler wieder zum Einsatz, wird es dunkel, richten sich Spots auf Spieler und Szenen, was irgendwie auf groteske Weise den berühmten Brecht-Satz von denen im Dunkeln, die man nicht sieht, ins Gegenteil verkehrt: die im Saallicht sieht man nicht, sondern nur die, auf die die Theaterspots gerichtet sind. Der Chor verblasst dagegen zum Requisit. Und irgendwann fragt man sich, ob das nicht auch Ausbeutungsverhältnisse sind.

Auch ist Döblins Roman ja kein Buch über Strafvollzug und misslungene Resozialisierung, sondern es verhandelt das Unbehagen an der Moderne, die Unfähigkeit des Einzelnen, mit der Freiheit umzugehen, verdeutlicht am Exempel des Franz Biberkopf, der sich als Entlassener nach den übersichtlichen und geregelten Verhältnissen im Gefängnis sehnt. Die Sehnsucht nach übersichtlichen Verhältnissen war es schließlich auch, die ein paar Jahre nach Erscheinen des Romans in die Katastrophe führte und ein ganzes Land in ein Gefängnis verwandelt hat.

Vom Panzerknacker-Kostüm zum eleganten Anzug

Lösch stellt nun an der Schaubühne auf der Basis von Döblins zum Sozialreport verzwergtem Stoff ebenfalls recht übersichtliche Verhältnisse her, macht im Prinzip die Gesellschaft verantwortlich und spricht dem Einzelnen tendenziell eigene Steuerungsmöglichkeiten ab. Man hat eben keine andere Wahl, als kriminell zu sein, was als Botschaft reichlich simpel ist. Es gibt schöne Bilder und starke Momente: wenn alle Spieler am Wendepunkt von Biberkopfs Rückfall ins Verbrechertum in Panzerknacker-Kostüm Geldsack um Geldsack mit Deutsche-Bank-Logo auf der Bühne zum Gebirge auftürmen und sich am Ende auf dessen Gipfel drapieren. Man weiß nur nicht, was uns diese humorige Einlage sagen soll.

Am Ende wendet sich Biberkopf aggressiv ans Publikum: Er fordert ein anderes Leben, die Kindheit des einen, die Ausbildung des anderen, die Bankkonten und Aktien eines dritten. Auf welcher Basis er diesen Anspruch formuliert, macht dieser Abend nicht deutlich, der keinen echten Blick auf die Verhältnisse wagt, die er hier anzuprangern vorgibt. Die Laien aus dem Chor haben ihren einzigen starken Auftritt erst, als das Stück schon zu Ende ist und sich die Ex-Gefangenen, deren Geschichten teilweise in Vorabberichten bereits als Sozialreportagen unters Volk gebracht worden waren, in eleganten Anzügen beim Applaus verbeugen und damit zum ersten Mal an diesem Abend die Möglichkeit haben, mit den Verhältnissen auf Augenhöhe zu sein.

 

Berlin Alexanderplatz
Eine freie Bühnenbearbeitung der Schaubühne Berlin des Romans von Alfred Döblin
Regie: Volker Lösch, Chorleitung: Bernd Freytag, Bühne: Carola Reuther, Kostüme: Cary Gayler, Dramaturgie: Beate Seidel, Maja Zade, Licht: Erich Schneider.
Mit: Robert Elsinger, Lars Götze, Volker Hauptvogel, Andreas Knud Hoppe, Toni Jessen, Para Ndombasi Kiala, Mohamad Koulaghassi, Johannes Kühn, Markus Lamberty, Rose Louis-Rudek, Eva Meckbach, Dirk Muchow, Wolf Nachbauer, Sebastian Nakajew, Paul Peter, Lutz Rinke, Felix Römer, David Ruland, Heather Sacks, Ralph Schacht, Detlef Schnurbus, Uwe Seidel, Felix Tittel, Doreen Zanona.

www.schaubuehne.de

 

Mehr zu Volker Lösch im nachtkritik-Archiv: Den letzten großen "Skandal" löste seine Inszenierung Marat, was ist aus unserer Revolution geworden? am Hamburger Schauspielhaus aus. Wie die Debatte verlief, können Sie hier nachlesen. Und der ewigen Frage nach Löschs Agitprop widmete sich ein Beitrag im Redaktionsblog.

 

Kritikenrundschau

Unter den Premierengästen saß auch der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, weiß Hannah Pilarczyk (Spiegel online, 14.12.). Das sei "eine wunderbare Fügung und rechtfertigt Löschs Regieexperiment von der ersten Minute an". Denn wie für ihn werde die Premiere für fast alle "zum First Contact – und der Theaterabend ein gelungener". Als entscheidend erweise sich dabei das "Konzept des Kollektivs": "Unglaublich präzise haben Freytag und Lösch am Vortrag ihrer Laiendarsteller gearbeitet, sie sind ausnahmslos stark." So fügten sich die professionellen Darsteller eher in ihre Reihe ein als umgekehrt. Und aus "Momenten der Plumpheit" heraus entwickle Lösch "immer wieder überraschende Eleganz". Alles laufe dabei auf die "ultimative Systemfrage" hinaus. Allerdings vergebe die Inszenierung die Chance, "nach dem Verhältnis von gesellschaftlichen Zwängen und individueller Verantwortung zu fragen. Verbrechen wird hier als rein strukturell bedingt dargestellt, wirkliche Schuld trägt nur das System". Leicht mache es sich Lösch also, Volkstheater sei es, was geboten werde. "Ihre Zugänglichkeit kann man der Inszenierung aber kaum zum Vorwurf machen, ist es doch ihr ausgemachtes Ziel, an sozioökonomischen Grenzziehungen zu rütteln."

Obwohl kraftvoll inszeniert und souverän choreographiert "insgesamt kein analytischer, kein großer Abend," findet Hartmut Krug im Deutschlandfunk (14.12.) "Auch wenn Texte vorgetragen werden, in denen Döblin den von einer Dampframme erschütterten und von Menschen überwimmelten Alexanderplatz beschreibt oder das Töten eines Kälbchens und eines Stiers im Schlachthof, schafft Lösch weder eine Stadtreportage noch die Darstellung eines allgemeinen gesellschaftlichen Lebensgefühls." Was Lösch biete, sei ist eine Sozialreportage über Knackis, die sich nach ihren Gewalttaten und Erfahrungen vom Knast selbst als Opfer sehen würden. Dabei interessiert sich die Inszenierung aus Krugs Sicht ebensowenig für die Opfer der Straftäter, wie die Täter zeigen Reue oder Mitleid zeigten. "Was bleibt, ist Wut auf eine Gesellschaft, in die man nicht wieder hinein kommt. Folgerung: man selbst kann letztlich nichts tun, als kriminell zu werden. Und Franzens trotz bester Vorsätze Scheitern, wird zum Exempel verengt."

Aber wie ist es, fragt Ulrich Seidler (Berliner Zeitung, 15.12.), dekorieren die Ex-Häftlinge Löschs Inszenierung mit Authentizität oder "dekoriert das auf ein paar melodramatische Kernsätze zusammengestrichene Werk Döblins den Auftritt des Straftäterchors? Oder dienen beide nur als Dekoration einer politisch-moralischen Botschaft?" Und, fragt Seidler weiter, "hat sich seit damals wirklich nichts getan? Dass Franz, dieser proletarische Hiob aus dem Berlin der 1920er-Jahre, gleichgestellt wird mit den wieder in die Gesellschaft einzugliedernden Straftätern unserer Tage, ist eine von Löschs wirkungsvollen Vereinfachungen, mit denen er das Publikum dazu bringen will, sich ins Verhältnis mit der Wirklichkeit zu setzen". Dabei sei "seine Mitteilungsform die des Eintrichterns und Einhämmerns. Er lässt einem, was man ohnehin schon weiß, wiederholt und variantenreich ins Ohr und ins Gewissen brüllen. Auf dass man endlich handle, vielleicht?" Stattdessen erwische man sich immer wieder bei der "trotzigen und unfreiwilligen Verteidigung der bestehenden Verhältnisse". Und "muss man sich solchen doch ziemlich enervierenden Theaterabend, muss man sich den anschließenden Ärger mit dem Gewissen wirklich antun? Es schadet sicher nicht."

"Verachtet mir die Knackis nicht, und ehrt mir ihre Kunst!" ruft dagegen ein begeisterter Ulrich Weinzierl in der Welt (15.12.). Denn dieser Abend werde "auf seltsame, auf ästhetisch kluge Weise dem Geist von Döblins Werk gerecht, gerade indem sie sich davon scheinbar weit entfernt". Weinzierl hat einen "perfekt gedrillten Laien-Sprechchor" aus "leibhaftigen Kriminellen" gesehen, "also Leuten wie du und ich, die im 'Agitpop'-Künstler Lösch, das fehlende 'r' ist wichtig, ihren Anwalt fanden". Vom Lokalkolorit des Molochs Berlin fange die Inszenierung nicht das Geringste ein, "ebenso wenig von der Vielfalt der Textebenen, der Mischung aus Bibel, Bänkelsang und Brecht. Sie versucht es gar nicht, und solche Abstinenz, die Konzentration auf eine einzige, markante Linie, bewährt sich". Denn der Berliner Dialekt genüge als sprachmusikalisches Kunstmittel durchaus. "Das Schlusswort hat der Chor, jetzt in Business-Anzügen. Leise preist er gerne Verschwiegenes: die kriminelle Lust."

Laut Christopher Schmidt wiederum (Süddeutsche Zeitung, 15.12.) macht Volker Lösch "seine Stoffe mit dem Holzhammer platt, um unterkomplexe Botschaften darauf zu plakatieren. Lösch ist so etwas wie der Oskar Lafontaine des Theaters, ein Populist, der gezielt Feindbilder schürt und von diffuser Politikverdrossenheit und der Sehnsucht nach einfachen Wahrheiten profitiert". Auf Landesebene sei das bisher gut angekommen, "jetzt hat Löschs Agit-Prop also Berlin erreicht. Und Löschs Mittel haben sich am Ku'damm nicht gerade verfeinert." Bereits die Bühne sei "Bekenntnis zur Anti-Subtilität". Und Biberkopf, "der beim Versuch, neu anzufangen, nach und nach alles verliert (...), verliert bei Lösch auch noch das Letzte: seine Geschichte. Er wird zum Zeugen der Anklage degradiert". Biberkopf sei hier nur eine "beliebige Münze im Klimpergeld eines Regisseurs, dessen Weltbild in die Hosentasche passt". Die Vorlage werde somit zum "Drei-Groschen-Roman, der mühelos durch den schmalen Schlitz der Demagogie passt". Und wo bei Döblin "ein religiöses Erweckungserlebnis" folge, setze Lösch einen "Anfall von Sozialneid". "Statt aber ihre Freiheit zu demonstrieren, haben sich die Ex-Knackis die unsichtbare Fußfessel eines Regie-Konzepts anlegen lassen."

Diese Inszenierung verschärfe die Romanvorlage "absichtsvoll auf einen Aspekt hin", auf "jene unbarmherzigen Mechanismen der Sozialausgrenzung, die Vorbestrafte treffen", schreibt hingegen Dirk Pilz (NZZ, 15.12.). Die Wirklichkeit des Überlebenskampfes werde einem dabei "mit rauer Energie um die Ohren gehauen, auch wenn dieser Chor in Sachen Variabilität und Dichtheit nicht zu Löschs besten gehört". Leicht lasse sich, auch diesmal, Löschs Verfahren platt schimpfen, "allerdings nur unter Absehen von ebenjener platten Wirklichkeit, von der dieser Abend kündet – der Sozialkampf ist auch heute noch Realität. Nicht die Kunst ist für Lösch in Unordnung, sondern die Welt".

Die Geldmünzen auf dem Bühnenboden, sind "billige Attrappen, aber der Aufführung geben sie eine echte, so giftige wie kraftvolle Spannung", meint Irene Bazinger (FAZ, 15.12.). Und die Ex-Häftlinge "verleihen Biberkopfs Einzelschicksal den aktuellen sozialen Kontext, ohne ihre eigenen Geschichten vergessen zu lassen". Die Aufführung sei körperlich geprägt, "oft laut und aggressiv, auch durch die schroffen Lichtwechsel sehr ungemütlich". So einfach "Toleranz und Erbarmen mit Döblins fiktivem Biberkopf aufzubringen sind, so deutlich verspürt man als Betrachter Reserviertheit und Bangigkeit gegenüber den realen Ex-Knackis". Neben dieser Lektion gelinge Volker Lösch "mit seiner durchdachten, herausfordernden Inszenierung außerdem ein packender Theaterabend, was sich nicht zuletzt daran zeigt, wie gut der Laienchor und die Schauspieler harmonieren". Dies sei "keine leichte, dafür wichtige Kost, rasant wie risikofreudig aufbereitet".

Von Döblins epochalem Roman ist in diesen zwei Stunden "wirklich nicht die Rede", sagt Rüdiger Schaper (Der Tagesspiegel, 15.12.). "Das Buch bleibt fest geschlossen, Döblins schreckliche Heldin, die große Stadt Berlin, tritt gar nicht erst in Erscheinung. Dieser Alexanderplatz ist ein Gemeinplatz (...). Und wieder passiert es, dass man mehr über Volker Lösch spricht als von dem Feuer, das er entzünden will." Lösch hole ja "Menschen von der Straße auf die Bühne, die in einem durchästhetisierten Betrieb nicht wahrgenommen werden, die nicht mehr auftauchen als Figuren im Repertoire". Und auch dem jetzigen Chor würde man zuhören, "wenn Lösch sie nur reden ließe!". Die "Typen bleiben Typen, und anonym". Löschs Theater habe dabei "etwas Dekoratives". Am Ende ist Lösch eher ein Installateur als ein Regisseur, einer, der Menschen hin- und Empörung ausstellt". Es werde "immer auf demselben Level gespielt – hektisches Brüllen. Kraftmeierei". Die Schauspieler und der "Sprechtrupp" kämen so nicht zusammen: "Die scheinbar mutige Versuchsanordnung läuft glatt und öde durch, die Risiken, die in dem gemischten Ensemble liegen, sind auf ein Minimum reduziert. Ein Theater der kalkulierten Erregung."

"Löschs Methode ist genau dort angekommen, wo sie rauswollte: im geschlossenen Theaterbetrieb", bemerkt Peter Hans Göpfert (Berliner Morgenpost, 15.12.). Döblins Roman diene der Inszenierung dabei nur als "Vorwand". Denn Lösch organisiere sich seine eigenen Gedankenverknüpfungen. Und "was diesem Abend seine Energie gibt, ist einzig der Sprechchor mit seinem kanalisierten Originalton. Eine tatsächlich politische und soziale Stoßkraft gewinnt die Inszenierung nicht. Zu Recht werden die Choristen am Ende kräftig gefeiert. Niemand regt sich über das, was sie herausschreien, auf. Alle fragen sich: wie werden diese Seiteneinsteiger des Theaters mit ihrer deklamatorischen Aufgabe fertig? Und schau: sie sind höchst engagiert bei der Sache." Die Aufführung bleibt damit "klischeehaft und trivial".

Und Eva Behrendt in der Frankfurter Rundschau (16.12.) schreibt, Lösch habe nun auch diesen Stoff auf die Neiddebatte heruntergebrochen. Was auch das einzige sei, das an diesem Abend funktioniere: Wenn ein straffällig Gewordener jemandem aus dem Publikum direkt in die Augen schaue und sage: "Deine glückliche Kindheit hätte ich gerne." Ansonsten "liefert der Abend keine Analyse, keine Lösung, keine Anklage des Strafvollzugs und wenig wirkliche Konfrontation. Selbst Löschs erwartbare Lieblingsthese, dass Banker & Co. ein mindestens ähnliches Verbrecherpotenzial aufweisen wie kleine Schufte, verpufft in ein paar Randbemerkungen und im einzigen wirklich inszenierten Bild, bei dem der Chor als Panzerknacker verkleidet mit "Deutsche Bank"-Logo versehene Säcke auf einen Haufen schichtet."

 

Kommentare  
Löschs Berlin Alexanderplatz: Logo der Wirklichkeit
Nach diesem Schmonzes sehnt man sich Frank Castorfs kluge Inszenierung zurück. Die echten "Knackis" sind hier nur ein Logo der Wirklichkeit, die Volker Lösch nicht wirklich interessiert. Das ist Verblödung höchsten Grades.
Löschs Berlin Alexanderplatz: Ring frei zum Draufhauen
und los in die nächste runde... immer schön drauf auf die nächste Inszenierung bitte: ring frei , der nächste depp wird durchs dorf getrieben. und ich hol schon mal popcorn...
Löschs Alexanderplatz: Betroffene fühlen sich verstanden
Ich kann zur Premiere nicht viel sagen. Bei der Hauptprobe am Freitag jedenfalls, war von einer Kluft zwischen Laien und Profis nichts zu spüren. Zweifelsohne ragte Sebastian Nakajew heraus, ansonsten war für mich gerade die gute Teamleistung auffällig. Das Spiel des Hauptdarstellers war eindeutig auch geprägt von Charaktären und Erlebnissen der tatsächlich Hafterfahrenen. Hier profitierte der Profi eindeutig, in seinem Spiel, von der Erfahrung der Laien und setzte dies fantastisch um.
Natürlich ist das Gefallen eines Stückes eine Frage von Geschmack. Darüber lässt sich durchaus streiten. Jedoch zu behaupten, der Regisseur interessiere sich nicht wirklich für die Probleme der Ex-Knackis, der soll nicht über Dinge schreiben, von denen er nichts weiß.
Die Leistung des Chores wird eben darin deutlich, die Basis für das Spiel der Hauptdarsteller zu bilden und dabei present und nicht aufdringlich zu sein. Der Kritikerin kann versichert werden: Jeder Laie ist bei seinen Straftaten Hauptdarsteller gewesen! Und jeder Betroffene fühlte sich vom Spiel verstanden.
Wenn Herr G. Friedrich das Stück für Verblödung höchsten Grades hält, muss er tatsächlich schon so verblödet sein, dass er Verblödung nicht mehr erkennen kann.
Löschs Alexanderplatz: Immer ist die Gesellschaft schuld
lösch interessiert sich in keiner seiner inszenierung für den gehalt und sinn seiner literarischen vorlage.
jede literatur dient ihm als material für die illustrierung seiner recht schlichten these das an wirklich jedem problem die gesellschaft schuld ist.
individualität und damit individuelle verantwortung auch individuelles leiden, fehler, irrtümer, trauer, sehnsucht... existieren für ihn nicht. wir sind ein spielball des systems das uns vor sich hertreibt.
das er immer den chor einsetzt der folgerichtig aus laien besteht deren künstlerische gestaltungsmöglichkeiten extrem limitiert sind ist inhaltlich sehr konsequent. noch konsequenter wäre wenn er sie völlig ungesteuert hilflos durch seine inszenierung irren lassen würde.
ich habe tiefes mitgefühl mit herrn lösch wegen dieser paranoiden zwangsvorstellungen. ich verstehe nur nicht ganz warum er mehrere inszenierungen macht. eine würde völlig ausreichen da sie inhaltlich und auch in ästhetik und art der darstellung völlig identisch sind.
Löschs Alexanderplatz: so schlicht ist es nicht
stimmt nicht, dass individuelle verantwortung nicht vorkommt. es ist objektiv falsch - man muss hören, was der chor sagt. das individuelle wird nicht geleugnet, weils ein chor ist, werter herr blutig. und anderen zwangsvorstellung unterstellen macht verdächtig: wenn sie mal da nicht sich selber meinen. sie scheinen auf den namen lösch zu reagieren wie der allergiker. haben sie überhaupt mehrere inszenierungen gesehen? haben sie überhaupt versucht, mal nicht nur ihr vorurteil zu bestätigen? ganz so schlicht ist die sache mit lösch nicht, auch wenn sie das offenbar gern hätten.
Löschs Alexanderplatz: Die Dynamik des Holzschnitts
Lieber Herr Wojaczek,

wie Ihnen vielleicht bekannt sein sollte, gibt es aber doch einen Unterschied zwischen einer theaterästhetischen bzw. -kritischen Betrachtung eines Abends und dem subjektiv erlebten Kontext der Entstehung ("Wie sich alle so in der Produktion fühlen.").
Ich denke, man sollte die Frage der Intentionalität bzgl. Lösch hier nicht diskutieren, weil sie nicht weiterführt, d.h.: Lösch nicht unterstellen, dass er irgendwen ausnutzt oder sich nur an bestimmten sozialen Topics entlanghangelt. Eher glaube ich, dass er dies (teilweise!) tut ohne es selber zu merken. Insofern ist er weniger ein Bösewicht als vielmehr ein Naivling!
In seinem Theater geht es ja nie um die Darstellung komplexer Zusammenhänge, sondern immer - ganz im Sinne Brechts - um eine etwas grobschlächtige, holzschnittartige Vereinfachung von Themen.
Durch diese Vereinfachung und Reduktion von Komplexität entsteht auf der einen Seite eine verhältnismäßig große Dynamik auf der Bühne und in den Reaktionen der Zuschauer, und andererseits eine gefährliche Art von Unreflektiertheit bzw. mangelnde Political Correctness. Auf diese Gratwanderung begibt sich Lösch mit fast jedem seiner Abende und genauso kann man auch immer wieder das selbe loben ("aufrührerisch", "provozierend" etc.) wie auch das selbe kritisieren ("mangelnde Reflektion", "unterkomplex").
Löschs Berlin Alexanderplatz: der Chor als Beleg
Der Chor ist diesmals eher so etwas wie ein dokumentarisches Beweisstück, wie ein Beleg: Es gibt sie wirklich, die Franz Bieberkopfs, hier sind sie! Interessant wird es dann, wenn der Chor in Anzügen auftritt. Da wird kurz der eigentliche die prekäre Situation unserer Gesellschaft angerissen: Dass die organisierte Kriminalität eben von Herren in Anzügen und nicht von Hartz Vier Empfängern verübt wird. Wenn Ackermann Bankberater aussendet, die Stadtkämmerer von Cross Border Leasung Geschäften überzeugen sollen und ihnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Verträge aufnötigen, die zum Bankrott der Stadtkasse führen, ist das eine kriminelle Handlung, gegen die so ein kleiner Bankeinbruch eines Tegeler Knackis irgendwie wie Kindergartenspielchen wirkt. Zudem befindet sich unsere Gesellschaft in einem rechtsfreien Zustand, in dem reiche Leute Gerichte bestechen können, der durchschnittliche Tegeler Knacki aber natürlich eingelocht wird, um die Sehnsucht nach der Illusion von Gerechtigkeit einer Gesellschaft zumindest an ihren untersten Rändern zu befriedigen. Es gibt einen Moment, wo mir der gesamte Chor und dessen Konzeption sehr helle wurde und ich die Beweggründe für die Strafttaten, die von der Unterschicht verübt werden, nachvollziehen konnte: Das ist der Moment, wo der Hauptdarsteller sagt oder eher schreit, er habe einfach keine Lust, sich aufs Amt zu setzen und diese erniedrigenden Befragungen über sich ergehen zu lassen, wegen jedem Euro irgendwelche Formulare ausfüllen zu müssen, alles offenzulegen, wie er lebt, jede Drecksjob als Ein Euro Job annehmen zu müssen. Da klaut er lieber. Das denkt sich Ackermann ja auch.
Löschs Alexanderplatz: argumentfreie Stimmungsmache
Herr Richter, was beweist denn der Chor? Dass man das Recht hat, wenn man kein Geld hat, sich illegal welches zu beschaffen? Das ist doch Blödsinn, wie diese Abend argumentiert. Wer soll denn das Gekd erwirtschaften, dass die, die hier so gedankenlose Ansprüche formulieren, fordern? Das kann ja auch keiner mehr hören, dass jemand wie Ackermann von der Deutschen Bank organisierte Kriminalität begeht. Das ist übrigens astreine Nazi-Argumentation. Mit diesem Stimmungmachen gegen sogenannte "Bonzen" hat schon die NSDAP erfolgreich soziales Engagement simuliert. Populismus pur, durch kein Argument getrübt. Das können sie heutzutage 1:1 auch in der Bildzeitung lesen. Genauso Lösch: der behauptet die Verhältnisse nur von denen er spricht, zeigt aber nichts. Was man sieht, sind gut verdienende Schauspieler, die in kleinen Nümmerkens das Losertum vorführen und schlechtbezahlte Statisten, die mit ihren Biografien das polemisierende Kunsthandwerk aufpeppen müssen. Sehr arm, das Ganze.
Löschs Alexanderplatz: Totschlagargument
na da haben wir ihn wieder, den nazivorwurf. ein tolles argument, ein totschlagargument, aber nein, es ist ja gar keines, es ist ja nur eine beschimpfung. es geht wieder einmal darum, dass einer, der auf soziale realität hinweis, ein nazi ist.
was ist denn das reiche, nichtpolemische, richtige, gute, nichtfaschistische theater? luc bondy? castorf? claus peymann?
Löschs Alexanderplatz: nichts als Behauptungen
Der Lösch weist nicht hin, er behauptet, ohne schlüssig seine Behauptungen zu untermauern, denn der Chor ist nur ein Alibi. Außerdem sage ich nicht, dass er ein Nazi ist, sondern nur, daß die Nazis ähnliche Methoden zur Denunzierung ihrer "Klassengegner" verwandt haben. Wie soll ich jetzt ihre Liste verstehen? Zum ankreuzen? Ich sage ihnen mal, was, was sie wahrscheinlich wundert: reiches, nichtpolemisches Theater war zum Beispiel Löschs Marat, der aber jetzt in Berlin leider echt versagt hat. So einfach, wie er es sich diesmal macht, ist es eben nicht.
Löschs Alexanderplatz: Thema verfehlt
ne, da wundere ich mich nicht.
und was ist "schlüssig"?
was ist ein "alibi"?
und was "Denunzierung"?
versagen ... es ist wie in der Schule: lösch, du hast versagt. das finde ich irgendwie, auch voll schulmäßig, thema verfehlt.
Löschs Alexanderplatz: die blinden Flecken
Könnte es nicht auch sein, dass dieses plakative Totschlagargument des "bei Volker Lösch ist immer nur die Gesellschaft schuld" eine tatsächliche Reflexion über die Komplexität der Herausbildung einer politischen Gemeinschaft gerade verhindert? Was ist denn "die Gesellschaft"? Bei Jaques Rancière heisst es dazu folgendermaßen:
"Es gibt Politik somit nur, wenn sich die polizeiliche Ordnung über die Einrichtung eines Teils der Gesellschaft, der keinen Anteil an ihr hat, eines Anteils der Anteillosen, konstituiert und dieser die Aufteilung durch die Demonstration der fundamentalen Gleichheit aller Beliebigen in Frage stellt. Die Deklaration eines Unrechts, das dem Anteil der Anteillosen widerfährt, richtet eine polemische Gemeinschaft, ein polemisches Allgemeines aller auf, in der die Gleichheit IN ACTU erscheint, da sie keine Möglichkeit zulässt, den Konflikt diskursiv oder polizeilich zu schlichten."
Hieran anknüpfend könnte man mit Brecht danach fragen, in welchem Verhältnis der Einbruch in eine Bank zur Gründung einer (Investment-)Bank steht. Möglicherweise eröffnet die ästhetische Situation den Ex-Strafgefangenen genau den Artikulationsraum, welcher Ihnen ansonsten kaum zugestanden wird, da sie gemeinhin als "dem Milieu" zugehörig abgestempelt und stigmatisiert werden. Ohne Hoffnung und Perspektiven wenden sie sich auch in ihrem eigenen Milieu oftmals nur noch gegeneinander (Beispiele: Bordellbesitzer und Drogenmafia). So schreitet die Entsolidarisierung zwischen den Menschen fort, allein das Geld regelt die Beziehungen.
Und lässt sich die Frage nach dem Widerspruch zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung nicht ebenso an einen Bankmanager oder Politiker richten? Wird da wirklich im Sinne einer Verantwortung für die Gesamtgesellschaft gehandelt?
Das Absurde daran ist tatsächlich, dass die kleinen Fische für Ihre Verfehlungen bestraft und weggesperrt werden, wohingegen die großen Fische munter weiterschwimmen dürfen und sich zudem weiterhin der medialen Aufmerksamkeit gewiss sein können. Niemand aber schenkt denen soziale Aufmerksamkeit, welche als "Dreck" an die Ränder des öffentlichen Diskurses verschoben werden. Ist das gerecht? Sobald sich diese Menschen aber als stimmkräftige Masse formieren, inwieweit kann sie dann noch im öffentlichen Erscheinungsbild verleugnet werden? Vielleicht gibt es zuviele solcher blinder Flecken. Am Ende müssen es womöglich alle teuer bezahlen.
Löschs Alexanderplatz: reines Theatergetöse
Hach, dieses Diskursgeschwurbel macht einen ganz nervös. An dieser Aufführung ist doch nichts politisch, das ist reines Theatergetöse mit witzigen Einschüben und ein paar Panzerknackern, die durchs Bild laufen. Aber wer allen ernstes behauptet, hier ginge es ums Ankratzen irgendwelcher Verhältnisse, der leidet an verzerrter Wahrnehmung. Das einzige, was mir einleuchtet, ist der Impact der Eröffnung eines Artikulationsraums für die Ex-Strafgefangenen auf ihre persönliche Situation. Allerdings fällt das wohl schon unter sozialtherapeutische, nicht unter ästhetische oder politische Kategorien.
Löschs Alexanderplatz: virtuos, spielfreudig, massiv
Ich versteh die ganze Polemik gegen das Lösch-Theater nicht. Ich war gestern abend auch in der Schaubühne und bin restlos begeistert. Das ist seit Jahren die beste Produktion, die in Berlin herausgekommen ist ! Und all die oben genannten negativen Zuschreibungen beweisen, dass da lediglich Reflexe bedient werden, die mit dem Abend nichts zu tun haben: Lösch behauptet natürlich nicht, dass die Gesellschaft an allem schuld ist, sondern er macht unterscheidlichste Denk- und Reflexionsebenen zum Thema Verbrechen und Gesellschaft auf - ganz ohne eine einfache These zu verteten! Und das Ganze ist hoch virtuos, kurzweilig, handwerklich auf höchstem Niveau inszeniert - und wann hat man in Berlin in den letzten Monaten einen so radikalen wie faszinierenden Spieler wie Sebastian Nakajew gesehn? Eine so sinnfällig wie sinnliche Umsetzung eines Romans? Wo läuft eine vergleichbare Arbeit, die eine solche Spielfreude und Energie rüberkommen lässt? Wer schafft es derzeit auch nur in Ansätzen ähnlich gut, politische Themen leicht und massiv zugleich zu inszenieren, ohne im Niemandsland der angeblichen Differenzierung verloren zu gehen? Selbst Frau Slevogt beschreibt nur die Hälfte dessen was passiert - und eines sollte dann der Fairness halber erwähnt werden: der Applaus war so lange und kräftig wie schon seit vielen Jahren nicht mehr an der Schaubühne. So viele Verächter können also im Publikum nicht gewesen sein!
Löschs Alexanderplatz: zum Praktikum ins BE
Was soll der Quatsch hier?! Arbeitslose und Knackis auf der Bühne? Kommen Sie ins BE! Da stehen ECHTE Schauspieler auf der Bühne. Und die Knackis können wenn sie wollen ein Praktikum machen. Weggetreten!
Löschs Alexanderplatz: Solidarität gegen soziale Kälte
@ Mieze: Vielleicht ist es ja schon ein Anzeichen zur Notwendigkeit des Umdenkens, wenn Sie das so nervös macht. Einerseits wird in den politischen Sonntagsreden ja immer davon gesprochen, der "sozialen Kälte" entgegenwirken zu wollen. Und andererseits gilt das dann aber eigentlich nur den Besserverdienenden?
Wer diese Inszenierung als nur sozialtherapeutische Maßnahme abtun will, der will vielleicht gar nicht wirklich sehen oder verstehen. Das Politische daran ist doch, dass auch diese Menschen denkende und politische Bürger der umgebenden Gesellschaft sind. Das wird nur allzu gern vergessen und verdrängt, vielleicht, um sich dadurch nicht im nur vermeintlich sicheren Gefühl, der bürgerlichen Mittelschicht anzugehören, nicht irritieren zu lassen.
Im Übrigen habe ich ja nicht gesagt, dass dieses Theater gleich eine Revolution entfachen würde. Nein, es ging mir um den Gedanken der alltagspraktischen Solidarität bzw. um strukturelle Reformen. Und das geht nur, indem man sich vereinigt. Auch in der Weimarer Zeit scheiterte die konstruktive politische Veränderung letztlich an der Zersplitterung des linken Parteienspektrums.
Löschs Alexanderplatz: zuviel Zeit zum Posten?
Mann, habt Ihr alle zuviel Zeit hier? Geht keiner mehr in Berlin arbeiten????????
Löschs Alexanderplatz: Danke Volker!
Nein, wir gehen jetzt alle klauen. Das haben wir von Volker Lösch gelernt. Ehrlich geht nur so lange, wie das Geld reicht. Danke Volker!
Löschs Alexanderplatz: es Arbeit nennen
@ Berliner Weisse: Holm Friebe und Sascha Lobo nennen es Arbeit. Und was machen Sie hier gerade?
Löschs Alexanderplatz: die Kriminalität der Reichen
Dass Ackermann organisierte Kriminalität begeht stimmt doch. Die Nazis haben damit nichts zu tun. Die Nazis haben ja auch arme Leute ins Gefängnis gesteckt. Die Nazis haben auch Künstlern vorgeworfen, in Berlin zu versagen. Also der Naziquatsch hat hier einfach nichts zu suchen. Entkräftige mal lieber argumentativ das Argument, dass die Kriminalität reicher Leute erheblich größeren Volksschaden anrichtet als die Kriminalität armer Leute. Das kannst Du nicht, weil es einfach eine tatsache ist.
Löschs Alexanderplatz: Volksdachschaden
Auch Doppelpost macht aus Unsinn keinen Sinn. Müller, schießen Sie Tore, aber schreiben Sie nicht! Oder sollen wir etwa alle arm werden, damit der "Volksschaden" geringer ist. Wie wäre es i.Ü. mit "Volksdachschaden"...?
Löschs Alexanderplatz: wie ein Comic
Also, der Abend ist ja ganz lustig, aber eben nicht politischer als die Comics von Carl Barks. Hier nun so zu tun, als würde Volker Lösch die Weltrevolution planen, macht den Abend platt, und zwar in jeder Hinsicht. Da fehlt dann einfach eine echte Position. Lösch ist kein Revolutionär, sondern bloß einer, der die plakativen Posen der Revolte für das Theater ausbeutet, ohne ans echte Ändern der Verhältnisse zu denken. Am Ende brennen dann auch noch die Theater! Und woher sollte der Gute dann das Geld für seine schicken Hemden und Nadelstreifenanzüge nehmen!
Löschs Alexanderplatz: die Alarmglocken läuten
huch was macht denn der lösch alle so nervös. führt er etwa neoliberale diskurswerfer wie mc pollesch oder den medientheologen schlingensief als heisse luft vor ? wie hier alle auf den lösch einprügeln.ts. ts. ausbeutung, nazi methoden, plattwalze usw. bei rimini protokoll würde sicher keiner von ausbeutung reden, wenn die experten über heuschrecken oder wallenstein plaudern. das wäre voll die antirepräsentative trendige performance installation. nur bei den ausgesperrten (nach marx, foucault, zizek), da läuten die alarmglocken. die dürfen auf keiner bühne stehen. da prügeln alle hysterisch in einen fragen-stellenden regisseur ein, der in dem elitären elfenbeinturm mal kurz ein lebensfenster öffnet. darf der das ? über verbrechen und kapital nachdenken, über kunst und leben, über geld und glück und freiheit ? plötzlich werden systemgegner zu neoliberalen systemverteidigern, da wird der turbokapitalistischen ausbeutung das wort geredet (wer soll das geld verdienen ?), gesellschaftliche ungerechtigkeit wird nivelliert ( ackermann ? da schreibt schon die bild zeitung darüber und überhaupt), die kritikerin ist sich nicht zu schade, zu behaupten, lösch würde die menschen wegleuchten, grotesk ! er hat ja nur 2 monate mit ihnen gearbeitet. ein pollesch würde sich sicher nicht die diskurshände mit knackis schmutzig machen. da meint es einer also ernst und die merken das, da wird nicht mit chansons und bunten filmchen von der ausbeutung der anderen geplaudert, ne, die ausgegrenzten und ausgebeuteten und verlierer kriegen tatsächlich eine plattform. das ist natürlich total unpolitisch. so eine plattform, so ein podium. so ein leben. der homo sacer auf der bühne ? also so etwas unpolitisches. ts.ts.
Löschs Alexanderplatz: schlechtes Gewissen?
Oh, da verteidigt aber einer sein ideologisches Ställchen. Schlechtes Gewissen? Etwa selber Kapitalist? Was hat denn außerdem der Pollesch damit zu tun? Der lügt doch genausolche Künstlerscheiße zusammen, was nun aber den Lösch doch nicht besser macht. Der ist doch nicht automatisch gut, bloß weil der Pollesch schlecht ist. Wenn ich außerdem korrigieren darf: Lösch hat mit den Knackis sechs Wochen gearbeitet, und eigentlich nicht mal Lösch sondern der Chorführer Freytag. Im Übrigen ist das Podium, was AusBruch den Gefangenen bietet, um ein Vielfaches redlicher.
Löschs Alexanderplatz: Gratulation, Herr Lösch!
Ist das ein Feuerwerk der unterschiedlichen Meinung hier! Gratulation, Herr Lösch! Ich muss jetzt unbedingt mal was von Ihnen angucken, obwohl ich unmittelbar nie Bock drauf hatte. Die Debatte hier oben ist aber geil zerfetzt. Wenn's das schafft das Theater: auch nicht schlecht. Allerdings wird hauptsächlich in den Kommentaren über "Theater und sein WIE" diskutiert und ganz ganz wenig über Leben selbst. Aber mal sehen...
Löschs Alexanderplatz: Theater, nicht Leben
dit is hier ja nu ooch keene lebens- sondern ene theaterseite
Löschs Alexanderplatz: weder klug noch ehrlich
Na bravo, liebe "werbung" Dann ist Theater gut, wenn es schlecht genug ist, einen auf die Palme zu bringen? Bei Löschs "Manderlay" wars exakt dasselbe wie von Slevogt beschrieben: die Hierarchie zwischen Laien und Profis und damit die Bühnenrealität wird nicht be- oder gar hinterfragt. (Macht der Sprache? Sprachbeherrschung? War da mal was? Und wenn ja, was?) Und das bei einem Theater, das lauthals den Anspruch heraus krakelt, zeitgenössische Realität abzubilden. Das ist nicht besonders klug, ehrlich ist es schon gar nicht. Aber wenn man erst mal seine eigene Marke ist und so gut im Geschäft, wär man des Teufels, man würde anfangen neu nachzudenken. kapitalism. a love affair.
Löschs Alexanderplatz: die dritte Ebene
wieso soll diese "hierarchie" (die übrigens von aussen rein projiziert wird) befragt werden ? was wenn die zwei ebenen aufeinanderprallen sollen, wenn diese reibung gewollt ist, wenn die laien auch nicht denken, sie seien schauspieler und die schauspieler nicht so tun müssen, als seien sie laien ? was wenn aus diesen zwei ebenen eine dritte entsteht ? was, wenn dadurch eine eigene bühnenrealität entsteht ? so weit können sie wohl nicht denken, wie ? und doch, es ist extrem klug und sehr ehrlich.
Löschs Alexanderplatz: neues altes Theater
neues theater, wie siehst du alt aus in deiner ahnungslosigkeit. diese hierarchie existiert ganz objektiv, das ist sozusagen theaterwissenschaft für anfänger: auch der echte mensch, der sich selbst auf der bühne spielt, wird zum teil eines repräsentationssystems, das sehr wohl durchhierarchisiert ist. das ist dann die bühnenrealität, der man nicht entkommt, mit der man sich deshalb auseinandersetzen muss. das hilft kein wegschauen.
Löschs Alexanderplatz: beschreiben bitte
Können Sie die beschreiben, diese neue Realität, das "neue Theater" das Sie da gesehen haben? (Möglichst ohne mich zu beschimpfen) Das interessiert mich in der Tat sehr!
Löschs Alexanderplatz: wie derb muss es denn noch werden?
sehr beeindruckend ist, wie fast alle sich entblößen, wenn sie über lösch was sagen - sie verraten sehr viel über sich. schmidt in der sz - er ist sich für solch eine platte Holzhammer-Kritik nicht zu schade. Nur Geblöke, und das heißt dann Qualitätsjournalismus. Schaper, oh weh, peinlich und er merkt es nicht. und nachtkritik, na ja, auch sehr durch eine sehr schlichte brille geschaut. wie derb muss lösch denn noch werden, dass dieses unerhebliche geschreibe aufhört?
Löschs Alexanderplatz: die Authentizitätshupe
Ich habe die Vorstellung gestern besucht und fand die Ensembleleistung sehr gut. Alles war sehr kurzweilig, aber am Ende habe ich mich schon gefragt, wo jetzt eigentlich die Frage war. Also was hat Lösch interessiert und fand das dann doch alles sehr platt. Klar höre ich mir gern die GEschichten an, aber hier wird doch all zu leicht auf die "Authentizitätshupe" gedrückt und damit hat dann alles schon seine Berechtigung. Den Angriff ans Publikum am Ende fand ich uninteressant und halbherzig zu mal in so einem Haus mit linker Geschichte. Da muss man doch was finden, was wirklich weh tut. Diese platten auf bildzeitungsniveau angesiedelten Angriffe waren es nicht. Außerdem ist doch Lösch selbst Teil der Bildungs/Theaterelite, müsste da nicht viel mehr sein/unser Blick auf diese "Experten des Alltags" wie Rimini sagen würde oder gefühlt "echten Menschen" thematisiert werden. Was ist das für ein Medium, das behaupten muss, es würd sich jetzt mit dem echten Leben beschäftigen? Darf man das bloß aus Unterhaltungszwecken? Auch die Funktion des Chores wurde für mich nicht ausreichend ausgenutzt und reflektiert. Allein wenn man das mit dem antiken Chor vergleicht, was ist dann dieser Chor? Mich stört auch nicht, dass der Döblin da so eingestampft wurde, was soll daran schon problematisch sein, aber ich konnte leider auch nicht sehen, was so bemerkenswert für Lösch war sich mit Döblin zu beschäftigen. Dass er das gemacht hat, davon geh ich mal aus. Ich hab so ein bisschen das Gefühl, hier hat man sich hinter den von ihrem Leben eindeutig gezeichneten Gesichtern und viel Handwerk versteckt. Es käme aber auf weitere Versuche an!
Löschs Alexanderplatz: symbolische Realitätskonstruktion
@ das ewige theater: Inwiefern fügt sich denn das, was sich jeden Abend wieder von Neuem auf der Bühne herstellt, in ein "durchhierarchisiertes Repräsentationssystem" ein? Versteh ich nicht. Es ist doch gerade der Bühnenraum, welcher die symbolischen Körper von den sinnlichen Körpern trennt. Die symbolische Realitätskonstruktion des öffentlichen Diskurses ausserhalb des Theaterraums weist den sinnlichen Körpern der "Spieler" die Zuschreibungen "Ex-Knacki" bzw. "Schauspieler" zu. Auf der Bühne aber sind doch alle zunächst mal in dem Sinne gleich, dass hier alle "nur spielen", oder nicht? Ausserdem geht "die Theaterwissenschaft" doch davon aus, dass es nicht um die Repräsentation von Charakteren, sondern von Handlungen geht. Nach Brecht geht es dabei weniger um die Einfühlung als vielmehr um den Gestus, welcher auf die gesellschaftliche Komponente innerhalb des subjektiven Ausdrucks und damit auf die Veränderbarkeit von Welt verweist.
Vor diesem Hintergrund verweist die Lichtregie möglicherweise darauf, dass es normalerweise die professionellen Schauspieler sind, welche im Spotlight des vermeintlichen "Theaterstars" das Leben der Anderen bzw. "das Elend" nur vorführen, ohne selbst davon betroffen zu sein. Dagegen zeigt der Chor der Ex-Strafgefangenen in seiner voll ausgeleuchteten Kraft, dass es hier nicht allein um den Schein des Spiels geht, sondern zugleich um das existentielle Sein, Teil einer "Masse" mit ähnlichen Lebenserfahrungen zu sein.
Das Wesentliche ist hier also, dass das Spiel neue Möglichkeiten eröffnet, sowohl für die "Ex-Knackis" als auch für die "Schauspielstars", welche darüber eine reflexive Distanz zu ihren jeweils ganz unterschiedlichen Leben aufbauen können.
Löschs Alexanderplatz: in die Wüste geschickt
Wer resozialisiert denn eigentlich die vielen Chöre? Lösch hinterläßt immerhin so einige Chöre auf seinen Touren. Es sind ja nur 3 bis 4 Mitarbeiter die jedesmal dieselben bleiben und daran verdienen. Was wird also aus denen, die zurückgelassen werden? Die diesem Originalitätsdruck zum Opfer fallen? Wieviele Randgruppen werden denn von ihm noch in die Wüsten und Ödnisse des Mittelstands gezerrt, mit dem Versprechen, daß es ihnen dort besser ginge?
Löschs Alexanderplatz: Obdachlose & Junkies im ZDF
gerade lief im zdf ein bericht über den straßenchor. obdachlose und junkies singen in einem chor in berlin. und das zdf ist doch sogar cdu. es ist doch wichtig, daß ein theater wie die schaubühne sich diesen themen anschließt.
Löschs Alexanderplatz: pure Präsenz befragt Hierarchie
eine frage: was ist bei rimini protokoll das tolle was bei lösch das ausbeuterische ist? ewiges theater, du siehst nicht, dass du selbst zum repräsentanten eines neoliberalen spaßprogramms geworden bist, zum fdp agenten. die grenzen zwischen harald schmidt, bild, csu und pollesch verschwinden, genauso wie zwischen exhibitionistisch-voyeuristischen big brother sendeformaten und christoph schlingensief. lösch setzt sich mit den ausgesperrten auseinander, er arbeitet mit ihnen, er setzt sich aus, er negiert nicht die hierachien, er stellt sie aus und befragt sie. wer gibt ihnen das recht, arrogant zu bestimmen, wer auf eine bühne darf und wer nicht, wie arrogant kann man sein, sich zum staatsanwalt über spieler zu machen, die gerne und freiwillig auf eine bühne gehen, weil sie das wollen. allein durch deren pure präsenz wird schon die hermetisch-bürgerliche theaterhierarchie in frage gestellt. und das ist zweifellos politisch. das nennt man zweite moderne, wo andere -zwischen 2 tatort drehs- nur noch postmoderne becher-fächer witzchen anzubieten haben. lesen sie ruhig mal zizek, foucault, sennett, gasset, ranciere in ihrem theaterwissenschaftsseminar. vielleicht geht ihrem öden jesuitischen antirepräsentativen verdunkelungsdogma, (dass immer nur den realistischen 4.wand gedanken reanimiert und prolongiert, aber egal) dann ein licht auf. vielleicht hat die repräsentation, wenn sie die ausgesperrten inkludiert, nämlich auch ganz andere als pseudoindividualistische, psychologische seiten, nämlich die eins sozialen raums, eines kollektiven theaterraums, einer gesellschaftsspiegelung. aber sie verteidigen lieber neoliberale eliminationsprogramme, so wie das bürgerliche theater dies immer getan hat. die elite will gefälligst unter sich bleiben und leute wie christopher schmidt und esther slevogt geben sich hypermoralisch, outen sich aber nur als reaktionäre besitzstandswahrer, eben als konservative.
Löschs Alexanderplatz: kein bisschen gefährlich
was ist denn mit der dauerpräsenz des unterbezahlten einlaßpersonals. stellt die auch die "hermetisch-bürgerliche theaterhierarchie in frage"? oder muß es für den richtigen kick des bürgerlichen Publikums und herrn lösch dann so ein richtiger totschläger sein. Sie sagen es doch selber: exhibitionistisch-voyeuristisch. wenn es wenigstens ein bißchen gefährlich wäre. aber so sicher wie bei herrn lösch begegnet der bildungsbürger seinen migranten und kriminellen dann doch nirgendwo sonst in der stadt.
Löschs Alexanderplatz: keine Missionsarbeit
@ 34.: Wer resozialisiert denn eigentlich die Schauspieler und/oder Theaterkritiker auf Alkohol, Heroin oder Koks? Wer resozialisiert denn eigentlich Ackermann und Co.? Entschuldigen Sie meine Polemik, aber was heisst denn bitte "zurückgelassen werden", "dem Originalitätsdruck zum Opfer fallen"? Nein, ich würde sagen, dass den Beteiligten von vornherein klar gemacht wird und auch klar ist, dass diese Zusammenarbeit mit Volker Lösch eine Kooperation auf Zeit ist. Kunst ist nun mal etwas anderes als christliche Missionsarbeit. Kunst kann immer nur MÖGLICHKEITEN eröffnen.
Löschs Alexanderplatz: horrende Widersprüche
Sie stoßen doch bei jeder Ihrer lösch-legitimationen auf so horrende widersprüche, wie es nur jemandem passieren kann, der sie in seiner praxis unentwegt kittet, damit der laden läuft. Sie sind bar jeder reflexion.
Löschs Alexanderplatz: fast hätte ich gesagt...
jetzt hätte ich beinahe gesagt: herr l., lügen Sie sich mal nicht in die tasche!
Löschs Alexanderplatz: was sind das für Begriffe?
für mich ist aber noch gar nicht geklärt, ob das eine kapitalismuskritik war, die lösch da produziert war, denn kritik konnte ich gar nicht sehen. dann müsste rtl ja auch kapitalismuskritisch sein oder dieter bohlen ist die medienkritik persönlich.
ich traue mal den teilnehmern zu, dass sie sich selbst dazu entschlossen haben mitzumachen und auch jeder zeit aussteigen können. vielleicht traue ich ihnen zu viel zu, aber ich trau ihn lieber mehr zu als mir anzumaßen über sie zu urteilen, wozu sie angeblich nicht in der lage sind. machen wir sie damit nicht per se zu opfern, so wie wir da im publikum sitzen und gaffen und sagen: ja das sind wirklich opfer, vor allem die opfer volker löschs?
auch frage ich mich, warum gerade die inszenierung an irgendetwas, sei es nun kapitalismus, neoliberalismus oder genauso ne phrase wie "die verhältnisse" ne kritik sein soll? ist das nicht ein ganz komisches denken? am ende ist franz b. wieder in "seinem element" und bekennt sich dazu "ein lude" zu sein. ist das nicht ne möglichkeit? wenn ich selbst kein "kapitalist" oder einfach besitzer größerer mengen geld werden kann, dann entzieh ich mich auch dem system? dann nehm ich daran gar nicht teil?
ist es nicht viel neoliberaler/bürgerlicher/kapitalistischer... zu sagen: der arme franz b. jetzt muss er wieder stehlen, jetzt muss er wieder köppe einschlagen?
zugegeben, das ist vielleicht auch platt, aber ich hab das gefühl, dass wir viel zu schnell in schubladen denken, begriffe werden gar nicht mehr geklärt, neu erfunden, verworfen, sondern alle jonglieren damit selbstverständlich herum. ich weiß gar nicht, was das sein soll kapitalismuskritik, jedenfalls kein orden, den man sich ans jäckchen pinnen kann.
Löschs Alexanderplatz: kleinbürgerliche Vorurteile
@37: wenn die mitspielen und das thematisiert wird, ja warum nicht. irgendwie kriegen sie ihre eigene repäsentationstheorie nicht mehr so ganz unter einen hut, wa ? und zum thema sicherheit: schön wie sie hier ihre kleinbürgerlichen vorurteile zu migranten verkünden. ui, die sind in echt nämlich voll gefährlich und erst die knackis im freien vollzug, ui, ui, ui. wenn die wenigstens so gefährlich wären wie im kino, nä, die sind ja so normal und wollen wieder in die gesellschaft, och wie langweilig. @39: tolle argumentation. war das jetzt ihr intellektuelles k.o. ?
Löschs Alexanderplatz: Erproben, was der Mensch sei
@ 40.: Ich bin Rosa L., nicht Volker L. Und weiter gehts: Wer resozialisiert denn eigentlich die Intendanten, Regisseure, Dramaturgen, Bühnentechniker, Rechtsanwälte, Ärzte, Polizisten, Wissenschaftler, Studenten, Schüler, Radiomoderatoren, Supermarktangestellten auf Alkohol, Heroin oder Koks? Kurz: Warum erheben Sie Ihren moralischen Zeigefinger gegen Andere, anstatt sich auch mal über Ihre eigenen Widersprüche bewusst zu werden? Manche Menschen fordern von der Kunst immer nur, dass sie uns am Ende eine einwandfrei saubere Moral präsentiere, damit wir beim Betrachten ein wohlig warmes und schön schlechtes Gewissen bekommen. Aber vielleicht sind wir ja auch schon gut genug? Brecht zum Beispiel liebte den Boxkampf und zog von da aus Parallelen zum Theater. Es ging ihm um die Körperlichkeit, um den sozialen Gestus, nicht um die Moral. Diese hilft nicht viel, wo die Verhältnisse korrupt sind: "Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht, und es helfen nur Menschen, wo Menschen sind." (Brecht, "Die heilige Johanna der Schlachthöfe") - Fazit: Was eigentlich "der Mensch" sei, das kann auf der Theaterbühne situativ erprobt werden. Nicht mehr und nicht weniger.
Löschs Alexanderplatz: auf die Straße, Hände schütteln
Richtig liebe Rosa L.
Da wird endlich der Bogen zum anderen Theaterereignis dieser Woche in Berlin geschlagen, der heiligen Johanna am DT. Wann bekommt man schon 2x die Woche seine Vorurteile um die Ohren gehauen und so viele Reflexionen im Theaterforum? Alles Scheindebatten. Also Raus aus dem Forum auf die Straße. Schütteln Sie die Hände der Biberköpfe und Luckerniddles. In diesem Sinne frohes Fest.
Löschs Alexanderplatz: moralische Verblendung
Liebe Tigerente, ich glaube nicht mehr an den Weihnachtsmann. Und auch nicht uneingeschränkt an das christliche Dogma des "Geben ist seliger denn nehmen". Nein, hören Sie auf mit Ihrem moralischen Verblendungszusammenhang. Die Strukturen müssen verändert werden. Auch "die Armen" sind nicht automatisch und immer die "besseren" Menschen. Erst wenn auch Sie mal einen Bauchschuss oder eins "in die Fresse" bekommen haben, werden Sie differenzierter darüber urteilen (können). Natürlich möchte ich das niemandem wünschen. Dennoch, es ist und bleibt komplex. Frohes Fest.
Löschs Alexanderplatz: Entsolidarisierung schreitet voran
Liebe Rosa L.
Sie haben mich gründlich missverstanden. Ich will nichts geben, weder materiell noch irgendwelche moralischen Botschaften. Ich meine nur, wenn nach der Diskussion alle wieder brav nach Hause gehen, bleibt alles wie es ist. Die Entsolidarisierung der Gesellschaft schreitet voran und die Faust bleibt wieder mal in der Tasche. Das war es, was ich meinte mit Hände schütteln, symbolisch natürlich.
Löschs Alexanderplatz: letztlich eine Art Zoobesuch
Lieber Tigerenten-Weihnachtsmann,
gut, dann haben Sie mich auf Ihrer Seite. Denn genau das ist die Problematik, welche auch ich sehe, dass Volker Löschs Arbeiten letztlich eben doch nur einer Art Zoobesuch gleichen könnten. Menschen-Tiere-Sensationen, meine sehr verehrten Damen und Herren, hier sehen Sie echte Arbeitslose, Strafgefangene bzw. die "Ränder der Gesellschaft", welche der kurzweiligen Abendunterhaltung des Zentrums/der bürgerlichen Mitte dienen und kaum noch jemanden aus dem (Noch-)Wohlstands-Trott herausreissen. Ich hoffe natürlich weiterhin, dass das Theater diese wohlig-warme Selbstgewissheit über den eigenen Platz im Leben auch nur ein wenig irritieren könnte. Es könnte aber eben auch leider in der zunehmenden Entsolidarisierung enden: "Beklage dich nicht, / wenn du im Leben zu kurz kommst. / Dafür geht es anderen ja besser." (Robert Gernhardt)
Löschs Alexanderplatz: der bourgeoise Pfau
wer menschen als tiere ansieht hat ein problem, nicht das theater. da ist der bourgeoise pfau vielleicht selbst im zoo und sieht vor lauter stäben keine welt.
Löschs Alexanderplatz: wer keine Fragen zulässt, der …
@ 48.: Sie haben das Bild des "Zoobesuchs" aber schon verstanden, oder? Es war lediglich eine Frage, ob die Ex-Strafgefangenen hier nicht zum Zwecke des Profits Anderer instrumentalisiert werden. Verzeihung, aber wer keine Fragen mehr zulässt, der ist wirklich arm dran. Und auch das wieder als Bild.
Löschs Alexanderplatz: Gegenfrage
eine gegenfrage: werden bei rimini protokoll laien auch zum zwecke des profits anderer instrumentalisiert ?
Löschs Alexanderplatz: Dressurexperte
antwort: das expertentum bei rimini ist nicht auf der seite des dressurexperten von ex-strafgefangenen, migrantinnen. man merkt, Sie, @49, haben keine argumente, sondern lediglich ein paar medikamente genommen, die Sie aufbrausend immer alles miteinander verwechseln lassen.
Löschs Alexanderplatz: wie die Bild-Zeitung
lösch ist wie die bildzeitung-das geschrei ist gross,der inhalt lässt zu wünschen übrig und alle haben was zu sagen. hut ab herr lösch,sie treffen nach wie vor den nerv der zeit, der da lautet dummheit allerorten!!!
Löschs Alexanderplatz: nie garantiert durch die Kunst
@ 50.: Ja natürlich, auch da. Im Grunde müsste man also die Laien bzw. die sogenannten "Experten des Alltags" selbst fragen. Ich möchte hier auch gar nicht für bzw. über sie sprechen, das können sie selbst viel besser. Ich habe lediglich die "Gefahr" thematisiert, sobald mit Laien auf der Bühne gearbeitet wird. Kurz: Geht es hier um die Aneignung und damit gleichsam um die "Besetzung" des Bühnenraums als Teil des öffentlichen Raums oder um die Enteignung durch denselben? Öffnet sich der Spiel-Raum hier auf das Politische hin (was zu hoffen ist!) oder auf die reine Sensationslust? Und das hängt in entscheidendem Maße eben auch von jedem einzelnen Zuschauern ab: "Politik ist durch die Möglichkeit des politischen Moments allein noch nicht garantiert. Vielmehr ist sie nie garantiert, auch nicht durch die Kunst." (Jacques Rancière)
Löschs Alexanderplatz: sich die Bühne selbsttätig aneignen
Zusatz: Allerdings müsste man zwischen Volker Lösch und Rimini Protokoll insofern differenzieren, als Lösch sich tendenziell eher zu einer Art napoleonischen Führers der "unterdrückten Massen" macht, wohingegen sich die Experten bei Rimini Protokoll die Bühne tendenziell eher selbsttätig aneignen, indem sie ihr ganz persönliches und einzigartiges Leben als Mikro-Geschichte erzählen. Bei Lösch steht die Masse Mensch bzw. der Chor im Vordergrund, bei Rimini Protokoll die individuelle Biographie.
Löschs Alexanderplatz: hochglanzunterkomplex
die "schaubühne am lehniner platz" war sich schon zu steins zeiten zu fein für die kurfürstendammadresse. bloß nicht "schaubühne am kurfürstendamm" hieß es damals. obwohl sie genau da liegt. und so erfand man den lehniner platz. das wurde auch sehr schnell angenommen. vor allem die kritiker hätten ungern die "drei schwestern" geehrt an der schaubühne am kurfürstendamm. war auch zu verstehen. das konnte man lampe und co nicht antun. aber es wäre jetzt an der zeit, vom "elendsboulevard am kurfürstendamm" zu sprechen. die ex-knackis bestehen sicher nicht auf "lehniner platz". "tegel" findet der lösch ganz gut als adresse. mal sehen wie das mit "kurfürstendamm" ist! tegel ist komplex. "lehniner platz" war hochglanzunterkomplex. und "kurfürstendamm" wird der unterkomplexität und dem populismus ganz gut gerecht. das versteht doch jeder: die reichen stinken. und ihre adressen. so neureich wie "lehniner platz".
Löschs Alexanderplatz: durch die Brille der Anderen
wieso erzählen die experten bei rimini denn ihre eigene mikro-geschichte? ist als ernste nachfrage gemeint. ich habe das immer als manchmal bessere, manchmal schlechtere selektion durch die regisseure/in gesehen. da wird doch auch weggeschnitten etc., also ein leben durch die brille von anderen gesehen und dann wiederholbar auf der bühne dargestellt. aber warum jemand im chor agierend auch über einen "fremdtext" nicht von sich erzählen können soll, ist mir nicht ganz klar. ich dachte, diese kraft könnte das theater haben, nicht die 1:1-abbildung machen, die ja nie eine ist, auch im dokumentarfilm oder radiofeature nicht. sondern auch über das fremde als umweg eine geschichte erzählen, die sich zum beispiel auch in der präsenz von fremdtext, körper und kollektivem sprechen äußern kann. aber bitte gern erklären, warum das bei rimini trotz allem viel besser ist. ich versteh es tatsächlich noch nicht.
Löschs Alexanderplatz: so ist es bei Rimini Protokoll
@ protokollnachfrage: Auch bei Rimini Protokoll werden die individuellen Biographien dramaturgisch bearbeitet. Wo aber bei Volker Lösch und Bernd Freytag "die Meute" oder nach Schleef das "Chor-Tier" im Vordergrund steht, wo die Einzelbiographie also tendenziell in der Masse des Chors verschwindet, um zu einer Art "Kriegsmaschine" (nach Deleuze und Guattari) zu mutieren, steht bei Rimini Protokoll weiterhin das unverwechselbare Leben des einzelnen menschlichen Subjekts im Vordergrund. Durch die Inszenierung und die Setzung in einen "Spiel-Rahmen" wird die individuelle Biographie bei Rimini Protokoll zur Lebens-Kunst, es entsteht sowohl für den Akteur als auch für den Zuschauer eine reflexive Distanz zum eigenen Leben. Bei Lösch dagegen herrscht der Affekt vor, die Ansteckung durch die Masse, welche nach Schleef einerseits "krank" bzw. "besoffen von Ideologie" und andererseits von "Zugehörigkeit und gegenseitiger Verantwortung" geprägt sein könne. Löschs Theater bewegt sich dadurch immer schon näher an der Grenze zur Propaganda und zum Populismus. +++ Bei Rimini Protokoll geht es um den erzählten Alltag auf der Bühne und damit um eine neue Haltung zum bzw. um die potentielle Veränderbarkeit des scheinbar "Normalen". Bei Lösch dagegen denke ich schon vom konzeptionellen Ansatz und von der Auswahl der Stoffe her mehr an Massenbewegung und "Revolution". Ob dieser "Aufstand der Massen" in seiner positiven und negativen Kraft heute noch so ungebrochen behauptet bzw. gesetzt werden kann wie zu Schleefs Zeiten (unmittelbare Nachwirkungen der Diktaturen von Hitler und Stalin), das könnte man befragen.
Löschs Alexanderplatz: unverwechselbare Laien?
aber wie ergibt sich aus dem unverwechselbaren leben der laien bei rimini protokoll denn die potentielle veränderbarkeit? wenn das leben unverwechselbar ist, kann es ja gerade nicht mehr verwechselt werden. außerdem: unmittelbare nachwirkungen der diktaturen von hitler und stalin bei schleef? in den 90ern? und: ist eine ideologiebesoffene masse in extremkapitalismuszeiten nicht auch noch da?
Löschs Alexanderplatz: die Verschiebung der Wahrnehmung
@ protokollnachfrage: Wenn, wie zum Beispiel in "Deutschland 2", Bonner Bürger ihre Volksvertreter "kopieren" bzw. vertreten, kann demonstriert werden, dass der Politik immer schon etwas Theatrales und Ästhetisches anhaftet. In der verschobenen Wahrnehmung von Politik liegt schon ein Ansatz zur gesellschaftlichen Veränderung.
Im Zusammenhang mit Schleef bezog ich mich auf seine Tagebücher aus den 50ern und 60ern. Aber Sie haben Recht, es kann nach Hans-Thies Lehmann "gerade die Demontage der 'guten' Ideen sein, der Mut, sich unheimlichen und gefährlichen Verhaltensformen und Wünschen zu nähern, was zum authentischen künstlerischen Kampf gegen bedrohliche soziale Tendenzen von 'rechts' in der Realität taugt."
Alexanderplatz: rättl, rättl, Chorwiederholungstäter, rättl
"Viele Rechnungen - kein Wirt"

Da sind sie wieder einmal: die Benutzten, die Erniedrigten, die
Ausgestellten, das "Rollenfleisch" ... .
Scheint -menschlich gesehen- ja tatsächlich mittlerweile so zu sein, daß da allerlei Perversion sich tummelt auf den deutsch-
sprachigen Bühnen: Theater, das große "Massakerspiel".
Dabei ist es doch, bin dann wohl auch ein "Naivling", so rein "commonsensetechnisch" hoffentlich immernoch so, daß da wirklich niemand auf die Bühne gezwungen, gezerrt wird, und ich hoffe darüberhinaus, daß nicht alle Männer im Publikum da nur von ihren Frauen hingeschleift werden, weil es so "hipp" ist,
sich zum "Alexanderplatz" beim "Lehniner Platz" zu treffen.
Ich muß einer Person wirklich schon sehr eigenartig entgegen-
treten, um ihr nicht prinzipiell zunächst zuzutrauen, daß sie sich einigermaßen bewußt und selbstverantwortet im öffentlichen Raum bewegt. Warum dem Chor das absprechen, warum den "Panzerknackern"?? Dann läßt sich natürlich weitergehend danach fragen, was sich die allerlei verschiedenen Beteiligten davon versprechen, worin sie den spezifischen Wert ihrer Arbeit ausmachen; und gelegentlich werden dann gewiß die Antworten so ausgefallen sein, daß diese nicht unbedingt mit den Absichten, Werthaltungen, politischen oder ästhetischen Wirkungen übereinstimmen, welche professionelle Künstler damit eigentlich verbanden.
Ein Projekt A könnte vom Künstler B ja sogar in naiver Verkennung der "gesellschaftlichen Ausbeutungsüblichkeiten"
-wenn es sie gibt , oder doch "nur (naive wiederum)" Vernutzungsgewohnheiten, die immer verstärkter in die "Masse" drücken, das Einzelne, den Einzelnen einkassieren,
ein "Volk der Mäuse" erzeugend ...- (wie "Naivität" dann ohne Rückgriff auf etwaige -vermutete !- oder öffentlich verbal bezeugte... Intentionen rekonstruiert werden kann, bleibt derweil das Geheimnis von "Form und Function") ausfallen, so daß es möglicherweise naheliegt, auf "Ausstellung" und "Sensationalismus" (trat jetzt bei "Rimini Protokoll" der "Mörder" des "Schleifer-Vorgesetzten" auf ... ??) zu sprechen zu kommen, was sicherlich einen Sinn entfalten kann; der "ehemalige Inhaftierte" C mag sich wiederum ebenso "täuschen"
oder sogar seinerseits das Instrument "eher sozialtherapeutisch" verstehen oder sonstwie sich etwas davon versprechen (ich gehe jedenfalls davon aus, wohlgemerkt, daß sich jeder Einzelne den Gang auf die Bühne überlegen konnte,
daß auch die Vorbereitungen auf Stück und Auftritt, die Probenzeit, nur schwerlich zu vergleichen sind mit Formaten wie
"Bärbel Schäfer"). Angenommen, so ein "Panzerknacker" verfolge noch die "Verbrecherlogik", daß Verbrechen geradezu darauf fußen, daß sich die Menschen so an allerlei Regeln halten ..., sie also gerade in ihren ""blind"-regelfolgenden Gewohnheiten" vom Verbrecher erst "einplanbar" werden, dann mag doch so ein Auftritt im Theater wieder einen ganz spezifischen Reiz ausmachen, oder ? Aber, ich sehe durch den löschschen Aufbau derlei Ausbeutungen, offen gesagt, überhauptnicht sonderlich begünstigt oder ermutigt, der Anlage nach eher einen ziemlich überschaubaren, nicht sonderlich spannenden Rahmen für eine immerhin aktive Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen "state of the art", der auf allen Seiten der Beteiligten hoffnungsvoll und freudig vollzogen wurde (wie immer wieder "erste Schritte").
Natürlich, um im Bild zu bleiben: Volker Lösch ist eine Art "Wiederholungstäter", ... "Chormanierismus" deutet sich an und ein gewisses Umkippen in "Selbstgefälligkeiten" (auch immer wieder in den diversen Chören).
Alexanderplatz: Eisbärenfälle und Kürschnergeselle
"Zusatz: "Alias II""

Nur: Wenn "man" denn Volker Löschs Inszenierung -in ihrer Anlage und darüberhinaus- kritisieren möchte, dann wäre meines-
erachtens ein wenig "Donaldismus" schon angebracht (zumal das alles offenbar "anregend" genug war, daß ich mir dann -nach der Lektüre der Kommentare 1-43- in einer schlaflosen Nacht selbst eine Inszenierung taggeträumt habe mit Silvio Berlusconi als Claas Clever und Maybritt Illner als "Gundel Gaukelei" in einem auf der Bühne und Leinwand gedoppelten Aufbau der "Publikumsbeschimpfungsbühne" der Hartmannschen Inszenierung (Hamburg-Leipzig-Transfer)).

1. So mancher "Bankraub" oder z.B. die "Kaufhauserpressung"
durch "Dagobert" (sic !) "spielt" sich ja tatsächlich auf einer Comic-Folie ( zudem: Karstadt erpressen ...: was für ein "Anachronismus"; ... das kauft jetzt der "Bürgerchor in spe" ganz legal geradezu doppelt aus) ab; zudem wird das "Biberkopfthema" des "Erwischtwerdenwollens" durch die Panzerknacker sehr wohl befragt: Bei ihnen ist das geradezu "Lebensform" geworden: Warum noch aus den Knastklamotten raussteigen: Erstens läßt sich in ihnen immernoch die Wahrheit am besten lügen ("Herr Biedermann, wir sind Brandstifter" ...); zweitens gehört "Erwischtwerden" geradewegs dazu.
Im "Hauff-Film" ("Endstation Freiheit")schafft die Politik, laut Aussage des Protagonisten, sogar bewußt die Freiräume, kanalisiert die Verbrechen ... .
2. Natürlich läßt sich auch die Frage nach den jeweiligen persönlichen Gelingens- bzw. Miß- lingensbedingungen und -"setzungen" eines "rationalen Lebensplanes" durch, nennen "wir" ihn mal so, den "Kürschnergesellen Alias II" fragen ...:
Da hilft es dann wenig, vier andere Kürschnergesellen auf die Bühne zu stellen, wo dann der eine sagt: "Ich habe mich, seit der Klimakatastrophe auf Eisbärenfälle spezialisiert,
verrecken sonst eh auf ihren Eisschollen, erbärmlich ...", der andere "Ich mich auf Marderhunde, ... sind ne Plage für die heimische Tierwelt" ... .
Alexanderplatz: Worum geht's?
Worum geht es Ihnen, Herr Arkadij Horbowsky? Rollenfleisch +++ Perversion +++ Volk der Mäuse +++ der Mörder des Schleifer-Vorgesetzten bei Rimini Protokoll +++ Bärbel Schäfer +++ Verbrecherlogik. Wo ist da der rote Faden? Am Ende werden auch Sie Ihre Rechnung bekommen, soviel ist jedenfalls sicher.
Alexanderplatz: Hausphilosophens Panikrunde
Arkadij entgeht offensichtlich, daß es keinen Sinn macht was er redet. Was nicht weiter verwundert, wenn man die vielen Verweise auf Sebastian Hartmann erkennt: Massakerspiel, Biedermann und die Brandstifter uvm. Wahrscheinlich hat die Intendanz ihrem Hausphilosophen die Pistole an den Kopf gesetzt und dessen Hirn drehte ein paar Panikrunden. Wegen diesem großen TdZ-Manifest.
Löschs Alexanderplatz: Hinterhergeheul nach großen Würfen
"Tagträume"

-Lieber Herr "Sebi" !

Stellen Sie sich nur vor, sie lägen ganz richtig mit Ihrer "Vermutung", ich sei der Mann von der "Prüfgesellschaft für Sinn und
Zweck" und "man" hätte mir die Pistole an den Kopf gesetzt: ...
und nun die Panik ! Warum einem so armen panischen Wesen noch nen Hieb nachversetzen ? Also wirklich, fein ist das nicht.
Was haben Sie gegen "Tagträume" ? Ich habe Sie doch sogar mit näheren Einzelheiten verschont, zumal ich gestehen muß, daß ich nun schon zum dritten Male in einem Thread mich aufhalte, zu dem ich die Aufführung noch nicht sehen konnte, derweil die Diskussion Züge annahm, die oft zu vernehmen sind und eben keinem (!!) Stück, keiner (!!) Inszenierung gerecht werden im Grunde.
Auf die Assoziation mit der "Publikumsbeschimpfungsbühne" wurde ich auch geradezu gestoßen, muß dazu nicht aus Leipzig sein, was ich auch nicht bin, und wohl auch nicht "aus-
gebildeter Philosoph", was ich durchaus bin. Erinnern Sie sich noch an die Beiträge des "Neuen Theaters" und des "Ewigen Theaters" (Bühne und Hierarchie ...): Was könnte da näher liegen, als auf Handkes "Publikumsbeschimpfung" zu kommen,
auch ATW aus Gießen nimmt doch gerade Handke zum Ausgang weitergehender Überlegungen (...), die dann wieder in die "Publikumsbeschimpfung" durch S. Hartmann in etwa wieder "zurückgeflossen" sind; Handke liefert allerdings mehr einen Ansatz zu einer "Theaterphänomenologie" meineserachtens als den Anfang vom Ende des "Dramatischen Theaters" (das nebenbei). Und zudem: das Gitter !!! Das die Bühne teilende Gitter !!! Ich gebe zu, beim Überfliegen der Kommentare bzw. Kritiken zu der Lösch-Inszenierung den Aufbau ein wenig mißverstanden zu haben. Ich sah Schauspieler, einen Bürgerchor (wie in Dresden, Stuttgart oder Hamburg) und (!!) hatte irgendwie 4 Panzerknacker (Ex-Knackis, wie es immer wieder heißt) vor Augen, insofern kommt es mir jetzt fast so vor, daß ich hier tatsächlich fast wie ein "Panischer" gelesen haben mag. Das ändert allerdings nur unwesentlich etwas an dem Anlaß zu meinen Einlassungen, zumal mir die Stückanlage jetzt eher noch unattraktiver erscheint als in meiner "falsch zurechtgelesenen" oder gar "taggeträumten" Fassung: Ich kann das Gerede von den Ausgenutzten, den gedemütigten Schauspielern (siehe teilweise im neuen BE-Chat), das ganze Hinterhergeheul nach "Großen Würfen" etc. nicht gut leiden; darin ist ein zutiefst personenabgewandter und arroganter Zug zu bemerken, der leider verschiedene Threads immer wieder mit "Sticheleien" und halbgarer "Theaterpolitik" belastet.
Löschs Alexanderplatz: Stadttheater- Tätermenschen
"Verbindlichkeiten"

- Liebe Rosa L.!

(ich setze an Sie das fort, was ich unter "64" (vermutlich "64") dem "Sebi" schrieb)

Ich bin in diesem Thread nicht der einzige Teilnehmer, den das befremdet hat, erwachsenen Personen so ohne weiteres zu unterstellen, Sie ließen sich da irgendwie ausnutzen, ausstellen, ausbeuten: Wieso das? Weil Sie für sechs Probenwochen in etwa nur ein "Handgeld" erhalten; weil der "Betrieb" keine Dauereinstellung in Aussicht stellt; weil da nur ein "Berlin Alexanderplatz" mit echten Knackis aufgepeppt werden soll ... für ein Publikum in der schlechtesten Zoo-Hagenbeck-Tradition ???
Ach ja, und dann gibt es in den Threads auch noch so eine "Fraktion" von Leuten, die den Schauspieler, die Schauspielerin eh für das Opfer von Stadttheater-Tätermenschen halten, welche ein veraltetes Theater-Paradigma aufrechterhalten wollen. Dann wird sich heimlich gefreut, wenn eine arglose Zuschauerin oder ein argloser Zuschauer etwa sagen (so ähnlich im derzeitigen BE-Chat) "Wie erniedrigend das für X sein muß, ...".
Mit Verlaub: Das sind Schauspielerinnen und Schauspieler; ... die werden letztlich zu gar nichts gezwungen: "Wenn die Seele schaden nimmt, ... macht es keinen Sinn, an dem jeweiligen Haus zu verbleiben -ist natürlich leichter gesagt als getan...- !"
Und "Bärbel Schäfer" deswegen, weil da ganz sicher nicht so intensiv, aufgeschlossen, ernsthaft und lehrreich gearbeitet wird wie durch Herrn Freytag mit seinen diversen Chören. Wenn das nur "Sozialtherapie" wäre: eine kleine "Schauspielausbildung" ist es, ein intensiver (zwischenmenschlich zumal) Parcours, für den die Chöre nicht draufzahlen (wie bei vergleichbaren Kursangeboten), sondern sogar finanziell ein wenig "entschädigt" werden: so what?: Ausbeutung?? Dass ich nicht lache.
Frau Rosa: Wie kann der ziemlich ("Form und Function" hat das meineserachtens am Ende seines Beitrages passend geschildert ..., auch derjenige, der nach Mc Pollesch und Herrn Schlingensief in diesem Zusammenhang fragte, war verwundert über den Wirbel um diese Inszenierung), obgleich ich ihn zunächst mißverstand!, überschaubare Rahmen dieser Inszenierung hinsichtlich von "Ausbeutungsverhältnissen" so virulent werden??? Das ist nicht "Ohm Krüger" aus den 40ern mit Emil Jannings und wirklich Mißbrauchten (klingt aber in einigen Beiträgen glatt so), wozu der "Sturm im Wasserglas"??
Das "Volk der Mäuse": Einerseits ist auch das ein Text, der das Thema zwischen dem "Neuen Theater" und dem "Ewigen Theater" (siehe "64"): "Josefine und das Volk der Mäuse" von Franz Kafka, künstlerisch bearbeitet (von diesem Text ist es nicht weit bis zu Dantos "The Transfiguration oft the Common Place") andererseits empfinde ich es alltäglich so, in einem "Volk der Mäuse" zu leben ("Muxmäuschenstill", sage ich nur ...). Und fanden Sie es bei "Rimini Protokoll" nicht außerordentlich verwirrend: Gestand da jemand, im Wallenstein, gerade den Mord an einem Vorgesetzten, für den nur der "Bodycount" zählte??

Liebe Rosa, lieber Sebi :
Guten Rutsch ins Neue!!
Löschs Alexanderplatz: die derzeitige Mode der Karrieristen
Ihr Herrenmenschengerede wird immer unangenehmer. Wer setzt Sie nur an diese Stelle außer Sie selbst! Doch hoffentlich nicht ein subventioniertes Theater. Andererseits entlarvt sich in Ihrem Ton die derzeitige Mode unter Karrieristen, sich Stammtischmäßig hochzuquatschen. Und da sitzen Sie wohl jetzt und wirbeln sich Verrisse schön.
Löschs Alexanderplatz: Verhinderer der Befreiung
Die potentielle Veränderbarkeit des scheinbar normalen, ja, ändern, verändern, immer ändern, raus aus dem schlechten, mehr hin zum Besseren, Frieren, Schöneren, noch mehr schön kritisch, richtig gut schön kritisch, Veränderbarkeit, des scheinbar Normalen! Normal ist nur scheinbar normal, ist ja so unnormal und bald auch verändert, denn Theater verändert, das richtige Theater, das befreit, Theater befreit Menschen, richtiges Theater befreit Menschen durch Veränderung ihrer scheinbar normalen Realität - das Leben muss noch besser und noch freier werden! Rimini hilft Menschen sich zu verändern. Volker nein, Volker ist ein Verhinderer der Befreiung des Menschen durch Veränderung des scheinbar Normalen! Hilfe zur Veränderung - es lebe das Theater - mein Theater!
Löschs Alexanderplatz: Wie man Fanatiker kuriert
@ 65.: Kunst/Theater ist dazu da, Fragen zu eröffnen und nicht dazu, endgültige Lösungen im Sinne fanatischer Dogmen zu fixieren. Bei Risiken und Nebenwirkungen einer zu großen Ordungs(sehn)sucht empfehle ich Ihnen daher folgendes:
"Fanatiker sind oft sehr sarkastisch, und einige von ihnen haben einen sehr scharfsinnigen Sarkasmus, aber keinen Humor. Humor beinhaltet die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Humor ist Relativismus, Humor ist die Fähigkeit, zu realisieren, daß, egal wie recht man hat und wie großes Unrecht einem angetan wird, es da dennoch immer eine Seite an der ganzen Angelegenheit gibt, die etwas Komisches an sich hat. Je mehr man im Recht ist, desto komischer wird man." (Amos Oz, "Wie man Fanatiker kuriert")
Sind die Panzerknacker nicht komisch?
Löschs Alexanderplatz: das Appellative kommt nicht an
@67 ja, die vielen Münzen, die Verkleidung, das Spiel mit Masken und und Kostümen, mit Bildern, hat bei Rimini eine verkleinernde Wirkung und bei Volker tobt es sich so derartig aus, dass der Zusammenhang verloren geht und das Appellative nicht dort ankommt wo es hin wollte. Erstmal sollte alles schwieriger werden und nicht einfacher und dann auch komischer. Wie heiß es so richtig: richte dich so ein, dass du auch ankommst!
Löschs Alexanderplatz: den Skandal an der Nudel packen
@67 so viel verstehe ich schon, nur hat das erst dann eine neue Dimension, wenn alle Beteiligten auch mitziehen - es geht so: erst mal den Roman lesen - dann denken, den kennen eh alle, und Fassbinder kennt auch jeder, und Castorf natürlich auch - alle kennen immer alles und wissen schon wie es immer schon gemeint war und warum du das lange schon nicht mehr genau so meinen und schon garnicht verstehen darfst, weil? …ja weil - es natürlich nicht einbezieht …und nicht weit genug gegangen ist, und die Realität noch schlimmer ist und du es eh immer nicht packst den Skandal an der Nudel zu packen, du musst also in das Kunstding rein, und da bleibt dir dann deine ureigene Phantasie, dein großes Potential, deine moralische Integrität. Du weißt nämlich bescheid über die Crux, das Ding mit dem nicht weit genug sein und noch eins drauf setzen müssen: Ero, schlapp dürfen wir bei dem allen nicht werden, sondern wir müssen mit denen reden die bereit sind auch auf Sachen abzufahren, die längst durch sind, wir müssen verlangsamen und noch mal betrachten und noch mal beurteilen und dann einen anderen Entwurf vorlegen. Rimini, gut, aber die singen nicht alle Strophen! Noch nicht!
Löschs Alexanderplatz: wer kennt denn da die Namen
@ martha: Fassbinder? Wie kommst du denn jetzt auf den? Beziehst du dich da möglicherweise auf Pollesch? In dessen Stück "Tal der fliegenden Messer" gesagt wird, dass Teamarbeit nicht schlecht ist, nur die Repräsentation von Teamarbeit, also immer wieder nur dieser eine Name: RWF. Ja, aber ist das nicht zum Beispiel auch bei Rimini Protokoll so? Wer kennt denn da die Namen der Beteiligten? Und sogar bei Pollesch selbst ist das so, da sagen auch immer alle nur, ich geh mir den neuen "Pollesch" anschauen. So ist das eben.
Mich persönlich interessiert hier mehr das Thema der (fehlenden Gelder zur) Resozialisierung bzw. des Umgangs mit der Freiheit in einer demokratisch organisierten und zum Teil selbst korrupten Gesellschaft. Interessanterweise beschäftigt sich auch der gerade neu angelaufene Film "Soul Kitchen" von Fatih Akin u.a. mit diesem Thema - als Komödie. Einmal spielsüchtig, immer spielsüchtig? Oder lieber erstmal spielwütig?
Löschs Alexanderplatz: die, die Verantwortung schultern
wer will ohne Hinweise auskommen, du brauchst sie und du musst sie streuen, der Verteiler ist wichtig, denn nur wenn so ein Informationsteppich gelegt ist, lassen sich die Punkte dann einzeln auseinanderfriemeln - wenn du das Geld für die Resozialisierung auftreiben willst, ist es nicht notwendig die Zuschauer davon zu informieren, es sei denn, sie sollen dir bei deinem Vorhaben helfen - garantiert willst du aber keine Kollekte betreiben - und du willst auch nicht bloß eine aufrüttelnde Nachlässigkeit anprangern - natürlich läuft es so, dass, wer mit dem was ihm eröffnet wurde nicht klar kommt, allein wursteln wird - Künstler sind nicht die, die Verantwortung schultern, sie fordern sie bloß heraus, am wenigsten bei sich selbst und das ist ihr Problem im Kollektiv - da hängen extrem viele kleine Lügen dran, die für sich genommen nichts bedeuten, in der Summe aber ein weinerlichen Ton produzieren. Die Macht zu Handeln kostet eben sehr viel Inspiration und Durchhaltevermögen. Rimini verliert sich nicht, sondern übt eine strenge Verteilung, irgendwann werden die Hinweise ∞ wie soll ich sagen,… geschluckt und dann bewegen wir uns schon mal auf einer neue Ebene: Weg von der, sieh mal was ich dir gerade gezeigt habe Ebene, sonder hin zu : sieh dich vor!
Löschs Alexanderplatz: Forderung
Es ist nicht zum Aushalten. Döblin hat das Buch "Berlin Alexandplatz" geschrieben, Fassbinder hat es verfilmt und Castorf hat ein Stück daraus gemacht mit Beglau, Hopp etc. Schauen Sie sich die Sachen besser an, bevor Sie hier politisch agitieren.
Löschs Alexanderplatz: da hätte viel mehr passieren müssen
@otto - sollen wir uns denn an den Fehlern der Verbraucher beteiligen? Ich denke eher nicht, die sollen doch zusehen wie sie damit klar kommen, denen ist es egal ob wir übermotiviert ans Werk gehen, also, weil wir uns von solcher Propaganda nicht einschüchtern lassen, werden wir weiter Menschen befragen und nicht in Schablonen stochern! Aber noch eins zu Karo 69 - das Geld und die Masken, sind nicht das große Ding, was groß ist, das sind die Arrangements des Chores - da hätte viel mehr passieren müssen. Erinnere dich - du kennst es sicher… Wallenstein - was da los war, nur die Position der Frager betrachtend! Castorf kapiert solche Sachen einfach nicht mehr, der hält sich an Zeichen auf, die kein Mensch mehr verstehen will, weil sie so workshopmäßig auf Leistung getrimmt sind, nur merkt er ja was er davon hat - Schulklassen die mit ihren Lehrern noch mal die alte Zeit kennenlernen wollen.
Löschs Alexanderplatz: zum Lachen in den Keller
@ 68

Liebe Rosa L. !

Doch, bitte, glauben Sie mir, ich finde die Panzerknacker komisch; das erste Bild von der Löschschen Inszenierung erreichte mich in einer Nachtschichtpause (dort stand eine Kritik in einem Freiexemplar der Lübecker Nachrichten; hiernach wendete ich mich an diesen "Thread", las die Ein-
träge 1-43 und "tagträumte" unter anderem ...), und ich habe auch angedeutet, warum ich sie für komisch halte ("steigen in der Regel garnicht mehr aus den Knastklamotten aus ..."), gerade komisch vor dem garnicht so komischen Hintergrund, der z.B. in Döblins Buch oder Hauffs Film "Endstation Freiheit"
(oder auch in "Die Verrohung des Franz Blum -hieß der, glaube ich-) "verhandelt" wird: Ich lache nicht ungern, und wenn ich von "Sebi" (wie im Wuppertal-Thread von "George Sand") erneut "Rollenangebote" erhalte (warum nicht auch an ihn die Frage, ob der über sich selbst lachen kann ..., schätze ich nicht so ein ..., und ist der nicht bis hier hin fanatischer als ich
???), dann gibt mir das schon zu denken, ob ich das nicht,
relativ ungewollt, absolut humorbereit (ich glaube, Humor ist ironischerweise meine größte Stärke und meine größte Schwäche, und das geht, glaube ich, recht vielen so ...) provoziert habe irgendwie (und mein "Alias II" soll mich ja ein wenig mit auf den Arm nehmen, weil ich mich immer so schnell zerfasele ..., der "Alias I"-Monolog aus Botho Straußens "Trilogie des Wiedersehens" ist schon beim Vorsprechen an Schauspielschulen legendär ...), bitte, glauben Sie mir auch das. Ich lache nicht ungern, lache auch bei "Muxmäuschenstill", bei Kusturicas "Time of the gypsies" oder "Underground", lache auch bei Fellinis "Armacord", gehe geradezu "beglückt" aus dem Kino, ... dabei werden da zT. fürchterliche Geschichten erzählt !! Gut, für mich ist "Humor" eher ähnlich gelagert wie er bei Sören Kierkegaard erscheint (ein sogenanntes Konfinuum zwischen dem Ethischen Stadium und dem Religiösen Stadium), bin mir aber der gewissen "Engführungen" des Stadienschemas SKs bewußt (siehe Hans-Peter Korff "Der komische (!!) Kierkegaard" -das Kierkegaardsche Stadienschema wird dort als "Zwangsschema" behandelt, das der Angst vor der Lächerlichkeit (sic !) geschuldet ist). Mir scheint "Sachlichkeit" eine Art drittes Konfinuum zu sein, das irgendwie an dem "Konvergenzpunkt" von Denken und Handeln ansetzt ... . Ich glaube, sogar gute Bekannte von mir denken, daß ich zum Lachen gelegentlich in den Keller gehe; äußere Befunde erhärten das, ich lache wirklich überdurchschnittlich oft in Kellern, da ich gelegentlich daran erinnert werde, ich könnte da tatsächlich zum Lachen hingegangen sein. Ich lächle auch stets ein wenig zu "Lachen ist gesund", weil ich immer wieder den Beisatz spüre: ... für die Lachenden !! Ein Frohes Neues!!!
Löschs Alexanderplatz: Sabbern & Betteln
@ martha ich will dir jetzt nicht noch mehr Ärger machen, aber siehst du nicht, wie schwierig es ist sich dem Treiben anzuschließen, du musst erst mal aufhören zu spekulieren - mehr Tatsachen, um's kurz zu machen. Schau dir doch an was passiert ist, die ganze Bühne voller Anliegen und Vorwürfe und das mit viel Elan und Überzeugungskraft, das ist praktisch wie auf einem Rummel und alle sind dankbar, das sie nicht noch was gewinnen können, einen Teddy oder eine Puppe, keine möchte doch von denen was mitnehmen, im Gegenteil, sie fangen sehr schnell wieder an zu lachen und wissen, das was ich heute gesehen habe muss mich nicht umhauen, prima Theater.
Wir kommen aber ganz klar von der Protokoll Seite, also von der richtigen Seite, und uns kann keiner was vor machen, wir finden vormachen überhaupt einen Akt der sinnlosen Verzweiflung: Sabbern und Betteln - da machen wir nicht mit!
Löschs Alexanderplatz: ich bin der Steuerzahler
@ 66

Genau, "Sebi" !
Der berühmt-berüchtigte "Stadttheaterintendantenregisseur" Arkadij Horbowsky, der inszeniert und inszeniert und immer mehr inszeniert und verrissen wird, weitergehender verrissen wird noch und auch das immer häufiger...; und für den (mich !) muß das , ich mache schließlich meine Stadt weltbekannt (siehe Kieler Kampagne im "Kölner-Neubau-Thread" (1)), da er (ich) -wiederum immer häufiger- seinen Stammtisch aufzusuchen versteht, eine steile Karriere geradezu bedeuten, na, wer da nicht "Kaiser Peer Gynt, prosit Neujahr", auf den Lippen hat ... .
Spannende Stückanlage, "Sebi", die Sie da der Öffentlichkeit anheim stellen: Schreiben Sie das Stück, vielleicht Ihre Karriereaussicht ?! Angenommen zudem, eine Person A (eine wie ich)
wäre so ein "moderner Karrierist", wäre dann nicht eine Person B (die auch "Sebi" heißen könnte), die hier -bar eines jeden Argumentes !!- ganz verwandt Ihrer offen feindseligen Art -gegenüber einer Ihnen vollkommen fremden Person, ... die ja sogar Opfer oder Opfernachfahre von "Herrenmenschen" sein könnte, ... was ich so nicht bin, gewiß- von "Herrenmenschengerede" und ähnlichen Feinsinnigkeiten paliert, nicht gerade der
geborene "nützliche Idiot", der dem Karrieristen noch die absonderlichste Steilvorlage zu geben versteht !!? Wer weiß, überprüfen Sie es oder überprüfen Sie es nicht, ich fürchte, frei nach "Enten/Eller", Sie werden beides bereuen, möglicherweise haben Sie ja auf diese Art schon Karrieren befördert ??!
Stört Sie meine "Empfindung", in einem "Volk der Mäuse" zu leben ? Habe ich etwas davon gesagt, daß das nicht geradezu "Fleisch von meinem Fleische" ist ??, daß ich anders lebe als so eine "Maus" ???, nur weil ich noch nicht völlig aufgegeben
habe, tatsächlich ein wenig anders leben zu können wohlgar !!
Gott sei`s getrommelt und zu Ihrer Beruhigung sei es gesagt:
Ich bin Theatergefährte, bin Zuschauer, aus dem Publikum, der Steuerzahler (Sie ??!!...) subventioniert mitnichten meine allbekannte steile Karriere ! Nochmals: guten Rutsch !!
Löschs Alexanderplatz: endlich postironisch
lösch ist endlich postironisches theater, dass den gesamtgesellschaftlichen theaterraum mitdenkt, publikum, protagonist, chor, realität und kunst aufeinander bezieht. es gibt da keine schuldzuweisungen, wie stets behauptet, sondern fragestellungen. rimini protokoll dagegen ist ein nettes, zahnloses TV-doku format für bobos, so theatralisch wie phoenix tv. im übrigen sind diese antirepräsentativen neoliberalen spiesser nicht mehr auszuhalten. was wir brauchen, ist eine radikale renaissance der repräsention, ein theater der mausefalle, ein theater der grausamkeit.
Löschs Alexanderplatz: Frage
die mausefalle ist ne fragestellung?
Löschs Alexanderplatz: Experimentierraum für draußen
@ karo: Geht es denn bei Lösch wirklich so plakativ, wie von dir behauptet, um die "richtige" bzw. die "falsche Seite"? Geht es nicht vielmehr um das Aufzeigen der Risse und Brüche einer politischen Gemeinschaft, um das Aufzeigen einer potentiellen Gefahr, insofern die Interessen der "Massen" nicht mehr berücksichtigt werden, insofern eine immer größere Zahl von Bürgern ihren politischen Vertretern nicht mehr vertraut? Hinweis: Die Revolutionen der Vergangenheit endeten nicht selten blutig.
Auf Grundlage der Inszenierung könnte man sich doch tatsächlich mal ein paar Fragen stellen, zum Beispiel: Warum betreibt die FDP weiterhin Klientelpolitik? Profitieren nicht nur die Vermögenden von den Steuersenkungen? Oder anders gefragt, könnte es nicht sein, dass die Steuergeschenke nicht doch wieder nur an der Börse landen? Warum keine Finanztransaktionssteuer? Warum nicht Mindestlöhne und mehr sozial versicherte Beschäftigung statt der Zunahme von Mini- und Ein-Euro-Jobs?
Schließlich, wenn es im Theater keinen umhaut, dann vielleicht bald auf der Straße. Das Theater kann immer nur der Experimentierraum für das "draussen vor der Tür" sein. Und das bleibt hoffentlich auch so.
Löschs Alexanderplatz: die Zeichenkombinations- unfähigen
oft frage ich mich, wieso eigentlich noch an der Strategie festhalten - erst mal, in einem Gespräch, und das gehörte schon gleich zu den wichtigen, wie oft im Anfang (Keimzelle), tauchte der Vergleich auf - hier das große Alphabet, aus dem du praktisch alles machen kannst, und dann die vielen nicht muster-sinnvoll zu ordnenden Zeichen, die frei schwebend sind, die du nicht in der Schule zu kombinieren lernst - beides da, beides zu benutzen, und zwar schwierig, wenn du es richtig zu was her nehmen willst - (die musterlosen Zeichen zu fassen, das können sie im Theater nicht mehr, also ist es auch zwecklos ihnen ihr Zeichenkobinationsunfähigkeit vorzuhalten ) - Die Protokoll-Schule /und das ist natürlich nicht Rimini /- Rimini ist wieder eine andere Schule, als die Protokoll-Schule, aber das kapieren die Zeichenkobinationsunfähigen einfach nicht, das ist auch kein Vorwurf an sie, das ist bloß eine Beschreibung von Tatsachen - um zu später Stunde jetzt nicht noch zu weit auszuholen - der Schreck in den Gliedern muss auch aufs Tapet! Praxis geht eben weiter als bloß bis zur Sozialfalle, aus der du kreischtst: gib mir meine Pause zurück, mein dämliches Gequatsche vom Schulhof, als ich noch Ahnung von Turnschuhen hatte! Ich will in die Toilette mit all den Girls aus der 12 a, die konnten sich wenigsten das Maul zerreißen - Ne, wir sollten ruhig cool bleiben und die Protokoll-Schule hoch leben lassen, ohne Klo und den ganz Tratsch.
Löschs Alexanderplatz: klarer Fall
Klarer Fall, dieses Stück: Eine Dekonstruktion. Eine Destruierung des Realitätskonstrukts. Wie bei Pollesch. Und jetzt auch bei Richter.
Löschs Alexanderplatz: der Kunst-Hammer
Hört. Hört. Multitude.
Aber Kunst sollte mehr sein als die Mausefalle, der Spiegel den man der Gesellschaft vorhält. Kunst sollte der Hammer sein, mit dem man sie gestaltet.
Lösch immerhin versuchts.
Löschs Alexanderplatz: Langeweile in Parolensoße
recht hast du, es gibt eben Unterschiede und zwar gewaltige! nicht allen sind alle Dimensionen zugänglich, so ist es nun mal - die Gleichmacherei ist eine hübsche Lüge mit der sie sich gerne überall einschmeicheln - das ist dieses pädagogische Gift, diese Schleimerei, erst mal allen alles zu versprechen. Geben tut's am Ende doch nix. Aber sie geilen sich an ihren Versprechungen auf und dann bleibt wieder nur so eine Episode: Langeweile in Parolensoße. Sie reden von Härte, Realität und Ansprüchen und Rechthaben und Zerreißungen, aber das ist die Fassade der Hohlen, die sich an Phrasen hochziehen, weil es sonst nichts gibt, nur diese Sprechhülsen, die sie aufsammeln und zu einem faden Brei verdicken, den sie dann mit ihren kleinen Plastiklöffeln unartig in die Gegend klecksen. Protkollmäßig müßte da mal eine Zesur her, ein Durchatmen - Statistiker müssten mal aufklären, wann die Schüssel voll ist und wirklich überläuft. Protokoll arbeitet daran und an einer neuen Werkform, die plastischer ist als die Plappermauler mit ihrer Aphatie und ihrem Theoriewettlauf auf Programmheftniveau sich das ausmalen können.
Aber es gibt nicht für alle alles. Ausser Taktik nix gewesen!
Löschs Alexanderplatz: den Kopf einrennen
@ karo: Klar gibts nicht für alle alles. Trotzdem muss das eine offene Frage bleiben, welche gerade auf dem Theater immer wieder neu verhandelt werden kann und muss. Wenn du dagegen der Meinung bist, dass die, welche es nicht bringen, einfach "aussortiert" werden könnten, dann landest du ganz schnell bei Auschwitz, auch wenn die freie Marktwirtschaft auf genau dieser Grundlage ganz wunderbar funktioniert.
Man kann sich immer nur zwischen diesen zwei Perspektiven bewegen: Entweder man sortiert den "Abfall" aus, oder man lässt lieber alle untergehen. Hegemann hat mal gesagt, dass man sich zwischen diesen beiden Perspektiven den Kopf einrennen müsste. Tja. Zu viele Unfälle.
Löschs Alexanderplatz: Sozialschaukel im Theater
es reisst nicht ab. ich sage ja, die plastische Satistik muss her. Die zeigt klar was Sache ist. die Idee lautet: du kannst unterscheiden zwischen sortieren und sortiert werden? sortierst dich selber? sortierst du auch was dir blüht? denke kaum? wer aber dann? Die Sozialschaukel im Theater? Verändern die zwei verschreckten Zuschauer die Statistik? Nie! Carl hat völlig recht, Carl liest Protokoll und hört auch auf die leisen Töne, wie es so treffend heißt, aber der Unterschied beginnt im Kopf , musikalisch. Das Unterscheidungsvermögen schärfen und Transparenz zumuten.
Löschs Alexanderplatz: Ausdrucks- und Theorie-Plastizität
wollte nur noch mal klar stellen, Protokoll ist nicht Rimini! Protokoll ist eine völlig andere Schule und zielt viel mehr auf Plastizität, a des Ausdrucks und b) Theorie! Es kann keine Bezugnahme geben, die sich durch das Tätscheln der Gesinnungstierchen fortbewegen möchte. Der Schicksalsschlag ist eine weithin virulente Drohung, wir nehmen das nicht gelassen an, wir bleiben auch nach der Aufführung wach.
Löschs Alexanderplatz: fragwürdiger Vaterersatz
@ martha: Was meinst du mit Plastizität? Dieser Begriff erinnert mich an Beuys Diktum der Gesellschaft als soziale Plastik, an Beuys avantgardistischen Gedanken der Erlösung der Welt durch Kunst. So sehr auch ich Beuys Rückkehr zur Frühromantik schätze, bin ich zugleich skeptisch gegenüber seinem im Grunde ebenfalls totalisierenden Ansatz, sich gleich nach Hitler zum Heiland, zum Erretter der Menschheit, aufzuspielen. In der Zeit der "vaterlosen Generation" mag er vielen (besonders den Evangelisten) als Vaterersatz gedient haben.
Auch heute noch mögen all die Franz Biberkopfs nach ihren Vätern suchen, nach "Ordnung und Stabilität", nach der individuellen Verortung in einer Welt des globalisierten Marktes. Dass sie dabei auf neue, gefährlich-banale Schamanen wie zum Beispiel Horst Mahler hereinfallen, das ist nur eine Möglichkeit. Eine andere wäre, den grundlosen Hass konstruktiv, das heisst im Sinne einer ethisch-ästhetischen Gestaltung von Gesellschaft, umzuwandeln. Kommt drauf an. Sein Leben verspielen kann schließlich jeder.
Löschs Alexanderplatz: nicht hinter die Kulissen sehen
Es ist doch ganz einfach. Es gibt Schlecker und es gibt Fairtrade und Biomärkte. Rimini ist fairtrade und bei denen kauft man besser, und sie sind dank Subvention aber nicht teurer. Und dann gibt es Schlecker und da will man gar nicht hinter die Kulissen sehen.
Löschs Alexanderplatz: die Erweise sind erbracht
wenn die Knackis, die, die Panzer brechen, nie gewinnen was sie wollen, ihnen die Vergeblichkeit, ein p l a s t i s c h e s Rollenmuster geworden ist, dann sind jedenfalls Zeit und weitgehend auch der Raum aufgehoben, so gesehen verfallen sie auch keiner Traurigkeit und das rührt an. Aber von Erlösung würde Protokoll doch nur sehr humorvoll sprechen wollen, oder als letzte blasse Hoffnung nach übergroßen Schmerzen. Nichts zum Raushauen. Ich mag Dokumente und denke das professionelle Schauspieler viel besser beim Film und im Fernehen aufgehoben sind, Je weniger Schauspielerinnen und Schauspieler desto besser für das Theater. Wir wollen aufhören mit dem was in Archiven viel konsequenter aufgehoben ist. Die Beweise sind alle erbracht, die Überzeugungsarbeit ist beendet.
Löschs Alexanderplatz: keine Knetmasse der Mächtigen
@ Fairtrade: Jetzt wirds interessant, Sie betrachten den Menschen also als Material, als Biomasse? Das wirft Fragen auf. Wie kann ein Mensch konstruktiv an einer politischen Gemeinschaft partizipieren, wenn er von vornherein davon ausgeschlossen ist? Was passiert mit den Rändern, über welche sich das Zentrum differentiell bestimmt? Was tun mit dem Anteil der Anteillosen, welche sich nicht mehr als politische Bürger betrachten?
@ martha: Gegen die Vergeblichkeit als plastisches bzw. formbares Rollenmuster könnte das Einschalten des Verstandes helfen. Menschliche Subjekte sind nicht nur Knetmasse der sogenannten "Mächtigen". Jeder Mensch kann denken und sprechen und damit den öffentlichen Diskurs irritieren bzw. eine alternative (Selbst-)Wahrnehmung mobilisieren.
Löschs Alexanderplatz: Schlecker-Biomasse?
Liebe Rosa! Für Sie ist das Personal bei Schlecker Biomasse? Das darf ja wohl nicht wahr sein!
Löschs Alexanderplatz: wo die Frisur die Freiheit bestimmt
leider ist es lächerlich denen, die derart zugerichtet sind, die Freiheit ihres Geistes anzubieten um sich irritierend in Diskurse zu mengen - nicht das es den passenden Geist nicht gäbe, aber hier braucht es mehr, auch ganz p l a s t i s c h, außerhalb jener Sphären in die die Illustrierten noch herum gereicht werden und die Frisur alle Freiheiten bestimmt.
Löschs Alexanderplatz: Fairtrade systemerhaltend
@fairtrade: nicht doof stellen. im übrigen garantiert fairtrade den totalen neoliberalismus. wie zizek richtig analysiert, wird nicht nur das produkt, sondern gleich das gute gewissen mitgekauft, ohne echte veränderung überhaupt noch anzudenken. besser kann man das system nicht unterstützen, mcdonalds ist ja auch schon grün. fairtrade bei starbucks zb ist systemerhaltend bzw. systemerweiternd und jetzt denken sie mal scharf über rimini oder pollesch nach.
Löschs Alexanderplatz: was bitte ist Schlecker dann?
@ Susanne: Warum plötzlich so aufgeklärt? Es ging bei Ihnen bisher doch auch ohne Reflexion. - Und Schlecker ist nach Ihrer Meinung dann bitte was?
Löschs Alexanderplatz: wie ein Bewußtsein entstehen kann
@ Fairtrade: Ja, man muss das zu denken wagen, um zu verdeutlichen, worum es hier geht. Sind die Schlecker-Angestellten nicht wirklich nur Material, insofern ihnen ihre gesetzlich bestimmten Arbeitnehmer-Rechte (wie zum Beispiel die Vertretung ihrer Interessen durch einen Betriebsrat) versagt werden? Darum gehts, auch im Fall der Ex-Strafgefangenen. Heiner Müller hat mal gesagt, dass sich erst dann etwas ändern könne am System, wenn man dem Bettler keine Münze mehr gebe, sondern sich fett und dekadent vor diesen hinstelle und seine Zigarre rauche. Erst dann könne ein Bewusstsein entstehen, dass hier etwas grundsätzlich falsch laufe. Und zwar auf beiden Seiten.
@ martha: Meinen Sie wirklich, dass die Ex-Strafgefangenen hier "zugerichtet" werden? Würde ich nicht denken. Ich würde sagen, die wissen schon ziemlich genau, was sie da tun. Denn es geht doch um ihre individuellen Biographien, welche mit Döblins Text verwoben werden. Wo genau sehen Sie da die Zurichtung und/oder Entfremdung?
Löschs Alexanderplatz: ein Lob für Rosa L.
Liebe Rosa! Damit haben Sie Volker Lösch großartig erklärt. Das ist die stimmigste Interpretation seines Werkes, die ich jemals gehört habe.
Löschs Alexanderplatz: Dank
@ Fairtrade: Oh, wirklich? Herzlichen Dank!
Löschs Alexanderplatz: in Diskurs gegossene Früchte
die Zurichtung ist anderen Datums - jetzt, außerhalb der Raum_Zeit_Ebene, im Rad, auf der Stelle, Keine Anekdote, kein mit Literatur und ihrer abgelagerten Bedeutung verflochtenes Authentisches! Die Trauer frisst sich durch, bis hinein in die harmloseste Unterhaltung, das gespenstische Vergnügen wach dabei zu sein, einen Augenblick mitgedacht, aufgeweckt und kenntnisreich dabei zu spekulieren: Früchte des Zorns, vorgehalten und bezahlbar gemacht. Und das dann in Diskurse gegossen…
Löschs Alexanderplatz: Rosa versteht martha nicht
@ martha: Geh doch auf den Jahrmarkt, wenn du kandierte Liebesäpfel essen willst. Deine Ausführungen sind unverständlich.
Löschs Alexanderplatz: karo versteht und isst Papier
a)das wird sie, denn, in der Realität isst sie sie wirklich gerne, insbesondere, seit sie sie so lange hat entbehren müssen, der Spange wegen.
b) das muss nicht schade sein, denn das Verstehen ist oft auch ein bröselige Angelegenheit, mir jedoch schmeckt ihr Protokoll.
Löschs Alexanderplatz: fairtrade spottet
Liebe Rosa! Das ist jetzt aber ein schlechtes Zeichen, daß Sie marthas 99. nicht verstehen. Dann ist letztlich eine Debatte unmöglich, weil die Dummen ja nicht merken, daß sie dumm sind. Sie sagen dann einfach, etwas wäre unverständlich.
Löschs Alexanderplatz: Legitimität des Gegendiebstahls
@ 102.: Nee, Fairtrade, Ihnen muss ich nicht dankbar sein. Und ich hab auch noch was für martha: "Man denunziert allzu gern diejenigen, die etwas zu geben haben, indem man behauptet, sie hätten nur zu geben, weil sie vorher gestohlen haben. Der Glaube an die Legitimität des Gegendiebstahls hat den Bankrott des Sozialismus in den dumpferen Bewusstseinsschichten überlebt [...]." (Peter Sloterdijk) Wer nicht weiterdenken will als über den Tresen seiner Stammkneipe, dem kann ich leider auch nicht weiterhelfen. Wer alle vermeintlich (denn auch die vormals vermögende Mittelschicht bricht aktuell weg) und tatsächlich Wohlhabenden automatisch und undifferenziert als die moralisch Bösen betrachtet, folgt einem gefährlich eindimensionales Weltbild. Was tun, das heisst, Verantwortung für das Gesamtsystem zu übernehmen. Es geht um Solidarität, nicht um individuelles Anspruchsdenken. Es geht um das gestaltende und nicht allein zweckbestimmte Handeln zwischen allen Bürgern einer politischen Gemeinschaft. Hier müssen auch die Unternehmen umdenken und ihre Mitarbeiter nicht allein als austauschbares Shareholder-Material verwerten. Geld ist nicht alles, oder?
Löschs Alexanderplatz: Wohlbefinden des Grinsenden
schon vor Jahren blieb mir nichts als den Blicken stand zu halten, auch wenn sie verrieten wie erheiternd mein silbrig glitzerndes Gebiss wirkte, von dem ich nun endlich befreit bin. Hatte ich so etwas zum Wohlbefinden der Grinsenden beigetragen? Wahrscheinlich. Leider schmecken die Äpfel nicht mehr so wie zuvor. Jedenfalls sehen sie immer noch appetitlich aus.
Löschs Alexanderplatz: das 1:1 von Klarnamen
@ 75

Berichtigung ! und Namen !!

"Namen" ! Immer wieder ein Thema, natürlich ganz besonders für Menschen, die -ua. beim Zitieren- für urkomische Flüchtigkeitsfehler, flüchte ich ???, geradezu einen Hang haben;
ich glaube, ich darf mich berechtigt dazu zählen: "Der komische Kierkegaard" ist von Wilhelm Korff (Hans-Peter Korff ist, glaube ich, ein Schauspieler, der mir aus der Kindheit einigermaßen
vertraut ist ...) und "folgt" den umfassenderen und lesenswerten Schriften Gerd-Günther Graus über Kierkegaard und Nietzsche , späterhin im Hinblick auf Kant ("Kritik des absoluten Anspruchs").
Namen spielen jetzt in verschiedenen Strängen auch für sich genommen wieder eine gehobene Rolle: siehe "Klarnamen".
Die Verbindung Klarnamen-Nutzung - DEMOKRATIE, wie sie hier manchmal zum Besten gegeben wird, halte ich für problematisch: Es gibt schon mehr oder weniger -mindestens aber "verspielte" und "rollen-figur-hafte"- gute Begründungen für die Verwendung von Nicknames; da irgendwie das Faß "demokratischer-undemokratischer" aufmachen zu wollen, naja, wohl schwerlich plausibel: Vielleicht "herrschen" wir einander ja manchmal an im Chat, aber was soll sonst das "Herrschen" hier noch sein ?? Ein wenig "Ockhams Razor" bei derlei zentralen Begriffen wie "Demokratie", "Neoliberalismus", "Integration" etc. täte dringend not: Beliebigkeit ist allenthalben zu vernehmen !!! Ich persönlich wünsche mir durchaus das 1:1 von Klarnamen, wünsche !!, denn mitunter schätze ich die Lage auch so kompliziert ein, daß wenn z.B. ein "Großintendant X" sich "abfällig" über das vor der Schließung stehende kleinere Theater des Intendanten Y äußerte, das Thema sehr schnell und in ganz anderer Öffentlichkeit heillos
ein anderes wäre ... .
Einige Teilnehmer, ich nenne stellvertretend Tobi Müller, Frank- Patrick Steckel, Thomaspeter Goergen, Christian von Treskow und Susanne Peschina, praktizieren das meineserachtens
Wünschenswerte; der Reiz, sich ebenso zu verhalten, sollte als Argument hinreichen ... : die Demokratie brauche ich da nicht bemühen !!
Löschs Alexanderplatz: Klar gegen Klarnamen
ich bin ganz klar gegen klarnamen..damit wäre doch klar sichergestellt, ob ich männlein oder weiblein bin, ob ich "großintendant" (s.o.) oder es eben nicht bin, ob ich der oder die verdienste und preise mir bisher erschlichen oder auch nur erarbeitet hätte...das stünde doch völlig im gegensatz zu den reinen theorien und thesen, die hier vertreten werden DÜRFEN!! endlich mal ohne gedankenvernebelnde statussymbole schwadronieren können! die reine these, ohne deckmäntelchen der namen, die sich die meisten menschen im realleben doch nur erschlichen, erschlafen oder hart erarbeitet haben..die aber nichts, rein gar nichts, mit der hier geforderten intellektuell-geistig-künstlerischen auseinandersetzung zu tun haben!! es lebe die tarnkappe! es lebe die maske im mantel-und-degen film!! es lebe das geistige fechten!! und wir werden an unserem output gemessen werden..und erfrischend wenig an unserem kleinen podestchen aus der scheinbar-realen, körperlichen, sonstigen welt...wie wohltuend...danke, nachtkritik...

wer seine orden und hütchen, doktortitel und verdienstorden, sowie die eitlen,selbstgefälligen kunstmarkennamen nicht ablegen will, kann ja weiterhin seinen klarnamen angeben, niemand hindert ihn ja daran...er sollte nur wissen, daß ihn das nicht schützen wird vor der entblößung und neutralen bewertung seiner real vorgebrachten, - je nachdem - gut oder schlecht formulierten äußerungen...
Löschs Alexanderplatz: kreiert eure Namen!
Protokoll liebt alle Namen - ist doch klar. Protokoll hat geradezu d e n Narren an Namen gefressen. Sind es nicht eher viel zu wenig Namen die hier Masse simulieren. Geld, Geld, Geld, darum geht es nicht allein, auch nicht um Vermehrung! Verbrecher! Ja, das ist es. verurteilte Verbrecher, und jetzt leben, leben müssen, jetzt zurecht kommen m ü s s e n! Schon wartet das Vergessen auf die Unfreien, deshalb: kreiert eure Namen.
Löschs Alexanderplatz: Spiel mit Machtstrukturen
@ karo: Muss man da nicht noch einen Dreh weiterdenken? Sind die Ex-Strafgefangenen nicht nur ein Extrembeispiel für die übrigen Bürger einer politischen Gemeinschaft? Und das heisst, sind wir nicht alle unfrei in dem Sinne, dass wir in bestimmte Strukturen hineingeboren werden und darin leben müssen? Ist die Zugehörigkeit zu einer bereits formierten Gemeinschaft nicht immer eine erzwungene Wahl? Man könnte aber auch nein sagen, das heisst, die Bürger als freie Radikale in eine neue gemeinschaftliche Ordnung bringen. Die Strukturen ändern. Massenbewegung, denn allein machen Sie dich ein, wer will schon Marmelade sein?
Aber die Strukturen müssen offen bleiben. Lasst euch nicht lasch verführen vom schnellen Geld! Wenn die antreibenden Kräfte zur Geschäftsleitung bewegt werden (die Ex-Strafgefangenen in Banker-Anzügen), dann bewegt sich nämlich nichts mehr. Verfolgt lieber die Strategie der radikalen Verführung, welche die Möglichkeit des Spiels mit den hierarchisierten Machtstrukturen und den Regulierungen des Begehrens eröffnen kann. Ergo: Mehr nehmen statt geben. Darin liegt die wahre Herausforderung des Anderen. Verführung als Duell!
Löschs Alexanderplatz: der Hase & der Ideenigel
@ rosa l : Es ist eine Art Hase Igel Option - immer schon die Freiheit in der immer schon und unausweichlichen Unterdrückung zu denken. Und bekanntlich ist das ja kein Duell, denn wer immer schon die Freiheit gedacht haben will, in dem er sich als Strafgefangener wähnt, macht sich zum eigenen Hasen seiner Ideenigel. Protokoll empfiehlt statt der Märchenbücher auch noch Zeitung zu lesen.
Löschs Alexanderplatz: die Freiheit nehmen statt geben
@ karo: Kein Problem, ich lese Zeitungen, aber auch da steht blöderweise nicht "die Wahrheit" drin. Die gibt es nämlich nicht. Die Wahrheit ist immer perspektivisch, das heisst, es geht wie in Lars von Triers "Manderlay" immer um das Macht-Spiel zwischen Herr und Knecht. Und dass der Knecht ohne seinen Herren nicht überlebensfähig ist. Jemandem die Freiheit geben zu wollen, ist also möglicherweise weniger sinnvoll, als sie ihm zu nehmen. Denn erst dann kommt der Andere möglicherweise auf die Idee, dass er sich nur selbst befreien kann. Kurz: "Opfer" werden oft nur dazu gebraucht, die eigene Schuld auf ihnen abzuladen, das eigene Gewissen zu entlasten.
Zum Thema der Verführung möchte ich Ihnen noch folgendes Zitat mit auf den Weg geben:
"Diese Form der Verführung, auf die Du da anspielst, nenne ich 'lasche Verführung'; sie ist nur allzu bekannt. Sie ist Teil der Wunschstrategie und kommt wirklich überall vor, nicht nur in der Werbung, sondern auch im Erziehungsbereich, in den Sozial- und sogar in den Liebesbeziehungen. Sie wirkt in Form einer Zuwendung als Antwort auf ein Verlangen, psychologisch gesprochen. Hier in diesem Sinn bedeutet also eine Person verführen: sie in eine Situation bringen, wo man ihr etwas GEBEN statt NEHMEN kann. Es gibt eine Forderung und es gilt sie anzunehmen, d.h. quasi eine Aufnahmebereitscaft zu zeigen. Darauf beruht die psychologische Manipulation der 'laschen' Verführung." (Jean Baudrillard) Die radikale Verführung dagegen besteht nach Baudrillard in der Umkehrung der Spielregeln, also statt Appell an die Moral lieber das herausfordernde Duell.
Löschs Alexanderplatz: zum Beispiel Hip-Hop
Protokoll liest eben auch Wahrheit in der Zeitung, das macht sie vergleichsweise unabhängig und forciert Zumutung. Wir befinden uns nicht ein einer Anfangsphase. Die Gelder fließen schon, auch wenn sie nicht fruchten, wie so gerne angenommen wird. Hip-Hop ist dafür ein lebendiges und sehr variables Beispiel. Die Ohren spielen dabei eine ganz besondere Rolle. Es geht zwar um Gequatsche, aber auch um Zuhören und Denken! Um Luftholen und Atmen!
Löschs Alexanderplatz: gerne mit Masken & Degen
@ 106 "Entblößungen und Neutralisationen" ???

"Benutze Klarnamen, und Du wirst es bereuen, benutze keine Klarnamen, Du wirst es ebenfalls bereuen, entweder Du benutzt
Klarnamen oder nicht, Du wirst beides bereuen ..." . Aber ernsthaft: Ich halte es, seitdem ich bei nachtkritik de. dabei bin in dem einen oder anderen Strang, so, daß ich hin und wieder von meinem Klarnamenwunsch absehe und "spiele", wenn Sie so wollen: Es ist bei meinem alltäglich üblichen Namen im übrigen auch nicht so, daß der irgendwie dazu verführen könnte, denke ich, dem Geschriebenen anders beizukommen als durch es selbst: nun ist das für erwachsene Leser wohl eh so, daß sie sich wenig um all "Ihre" (ziemlich einseitig "unterstellten") Hütchen, Titel, Eitelkeiten und Selbstgefälligkeiten etc. bekümmern, und wenn hier aus Selbstschutz, aus therapeutischen Motiven, "Arbeitsplatzrücksicht" Nicknames benutzt werden, ist das legitim, in Einzelfällen wohl sogar schwer zu umgehen, aber natürlich lassen sich auch Strukturen wünschen bzw. teilweise befördern, welche die Bedingungen der Möglichkeit zur Klarna-
mennutzung (ohne die von Ihnen ersonnenen bzw. wirklichen Schwierigkeiten, menschlichen Schwächen, "Arschkriecherei" und dergleichen ...) schaffen helfen könnten. Und warum schließlich den unter Nr. 105 aufgeführten Personen, samt dem Verfasser "Bandido" oder "Arkadij Horbowsky" überhaupt das unterstellen, was Sie den Klarnamennutzern nahezu beilegen ?? Haben Sie denen gegenüber konkrete Anlässe, so zu urteilen, dann werden Sie, Klinge um Klinge, konkreter !! Ob am Arbeitsplatz, in persönlichen Beziehungen, hier im Chat, egal:
Eigene Formulierungen, eigene Haltung, eigene Verantwortung ganz allgemein, und dann in besonderen "Fällen" von mir aus auch gerne hin und wieder Maske und/oder Degen !! -(wundern Sie sich also nicht, wenn fernerhin auf "Erich Bahr" stets einige Musketiere und dergleichen "antworten" werden, Sie sind jetzt gewissermaßen jemand für mich, dem ich so verspielt gerne begegnen werde, wenn Gelegenheit dazu besteht)
Ihr Galanter Marquis
Löschs Alexanderplatz: viele nette Namen
sie haben meinen sermon nicht richtig gelesen, leider...
der - im übrigen - auch nicht so gaaaanz ernst gemeint war. ja. ironisch auf ein gefecht angespielt, das nunmehr fast ein jahr zurückliegt..
und: seitdem hatte ich dieses "ba(-h-)re" pseudonym nicht mehr benutzt... dafür andere nette namen. naja.
nen schönen abend noch, mein herr
scared - mouche.... ängstliche fliege....
Löschs Alexanderplatz: Die Wahrheiten der Zeitungen
@ karo: Nee, Karo. Zeitung lesen allein macht nicht unabhängig, es sei denn, Sie finden auch da Ihre eigene Position im Verhältnis zum Geschriebenen. Denn jede Zeitung hat ihre eigene "Wahrheit". Die "Bild" zum Beispiel eine andere als die "Zeit", welche am 10. Dezember 2009 ja auch ein aussagekräftiges Dossier zu "Berlin Alexanderplatz" herausgegeben hat. In Bezug darauf führt mich ihr verrätseltes Geschreibe zu der absurden und völlig aus der Luft gegriffenen Vermutung, dass Sie auch der in der "Zeit" beschriebene Betrüger "Jörn" sein könnten, welcher aus der Produktion geworfen wurde, weil es offenbar Streit gab. Und nun wollen Sie Rache. Davon abgesehen und wie auch immer, was genau Sie mit "die Gelder, die nicht fruchten" und in dem Zusammenhang mit "Hip Hop" meinen, das verstehe ich nicht ganz. Vor allem nicht im Kontext von "Berlin Alexanderplatz".
Löschs Alexanderplatz: SecondLife-Theaterdorf nachtkritik.de
Die Klarnamen sind was tolles, gerade dann, wenn so viele sie nicht benutzen, besonders schön ist das Wort selbst: KLARNAMEN. Jedes mal, wenn ich ich es lese, denke ich an KLAREI, aus dem sich ein leckeres Bise bereiten lässt, oder auch KLARLACK, der so leicht mal reißt, nach dem er getrocknet ist.
Ich bin von den Beiträgen hier sehr begeistert, zeigen sie doch deutlich das prima Niveau derjenigen, die wirklich am KLARDISKURS über die gesellschaftsbewegende Kraft unserer allseits geliebten Theaters interessiert sind. Nirgends sonst lassen die UNKLARNAMEN derart feurig und gewitzt, getrieben von einer unbestechlich innigen, nach dem Höherem und Besserem strebenden Lust, ihrem moralisch und intellektuell hochstehenden Eifer, freien lauf. Die Theaterwissenschaftlichen Seminare erscheinen als blasse, trockene Hohlräume dagegen - letztlich aber sind auch Gesellschaftswissenschaften und Geisteswissenschaften, besonders auch Philosophie nicht mehr denkbar, ohne einen Blick, hierher, auf die Ansätze der NEUDEMOKRATIE zu werfen, die hier ihre Geburt gefeiert hat und feiert und feiert.
Wer dagegen opponieren möchte, darf in unser aller neuem Lebensraum, sich ein hochauthentisches BLOG einrichten, in dem er nichts als die KLARNAMENGEDECKTE Wahrheit seiner KLARIDENTITÄT zum Besten gibt. Etwa, auf Facebook: habe zu dem Thema alles gesagt, hier der Link usw und so fort.
Nachtkritik hat aus der Welt des Theaters ein zweites SecondLife gezaubert, ein Theaterdorf, das ich nur mit dem guten alten Athen zu vergleichen in der Lage bin. Die Gemüts -und Gedakenbewegungen des deutschen landesweit verbreiteten Theaters tagtäglich zu verfolgen, ist selbst zum schönsten Theater geworden, dem eine übergeordnete Wertschätzung unbedingt zukommen muss.
Volker, dank deiner tollen Aufführung, deines Muts und deiner Leidenschaft, hast du uns nicht nur einen klasse Theaterabend beschert, sondern auch diesen enormen Bandwurm gezeugt, den ich gerne mehre.
Löschs Alexanderplatz: Auf der Jagd nach Erkenntnis-Trophäen
na klar bin ich, wie heißt er? Jörn! Merket auf! allerdings bin ich gar nicht geflogen und wer sagt, das ich mich räche? Unsinn, Protokoll ist Rache durchaus fremd! Und dann, auch wenn Volker sich nicht mit PROTOKOLL messen kann - wie auch, wer weiß denn schon bescheid - egal - Volker hat super gearbeitet! damit da keine Zweifel aufkommen - aber wollen wir da stehen bleiben? Olaf trifft den Holznagel auf den Kopf, wir bauen hier an Regalen, in die wir irgendwann die Pokale und Trophäen nach unserer verzweifelten Jagd für unsere und der Gemeinschaft dienlichen Erkenntnisse stellen können. Einfach mal in den einschlägigen Seiten blättern - Hip-Hop hören und verstehen lernen, nichts geht so von jetzt auf gleich.
Löschs Alexanderplatz: Wie kann man Schemata aushebeln?
@ karo, versuche doch mal zu erklären wie die Schemata, wenigstens hin und wieder auszuhebeln sind, Volker schafft das, Rimini schafft das, Protokoll hat es noch nicht geschafft! vergiss das nicht. Die Strafe müssen wir erst noch absitzen, aber danach gibt es keine Entschuldigungen mehr. Die Weihnachtsmärkte sind längst geschlossen, kandierte Äpfel Mangelware. but the more the pain grows, the more this instinct for life somehow asserts itself.
Löschs Alexanderplatz: Hab mir den falschen Kopf gemacht
bin wieder drin. Volker, tut mir leid. nächtes Mal pass ich besser auf! ich komme mir auch vor, wie meine eigene Zeitung, mit meiner eigen Wahrheit, die ich von nun an in Fortsetzung hier veröffentlichen werde. Es fing schon mal damit grausig an, dass ich den Zusammenhang nicht verstanden hatte, ich war Systemfremd und insofern viel zu spekulativ unterwegs. Ich habe mir an der richtigen Stelle den falschen Kopf gemacht.
Löschs Alexanderplatz: SZ-Lektüre zu Hip Hop
@ karo: Dann bau mal schön weiter an deinen Regalen. Sowas soll's ja auch als Beschäftigungstherapie für Psychiatriepatienten geben. Und nochmal, warum denn jetzt Hip Hop? Und welche "einschlägigen Blätter"? In der SZ steht heute jedenfalls was davon, dass Hip Hop entgegen der konservativen Unkenrufe mitnichten tot sei. Zitat: "Auch und gerade an der vordersten Front der Massenkultur jedoch, der Chart-Musik, ist das Neue, Überrschende, das bis eben noch für unzumutbar und unfertig Erachtete, aber noch das Ziel; Retro-Wahnsinn hin oder her. Für welche Kunstform lässt sich das noch so unbedingt sagen? Und die Unruhe, die die Sphäre so eilig erfasst, wenn die Innovationen ausbleiben, wird auch in Zukunft Bedingung und Quelle für erstaunliche Popmusik sein. Simon Reynolds hat recht, wenn er schreibt, dass es nichts Neues geben könne, wenn das Alte nicht sterben würde. Im Pop ist es nicht nötig, so etwas wie den Impressionismus nochmal zu einer großen Sache zu erklären (auch wenn Vergleichbares mitunter natürlich passiert, wenn wieder einmal Sixties-Soul in die Charts gespült wird). Es reicht völlig, wenn man wartet, bis das nächste neue große Ding PASSIERT." (Jens-Christian Rabe)
@ jörn: Sorry, dass ich dich mit karo verwechselt hab. Und noch eine Frage: Beruht nicht auch und gerade das System auf reiner Spekulation? Hast du dich dann nicht sogar systemkonform verhalten? Das ist schon alles sehr paradox, mm?!
Löschs Alexanderplatz: Brief des Scaramouche
@ 113

Na, umso besser, daß ich das falsch gelesen habe, warum hätte ich mich auch nach einem Text umsehen sollen, der ein Jahr her ist, bei jemandem, der eigentlich klar, ob ironisch oder nicht, festgestellt hat, daß es im Grunde mit den Nicknames ebenso ist wie mit den "Klarnamen", habe mich da im übrigen nur dem hiesigen "Sprachspiel" angepaßt und das so genannt - wie fast alle es tun-, auch nicht sonderlich naheliegend, da nachzusuchen; und auch ich bezog mich etwas weiter-schweifend auf all die "Klarnamenscharmützel" im Threadumfeld. Wenn Sie "Erich Bahr" so selten benutzen, werden hier halt auch weniger Musketiere und dergleichen rumlaufen, fände ich nicht sonderlich schade. Trotzdem spaßig,
zumindestens an dieser Stelle einmal den "Galanten Marquis" gespielt zu haben, sonst traktiere ich immer meine Mutter damit, sie solle sich den Film mit mir anschauen, wenn er im Fernsehen läuft, um mich ein wenig besser kennenzulernen. Nun gut,
ich schaute mich auch nach einem Mantel- und Degenfilm um, der gewissermaßen so mit einer Art "flämischen Truppe" von Ort zu Ort fortfährt. Vielleicht treffen wir einander einmal bei Perigore von Paris: Fechtstunden nehmen !!
Ihr Scaramouche
Löschs Alexanderplatz: die Freiheit erreichen
@ erich bahr: Warum machen Sie denn so ein Geheimnis draus? Für mich orientieren Sie sich ohne Zweifel an Peter Weiss' "Ästhetik des Widerstands". Da gehts ja auch um hinter Tarnnamen verborgene Klarnamen ehemaliger Politiker der europäischen Arbeiterbewegung. +++ Und im Lösch-Kontext bin ich dann wohl am Ehesten Charlotte Corday: "Auch ich sah diese Veränderungen so / denn beide gingen wir aus vom großen Rousseau / doch der Grund daß wir uns nicht vereinten / ist daß wir beide was andres meinten / wenn wir die gleichen Worte wählten / mit denen wir unsre Ideale aufzählten / Beide wollten wir die Freiheit erreichen / doch für dich gings zur Freiheit über einen Berg von Leichen / Von Eintracht sprachen wir wie aus einem Munde / doch wie du dir die Eintracht dachtest davon gabst du uns Kunde / deshalb mußte ich auf deine Brüderlichkeit verzichten / und machte es mir zur Aufgabe dich zu vernichten / Ich tötete EINEN um tausende zu retten / und sie zu befreien aus ihren Ketten / Und könnt ich meine Tat noch einmal begehn / ihr würdet mich wieder vor diesem hier sehn" (Peter Weiss, "Marat/Sade")
Löschs Alexanderplatz: dieser Schwampf
siehst du Karo, wie es hier zugeht, wie gefährlich das alles ist, kaum wirst du nicht verstanden, sollst du in die Klinik abgeschoben werden - deshalb ist niemandem mehr zu misstrauen als diesen Selbstbefreiungsaposteln mit ihrer dürftigen Zitierrhetorik, ihren dümmlichen Vorstellungen von theatraler Emanzipationslogelei - Protokoll wird dieses Schwampf immer missachten!
Löschs Alexanderplatz: das Leben im Moment
peter weiss interessiert mich nicht. ich habe und hatte schon immer meine eigenen gedanken. ich lese gerne und interessiert die gedanken anderer. aber ich ziehe es vor, sie nicht zu zitieren, um mich und meine bildung aufzuwerten, sondern, ich liebe es, wie weiter oben geschrieben, selbst zu versuchen, sätze und ideen und bilder zu formulieren. etwas neues aus alten gedankensträngen zu erschaffen. alles andere ist tot..- und sterbenslangweilig. und das einzige, was einen hier aufrecht erhält, ist doch DAS LEBEN IM MOMENT!!
masken sind gut, weil sie vorurteile vermeiden und neutralität schaffen, ich liebe das. außerdem befinden wir uns auf einer theaterplattform, die sich unter anderem mit SCHAUSPIEL beschäftigt..und dies hier ist doch alles nur eine großes SPIEL..mit intelligenz natürlich...
Löschs Alexanderplatz: frei von Gott
@ martha: Manche Menschen haben einfach keinen Sinn für Ironie und Humor. Im Übrigen respektiere ich Ihre Argumente, doch werde ich nicht ganz schlau daraus.
Und wie Sie hier gegen die "Selbstbefreiungsapostel mit ihrer dürftigen Zitierrhetorik, ihren dümmlichen Vorstellungen von theatraler Emanzipationslogelei" angehen, liegt das Problem möglicherweise eher bei Ihnen. Kennen Sie Sartres Stück "Die Fliegen"? Sartre geht es um die Selbstverantwortung des Einzelnen gegenüber jeglichem religiösen, ideologischen und politischen Terror. Der "freie" Mensch heisst in diesem Sinne ein Mensch, welcher nicht mehr auf Gott bezogen und von Gott abhängig ist. Denn einen Gott, welcher die Menschen frei erschafft, sie aber im Bund mit der irdischen Macht in Unfreiheit hält, weil er Angst davor hat, dass die Menschen von dieser Freiheit auch Gebrauch machen, den mag und kann man nur noch loswerden wollen. Im Gegensatz dazu zeigt uns das biblische Buch Hiob die absolute göttliche Freiheit, welche sich dem moralisierenden Tun-Ergehen-Zusammenhang entzieht. Denn zum Wesen der Natur, durch welche sich das rational Unfassbare des göttlichen Prinzips zeigt, gehört das Zugleich von Zeugen und Zerstören.
Das Marat/Sade-Zitat habe ich aus dem Grund gewählt, weil es neben den Verheissungen auch die Schrecken jeder Revolution bzw. totalisierenden Ideologie betont. Soll man nun - wie de Sade - nur an sich selbst und sein eigenes Fleisch glauben und daran zugrunde gehen oder - wie Marat - an die Sache und die Idee glauben und ebenfalls daran zugrundegehen? Vielleicht zählt hier das weder-noch der Charlotte Corday, das heisst der Weg durch die Mitte.
Löschs Alexanderplatz: es braucht historisches Bewusstsein
@ 123.: Ja, aber Sie tappen da auch wieder in diese typische Vorurteilsfalle. Denn ich würde nicht sagen, dass Zitieren heisst, die eigene Bildung aufwerten zu wollen. Nein, im Gegenteil, zitieren heisst denken, die eigene Position durch fremde Gedanken und Texte immer wieder in Frage zu stellen. Es geht um Aneignung und Neukonstruktion, ja. Aber das Alte darf dabei meines Erachtens nicht vollends in die Tonne wandern. Historisches Bewusstsein ist doch gerade im Zusammenhang mit der sogenannten "Arbeiterbewegung" wichtig, oder nicht?
Löschs Alexanderplatz: Zurück zu Schande & Showbizz
@martha, lass uns einfach über etwas anderes sprechen, schließlich sind wir an völlig anderen Diskursen dran und sollten zusehen möglichst behände wieder zu den guten Panzerknackern zurückzukehren, denn es geht hier ja auch um die Erotik des Verbrechens, die Erotik der Schande und auch die Erotik von Verlust und Pein, kurz den ganzen dialektischen Krimskrams mit seinen betörenden Volten - Volker hat ja einen Sinn für Energie und auch einen für Schädelhärte, das ist eben auch Erotik, das heißt nebenbei auch Showbizz - Gemütertrainig ist herausfordernd. Wenn zum Beispiel seichtes Wasser so gepeitscht wird, daß die Tropfen derart blühend stieben, dann entstehen ästhetische Reize, die den Bewusstseinskrampf der gewollten Einstellungen, für ein, zwei Momente suspendieren und das ist dann schon fast Protokoll und keinesfalls Rimini, obwohl das bei Rimini auch geht, bloß umgekehrt und auch, sagen wir es ruhig, nicht ganz so pulsig, wenn ich mal so ausdrücken darf, weißt ja wie ich es meine, und die andern ahnen es sicher, bis auf… aber der Rest ist ja bekanntlich…
Löschs Alexanderplatz: wozu brauchen wir noch Panzerknacker?
@ karo: But you're not talking about "Why Todestrieb is a philosophocal concept" by Slavoj Zizek?: "In Žižek's Lacanian reading, the (death) drive represents a 'diabolic' dimension of human beings in opposition to a desire for the lost object that would overcome all differences and tensions." Auch das kapitalistische System könnte mit dem Todestrieb in Verbindung gebracht werden, indem es sich über die Schaffung zunehmend rein virtueller gegenüber substanzieller Werte selbst abschafft. Aber wofür brauchen wir dann eigentlich noch die Panzerknacker? Das ist hier die Frage. Nur wegen des Showbusiness der "ideologischen Schweinegrippe" (Bisky)? Weil sich der Gangsterrap so gut verkauft? Nee, oder? Das wär doch schade und käme zudem einem "Absterben des Urteilsvermögens" (Sade/Marat) gleich. Und martha-"Schwampf" ist Thomas Thieme.
Löschs Alexanderplatz: der Weg zurück ist kaputt
Gott sei dank bist du jetzt noch mal auf das Erotik-Ding gekommen, also die Körperlichkeit, das Unmittelbare. Ich habe mich nämlich vor ein paar Tagen noch mal hingetraut, echt, und siehe da, ich lerne die Unterschiede immer besser kennen. Gemütertrainig, wie du richtig schreibst - das ist in Verbindung (sic), + mit dieser Entschiedenheit wahrgenommen,ja, ist das noch mal ein Hinweis darauf, Protokoll- und Rimini-Schiene sind zwar nicht identisch aber lieb-äugeln. Das kommt bei einigen krass fatal an, ändert aber nix. Der Weg zurück ist kaputt und das heißt eben auch immer Verlust - Und auch die Gewinner der neuen sachlich-authentischen Verstellung mit der doppelten Zeige-Zeige-Zeigt:-Nix Strategie, sind immer auch traurig über die Unsicherheit im Lager der beflissenen Betrachter. Mit Propaganda kannst nichts retten, aber mit guter Unterhaltung. Und was ist gute Unterhaltung? Schau dir mal die Spielpläne an! Insofern gehört Volker nicht zu den restlos Verwegenen, aber hat eine prima Nische, die noch eine Weil Besucher empfängt. Wir gehen jedenfalls hin.
Löschs Alexanderplatz: mal was ganz Neues
@ martha: Erotik des Verbrechens? Gemütertraining? Darum gehts also Ihrer Meinung nach? Dass wir jetzt alle total unempfindlich und "schädelhart" werden sollen? Dass wir erkennen sollen, dass der Weg zurück kaputt ist? Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass die Grundaussagen der Inszenierung Autoritätshörigkeit und Hoffnungslosigkeit lauten? Das ist ja mal was ganz Neues, anderen bei der Resignation zuzuschauen! That's entertainment! Das ist wahres Fern-Sehen! Das ist die wohlige Betrachtung "des Elends", das die meisten Zuschauer aus eigener Erfahrung gar nicht kennen und auch nicht wirklich kennenlernen wollen. Die wollen das nur auf der Bühne sehen. Ist ja alles nur Theater. Und dann gehen alle wieder nach Hause, und die Ex-Strafgefangenen gehen zurück ins Gefängnis. Schön.
Löschs Alexanderplatz: Theater ist arthouse
ach, Martha warum hast du mich nicht mitgenommen? ich wollte doch auch (Megalopolis!, da gehen wir aber zusammen hin!) Nur, müsste es nicht Zeige-Zeige-ZeigtNixStrategie heißen, ohne Doppelpunkt dazwischen? Und ich finde den Begriff der Nische viel zu abwertend in diesem Zusammenhang. Und auch Missverständlich. Weil das ganze Theater doch eine einzige Nische voll von lauter noch kleineren Theater Nischen ist - Ohne das Feuilleton mit seiner Rubrik Theater und ohne Architektur währe es nicht wahrnehmbar. Schließlich gibt es keinen Markt, schon gar keinen großen Markt, auf dem es sich vertreiben ließe - wie Musik und Film - verstehst du? da klingelt keine Kasse. Da ist alles Art-Haus, selbst Pollesch ist noch Art-Haus. Deshalb würde ich nicht Nische sonder Haus sagen. Der hat sein Haus gefunden, sein Art-Haus.
Löschs Alexanderplatz: Verführung ohne finalen Akt
@ karo: Ja. Genau. Das Theater ist vielleicht noch nicht in dem Maße vom globalen Marktdenken durchdrungen wie das Film- und Musikbusiness. Vielleicht liegt das daran, dass das Theater nicht technisch reproduzierbar ist. Und dass man im Theater nicht nur die Augen, sondern vor allem die Ohren und darüber den Geist anstrengen muss. Das ist mehr als "there's no business like snowbusiness". Das ist mehr als Soap und Musikvideos. Vielleicht gehts im Theater noch um sowas wie eine "Ästhetik der Verantwortung" (Hans-Thies Lehmann), nach welcher Wahrnehmung und eigene Erfahrung wieder ineinanderfließen und nicht in ein distanziertes Hier und Dort überführt werden können. Theater ist wie ein Rockkonzert. Ja. So. Und jetzt geh ins Bett! Oder ins Bad. Aber in Deines! Im Theater gibts keine backstage groupies. Das hast du mit Robbie Williams verwechselt.
Das heisst, das nur dem Theater eigene Darstellungspotential beruht eben nicht auf diesem falschen Schein der Zugänglichkeit, wie bei der Vorrichtung der Pornographie. Pornographie ist Anti-Verführung. Im Theater dagegen gehts im Grunde genommen um Verführung, welche aber nie durch den finalen Akt abgeschlossen wird. Theater ist die Wieder-Holung der Szene. Das heisst, auch wenn du es könntest, du willst zwar diese delegierten Gefühle und alles, aber du willst deswegen nicht gleich mit dem Schauspieler ins Bett. Sonst kannst du dich auch gleich im smarthouse (nicht arthouse) einrichten. Da musst du nicht mehr selbst denken. "Du bist in diesem Haus und da gibt es denkende Kühlschränke und denkende Plattenspieler, und so was, und Computer, die das Haus reguliern, und ihre software ist sozial orientiert an Männerökonomie und daran, dass Frauen den Haushalt machen." (Pollesch, "Bevor ich lodernd in Bargeld aufing...") +++ Du kannst dir Liebe nicht kaufen, ist dir das eigentlich klar? Du kannst dir auch nicht die Liebe eines Schauspielers kaufen, indem du eine Theaterkarte kaufst. Denn das ist delegierte Liebe. Ist dir das jetzt klar?! +++ Und jetzt gehts weiter mit den Panzerknackern.
Löschs Alexanderplatz: Zeige Zeige: ZeigtNixStrategie
ja, zu Pollesch gehen wir zusammen und in Megalopolis auch, versprochen. Also, was Zeige Zeige angeht, wäre ich bereit den Doppelpunkt genau hinter das zweite Zeige zu kleben, also: Zeige-Zeige:ZeigtNixStrategie, wobei, das einen Halbschwung dürftiger wäre - erklär' ich dir im Mädchenitaliener. Masse und Macht bring ich mit.
Löschs Alexanderplatz: Erst Fressen, dann Moral
@ martha: Wer braucht schon Masse und Macht? Und warum dann auch noch zwanghaft drüber sprechen anstatt zu schweigen und zu inszenieren? Wer lieber im Mädchenitaliener nahe bei der VB abhängt und sich den Bauch vollschlägt, dem kann ich nur noch antworten: Ja genau. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Löschs Alexanderplatz: Klaus meiden
Der Kommentar von Klaus Peymann (Nr. 15) spricht für sich. Solange der im BE ist, werde ich - auch als Praktikant - das BE meiden.
Löschs Alexanderplatz: sowieso schnuppe
@Wilfried W : na und? als ob das irgendwie wichtig wäre, die meisten Leute gehen da nicht hin, aber die meisten Leute gehen auch in kein anderes Theater, aber es gehen immer noch eine Menge ins BE, genug jedenfalls, dass die, die nicht kommen wollen, ruhig weg bleiben dürfen. Ausserdem glaube ich das es auch den meisten Leuten sowieso super schnuppe ist, wer wann wo hingeht!
Löschs Berliner Alexanderplatz: bloß vulgär interpretiert
Ich war am 5.7. in der Vorstellung und finde das, was Volker Lösch hier macht, ist purer Sozialkitsch. Für das pathetisch überzogene Tränenspiel von Sebastian Nakajew muss man sich ja fast schon fremdschämen. Much too much Einfühlung, wenn auch nicht ohne die offenbar beabsichtigte kathartische Wirkung.
Aber ich hab auch noch ne Frage: Sollen wir uns hier jetzt eigentlich in einen vermeintlich gemeinsamen Sinn (Mitleid mit den sogenannten "Randständigen") einfühlen? Oder sollen wir hier jetzt eher Angst haben vor den das harmonische Sozialgefüge der bürgerlichen Mittelschichten irritierenden lauten Stimmen der Ex-Strafgefangenen im Rücken? Davon abgesehen, sind das beides ja bloß Appelle an die Moral und das Gefühl, aber sollte es nicht vielmehr um das Denken bzw. die Frage nach dem Funktionieren zwischen menschlichen Subjekten einer politischen Gemeinschaft gehen? Und wo findet DAS statt? Wird hier also in Bezug auf Realität gedacht und inszeniert?
Ausserdem, wie plakativ und verallgemeinernd polarisierend ist das denn, wenn Sebastian Nakajew als gescheiterter Franz Biberkopf am Ende fordert, dass er die Ausbildung des einen und das Haus am Grunewald des anderen Zuschauers will? Ist denn wirklich allein "die Gesellschaft", sprich immer nur die Anderen, am Elend der Ex-Strafgefangenen schuld? Kapitalismuskritik, die sich immer wieder nur am Gegensatz zwischen arm und reich abarbeitet, hat Marx' Theorien zu den Bewegungsgesetzen des Kapitalismus bloß vulgär interpretiert.
Und jetzt alle auf den Boden! Oder: Fliegeralarm nach Komasaufen und Schunkeln in der Kneipe.
Löschs Berlin Alexanderplatz: Missstände kritisiert
... der Mensch fühlt zuerst, dann denkt er!
Gutes Theater liefert für mich keine vorgefertigte Denkarbeit, sondern trifft einen Punkt des zuschauenden Individuums der zum ausschweifenden Denken, Erklärungs-und Nichterklärungsversuchen führt. Alles andere ist Boulevard.
Ich kenne von meinen paar Bekannten mit Heimvergangenheit etc. übrigens niemand, der doch lieber normal und wohl behütet aufgewachesn wäre. Und wenn Sie, Herr Helmut R., eine verzweifelte Aussage Franz Biberkopfs als Schuldzuweisung auffassen .... haben Sie das eben für sich so aufgenommen.
Nebenbei bemerkt: Volker Lösch kritisiert (indirekt) die gleichen Missstände wie Alfred Döblin. Was hat er dann an seiner Adaption falsch gemacht?
Löschs Berlin Alexanderplatz: zu viel vorgefertigte Denkarbeit
liebe ony! was man falsch gemacht hat? vielleicht zuviel vorgefertigte denkarbeit.
Löschs Berlin Alexanderplatz: gefühlige Agitatorik
@ Ony: Und was soll das heissen? Dass Sie sich sowieso niemals mit "denen da oben" verbünden/solidarisieren würden? Weil Sie sich - und das geht wahrscheinlich tiefer, bis in die (Heim-)Kindheit hinein - niemals zugehörig fühlten/fühlen? Und warum dann "die da oben" alle über einen Kammm scheren, anstatt mit ihnen zu reden? Etwa nur weil "die" mehr Geld haben und damit angeblich automatisch "die Bösen" sind? Mann mann mann, das ist sowas von platt! Da ist Döblins Roman eben doch komplexer, weil er Biberkopfs Entwicklung bzw. Identitätssuche mit der Entwicklung der modernen Großstadt, mit der einsetzenden Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschaltete. Diese vielschichtige Perspektive auf das Wechselspiel zwischen Bewusstsein und gesellschaftlichen Strukturen nun allein auf das Materielle bzw. das (fehlende) Geld zurückzuführen, das ist billige und gefühlige Lösch-Agitatorik, aber keine reflexive Durchdringung. Denken und Fühlen sind miteinander verbunden. Oder: Basis und Überbau sind miteinander verbunden. Die daran gekoppelten Widersprüche aufzuzeigen, das hat zum Beispiel Nicolas Stemann mit seiner "Heiligen Johanna der Schlachthöfe" am dt auf eindringliche Art und Weise umgesetzt. Dort wurde nicht von vornherein abgeurteilt, sondern da wurde eine wirkliche Dialektik eröffnet:
1. Mauler: "Mit Ochsen hab ich Mitleid, der Mensch ist schlecht. / Die Menschen sind für den Plan nicht reif. / Erst muß, bevor die Welt sich ändern kann / Der Mensch sich ändern. [...] Dann nimm sie mit / Zum Schlachthof und zeig ihr / Ihre armen Leute, wie sie schlecht sind und tierisch, / voll Verrat und Feigheit / Und daß sie selber schuld sind / Vielleicht hilft das."
2. Johanna: "Nicht der Armen Schlechtigkeit / Hast du mir gezeigt, sondern / Der Armen Armut. / Zeigtet ihr mir der Armen Schlechtigkeit / So zeig ich euch der schlechten armen Leid. / Verkommenheit, voreiliges Gerücht! Sei widerlegt durch ihr elend Gesicht!"
Dazwischen muss man sich entscheiden, immer wieder, in jeder Situation und in jedem historischen Kontext neu. Das ist Brecht. Lösch ist das leider nicht. Lösch ist hau drauf. Und das Publikum glotzt romantisch. Und will immer nur das Moralische sehen, das heisst, diese armen armen Ex-Knackis. Aber vielleicht sind die gar nicht so arm, sondern bloß gemein?
Löschs Berlin Alexanderplatz: Marx und Lenin würden weinen
Herr Lösch hat das Prinzip des Klassenkampfs nicht begriffen. Er predigt undialektisch anarchistischen Quatsch, der auf unausrottbare Reste kleinbürgerlichen Denkens in seinem Westkopf schließen läßt. Er will einfach nur die Opfer des Systems zu blindwütigem Hass gegen die besitzende und herrschende Klasse aufrufen, ohne ihnen Wege zu weisen, wie sie tatsächlich die Macht für sich gewinnen können um ihre Lage grundsätzlich zu verbessern. Im Grunde sollen die Knackis Kriminelle bleiben, die Reichen beraube, um in der Konsequenz in den Knast zurückzuwandern. Toller revolutionärer Standpunkt!! Aber das ist Löschs Auftrag an sie am Schluß dieser Inszenierung. Marx und Lenin würden weinen, bei soviel verquastem Anarchistentum.
Löschs Alexanderplatz: breites Publikum erreicht
@ Helmut R.
Nein, ich bin kein Heimkind und komme aus guten Verhältnissen. Ich kann also auch nur erahnen, wie eine derartige Persönlichkeit konstitutioniert ist. Ich habe einige Bekannte und kann deren Aussagen und Verhalten diesbezüglich in Betracht ziehen.
So wie die obere Klasse, kann man auch diese Gesellschaftsschicht nicht einfach über einen Kamm scheren. Da ist die chorische Umsetzung vielleicht auch nicht so glücklich gewählt.
Das Überthema des Geldes war, so empfinde ich nur deshalb omnipräsent, weil das Bühnenbild und das breit angelegte Bankraub-Zwischenspiel ihr übriges dazu taten.Schuld, Verantwortung und Liebe waren für mich durchaus präsentere Themen. Vielleicht hätten Sie nicht mit der Erwartungshaltung kommen sollen, ein hochdialektisches Stück mit klarer Verortung und Entscheidung für einen historischen Kontext zu sehen.
Da mögen sicherlich Schwächen vorhanden sein. Aber die Inszenierung war meines Erachtens für ein breites, nicht elitäres Publikum gedacht. Schon deshalb weil ein Teil der Akteure naturgemäß bildungsferner waren. Das Problem,Theater an sich einladender und interessant für alle zu machen, ist doch aktuell ein gravierender Punkt in den meisten Schauspielhäusern. Ich höre zu wenn sich Jugendgruppen und nicht-typische Theatergänger in der Pause und anschließend über die Stücke austauschen. Leider ist es mit der Kultur und Fähigkeit des Sprachverstandes nicht weit her, und nur durch immer wieder mal ein bisschen "Hau drauf" entsteht kurzzeitig eine Art Konzentration für das was da eigentlich gesagt wird oder gehört werden möchte.
Falls Sie jetzt meinen"Anfänger"wären im Boulevard besser aufgehoben - dann fehlen die ernstzunehmenden Themen und man kann das mit der kulturellen Bildung gleich sein lassen.
Das war jetzt etwas weg von der kommunistischen Ursprungsdebatte , aber diese Absicht von Lösch, ein breites Publikum zu erreichen setze ich als primären Gedanken.Ohne ihn mit allen Mitteln verteidigen zu wollen.
Löschs Alexanderplatz: amorphe Masse
@ Ony: Allerdings. Genau das sehe auch ich als Problem. Indem Lösch hier alle Knackis über einen Kamm schert, indem er sie als Chor sprechen lässt (was nunmal Löschs "Markenzeichen" ist), nimmt man sie als Zuschauer automatisch als amorphe Masse und eben gerade nicht mehr als einzelne Individuen mit einer ganz eigenen "(Knast-)Biographie" wahr.
Ebenso sollte man auch die "oberen Klassen" nicht als amorphe Masse wahrnehmen. Was Lösch aber doch tut, oder etwa nicht? Wie sonst kommt dieser Widerspruch zustande, welcher auch in Ihrer Argumentation auftaucht: Einerseits sprechen Sie davon, dass dieses Theater für ein "breites, nicht elitäres Publikum gedacht" war. Ja. Und wie geht das dann damit zusammen, dass Biberkopf (Nakajew) am Ende genau dieses "nicht elitäre" Publikum auf ebendiesen einen Punkt des asozialen Reichtums jenseits des Leistungsprinzips anspricht? Er wolle deren Villa im Grunewald, deren (generationell weitervererbte) Ausbildung/Beruf, deren Rolex usw. Huch. Aber was will Lösch denn jetzt?
In folgendem Kritikpunkt stimme ich Ihnen zu: Döblin ist nicht Brecht. Das war wohl mein Wunschdenken. Döblins "Berlin Alexanderplatz" bezieht sich mit dem Protagonisten Biberkopf wohl eher auf die Lebensziele des Kleinbürgers, welcher möglicherweise zunächst mal weniger gemeinsam für eine Veränderung der Verhältnisse kämpfen, als vielmehr eine Integration in die bestehende Gesellschaft (Haus, Frau/Familie, Auto, Fernseher usw.) erreichen möchte. Und das ist vielleicht AUCH eine Frage der entfremdeten Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Metropolen, was sich vom Beginn der Moderne bis heute durchzieht.
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