Unwägbarkeiten bei der geplanten Rettung des Theaters Altenburg-Gera
Hier gilt's dem Personal
von Ute Grundmann
Gera, 8. November 2010. Krisenintervention am Theater Altenburg-Gera: Das Haus soll weitergeführt, die Gefahr einer Insolvenz vor allem mit Hilfe des Landes Thüringen abgewendet werden. Das beschloss der Aufsichtsrat der Theater-GmbH gestern in Gera.
Zur Schließung des 1,86-Millionen-Lochs setzen die Gesellschafter des Theaters (die Städte Altenburg und Gera sowie der Landkreis Altenburg) nun vor allem auf die Hilfe des Freistaates Thüringen. Der soll jetzt und noch einmal im Mai 2011 850.000 Euro zahlen, was das thüringische Kabinett aber am 23. November erst einmal beschließen muss. Doch Kulturminister Christoph Matschie habe Hilfe in Höhe von 1,7 Millionen Euro zugesagt, "wenn die Gesellschafter ihren Anteil im gleichen Anteil wie bei den Zuschüssen leisten", so Altenburgs Bürgermeister Michael Wolf. Den jährlichen Zuschuss in Höhe von 17 Millionen Euro teilen sich das Land mit 58 Prozent und die Kommunen mit 42 Prozent.
Wieviel darf Kunst kosten?
Mit dem Anteil der Kommunen am Rettungsplan beginnen aber schon die Unwägbarkeiten. Die Stadt Gera etwa hat derzeit keinen genehmigten Haushalt. Sollten Gera sowie Stadt und Landkreis Altenburg ihren Anteil nicht aufbringen können, soll wieder das Land helfen, diesmal über den kommunalen Finanzausgleich, für den der Innenminister zuständig ist. Und schon gar nicht geklärt ist das Grundproblem, das Michael Wolf, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates ist, so benannte: "Die Zuschüsse an die Theater-GmbH reichen gerade für die Personalkosten, für Inszenierungen ist eigentlich kein Geld da."
Die Fragen aber, wieviel Geld das Theater kosten darf oder soll, wieviel Theater man sich (noch) leisten kann oder will, ob künstlerisch anspruchsvolles Theater auch für weniger Geld zu machen ist, sollen nicht am Einzelfall Altenburg-Gera, sondern für das ganze Land Thüringen geklärt werden. Dazu tage bereits eine Arbeitsgruppe, so Wolf, die aber Stillschweigen vereinbart habe. Allerdings will man mit dem Land darüber reden, dass sich künftig auch die Kommunen an den Kosten beteiligen, aus denen Besucher nach Altenburg und Gera kommen, und nicht nur die Städte, in denen die Theater stehen.
Theater ohne vollen Bildungsauftrag
Kritik an der künstlerischen Linie von Generalintendant Matthias Oldag gab es keine, im Gegenteil, "seine künstlerische Arbeit ist absolut hervorragend, er hat das Haus weit gebracht, wir wollen nicht dahinter zurück", so Geras Oberbürgermeister Norbert Vornehm. Die Aufwendungen für ehrgeizige Projekte wie etwa Opernausgrabungen ("Wallenstein", für Januar ist "Ulenspiegel" von Walter Braunfels angekündigt, zu dem dessen Enkel, der Architekt Stephan Braunfels das Bühnenbild entwirft) hatten zur Schieflage beigetragen. Allerdings soll diese künstlerische Arbeit nun mit weniger Aufwand und dem eigenen Personal des Theaters geleistet werden. Ob das Publikum allerdings den Weg eines "populäreren Spielplans mit nicht mehr dem vollen Bildungsauftrag" mitgeht, bleibt abzuwarten. Kartenpreise sollen erhöht, die Abonnementsstruktur vereinfacht werden.
Den Bereich der Finanzen allerdings soll Oldag an einen noch zu findenden kaufmännischen Geschäftsführer abgeben. Der könne und soll bis zum Frühjahr 2011 bestellt sein. Oldag Vertrag läuft mit Ende dieser Spielzeit aus, die Äußerungen zu dessen Zukunft eher sybillinisch: Möglich sei eine "Übergangsintendanz" bis 2012 oder gleich eine Intendanz für die nächste Finanzierungsperiode bis 2017. Eine Verlängerung Oldags sei "derzeit kein Thema".
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