"In C2" von Terry Riley + Sasha Waltz © Jo Glinka 7. März 2021
Rausch der Repetition
Das Stück In C von Terry Riley aus dem Jahr 1964 besteht aus 53 musikalischen Themen, die in Wiederholungschleifen endlos in die Zeit ausgedehnt werden können. In ihrer Choreografie übersetzen Sasha Waltz & Guests dieses Prinzip nun mit tranceartiger Sogwirkung in den (digitalen) Raum. Sarah Heppekausen weiß mehr.
Augsburg, 28. Februar 2021: S. Reinsperger und C. Harfouch beim Brechtfestival
Bertolt Brecht ist nicht nur ein weltberühmter Autor, sondern auch ein gigantisches Themenmassiv, in dem beim Brechtfestival zwei große Schauspielerinnen schürfen: Stefanie Reinsperger und Corinna Harfouch. Jorinde Markert hat sich Ich bin ein Dreck und Fabriktagebuch/Die Mutter angeschaut.
Mannheim, 28. Februar 2021: Fräulein Else und Cecils Briefwechsel als Posttheater
Je länger der Lockdown, desto kreativer werden die Theater, ihre Formate unabhängig von den geschlossenen Häusern zu denken. Mit Fräulein Else (nach Arthur Schnitzler auf Instagram) und Cecils Briefwechsel (nach Necati Öziri für Daheim) stellt Verena Großkreutz zwei gelungene Post-Theater-Experimente vor.
Nürnberg, 27. Februar 2021: Jan Philipp Gloger mit Isola von Philipp Löhle
Was für ein Schauerstück! Auf einer Burg versammeln sich die Stützen der Gesellschaft, um Party zu feiern – und es ereilt sie: der Tod. Ein unbekannt Fremdes dringt ein. Philipp Löhle hat mit Isola eine Parabel auf die Pandemie geschrieben, die Jan Philipp Gloger für die Bühne und Sami Bill als Theaterfilm einrichtet. Steffen Becker schaute zu.
Augsburg, 27. Februar 2021: Kühnel/Kuttner mit Medeamaterial von Heiner Müller
Beim Brechtfestival 2021 sollen Frauen im Fokus stehen. Den Auftakt bestreiten aber Männer: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner mit Heiner Müllers Medeamaterial – als kurzes Video über Mord und Mutterschaft. Max Florian Kühlem war wenig bewegt.
Dresden/Essen, 27. Februar 2021: Dokumentarisches Tanztheater von Fang Yun Lo
Im globalen Dreiländereck: Zwischen Vietnam, Taiwan und Deutschland spürt Fang Yun Lo Geschichten vietnamesischer Migrant:innen auf. Für ihren Tanz- und Dokumentarabend Home Away From Home. Falk Schreiber schaltete ein.
Wien, 22. Februar 2021: Das Streaming-Programm des brut Wien
Das brut bringt unter dem Titel Sunday Screenings wöchentlich eine Online-Premiere heraus. Von den bisherigen drei – peachfuzz von Claire Lefèvre, EWIGE 80er von Jan Machacek und Oliver Stotz und Beauty of mess, trash and unknown desires von Oleg Soulimenko und Jasmin Hoffer – berichtet Theresa Luise Gindlstrasser.
Berlin, 20. Februar 2021: Anthropos, Tyrann (Ödipus) von Alexander Eisenach
Der Mensch als Herr, die Erde ihm untertan? Fehleinschätzung. Wir sind unserem Planeten ausgeliefert. Mit dieser Annahme starten Alexander Eisenach, die Volksbühne und das Projekt Theater des Anthropozän mit Anthropos, Tyrann (Ödipus) einen 360°-Ausflug in die Antike und die Klimakatastrophe. Eingetaucht ins Virtuelle ist Andrea Heinz.
Genf, 19. Februar 2021: La Clemenza di Tito von Milo Rau
Mit zahlreichen Referenzen an den Kunstmarkt und eigens gecasteten Bürger*innen sendet Milo Rau in seiner ersten Opernregie mit La Clemenza die Tito auch seine bekannten Thesen. Zugesehen hat Verena Großkreutz.
Wien, 19. Februar 2021: Olga Grjasnowas Gott ist nicht schüchtern
Olga Grjasnowas Roman über den Syrienkrieg, Gott ist nicht schüchtern, für die Bühne? Ausgetestet hat das bei der österreichischen Erstaufführung im Wiener Werk X die Regisseurin Susanne Draxler – mit zwei Spieler*innen für die vielen Figuren, deren Leben der Krieg umwälzt. Gesehen hat die geschlossene Premiere Martin Thomas Pesl.
Chur / online, 19. Februar 2021: Matter, Pergoletti + Vetter mit Submarie 8
Korrupte Reiche, die am Genfer See wohnen, lassen Meret Matter, Grazia Pergoletti und Gabriel Vetter in Submarie 8 von vier Gerechtigskeitskämpferinnen im U-Boot beobachten. Am Screen dabei: Falk Schreiber.
Berlin/online 13. Februar 2021: Claudia Bauers Metamorphosen an der Volksbühne
Einen Sturzflug durch die Historie unserer Spezies hat die Regisseurin Claudia Bauer zur digitalen Premiere gebracht: An der Berliner Volksbühne wird aus Ovids "Metamorphosen" ein postmoderner Bühnenhybrid: Tanz-Musik-Theater, Mythen-Mash-up und Text-Odyssee. Nachtkritikerin Elena Philipp hat in die blutigen Abgründe der Menschheitsgeschichte geschaut.
Wien/online, 13. Februar 2021: Ed. Hauswirth eröffnet Kay Voges' Volkstheater-Intendanz
Kay Voges wollte seine Intendanz am Wiener Volkstheater nicht mit Stream-Theater eröffnen. Nun muss er. Die Recherche-Show von Ed. Hauswirth sucht nach Leichen im Keller von Red Bull. Ob welche gefunden wurden, weiß Gabi Hift.
Graz/online 13. Februar 2021: Krasnojarsk von Johan Harstad als VR-Film uraufgeführt
Eine düstere Robinsonade hat Johan Harstad mit Krasnojarsk verfasst. In Graz kommt sie in der Regie von Tom Feichtinger als Virtual-Reality-Film zur deutschsprachigen Erstaufführung. Reinhard Kriechbaum tauchte in die Endzeit ein.
Detmold/online, 13. Februar 2021: Magz Barrawasser verfilmt Wasted von Kae Tempest
In Wasted von Kae Tempest haben drei Menschen um die 30 das Schlimmste noch vor sich. Denn jetzt beginnen die schauerlichen Jahre, in denen man für alles Plan und Projekt haben soll. Bei Regisseurin Magz Barrawasser trägt die Bühne der filmischen Lesung folgerichtig schwarz. Dorotha Marcus sah für uns zu.
Freiburg/online, 11. Februar 2021: Faust II als VR-Erlebnis von Krzysztof Garbaczewski
Den Wanderer aus Goethes Faust II lässt am Theater Freiburg der Regisseur Krzysztof Garbaczewski Realitäten kreuzen – nämlich die der aufwändig ausgestatteten physischen Bühne und die virtuelle. Unterhaltsames, beunruhigendes immaterielles Puppentheater erlebte Falk Schreiber.
München/online, 8. Februar 2021: Flüstern in stehenden Zügen von Clemens Setz
Von einem Mann, der nachts Callcenter anruft, handelt Flüstern in stehenden Zügen, das neue Stück von Clemens J. Setz. Sein Ziel: der Person am anderen Ende der Leitung Regungen zu entlocken. Visar Morina hat das Stück als Theater-LIve-Film inszeniert. Mehr von Martin Thomas Pesl.
Salzburg/online, 7. Februar 2021: Thomas Bernhards Skandalstück Heldenplatz
Die Uraufführung von Thomas Bernhards Stück Heldenplatz war einer der größten Theaterskandale. Es handelt vom Weiterleben des Nationalsozialismus im Österreich der Gegenwart. Am Landestheater Salzburg hat es jetzt Alexandra Liedtke mit Starbesetzung inszeniert. Thomas Rothschild schaut auf die Onlinepremiere und die Geschichte des Stücks.
Leipzig / Online, 6. Februar 2021: Jana Zölls Performance Challenge Accepted! – Ich bin
Groß, klein, häßlich, schön: Wer und wie wir wirklich sind, verschwindet meist hinter Zuschreibungen, die deswegen nicht ausreichen, uns oder gar die Welt zu beschreiben. Mit ihrer Performance Challenge Accepted! – Ich bin fordert Jana Zöll gängige wie unzureichende Normen heraus. Befragt sie, schüttelt sie durch. Und zwar für das Theater der Jungen Welt auf Zoom. Georg Kasch weiß mehr.
Villach / Online, 6. Februar 2021: (R)EVOLUTION. Eine Anleitung zum Überleben ...
In (R)EVOLUTION. Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert zeichnen Yael Ronen und Dimitri Schaad eine bitter-komische Zukunft: Menschen, die von ihrem Hausrat regiert werden. Für die Neue Bühne Villach hat Intendant Michael Weger aus dem Text nun ein Stück Netztheater gemacht: das Christian Rakow sah.
Weimar / Online, 5. Februar 2021: Juliane Kann mit Die Verwandlung von Franz Kafka
Der Lockdown hält an, die Haare werden länger, der Vokuhila feiert fröhliche Urständ: in diesem für die Pandemie-Schließzeit maßgeschneiderten Kafka-Abend Die Verwandlung, den Juliane Kann für den Onlinespielplan des Deutschen Nationaltheaters Weimar inszeniert. Matthias Schmidt sah am heimischen Bildschirm zu.
Online, 4. Februar 2021: Goethes "Werther" wird zum Digitaltheater-Ereignis werther.live
Eine junge Digitaltheater-Arbeit sorgt für Furore, im Internet (wo sonst?) mit drei bis vier Spielterminen pro Monat und jetzt auch beim virtuellen nachtkritik-Theatertreffen (hier das Ergebnis). Was ist dran an werther.live von Cosmea Spelleken und Ensemble? Elena Philipp klärt auf.
Leipzig / Online 2. Februar 2021: Komplexbrigade + Theater der Jugend mit Gulliver
Nun betreten Comicfiguren die digitalen Bühnen. Die Gruppe komplexbrigade und das Theater der Jungen Welt folgen den Spuren von Jonathan Swifts Gulliver und entführen ihr Publikum auf eine geheimnisvolle Insel. Über den Verlauf der Geschichte bestimmt es selbst. Elena Philipp berichtet.Darmstadt, 1. Februar 2021: Gregor Schneiders Installation Sterberaum
Drei Tage und drei Nächte lang übernahm der Künstler Gregor Schneider die Webseite des Staatstheaters Darmstadt mit einem Livestream aus seiner Installation Sterberaum – mit einem einzigen Protagonisten im ansonsten leeren Theaterraum: dem Künstler selbst. Shirin Sojitrawalla ist begeistert.
Salzburg, 31. Januar 2021: #Ersthelfer #Firstaid von Nuran David Calis
Im Sommer 2015 war Salzburg Knotenpunkt der Migrationsbewegung – und in der Notversorgung von hunderttausenden flüchtenden Menschen weitgehend auf sich gestellt. Die Livestream-Premiere des Dokumentartheaterstücks #Ersthelfer #Firstaid von Nuran David Calis am Salzburger Landestheater sah Reinhard Kriechbaum.
Krefeld, 31. Januar 2021: Beuys' Küche von Sebastian Blasius
Vor hundert Jahren wurde Joseph Beuys geboren. Am Theater Krefeld-Mönchengladbach macht Sebastian Blasius den Jubiläums-Auftakt mit Beuys' Küche. Mehr von Max Florian Kühlem.
Wien, 30. Januar 2021: Das weiße Dorf von Teresa Dopler uraufgeführt
Alles bestens! Wunderbar! – Oder? Im preisgekürtem Theatertext Das weiße Dorf von Teresa Dopler trifft sich ein Ex-Paar zufällig auf einer Amazonas-Kreuzfahrt. Und ein neuer Tanz um Abstand und Nähe beginn. Valerie Voigts Uraufführung am Theater Drachengasse wurde jetzt ins Netz verlegt, zu sehen gab es einen Mitschnitt der Inszenierung. Wie war's, Andrea Heinz?
Berlin / online, 28. Januar 2021: Das Festival Diaspora Europa an der Volksbühne
Die Berliner Volksbühne hat wegen Corona gleich ein ganzes Festival ins Netz verlegt: Diaspora Europa, kuratiert von Shelly Kupferberg und Tímea Junghaus, zeigt einen künstlerischen Blick von Rom*nja, Sinte*zze und Jüd*innen auf die Bundesrepublik der Gegenwart. Falk Schreiber berichtet.
Frankfurt a. M. / online, 24. Januar 2021: Drei Premieren am Frankfurter Mousonturm
Die Bühnen sind geschlossen, aber die Geister leben und die Stimmen der Nichtgehörten erklingen. Am Mousonturm senden drei Frauenkollektive Nachrichten der Emanzipation ins Internet. Mit dabei: Hanna Steinmair, Swoosh Lieu und Susanne Zaun/Marion Schneider. Esther Boldt schaute am heimischen Rechner zu.
München / online, 24. Januar 2021: Niemand wartet auf dich von Lot Vekemans
Drei Frauenfiguren, eine Schauspielerin: Daniela Kranz hat das Stück Niemand wartet auf dich von Lot Vekemans inszeniert. Für das Residenztheater auf Zoom, wo das Publikum Shirin Sojitrawalla weiß mehr.
München, 21. Januar 2021: Gespenster, ein Abend über die Familie Thomas Mann
Das Team um Lothar Kittstein und Regisseur Bernhard Mikeska baut immer wieder szenische Vexierspiele, die den Blick auf Epochen und Menschen aufbrechen. In Gespenster – Erika, Klaus und der Zauberer geht es diesmal um die Familie Mann. Mehr über die online-Premiere gestern Abend von Sabine Leucht.
Vorpommern / Online, 20. Januar 2021Das Theatergame Customerzombification 1
Das Theater Vorpommern bringt Customerzombification 1 / Mein fremder Wille von Borgtheater ins Netz. In diesem interaktiven Theater-Game kämpft das Publikum gemeinsam mit einer Androidin gegen ein übermächtiges System. Sophie Diesselhorst berichtet.
Wien / Online, 1. Januar 2021: Die Maschine in mir an der Burg
Das irische Regieduo Dead Centre (aka Ben Kidd und Bush Moukarzel) setzte im Livestream Mark O’Connells transhumanistischen Stoff Die Maschine in mir mit Michael Maertens in Szene. Das Publikum war via Tablets kopräsent. Darunter Andrea Heinz.
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