Ästhetisches Inferno für den Weltfrieden 

von Wolfgang Behrens

Berlin, 30. Juli 2010. Rolf Hochhuth ist der Schmerzensmann der deutschen Dramatik. Wie kein anderer Theaterautor hält er den Schriftgelehrten, Kritikern und anderen Gegnern sein Haupt hin, um Hohn und Spott darauf abzuladen. Die Anlässe sind Legion: sei es, dass er mit seinen Regie-Bemühungen die eigenen Stücke malträtiert, sei es, dass er sich ein sommerliches Scharmützel mit seinem Sparring-Partner Claus Peymann liefert, eine Gastrolle in der Soap "Gute Zeiten schlechte Zeiten" übernimmt oder den Holocaustleugner David Irving verteidigt.

Letztlich aber hat Hochhuth sein Haupt immer gewahrt, irgendwie hat er noch jedem "Kreuzige ihn!"-Chor standgehalten. Denn dieser Mann hat eine Botschaft, und die heißt Aufklärung: Er will aufklären über die Missstände dieser Welt. Und das will er mit einer Zähigkeit und einem Sendungsbewusstsein, die staunen machen – es kann einem schon Respekt abnötigen, wie tief Hochhuth notfalls zu sinken bereit ist, um seine niemals endende Mission fortsetzen zu können.

Letzter Ruch theatralischer Weihen
Auch in diesem Jahr hat Hochhuth wieder alle Register gezogen, um die kritischen Geister gegen sich aufzubringen – und das Publikum in eines seiner Stücke hinein. Nachdem er sich diesmal relativ problemlos das seiner Ilse-Holzapfel-Stiftung qua Eigentumsverhältnissen angestammte Recht erkämpft hatte, im Sommer das Haus des Berliner Ensembles zu bespielen (das für diese Zeit zur besseren Unterscheidung wieder Theater am Schifferbaudamm heißt), setzte er ein schon im Uraufführungsjahr 1974 bei der Kritik gnadenlos durchgefallenes Stück an: "Inselkomödie oder Lysistrate und die NATO", nun freilich in einer Musical-Fassung.

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Heesters, König in Hochhuths Theaterhimmel © David Baltzer/Bildbühne

Dann engagierte er Johannes "Jopi" Heesters, und mit ihm nicht nur den mit 106 Lenzen derzeit wohl ältesten Mimen holländischer Zunge, sondern zugleich auch "Hitlers Lieblingsstar" (so das Boulevardblatt B.Z.). Und griff ferner tief in die Kiste der B-Prominenz: für die Titelrolle der Lysistrate gewann er Caroline Beil, die durch ihre Teilnahme am RTL-Dschungel-Camp bereits erfolgreich ihre Seriosität aufs Spiel gesetzt hat. Und mit Kostas Papanastasiou, dem griechischen Wirt aus der ARD-Vorabendberieselung "Lindenstraße", kam ein weiterer Serienheld dazu. Um Hochhuths Unternehmen schließlich den letzten Ruch der höheren theatralischen Weihen schon im Vorhinein zu nehmen, tauschte man einen knappen Monat vor der Premiere auch noch die Regisseurin aus, wodurch einem anderen Regisseur (namens Heiko Stang) die Sache praktisch in den Schoß fiel.

Schlüpfrig-erotische Verwicklungen
Was aber ist nun bei der Sache herausgekommen? Da das Stück in einem Gasthaus auf einer griechischen Insel spielt, ist auf der Bühne ein täuschend unechtes griechisches Kulissen-Gasthaus zu sehen. Da auf der Insel ein Atomwaffenstützpunkt der NATO errichtet werden soll und die Frauen deshalb nach aristophanischem Vorbild ihre Männer sexuell bestreiken, gibt es ausgiebig Gelegenheit zu einigen schlüpfrig-erotischen Verwicklungen, die boulevardesk und ohne jede Doppelbödigkeit durchexerziert werden – wüsste man nicht, dass Hochhuth 1974 erst 43 Jahre alt war, man müsste angesichts der eifrig klischierten Zotigkeit wohl von Altherren-Humor sprechen.

Da es sich um ein Musical handelt, darf man sich an einigen neckischen, wenn auch nicht allzu neckischen Choreographien erfreuen. Und da der junge Komponist Florian Fries ohnehin jede Ambition leugnet und sich als Gebrauchsmusiker sieht, pendelt sich das, was aus dem Orchestergraben ertönt, so metiersicher wie unauffällig irgendwo zwischen Berliner Operette, vagen Weill-Anklängen und amerikanischem 50er-Jahre-Musical ein.

Caroline Beil schlüpft für ihre Lysistrate selbstbewusst von einem sexy Outfit ins nächste und macht eine gar nicht so üble Figur dabei und darin. Dass sie und die anderen Schauspieler nicht unbedingt große Darstellungskunst mit Füllhörnern ausgießen, mag nur zu einem Teil an ihren Limitierungen liegen – schon der Text bietet ja weder sonderlich ausbaufähige Charaktere noch hinreichend skurrile Komödientypen.

Konsonanten aus der Kehle ringen
Und Heesters? Er thront zu Beginn und gleich nach der Pause als König des Hochhuth'schen Himmelreichs vor einem Wolkenprospekt und monologisiert. Brüchiger tenoraler Glanz umstrahlt seine Worte: "Die Frauen dominieren, sie waren einst berühmt ..." Die Konsonanten ringen sich ihm aus der Kehle, und auch seine Hände ringen miteinander in darstellerischem Fleiß. Das Publikum erschauert pflichtschuldigst, bewundert weniger die Kunst- als vielmehr die Altersleistung und erhebt sich beim Schlussapplaus reflexhaft zur stehenden Ovation.

Hochhuth hat es also wieder geschafft. Kein kritischer Geist wird diese Aufführung ernstnehmen können, der Spott ist ihr gewiss. Allein: Was eigentlich war diesmal Hochhuths aufklärerische Botschaft? Das Programmheft verrät es: "Die NATO ist heute, 2010, viel bedrohlicher für Europa als vor 60 Jahren. (...) Sollte ein Musical nur dazu gut sein, überhaupt noch an diese Gefahr zu erinnern - hätte es seinen Zweck erfüllt." Ob allerdings jemand auf dem Heimweg noch an das Damokles-Schwert der NATO gedacht hat, darf bezweifelt werden. Vielleicht war Hochhuths Mission in diesem Fall einfach nur, im Sommer das Berliner Ensemble zu bespielen.

 

Inselkomödie oder Lysistrate und die NATO
von Rolf Hochhuth
Musik von Florian Fries
Regie: Heiko Stang, Choreographie: Andrea Heil, Musikalische Leitung: Florian Fries, Bühnenbild: Lutz Brandt, Kostüme: Elisabetta Pian, Licht:Jens Richter, Ton: Steven Veitlbauer, Dramaturgie: Fehlanzeige.
Mit: Johannes Heesters, Caroline Beil, Kostas Papanastasiou, Michael Marwitz, Christoph Sommer, Isabel Dörfler, Jan-Andreas Kemna, Alexander Zamponi, Anna Schwabroh, Michael Seeboth, Constanze Morelle, Henry Nandzik, Nadine Zaremba, Dejan Brkic, Noémi Schröder, Andreas Goebel, Wolfram B Meyer, Paul Hörmann, Mattis Nolte und Musikern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Theater_am_Schiffbauerdamm

 

Mehr lesen? Das Hochhuth-Sommerspektakel 2009 wurde mit dem Aufführungsversuch des Hochhuth-Dramas Sommer 14 bestritten.

 

Kritikenrundschau

"Ups," japst Andreas Schäfer im Berliner Tagesspiegel (1. 8. 2010) Das Hochhuth-Theater könne es noch vulgärer, als Claus Peymann in seiner "Trilogie der Ferienzeit". Denn während sich die Schauspieler bei Peymann nur entblößen dürften, müssten sie nun bei Hochhuth auch noch unablässig ihre Unterleiber gegeneinander klatschen lassen. Oder handelt es sich bei dieser Geschmacklosigkeitssteigerung etwa um eine gezielte Peymann-Verhöhnung, ja, Rache gar? Der Kritiker zögert. Jedenfall will seinem Eindruck zufolge dieser Abend zweieinhalb Stunden "partout nicht aus der Rammelbude heraus. Zweieinhalb Stunden begleiten die Herren ihre Kalauertexte mit stoßenden Hüftbewegungen. Zweieinhalb Stunden lüpfen die Frauen ihre Röcke, reißen die Schenkel auseinander oder pressen ihre Brüste aus dem Ausschnitt hervor. Zweieinhalb Stunden springt dieser Abend also unablässig dem Zuschauer mit blankem Arsch ins Gesicht."

Man müsse sich schon ein eigenes Theater kaufen, um so etwas auf die Bühne zu bringen, befindet Volker Weidermann in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (1. 8. 2010), die das BE aus gegebenem Anlaß in "Ballermann-Ensemble" umbenannt hat. Die Geschichte fasst der Kritiker so zusammen: "Die Nato möchte auf einer kleinen, unschuldigen griechischen Insel einen Militärstützpunkt errichten. Die Männer der Insel sind begeistert, wollen ihre Grundstücke für großes Geld gern verkaufen, die Frauen sind entsetzt, wollen lieber den Tourismus fördern und setzen sich mit einem Ehe-, das heißt: einem Sexstreik zur Wehr. Es geht dann aber trotzdem beinahe nur um Sex auf der Bühne." Aus Weidermanns Sicht schlüpft Hochhuths Text "unter unterstem Zotenniveau locker durch". Da reime sich Nickerchen auf Fickerchen, und die Frauen müssten peinliche Witze aufsagen. Kurz: der Eindruck ist katastrophal. Dabei mache "die aus dem Fernsehdschungel als 'Hackebeilchen' bekannte Caroline Beil ihre Sache als Lysistrate "gar nicht einmal so schlecht, singt ordentlich und wahrt eine Art Restwürde auf der Bühne. Der ewige Lindenstraßengrieche Kostas Papanastasiou spielt den Griechen wieder einmal sehr überzeugend. Und Johannes Heesters, der zwei eher sinnfreie Auftritte als alter König auf dem Thron hat, sagt seinen Text fast fehlerfrei auf und zeigt seine ungeheuren Zähne."

"Warum musste es ausgerechnet 'Inselkomödie oder Lysistrate und die Nato' sein?", fragt sich Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen (2.8.2010). Die Lysistrate-Geschichte des Aristophanes sei "mit Thesen, Anmerkungen, Belehrungen zu einer schwatzhaften Standpauke in Sachen demokratische Rechtschaffenheit, umfassende Frauenbefreiung und sexuelle Revolution" aufgeblasen: "Wer soll das spielen wollen - und können?" Heesters tue zwar, "was er kann, und seine Mitstreiter geben sich immerhin redlich Mühe" und ackerten "sich wacker durch den Text". Trotzdem Die errege die Aufführung "Mitleid mit den Beteiligten - was nicht genügt, um ernst genommen zu werden. Sie findet statt, und das ist ihr Untergang."

Matthias Heine entdeckt in der Welt (2.8.2010) eine " eine unselige Tradition" des Berliner Ensembles, "greise Schauspieler in unwürdigster Weise zur Begaffung" freizugeben, und erinnert an Auftritte von Erwin Geschonneck, Marianne Hoppe und Bernhard Minetti. "Verglichen mit all diesen jungen Hüpfern" schneide Heesters in Hochhuths Aufführung "ziemlich gut ab." Er spreche den Prolog zu Hochhuths Lustspiel wohlartikuliert und textsicher, was man nicht von allen Darstellern der anschließend beginnenden 'Inselkomödie' behaupten kann. Den intelligenteren unter ihnen möchte man zugestehen, dass ihr Hirn vielleicht unbewusst Widerstand gegen den Schmarrn, den sie da auswendig zu lernen hatten, leistete." Hochhuth habe bei offenbar bei der Niederschrift seines Stücks geglaubt, "die Zoten seien ein griechischer Stamm gewesen". Um die künftige Sommerbespielung des BEs durch Hochhuth zu verhindern, fordert Heine "Menschen mit der Zivilcourage einer modernen Lysistrate (...). Da ein Sex-Streik beim hohen Alter der Hauptbeteiligten (auch Hochhuth ist schon 79) vermutlich wirkungslos bliebe, wäre ein Pflegestreik möglicherweise das geeignete Mittel."

Hochhuth sei "eigentlich der Mann, der alles selber macht", schreibt Jan Brachmann in der Berliner Zeitung (2.8.2010). "In der Druckfassung der 'Inselkomödie' gibt es mehrseitige Regieanweisungen, die nicht nur Mobiliar und Motivationen der Figuren beschreiben, sondern auch wann und wie ein Schlüpfer auszuziehen ist. Der Regisseur Heiko Stang hat sich daran strengstmöglich gehalten, der Bühnenbildner Lutz Brandt auch. In der terrakotta-hellblau gestrichenen Kneipe staksen die Darsteller Schritt für Schritt durch ihren Text, weit ordentlicher gar als Kasperle und Krokodil." Der 29-jährige Florian Fries aber habe "eine einfalls- und kenntnisreiche Musik erfunden: Foxtrotts, schnell und langsam, mal in eine flotte Valse-Bluette zur Umbaupause verwandelt, klavierbegleitete Romanzen, einen Charleston für den Minister in Hotpants, umschlagend in einen Galopp." Und Heesters habe "zwei kurze, aber ergreifende und kunstvolle Auftritte", die "in jeder Hinsicht aus Zeit und Welt und Stück herausragten."

Und da ist sie denn doch, die positive Stimme, Corinna Stegemann erhebt sie in der tageszeitung (2.8.2010). Es mache "wirklich Spaß", Heesters zuzuhören, schreibt sie. "Seine Stimme ist noch kräftig, er spricht pointiert und mit angenehmer Theatralik und großer Bühnenpräsenz - die ganz alte Schule." Auch die Vorstellung im Ganzen sei "erquicklich" gewesen. "Zwar wirkt das Stück ein wenig aus der Zeit gefallen und die Mischung aus ernsten, militärkritischen Textpassagen, die wie mit einem moralisierend erhobenen Zeigefinger daherkommen, und boulevardeskem Klamauk mutet etwas seltsam an, doch die wenigen Längen werden durch muntere Showeinlagen wieder wettgemacht." Die Darsteller seien "mit Spaß bei der Sache, die Sexszenen halten sich erfreulicherweise in Grenzen, und auch Caroline Beil, die anfangs etwas unsicher auftrat, fand in ihre Rolle." In einem zweiten Text, einige taz-Seiten weiter, gesteht die Rezensentin freilich, während der Generalprobe neben Hochhuth persönlich gesessen zu haben: der ihr zum Schluss ein Buch schenkt und sich mit Handkuss verabschiedet: "Ich bin entzückt."

Da diese Inselkomödie kein Niveau habe, das man kritisieren könne, schreibt Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (7.8.2010, könne man den "größten Autor aller Zeiten" wenigstens mit der Nachsicht betrachten, die jeder Altersstarrsinn verdiene. "Spätestens, wenn Rolf Hochhuth im Programmheft ein Nato-Manöver in Georgien mit dem Überfall Russlands durch Hitler gleich setzt, sollte man ihm aus reiner Höflichkeit jeden Widerspruch ersparen. So lernt man es jedenfalls in der Altenpflege."

Kommentare  
Inselkomödie: unheimlich wichtig
Was soll man da noch sagen? Ich saß in einer sichtbehinderten Loge (nichts verpasst) und hatte das Bedürfnis (im Andenken an Fritz Teufel) die sommerlich nackten Füße über die Brüstung zu hängen - hätte der Aufführung Pfiff gegeben!
Heesters schlug sich tapfer, sang nicht (er war wirklich ein begnadeter Sänger) Kostas deutete zum Schluß einen griechischen Tanz an, und brachte damit Atmospäre hinein. - und die Probleme? Angesichts der gerade in Duisburg bewiesenen menschlichen Unfähigkeit unheimlich wichtig...
Inselkomödie: Kanonen dräuen am Bühnenhorizont
Drei Schwengel für Carli

Er wolle mit Entsetzen Scherz treiben, weil sonst keiner hingeht, erklärt Rolf Hochhut in der Berliner Presse, die ihn nun wieder wie jeden Sommer als willfährigen Nachrichtenlieferant ausgemacht hat. Das ist erst mal nicht verkehrt, mit der derb erotischen Komödie „Lysistrata“ des Aristophanes als Vorbild für seine „Inselkomödie“ ließe sich da durchaus etwas machen. Auch Brecht hat mit seiner Dreigroschenoper und diesem Format zum Transportieren von politischen Aussagen Erfolge gefeiert, hier am Theater am Schiffbauerdamm, lang bevor dann nach dem Krieg daraus das Berliner Ensemble wurde.
Leider hat sich Hochhuth für seine Musical-Version die falschen Leute für das falsche Haus ausgesucht. Der junge Komponist Florian Fries orientiert sich zwar auch etwas an Kurt Weill, mit seiner operettenhaft seichten Musik liefert er aber nur ein billiges Paul Lincke Plagiat ab. Das funktioniert sicher gut am Kudamm, dort befindet sich auch das richtige Publikum, nur ist das sicher nicht der Adressat, den sich Rolf Hochhuth vorgestellt hat, wenn er auch Solidaritätsadressen an die Kudammbühnen im Programmheft abgibt. Der erst 4 Wochen vor der Premiere eingewechselte Regisseur Heiko Stang bürstet das Stück kräftig auf Klamauk, es wird ordentlich kopuliert und die Damen schwingen die Hüften und Hinterteile vor den Nasen der dämlich geilen Herren mit Dauererektion. Ein Pope kann sich nur mit einem Kreuz der eigenen Geilheit und der ausgestellten Weiblichkeit erwehren. Darauf werden die Frauen leider auch reduziert, von List und Klugheit außer bei der Abgeordneten Lysistrate aus Athen kaum eine Spur. Die Kostüme unterstützen das Konzept, aufreizen bis der Letzte kapiert hat, worum es geht. Wo hat man eigentlich auf einer griechischen Insel schon mal Frauen den halben Tag im Seidenmorgenmantel rumlaufen gesehen oder mit hochhackigen Stiefeln. Die politische Aussage, das die NATO den Russen auf den Pelz rückt und das Elend von Kriegen nur immer wieder auf das Volk zurückfällt, geht dabei völlig unter. Es wird gepost wie bei Drei Engel für Charlie und in großen Weinbottichen im Kreis gestampft. Kanonen dräuen am Bühnenhorizont. Ein korrupter Politiker darf sich mit seinem ergaunerten Geld freikaufen und hat einen schlüpfrig erotischen Bunny-Hasentraum. Die Songtexte sind ziemlich platt und nur mäßig komisch. In einem poppigen Tänzchen entlarven sich die Soldaten als nichts könnende Idioten und 4 Beine in Betten sind besser als Schlaftabletten. Die Sommeroperette findet dann ihren Schluss in ordentlich Flitter und tam tam. Alles findet sich zum guten Ende, so einfach ist die Welt des Rolf Hochhuth.
Im Programmheft kommen alte Männer wie Helmut Schmidt, Peter Scholl-Latour und Michael Gorbatschow zu Wort, die uns warnen wollen. Der Umgang mit alten Männern ist Hochhuth immer sehr gut bekommen, sagt er und hat auch noch einen besonderen Coup auf Lager, indem er den 106-jährigen Entertainer Johannes Heesters auf die Bühne setzt. Der darf dann einige Zeilen rezitieren, erst über die Liebe und die Frauen und dann nach der Pause ein Anti-Kriegsgedicht aus dem 19. Jh. vom flämischen Poeten Gentil Theodoor Antheunis, das er schon 2008 in seiner Geburtsstadt Amersfoort vorgetragen hat. Amersfoort war im 2. Weltkrieg bekannt als Internierungslager der SS, „Traurige Zeiten“, welch späte Einsicht des alten Heesters.
Was von dem Sommertheater um das Stück und Rolf Hochhuth übrig bleiben wird, sind leider nur wieder leere Drohungen in Richtung Senat um die Kündigung des BE, und Gerüchte zu Claus Peymanns Eintritt in die Ilse-Holzapfel-Stiftung. Was für ein Gespann. Peymann wäre dann BE-Chef für immer und müsste das ganze Jahr über Hochhuth-Stücke inszenieren.
Inselkomödie: nachgemachter Sex
richtiges Boulevardtheater ist besser, und ausgefeilter, denke mal an uns seelig Willi Millo..., und bei Aristophanes sind die Frauen klug und listig - ansonsten hätte das Stück soviele Jahrhunderte nicht überdauert...
Irgendwie nachgemachter Sex weckt einem auch nicht auf!
Oh Rölfchen Hochhuth! - Love oh Love...
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