Lauter Sieger?

9. Mai 2010. Wie der Heidelberger Stückemarkt mitgeteilt hat, ist nach einer neunstündigen Jurysitzung die Entscheidung gefallen, den diesjährigen Hauptpreis, den Innovationspreis und den Preis für das Gastland Israel zusammenzulegen und auf alle neun Wettbewerbsteilnehmer zu verteilen: die israelischen Autoren Yaron Edelstein, Roni Kuban und Oded Liphshitz sowie die deutschsprachigen Autoren Markus Bauer, Johan Heß, Ursina Höhn, Azar Mortazavi, Eva Rottmann und Juri Sternburg.

Man sei nach neunstündiger Diskussion zu dem Schluss gekommen, hieß es in der Begründung der Jury, der in diesem Jahr Christine Dössel, Erik Altorfer und der Vorjahressieger Nis-Momme Stockmann angehörten, "dass aus den zur Auswahl stehenden Stücken keine derartig heraus ragen, dass wir eindeutig und konsensfähig die zu vergebenden Preise – den Autorenpreis, den Innovationspreis und den Europäischen Preis – verleihen können."

Es sei daher beschlossen worden, um "dem fördernden Sinn des Wettbewerbs zu entsprechen, die Preissumme zwischen allen Autoren zu teilen, sie "Förderpreis" zu nennen und in diesem Sinne zu vergeben." Alle Autoren erhalten so neun Förderpreise zu gleichen Teilen. Der Heidelberger Stifter Manfred Lautenschläger hob das Preisgeld spontan von 2333,- € auf 2500,- € pro Wettbewerbsteilnehmer an. Besondere Bedeutung kam daher dem Preis des Freundeskreises als Publikumspreis zu, der an die junge deutsche Autorin Eva Rottmann und ihr Stück "Unter jedem Dach (ein ach)" gegangen ist.

(sle)

 

Hier die Juryerklärung im Wortlaut.

 

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Kommentare  
Kein Stückemarktpreis: Overkill des Fördersystems
Da hat anscheinend die Vorauswahl wohl jegliche Abweichung vom kleinsten gemeinsamen Nenner zu sorgfältig aussortiert. sehr konsequente und die Institution beschämende Juryentscheidung. vielleicht auch der Markstein des Overkills eines Fördersystems, das hauptsächlich den abgestandenen Geschmack von Funktionären reproduziert. Was sich bei dauernden Gremienentscheidungen durch Apparatschiks mit den Jahren so herausschält, kann man täglich im klinisch toten Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen besichtigen. Heraus bildet sich der Autorentypus eines durchkonditionierten amorphen Förderklons, der den herrschenden Geschmack beflissen kunstgewerblich bedient und dafür saisonal beklatscht wird, bevor der nächste an der Reihe ist.
Kein Stückemarktpreis: Frage
Waren Sie bei den Lesungen?
Kein Stückemarktpreis: Antwort
Ja, warum?
Kein Stückemarktpreis: falsche Vergabekonsequenz
Die Konsequenz wäre dann keine Preise zu vergeben, wenn "aus den zur Auswahl stehenden Stücken keine derartig heraus ragen, dass wir eindeutig und konsensfähig die zu vergebenden Preise – den Autorenpreis, den Innovationspreis und den Europäischen Preis – verleihen können" -????
Kein Stückemarktpreis: Kleindarstellergage
Das muss man dann wohl eher als Gage betrachten, dafür, dass die Autoren sich für so einen "Markt" hergaben; ständig unter dem Druck ihre Talente zu beweisen, immer auf dem Weg zum Ruhm. Und das Ganze schon zu haben für 2500,00 Euro. Da ist der nächste Monat ja gesichert. Fein, liebe Jury. Eine gute Entscheidung, die der Realität nahe kommt. Erst bügelt man über Jahre durch unbewußtes Konsensgestrampel alles Unebne aus und dann formuliert man die Preise in eine Kleindarstellergage um, und erhält so den Markt für sich und kommende Talente, die sich dort gerne zum neuen Autor der Saison beischleifen lassen. Aber wieso nur brauchen sie für diese Erkenntniss neun Stunden ?
Kein Heidelbergpreis: Marktmacht und -meinung
@ C. Tillmann - wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen klinisch tot ist, ist dann das Programm der Privatsender der Ort, wo sich künstlerisch-wertvolle Innovation dank Marktmacht Bahnen bricht. Aufs Theater übertragen ist dann wohl auch König der Löwen das Mass der Dinge.
@ 123 vielleicht hat die Jury neun Stunden gebraucht, weil sie weder an eine Verschwörungstheorie glaubt, noch beständig die selben vorgefasste Meinung herunterleiert?
Kein Heidelbergpreis: hochsubventioniertes Behördenprogramm
@Klärchen: falsch, die Privaten sind wirklich tot, so in echt und ganz, nicht nur untot wie das ZDF. Wer allerdings wie Ihre Wenigkeit, so ein dünnes und dabei hochsubventioniertes Behörden-Programm durch einen Verweis auf die Industriemedienproduktion zu verteidigen sucht, hat innerlich wohl schon kapituliert. Oder keinen Geschmack. Oder einen Posten in irgendeiner einer Kulturbehörde. Oder alles zusammen.
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