3:2 für Roland Schimmelpfennig

4. Juni 2010. Der Mülheimer Dramatikerpreis 2010 geht an Roland Schimmelpfennig und sein Stück Der goldene Drache, von ihm selbst im Burgtheater uraufgeführt. Das entschied die Jury (Vasco Boenisch, Wolfgang Kralicek, Katja Lange-Müller, Josef Mackert und Laura Olivi) nach einer zweistündigen Debatte über die nominierten Stücke. Schimmelpfennig setzte sich mit 3:2 Stimmen gegen Elfriede Jelineks Die Kontrakte des Kaufmanns durch. Der Publikumspreis ging an Dea Loher für ihr Stück Diebe, uraufgeführt am Deutschen Theater Berlin von Andreas Kriegenburg.

(sle)

Alles zu den Mülheimer Theatertagen 2010 auf nachtkritik-stuecke2010.de. Dort finden Sie auch einen Kommentar zur Jury-Entscheidung.

3:2 für Roland Schimmelpfennig

4. Juni 2010. Der Mülheimer Dramatikerpreis 2010 geht an Roland Schimmelpfennig und sein Stück Der goldene Drache, von ihm selbst im Burgtheater uraufgeführt. Das entschied die Jury (Vasco Boenisch, Wolfgang Kralicek, Katja Lange-Müller, Josef Mackert und Laura Olivi) nach einer zweistündigen Debatte über die nominierten Stücke. Schimmelpfennig setzte sich mit 3:2 Stimmen gegen Elfriede Jelineks Die Kontrakte des Kaufmanns durch. Der Publikumspreis ging an Dea Loher für ihr Stück Diebe, uraufgeführt am Deutschen Theater Berlin von Andreas Kriegenburg.

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Kommentare  
Mülheimer Dramatikerpreis: Häkelarbeit
wie konnte das passieren? das ist doch ein ziemlich belangloses stück häkelarbeit.
Mülheimer Dramatikerpreis: der hochpolierte Sound des Mediokren
Die "sich selbstregulierenden Kräfte" des Marktes schleifen alles bei, bis verhindert werden kann, was dabei herauskommen soll: Dramatik. Und diese anständigen Handarbeiten, mit austauschbaren Motiven, werden dann der Maßstab, vor dem niemand mehr erschrecken muss. Der hochpolierte Sound des Mediokren.
Mülheimer Dramatikerpreis: Jelinek-Ignoranz
Wie oft wollen die vielen Juroren vom Theatertreffen über 3sat bis Mühlheim eigentlich noch Elfriede Jelinek ignorieren? Für dieses Stück muss endlich ein Preis her und wenn man ihn erfinden müsste. Aber eine Jury ist ja auch nur ein Abbild des vorherrschenden Geschmacks und so gehen die Preise natürlich auch an die Richtigen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Glückwunsch und Favorit
Herzlichen Glückwunsch an Roland Schimmelpfennig. Mein Favorit war aber "Die Kontrakte ("Kontraste", "Kontakte" als sinnverschiebende Différancen) des Kaufmanns" von Elfriede Jelinek. Dieses Stück wurde von Vasco Boenisch und Josef Mackert meines Erachtens mit sehr guten und nachvollziehbaren Argumenten verteidigt. Schade.
Müheimer Dramatikerpreis: Stoßseufzer
Gut, dass die Jelinek nicht alles absahnt.
Mülheimer Dramatikerpreis: zu Unrecht ausgezeichnet
Beide Stücke waren beim Theatertreffen in Berlin zu sehen. Dort hat das Publikum eindeutig dem eigentlich viel weniger gefälligen und langatmigen Jelinek-Stück zugejubelt, selbst nach vier Stunden. Schimmelpfennigs Goldener Drache konnte gerade mal müden Applaus provozieren. Es wurde zu unrecht ausgezeichnet! Hurra für Jelinek-Stemann!
Mülheimer Dramatikerpreis: mehr Sachlichkeit!
jelinek-ignoranz in mülheim? meiner erinnerung nach hat sie dort 3 mal gewonnen in den letzten 10 jahren. mehr sachlichkeit - weniger geblähte empörung...
Mülheimer Dramatikerpreis: Aufruf
Aufruf:

Keine Auseinandersetzung mit Äußerungen anonymer Blogger!
Mülheimer Dramatikerpreis: Kontrakte ragen meilenweilt heraus
@ ödon
Für die Überschrift kann ich nicht, die macht die Redaktion. Ich meine nur das diesjährige Stück von E. Jelinek und das ragt meilenweit über die anderen Beliebigkeiten diesen Jahres und ist kein bisschen langatmig. Dass E. Jelinek bereits 3mal gewonnen hat, liegt einfach an ihrem Können mit Sprache und Text umzugehen.
Mülheimer Dramatikerpreis: ehrlich gesagt zu brav
Ich bin auch etwas entsetzt, aber nicht sehr. Es ist halt der Konsens. Der goldene Drache? Dramatikerpreis? Also echt. Ich liege mit meiner Meinung über das Stück dann wahrscheinlich wirklich in der Minderheit. Es ist für mich ein kleines Stück Erzähltheater, ohne leidenschaftliche, geschweige denn dramatische Herangehensweise an den behandelten Stoff. Mir ist das ehrlich gesagt zu brav und lieb und blutarm. Dramaturgentheater auf hohem Niveau. Aber das ist nur meine Meinung. Der Konsens findet, dass dies ein wichtiges Stück für die heutige Zeit ist. Und ich lebe anscheinend nicht in der Zeit, wo der Konsens zu leben scheint. Aber lässt sich ja nicht ändern. Muss ich wohl weiter staunen und mich wundern.
Mülheimer Dramatikerpreis: so ein Aufruf
Wer ist Udo Balzer-Reher, dass er hier so einen Aufruf hinschreibt? Ich kenn den nicht, ist mir anonym. Verstehe ich auch nicht. Hier wurden doch nur ein paar harmlose Anmerkungen gemacht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Autoren, die es nicht gibt
Mit dem Konsens ist niemand glücklich. Aber das Theater bringt einfach nichts hervor wie "Gegen die Wand", "Das weiße Band, "Das Leben der anderen", "Die Fremde"... Die Autoren, die es können und wollen, schreiben Bücher und drehen Filme. Jurys, ob für Theatertreffen oder Mühlheim, sind Mangelverwalter: Die können einfach nicht die großen Autoren auszeichnen, die es nicht gibt oder die keine Lust haben, fürs Theater zu schreiben.
Mülheimer Dramatikerpreis: die Schlichtheit geschätzt
Ich habe den goldenen Drachen auch gelesen und dabei sehr gemischte Gefühle gehabt. Einerseits kam mir das, was in den Dialogen verhandelt wurde (etwa die immer wieder auftauchenden Bestellungen von chinesischen Gerichten) banal und seicht vor und ich dachte: das ist doch zu wenig. Andererseits habe ich die Schlichtheit des Stücks dann doch sehr geschätzt, als einfache, klare und runde Geschichte (die Ameisenparabel war mir persönlich latent zu kitschig, aber womöglich hat das auf der Bühne durchaus eine Kraft in der Entscheidenheit der Aussage/Anklage) mit Symbolcharakter. Ich denke, dass man bei der Bewertung die Spielweise miteinbeziehen muss, die die Einfachheit der Erzählung (der ich wie gesagt etwas kunstvolles abgewinnen kann; üblicher ist ja momentan eher eine Überfrachtung) anschrägt. Ich habe die Inzenierung leider nicht selbst gesehen, aber davon berichtet bekommen und darüber gelesen und denke, dass sie durch ihre "Rundheit" besticht, was für einen Theaterabend durchaus ein Kriterium, das ich sehr selten erfüllt finde.
Mülheimer Dramatikerpreis: bewußt gesetzte Ästhetik
Es ist doch kein Zufall, dass Roland Schimmelpfennig nun den Mühlheimer Dramatikerpreis erhielt, sondern Endpunkt einer langen Entwicklung, die vor über zehn Jahren began. Und Schimmelpfennig ist auch kein Beleg dafür, dass es keine "anderen" gab und gibt, und er nur deshalb dort steht wo er heute steht. Roland Schimmelpfennig ist eine bewußt gesetzte Ästhetik und durchaus Teil eines Konsens, der gewollt ist und für gut befunden wurde und von daher auch nicht wenige glücklich macht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Gegen die Wand
Vielleicht gibt es aber einfach auch zu wenig Publikum, dass den Unterschied zwischen Theater und Film begreifen kann. Mit der Antikonsensunterhaltungserwartungshaltung jedenfalls fährt jeder Autor des 21Jh eben äh gegen die Wand... Im belang- und substanzlosen Rumgezetere herrscht hier jedenfalls ganz großer Konsens. (...)
Mülheimer Dramatikerpreis: vielleicht nur noch szenisch lesen
Chöre gehören also in die Kirche? Das ist die Meinung der Jurorin Katja Lange-Müller. Der Chor ist aber eines der vielleicht ältesten theatralischen Mittel überhaupt, möchte man da rufen. "Großartig", "hochintelligent", "meisterhaft", "hervorragend", "unglaublich virtuos", "hoch beunruhigend" urteilt die Jury zu den meisten der vorliegenden Stücke und „artistische Präzision“ wird dem Preisträger Schimmelpfennig bescheinigt. Also die Juroren entpuppen sich da ja wohl eher als Hohepriester ihrer eigenen Ästhetik. All das, was da gelobt wird, findet man auch bei den Kontrakten des Kaufmanns, nur das Elfriede Jelinek nicht vordergründig diese Klischees bedient. Sie verliert 2-3 zugunsten des gut Gebauten, raffiniert Verwobenen und einer "brisanten, aktuellen Problematik". Da staunt man doch.
Was ist nun an Schimmelpfennig tatsächlich so preiswürdig? Seine durchaus interessante Gestaltung, eine Short-Cut-Technik, schnelle Rollen- und Ebenenwechsel? Ähnliches macht auch Dea Loher in Diebe. Dazu kommt die Parabel der Grille und Ameise innerhalb der Rahmenstory, die sich einem erst nicht recht erschließen will, bis die Auflösung sie direkt in die Handlung einbezieht. Das ist aber auch der Knackpunkt, ab hier kommt es knüppeldick. Aus der Grille wird die Zwangsprostituierte Asiatin, der Händler wird zum Zuhälter und der von seiner Freundin verlassene Nachbar zum fiesen Sextouristen im eigenen Land. Da interessiert es kaum noch, das im Asia-Imbiss der junge chinesische Aushilfskoch an einem gezogen Zahn verblutet. Die Stewardessen sehen ein kleines Boot im Meer (Achtung Flüchtlinge!) und eine von ihnen wirft den Zahn, der in ihrer Suppe gelandet ist, nach ein paar vergeblichen Gefühlsregungen ins Wasser. Der illegale Chinese wird in den Wandteppich mit dem goldenen Drachen gewickelt, das Symbol der Freiheit für ihn und in den Fluss entsorgt. Ohne seine Schwester im Nebenhaus gefunden zu haben, tritt er als Leiche eine wundersame Reise zurück nach Hause an. Das Schicksal schlägt halt gnadenlos zu, wer hätte das gedacht? Die Geschichte ist überladen mit Ausrufezeichen und lässt einem kaum noch die Möglichkeit der eigenen Reflexion.
Schimmelpfennig ist ein Meister des Einkleisterns in märchenhafte Bilder, das hat durchaus seinen Reiz. Jürgen Gosch hat diese überbordenden Phantasien immer wieder gut geerdet. Nur, nun ist Gosch weg, Schimmelpfennig entdeckt sein soziales Gewissen und gewinnt. Wo da plötzlich diese Brisanz herkommen soll, erschließt sich nicht so ganz. Ähnlich ist es mit Dea Loher, die uns jahrelang mit düsteren Beschreibungen der zwischenmenschlichen Abgründe erfreut hat und das meine ich durchaus ernst. Sie hat plötzlich einen Hang zur Komödie und die Theaterwelt jubelt. Ist es nicht eher die Inszenierung Andreas Kriegenburgs, die hier so hervorscheint? Denn die Geschichten um die eher banalen Figuren in Diebe, sind genau so übermotiviert und mit Fingerzeigen gepflastert, das man gar nicht weiß, worum es Loher hier eigentlich wirklich geht. Vielleicht sollte man die Stücke in Mühlheim in Zukunft auch nur noch szenisch lesen, um Sie von den vorgefertigten Bildern einer Inszenierung zu befreien. Es wird aber mit beiden Stücken, die zur Zeit vorherrschende Ästhetik genau getroffen und so gehen die Preise, eben auch der Publikumspreis, natürlich auch an die Richtigen. Eine Jury ist ja auch nur ein Abbild eines bestimmten Geschmacks.
Mit dieser Juryentscheidung wird aber wieder ein Text abgewertet, der einfach nur Text sein will, ohne das Schielen nach der möglichst kongenialsten Umsetzung. Die Kontrakte des Kaufmanns bräuchten diese ja nicht einmal, man kann das Stück auf einem Sofa sitzend vorlesen, das einem nachher unterm Hintern weggezerrt wird und alles wäre darin enthalten. Elfriede Jelinek hat mit diesem Stück eine Darstellung der sich immer wieder selbst pervertierenden für den normalen Menschen kaum noch zu durchschauenden Maschinerie der imaginären Geldvermehrung und -vernichtung auf den Finanzmärkten dieser Welt geschaffen. Der Text findet dafür immer wieder Begriffe die im normalen Sprachgebrauch bereits wie selbstverständlich erscheinen und zeigt uns deren Doppeldeutigkeit als Spiegel für unsere Reflexionen. Der Rückschluss ins Private kommt schlagartig mit der Axt.
Dieser Text ist ein Angebot an jeden Regisseur, jenseits der vorherrschenden Mentalität Texte auszuplündern, sich immer wieder neue Bilder zu bauen. Um noch mal auf den Chor-Gedanken zurück zu kommen, es geht heute eben nicht mehr nur um Individuen, wir sind alle verstrickt. Und genau das zeigt der Text von Elfriede Jelinek, wie kein anderer, nur will das wohl nicht jeder wahrhaben.
Mülheimer Dramatikerpreis: Wer glaubt das denn?
Diese Zahngeschichte bei Schimmelpfennig ist doch furchtbar an den Haaren herbei gezogen. Chinese verblutet an gezogenem Schneidezahn in der Garküche eines Asia Imbiss, wer glaubt das denn? Wer will das so gerne glauben und warum? Und dann schauen aus der Zahnlücke seine Verwandten in China heraus und deshalb kann man die Blutung nicht stillen. Oh je welches Drama. Und wenn die Leiche entsorgt wird in den Kanal, eingehüllt und ausgerollt aus jenem Teppich, dem mit dem goldenen Drachen darauf, da leidet die Leiche noch einmal, weil sie sich den Drachen hätte früher angucken sollen, genau angucken sollen, jetzt, im Tod, ist es zu spät. Und durch die Zahnwunde fließt nun das Flusswasser in den Körper des Hilfskoch ...(wo fängt eigentlich echtes "No Go" an?)...und die Leiche tritt die Heimreise nach China an. Unterirdisch, absolut unterirdisch. Erzählen sie die Geschichte mal ihrem Asiaten im Nachtshop oder dem nächst gelegenen asiatischen Resterauntbesitzer, die schütteln doch nur mit dem Kopf. Aber die aufpolierte Sprache, die diesmal eigentlich recht schlicht ausfällt, und diese aufgepeppten Pseudodramenstrukturen lassen uns diesen Quark dann irgendwie widerwillig doch glauben. Erschütternd. Ja, man muss die Frage wiederholen: Wie konnte es soweit kommen?
Mülheimer Dramatikerpreis: Gehen Sie doch mal zusammen aus
Vorschlag zur Güte: 1 2 3 trifft sich mit Stefan, die Beiden tauschen sich aus und uns bleibt manches erspart!
Mülheimer Dramatikerpreis: Kunst war NIE Lebensabbild
dann gehen sie doch ins kino, wenn sie plausible authentische nachvollziehbare geschichten brauchen, die sie mit "ihrem" (!) asiaten durchsprechen können, und lassen sie endlich das theater mit ihren langweiligen ansichten in frieden. kunst war noch NIE ein abbild des lebens. dann brauchte man sie doch gar nicht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Reinheitsgebot deutscher Klassik
in heidelberg kommen die stücke anschenend nicht an das deutsche reinheitsgebot großer dramatik heran, aber in mühlheim wird der banale, verkitschte "goldene drache" zum stück des jahres. irgendwie scheint zwischen (...) hybris und bürgerlichenm kunstgewerbe kein blatt mehr zu passen.
Mülheimer Dramatikerpreis: ein Politikum?
...es ist einfach nicht zu fassen. Bin bisher immer mit der Auswahl in Mühlheim und den Auszeichnungen einverstanden gewesen, aber diesmal SO GAR NICHT! Werde das Gefühl nicht los, als wären da andere - auf keinen Fall künstlerische - Maßstäbe herangezogen worden. Schimmelpfennig ist einfach nur platt!!!! Aber anscheinden brauchte man den Preis an Politikum, oder was?
Versteh es überhaupt nicht - und Dea Loher eigentlich auch nicht:sad:
Mülheimer Dramatikerpreis: Korrektur
mülheim ohne h!

(Anm. d. R.: Danke für den Hinweis, ich gelobe Besserung. geka)
Mülheimer Dramatikerpreis: "Ich leide!"
@ Stefan: "Um noch mal auf den Chor-Gedanken zurück zu kommen, es geht heute eben nicht mehr nur um Individuen, wir sind alle verstrickt." Was ist damit gemeint? Ist das jetzt eine Bejahung oder eine skeptische Hinterfragung des Offensichtlichen?
Meines Erachtens legt das Chor-Thema es bereits nahe. Einerseits kann durch das Gemeinsam-Sprechen, durch das gemeinsame Formulieren politischer Anliegen, eine energetische Kraft zur Veränderung entstehen. Andererseits werden wir auch gesprochen, und zwar als Chor von vermeintlichen Individuen vom ökonomistischen Diskurs gesprochen. Das Tragische liegt für mich also darin, dass das Individuum aus diesem kapitalistisch-religiösen Chor heraustreten will. Dass es von sowas wie "Wahrheit", "Sinn", einem unverwechselbaren "Ich" und einer individuellen Handlungsmöglichkeit nicht ablassen will. Es muss einen geben, der sagt: "Ich leide".
Das heisst, es geht hier in meiner Perspektive um das prozessuale Wechselspiel zwischen Chor und Individuum. Dass man immer wieder bereit sein muss auszusteigen, nicht mehr mitzuspielen, sich der Widersprüche im eigenen Handeln bewusst zu werden. Auch der Finanzkapitalismus funktioniert ja nur deswegen so gut, weil "wir Individuen" an diese immer weiter in die Zukunft aufgeschobenen Werte glauben wollen. Am Beispiel der Hypotheken und Kredite wird das besonders deutlich:
"[...] und manche haben Kredite aufgenommen, also etwas, das sie gar nicht besessen haben aufs Spiel gesetzt (ohne zu wissen, dass sie es aufs Spiel gesetzt haben, denn das Mehr, das sie erzielen wollten, wurde ihnen ja als 'sicher' verkauft, als Gewissheit), um noch mehr zu bekommen als sie je schon eh nicht hatten." (Elfriede Jelinek im Programmheft)
Mülheimer Dramatikerpreis: bedient den Naturalismus nicht
zu 123
Dieses Argument kann ich nicht ernst nehmen: die Unwahrscheinlichkeit einer Geschichte sei Beleg für ihre mangelnde Qualität. Surrealismus? Absurdes Theater? Parabeln? Gilt das da auch? Bitte nicht ein Stück als schlecht bewerten, weil es keinen Naturalismus bedient, den es offensichtlich überhaupt nicht bedienen will. Auf dem Niveau sollte man in der Öffentlichkeit nicht diskutieren.
Mülheimer Dramatikerpreis: ins Unwahrscheinliche hineinfabuliert
@Mein lieber K.S.glauben Sie denn tatsächlich ein sureales oder absurdes Stück gesehen zu haben, oder gar einen ganz neuen Stil? Oder wurden da nicht mit den Mitteln einer realistischen Spielweise und einer Regieschnittechnik versucht etwas glaubwürdig zu machen, dass mehr als abwegig ist ? Und eigentlich gesondert zu untersuchen wäre ? - Nein, nein, Sie wollen uns wohl in die Irre führen ? Und erzählen Sie mir jetzt nichts von einer phantastischen, märchenhaften Erzählweise. Da wurde ins Unwahrscheinliche hineinfabuliert ohne jede Tiefe und weitergreifenden Verstand. Erklären Sie uns doch mal schlüssig dieses Zeichen, Symbol oder die Metapher "Hohler Zahn" mit Loch zum durchschauen.
Mülheimer Dramatikerpreis: den Asiaten finden
@wer auch immer. Seit wann werden im Kino nur "plausible authentische nachvollziehbare geschichten" erzählt. Tarkowski, Bunuel, Pasolini, Fellini...wen muss ich noch aufzählen ? Vielleicht sollten Sie sich tatsächlich mal darum bemühen herauszufinden, was der Asiate in ihrer Nähe tatsächlich so denkt und drauf hat und dann mit ihm gemeinsam den "Goldenen Drachen" schauen. Mal sehen, ob er in der Geschichte für sich etwas entdecken kann, das seinen Horizont erweiterte, falls dies überhaupt nötig wäre...
Mülheimer Dramatikerpreis: Authentizitäts-Schnitzwerke will auch niemand
Das ist es ja vielleicht, daß "man" es kaum jemandem recht machen kann: Werden "die Asiatin/der Asiate" ersteinmal gefunden, wie schnell es dann wieder heißt: Authentizitäts- und/oder Bedeutungszuspitzungsschnitzwerk !
Vielleicht unterscheiden sich derlei "Personengruppen" nur in Details, die den Gebildeten längst bekannt und Gemeinplatz sind
und die anderen nicht interessiert, um mit "Ohm Vaanja" zu sprechen. Innere Beweggründe: Not, Elend, politische Verfolgung, Hartz IV, Wohlstand für alle, und dann unterscheidet sich "so einer" plötzlich garnicht vom Steuerhinterzieher und Linkegehwegseitebenutzer von nebenan: ein Jammer, ach.
Natürlich gibt es erstaunlich gelungene Sachen zB. im Film: da ist schon Interesse für das Personal und dennoch: innere Beweggründe ?? Ja zB. im Film "Es ist überall besser, wo wir nicht sind" von Michael Klier, aber: innere Beweggründe !? Nein, bei "inneren Beweggründen" bin ich schon beim Nachbarn nicht gar so schnell: Herr Stockmann mag sich für die Plattenbauleute aufrichtig interessieren: er erreicht sie schlichtweg nicht! Und damit ist er halt nicht allein; so geht es "uns" fast allen.
Und die "Bilder" von Schimmelpfennig: Nichts gegen diese; ich war vor "Auf der Greifswalder Straße" und danach in der Greifswalder
Straße: "Biene, "Bienchen" heißt die Suche nach dem Hund im Stück, und dann tatsächlich überall diese "Suchzettel" nach verlorenen Katzen vor allem: "Schnitzel", diesen Katzennamen habe ich heute noch so gut parat, ich entdeckte ihn auf einem dieser Suchzettel an einer Laterne, unweit des Restaurants "Schnitzel König" ....
Mülheimer Dramatikerpreis: chinesische Küche und Medizin
@ Nun gut Söhnker...aber eine Gruppe asiatischer Köche entfernt mit einer Rohrzange einem ihrer Hilfsköche einen Schneidezahn, weil dieser nicht krankenversichert ist,...verstehen Sie mit einer Rohrzange. Haben sie so etwas schon mal in der Hand gehabt ? Es ist schon rein technisch nicht möglich, deshalb stellt der geliebte Schauspieler das Instrument wahrscheinlich auch so explizit aus. Mit solch einer Zange können sie eventuell ein ganzes Gebiss ruinieren, aber keinen einzelnen Zahn ziehen. Das ganze kann man nur als einen sehr groben Scherz verstehn. Darüberhinaus steht die chinesische und asiatische Kultur nicht unbedingt für absolut schwachsinnige und grobmechanische Medizin. Im Gegenteil, ganze andere Erdteile versuchen sich an ihr neu auszurichten. Also dieser grobe Scherz,...ich will ihn jetzt gerade in keiner Kultur lokalisieren müssen,...ist Ausgangspunkt für eine ganze Geschichte, denn an diesem gezogenem Zahn entlang hangelt sich der Autor bis zum Schluss und man wird nicht klug aus diesen Verkettungen. Warum fliegt der Zahn unbedingt in die Suppe einer Fluggastbegleiterin? Hätte es auch eine Friseuse sein können? Und wie wäre die Geschichte dann wohl ausgegangen? Anders? - Es muss sich da um eine ganz besonders atypische Gruppe von asiatischen Köchen handeln, denn die sind im Normalfall feinsinniger und die chinesische Medizin stellt für solche Fälle sicher ein besseres Instrumentarium zur Verfügung. Warum aber gerade diese Kultur sich außer Stande sehen sollte eine einfache Blutung zu stillen...man weiß es nicht. Man erfährt nämlich nichts darüber, warum diese Gruppe so grausam und fühllos geworden sein soll. Und seltsamerweise erfinden die Schauspieler für diese grausame Art der Asiaten, die sie darstellen sollen auch keine besondere Spielweise. Als wirkt eher so als ob eine Gruppe deutscher oder österreichischer Köche oder Klempner zu Werke gingen. Es ist eher diese absolut teutonische Gleichgültigkeit, die in ihrem Spiel in solchen Momenten zu Tage tritt...und ich fürchte auch, es ist eine all zu teutonische Phantasie des Autors, die sie hierzu verleitet. Frage ich in meinem asiatischen Restaurant, dessen Küche übrigens offen einsehbar ist und sehr sauber und gut organisiert, zu welcher Frau denn dieser absolut tolle kleine Junge gehöre, antworten mir mindestens fünf fürsorgliche Stimmen zugleich, der gehöre zu allen und alle kümmerten sich um ihn. Ich weiß nicht in welchen Ort der Vorhölle man sich begeben muss, um eine solch grausame Küchencrew im asiatischen Sektment zu finden. Aber selbst wenn, Tatsache bliebe, wir erfahren nichts über die Motive für diese Grausamkeiten, und der fernöstlichen Kultur an sich möchte ich sie nicht anlasten. - Und dann steckt sich diese Dame den Zahn in ihren eigenen Mund...nein, hier denke ich jetzt einfach nicht weiter,...denn falls es da einen echten Aha Moment gäbe, er wäre mir längst aufgegangen. Dieser Zahn ist kein Symbol, kein Zeichen, kein gar nichts...nur ein lahmender Anlass für eine allzu oberflächliche Geschichte, die kaum etwas hergibt und mehr über den Autor erzählt als über die Kulturen, die er da beschreiben will.
Mülheimer Dramatikerpreis: ein Genie!
123! du bist ein genie! es ist großartig!
Mülheimer Dramatikerpreis: unbezahlbar
@ 123 und welches licht deine ausführungen erst auf die jury werfen. unbezahlbar.
Mülheimer Dramatikerpreis: Geht nicht um Authentizität
Na ja, die Kaste der sogenannten Küchensklaven gibt es tatsächlich in aller Herren Länder, da wird man nicht unbedingt nur beim Asiaten fündig. Am Ausgangspunkt ist da schon was Wahres dran, aber der Rest ist etwas an den Haaren herbei gezerrt und keineswegs so virtuos, wie das die Jury sehen mag. Ich glaube auch kaum, das Schimmelpfennig je in so einem Laden gespeist hat und um Authentizität geht es ihm da auch nicht. Er will einfach eine monströse Story erzählen und dafür ist ihm jedes Mittel und jeder Kalauer recht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Greifzange symbolisiert den Willen, gespielt zu werden
Die Interpretationen sind leider alle falsch. Der Billig-Asiate ist der Dramatiker. Und dann zieht der Dramatiker-Asiate sich selbst den Zahn mit der Greifzange, die den Willen symbolisiert, unbedingt gespielt zu werden und endlich den Müllheimer Dramatikerpreis mit seinen Wortspielen einzuheimsen. Aber manchmal sieht man durch den Zahn hindurch auch die Dramaturgen gucken oder China. Und dann gleitet der Asiate nach China, weil er dort einen Auftrag gekriegt hat. China ist das Symbol für Ingolstadt und die Fluggastbegleiterin ist die Kritikerin von Theater Heute, die in allen Jurys hockt, weshalb der Zahn in ihrer Kritikensuppe landet.
Gibt es eigentlich auch einen Kommentatorenpreis für solche Beiträge oder werden meine Wahrheiten wieder wegzensiert, weil sie zwar böse, aber nicht böse genug sind?
Mülheimer Dramatikerpreis: Es geht um Wahrhaftigkeit und Poesie
@stefan. Wir haben monströse Geschichten erzählt bekommen von Sarah Kane "Zerbombt". Ich wünschte sie lebte noch. Von Edward Bond "Gerettet". Und das war gut so. Wir bekommen auch jeden Tag monströse Geschichten in der Bildzeitung und anderswo erzählt. Deshalb fasste ich weiter oben die Handlung einmal in einer solchen Schlagzeile zusammen "Chinese verblutet an gezogenem Schneidezahn in der Garküche eines Asia Imbiss". All diese Geschichten untersuchen Dramaturgen nicht nach ihrer Authentizität. Wir sind in der Hochkultur nicht bei Tine Wittler oder dem Resteraunttester Rach oder Bauer sucht Frau. Üblicherweise werden die Geschichten, die man auf dem Theater erzählt nach ihrer Wahrhaftigkeit hin untersucht. Sie steht noch weit höher als die Echtheit und Glaubwürdigkeit eines Stoffes. Und sie ist es, die Wahrhaftigkeit, die uns eine große künstlerische Freiheit gewährt, die Chance zur Poetisierung und uns davon befreit ein Rach oder eine Tine Wittler werden zu müssen. Das es diese Möglichkeit immer noch gibt, dafür bin ich persönlich dankbar. Gruselig wird es, wenn jemand auf Kosten dieses feinsinnigen Mediums Theater wüst herumfabuliert und mit den Ingredienzen lediglich spielt, um eines fragwürdigen Erfolges willen. Ich mag das Stück "Die Frau von Früher" von Schimmelpfennig. Ich hoffe der Titel stimmt so. Ich habe es gerne gelesen, möchte ich fairerweise sagen. Aber der "Goldene Drache" ist unterirdisch, vor allem, wenn er als Maßstab angeführt wird, um andere Autoren, wie in Heidelberg geschehen, zu beurteilen. Es tut mir sehr leid, aber diese Rohrzangengeschichte hat absolute RTL Qualität. - Es gibt den Niedriglohnbereich in Deutschland und er trägt vielleicht Züge der Sklaverei. Aber es gibt auch eine Gewerbeaufsicht und unendliche Bestimmungen. Haben sie schon mal was von einer Fettabscheide gehört, die das Grundwasser schonen soll? Ich will hier nicht in die Tiefe gehen. Sicherlich "Illegale" haben es schwer in Deutschland. Ich kenne Fälle, wo hier geborene Asiaten immer noch keinen deutschen Pass haben. Aber ihr Zusammenhalt ist erstaunlich. Im Normalfall leiht sich ein solcher Patient, ein solcher Hilfskoch eine fremde Krankenkassenkarte, läßt sich auf ihr behandeln und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. - Sie haben schon Recht. Es geht nicht um Authentizität und Herrn Schimmelpfennig schon gar nicht. Die Messlatte liegt viel höher und dort liegt sie gut. Es geht tatsächlich um Wahrhaftigkeit, Poesie und vieles mehr. Und diese Latte hat Herr Schimmelpfennig für dieses Mal sehr erfolgreich unterlaufen. Deshalb nochmals meine Frage: Wie konnet dies geschehen? Denn in diesen Tagen setzen die Dramaturgien wieder neue Stücke an, wenn sie es nicht schon längst getan haben und ich hoffe sehr, wir müssen nun nicht einen Boom von "Goldenen Drachen" erleben. Aber sei´s drum, auch damit könnte und müsste ich leben. - Immer wieder werden mir Autoren wie Tine Rahel Völcker empfohlen, die sehr genau recherchieren. Ich persönlich lernte sie bei einem Autorenportrait näher kennen und mochte sie nicht sehr. Trotzdem wünsche ich mir, das solche Arbeiten endlich wieder mehr gewürdigt werden. Offensichtlich benötigt der Markt mal wieder einen Schub an schlüssigen, nachvollziehbaren Stoffen, wenn die Kriterien schon derart verrutscht sind, dass man eine "monströse Geschichte" nicht mehr von einer echten, wahrhaftigen Monströsität unterscheiden kann.
Mülheimer Dramatikerpreis: Eine Bitte
@32 für mein empfinden haben sie sich den preis redlich verdient.
bitte werden sie feuilletonist oder autor oder so was ähnliches.
Mülheimer Dramatikerpreis: Schreiben Se mal über Botho Strauß
Nein, Sie sind ganz doll böse, Herr von Haltenstein, und dazu noch irre witzig. Aber schreiben Sie so was mal bitte über Botho Strauß, dann klatsche auch ich Beifall und Sie kriegen den großen Nachtkritik-Orden am Hosenband.
Mülheimer Dramatikerpreis: immer die gleichen Namen
@123
Na, da dürfte es Ihnen aber bei der Durchsicht des DT-Spielplans 2010-11 wieder ganz schummerig werden. Schimmelpfennig mit einem tollen Stücktitel „Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes“ (Regie: Kusej), Sibylle Berg mit neuem Stück, Stockmann „Ein Schiff wird kommen“ (hatten wir das nicht erst), Laucke, Palmetshofer und ein neuer Schlingensief, dazu noch Hacks (Regie: Kuttner/Kühnel) und Kaurismäki (Gottscheff). Das ist zwar irre viel neue Dramatik, aber immer die gleichen Namen. Die Starregisseure Kimmig (Kinder der Sonne), Thalheimer (Die Weber) und Kriegenburg (Sommernachtstraum) sind mit nur je einem Stück dabei. Haben die jetzt Zwangspause wegen der vielen in die Hose gegangenen Inszenierungen in dieser Spielzeit oder gründen die jetzt wo anders schon neue Kartelle?
Mülheimer Dramatikerpreis / DT-Spielplan: Hoffen auf Erfolg
@Stefan. Das liest sich doch erstmal ganz gut dieser DT Spielplan. Zudem geht der Plan ja nur bis Ende des Jahres, bzw. Januar 2011. Mal schaun. Ich bin da eher milde gestimmt. Wenn jemand schon soviel Kritik hinnehmen musste, da hoff ich dann eher, dass endlich gute Erfolge kommen.
Mülheimer Dramatikerpreis: zur Frage des Realismus
Also bitte nicht falsch verstehen, ich finde diesen neuen Spielplan des DT auch sehr interessant. Es ist schon bemerkenswert, wenn Ulrich Khuon hier die Zeichen eindeutig auf Gegenwart gesetzt hat. Nur bildet das natürlich genau den Geschmack ab, der hier von Seiten Nachtkritik so schön beschrieben wurde und ungefähr an der Hälfte der Mühlheim-Teilnehmer orientiert ist.
Ich will hier mal auf einen kleinen Gedankenaustausch von Christian Rakow mit Oliver Bukowski auf der Stücke-2010-Seite hinweisen, den die beiden zur Dramatik der „kleinen Anzeichen“ geführt haben, dem Artikel von Christian Rakow, der hier auch zum Preis der Mühlheimer Theatertage angezeigt war und den meisten Autoren dort eher Oberflächlichkeit und Kunstgewerblichkeit vorwirft. Bukowski findet das Thema sehr diskussionswürdig. „Schön, wenn hier mal eine Debatte auf diesem argumentativem Niveau weitergehen könnte.“ Na bitte, dann führen wir sie doch offen und nicht im stillen Kämmerlein.
Bukowski legt genau noch mal den Finger in die richtige Wunde. Was will man haben, sauber recherchierte und „tiefschürfende“ Stücke die „nicht nur Knöchelchen ins Parkett reichen, um dann auf die fleischbildende Erfahrungskompetenz des Zuschauers zu hoffen“ (so Bukowski) oder „virtuose“ (Lange-Müller) Fantastereien a la Schimmelpfennig. Von Bukowski werden das Gespann Oskar Negt und Alexander Kluge angeführt, als die Beobachter und politischen Berichterstatter des realen Alltags schlecht hin, oder Felicia Zeller mit ihrem wunderbaren Stück "Kaspar Häuser Meer“ über die Ohnmacht der Jugendämter. Wie genau realistisch darf es denn nun wirklich sein, oder gibt es gar einen Mittelweg?
Ich glaube nicht, man sollte es doch jedem Autor selbst überlassen zu seinem Stil zu gelangen. Es ist sicher hilfreich auf Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen, aber Jungautoren wie Laucke, Palmetshofer und Stockmann ständig vorhalten zu wollen, das ihre neue Dramatik nur an der Oberfläche kratzt, ist doch zu viel des Guten. Stockmann zeigt sich zum Glück auch sehr resistent, wenn nicht sogar renitent dagegen, wie man ja bei Stücke 2010 lesen konnte.
Da stellt sich mir jetzt eigentlich auch gar nicht die Frage „Wie es sein sollte“, um der von Rakow diagnostizierten „thematische Armut" begegnen zu könnten, sondern eher Was wird im Vorfeld schon falsch gemacht? Da kann man jetzt den Ball getrost wieder an Bukowski zurückspielen und um wieder an den Anfang zurück zu gelangen an die Theater und Dramaturgen sowieso.
Das Maxim Gorki Theater in Berlin macht nämlich genau das Richtige, jährliche Themenschwerpunkte mit der Möglichkeit für junge Autoren sich in bestimmte Themen ein zu arbeiten und darüber in einem eigenen Stück zu reflektieren. Die Ergebnisse sehen zumindest in dieser Spielzeit sehr passabel aus.
Zum Schluss noch eine Frage an Christian Rakow. Was meinen Sie denn mit „bleibenden Repräsentationsleistungen“?. Was ist das denn für ein Unwort? Hat das wirklich was mit der zunehmenden Relevanz der Stücke in Mühlheim zu tun? Alles andere verstehe ich ja, was Sie mit der „Rückgewinnung komplexerer Zeichen- und Wirklichkeitszusammenhänge“ meinen. Und übrigens gegen Kritik habe ich mich auch nie ausgesprochen, nur eben gegen zu viel Genörgel an Jungautoren/innen.
Mülheimer Dramatikerpreis: alles in Ordnung
Dann ist ja alles in Ordnung mit der deutschen Dramatik, solange Chefdramaturgensessel wichtiger zu sein scheinen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Aufklärung ist Tagesgeschäft
@stefan. Dieses entweder/oder, dass sie da beschreiben, gibt es so ja eigentlich gar nicht. Da werden halt die sogenannten "Tiefschürfenden" gerne mal schnell als langweilig und fleischlos in die Ecke gestellt, weil sie schwerer beim Publkum zu vermitteln sind.
Man könnte Schimmelpfennig schon als einen fleischlosen Fantasten beschreiben, der lediglich an einen groben Erfahrungskonsens beim Publikum anschließt und damit mehr oder weniger virtuos herumspielt. Seine Akrobatik besteht doch darin Teilmengen mit den Zuschauern herzustellen, auf die man sich schnell einigen kann und dann eine Art stille Lacher zu erzeugen. In diesem undifferenziertem Vorgang geht einiges an falscher Wahrhaftigkeit unter.
Es wäre doch ein Leichtes aus dieser Küchencrew eine Gruppe deutscher Köche zu machen, die einen asiatischen Hilfskoch zu Tode bringen. Da müsste man kaum etwas ändern und es käme der Wirkungsrealität dieser Szenen am nächsten, denn diese asiatischen Köche gehen tatsächlich mit einer sehr "deutschen" Grausamkeit vor. Wären es wirklich Asiaten, die in die Zahnlücke die daheim gebliebenen Verwandten des Hilfskochs hineinphantasierten, die Szene sähe wohl etwas anders aus.
Aber dieses Unwahrscheinliche, Unwahrhaftige gefällt den Dramaturgen, den Juroren, den Zuschauern und dagegen ist noch kein Kraut gewachsen. Ihre schon längst vorhandenen persönlichen Wahrhaftigkeiten werden da aufs einfachste bedient. Und man kann sich zugleich so schön ein wenig sozialkritisch einwiegen, weil es sich ja um Einwanderer handeln soll. Und mehr Anspruch an Genauigkeit, wirklichem Leben, dass sich zu einer Bühnenpoesie aufschwingt ist da eben nicht. Und diese Anspruchslosigkeit bedient Schimmelpfennig recht gut mit diesem Stück. Die Kritiker und Juroren und Dramaturgen bekommen da nicht mehr zu lesen, zu spüren, zu sehen, als das was eh schon so in ihnen vorliegt. Und sie sehen ja, der Mann darf trotzdem ständig an prominenten Orten weiter produzieren. Die Kritik, die hier geäußert wird, wird von Dramaturgen kaum aufgegriffen, ja eigentlich schon im Vorab abgetan. Die Geschäfte laufen wie üblich weiter.
Da ist doch so ein Zugriff, wie ihn Castorf gerade auf sein eigenes Haus probiert geradezu innovativ. Er müsste halt mal ein neues Credo formulieren. Den Schriftzug "Ost" von seinem Haus entfernen und vielleicht "Real" dort hinsetzen, meinetwegen auch in Anspielung auf diese dämliche Kaufhauskette. Sich ganz neuen Stoffen zuwenden und sich vom "Realen" abstossen, weit in den Bereich der Poesie, der Schönheit und der Kunst hinein, ohne den Kontakt zum Wirklichen zu verlieren, was er natürlich oft genug getan hat. Aber Aufklärung ist auch eine Art Tagesgeschäft.
Der Nachschub an Realität, die geklärt werden sollte fließt ohne Unterbrechung. Wie jeder im einzelnen diesen Sprung, diese Bogenspannung zwischen Real und Phantasie gestaltet, und wieviel Wahrhaftigkei er dabei schürft, ist seinen Fertigkeiten, seinem Talent, seiner Erfahrung überlassen und natürlich seiner aktuellen Verfassung gegenüber dem Realen. Wer vor die Wirklichkeit immer nur die Kulissen der Unterhaltungsphantasie eines Schimmelpfennig schieben will, dessen Sprung wird halt immer recht kurz ausfallen, und zur Zeit kann man damit ja recht gut von einem Erfolg in den anderen hineinplumpsen. Jedoch, je dräuender das Wirkliche wird, um so weniger kann man es auch aus der Kunst hinausdrängen. Und das Dräuende nährt sich aus der Verdrängung von Wirklichkeit.
Mülheimer Dramatikerpreis: ALDI-OST
@ 123
Das habe ich gar nicht so gemeint, das eine oder das andere. Das gibt es zwar und wird hier auch kritisiert, was aber der richtige Weg wäre und wie man den erreichen will, bleibt offen. Einen Mittelweg würde ich ablehnen, man kennt ja das Sprichwort, das Kluge auch als Filmtitel verwendet hat. Den totalen Realismus finde ich aber auch langweilig. Junge Autoren müssen experimentieren können und in Themenvorgaben, die nicht zu eng gefasst werden, können sie sich auch austoben, lernen aber gleichzeitig sich nicht völlig zu verrennen und auch mal wirklich recherchieren zu müssen. Man will immer gleich die Eier legende Wollmilchsau, um mal beim Fleischbild zu bleiben. Die gibt es aber auch nicht.
Was Castorf betrifft, sehe ich da keine innovativen Entwicklungen wie Sie. Trotz Befreiungsschlag wird in der nächsten Spielzeit kaum etwas Neues kommen können, dafür dürfte es zu spät sein. Schade. Nur mit einem neuen Schriftzug wäre es auch nicht getan und er muss aufpassen, dass aus OST oder Real, wie Sie vorschlagen, nicht bald ALDI wird, ALDI-OST sozusagen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Warum so viel Getöse
Bester 123, erst die Juden, jetzt die armen Asiaten...
Sie sind auf dem besten Weg, sich auf Nachtkritik ein Ressort zu schaffen, bei dem Sie die Rolle eines Anwalts der Ethnologie-Ecke übernehmen können. Als Ober-Guru und Apologet von Randgruppen können sie mit bestem moralischen Gewissen irgendwelche Fremdinteressen vertreten und sich lax in eine künstliche Verärgerung hineinsteigern, um irgendeinem angestauten Ressentiment Luft zu verschaffen. Wer 1967 schon in Seminaren gesessen hat, weiß sicherlich einiges zu erzählen und versucht, aus einem Ausblick einen Überblick zu machen. Diese Art von Beschäftigung scheint Ihnen den Erhalt Ihrer Lebensqualität zu sichern...
Warum so viel Getöse um das mittelmäßige Stück von Schimmelpfennig? Richtig, Schimmelpfennig bedient sich aus Genre-Elementen der Unterhaltungsindustrie, die er in ästhetischer Überhöhung präsentiert, um die von Seichtheiten eingeschläferten Gehirnzentren der Kritiker zu verführen. Schimmelpfennig wirkt rein optisch wie ein Annäherungsversuch an Diedrich Diederichsen – Doderer redete im Roman „Dämonen“ von der Verwirklichung einer physiognomischen Grundidee -, nur dass es dem Dramatiker an der nötigen Eloquenz gebricht
Mülheimer Dramatikerpreis: reflektierte Gemütlichkeit
Hier ist die Wahre Interpretation vom goldenen Drachen! Darf ich meinen verehrten Kollegen Graf de la Oberender zitieren: "('der goldene Drache') ist ein lebenskluges Stück über das Ameisensein - nicht nur jenes fleißigen Arbeiters, dessen dem ein Zahn gezogen wird, an dem er verblutet. Wir alle spüren diesen Zahn." Das war aber nicht alles, was unserem verehrten de la Oberender eingefallen ist. Nein, jetzt kommt es erst richtig dick!!: (und hier gibt es keine Verschreiber von meiner Seite, das steht so wirr in Theater heute Juni 2010) "Aber neben den historischen Momenten, da dieser Geschmack sich im Lauf der Geschichte einstellt und unseren Wald undurchsichtig macht, ist es vor allem die Kunst, die wie Roland Schimmelpfennigs Stück mit Lakonie und dem strengen Reglement ihrer reflektierten Künstlichkeit unsere Realität durchleuchtet und ihr den Schatz der Differenz sichert." Na klar! Wenn de la Oberender das nicht eingefallen wäre, wäre es mir eingefallen! Das Stück dient "der Demokratisierung unseres Gemüts". De la Oberender ist spitze und wird immer spitzer. Sein Gemüt immer demokratischer.
Mülheimer Dramatikerpreis: Mitropageschirr mit echtem Wein
Aldi Ost! Sie Bösewicht. Aber mal ernsthaft. Wer fährt denn als Deutscher nach Moskau, um die "Drei Schwestern" zu inszenieren. Sowas machen doch nur der Stein und der Eisenhändler Castorf. Als ob man denen ihren Nationaldichter erklären müsste mit einem verrücktem Franzosen wie Artaud, den ich sehr schätze. Sowas kriegen auch nur Deutsche hin. Aber Antonio Latella und Vegard Vinga und und und, da hat der Tagesspiegel dann echte Aussetzer, kennen sie alle nicht...Italien, wo liegt das...das wären ein paar neue unüberprüfte Namen gewesen...und wieder nichts...armer Rosinski, arme Gysi...aber nun macht der Eisenhändler den Job selbst. Ich bin außerordentlich gespannt auf diesen letzten Akt der Selbstzerstörung. Neujahrsmorgen um halb zehn stand ich mit meinen mongolischen Freunden in der Kälte vor dem Lenin Grab auf dem roten Platz. An Theater habe ich da nicht gedacht. Ich wollte von ihnen lernen. Der Castorf weiß doch schon alles. Der würde durchdrehen, wenn ihm jemand den Titel über seinem Theater rauben würde. Den Titel "Ost". Aber ein Aldi ist er nicht. Mehr so ein Mitropageschirr, dem nun endlich echter Wein eingegossen wird.
Mülheimer Dramatikerpreis: Reproduktion versus Obsession
@ Stefan: Mit Christian Rakows Begriff der "bleibenden Repräsentationsleistungen" ist vielleicht gemeint, dass viele Gegenwartsautoren trotz der Wahl gesellschaftskritischer Themen zugleich immer nur die Bilder und Verhältnisse reproduzieren, die sowieso schon da sind. Das heisst, hier geht es um die Wiedererkennbarkeit dessen, was man kritisieren will. Und das ist der Widerspruch der Autonomie der Kunst, dass sie als Kunst eben nicht direkt in die gesellschaftliche Realität eingreifen kann, wie zum Beispiel eine Massen-Demonstration auf der Straße oder die Politiker in den Parlamenten.
Carl Hegemann schreibt in der "Theater Heute" vom Juni 2009 also davon, dass sich die Kunst nach Niklas Luhmann "durch die Unwahrscheinlichkeit ihres Entstehens" definiert. Das heisst, indem die Kunst den zweckbestimmten (politischen, pädagogischen, gesellschaftlichen) Erwartungen entspricht, die man an ihr Kreativitätspotential stellt, ist es keine Kunst mehr.

@ 123: Das heisst, wenn Sie nun eine politisch korrekte Darstellung der Verhältnisse in Asia-Restaurants in Deutschland fordern, nehmen sie der Kunst möglicherweise gerade wieder ihre diese Verhältnisse potentiell aufsprengende Kraft. Was bei Schimmelpfennig fehlt, ist vielmehr die Auseinandersetzung mit den Realitäten der Globalisierung, auch der Globalisierung des Finanzkapitals (Stichwort: "Heuschrecken"), woran sich Jelineks "Kontrakte des Kaufmanns" dagegen obsessiv abarbeiten.
Mülheimer Dramatikerpreis: Versagen der Kultur
@lieber Flohbär, ich bin innendrin eine Frau und schwarz...kleiner Scherz...erst die Juden also...habe ich Israel nach Heidelberg eingeladen?...nein...und nun die Asiaten. Heiß ich Schimmelpfennig? Ich kann für die Setzung dieses Stoffes nichts. Und wer sagt ihnen, dass ich nicht zu einer dieser Randgruppen gehöre. - Ich finde, genau wie alle anderen, etwas vor, und kann es nicht gut heißen, also kritisiere ich. Andre Kuban kann man als junges Talent würdigen, Schimmelpfennig als alten Hasen ruhig verwerfen, zumal er auf Kuban negativ angewandt wurde, obwohl er einer Qualitätsprüfung nicht wirklich standhält.
Ich bin kein Anwalt. Machen sie sich doch nicht lächerlich. Und ich vertrete keine Fremdinteressen, in die ich mich dann selber einlulle. Ich kann nur diese Deutschen nicht mehr ertragen, die sich über alle Kulturen beugen, als ob sie schon längst begriffen hätten, wo die Fahrt in diesem Jahrhundert hingeht. Das ist doch alles Schnee von gestern. Die Deutschen haben einmal als Kultur komplett versagt, und nun zeigen wir den Völkern dieser Welt, wo es langgeht? Castorf erklärt den Russen Cechov usw. ...
@Haltenstein. ...und was Oberender da fabuliert...ein Wellenreiter...kaum noch zu ertragen...Lesen sie mal die "Zertanzten Schuhe" von ihm. Dann wissen sie ungefähr, wo der Mann steht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Motiv der Weltliteratur
Mir ist nur aufgefallen, bester 123, dass Sie sich mit Feuereifer auf bestimmte Themen stürzen. Aber lassen Sie sich nicht davon abhalten, ich habe auch mal in einem Verein für Ethnologie gearbeitet und musste mich neben den Russen auch mit der bayrischen Ethnie befassen...
Immerhin standen Sie auch an Neujahrstag mit ihren mongolischen Freunden an Lenins Grab, aber nicht wegen der historischen Stätte, sondern um von ihren mongolischen Freunden zu lernen. Vielleicht haben Sie auch in Ihrem Berliner Mongolen-Restaurant mit dem Küchenjungen über einen Zahn gesprochen, über Rohrzangen, seine Sicht der Dinge und über Schimmelpfennig.
Wissen Sie, 123, Schimmelpfennig wollte vielleicht nur ein Motiv der Weltliteratur aufgreifen. Thomas Buddenbrook starb nämlich auch an einem Zahn. Und das nach der Lektüre von Schopenhauer, nach der Ästhetik des fin de siecle, die in sein bürgerliches Leben eingriff und aus einem einst vitalen Menschen durch Verinnerlichung einen Moribunden machte. Ja, ein von Tatendrang diktiertes Leben wird mitunter jäh beendet durch so etwas Profanes wie ein Zahn. Schimmelpfennig hat sich mit diesem Stück nicht unbedingt in die schöngeistige Literatur eingereiht – aber zumindest ist er auch ein Zahn-Autor. Wissen Sie, was mit Menschen passiert, die keine Zähne haben?
Mülheimer Dramatikerpreis: nicht pc, aber intelligent
@IS. Das ist richtig und gut, was sie schreiben, nur...ich ziele nicht auf eine politisch korrekte Darstellung der Verhältnisse. Das würde mich langweilen. Dieser Umkehrschluss erscheint mir falsch. Wenn etwas nicht pc ist, sollte es trotzdem intelligent sein, denke ich, und vieles mehr...und das bei Schimmelpfennig in diesem Fall zu finden, fällt mir schwer...
Mülheimer Dramatikerpreis: reicht nicht an Zitate heran
@Flohbär. Das ist schön, was sie da zitieren. Aber hier liegt auch schon der Fehler, den meiner Meinung nach auch viele Dramaturgen machen. Man gesellt neben den "Goldenen Drachen" prominente Zitate und meint in hierdurch auf zu werten. Aber er reicht einfach nicht an das Zitierte heran. Und deshalb isoliere ich den Stoff lieber und versuche ihn als das zu behandeln, was er ist, ein Stück der ausgehenden Saison, ohne wahrhaftige historische Wirkung.
Mülheimer Dramatikerpreis: relativierende bürgerliche Perspektive
@IS: quatschen sie doch nicht jde neoliberalen müll nach, den ihr prediger pollesch vorbetet. natürlich lässt sich durch kunst die gesellschaft verändern, vor allem durch kunst. da brauchen sie nicht erst meese oder beuys oder punk und rock, das sehen sie schon bei piscator und brecht. die gewerkschaft, die meinungsfreiheit, der feminismus, die sexuelle revolution: ohne kunst nicht denkbar. leute wie sie machen die kunst doch unpolitisch, sie relativieren permanent und behaupten kunst immer nur aus einer elitären bürgerlichen perspektive, im grunde ist das nur elitärer zynismus.
Mülheimer Dramatikerpreis: Der Angstschweis des Kulturbetriebs
@johanna dark. Feinden sie sich doch hier nicht so an. Selbstverständlich hat die Kunst das Leben der Menschen immer wieder verändert. IS spricht doch auch von "ihre diese Verhältnisse potentiell aufsprengende Kraft.", im Zusammenhang mit ihrem Kunstbegriff.
Ein vielgrößeres Problem sind doch die Balzers: "Vorschlag zur Güte: 1 2 3 trifft sich mit Stefan, die Beiden tauschen sich aus und uns bleibt manches erspart!
Udo Balzer-Reher", diese Menschen, die sich in einem "Uns und Wir-Zustand befinden", und sich und andere Ungenannte als die "Richtigen" empfinden, denen man eine solche Debatte eigentlich zu ersparen hätte. Sie wollen ihre Ruhe haben vor jedem unkontrollierbarem Raum, den sie gleich als feindlich empfinden, weil er ihre Kreise stört. Da soll Kunst auf kritisch repräsentative Affirmation reduziert werden. Bloß nicht den Rahmen sprengen. Diese Anonymen sind Balzer ein Graus. Er kann sie nicht in den Griff bekommen. Sie reizen ihn. Und mit seiner gereizten Stimmung und seinen Aufrufen versucht er hier eine ganz und gar unfreie Stimmung zu verbreiten, und die Debatte auf den Schulhof zurückzudrücken, auf dem er gerne den Direktor gäben möchte, so scheint es. Da wird ein Niveau behauptet, dass hier so gar nicht durchgehend vor handen ist. Von den Kommentaren, möchte man den Eindruck gewinnen, geht schon ein Impuls, ein Einfluss aus. Das belegt dieser Balzer Aufruf und nicht nur der. Da kann man den Angstschweiß des Kulturbetriebes spüren, der sich vor kritischem Nachfragen fürchtet, weil er schon ahnt, dass er seit sehr langer Zeit nicht mehr wirklich rund läuft, weil er um seine Macken weiß, um seine Netzwerke, weil er sich in sich selbst auskennt und weiß wie morbide und lobbyistisch eingefahren er läuft, und da wird jede vernehmbare Kritik gerne als Nörglerei abgetan. Dienen sie dieser Lobby nich weiter zu, indem sie sich unnötig untereinander anfeinden!!! Formulieren sie so scharf wie sie können. Immer mit dem Ziel vor Augen Ungereimtheiten aufzudecken, verkommenes Urteilsvermögen zu ächten. Und nehmen sie aktiv Einfluss auf die Gestaltung von Kunst und Kultur. Man kann dies nicht den Balzers überlassen, denn die leben in einem Zustand von "Ruhe jetzt!" und "Weiter so wie bisher, bitte!" Und das ist wahrhaft unerträglich. Wo sind denn jetzt all die Liebhaber von Herrn Schimmelpfennig hier? Indem Moment, wo sie ihn verteidigen könnten. Immerhin er hat einen Preis erhalten und hier findet sich keiner, der ihn auf einer sachlichen Ebene ernsthaft verteidigen will gegen die Flut von kritischen Anmerkungen? Seltsam.
Meine Damen, meine Herren irgendwann kommt diese Art der Kritik vertieft im Gedächtniss der Zuschauer an und dann können sie nur noch hoffen, möchte man meinen...

Vorschlag zur Güte Herr Balzer: Schwingen Sie sich doch mal zu einer echten Verteidigung dieses Stückes auf !!!
Mülheimer Dramatikerpreis: Kunst sagen, Terror meinen
@ johanna dark: Lesen soll manchmal weiterhelfen. Das Zitat war von Carl Hegemann. Und der beruft sich auf Schiller und nicht auf Pollesch.
Wenn Sie daran glauben wollen, dass die Kunst auch heute noch eine gesellschaftsverändernde Kraft habe, dann tun sie das. Ich würde eher sagen, dass die Freiheit der Kunst und der politische Freiheitskampf zwei differente Wirklichkeiten sind, welche aufeinander bezogen sind, aber nicht in einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis zueinander stehen.
Zudem besteht das Paradox, dass im globalen Kontext des Konsum- bzw. Kulturkapitalismus jeder künstlerische Widerstand immer auch ein potentieller Marketingfaktor bzw. vom Marktdenken durchdrungen ist. Label drauf, vermeintlich Politisches drin. Oder: Mit dieser Inszenierung verkaufen wir Ihnen die von Ihnen nachgefragten revolutionären Werte der "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"!
Ich würde zunächst mal von der potentiellen Veränderung des Denkens und der Wahrnehmung der umgebenden Realität durch die differente Realität der Kunst sprechen wollen. Ob das dann tatsächlich zum gemeinsamen politischen Handeln führt, das ist eine offene Frage.
Übrigens, diesen permanent wiederholten und vorurteilsbehafteten Vorwurf der "elitären bürgerlichen Perspektive" empfinde ich einfach nur als dumm, weil er eine mögliche Solidarität zwischen menschlichen Subjekten - unabhängig von Schicht/Milieu, Beruf, Rasse, Geschlecht usw. - von vornherein verhindern will. Mir erscheint es dann immer so, als ob Sie mit "gesellschaftlicher Veränderung" durch Kunst eigentlich immer nur "Terror" meinen. Bloß, wenn Menschen zu Schaden kommen, dann ist das keine Kunst mehr.
Mülheimer Dramatikerpreis: die Wirkung von Kunst ist ein Mysterium
@IS. Mit der Kunst ist es wie mit dem Altruismus. Keine Theorie wird ihn je erklären können, so wie auch kein analytischer Gedanke jemals klärt, warum einzelne Kunstwerke, und stünden sie auch in einer wirkungsvernichtenden Konsumstruktur, trotzdem einzelne Individuen komplett erfassen und ihr Leben auf den Kopf stellen und für immer verändern können. Die letzte Wirkung von Kunst ist ein Mysterium, das auch Carl Hegemann nicht vollständig klären wird. Wann und wo die Wirkung von Kunst ins Politische umschlägt, ist schon deshalb schwer nachweisbar, weil sich die Rezipienten selber gar nicht so gut kennen, als das sie ihr sich veränderndes Verhalten im Politischen eindeutig auf jenen oder diesen Kunstgenuss zurückführen könnten. Aber die Wirkung ist vorhanden und das man sie nicht schlussendlich entschlüsseln kann ein Glücksfall.
Mülheimer Dramatikerpreis: nicht der Nabel der Welt
Die Kommentare von Herrn Balzer-Reher muss ich glatt überlesen haben, oder wurden die erst später zu geschaltet? Getroffenen Hunde bellen, würde ich da mal sagen. Ihn hat doch gar keiner angegriffen. Warum nimmt er nicht aktiv an der Diskussion teil, anstatt schlechte Stimmung zu verbreiten? Herr Balzer-Reher, das sind hier alles Leute die ins Theater gehen, ignorieren Sie das nicht. Mühlheim ist eben nicht der Nabel der Welt.
Mülheimer Dramatikerpreis: geschnitten
na vielen dank, daß Sie meinen Kommentar geschnitten haben!
Mülheimer Dramatikerpreis das Visier lüften
Udo Balzer hat recht: Was hindert eigentlich die anonymen Blogger daran, das Visier zu lüften und zu zeigen, wer sich dahinter verbirgt? Wird man denn, wenn man sich zu erkennen gibt, in Deutschland dafür bestraft? Sorry: Seit wann ist Feigheit eine Tugend in unserem Land?
Mülheimer Dramatikerpreis: ist Feigheit eine Tugend?
Seit wann ist denn Feigheit eine Tugend in diesem Land?
Udo Balzer hat recht: Sie sollten wirklich auf voller Namensnennung der Blogger bestehen!
Mülheimer Dramatikerpreis: Maskenspiel im virtuellen Raum
angstschweiß des kulturbetriebs? lieber 123, das klingt zwar gut, ich habe aber meine zweifel, ob sich der kulturbetrieb tatsächlich durch namenlose kommentatoren in angst und schrecken versetzen läßt, die von ihnen kritisierte repräsentative affirmation so überhaupt berührt werden kann. denn hier in den verschiedenen threads gibt es zwar immer wieder interessante thesen und gedanken. aber um etwas zu ändern braucht es offensivere stimmen. möglicherweise solche, die sich zu erkennen geben, also für das, was sie sagen, auch einstehen. sonst bleibt alles ein maskenspiel im virtuellen raum. auch schön. aber komplett schweißlos.
Mülheimer Dramatikerpreis: der Effekt des Rufs aus der Menge
nur die anonymität des mobs gibt ihnen autorität. "des volkes stimme", darauf beruht ihr effekt. wenn wir wüßten wer die sind, würde sich niemand für das interessieren was sie von sich geben. sie könnten ihre rede nur noch mit ihrem leben belegen, und nicht mehr mit den effekten des rufs "aus der menge". jeder interessiert sich für den ruf "bombe", der die bekannten grundlosen paniken auslöst. könnte ja was dran sein. würden wir das gesicht dazu sehen, wäre der psychopath sofort entlarvt.
Mülheimer Dramatikerpreis: das Schwitzen vermeiden
@59 becher:
Das ist kompletter Humbug, was Sie da schreiben. Sie reden von der "anonymität des mobs", als würde die Tatsache der Anonymität Kraft verleihen. Was machen Sie eigentlich, wenn jeder seinen bürgerlichen Namen preisgibt? Achso, nicht mehr ernst nehmen.
Was muss denn alles gelebt worden sein, um die Rede zu belegen? Was wollen Sie? Universitäre Abschlusszeugnisse oder Fernsehauftritte? Anscheinend haben Personen, die den Kritikerberuf ausüben oder einer Jury vorstehen, eine gewaltige Biographie hingelegt.
Kommentatoren mit richtigem Namen hat nur dann einen Sinn, wenn das hier alle machen. Bleibt ein Teil anonym, kann man es vergessen.
Im Übrigen: wir wollen doch vermeiden, dass hier tatsächlich jemand zu schwitzen beginnt.
Worüber regt sich Herr Balzer-Reher eigentlich auf? Er braucht das Gerede von einer Fülle anonymer Niemands doch gar nicht zu lesen.
Mülheimer Dramatikerpreis: diese anarchische Ecke erhalten
Ich finde die Frage der Namensnennung sehr interessant. Was würden Sie oder andere tun, Herr Becher, wenn Sie die Namen kennen würden? Die Autoren der Kommentare sanktionieren, soweit möglich, z.B. wenn diese im Theater arbeiten und ein Intendant kritisiert wird? Oder hoffen Sie auf Angriffsflächen, nach dem Motto: die machen doch auch nichts besser. Oder hoffen Sie auf mehr Zurückhaltung im Tonfall der Kommentare? Das würde diese Kommentare kastrieren. Da wären wir dann beim Theaterheute-Niveau, das mit seinen Deutungsklischees Teil der großen Theatermisere ist. Mit diesem Theaterheute-Kartell hat sich ja eine tonangebende Öffentlichkeit formiert, die sich in einer Art Blase befindet, so jedenfalls mein Eindruck. Das Kunstgewerbliche an so einem "goldenen Drachen" oder am "Schwarzen Tier Traurigkeit" sehen die gar nicht mehr, dafür sind sie betriebsblind, wie auch viele Dramaturgen, die ja auch in diesen Blättern veröffentlichen und alle in der dramaturgischen Gesellschaft Händchen halten. Die Treffen des Bühnenvereins erst, also die Intendanten, da kann einem schlecht werden vor Statusgehabe. Das deutsche Theatersystem hat Regeln der Förderung und Karrieren entwickelt, die kunstfeindliche Strukturen zur Folge haben. Eine Rotte an eitlen Wichtigtuern setzt sich das Theater wie eine Krone auf den Kopf. (Die Typen zu vertreiben, das wäre nur möglich, wenn das Geld ausbleiben würde, denn sie sind fast alle käuflich und abhängig von ihrem Status, der ja hierzulande durch Geld entsteht. Sonst würden die meisten von denen abwandern, vermutlich vor allem in die Bankbranche.)
Und nun macht Nachtkritik ein kleines Experiment, läßt beißende Majestätskritik zu, ohne den üblichen unerträglichen Theaterheute-ichbinjasoschlau-Sound, siehe den lächerlichen Obermeier-Artikel nee Oberender im aktuellen Heft. Nachtkritik achtet dennoch darauf, daß persönliche Beleidigungen unterbleiben. Für mich ist das hier so ein bisschen wie wenn man in der Pause den Foyergesprächen lauscht. Oft interessanter als die Kritiken. Ich bin übrigens erstaunt, wie viele Leute hier die Kommentare lesen. Die sind zwar manchmal blöd, die Kommentare, und es tummeln sich auch die Zukurzgekommenen, aber es ist lebendiger als der übliche Kanon der Veröffentlichungen oder gar das übliche Diskussionspodiumsgesabber. Natürlich macht Nachtkritik da vor allem mit, weil es Klicks bringt und das wollen die Werbekunden, aber man kann nur hoffen, das diese anarchische Ecke erhalten bleibt und das sich noch viele darüber aufregen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Lasst euch nicht beirren!
Ich möchte hier auf einen kleinen Artikel in der heutigen taz hinweisen, in dem Tanja Martini über Foucaults Begriff der "Parrhesia" berichtet. Hier im Forum bekommen die Namenlosen eine Plattform, um über ihre Auffassung der Wahrheit zu sprechen, die ihnen im wahren Leben zum Teil verwehrt bleibt, eben weil sie keinen entsprechenden Namen haben. Die nun hier Klarnamen einfordern, beanspruchen die alleinige Wahrheit für sich und wollen den Namenlosen ihre Kompetenz absprechen. Lasst euch nicht beirren, auch ohne eine entsprechende Position im Gefüge, denen die Meinung zu sagen, die ihre Meinungsmacht durch Abwertung der kleinen Stimmen zementieren wollen.
Mülheimer Dramatikerpreis: bitte genau lesen!
lesen Sie doch noch einmal genau worauf Sie da antworten. können Sie nicht lesen? da steht doch exakt das, was Sie da sagen: wenn Sie es mit Ihrem leben belegen, interessiert es niemanden.
Mülheimer Dramatikerpreis: nicht der heilge Geist
@ 123: Nein. Die Kunst ist kein Mysterium. Die Kunst ist nicht der heilige Geist oder das Genie, welches plötzlich über uns kommt. An diesen religiös motivierten Quatsch eines radikalen Individualismus, welcher sich gegen alle staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen wendet, glaubt bloß die baptistische Gemeinde (in Amerika).
Mülheimer Dramatikerpreis: auf dem Sockel einer bürgerlichen Karriere
@slevogt. "...ich habe aber meine zweifel, ob sich der kulturbetrieb tatsächlich durch namenlose kommentatoren in angst und schrecken versetzen läßt." - "Angst und Schrecken", dass haben sie gesagt, ich sprach davon man spüre den Angstschweiß, man riecht ihn förmlich...ich habe Intendanten mehr als einmal schwitzen sehn, ich habe sie in Momenten erlebt, wo sie nichts weiter als ein Handtuch in ihrer Aktentasche hatten, zum Schweiß abwischen, und das meine ich nicht sprichwörtlich, mindestens einen wirklich wichtigen Intendanten erlebte ich einer solchen Situation und das war lehrreich. Aber das ist gar nicht wichtig. Das Theater zeichnet oft in solchen Karrieren wie denen von Schimmelpfennig bürgerliche Karrieren nach, die sich die Zuschauer selber für sich wünschen. Da ist viel Ehrempfinden dabei, man steht für einander ein und man steht für das ein, was man sagt, mit seinem eigenen Namen, und der muss natürlich klingen, Größe haben, Größe, die man bewahren will, um jeden Preis, und deshalb wird man korrumpierbar, weil man den einmal gewonnenen Namen möglichst ein Leben lang nicht verlieren will. Das sind durch und durch bürgerliche Vorstellungen von Erfolg, Laufbahn und Karriere. Namenlosen gegenüber Respekt zu zeigen hingegen, dass fällt dem Betrieb schwer, selbst erfolgreiche Namen aus Italien, Frankreich, erfolgversprechende aus Israel haben es in Deutschland oder auch Berlin schwer, ich will hier im Moment keine nennen. Ich bin zufällig zu meinem Namen gekommen. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt. Eins, zwei, drei... nein hundert neue Hausautorenstellen an den deutschen Stadttheatern in nächster Zukunft. Ich empfinden meinen Namen weiterhin sinnvoll. Mein bürgerlicher Name hat eine Geschichte und man kann ihn rechachieren. Auch Herr Balzer kennt mich... und für mich ist es höchst interessant, wie diese Herren und Damen mit scheinbar anonymen Meinungen umgehen, wie sehr sie eine Meinung nur dann gelten lassen wollen, wenn hinter ihr eine Biographie öffentlich ablesbar ist. Diese Biographien kreieren sie zum Teil mit und rückversichern sich dadurch auch darin sich gegenseitig zu erhalten. Von daher sind diese Namen nicht soviel wert. Schimmelpfennig ist eine solche Kreation, zum Teil begründet, in diesem Fall unterirdisch. Ich interessiere mich für echte Kunstwerke und die können auch von Anonymen ohne Namen kommen. - "sonst bleibt alles ein maskenspiel im virtuellen raum. auch schön. aber komplett schweißlos." Sie betrachten sich also als Förderin eines Maskenspiels im virtuellen Raum. Selten offene Selbstauskunft. Herr Becher redet sogar von "Visier" und "Feigheit in diesem Land", militärische und patriotische Begriffe...warum nur greift er zu solchen Begriffen? Wieso würdigen Sie ihre eigene Arbeit herab Frau Slevogt? - Nun gut, mich hindert nichts daran meinen bürgerlichen Namen zu nennen und alles. Denn ich möchte nicht nach dem Verlauf meiner Karriere bemessen werden, weder im Guten noch im Schlechten, ich möchte nach der Qualität meiner Haltungen und Meinungen bewertet werden, und da kann ein bürgerlicher Name in jeder Hinsicht, sei es im negativen, wie im positiven hinderlich sein. Außerdem erwerbe ich mir mit meiner Anonymität nichts im bürgerlichen Leben, und das fühlt sich gut an. Feige ist es, nur Meinungen gelten zu lassen, die auf dem Sockel einer bürgerlichen Karriere erichtet werden, dass ist zutiefst undemokratisch, borniert und unehrenhaft.
Mülheimer Dramatikerpreis: an 123
lieber 123! für die meisten, die mir da einfallen würden (recherchierbare namen), bist du einfach zu gut.
Mülheimer Dramatikerpreis: 90% Transpiration, 10% Inspiration
@63:
Ich habe vor allem in Zweifel gezogen, dass die Rufe aus der Anonymität irgendwelche Effekte hervorrufen. Anynomität verleiht keine Autorität - Sie scheinen aber vom Gegenteil überzeugt zu sein.
Ihr Bild mit der Bombe passt nun wirklich nicht.
Immerhin scheint der Blog Herrn Balzer-Reher doch ein wenig zur Transpiration gedrängt zu haben, sonst hätte er nicht zu einem Boykott aufgerufen. Nach Goethe bleibt nach verstärkter Transpiration noch ein wenig Platz für Inspiration. Schwitzen ist gesund! Goethe sagte einmal zu Eckermann, in einem Kunstwerk stecken 90 Prozent Transpiration und 10 Prozent Inspiration. Vielleicht gilt das auch für die Leitung eines Festivals.
Mülheimer Dramatikerpreis: chauvinistische Äußerungen
ich versuche es noch einmal:
Äußerungen wie "...erst die Juden, ... armen Asiaten..." in Verbindung mit "...Ethnologie-Ecke..." und "...Randgruppen..." und "...Fremdinteressen..." sind eindeutig chauvinistisch. siehe @42.
Ich verstehe nicht, wieso Sie das nicht sehen und wieso ich das nicht schreiben darf.
Mülheimer Dramatikerpreis: Dank
@LE. Danke...mehr darf ich nicht schreiben...
Mülheimer Dramatikerpreis: vom heiligen Geist
@IS. Nun gut...jedem seine Meinung...hab ich vom heiligen Geist geschrieben...sie Ahnungslose...
Mülheimer Dramatikerpreis: Bemühungen von allerlei Angleichern
@ Stefan

Die Geschichte mit dem "Balzer-Reher-Eintrag" verlief seinerzeit, ich wundere mich jetzt wirklich nicht schlecht, daß das fast ne Woche brauchte, um hier wieder die alte "Klarnamensache" aufzurühren, zu der man ja durchaus auch Gedanken entwickeln könnte, die einerseits allgemein für Internetforen von Bedeutung sein dürften, andererseits aber auch ein wenig das Kontinuum zwischen Extrempositionen aufnehmen ins schreibende Handeln hier, das, wenn "man" so an den Sachen "hängt", die "man" so von sich gibt, durchaus mit Schweiß verbunden sein darf: in meinem Falle jedenfalls ist das so zumeist.

Der erste Balzer-Reher-Eintrag befand sich, als ich ihn das erste Mal sichtete, glaube ich, unter § 8; ich nahm mir vor, später darauf zu antworten, und als ich dann meine Antwort tippte, wollte ich mich noch einmal versichern, den richtigen Artikel anzusteuern in der Anrede und gewahrte, daß der Balzer-Reher-Eintrag ganz
verschwunden war.

Ich dachte nun, die "Rückversicherung" bei Herrn Balzer-Reher seitens der Redaktion hätte ergeben, daß wieder so ein Dopplerspaßvogel am Werk war, Sie, Stefan, kennen das ja am eigenen Leibe recht gut, und noch später war ich dann halt nicht schlecht überrascht, plötzlich zwei Balzer-Reher-Statements hier zu gewahren.

In einem Beitrag meinerseits, der gestrichen wurde, fragen Sie nicht nach den Gründen, nannte ich das Vorgehen Herrn Balzer-Rehers schlichtweg selbstherrlich.
Ja, das ist garnicht sonderlich diskussionswürdig: wir sollten ihn besser unsererseits ignorieren !

Anstatt "man" sich allgemein freut, daß zwei recht unterschiedlich aufgemachte, starke Seiten wie "Kultiversum" und "Nachtkritik" laufen, gibt es immer wieder die Bemühungen von allerlei Angleichern: keine Ahnung, warum diese einerseits nicht bei der von ihnen favorisierten Seitenform bleiben und sich andererseits bei ihren
Anfeindungen so schreiend dämlich verhalten, daß es allemal eher Zulauf für Nachtkritik bedeuten muß im Grunde.

Wäre ich so ein intrigantes und feiges Wesen, dem es hier aus einer irgendwie gesicherten Lage, ob mit oder ohne Klarnamen, heraus darum ginge, Nachtkritik de. offen zuzusetzen, zu schaden: ehrlich, der Gedanke ist, so blöd ich ihn finde, kaum abzuwehren, ich bin wahrlich überzeugt davon, daß ich das dann besser könnte.

(...)

@ Flohbär

Danke, daß Sie das "Zitat" noch einmal benutzten und die Quelle nannten: Goethe !
Bei mir war das seinerzeit die Agentur "Vladi" aus dem Truffaut-Film, an den ich mich auch sehr gerne erinnere: wahrscheinlich werden noch einige "meiner" Zitate in der Zukunft so in der Luft hängen: Ihre Hilfe wäre da gewiß wohltuend !!

@ 123

Ja: mehr Hausautorenstellen; Ihr Anliegen ist durchaus nicht obsolet: so sehe ich das selbst auch !
Ich frage mich auch ganz ehrlich, warum der prinzipielle "Wunsch nach Klarnamen und persönlicher Begegnung" immer wieder gegen die Üblichkeiten dieses Forums ausgespielt werden muß.
Ignorieren und Bezugnahmeleisten, Querlesen etcpp.: das ist doch das 1 mal 1 in sämtlichen Lese-Lebensbereichen, und es lassen sich immer wieder Szenarien denken, wo der Chef einer Firma, der sich in Kulturforen tummelt und vielleicht großtut, es nicht verzeiht, wenn ihm ein Leiharbeiter in seiner Firma dort mit besseren Argumenten begegnet: warum allein diese Phantasie hier so selten als Lehrstück zu vernehmen ist ??
Wer das aber nicht zuwege bringt, sollte wohl weder über alte noch mittelalte, schon garnicht über junge Dramatik rechten !!
Mülheimer Dramatikerpreis: mitfiebern
Werter Kolja, vielleicht gehöre ich ja selber einer Randgruppe an. Mir ist lediglich aufgefallen, dass 123 die Tendenz hat, sich auf die Seite von Minoritäten zu stellen - was auch sein gutes Recht ist. Es gab mal eine Zeit, da habe ich den Leuten erzählt, dass ich ein Jude bin, weil mich manche Leute dafür hielten. Im Grunde bin ich gar nichts.
Also gut, dann mache ich aus den armen Asiaten eben reiche Asiaten, die eine Gruppe der Mitte sind. Zufrieden?
Wenn Sie mich kennen würden, würden Sie mich wohl kaum eines übersteigerten Nationalismus bezichtigen - und das ist ja Chauvinismus.
Ob die deutsche WM-Truppe die Vorrunde übersteht oder nicht, ist mir gleichgültig. Sie können ja mitfiebern...
COMMENT_TITLE_RE Roland Schimmelpfennig gewinnt Mülheimer Dramatikerpreis 2010
@ 123: Sie haben vom "Altruismus" geschrieben. Damit assoziierte ich den christlichen Kontext. Bloß, was hat denn jetzt der Altruismus mit der lebensverändernden Wirkung von Kunst zu tun? Es bleibt undurchsichtig.
Mülheimer Dramatikerpreis: wider die anonyme Bloggerei
Liebe Nachtkritik-Redaktion, tut Euch diese anonyme Bloggerei nicht mehr länger an! Schafft Möglichkeiten für Leute, die ein wirkliches Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung haben und zu ihren Äußerungen mit ihrem Namen stehen! Es bleibt ja jedem Menschen freigestellt, ob er sich anonym abarbeitet oder sich namentlich zu seiner Meinung bekennt. Anonyme Bloggs werden 123 und Co schon finden....
Mülheimer Theatertage: neue Wege der Auseinandersetzung
@74. Jetzt reißen Sie sich mal zusammen Herr Balzer-Reher und akzeptieren Sie endlich, dass es neue Wege der Auseinandersetzung gibt, die deshalb nicht unehrenhaft sein müssen. Wie Sie sich an der sogenannten Anonymität reiben, ist geradezu kindisch. (...) Ich lasse mich jedenfalls nicht zum Popanz anderer Leuts Sehnsüchte machen.
Mülheimer Dramatikerpreis: nichts Beleidigendes
@75. Und falls Sie hoffen in der Leerstelle stand etwas Beleidigendes wider Sie, täuschen Sie sich. - Zudem finde ich: Kathargo sollte "nicht" zerstört werden.
Mülheimer Dramatikerpreis: und jetzt bitte mal was zur Sache
Lieber Herr Balzer-Reher, das ist gut: Sie gehen mit gutem Beispiel voran und schreiben unter ihrem echten Namen, ich folge Ihnen. Jetzt möchte ich aber sehr gern mal was Inhaltliches von Ihnen lesen. Sagen Sie doch mal was zu der interessanten Frage Grille/Asiatin, die hier besprochen wurde. Sie haben das Stück von Schimmelpfennig ja sicher gelesen und können ja auch was zur Debatte beitragen, unter Ihren richtigen Namen bitte. Denn das würde am meisten weiterhelfen als Ihre Aufrufe, die irgendwie einen seltsamen Beigeschmack haben. Also, bitte, äußern Sie sich. Oder wollen Sie das nicht unter Ihrem richtigen Namen, weil man dann weiß, dass Sie als Chef des Festivals schreiben? Fürchten Sie sich, öffentlich eine Meinung zum "Gewinnerstück" zu haben? Das fände ich sehr schade, denn so lange man unter seinem Namen Angst hat zu sagen, was man denkt, bleibt alles wie immer: es wird gekuscht, geheuchelt und hinten rum geredet, wie es eben immer ist, und im Internet ist das dann anonym. Ich möchte jedenfalls mal was zur Sache von Ihnen lesen, das interessiert mich sehr. Für mich ist es bei Schimmelpfennig so: die Asiatin wird zur Grille gemacht, das soll Kapitalismuskritik sein, glaube ich.
Mülheimer Dramatikerpreis: ein scheußlicher, ein diffuser Moment
@Mondel. Entschuldigen Sie, auch wenn Sie meinem einem guten Beispiel zu folgen, aber wenn ich lese: "Die Asiatin" wird zur Grille gemacht,...

Ich kann mir nicht helfen, bei so einem Allgemeinplatz dreh ich gleich voll ab. Ich höre in meinem Ohr immer noch diesen hingerotzten Satz: Du hast sie ja ganz kaputt gemacht.

Gemeint war die Grille, die vorher mit ein wenig Blut am Boden hergerichtet wurde, dieses männliche Wesen in Frauenkleidern mit einem Vogelnest auf dem Kopf. Von Kritik war da nichts zu spüren, eher so ein aggressives Einvernehmen mit dem Lauf der Dinge...und schlussendlich stand irgendwie stumm im Raum, es war ja nur eine Grille...oder war es doch mehr...da blieb viel Raum für die Phantasie des Zuschauers, Grauzone der Phantasie so zusagen, wo man sich über eine scharfe und luzid ausgeleuchtete Inhaltlichkeit sehr gefreut hätte. Aber wer fühlt und denkt schon wirklich bei einem solchen grillenhaftem "Vogelnest" mit? Irgendwie ein scheußlicher und zugleich ein diffuser Moment der Inszenierung, den betrauert wurde eigentlich nur, das die "Grille", nicht zu verwechseln mit der "Asiatin" nun nicht mehr zu gebrauchen war. Aber so eine Grille hat es vielleicht auch nicht besser verdient? Stand zu gleich im Raum, denn sie ist ja faul und schön, wohin gegen die Amseisen fleißig sind? Nein, auf dem Weg möchte ich mich nicht mit dem Thema "käufliche Liebe" auseinandersetzen. Ich weiß nich wo da der Moment sein soll, der über das "Sosein" hinausweißt...und ich werde den Eindruck nicht los, dem Autor gefiel dieser Satz: Du hast sie ja ganz kaputt gemacht. ...so sehr, dass er darüberhinaus nichts weiterführendes mehr denken wollte oder konnte. Wie kann man eine einmal so derart ins Bizarre hineingezogene Figur dann noch retten? - Gerade denke ich an die Darstellung der "Lulu" im letzten Akt von Susanne Lothar. Das war ein Lebenskampf, der einem die Augen öffnete. Davon weht in der Schimmelpfennig Inszenierung nicht mal ein Hauch. Bedauerlich, dieses abgezirkelte Wirkungsspiel, wirklich traurig.
Mülheimer Dramatikerpreis: mehr Meinung!
Herr Balzer? Was ist los, erlauben Sie sich doch auch mal eine Meinung!
Mülheimer Dramatikerpreis: was ist das Problem?
@74 ich habe ein wirkliches Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung, Sie auch? Wirklich?? Was ist ihr Problem? Seien Sie ehrlich: was ist es? Oder schreiben Sie, was andere anonym Ihnen aufgetragen haben?
Mülheimer Dramatikerpreis: der eigentlich Anonyme
Wissen Sie was Herr Balzer, reizen Sie mich einfach nicht weiterhin. Denn das wünschen Sie sich nicht wirklich, das ich mir dieses Stück auf meinen Schreibtisch ganz nach oben lege und es einmal so richtig seziere. Verschonen Sie sich selber. - Warum denke ich eigentlich gerade, dass Sie der eigentliche Anonyme sind? Können Sie mir darauf eine Antwort geben?
Mülheimer Dramatikerpreis: wo ist das Problem?
@ Udo Balzer-Reher
Nanu, da setzen Ihnen ja plötzlich Menschen mit richtigen Namen zu. Und was haben die jetzt davon? Sie wollen nicht ihnen reden. Wo liegt das Problem Herr Balzer-Reher, ein paar Worte zur Sache zu verlieren, oder ist ihnen gar nicht daran gelegen? Daran sollten Sie mal denken, bevor Sie hier, mit Namen, über Leute herziehen, die sich ernsthaft Gedanken zur deutschsprachigen Dramatik machen. Beteiligen Sie sich an der Diskussion oder gründen Sie Ihren eigenen Blog, wie Sie es den ganzen Namenlosen empfehlen. Ihr Stefan
www.blog.theater-nachtgedanken.de auch nur so ein anonymer, namenloser Blog.
Mülheimer Dramatikerpreis: Fähnchen in den Wind hängen
ich muß leider herrn balzer-reher in schutz nehmen. Sie sind es doch, die in der wirklichkeit mit Ihren namen diese und diese meinung haben und dann hier im blog im schutz der anonymität eine völlig andere haben können. Sie sind es doch, die in der realität Ihre fähnchen in den wind hängen können um dann hier mal so richtig die luft rauszulassen. so hören sich die kommentare hier leider an. vielleicht sind Sie kollegen und konkurrenten von schimmelpfennig, die sich das hier nie auf einem podium zu sagen trauen würden. weil Sie dann so dastehen würden wie strauss und stein und stadelmaier. und damit wollen Sie Ihre jungen Karrieren vielleicht noch nicht belasten.
Mülheimer Dramatikerpreis: Name ist uninteressant
@ 83
Ich habe mit Strauss, Stein und Stadelmaier nichts am Hut. Aber ich habe eine Meinung zu dem was sie sagen und tun. Mein Name ist dabei völlig uninteressant, weil Sie ihn so wie so nicht kennen. Genau das ist nämlich das Problem, das sich nur Leute mit Stallgeruch zum Theater zu äußern haben. Da mir dieser zu fehlen scheint, bin ich als Gegner wohl nicht mehr „satisfaktionsfähig“. Bei 123 ist das vielleicht etwas anderes, aber eben auch seine ganz persönliche Entscheidung. Trotzdem ist es hoffärtig diese Meinungen hier zu ignorieren und auf Kampf mit offen Visier zu plädieren. Lesen sie meine Sachen und schicken Sie mir eine Email, vielleicht kann man dann ja so ins Gespräch kommen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Name ist Konzept
@83. Entschuldigen Sie, aber dafür haben Sie überhaupt keine Belege. Das ist reine Phantasie. Ihre Phantasie. Nichts weiter. Ich für meinen Teil, habe nie ein Blatt vor den Mund genommen und ich muss mir hier nichts mehr beweisen. Mein Name ist Konzept, falls Sie es immer noch nicht begriffen haben. Wie ich mich im sogenannten wahren Leben verhalte, wissen Sie nicht. Ich vertrete auch außerhalb des sogenannten virtuellen Raumes keine anderen Haltungen. Behaupten Sie nicht etwas, dass Sie nich belegen können. - Darüber hinaus denke ich Herr Balzer braucht ihren Schutz nicht, denn er ist schon ein "großer Junge". - Er sollte sich hier endlich einmal inhaltlich zu dem Stück äußern.

Ich benutze nicht ein Pseudonym, weil ich mich verstecken will, ich benutze es, weil ich damit ein Ziel verfolge, ein Konzept eben. Nehmen Sie das bitte endlich zur Kenntniss. Mein Name ist Konzept.
Mülheimer Dramatikerpreis: dass wir getrost glauben sollen
aber Sie, 123, können doch rein gar nichts belegen. reden doch ausgerechnet Sie nicht von belegen! Ihre sachen hier können lügen sein, verarschungen, späße. Sie verlassen sich doch lediglich auf das "schwarz auf weiß", das wir getrost glauben sollen. Sie verlassen sich darauf, daß nachtrkitik Ihre sachen schon freigibt. Sie haben sich doch nie gehör verschafft, mit keiner äußerung. lediglich damit, daß Sie hier beinahe automatisch veröffentlicht werden.
Mülheimer Dramatikerpreis: Analysen sind Mangelware
In meinen Stücke tauchen doch auch nur noch Texte auf, die auf der Suche sind nach ihren Sprechern. Dass wir uns noch Namen geben und an ein quasi autonomes Ich glauben, das ist doch ein Relikt aus dem 19.Jahrhundert, sagt auch die Sophie von der Ervolksbühne. (...) Mir wären interessante Analysen lieber, aber das ist hier leider auch Mangelware. Mir wäre es recht, wenn überhaupt jeder im Leben seinen Namen zuhause lassen würde, dann wären wir nicht von so vielen Wichtigtuern umgeben. Schluß mit der Psychologie! Inhalte!
Mülheimer Dramatikerpreis: einfache, offene Geschichte
@86. Das ist wirklich lustig. Ich habe mir mehr als einmal in meinem Leben "Gehör verschafft", wie Sie es nennen. Ich besitze eine dicke Pressemappe über mein "Tun" als Künstler. Und nun? Was bedeutet das? Nicht viel nehme ich an. - Warum fällt es Ihnen so schwer mit einem neuen Medium umzugehen? Was ist daran so schwer? - Da liegt ein Stück vor, es gibt dazu eine Aufführung. Sie können dies Stück lesen und sich die Aufführung angucken und dann können Sie Ihre Auffasung gegen meine Meinungen setzen. Wenn hier die Rohrzangenszene oder die Figur der Grille besprochen werden, können Sie das weitgehenst "überprüfen". Es belegt sich in der Öffentlichkeit dieses Werkes. Sie können mir oder auch anderen widersprechen, sie können zustimmen oder weiter ausdifferenzieren. Wie sollte man denn in diesem Bereich lügen? Er ist doch offen einsehbar. Eine ganz einfache, offene Geschichte. Wo ist da verdammt noch mal Ihr Problem? Es gibt da kein Problem. Und ob Sie hier nun mit einem Arzt, einem Klempner oder einem Künstler debattieren, ist Ihnen das wirklich so wichtig? Und wenn? Warum? Was wollen Sie? Wenn Sie bemängeln, dass nachtkritik hier beinahe automatisch veröffentlich? Das ist doch schön und gut so. Können Sie mit Freiheiten nicht umgehen? Wollen Sie es nicht? Sie schreiben doch auch hier. Herr Balzer setzt sich längst mit anonymen Bloggern auseinander, auch wenn er es nicht wahrhaben will. Glauben Sie nur an Texte, die um ihre Veröffentlichung gekämpft haben? In welcher Zeit leben Sie? In einer Zeit vor dem Internet? - Heute ist heute und gestern ist vorbei und morgen ein neuer Tag, an dem sich die Dinge vielleicht schon wieder wenden. Aber jetzt kann ich hier schreiben, und ich schäme mich nicht dafür.

Und außerdem bin ich weiterhin der Meinung, dass Kathargo nicht zerstört werden sollte, auch wenn Herr Balzer alle zwei bis drei Tage hier vorbeischaut und sturr verlangt, man solle die Anonymität abschaffen.
Mülheimer Dramatikerpreis: bis zum nächsten Klick
reden Sie sich nicht schön, daß sich niemand für Ihre sachen interessiert, als die zu füllenden kommentarkästchen bei nachtkritik. auf dieser blase beruht doch Ihre kleine befriedigung. Ihr zorn reicht doch nur bis zum nächsten mausclick.
Mülheimer Dramatikerpreis: hört keiner zu?
123 Schatzi, hast du kein Leben, daß Du hier den ganzen Tag rumhängst, und die Threads zutextest. Hört Dir zu Hause keiner zu?
Mülheimer Dramatikerpreis: welcher Zorn?
@sugar und stefan. Doch doch, ich habe ein eigenes Leben. Machen Sie sich da bitte keine Sorgen. Mein Leben ist ganz schön. Und wenn es eben geht, nennen Sie mich nicht Schatzi. Und ob sich hier jemand für die Threads interessiert entscheiden nicht sie. Von welchem Zorn reden Sie eigentlich? Außerdem hänge ich hier nicht den ganzen Tag rum und und und...ich arbeite, sehr viel sogar...und darüber hinaus beteilige ich mich hier an Debatten. Es bereitet mir Freude. Wenn Sie keine Lust dazu haben, klicken Sie sich doch einfach weg. - Herr Stefan, Sie haben doch jetzt einen eigenen Blog, ich schaute gestern einmal kurz bei Ihnen vorbei, entscheid mich aber schnell lieber hier zu bleiben. Betrachten Sie die Sache einmal positiv: Hier engagieren sich Menschen, investieren ihre kostbare Zeit, weil sie ein Anliegen haben. In was für einen schönen Zeit wir leben. Das wäre in der Form in meiner Jugend nicht denkbar gewesen.

Ich sage nur: Freiheit! Freiheit! Freiheit!
Mülheimer Theaterpreis: Ästhetik der Existenz
"Man verliert sich in seinem Leben... wenn man nach der Identität der Sache fragt. Dann ist die Sache "verpfuscht", weil man sich auf Klassifikation einlässt. Es geht darum, etwas hervorzubringen, das zwischen den Ideen geschieht und das man nicht benennen kann. Man muss vielmehr ständig versuchen, ihm eine Farbe, eine Form, eine Intensität zu geben, die niemals sagt, was sie ist. Das ist Lebenskunst. Lebenskunst heißt, Psychologie zu töten und aus sich heraus wie auch zusammen mit anderen Individuen, Wesen, Beziehungen, Qualitäten hervorzubringen, die keinen Namen haben."
(Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, p.110)
Mülheimer Dramatikerpreis: Glückwunsch!
Was an dieser ganzen Sache das absurde ist (und sehr schade): Es gab hier eine durchaus sachdienliche und teilweise interessante Diskussion, bis auf einmal aus heiterem Himmel diese Anonymitäts-Nummer angebrochen wurde.
Seitdem ist doch eben das eingetreten, was wahrscheinlich keiner will: es geht nicht mehr ums Theater. Glückwunsch! Prima gemacht.
Das passiert wohl, wenn jemand versucht, uns das Internet zu erklären.
Mülheimer Dramatikerpreis: es geht um konkretes Thema
@ 89
Was schreiben Sie von Zorn, bleiben Sie doch bei der Sache. Aber wie ich schon festgestellt habe, darum geht es ihnen anscheinend gar nicht. Ich vertrete wenigstens noch eine Meinung und Sie nichts, null, es reicht nicht mal für einen Nickname. Das sich niemand für die Meinung der Kommentatoren hier interessiert, kann ja nicht sein, sonst würden Sie sich nicht ständig wieder melden und genau das ist meine Bestätigung. Es geht nicht um das Abreagieren an Computermäusen, sondern um ein konkretes Thema, zu dem Sie offensichtlich nichts beitragen können oder wollen. Ich persönlich mag uninteressant sein, das Thema ist es aber nicht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Kommentare bitte zur Sache
Godwin's law besagt, dass im Verlaufe von Diskussionen in Blogs mit hinreichender Länge mit einer Wahrscheinlichkeit nahe 1 (also mit fast 100prozentiger Sicherheit) ein Nazi-Vergleich oder ein Vergleich mit Hitler eingebracht wird. Auf nachtkritik.de-Umstände gemünzt, scheint man das Gesetz reformulieren zu müssen: Dauert eine Diskussion lange genug, endet sie irgendwann in Überlegungen zur Anonymität und in Unterstellungen der Kommentatoren untereinander. Leider bestätige ich mit diesem Post das Gesetz selbst, würde aber trotzdem - kraft keines Amtes - zur Ordnung rufen und an dieser Stelle fürderhin nur noch um Kommentare zur Sache Mülheimer Preis und "Goldener Drache" bitten.
Mülheimer Dramatikerpreis: jeder nach seiner Fasson
@ W. Behrens
Das sehe ich zwar ebenso, aber manchmal ist es wie im richtigen Leben, bevor man zur eigentlichen Tagesordnung übergeht kann, muss diese erstmal erarbeitet werden. Um diesen Punkt so lange wie möglich heraus zu zögern, werden von allen Seiten dann Anträge eingebracht und im Moment diskutieren wir eben die Anonymität oder die Wichtigkeit der Sache überhaupt. Auch daraus kann man eine Menge ablesen.
@ 92
Die Sache an sich ist schon wichtig, die Person, die diese im Moment vertritt, ist in der heutigen Zeit austauschbar. Politiker, Philosophen, Künstler oder auch Sportler, einige werden berühmt andere nicht. Aber das Werk bleibt, darum geht es und das sage ich ganz ohne Foucault, einfach so.
@ 123
Genau, Sie haben recht, jeder nach seiner Fasson. Leben und leben lassen.
Mülheimer Dramatikerpreis: FAZ-Leser
Hah, damit hat sich der liebe Herr Behrens zweifelsfrei als FAZ-Leser geoutet!
Und ich auch... mist.
Mülheimer Dramatikerpreis: Meinung zur Grille
@Kehren wir zurück zu der Grille. Herr Balzer, ich bin aufrichtig und ohne jede Verstellung an Ihrer Meinung zu der Grille interresiert. Was denken Sie zu dem Satz: Du hast sie ja ganz kaputt gemacht.

Zu diesem Moment. Seien Sie kein Spielverderber und lassen Sie uns an Ihrer Meinung teilhaben.

Gruß

123
Mülheimer Dramatikerpreis: grauenhafter Fatalismus
@ Was mir überhaupt nicht aus dem Kopf gehen mag, ist die Folgenlosigkeit mit dem dieses Stück zwei Straftaten deckt. Da wäre einmal die fahrlässige Tötung des Hilfskochs. Als ob so eine Leiche tatsächlich unentdeckt bliebe. Da fummelt sich das Stück und lügt sich aus der Wahrscheinlichkeit hinaus, indem es eine sentimentale Geschichte der Heimreise erfindet. Auf diesem Wege muss sich keine der Figuren für die Tat verantworten, nicht mal mit einem schlechten Gewissen. Und diese imaginäre Heimfahrt, was erzählt sie ? Das es besser für Asiaten ist doch zu Hause zu bleiben ? Weil sie ja so oder so als Leiche zurückreisen werden ? Ist das eine stumme Empfehlung an unsere ausländischen Mitbewohner? Ich versteh es nicht, dieses Bild. Ist das Ausweisungskitsch, oder was soll das ? Und dann diese mißhandelte Zwangsprostituierte, so muss man sie ja wohl nennen. Will uns der Autor erzählen, dass solche Mißhandlungen stets ungeahndet bleiben? Und wenn ja, warum will er das erzählen? Welch grauenhafter Fatalismus wird uns da vorgeführt und auch ebenso unglaubwürdig. Zu was will uns dieser Autor hinführen? Will er uns glauben machen, wir lebten in einem vollkommenen Unrechtsstaat? Und dies sei schon o.K. so? - Die Debatte um Prostitution ist doch all dem schon Meilen voraus. Lesen sie mal "Härte" von Andreas Marquardt erschienen im Ulstein Verlag. Dort bekommt man Einsichten. Und alles ist ganz anders als es uns scheinen will. Eine Welt, ganz anders als sie uns Schimmelpfennig erscheinen lassen will. Besuchen sie einmal Herrn Marquardt und seine Frau in Neuköln und reden mit ihm. Er ist sehr kommunikativ und er bietet eine Geschichte, die wirklich lohnenswert wäre für das Theater erzählt zu werden. Aber solche echten Stoffe haben es sehr schwer am Theater. Fast unmöglich sie dort zu plazieren und natürlich ebenso wenig. Ich würde mein letztes Hemd darum geben einen solchen Stoff für das Theater dramatisiern zu dürfen. Aber da ich schon Erfahrung an prominenter Stelle mit solchen Stoffen habe, würde ich mich ohne echte Aussichten, einen stichhaltigen Auftrag nicht mehr an die Arbeit machen. Traurig, aber wahr.
Mülheimer Dramatikerpreis: das Paradox der Freiheit
@ 123: Einfach nur "Freiheit!" zu schreien, das ist doch ziemlich unterkomplex. Jan Kott hat dazu, in Bezug auf den Dionysos-Mythos, mal folgendes formuliert: "Dionysos verspricht Erlösung von der Entfremdung und Befreiung von allen Fesseln, doch die wahre Freiheit, die endgültige Freiheit ist nur die eine: es ist die Freiheit zu töten."
Und um zum Mülheimer Dramatikerpreis zurückzukommen, auch Elfriede Jelinek hat in den "Kontrakten des Kaufmanns" auf das Paradox der Freiheit verwiesen. Zitat: "Sie werden nie gewinnen, Sie werden nichts gewinnen außer Ihrer Freiheit, nichts zu gewinnen, aber die werden Sie gewinnen!"
Mülheimer Dramatikerpreis: schwarze Löcher
@IS: Sicherlich. Nur eine Momentaufnahme dieser Ausruf. Mir sind die schwarzen Löcher der Freiheit bekannt. Es bezog sich lediglich auf die Freiheit sich hier zu äußern. Und die ist doch ein Zugewinn und kein Aasgeiertum. - Doch die Grille, sagen sie doch einmal etwas zu der Grille und zu dieser Art der Freiheit sich aus jeder Wahrscheinlichkeit hinauszuphantasieren, wie es dies Stück versucht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Rückreisen-Gleichnis
Komisch, mal wieder nur die selben die sich zum Thema äußern. Ich kann das nachvollziehen, was 123 an Schimmelpfennigs Text aufregt, obwohl ich nicht so weit gehen würde. Es ist immer noch Kunst und das Stück will nur ein Gleichnis für etwas sein. Für was, bleibt aber wage. Die Rückreise des Chinesen ist Kitsch und dabei sollten wir es belassen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Realität übersteigen, nicht verhunzen
@Ja natürlich ist das Kunst, aber sobald ich diesen Satz schreibe, denke ich leise: ...aber was für welche...

Theater als Verklärungsanstalt". Realitätsverhunzungsanstalt. Eine Aufführung ist doch nicht dazu da, mich verblödend, von der Realität zu entfernen. Sie soll das Reale im besten Sinne übersteigen, auf die Wirklichkeit verzögert zurückwirken, denke ich hin und wieder. Aber diese Vorgänge, die der Künstler da erfindet, sind doch zum Teil abstrus. Wenn er die Rückreise des Hilfskoch als eine Vision, einen Traum in die Phantasie der sterbenden Figur hineingelegt hätte, wäre dies nachvollziehbar; ähnlich eben der sterbenden jiddischen Mutter bei Kuban, die sich ständig in sentimentalen Liedern ergeht. Aber so. Schauerliche Verbiegung, von Gleichnis keine Spur, möchte ich fast sagen. Da wird die Kunstform eines Gleichnisses eventuel simuliert. Mehr aber auch nicht. Und so etwas gilt dann als Maßstab? - Ich weiß nicht, ob ich mich aufregen soll, aber irgendetwas in mir empört sich bei all dem, wahrscheinlich mein Empfinden für Wahrheit.

Auch würde ich gerne einmal über den Mann im gestreiften Hemd reden, der die Grille so außerordentlich schön findet. Ein vergleichbares Motiv fanden wir ja schon in der Beier Inszenierung "Die Gemeinen...". Warum macht er die Grille kaputt? Weil Männer in gestreiften Hemden so sind? Ein wirklich erbärmliches Klische ohne jede Phantasie. Ganz ehrlich, so betrunken, wie die Figur in dieser Inszenierung war, konnte die überhaupt noch irgendetwas zu Stande bringen? Ständig, wenn ich darüber nachdenke, schüttele ich innerlich nur meinen Kopf. Und wenn hier gefragt wird, ob man Konkurrent dieses Herrn wäre, dann schüttele ich abermals mit meinem Kopf. Auf dem Gebiet kann ich gar nicht konkurrieren. Dafür bin ich, glaube ich, zu sehr an Aufklärung in der Kunst und Weiterführung, Transformation in eine zukünftige Vision interessiert. Meine Leidenschaft ist ganz anders gelagert.
Mülheimer Dramatikerpreis: es steht zu wenig auf dem Spiel
@ 123: Die Freiheit, sich zu äußern - in dem Punkt haben Sie meine uneingeschränkte Zustimmung.
Bloß, warum Sie sich nun so sehr in das Schicksal der Grille hinein versteigern, das wird mir nicht ganz klar, handelt es sich hier doch um Kunst und nicht um Realität.
Was mich an diesem Schimmelpfennig-Stück stört, ist ganz allgemein dessen affirmative Botschaft an die Konsensgesellschaft. Da ist neben dem Spaß kein Schmerz über die (Selbst-)Widersprüche des menschlichen Subjekts zu erkennen, wobei diese Widersprüche auch kaum diskursiv verhandelt, sondern eher konstatiert werden.
Ich empfinde es nicht als problematisch, dass die Figurenkonstruktion nicht "wahrscheinlich" ist, denn Kunst ist nie wahrscheinlich im Sinne einer ethisch-moralisch nachvollziehbaren Abbildung von Realität. Ich empfinde es als viel problematischer, dass hier nichts zur Diskussion steht, dass hier nichts auf dem Spiel steht, dass hier keine weitergehenden Fragen in Bezug auf die außertheatrale Realität aufgeworfen werden, sondern dass es hier bloß noch um das Virtuose der innersprachlichen Konstruktion geht. Auf eine solche Art von Kunst kann ich gern verzichten, wenn nicht mehr in Bezug auf (die potentielle Veränderbarkeit von) Realität geschrieben und gedacht wird.
Mülheimer Dramatikerpreis: unwahrscheinliche Konstruktion
@IS. Mag sein. Das Wort "nie" würde ich nicht verwenden wollen. Jedoch ist es tatsächlich so, dass auch eine unwahrscheinliche Konstruktion einen Dialog mit der außertheatralen Realität führen kann, der deutlich auf sie verweist und nicht im Vagen bleibt.

Abschließend würde ich jedoch trotzdem dabei bleiben, dass eher die Asiaten Ameisen und die Europäer Grillen sein könnten.
Mülheimer Dramatikerpreis: wo die fiesen Heuschrecken sind
@ 123: Das würde ich nicht so pauschal sagen. Denn die wirklich fiesen Heuschrecken (ganz anders als die Schimmelpfennigsche Grille) sind mittlerweile doch wohl im asiatischen Wirtschaftsraum zu verorten. Aber das ist vielleicht auch ein anderer Diskurs.
Mülheimer Dramatikerpreis: asiatisches Kollektiv + europäischer Eigensinn?
@IS. Gemeint war natürlich, dass die Asiaten eventuell weniger Verständniss für Individualismus haben und eher im Kollektivkörper aufgehen wollen oder sollen, wohingegen die Europäer häufig, wenn auch oft recht "leer" schon fast traditionell eine Art von Eigensinn pflegen. Die Heuschrecken wiederum fallen ja auch als ganze Schwärme ein, was auch eher für eine kollektive Aktion sprechen würde. - Aber wir beide sind nun wirklich nicht dazu aufgefordert, dem vagen Gleichniss des Herrn Schimmelpfennig Aufwind zu verschaffen, in dem wir für ihn weiterdichten, was er nicht sinnvoll auf einen Punkt bringen konnte.
Mülheimer Dramatikerpreis: mit Pollesch auf den Punkt
@ 123: Das ist mir jetzt zu vage. Meines Erachtens muss man das "Aufgehen im Kollektivkörper" auf der einen und den "individuellen Eigensinn" auf der anderen Seite dialektisch betrachten.
Es wäre ja eben gerade die Frage, ob man den fleißigen Arbeiter so einfach gegen die kreative Grille ausspielen kann, ohne das in einem situativen/kulturellen/globalen Kontext zu verorten.
Mit den Heuschrecken meinte ich übrigens nicht die Tiere, sondern die chinesischen Hedge-Fonds. Oder wie brachte es Pollesch mal auf den Punkt?:
"Und wenn ich an dich denke, denke ich nur an das Projekt der kommunistischen Partei, die Arbeit am kommunistischen Projekt aufzugeben und sich an den Aufbau des Kapitalismus zu machen, du Arsch, du!" (aus: "JFK")
Mülheimer Dramatikerpreis: eine Frage der Disziplin
@ja,ja...ich weiß, aber in diesem Zusammenhang ist das Bild der Heuschrecke nicht ganz richtig, eventuell sind da eher Skorpione am Werk. Und den Kollektivkörper und den individuellen Eigensinn sollte man dual denken, denn vermengt sich das Eine mit dem Anderen, kann es mit sich selber nicht mehr ident sein. Ein Leben in scheinbaren Widersprüchen wäre empfehlenswert, denn bei beiden Leidenschaften, sei es der Individualismus, wie das Kollektiv handelt es sich weder um einen Antagonismus noch um ein Paradox. Es ist eine Frage der Disziplin, und was man wann zu welcher Zeit und an welchem Ort tut.

In Erwartung Ihrer nächsten Retourkutsche (vage)

Ihr

123
Mülheimer Dramatikerpreis: keine Frage der Disziplin
@ 123: Das duale System des ökologischen Recyclings? Spaß beiseite, ich würde eben gerade nicht von dualen Gegensätzen sprechen wollen, sondern dass es von den Bedingungen/vom Kontext abhängt, ob und inwieweit man sich in einen Kollektivkörper einordnet oder eben nicht. Für mich ist das keine Frage der Disziplin, das klingt mir zu preußisch-nationaldeutsch, sondern immer nur eine Frage der individuellen Ent-Scheidung: Rockkonzert oder Kopfhörer.
Mülheimer Dramatikerpreis: Kopfhörer + Rockkonzert in Koexistenz
@IS. Ich bitte Sie. Kopfhörer und Rockkonzert, beides natürlich, aber jedes zu seiner Zeit. Und wenn das der ganze Ausdruck ihrer Individualität ist, solche Entscheidungen, dann läuft tatsächlich etwas "leer". Zudem spreche ich nicht von dualen Gegensätzen. So ein Unsinn. Beides exestiert in friedlicher Koexistenz, im besten Fall. Und wenn ich dies Kontext Gerede höre, wird mir übel. Ich bewege mich nicht in Kontexten, ich lebe. Was hat das mit Preußentum zu tun? Sie reagieren reflexartig auf Stichworte und das trägt wenig zur Klärung von dem Verhältniss von Individuum und Kollektiv bei, das natürlich weitaus komplexer ist. - Aber was hat all dies mit dem Stück zu tun?
Mülheimer Dramatikerpreis: friedliche Koexistenz?
@ 123: Wie können denn Chor/Kollektiv und Individuum in "friedlicher Koexistenz" existieren? Das sind doch bloß Floskeln. Bereits in den antiken Anfängen des Theaters ging es darum, dass das Individuum aus dem Chor heraustritt und sich vor dem Kollektiv behauptet. Schauen Sie sich doch mal beispielsweise die Arbeiter in den chinesischen Honda-Werken an. Die arbeiten zu Hungerlöhnen und wagen es kaum, aus dem Kollektiv auszutreten und für bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren, da die kommunistischen Kader als Firmen-Anteilseigner jeden Protest gewaltsam unterdrücken und die Arbeiter auch noch gegeneinander ausspielen bzw. Streikbrecher unterstützen. Das ist die Realität des von situativen und kontextuellen Bedingungen abhängigen Verhältnisses zwischen Chor/Kollektiv und Individuum. Alles andere ist - mit Verlaub - esoterisches Gelaber.
Mülheimer Dramatikerpreis: kommunistische Kader nicht gleich antiker Chor
@Entschuldigen Sie das ich von deutschen Verhältnissen ausging und nicht von chinesischen. Und hier ist eine friedliche Koexistenz von individuellen und kollektiven Ansprüchen durchaus möglich und wird auch tagtäglich gelebt und hat nichts, aber auch rein gar nichts mit Esoterik zu tun, sondern mit unserer Demokratie. - Nun wollen Sie also auch noch das antike Drama hier, neben dem "Drachen" diskutieren?

Bitte, wie es Ihnen beliebt. Aber ich denke, dass eher Sie das Thema hier floskelhaft ausbreiten, um endlich sagen zu können, was Sie schon immer mal so sagen wollten, denn dies, scheint mir, ist Ihr Hauptziel; und dann ist da noch ein gerütteltes Mass an Überheblichkeit mit der Sie versuchen anderslautende Meinungen in die Esoterik, wahlweise auch ins Vage abzudrängen, statt wirklich mal an das Gesagte anzuschließen. - Wie Sie hier flugs kommunistische Kader und Arbeiter mit dem Chor und dem Individuum im antiken Drama irgendwie vergleichend gleichsetzen wollen, dass ist schon kühn und mindestens genauso vage, wie die Arbeit von Herrn Schimmelpfennig.

Ich denke mir das so: Sie wollen jetzt hier noch ein wenig weiterprovozieren, hoffen durch ein paar gezielte Verletzungen weitere Kommentare von mir zu "erpressen", um so endlich zu Ihren Kernthemen vorzudringen.

Mal schaun...wenn es der Sache dient, läßt man sich Ihre Belehrungen ja gerne mal für ein paar Momente gefallen.

Waren Sie denn schon einmal so ein richtiger Arbeiter? Ich meine jetzt nicht in China? Kennen Sie die Innenansicht solcher Tätigkeiten? Ich kenne sie und weiß, wie schwer es ist dort, in dieser Welt, ein "Individualist" zu sein.

Und wenn Sie mir jetzt weiter mit Ihrer Esoterik kommen, klären Sie mich bitte auf, welcher Form von Esoterik ich denn nachhänge, denn Sie wissen da offensichtlich mehr über mich als ich über mich selbst?

Aber wenn ich mich bei mir so umschaue, da gibt es überhaupt kein esoterisches Material, weder in meinem Bücherschrank, noch in meiner Küche, meinem Wohn oder Schlafraum und einen Zimmerbrunnen besitze ich auch nicht.

Wenig erhellend


(Liebe/r 123, liebe/r I S,
vielleicht könnten Sie die Diskussion einfach ohne persönliche Angriffe weiterführen? Das müsste möglich sein und würde der Lesbarkeit dieses Threads entgegenkommen.
Vielen Dank und beste Grüße,
Anne Peter / Redaktion)
Mülheimer Dramatikerpreis: I do …
@Peter. I do my very best.
Mülheimer Dramatikerpreis: prozessuales Wechselspiel
@ 123: In kritischer Weiterführung des Schimmpelpfennig-Stücks ging es mir um das prozessuale Wechselspiel zwischen Chor/Kollektiv und Individuum in Bezug auf prekäre Arbeitsverhältnisse in einem globalisierten Kontext - sei das Individuum nun der klassische männliche Arbeiter oder die weibliche Servicekraft eines modernen Dienstleistungsunternehmens. Diese Problematik können Sie natürlich auch im deutschen Kontext finden, zum Beispiel bei der Firma (nicht dem Politiker) Westerwelle.
Im Theaterbereich ist der antike Chor das Modell, an welchem sich neben Einar Schleef zum Beispiel auch Bertolt Brecht ("Die Maßnahme") oder Heiner Müller ("Mauser") orientiert haben, um mit diesem Wechselspiel zu experimentieren.
Schließlich geht es meines Erachtens auch nach den großen ideologischen Systemen bzw. der Blockkonfrontation des Kalten Kriegs (Sozialismus/Kommunismus vs. Kapitalismus) immer wieder darum, ob man sich als Individuum von den politischen Autoritäten der repräsentativen Demokratie in seinen Interessen vertreten fühlt oder nicht. Das heisst, ob man im Kontext des globalen Finanzkapitalismus von einer sozial ausgewogenen politischen Interessensvermittlung sprechen kann, das ist hier die Frage.
Mülheimer Dramatikerpreis: Hilfskoch kein Opfer des Weltmarktes
@Und wo sehen Sie den Chor bei Schimmelpfennig? Und in welchem Wechselspiel?

Ob die sozialen Interessen gegenüber den Interessen des globalen Finanzkapital in den westlichen Demokratien ausgewogen verhandelt werden, da kann man allerdings seine Zweifel haben. - Nur wo tritt das "globale Finanzkapital" denn im "Goldenen Drachen" auf? Es geht da ja nicht einmal um ein mittelständiges Unternehmen. Wie ziehen Sie denn von einem solchen Kleinunternehmen den Bogen bis hin zum Weltkapitalmarkt? Mal abgesehen von den Lebensmiteln, die ein solcher Betrieb einkaufen muss? Der Hilfskoch wird doch nicht zum Opfer des globalen Weltmarktes? Und über seine konkrete Bezahlung, ob die angemessen, ausgewogen oder nicht ist, erfahren wir doch innerhalb des enggesetzten Rahmen dieses Stückes nicht.

Stellen Sie doch bitte konkrete Bezüge zu dem Stück her. In welchem "Kontext" bewegt es sich denn, mit Blick auf den Globus? Schimmelpfennig begrenzt sich doch selber auf ein verkommenes Kleinbürgertum. Nicht eine wirklich intelligente Figur tritt da auf. Zwar ist alles mit allem verbunden, hindert aber den einzelnen Verantwortlichen nicht zwingend daran mögliche Grenzen zu überschreiten und beispielsweise Alternativen zum üblichen Lohngefüge zu entwickeln, und schon gar nicht daran seine Mitmenschen sinnvoll bei einer notwendigen medizinischen Versorgung zu unterstützen. Noch kann eine Küchencrew die einfache Extraktion eines Zahnes auch privat finanzieren, wenn sie will.

Bleiben Sie doch bitte bei dem Stück. Sonst kommen wir keinesfalls weiter, denn eine konkrete kritische Weiterführung des Stückes ist kaum zu erkennen.
Mülheimer Dramatikerpreis: zu eindimensional
@ 123: "In kritischer Weiterführung des Schimmelpfennig-Stücks" hieß für mich, dass das Thema der "Arbeitsmigration" hier möglicherweise zu eindimensional verhandelt wird, wenn man das allein von der lokalen/deutschen Perspektive ausgehend betrachtet. Ich möchte jetzt aber auch nicht in eine Debatte zur Verbesserung der sozialen Situation des Hilfskochs einsteigen. Schließlich ist das eine Kunstfigur. So wie sie sich für diese Figuren einsetzen, könnte man glatt auf die Idee kommen, sie würden sie kennen.
Mülheimer Dramatikerpreis: mit der Wirklichkeit vergleichen
@IS. "Ich würde sie kennen". Was soll das? Ich beschäftige mich mit der Figur, die ich gesehen habe, auch wenn sie eine Kunstfigur ist, denn sie lehnt sich ja an eine vage Realität an, da vergleicht man schon mal mit der Wirklichkeit, daran ist nichts Verwerfliches.

Tja, sie wollen eben nicht in das Stück einsteigen. Sie sind so verliebt in ihre Vorstellung von einer komplexen Welt, dass Ihnen das Naheliegende, das Konkrete und Machbare wohl fremd geworden ist.
Mülheimer Dramatikerpreis: unterkomplex
@ 123: Nein. Ich möchte tatsächlich nicht in das Stück einsteigen, weil es mir thematisch zu unterkomplex ist. Und zudem ist es bereits fertig geschrieben und mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet worden. Warum sollte ich das also weiterschreiben?
In der Realität setze ich mich für das "Naheliegende, das Konkrete und Machbare" ein, im Reich der ästhetischen Praxis, sprich in der Kunst, gelten andere Gesetze:
"Mitten in dem furchtbaren Reich der Kräfte und mitten in dem heiligen Reich der Gesetze baut der ästhetische Bildungstrieb unvermerkt an einem dritten, fröhlichen Reiche des Spiels und des Scheins, worin er den Menschen die Fesseln aller Verhältnisse abnimmt und ihn von allem, was Zwang heißt, sowohl im Physischen als im Moralischen entbindet."
Kunst ist nicht einfach nur die verdoppelnde Abbildung von Realität.
Mülheimer Dramatikerpreis: die Spannung gleichzeitiger Realitätsebenen
"...einem dritten, fröhlichen Reiche des Spiels und des Scheins, worin er den Menschen die Fesseln aller Verhältnisse abnimmt und ihn von allem, was Zwang heißt, sowohl im Physischen als im Moralischen entbindet."

Das ist Esoterik pur und mehr als unterkomplex, denn die Kunst enthebt den Betrachter nicht seines physischen und moralischen Kontextes. Vielmehr gibt es eine Dynamik zwischen den manigfaltigsten Realitätsebenen. Im Theater wäre da einmal die Wirkungsrealität des Dargestellten, welche auf die Wahrnehmungsrealität des Zuschauers trifft, die individuell divergiert. Man könnte sagen: Spannend wird es im Theater, wenn alle zur gleichen Zeit etwas anderes denken, empfinden und wahrnehmen. Neben den konkurrierenden Realitäten der Wahrnehmung im Zuschauerraum, die sich aus einer Vielzahl von kleinen Gemeinden speißen kann, tritt aber auch noch die Realität der Wahrnehmung des Dargestellten nach Innen hinzu, sozusagen, die Eigenwahrnehmungsrealität des Schauspielers im Abgleich zu seinen Kollegen. Ganz zu schweigen von der biographischen Realität, die jeder Darsteller in sein Spiel mit einbringt. Der unsichtbare Autor mit seinem Werk und seiner spezifischen Wahrnehmung, die Kritik mit ihrer die Zuschauerwahrnehmungsrealität verändernden Weise und und und...und nicht zuletzt der meißt unbewußt vorgenommene Abgleich zu der angenommenen Realität jedes Einzelnen am Theatervorgang Beteiligten; da kann von einem "alle Fesseln" abnehmenden Reich tatsächlich nicht die Rede sein.

Ich hätte Ihnen tatsächlich weitaus komplexeres Denken zu getraut. Aber so leicht kann man sich täuschen. Denn ich habe nur ein paar Realitätsebenen aufgezählt. Die Ausstattung, der historische Gehalt eines Stückes und seine aktuelle Verarbeitung im Spiel und die damit verbundenen Konfontation mit einem wechselnden Heute ließ ich völlig außen vor und zudem eine Beschreibung der Dynamik dieser Realitäten untereinander.

Und nun? - All dies an dem Stück von Schimmelpfennig zu untersuchen, wäre es schon wert, wenn man damit nämlich ein Ziel verfolgte, sprechen wir es ruhig einmal aus: Das man es hier mit einem eklektizistischen Machwerk zu tun hat, dass mit allerlei Entlehnungen aus verschiedenen Stilen versucht ein eigenes Kunstwerk zu sein, zu simulieren, letztendlich jedoch mit sich selber nicht hinreichend ident wird, um ein wirklich Eigenes zu sein und leicht verwechselbar würde, wenn man es chiffrieren würde.
Mülheimer Dramatikerpreis: Schiller
@ 123: Das ist aus Friedrich Schillers Essay "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und mitnichten unterkomplex. Schiller geht es darum, dass in der Kunst als Scheinwelt im Grunde alles möglich und erlaubt ist, insofern es reversibel ist und damit folgenlos bleibt. Das Theater generiert eine ganz eigene Realität, welche zwar auf den politisch-ökonomischen Kontext der umgebenden Realität bezogen ist, aber nicht direkt bzw. ursächlich auf die dort stattfindenden Entscheidungsprozesse einwirken kann.
Was Sie mit dem folgenden Satz zu Schimmelpfennigs Stück meinen, das entzieht sich meinem Verständnis: "letztendlich jedoch mit sich selber nicht hinreichend ident wird, um ein wirklich Eigenes zu sein und leicht verwechselbar würde, wenn man es chiffrieren würde". Vielleicht könnten Sie das noch einmal anders formulieren.
Mülheimer Dramatikerpreis: auf Zitate zurückziehen
@IS. Wohl wahr. Aber das ist doch Ihr ureigenes Problem, dass Sie sich auf Schiller und Zitate zurückziehen, wenn es darum geht neue Sichtweisen selber zu formulieren.
Mühlheimer Dramatikerpreis: eigene Position weiterdenken
@ 123: Was heisst denn hier Problem? Für mich passt dieses Schiller-Zitat einfach zu meiner Perspektive auf Kunst und Theater. Zitate sind doch nicht per se schlecht. Man kann damit die eigene Position weiterdenken bzw. immer wieder neu hinterfragen. Und das ist dann bereits die eigene Formulierung einer neuen Sichtweise, indem man fremde Texte im eigenen Kopf konfrontiert und verbindet. Das ist eine Technik und kein Götzendienst, wie Sie vielleicht vermuten.
Zu Schimmelpfennig kann ich nur noch einmal sagen, dass dieses Stück möglicherweise doch nur die eigene (bürgerliche) Weltsicht bestätigt, indem die Ränder der Gesellschaft von ebendieser bürgerlichen Mitte bzw. vom Zentrum aus beschrieben werden. Andererseits wird meines Erachtens aber auch klar ersichtlich, dass das Stück nicht "die Wahrheit" dokumentieren will, sondern dass der Autor hier die künstlerische Form der Parabel wählt, über welche das Thema der "Arbeitsmigration" in Analogie verhandelt wird. Ob diese Tierparabel von der Grille und der Ameise die aktuellen Widersprüche der Thematik trifft, das ist eine andere Frage.
Mülheimer Dramatikerpreis: nicht weit auseinander
@IS. Naja, ich denke, soweit liegen wir gar nicht auseinander und schließe meinerseits damit.

Gruß

123
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