An einer Überdosis Sarrazin verschluckt?

21. September 2010. Der Intendant des Thalia Theater, Joachim Lux, hat sich in einem offenen Brief an die Chefredaktion der Tageszeitung DIE WELT gewandt, und dem Journalisten Alan Posener Volksverhetzung und Verunglimpfung anderer Religionen vorgeworfen. Lux reagiert damit auf Poseners vernichtende Kritik im WELT-Feuilleton zu Luk Percevals Hamlet-Inszenierung an diesem Wochenende.

Posener hatte Perceval darin eine Verflachung des radikalen Stoffes vorgeworfen, ein Ausweichen vor der Tatsache, dass Hamlet und Ophelia einer Verbindung von politischer und religiöser Gewalt zum Opfer fallen würden. An der Textfassung von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel kritisiert Posener, dass sie dem Original alles Widersprüchliche, Poetische und alle Tiefe ausgetrieben hätten.

Lux stört sich an der Wortwahl, mit der Posener seine Kritik formuliert. Der Shakespearebearbeiter Feridun Zaimoglu sei türkischstämmig, "also Moslem, also wahrscheinlich Islamist," also lasse er laut Posener den "'Muezzin jodeln' – Pointe: "Muezzin kommt nicht vor, weder gejodelt noch sonst wie. Dann: Zaimoglus Text verhält sich (wörtlich) 'zum Original wie der Koran zur Bibel. Er hat dem Urtext alles Widersprüchliche ausgetrieben. Der Rest ist Plattheit.' Der Koran als Verplattung der Bibel! Das macht wahrhaft sprachlos, unglaublich. - Pointe auch hier: Der Koran kommt an dem Abend nicht vor. Und nebenbei wird noch eine 'harmlose, buddhistische Weltsicht' in den Boden gestampft, weil der flämische Regisseur Luk Perceval sein Interesse für den Buddhismus bekundet." All dies erfüllt für Lux den Tatbestand der Islamophobie, Volksverhetzung und Verunglimpfung anderer Religionen.

In der Folge seines Briefes fordert Lux von der Chefredaktion der WELT Konsequenzen.

(sle)

 

Hier geht es zu Joachim Lux' Brief im Wortlaut.

Hier zur Kritik von Alan Posener.

Hier geht es zum Redaktionsblog, der den Fall kommentiert.

Am 28. September 2010 legt Posener in seinem Blog starke-meinungen.de diskursive hintergründe seiner Kritik offen.

 

 

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