In einer Kette

Wuppertal, 23. März 2010. Über 50 Theater aus der ganzen Republik wollen am kommenden Samstag an der Solidaritäts- und Protestdemonstration anlässlich des Welttheatertags in Wuppertal teilnehmen. "Eine größere Beteiligung der deutschen Bühnen an einer Solidaritätsveranstaltung hat es bisher nicht gegeben", vermeldet die Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein.

Die Protestaktionen richten sich gegen die angedrohte Schließung des Wuppertaler Schauspiels und die Gefährdung der Theater in Oberhausen, Hagen, Moers, Essen, Schleswig, Dessau und Neubrandenburg/Neustrelitz. Geplant ist ein ganztägiges Programm, das Wuppertal an diesem Tag zum "Zentrum des Plädoyers für den Erhalt der Theaterlandschaft" machen soll, wie es in der Ankündigung heißt.

Das Programm beginnt um 10.00 Uhr mit einer Kranzniederlegung an den Gräbern von Pina Bausch und Arno Wüstenhöfer. Um 17.30 Uhr soll eine Menschenkette zwischen Schauspielhaus und Opernhaus einen Höhepunkt der Solidaritätsbekundungen bilden. Der Tag schließt mit der Verleihung des Theaterpreises des ITI (International Theatre Institute) an Christoph Marthaler und Anna Viebrock in der Oper.

(Deutscher Bühnenverein/chr)

 

 

Kommentare  
Welttheatertag in Wuppertal: Favoritentext Theaterzwang
Das Wuppertaler Theater ist im übrigen auf nachtkritik de.
verlinkt. Auf der Internetseite befindet sich das Programm
des Theatertages ! Ich freue mich sehr, unter den teilnehmenden Theatern auch die Bühnen aus Dresden,
Chemnitz und Weimar (uvm. !!) auszumachen, wohingegen die Beteiligung aus Schleswig-Holstein ein
Hohn ist.

Ich glaube, ich werde den Favoritentext, Karl Valentins
"Theaterzwang", auch irgendwo unter freiem Himmel
lesen, vielleicht auf Finkenwerder (sollte es mich doch noch spontan nach HH verschlagen), ganz ähnlich wie
es teilweise unbeirrbare "Jesusfreaks" an der einen oder
anderen "Weltecke" auch tun.

Ich wünsche den Wuppertalern eben diesen Frühling
und viel Erfolg ! Gruß aus dem sehr verschlafenen,
ganz offenbar !!, Schleswig-Holstein !!! Ihr AZ
Welttheatertag in Wuppertal: besser segeln
Über starken Wind zu jammern hilft nichts. Wir müssen lernen, besser zu segeln. So bleiben kann es jedenfalls nicht!
Welttheatertag in Wuppertal: Verachtung fürs "weiter so"
Das Programm liest sich furchtbar. Ein Einziges "weiter so". Auf das weiterhin die Tariferhöhungen von den Städten und Kommunen durchgewunken werden. Dies Theatersystem so bleibt wie es ist. Alles prima. Nur die Zeiten mies. Schuld hat die Politik. Inklusive Kranzniederlegung. Hoffentlich nicht am Grab von Rosa L. Arme Pina. Sie hat etwas Besseres verdient als von den Provinzpfeifen in Beschlag genommen zu werden. Es ist zum Weinen. Kein Wort dazu, was Theater morgen sein könnte. Was für ein Programm soll das sein? Wir sind immer noch gut genug, um subventioniert zu werden? Theater ist kein Ort des Arbeitskampfes, der Gewerkschaften. Wenn eine Stadt 8,9 Millionen Euro zur Verfügung stellt, reicht dies bei weitem aus. Theater muss nicht diese Gesellschaft in ihren Strukturen abbilden, es muss sie produktiv kritisieren, aufklären, betören, beglücken. - Da haben sich die Freytags genügend breitgesessen. Tritt endlich ab, überkommene, alte Linke. - Ich habe nur noch eine Hoffnung. Die, auf jene junge Generation, die jetzt gerade volljährig sind. Die würden sogar was aus fünf Millionen machen. Und brauchen dazu niemanden, der ihnen die Leiter hält, und keine sinnlosen Demonstrationen. Verachtung ist es, was ich empfinde, gegenüber solchen Pfründeveranstaltungen. Möge sie scheitern. Das ist meine angreifbare Meinung.
Welttheatertag in Wuppertal: Strukturdiskussion wäre nötig
@ 123

Gar so unangebracht finde ich es nicht, beispielsweise
den Gründungstext über die Ausübung von "Kunst" des
Verfassers Heinrich Böll zu verlesen, den Text zur Grundsteinlegung des Wuppertaler Hauses (das seinerzeit wegen seiner Kostengünstigkeit gelobt wurde) -und wer da ernsthaft von "Kunst" spricht und diesem Haus, der kommt, so oder so, ob mondän oder weniger-mondän, auf Pina Bausch zu sprechen, zumal diese wohl kaum irgendeine Kürzung für Wuppertal einfach so hingenommen hätte-, und an
den "Theaterzwang-Text" mußte ich schon in diesem
Zusammenhang denken, als ich von der Demo nichts
wußte, vielleicht tatsächlich ein "Weiter-so-Symptom", daß das so in meinem Kopf ist: Im übrigen ist dieser Theaterzwang-Text wohl kaum einer,
der dem "Weiter so" zuzuordnen wäre im Grunde, nur
weil er selbst schon wie ein historischer Text wirken
mag: aus diesem Text geht, 123, ja durchaus etwas von dem hervor, was Sie -gewiß zurecht- an den Strukturen des Systems beklagen (ich nannte desletzt
einige eigenerfahrliche Symptome dafür, wie hölzern,
strohfeuerartig , halbernst mir das anmutet mit all den Menschenketten etc., wenn andererseits in Schleswig-Holstein "engagierte" Theaterleute davon weder Notiz nehmen noch eine klarere Linie verfolgt wird ganz
allgemein: Bestandspakt, Streikandrohung, gleichzeitig aber auch selbstkritische Bestandsaufnahme nach Carpschen Sparmodellsmuster, Laufzeiten für Strukturentwicklungsplanung (siehe Wuppertal-I-Thread).

Das Programm geht meineserachtens schon in Ordnung:
das ist schließlich kein alternatives Thatertreffen, sondern möglicherweise ein Ansatz für mehr und eben auch aus den alten Strukturen heraus; skeptisch bin ich da schon (und zwar in Richtung Ernsthaftigkeit des
Anliegens von Bühnenvereinsseite her, denn so ein Kulturverein im BDI hätte schon längst sehr viel mehr zur Debatte beitragen können, oder ?? Aber wo ist der,
zB. mit Daten aus Frankfurt (Oder) ???).

Herr Freytag ist mir tausendmal lieber als Herr Klug in
Schleswig-Holstein: Wenn es nach dem ginge, dann
gäbe es weder 8,9 noch 5 Millionen für irgendein
Theater: und leider sehe ich darin immernoch das
Hauptproblem !!

Gut, Sie schrieben, daß sich doch überall reden ließe,
ich doch überall reden könne: weiß ich nicht, ob das so ist: jedenfalls sehe ich ganz konkret auch bei nachtkritik de. den Funken von Chance, über nötige
Strukturfragen des Theatersystems zu diskutieren.
Was ich nicht sehe, ist, daß es irgendwie vernünftig gelingen könnte, die jetzigen Schließungsvorhaben
ineins zu diskutieren mit den Strukturveränderungen.
Die Obhutspflicht für die Kultur, Herr Lux hat in Theater
heute doch zurecht darauf verwiesen meinesrachtens,
ergibt sich doch schon aus dem Geiste dieses Grundgesetzes -daß ich persönlich schon 1990 zu einer
Verfassungsdiskussion geneigt gewesen wäre, aus meinem damaligen und theaterferneren Verständnis heraus, steht auf einem anderen Blatt, hat aber einige
Verbindungslinien zum Volksbühnenthread, der mittlerweile das Ost-West-Ding ein wenig anders angegangen ist, nunmehr aber auch (!) stockt-.

Es mal wieder eine Weile tatsächlich ohne Thread-Beiträge bei nachtkritik de. zu versuchen, ist mir jetzt allerdings fast schon zu einem Bedürfnis geworden.
Ich werde in der Zeit zwischen Karwoche und Pfingsten
die Beiträge hier allenthalben als Leser verfolgen, um
fernerhin das Gesäß zu entwickeln, Themen hier stringenter zu fassen und zu verfolgen; denn entgegen aller Unkenrufe sehe ich bei nachtkritik de., ua. durch
Stefan und Sie, eine ermutigende Tendenz auch für
18 x X + n ..

Frohes Osterfest, AZ
Welttheatertag in Wuppertal: zum Programm
Zusatz:

Im übrigen ist das Programm nun wirklich kein monolitischer Block: Mich persönlich spricht es schon an,
wenn um 15:45 Uhr im "Kleinen Haus" etwas zur Situation in Moers gesagt wird -von Beiträgen dieser
Art hätte ich mir allerdings bei weitem eine größere
Auswahl erhofft- ...; bei allem, was ich die vergangenen Monate so gelesen, erlebt, gehört habe,
weiß ich es wirklich nicht einzuordnen, was da in Wuppertal passiert: Ansatz oder Abgesang oder etwas
Drittes, Viertes - für mich schwer zu sagen.

Und Regional-Expresse ??

Abfahrt Kiel 3:55 Uhr, Ankunft Wuppertal 11:56 Uhr
Abfahrt Wuppertal 16:56 Uhr, Ankunft Kiel 2:00 Uhr

Für die weitere "Hunger"-Lektüre, den Valentin-Text,
eine viertel Stunde über Moers: das klingt wirklich
entrückt, aber ich bin zur Zeit launig, ja launisch genug, um dann gen Mitternacht plötzlich doch diesen
gewissen Zug dahin zu haben, mir ein eigenes Bild von
diesen Ereignissen zu machen; von meinen Vorurteilen her bin ich vermutlich näher bei Hans Hamburger und
123 als denen und/oder mir lieb ist !!
Welttheatertag in Wuppertal: Theater ist Liebe!
Wuppertal soll ganz gute Pommes machen. Und ein Theater am morgigen Welttheatertag sogar "kostenlose Umarmungen". Theater ist Liebe! Also wie wär's: liebe(r) "123" und liebe Arkadij Zarthäuser, auf nach Wuppertal. Gute Pommes, gutes Bier bitte mitbringen und kostenlose Umarmungen. Das reicht für den Tag. Schließlich ist - wie Laotse schon wusste: "Nichts tun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen."
Welttheatertag in Wuppertal: Lasker-Schüler lesen
@6. I am so sorry. Aber Theater ist über weite Strecken eine Kampfzone, in der sich alle versammelten Widersprüche einer Gesellschaft spiegeln und in Persona wiederfinden, ausgenommen die, welche man vorsätzlich auch noch davon ausnimmt. Zur Liebe wird Theater erst dann, wenn es sich darüber bewußt wird und zu Höherem abhebt. Und deswegen werde ich morgen schlicht und ergreifend eine unbezahlte Probe mit jungen Menschen abhalten. Weiter nichts. Das reicht zum Welttheatertag. Und um die Ecke gibt es gleich zwei Läden mit gut sortiertem Angebot von Currywürsten, Berliner, Ruhrpottwürste, mit oder ohne Darm, was immer man will. Allerdings greife ich nur ein, zwei mal im Jahr zu Currywurst. - Ich empfehle Ihnen zusätzlich einen Besuch im Wuppertaler Zoo. Eines der schönsten Elefantenhäuser überhaupt und auch die Eisbären sind nicht zu verachten. Und vor allem: Fahren Sie mit der Schwebebahn und lesen Sie dabei Lasker-Schüler.

Lieber Gruß

123
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