Vier Oscars für die Kulissenschieber

von Stefan Bläske

Wien, 20. Dezember 2009. Buhlend suhlen sich die beiden im Whirlpool, reiben ihre nackten Leiber mit Schaum ein und lassen sich höchst ungern vom Boten stören, der Nachricht bringt von der Welt jenseits der Wannenwonne. Wir befinden uns im Jahre 40 v. Chr. Der ganze Mittelmeerraum ist von den Römern besetzt ...

Ganz Mediterraneo? Nein! Ein Jahrzehnt muss noch vergehen, ehe Octavius Caesar (der spätere Augustus) mit seiner flotten Flotte siegen und frohlockend "mare nostrum" rufen kann. Es ist das Jahrzehnt zwischen dem Kennenlernen von Cleopatra und Antonius und ihrem Selbstmord. Eine der wenigen Lateinlehrerlektionen mit Sexappeal, und nicht von ungefähr Stoff für einen der teuersten Filme aller Zeiten.

Asterix meets Liz Taylor
Schon Shakespeare war nicht gerade sparsam: Der Plot erstreckt sich über zehn Jahre, umfasst mehr als 30 namentlich aufgeführte Figuren, dazu Boten, Soldaten, Wachen und Diener. Schauplatz ist – ganz lapidar – "das römische Imperium". Anlass genug für Stefan Pucher, im Burgtheater nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Herausgekommen ist ein Historien- und Monumentaltheater, eine Zitatenmaschine in der Ästhetik zwischen Asterix-Zeichentrick und Liz-Taylor-Hollywood-Schmonzette.

Kriegs- und Segelschiffe queren die Bühne, Pharaonen-Throne mit Elefantenskulpturen werden herumgeschoben, ebenso ein überdimensionales Caesaren-Gesicht und eine turmhohe KingKong-Statue als Redner-Tribüne römischer Machthaber. Welch Kulisse! Aber ach, was als großes Kino konzipiert ist, verkommt zum faden Faschingsumzug, zum kitschigen Karneval der Kulturen. Zu einer imperialen Love Parade, nur ohne Liebe.

Intimitäten für die Nachwelt
Dabei sollte es um die doch gehen. "Der Liebeswahn" hat den tapferen Feldherren Antonius "in den Narren einer Hure" verwandelt. Bei Shakespeare prallen einerseits zwei Kulturen, Römer und Ägypter, und andererseits zwei Machtmänner, Antonius und Caesar, aufeinander. "Verliere dich im Augenblick", ist die Devise des Lustmenschen Antonius, der sich mit der schönen Ägypterin schaumschlägernd vergnügt. "Nein, kontrolliere ihn", erwidert Caesar, der zur Seeschlacht rüstet und schlussendlich alles kontrollieren wird.

Stefan Pucher schlägt mit seiner so monumentalen wie hohlen Inszenierung folgende Lesart vor: Die Liebe zwischen Antonius und Cleopatra begreift er als reinen Wunschtraum, als "eine riesige Behauptung". Die Figuren seien allein damit beschäftigt, "um die Herrschaft über ihr Bild in den Geschichtsbüchern" zu kämpfen. Entsprechend stellen sie sich am liebsten an die Bühnenrampe und adressieren, selbst wenn sie Intimes miteinander besprechen, direkt das Publikum. Es geht ihnen weniger um den Menschen an ihrer Seite als um das Bild, das sie der Nach(richten)welt vermitteln.

Caesar, der Fuchs, und Antonius, der Wolf
Dabei hat jeder seine eigenen Inszenierungsstrategien: Cleopatra (Catrin Striebeck) sucht die großen Posen, nimmt als Tableau-vivant am liebsten symmetrische Haltungen ein, aufrecht und steif. Oft steht sie da wie eine schmucke Vase, noch öfter streckt die Leichtbekleidete ihre goldreifgezierten Arme von sich, zwecks Machtdemonstration oder sexueller Verführung. Urplötzlich kann sie aggressiv tun und fauchen wie 'ne Wildkatze, dann aber wieder elegant den Kopf ins Profil drehen. Was für eine Nase!

Auch Caesar, mit weißer Schärpe und silbernem Loorbeerkranz, streckt seine Gliedmaßen gerne von sich, aber viel vitaler, temporeicher, ein bisschen tuntig fast. Seine Nase hat er immer einen Tick zu überheblich in die Luft gereckt, und wenn er große Reden schwingt, dann schwingt er auch die Hüften. Alexander Scheer, der als Micha die "Sonnenallee", als Othello das Hamburger Schauspielhaus und zuletzt als Kean die Volksbühne zum Tanzen brachte, darf sich als Caesar nicht so richtig austoben, aber immerhin Singen, E-Gitarre und Harfe spielen. Für Begeisterungsrufe eines weiblichen Fans reicht das. Und auch für die Eroberung Ägyptens. Caesar ist der Taktiker, ein schlauer Fuchs, Antonius hingegen eher Wolf. Wolfram Koch gibt ihn bodenständig, als jemand, der sich zunächst noch nackt zeigt, Verletzbarkeiten riskiert, und dann als eine Art Wüstenkrieger in Gaddafi-Uniform auftritt, mit aufgesetztem Fotografenlächeln bei jedem Händeschütteln.

Der Schauspieler als Staffage
Sie alle schielen ins Publikum und auf ihren eigenen Nachruf. Die Figuren erscheinen als Abziehbilder, Schießbudenfiguren und Karikaturen ihrer selbst. Reiner Popanz! Das könnte ein interessanter Ansatz sein zur Spiegelung der Selbstinszenierung einer Glamour-Welt. Als dreistündiger Theater-Abend aber gerät es zur gähnenden Peinlichkeit. Die vielen Bauten, die schwerfällig repräsentativ und bedeutungsschwanger herumgerollt werden – sie bestimmen den Rhythmus, führen Regie in der langen ersten Hälfte dieses Abends, der sich anfühlt wie ein technischer Durchlauf. Schauspielführung bedeutet hier: Schauspieler fahren Pomp durch den Raum, sind Kulissenschieber und Staffage – Krieger, Diener, Hofdamen, die vor allem historisch auszusehen haben.

"Antonius und Cleopatra" ist sicher nicht Shakespeares stärkstes Stück. Aber es gibt kraftvolle Szenen wie den Botenbericht, bei dem Cleopatra angstvoll zwar die Wahrheit, aber doch nur die gute hören möchte, der Bote berufsmäßig bibbert zwischen Todesstrafe und reichlicher Belohnung. Derartige Gewissenskonflikte, ganz zu schweigen von den dramatischen Entscheidungen über Krieg und Selbstmord, werden an diesem Abend schlicht überrollt und übergangen. Ersatz gibt es allein durch viele bunte Kostüme mit reichlich Glitzer. Das ist fast wie Mankiewiczs Kostümschinken von 1963, der vier Oscars bekam: nicht für die Regie, sondern für Ausstattung und Kostüme, also Aufwand und Kosten. Die Filmkritik urteilte: "Mäßig unterhaltend, platter Kitsch". Für die Inszenierung an der Burg gilt dasselbe. Mindestens.

 

Antonius und Cleopatra
von William Shakespeare
Aus dem Englischen von Jens Roselt

Regie: Stefan Pucher, Bühne: Barbara Ehnes, Kostüme: Annabelle Witt, Musik: Marcel Blatti, Video: Chris Kondek, Licht: Friedrich Rom, Dramaturgie: Klaus Missbach.
Mit: Wolfram Koch, Alexander Scheer, Catrin Striebeck, Marcus Kiepe, Peter Knaack, Oliver Masucci, Simon Kirsch, Michael Masula, Johannes Krisch, Bernd Birkhahn, Stefan Wieland, Dirk Nocker, Moritz Vierboom, Sven Dolinski, Hermann Scheidleder, Petra Morzé, Alexandra Henkel, Mareike Sedl.

www.burgtheater.at

 

Mehr zu Stefan Pucher im nachtkritik.de-Archiv.

 

Kritikenrundschau

In Fazit, der nächtlichen Kultursendung auf Deutschlandradio (20.12.) berichtet Stefan Keim und schreibt später auf der Webseite von DLR): Pucher setze hemmungslos auf Schauwerte - zunächst. Er öffne "Assoziationsräume", zeige "keine stringente Interpretation des Stückes, sondern einen Flickenteppich der Fantasie".
Lasse man den "optischen Bombast" außer Acht, buchstabiere Pucher die komplexe Geschichten "in allen Einzelheiten" nach. Doch wirke die Aufführung "zwischen effektvollen Szenen"oft "bemüht", die Schauspieler kämen lange nicht über "comichafte Grobzeichnungen hinaus". Erst im Angesicht seines Untergangs entwickele Wolfram Koch als Antonius plötzlich eine verzweifelte Energie. Wild will Wolfram Koch als Antonius  "so lange vor die Wand rennen, bis die umfällt". Auch Catrin Striebeck als Cleopatra erkennt, dass es "für sie ums Überleben geht". "Beide, Antonius und Cleopatra, werden im Laufe des Stückes im fortgeschrittenen Alter erwachsen. Das wäre ein spannender Blick auf das Stück und die Charaktere, doch Pucher deutet ihn nur an. Wie so vieles." Ins "Zentrum der Aufführung" spiele sich Alexander Scheer als Octavius Cäsar. Er sei der "Herrscher der Theaterelemente, die Diktatorenvariante eines Prospero". "Manchmal musiziert Octavius mit seiner Rockband und gibt sich überhaupt nölig-outriert als großer Star."

"Beinahe alles spielt sich an diesem Abend im Wiener Burgtheater auf Bühnenwägelchen ab", so Martin Lhotzky in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (22.12.) und "darin aber erschöpft sich das Konzept auch schon wieder, von nun an macht Pucher den von ihm zu erwartenden und schon länger nicht mehr ganz taufrischen Versuch, das klassische Schauspiel zu zerlegen und im pejorativen Sinne vorzuführen." Zur Zerlegung trage auch die Textfassung von Jens Roselt bei, "angereichert um sprachliche Burgtheatermarotten jüngeren Datums, die jeden zweiten Satz mit 'So' oder 'So, was ist denn hier los?' einleiten." Catrin Striebeck hat Lhotzky gut gefallen, aber die "heroische Tat einer schauspielerischen Einzelkämpferin kann das Ruder des sinkenden Inszenierungsschiffes allerdings nicht mehr herumreißen, beschert aber zwei, drei schöne Momente, die den Abend vor der allzu leichtfertigen Verdammung schützen und die zahllosen Buhrufe ein bisschen unfair scheinen lassen."

Puchers "Antonius und Cleopatra" erkläre sich zur Gänze aus der Kleider-Mode, "die Kostüme sind kreischend und kess, blöde und bedeutungsschwanger und eine Zumutung", findet Stefan Hilpold in der Frankfurter Rundschau (22.12.). Kostümbildnerin Annabelle Witt habe sich im Geiste Gallianos am Grab von Tutanchamun, 60er-Jahre-Hollywood, Las Vegas und Herrn der Ringe abgearbeitet. Diesem postmodernen Sandalentheater ist Stefan Pucher bereitwillig gefolgt. "Das ergibt einige schöne und einige große Momente, aber auch viel Leerlauf." Wirklich ernst nehme Pucher seine Figuren nicht, aber "in der Darstellung von Machtmenschen hat das heutige Theater ja sowieso ein Problem. Es entdeckt zwar die Schwächen der Könige und Konzernkaiser, aber selten die Strahlkraft, die von ihnen ausgehen kann." Die besten Szenen des Abends beinhalten Film-Projektionen. "Die Schlacht zwischen Caesar und Antonius ist eine wilde Cinemascope-Fahrt, Cleopatras Grabkammer wird aus der Unterbühne gefilmt, der Biss der Schlange dagegen nur angedeutet. Zumindest da hat es Pucher geschafft, seine Phantasie in Schach zu halten."

"Stefan Puchers Deutung von Shakespeares 'Antonius und Cleopatra' missriet zum modisch gelackten Debakel. Von keinerlei Blässe des Gedankens angekränkelt, regiert der Ausstattungskitsch." Schon diese Unterzeile in der Rezension von Ronald Pohl im Standard (22.12.) findet deutliche Worte. Weiter heißt es: Nach dem Auftritt des Sehers fahre ein mit Plexiglas verkleideter Entspannungspool nach vorn an die Rampe und das Liebespaar feiere seinen wohlverdienten Wellnessurlaub. "Von dieser ersten Dummheit wird sich Stefan Puchers hanebüchene Inszenierung nicht mehr erholen." Und verkomme zur Offenbarungsleistung des übelsten Schaustellereigewerbes. Weltpolitik werde von ein paar Schreihälsen gemacht, "die sich, wenn sie nicht gerade einen Texthänger haben, wie Ziggy Stardust (Scheer) mit umgeschnallter Stromgitarre durch die 'Popkultur' klampfen. Natürlich müssen wieder einmal Videos für die 'mediale Vermittlung' unserer Wahrnehmung von Welt einstehen." Fazit: "Die zirka vorvorletzte Bühnenmoderne, abgefrühstückt zwischen Hamburg, München und Zürich, hat nun endlich das Wiener Burgtheater erreicht."

"Nach den ersten kurzen Szenen geht der Titelheld nackt an die Rampe, lässt sich von einem Boten aus Rom ein Handtuch reichen und beginnt sich abzutrocknen. Was will uns Regisseur Stefan Pucher mit diesem kleinen Strip sagen?", fragt Norbert Mayer in der Presse (22.12.). "Lange kann man nicht darüber nachdenken. Schon nähert sich das nächste skurrile Gefährt, und es folgen weitere, "ein Kobra-Cabrio, eine Galeere (könnte aus einem Asterix-Film stammen), ein leuchtender Caesarenkopf, ein Leiterwagen, ein Tretboot für den Boten und eine Plattform aus Stahl für die Strategen, aber sptestens jetzt mit Octavius Caesar auf einer Bühne für Rocker, sieht man die Schwächen dieser Inszenierung, nicht nur, weil Scheer beachtliche Texthänger hat, die er wegzublödeln sucht." Denn geboten wrd ein Catwalk von drei Stunden und fünfzehn Minuten, der sich am Ende in eine Orgie an Unübersichtlichkeit ergießt, mit seltsamen, überdimensionalen Videos, in denen Eros und Thanatos zum Slapstick werden.

Die Weihnachtsdeko vor dem Rathaus vis-à-vis sei nichts gegen diesen bombastischen Budenzauber, schreibt Christopher Schmidt in der Süddeutschen Zeitung (28.12.). Stefan Pucher betreibe hier "Kulissenschieberei im ganz großen Stil", weshalb der Abend für Schmidt "eine einzige großkotzige Geste, ein Themenpark für Vorwärtseinparker und andere Platzhirsche" ist. Allerdings ist der Preis für den Beeindruckungs-Effekt aus seiner Sicht hoch: "Die Schauspieler sind zunächst bloß Passagiere, ihr überlebensgroßes Image umhüllt sie wie eine chromblinkende Karosserie. So kommt die Inszenierung lange nicht über die Rampe, die vierte Wand ist aus Beton." Denn der Regisseur spiele zwar ständig mit dem Standgas, fahr jedoch nie los. Dem Eindruck des Kritikers zufolge begnügt sich der Regisseur nämlich schon "mit dem großspurigen Bild, der hybriden Behauptung." So wirkt es auf Schmidt dann tatsächlich sehr merkwürdig, "wenn die Schauspieler endlich herabsteigen von ihren Gefährten und festen Bühnenboden unter die Füße bekommen." "Wie klein sind sie auf einmal, aber auch wie befreit. Wo zuvor nur Posen an die Rampe gekarrt wurden, beginnt dann doch noch: ein Spiel." Doch erst als Koch und Striebeck einen sehenswerten Ehekrach hinlegen und Alexander Scheer einen - inszenierten? - Texthänger hat, reißt für Schmidt dann "die wie mit Botox aufgespritzte Oberfläche" des Abends wirklich auf, "bekommen die Klischees ein paar Kratzer, so dass Shakespeares Text schließlich doch noch seiner Californication widersteht." Sehe man einmal davon ab, dass Jens Roselt das Stück weitgehend ins Fernsehdeutsch übersetzt habe.

 

 

Kommentare  
Puchers Antonius & Cleopatra: alle nur mit Mikro
Danke,so ungefähr wars.
Sie schieben Grottenbahnwagen an die Rampe und sprechen nur ins Publikum, praktisch kein Schauspiel, sondern nur Deklamation.Das absolute Armutszeugnis hat Ihr Kritiker leider nicht erwähnt.
Alle mit Mikrophon !! Wenn ein Schauspieler nicht ohne Verstärkung in einem Theater sprechen kann, soll ers bleiben lassen. Die nächste Stufe ist dann Playback.
Traurig,dass die Direktion das zulässt und noch befürwortet.
Außerdem war es auch noch schlecht gemacht,für vordere Logen ein völlig verzerrter Ton,der Schauspieler steht rechts vorne,der Ton kommt von links hinten.
Puchers Antonius & Cleopatra: im BE vorbeischauen
Schauen Sie doch mal im BE vorbei! Da können die Schauspieler noch ohne Mikroports sprechen.
Puchers Antonius & Cleopatra: leider
Ja, aber leider kichern sie nur infantil.
Puchers Antonius & Cleopatra: adieu Tiefgründigkeit
WO war die Liebe?? der innere Zwist? Wo die Emotionalität?
Man hatte den Eindruck die Schauspieler zeigen jetzt mal was sie alles so in Petto haben und sich irgendwann irgendwo mal abgeschaut haben aber alles ohne tieferen Sinn.. Oft dachte ich mir..oh die Ärmsten: sie wissen NICHTS mit ihren Armen anzufangen also schlagen sie mal wild um sich.. Genauso die tragische Flucht in lautstarke Gestiken um irgendetwas zu erzeugen was allerdings nicht bis zum Publikum durchdrang...außer oft verzerrte Töne dank der Mikrophone.. (@grab: ich teile ihre Meinung! Es gab noch Zeiten da wurde man ausgelacht wenn nicht sogar heimlich still und leise gesteinigt wenn man ein Mikrophon brauchte!!) Zu Mademoiselle Cleopatra: Durchaus komisch, witzig..lustig doch sehr flach, das einzige was wirkliche charakteristische Stärke bewies- die Nase..absoluter Wiedererkennungswert!
Und JA- der Körper schön anzusehen: ahoi Schlüsselreiz- adieu Tiefgründigkeit!
UND wozu die ganze Digitalisierung- die Leinwände- die mehr als dürftige Grabkammernszene.. Wenn ich Videos sehen will-gehe ich ins Kino und nicht ins Theater!
Nicht dass es keine Wirkung hätte- welche auch immer, sei dahingestellt..aber noch ein Medium zwischen Schauspieler und Publikum zu stellen muss gut durchdacht sein und sitzen! Aber man erlangt ja nicht alle Tage einen Blick unter die Bühne..
Puchers Antonius & Cleopatra: wo Susewind Sprechen lernte
Ja, das akzentuierte Sprechen war besonders bei Giacinta - K. Susewind - zu bemerken, was offensichtlich die Ernst Busch Schauspielschule lehrt.
Puchers Antonius & Cleopatra: Sehnsucht nach Schönsprechen
Sie glauben wirklich, die Schauspieler brauchen Mikros, weil man sie sonst nicht verstünde? So wie sie Perücken tragen, weil sie keine Haare haben? Diese Sehnsucht nach dem Schönsprechen von Leuten, die sich in ihrem Leben keine zwei Gedanken gemacht haben, was Sprache für ein Mittel auf der Bühne ist, wie sie sich gewandelt hat, was für neue Möglichkeiten sie durch Mikrophone bekommt. Die Stimme bekommt Ausdrucksmöglichkeiten, die es vorher nicht gab! Aber nein: Schönsprechen. Und, na, klar, an der Busch, ja, da lernt man noch sprechen! So ein Unfug. Uninformierter, dahin gemeinter Unfug.
Puchers Antonio & Cleopatra: schwerhöriges Publikum
Edith und Klaus, ihr seid auf der falschen Seite. Für Untote Piefkes interessiert sich in Wien keiner mehr.
Im Übrigen sind Mikroports nicht so schlecht, da wacht das überalterte schwerhörige Burgtheaterpublikum endlich mal auf.
Puchers Antonius & Cleopatra: ist das wesentlich?
gibt es in dieser inszenierung wirklich nichts wesentlicheres zu diskutieren als den einsatz von mikros?
Puchers Antonius & Cleopatra: Fernbedienung, meine Rettung
Ach was, solches Gerede, der Fehler geht schon am Anfang los und spult dann runter bis in die Katakomben der platten Albernheit - dazu kann auch ein Mikrofon, kein Lautsprecher Hilfestellung leisten - der Spass ist gelungen, ich habe gelacht und bin trotzdem so enttäusch nach Hause geschlichen und haab mich geschäämt, ich wollte doch nicht mehr hingehen und nun hänge ich wieder drin, weine und suche die Fernbedienung, meine Rettung!
Puchers Antonius & Cleopatra: Dünnsinn, schlechter Karneval
irgendwo hab ich's gelesen - zeit wieder mal ein buch zu lesen, ach ja, jetzt fällt's mir ein, im SPIEGEL, nach der letzten Casting-Show-Pleite - Leute: lesen entspannt wirklich und du darfst jederzeit einschlafen - das Buch brüllt dich nicht an und macht dir auf Teufel komm raus, die Hölle heiß, mit Dünnsinn und schlechtem Karneval - muss ja nicht immer Kehlmann sein oder Sloterdijk.
Puchers Antonio & Cleopatra: zur Sprache auf der Bühne
hallo Mikro port,
ausser Lautstärke bekommt eine Stimme garnichts durch ein Mikroport und ja ich bin leider sicher,dass manche schlechte Sprecher es brauchen um überhaupt verstanden zu werden. Hab mir schon mehr als zwei Gedanken zur Sprache auf der Bühne gemacht. Sie waren wohl schon 20 Jahre nicht im Burgtheater sonst würden Sie die Altersstruktur kennen und nicht nur falsche Klischees im Hirn haben.
Puchers Antonia & Cleopatra: Nähe und Volumen
Liebes grab,
selbstverständlich bekommt eine Stimme durch ein Mikroport mehr als Lautstärke. Zum Beispiel Nähe und Volumen. Der Schauspieler kann flüstern, kann ungestützt sprechen, usw. Und ansonsten glaube ich nach den letzten 20 Jahren Burgtheater, dass die Klischees in meinem Hirn, wie Sie so schön bestätigen, durchaus die richtigen sind.
Puchers Antonia & Cleopatra: überdeutlich deutlich
@7/ @ 12 Mikro Port
Das "überalterte Burgtheaterpublikum" ist noch nicht den ganzen Tag mit dem Stöpsel im Ohr herumgelaufen und hört daher sichtlich weit besser als die "soooo taufrischen Jungen" wie Sie, die sich aber dann locker an die letzten 20 Jahre im Burgtheater genau erinnern können.

Mein Problem als überaltetes Burgtheaterpublikum ist daher allerdings auch, dass man alles mit Mikroport so überdeutlich deutlich versteht. Jeder unterdrückte Seufzer, jedes Atemstocken, jedes Räuspern knattert ungebremst an den Zuhörer heran. Intimität, ein Erahnen eines Textes, einer Gefühlsregung bleibt von der Fantasie ungefordert. Der Text ist präsent, effizient, rational, knallig, fast mediengeil in den Vordergrund drängend. Sprechschwächen eingeschlossen. Die Körpersrpache als indirekte Mitteilung bleibt unterfordert.
Puchers Antonia & Cleopatra: Stimme erloschener Jugendlichkeit
schon der rundfunk und die hörbücher sind eine belastung, weil es zu viele unangenehme mikrofonstimmen gibt - das medium: mirkro-verstärker-lautsprecher - ist für die sprechstimme meist fürchterlich und nur im übertreibungs-und comicmodus tauglich - im kino wo die bilder aufgeblasen sind, du auch in die nasenlöcher schaust ändert sich das, im theater können damit nur sehr wenig wirklich gut umgehen, da wo schwächen kaschiert werden sollen, wo kraft gespart werden soll, wo sich angewanzt werden will, da kommt nur ballaballa schwampf rüber, nur dieses verzweifelte getue erloschener jugendlichkeit, die dann natürlich ein ganz anderes publikum fordert, ein junges aufgeschlossenes, den medien und mikrofonen zugeneigtes - aber das ist nur notjung gedacht, eigendlich hilflos und dümmlich, macht nix, verschossener abend, lächerlich.
Puchers Antonia & Cleopatra: schwarzweiß
Meine Güte, sind die leidigen Mikroports wirklich noch ein Thema? Wie alt sind denn die Poster hier? Mikroports sind eben ein Mittel unter vielen. Manchmal machen sie Sinn, manchmal nicht. Und wenn es Pucher wirklich um die Präsentation der Figuren nach Außen ging, kann ich an Mikroports nichts Schlechtes erkennen, denn dann passen sie wohl zur Inszenierung. Das ist, als ob Filmfans darüber streiten würden, ob Farbfilm erlaubt ist. Ja, klar. Aber manchmal kommt Schwarz-Weiss halt doch besser.
Puchers Antonia & Cleopatra: Lautsprecher marktschreierisch
@15
Ob sich eine sexuelle Faszination, eine sich selbst vernichtende Abhängigkeit zweier Menschen wirklich in der Lautsprecher verstärkten Präsentation nach Außen, im marktschreierischen "Schaut her was wir jetzt machen, schaut nicht durch ein Schlüsselloch neugierig zu, wir schreien euch unser Privatleben eh' ins Gesicht" darstellen lässt?... na ja mich hat das nicht überzeugt.

P.S. Ich bin vor paar Wochen 60 Jahre geworden.
Puchers Antonius & Cleopatra: müde Denke, öde Mikros
na, ob das Mikrosprechen auf der Bühne nun dem Farbfilm im Kino entspricht, und dem gegenüber das mikrofonlose Sprechen einem Schwarz/Weissfilm gleichkommt, will ich mal bezweifeln, das hinkt nicht nur das ist falsch gewählt - die Mikros sind nicht das Problem - die müde Denke ist es, die Mikros öden nur.
PS bin in der Tat schon zweiundsiebzig Jahre
Puchers Antonius & Cleopatra: Selbstdarstellung nach außen
Aber um die "sexuelle Faszination, eine sich selbst vernichtende Abhängigkeit zweier Menschen" ging es Pucher doch nicht, sondern genau um die Selbstdarstellung dieser zweier Egomanen, die an ihrem Bild für die Nachwelt basteln, also der "Präsentation nach Außen". Und wie auch immer man das findet: Im Stück steckt dieser Zugang sicherlich auch drinnen. Das kann man einen uninteressanten oder falschen Zugang finden, aber man soll Pucher nicht an dem eigenen Stück-Bild im Kopf messen, sondern an dem Interpretationsweg, den er gewählt hat. Das kann man immer noch misslungen finden, es wäre aber zumindest fairer.
Puchers Antonius & Cleopatra: Dramaturgie nicht nachvollziehbar
@18
Unter der veränderten Annahme, dass die gezeigte Situation eine unter Einbezug der Medien /Öffentlichkeit/Karriere/Aufsehen eingegangene Beziehung à la Michael Jackson/Lisa Marie Presley aufzeigen soll, ist zwar der Einsatz der Mitteln (schrill, grell, laut) nachvollziehbar, aber zumindest für mich nicht die Dramaturgie. Antonius und Cleopatra unterstellen ja eigentlich alles ihrer persönlichen Lust, ihrem Wohlbefinden, eher casual als gezielt, nachlässig und unentschlossen, eher sich unterfordernd als strebend.
Das würde ich diesen Paarungen eigentlich nicht zuordnen.

PS.:Ich habe jetzt auch einige andere Kritiken gelesen, so richtig klar kommen alle nicht mit dem Gezeigten. Kann ja auch einmal passieren.
Antonius und Cleopatra: deutsche Provinz in der Burg
Man muß halt zur Kenntnis nehmen,dass nun die deutsche Provinz ins Burgtheater eingezogen ist,mit Schauspielern die für dieses Haus halt Lautsprecher brauchen,ihren Text nicht können(da hilft auch kein Mikroport)und eine schnoddrige piefkeschnauze Übersetzung ohne jegliche Personenregie an der Rampe abliefern. Wenigstens spielen die "alten" Burgschauspieler noch unplugged.
Antonius & Klee-Opa-Tra: Österreicher fliehen Wien
Warum holt man denn in Wien immer wieder die deutschen Regisseure? Weil es nicht genug österreichische gibt, die das Burgtheater füllen könnten. Und die wenigen Österreicher fliehen nach Deutschland, weil Sie an der Burg nicht verstanden werden, mit oder ohne Mikroport.
Puchers Antonius & Cleopatra: gebt euch etwas mehr Mühe
wenn schon mal was daneben geht, dann ist das sehr schade für alle beteiligten, denn erfolg und anerkennung das wünschen sich doch alle, und von irgendwoher muss sie ja auch kommen; die menschen wollen bestätigung von ihren mitmenschen - nicht von allen, aber einigen… also die mühe, sich anerkennung zu verschaffen, war hier einmal vergeblich, trotzdem verliert nicht den Mut und gebt euch das nächste mal etwas mehr mühe, oft hängt es stark mit dem denken zusammen, nicht gerade mit grübeln, aber mit so einem gewissen federn im hirn, und dann spiel auch eine rolle, ob sich ein wirkliches interesse für die schmerzlichkeit auch der banalsten missgunst die das schicksal austeilt bemerkbar machen kann, selbst im frenetischen gejohle der gierigen ist oft noch etwas anderes verborgen, dem kann sich geöffnet werden, langsam und zart und ernsthaft, dann gelingt vielleicht einmal etwas, ja, die zuschauer könnten bewegt sein sich gemeint zu fühlen.
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