Für ein Theater, bei dem die Luft brennt

Berlin, 24. Juni 2010. Wie die Berliner Zeitung gestern berichtete, wird Volker Ludwig, der Direktor des Berliner Grips-Theaters, das u.a. für sein Musical "Linie 1" berühmt geworden ist, im Sommer 2011 nach 42 Jahren die Theaterleitung abgeben. 1969 hatte der heute 73jährige Ludwig das Kinder- und Jugendtheater zusammen mit seinem Bruder Rainer Hachfeld gegründet.

Ein Nachfolger für Ludwig, nach dem er selbst, so heißt es, seit Längerem Ausschau gehalten habe, ist auch schon gefunden: Neuer künstlerischer Leiter wird Stefan Fischer-Fels, der von 1993 bis 2003 bereits als Dramaturg und Theaterpädagoge am Grips-Theater gearbeitet hat und derzeit das Junge Schauspielhaus Düsseldorf leitet. Der dpa gegenüber versicherte Ludwig, er werde dafür sorgen, dass der neue Theaterleiter einer wird, "der nicht in Mythen und Märchen versinkt, sondern weiter sozialkritisches Theater macht".

Der 1964 geborene Fischer-Fels stammt aus Berlin, hat drei Kinder und steht bisweilen selbst auf der Bühne. Auf der Homepage des Jungen Schauspielhauses wünscht er sich ein "Theater, bei dem die Luft brennt, mit Spaß und Politik, Lachen und Weinen, Geschichten übers Leben, wie es jeder kennt und es doch nur Dichter, Regisseure und Schauspieler bis zur Erkennbarkeit 'verdichten' können. Ich bin Stückentwickler, Muse und Manager, Unterstützer und Ermöglicher." Zwei Inszenierungen aus seinem Düsseldorfer Programm, Alice: Im Wunderland! und Undine, die kleine Meerjungfrau, waren jüngst für den Mülheimer KinderStückePreis nominiert.

Als Autor und als Mitglied der Geschäftsführung wird der scheidende Intendant, der vor zwei Jahren mit dem Faust-Theaterpreis für sein Lebenswerk geehrt wurde, dem Theater auch künftig erhalten bleiben. Viele der an seinem Theater aufgeführten sozialkritischen Stücke hat Volker Ludwig selbst geschrieben. Mit der 1986 uraufgeführten Linie 1 wurde Ludwig nach Shakespeare, Brecht und Molière zum meistgespielten Autor in Deutschland und gewann den Mülheimer Dramatikerpreis 1987. Seine im Oktober 2009 uraufgeführte Fortsetzung "Linie 2 – der Alptraum" ist jüngst mit dem Friedrich-Luft-Preis 2010 ausgezeichnet worden. Vier Mal erhielt Ludwig außerdem den Brüder Grimm Preis des Landes Berlin, 1994 die Karl-von-Ossietzky-Medaille und 2007 den Verdienstorden des Landes Berlin.

(Berliner Zeitung / ape)

 

Mehr über das Grips-Theater? Lesen Sie die Nachtkritiken zu der Uraufführung von Dirk Lauckes Jugendstück STRESS! – Der Rest ist Leben (Februar 2010), zu Rosa, einer Gemeinschaftsarbeit von Volker Ludwig und Franziska Steiof über Rosa Luxemburg (November 2008), oder zu Ola meine Schwester, einem Kinderstück von Magdalena Grazewicz (Juni 2008).

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