Nicht glücklich

von Christine Dössel, Erik Altorfer und Nis-Momme Stockmann

Heidelberg, 9. Mai 2010. Die Jury ist nach sehr langer Diskussion zu dem Schluss gekommen, dass aus den zur Auswahl stehenden Stücken keine derartig heraus ragen, dass wir eindeutig und konsensfähig die zu vergebenden Preise – den „Autorenpreis", den sogenannten "Innovationspreis" und den "Europäischen Autorenpreis" - verleihen können.

Wir haben daher beschlossen, um dem fördernden Sinn des Wettbewerbs zu entsprechen, die Preissumme zwischen allen Autoren zu teilen, sie "Förderpreis" zu nennen und in diesem Sinne zu vergeben.

Was auch immer der Grund sein mag: vielleicht eine schlechte Jury, eine schlechte Vorauswahl, ein mittelmäßiger Jahrgang - oder etwas ganz anderes: Tatsache ist, es war uns als Jury nicht möglich, zu einer eindeutigen Entscheidung bezüglich der Preisvergabe zu finden. Und die Jury findet es falsch, aus einer strukturellen Notwendigkeit heraus Preise zu vergeben.

Impuls für eine Diskussion
Wir hoffen, auf diesem Wege auch einen Impuls für eine Diskussion über die Förderkultur deutschsprachiger Dramatik zu geben: zum Beispiel die Marktwirtschaftlichkeit von Förderinstitutionen und die Punktualität von Förderung zu hinterfragen, denn diese verdrängen manchmal - zugunsten der Profilierung von Theatern und der Vermarktung von Festivals - den eigentlichen Grund der Förderung. Wichtig wären: Qualität statt Novität! Nachhaltigkeit von Förderstrukturen und Langfristigkeit von Zusammenarbeit zwischen Theatern und Autoren!

Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir diesen Ansprüchen innerhalb des Fördersettings selber nicht entsprechen können – auch nicht mit unserer Notlösung. Die Jury ist nicht glücklich mit dieser Entscheidung, hofft aber, innerhalb der Vergabemodalitäten eine den Umständen entsprechende Lösung gefunden zu haben.

 

 

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Kommentare  
Kein Preis in Heidelberg: die Eitelkeit der Jury
oder ist es vielleicht die eitelkeit der jury, die eine entscheidung, wenn auch vielleicht keine euphorische, keine einstimmige, was auch immer für eine, aber immerhin eine entscheidung, verhindert hat? das steht ja auch immerhin in der begründung: man will etwas geben, vielleicht es auch sein: ein impuls. hätte nicht wenigstens der einzige autor in der runde, der sich doch noch erinnern müsste an sein entgegenfiebern der juryentscheidung im letzten jahr, hätte nicht wenigstens der erkennen müssen, was für ein schlag vorn latz das für die eingeladenen autoren ist. hier sehe ich leider wieder nur das, was mich manchmal am apparat um das theater herum, den jurys, den kritikern, kurz den bewertern, so stört: dass man selbst gern auf der bühne wär, dass man sie sich auf skurile weise selber schaft.
Kein Preis beim Heidelberger Stückemarkt: Annahme
Was, wenn er genau das sehr gut wußte?
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