Wir werden als Künstler beschädigt

von Yaron Edelstein, Roni Kuban und Oded Liphshitz

Heidelberg, 14.5.2010. Bei der Preisverleihung am 9.5. erhielten wir nach einem langen und aufregenden Aufenthalt beim diesjährigen HEIDELBERGER Stückemarkt die überraschende Nachricht: Wie inzwischen bekannt sein dürfte, handelte es sich hierbei um die Nachricht, dass sich keines der Stücke würdig erwies, einen Preis zu erhalten.

Was auf der Abschlussfeier des Festivals durch die Jurymitglieder Christine Dössel, Erik Altorfer und Nis-Momme Stockmann angekündigt wurde, löste ein heftiges Gefühl der Verwirrung aus. Wir, die ausgewählten israelischen Autoren, wurden von der Künstlerischen Leitung des Festivals und dem Co-Leiter und israelischen Dramaturgen Avishai Milstein eingeladen. Es war eine lange und spannende Reise, in deren Verlauf unsere Stücke ins Deutsche übersetzt und in Heidelberg bei szenischen Lesungen durch die Schauspieler des Heidelberger Theaters vorgestellt wurden.

Durch Verallgemeinerung gestraft
Wir wissen, dass das Ergebnis ziemlich ungewöhnlich ist, da es niemals zuvor die Situation gab, dass kein Sieger benannt werden konnte. Wir fühlen uns ungerecht behandelt. Wir sind es gewohnt, für die ständigen Spannungen in unserem Land und die Komplexität des Konflikts in dem wir leben, kritisiert zu werden. Oftmals sind wir außerhalb Israels dazu gezwungen, uns nicht als Individuen zu präsentieren, sondern als politische Vermittler. Ab und an ist diese Situation vertretbar, wenn wir Fragen zur politischen Situation beantworten, um die Neugier Außenstehender zu befriedigen, aber in anderen Fällen leiden wir darunter, den Stempel "Israeli" aufgedrückt zu bekommen. Wir wollen nicht durch Verallgemeinerungen bestraft werden, sondern als individuelle und professionelle Künstler angesehen werden.

Normalerweise wird einer der Preise, der „Europäische Autorenpreis", an eines der Stücke aus dem jeweiligen Gastland verliehen. Diese Stücke sind Teil eines anderen Entscheidungsprozesses (siehe oben). Die Missachtung unserer Stücke durch die Jury hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, sowohl bei den Autoren, als auch bei den Organisatoren. Es fällt sehr schwer daran zu glauben, dass beide Auswahlgremien mit dem ausgewählten Material für das Festival gänzlich falsch lagen.

Die Tatsache, dass sich die Jury dazu entschied, alle Preise in einer einzigen Kategorie zusammenzufassen, wirft die Frage auf, ob die Entscheidung nicht verallgemeinert und unüberlegt getroffen wurde und die nötige Aufmerksamkeit vermissen lässt. Die Entscheidung ist für die Autoren eher demoralisierend als hilfreich.

Leichtfertige Entscheidung
Anstatt für unsere Kunst ausgezeichnet zu werden, werden wir als Künstler geschädigt. Anstatt stolz darauf zu sein, an diesem Festival teilnehmen zu dürfen, müssen wir uns schämen. Die Entscheidung der Jury entspricht nicht den Richtlinien des Wettbewerbs. Stattdessen entspricht sie den unreflektierten Zielen einiger weniger Personen.

Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, entschied sich die Jury keinen klaren Standpunkt zu beziehen, als dieser dringend nötig war. Stattdessen zog sie es vor, unsere Arbeit zu verwerfen, statt sich ihren eigenen Fragen zu stellen und zu lösen. Vermutlich war es keine einfache Entscheidung, die die Jury zu treffen hatte, aber die Leichtfertigkeit, mit der die Ergebnisse mitgeteilt wurden, legt nahe, dass sie auch nicht allzu schwer zu treffen war.

Wir hoffen, dass das Festival auch weiterhin als wichtige Plattform für junge Autoren dienen kann und dass die außergewöhnliche Entscheidung der Jury den fragilen Prozess der Weiterentwicklung einer ganzen Gruppe von Autoren nicht schädigen wird. Desweiteren hoffen wir, dass man einen Weg finden wird, um die qualitativ hochwertige Kunst, welche wir mit uns nach Heidelberg gebracht haben und an die wir glauben, wertzuschätzen und hervorzuheben.

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