Christoph Schlingensief posthum mit einem Bambi geehrt
Ehrenpreis
Potsdam, 11. November 2010. Im Rahmen der 62. Bambi-Verleihung in der Metropolis-Halle in Potsdam-Babelsberg wurde Christoph Schlingensief posthum ein Bambi in der Kategorie Kultur zuerkannt. Nach Peter Frankenfeld (1979) ist dies erst das zweite Mal in der Geschichte des Preises, dass er nach dem Tod verliehen wird.
Weitere Preise gingen an Orlando Bloom für sein Engagement als Unicef-Botschafter (Kategorie: Charity-Bambi), Hans-Dietrich Genscher (Millenniums-Bambi), Udo Lindenberg (Bambi für das Lebenswerk) und Mesut Özil (Kategorie: Integration).
(dip)
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(Hinweis der Redaktion: ein alter Streit. Laut Duden sind die Schreibweisen alternativ möglich. Laut Bastian Sick haben beide Schreibweisen dieselbe Bedeutung.)
Nietzsche, Vorwort im "Antichrist"
Lopster Popster?
Ihr Name ist eine Zumutung!
Was ist denn bitte schön "sozialistisches Volkserziehungssendungsbewußtsein"? Und das dann auch noch in DDR-Rechtschreibung. Schlimm.
Mein Vater, seines Zeichens Deutschlehrer, hat immer gesagt: "Junge, du vergewaltigst die Deutsche Sprache", wenn er meine Aufsätze kontrolliert hat. Ich habe dann immer gesagt, dass ich ja nur passiven Widerstand gegen das Schweinesystem leiste. Das Schweinesystem und der Widerstand sind weg und was nun? Wieder kein Bambi für meine fleißigen Bemühungen zur Integration in den Westen. Das wäre ja auch so eine Art Post(h)um-Verleihung. Aber da muss ich wohl erst den Fußball wieder aus dem Keller holen und fleißig üben, dann klappst ja vielleicht zur EM in zwei Jahren.
Falls Sie mein Gruß aus Linz erreichen sollte:
Auch mein Vater war Deutschlehrer...
Was sagen Sie zu dem Frontal-Angriff von Lopster Popster auf die treuen Kommentatoren hier in Nachtkritik? Die sich doch wirklich alle
Mühe geben, es hier nicht langweilig werden zu lassen - -
Ewige Besserwisserei? - vielleicht hat er nicht ganz Unrecht damit...
Christoph Schlingensief und Bambi - ich habe mit Schlingensief nie so recht was anfangen können und kann seine Bedeutung eigentlich nicht erkennen, obwohl ich ihn sogar "sympathisch"
fand und auch unterhaltsam:
Ich war damals (zufällig) am Wolfgangsee (Zweitwohnsitz in St.Gilgen). Außer betrunkene Motorradfahrer aus Deutschland, die mich angriffslustig-kämpferisch anstarrten, habe ich nichts von der Schlingensief-Aktion mitbekommen. Jedenfalls hat sich der
Wasserspiegel des berühmten Sees kein bißchen angehoben . . .
Ich kam gerade von einer Bergwanderung zurück, wollte aber mit der Sache nichts weiter zu tun haben. Die "gefährlichen Blicke" der jungen Deutschen haben mich veranlasst mich sofort in meine Wohnung zurück-zu-ziehen: bin ich doch selber auch manchmal streitlustig...
Wort ...) Preisverleihungen. Einen Preis muß man eigentlich auch ablehnen können, so aber ist das eher ein Stempel, der einem aufgedrückt wird oder ein Name, der die Liste der sonst Geehrten aufpeppt ... .
Es ist, als sollte dem Tod auf Biegen und Brechen sein Status als "großem Gerechten" streitig gemacht werden: Nein, Preise an Leute, die sich nicht wehren können (und nicht sonderlich viel mit
dem Preis anfangen noch dazu ...) sind im Kern ungerecht..
Und lieber Arkadij, wer sagt denn, dass Schlingensief der Preis nicht gefallen hätte, er soll von der Verleihung an ihn noch gewusst haben, kann man zumindest lesen. Ansonsten halte ich auch nicht viel von der jährlichen Rehkitzparade, aber ich denke nicht, dass Schlingensief den Preis abgelehnt hätte. Für seine Projekte war Medienwirksamkeit immer sehr wichtig.
Sartre lehnte 1964 den Literaturnobelpreis ab, der wesentlich mehr bedeutet als ein läppischer Fernsehpreis. Derartige TV-Auszeichnungen werden auch zweitklassigen Unterhaltungskünstlern verliehen.
Aber Sartre fand nun einmal, dass Preise nicht zu ihm passen.
Anders verhält es sich bei Reich-Ranicki. Er wies vor zwei Jahren den Deutschen Fernsehpreis zurück. Eine kluge Entscheidung: was soll man denn mit solchen Preisen anfangen, die auch mediokren Show-Moderatoren zuerkannt werden?
Nun, Schlingensief hätte den Bambi wohl angenommen, aber nach reiflicher Überlegung und erst nach dem Abstreifen eines inneren Unbehagens. Manchmal ist es eine große Leistung, gewisse Situationen auszuhalten, ohne daran Schaden zu nehmen. Aber ungefragt geehrt zu werden...Grausam!
Naja, Stefan, das kann man bei mir in §7 aber auch nachlesen, daß ich mit keiner Silbe schrieb, daß Herr Schlingensief diesen Preis abgelehnt hätte: die Möglichkeit dazu, darum geht es.
Neben Löw und Özil: da kann "man" sich das schon einmal überlegen mit so einer
Preisesannahme, zumal in Zeiten, in denen vielleicht seine Partei (Chance 2000) von Leuten wie Herrn Steckel "neuaufgelegt" werden sollte, um nicht alles, was jetzt unter XYZ21
firmiert zur bloßen Protestfolklore werden zu lassen: auf dem besten Wege dorthin sind "wir" jetzt wohl, und möglicherweise wäre so ein Umstand anläßlich dererlei Preisverleihungen dann doch wieder ein Grund für jemanden wie Herrn Schlingensief, von einer sogar im Vorfeld "verkündeten" Handlungsoption Abstand
zu nehmen (ich konstruiere das jetzt einfach mal so, weil ich schlichtweg davon ausgehe, daß vieles, was zu tun ist und zu tun wäre und getan worden sein wird eines Tages halt doch noch nicht irgendwo im Printmedium zum Erwartungshaushalts-
aufbau zur Verfügung steht: mitunter waren Schlingensiefs Aktionen doch überraschend, oder irre ich ??): geben Sie der möglicherweisen "Chance 21" einfach eine Chance, lieber Stefan, und schonen Sie lieber Ihre Knochen, obschon eine Geschichte vom "Laughing Buddha" zum "Scoring Buddha" reizvoll wäre und Cottbus eine vorzügliche Jugendabteilung hat beim Kicken (alle FCE Jugendteams sind in der jeweiligen Bundesliga, die U 21 hat zum Zeitpunkt Ihres Cottbusaufenthaltes Red Bull Leipzig 3:1 weggefegt ...); vielen Dank für Ihre Beiträge zum Filmfest in Cottbus (bei einem anderen gab es ja bekanntlich einen Eklat, der sich an Kusturica entzündet hatte ...) - mein Berlinurlaub vom 15.-30.1. ist mittlerweile gebucht: freue mich,
dann, das eine oder andere Stück zu sehen, das die Tage besprochen und diskutiert wurde ..., eine Voraussetzung, die diesem Berlin-Aufenthalt eine neue Note gibt qua 1 Jahr Nachtkritik - da ist es doch völlig nebensächlich, ob da hin und wieder belehrende etcpp. Töne im Spiel sind: im Groben hat Hanke, ob er es auch ironisch meint oder nicht, nicht Unrecht: es gibt weniger glaubhafte Züge in Threads anderer Seiten als das, was ich hier bislang so auf nachtkritik de. erlebte, wenngleich das "Sibirische Dilemma" von 123: dergleichen gibts auch..
Ich versuche mich jetzt als "Laughing Buddha" (NACH AZ) und ziemlich
"schlingenschiefisch"(glaube ich):
ANHEBEN tut alles mit sich als Frage nach der KUNST, die aber mitnichten das BEFRAGTE ANHEBEN lassen will über eine denkformwachstumsfördernde Kunst: hochgefragte Kunstkenntlichkeit eines gegenüberliegenden Menschendenkens, sondern als Fragestellung, die als künstlerische Menschenanschlußstellung gerade und eigentlich
immer adjustiert ist von einer Kunstreperaturnotdürftigkeit, die als böser Kunstschrotthaufen (meiner letzten Jahre) einer ausgesuchten oder anheim: gefallenen Kunstreparaturwerkstatt mit einer unterbelichteten
Kunsthand in eine allgemein gedachten Werkshalle der Kunst greift und mit der anderen den eigenen Nullmonatslohn aus dem kunstfrohen Reservekanister
schmerzt: mit der ANDEREN, mit der anderen Kunsthand, die alles knochenfröhlich künstlerisch zerschlagen wird, wenn ihr der Monatskunstblutungslohn entronnen sein muss, weil es das kunstautoschaftliche Bewegungsmittel der Kunst auf seinen Grund hinuntermartert in seiner immerwährungsförmigen Kunstwerkstatt, weil es andererseits auch den immerwährenden Kunstpfusch giebt, also genug Kleinkunstwerkstättenhaftes, genug besserwisserische Menschenpersonen, die man andauernd immerwärtig nach der Kunst fragen kann wenn man will wenn man möchte
(ist das nicht eine Annäherung an Schlingensiefs Kunstverständnis, Kunstvermächtnis? mit dem ich mich noch nicht beschäftigt habe... ich bin noch nicht auf der Höhe der klugen Köpfe von NACHTKRITIK/KOMMENTARE! - ich kann nur hoffen, dass dieser Beitrag NICHTGESENDETWIRD)
Wenn es Sie interessiert meine Betrachtungen zum Filmfest in CB werden noch fortgesetzt.
@ Flohbär
Sie gehen da so locker über die Sache mit Reich-Ranicki und dem abgelehnten Fernsehpreis hinweg, so viel ich weiß, hat er sich ja bei der anschließenden Fernsehdebatte mit Thomas Gottschalk wieder ganz medienwirksam an die große Brust der Fernsehnation drücken lassen. Das ist natürlich nicht mit Sartre zu vergleichen und auch ein Stückweit Kalkül eines selbstverliebten medienbewussten Entertainers.
Lieber Hanke, vortrefflich formuliert, ich habe nichts verstanden und damit sind Sie unbewusst Christoph Schlingensief schon sehr nahe.
Ich kann RR gut verstehen: vermutlich gewann damals auch einer von diesen (...)* Fernsehköchen einen Preis – in solch einer Umgebung wollte ich mich nicht feiern lassen.
Viele Schriftsteller sagen, dass sie die Preise erst dann bekommen, wenn sie sie nicht mehr benötigen. Dies trifft, allerdings auf eine andere Weise, auch auf Schlingensief zu.
Gegen derartige Unterhaltungsformate wie jene, die in der Bambi-Veranstaltung mit fragwürdigen Preisen ausgezeichnet wurden, rebellierte Schlingensief ein Leben lang, wenngleich manchmal nur implizit oder im Vorübergehen.
Durch die Schläfrigkeit der Jury wurde einigen Interessierten eine spannende Entscheidung vorenthalten. Hätte Schlingensief den Preis abgelehnt, hätte ich im Geist einen Kotau vor ihm gemacht.
*(...) Die Klammern stammen vom Kommentator.
Sie bringen mich da auf einen neuen Gedanken, Stefan -
ich bin möglicherweise u n b e w u s s t näher bei Christoph Schlingensief als ich bisher wahrhaben wollte.
Ich habe immer wieder in manchen Bildern den
"Rätsel-Charakter der Welt" dargestellt, und so einfach diese Bezeichnung ist, der Rätselcharakterderwelt stößt naturgemäß (nach
Bernhard) auf Unverständnis.
Ich habe einen Bekannten, der viel in der Welt herum gekommen ist, und auch in Deutschland (z.B. Berlin) gelebt hat.
Dieser erzählte mir vor ein paar Jahren, er wäre einmal Schlingensief begegnet, ich weiß nicht mehr wo und zu welcher Gelegenheit, Ereignis - und sie wären ins Gespräch gekommen, und
Schliegensief sei ein "netter Bursche" gewesen, der viel zu reden und zu erzählen wusste, und an der etwas herablassenden Art meines
Bekannten, merkte ich, dass er Schlingensief nicht all-zu-hoch eingeschätzt haben wollte:
eigentlich sei dieser Schlingensief ganz "normal", sehr geschickt sich einen großen Namen gemacht zu haben usw....
Der Text von 11. ist zum größten Teil von Werner Schwab (was halten sie übrigens von ihm als Dramatiker?), den ich zu dem Begriff "Kunst" hin umgeändert habe (Werner Schwab, Der Dreck und das Gute Das Gute und der Dreck, Literaturverlag Droschl 1992)
Wenn man sich in die Texte von Werner Schwab "hineinkniet" (was ich für gewöhnlich nicht tue, weil es mühevoll-zeitaufwendig ist), und mehrmals liest, sind sie gar nicht so schwer verständlich...
Ja, habe Ihren § 5 wohl auch verstanden und nicht befürchtet, Sie würden demnächst (wenn schon nicht beim FCE ...) zB. auf der schönen
Müllerwiese für Budissa Bautzen auflaufen, und eine "Müllerwisn" muß es für dergleichen "Buddha-Wandlungen" (siehe "kleines dickes M.) ja gewiß schon sein.
Und: Ja, das interessiert mich: die Fortsetzung zum Filmfest in CB.
Zumal Kino bei mir die Jahre ein wenig kurz gekommen ist, was meine Unkenntnis damals zur Maradonna-Sache Kusturicas anzeigen mag; immerhin kann ich mir heute zu jenem Ernst-Busch-Schwerpunkt im Kommunalen Kino Kiel noch den Pabst-Film "Kameradschaft" von 1931 ansehen, ist also sogar eine Art Kino-Tag heute.
Preisverleihungen und Preisrückgaben, Protest gegenüber Juryteilnehmern, Rücknahmen von Preisverleihungen ... : bei Handke und Kusturica füllen sich diesbezüglich ja auch die Akten ...: vielleicht gibt es irgendwann einmal dazu einen Thread ("Der Preis ist heiß") bishin zur Aufhellung der Kriterien, die zB. ein Kulturkreis im BDI dazu anführt, warum er diesen oder jenen Jungdramatiker auslobt, wer weiß... : vielleicht heißt es da unter der Hand: "Immunisiere in Deinem Stück gegen das Zeitstück zu 89ff. und versuche gleichzeitig, Banlieue und Ostplattenbau ineinszuschmelzen..., damit die Leute Neu-Zippendorf, Halle-Neustadt, Sachsendorf oder Neu-Schmellwitz, Hohenschönhausen verlassen, denn , solange diese "Ost-Strukturen" bestehen, wird auch ostmäßig politisch agiert werden: das wollen wir nicht, lieber Jungdramatiker ... ."
Nun, ich glaube schon ausreichend informiert zu sein, obwohl mein uraltes Fernsehgerät fast nur noch als Staubfänger und Grünpflanzenablage fungiert, was bei Flachbildschirmen heutzutage gar nicht mehr möglich ist, da die Geräte schon zu stark an die Inhalte angepasst wurden. Das Reich-Ranicki den Preis genommen hat, habe ich ja gar nicht behauptet. Auf wessen Klo der nun steht, könnte vielleicht Inhalt einer anregenden Fernsehdebatte mit Thomas Gottschalk sein. RR hätte aber wissen können, was ihn dort bei der Preisgala erwartet. Wenn er am Anfang dran gekommen wäre, hätte er ohne mit der Wimper zu zucken den Preis eingesackt, wäre tief befriedigt nach Hause gefahren und hätte auf arte umgeschaltet. Das war ihm leider nicht vergönnt und so wurden seine Geduld, Geist und Bandscheiben von Atze Schröders Unterleibwitzen und diversen wild grinsenden Fernsehköchen malträtiert. Als RR dann endlich an der Reihe war, konnte er wahrscheinlich gar nicht mehr anders, als schmerzverzerrt seinem Unmut freien Lauf zu lassen. Elke Heidenreich hat die Situation dann auch noch genutzt, um sich medienwirksam vom ZDF zu verabschieden, was eh schon so gut wie klar war. Mein Bedauern hält sich allerdings in Grenzen. Die Laudatio seines Duzfreundes Tommy hat RR aber dennoch gut gefallen. Es war dann auch nicht die letzte die Gottschalk halten durfte. Bei der Verleihung der Börne-Medaille hat ihm aber anschließend ein anderer streitbarer Medienstar die Show gestohlen und einen kleine Eklat verursacht. Ob sich da RR an seinen eigenen Auftritt im Fernsehen erinnert hat, ist leider nicht überliefert.
So, nun noch zu ihrer Wahrnehmung der müden Fernsehdebatte zwischen Gottschalk und Reich-Ranicki. Visionäres war da nicht zu erleben. Diese Fernseh-Brechts und -Shakespeares gibt es schon und ehrlich, ich sehe Shakespeare oder Brecht lieber auf der Bühne als im Fernsehen. Viele Theater-Regisseure lassen sich sogar schon von Fernseh- und Kinoadaptionen von Shakespeare inspirieren und bringen die dann wieder auf die Bühne, anstatt die Texte auf sich wirken zu lassen. Die nette Unterhaltung hat keine nachhaltige Debatte über Inhalte im Fernsehen ausgelöst. Reich-Ranickis Ansichten sind auch nicht mehr relevant für solch eine Diskussion. Man hat heute eben nur eine Chance auf das Programm Einfluss zu nehmen, indem man einfach den Ausschaltknopf betätigt. Der scheint aber auf den meisten Fernbedienungen der Nation ohne Funktion zu sein.
@ Hanke
Ja, Werner Schwab ist mir ein Begriff. Ich habe schon einige seiner Stücke gesehen, leider wird meist nur „Die Präsidentinnen“ gespielt. Die Berliner Volksbühne hatte mal eine gute Version von „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“ im Programm. Schwabs Stücke, besonders die „Fäkaliendramen“, sind vor allem für Off-Theater immer sehr inspirierend. Letztes Jahr gab es eine ziemlich gute Inszenierung von „Übergewicht, unwichtig: Unform“ im Keller der Theaterkapelle in Friedrichshain und das bat-Studiotheater hat sich an „Mein Hundemund“ versucht. In gewisser Weise sind Schwab und Schlingensief sich auch ähnlich, beide kompensieren ihre religiös geprägte Kindheit in ihren Stücken mit sehr drastischen Mitteln. Seinen frühen Tod hat Schwab allerdings selber befördert. Theaterpreise hat er trotzdem schon zu Lebzeiten für seine Stücke erhalten, posthum ist mir kein Preis bekannt. Schwab war allerdings kein Medienstar wie Schlingensief und hätte mit einem Bambi auch sicher nichts anfangen können.
Zeigte doch das Stück die selbe existenzielle Lebenssituation(junger belasteter Maler + Mutter usw.) wie ich sie in frühen Jahren durchstehen musste, und Schwab dramatisierte da seine eigenen Erfahrungen als Künstler...
Ich bin den Weg Schwabs nicht gegangen (sie sagen ganz richtig: in den frühen Tod hat er sich selber befördert) - über-laute (dröhnende) Rockmusik, Alkohol trinkend und dabei Schreiben, und alles in Einem (alles im Eimer), das habe ich nie ausprobiert, es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen - interessant fand ich bei Schwab den totalen Abstieg in den Keller unserer
Spät(oder Übergangs-)Kultur (Untergang des Abendlandes von mir aus),um bei solcher lärmend-aufgedrehter Musik und Trunkenheit dramatisch
aus den(seinen) Kultur-Überresten noch etwas herr-rauss-zu-pressen, was ihm ekstatisch ja gelungen ist...
also, die religiös geprägte Kindheit von Schlingensief und Schwab - ich bin dem noch nicht weiter nach-gegangen
In Sonnenglut, in Mittagsruh
liegt stumm das Hospital
(Anmerkung: Es wird doch nicht das Hospital Europa gemeint sein)
es sitzt ein altes Mütterlein
am Fenster bleich und fahl.
Ihr Aug` ist trüb, ihr Haar schneeweiß,
ihr Mieder rein und schlicht,
sie freut sich wohl und lächelt still
im warmen Sonnenlicht.
Am Fenster blüht ein Rosenstock,
viel Bienlein rings herum.
stört denn die stille Alte nicht
das emsige Gesumm?
Sie schaut in all die Sonnenlust
so selig stumm hinein:
noch schöner wird`s im Himmel sein,
du liebes Mütterlein!
(sich vorzustellen, zwei so ältere Kunst-Knaben wie Schlingensief + Schwab gemeinsam im Kunst-Himmel bei tönendem Rock-Gebimmel - - Preis-Frage an alle dies interressiert: Wer hat dieses Jugendgedicht geschrieben? (Stefan weiß es sofort))
Nun, das dürfte nicht schwer zu erraten sein. Ich setze noch einen drauf.
Ein Vogel-Urtheil
Als ich jüngst, mich zu erquicken,
Unter dunklen Bäumen sass,
Hört' ich ticken, leise ticken,
Zierlich, wie nach Takt und Maass.
Böse wurd' ich, zog Gesichter,
Endlich aber gab ich nach,
Bis ich gar, gleich einem Dichter,
Selber mit im Tiktak sprach.
Wie mir so im Versemachen
Silb' um Silb' ihr Hopsa sprang,
Musst ich plötzlich lachen, lachen
Eine Viertelstunde lang,
Du ein Dichter? Du ein Dichter?
Stehts mit deinem Kopf so schlecht? -
"Ja, mein Herr! Sie sind ein Dichter!"
- Also sprach der Vogel Specht.
mach politik kunstvoll und die kunst politisch
PARTEI DER LETZTEN CHANCE
schlingensiefische aktionskunst
herr-reinspaziert!
was zählt ist die tat, ist die TAT:
MACHEN SIE MAL WAS!
was ist egal!
w ä h l e d i c h s e l b s t!
die eigene inszenierung auf die bühne (nachtkritik/kommentare)
und damit ins l e b e n bringen:
beweise, dass es dich gibt!
CHANCE 2O1O:
unbegrenztes theaterstück (unbekränztes theaterglück)
in dem alle mitmachen können -
MANN/FRAU muss nur sich selber "spielen"
sich mit seiner eigenen person
auseinandersetzenwollen
womit dann der erste schritt
der nachweis der eigenen existenz getan ist
w ä h l e d i c h s e l b s t! -
ist nicht allein aufruf
zur kanditatur fürs parlament
ist auch appell
s e l b s t b e w u s s t e r
zu sein + zu handeln!
herr-reinspaziert nur hereinspaziert!
haben sie keine scheu!
kommen sie! kommen sie!
W A H R-R U H M auch nicht
so sage ich jetzt vollendet selbst-bewusst:
MANN,FRAU
wer du auch seist
betrüge, täusche, lege herein,
u m n i c h t s e l b s t b e t r o g e n
getäuscht und hereingelegt zu werden sein!
Handle also so, dass die
Maxime d e i n e s W i l l e n s!
jederzeit zugleich
als Prinzip
einer a l l g e m e i n e n GESETZGEBUNG
gelten könne!
"Was ist mit jemandem, der sich freiwillig opfert, um dem anderen die Chance zum Überleben zu geben - und dies darüberhinaus nicht aus pathologischen Beweggründen tut? Zeigt diese merkwürdige Ausnahme nicht, daß rücksichtsloser Egoismus, die Sorge um das persönliche Überleben und den eigenen Vorteil die stille 'pathologische' Voraussetzung der Kantischen Ethik ist, indem nämlich das ethische Gebäude Kants nur bestehen kann, wenn man insgeheim von dem 'pathologischen' Bild des Menschen als eines rücksichtslosen, utilitaristischen Egoisten ausgeht?"
(Slavoj Zizek, "Auf verlorenem Posten")
Glauben dagegen heisst, über das strikt utilitaristische oder rationale Kosten-Nutzen-Kalkül hinauszugehen, anderen Menschen zu vertrauen, sie nicht erniedrigen zu wollen usw. Glauben meint eine subjektive Grundhaltung des Respekts, ohne sich auf eine 'höhere Autorität' berufen zu müssen.
Also: Wähle nicht nur dich selbst! Auf den Dreh ist Schlingensief am Ende seines Lebens, glaub ich, auch noch gekommen:
"Tja, das ist eben das Paradox mit Gott. Da ist einer weg, ist nicht da, aber trotzdem ganz nah bei uns. Wenn jemand nicht da ist, dann ist er vielleicht einfach das Ganze. Wenn jemand da ist, dann sieht man, dass sein Haaransatz zurückgeht oder er beim Reden lispelt. Wenn jemand da ist, dann sieht man halt die Bescherung. Deshalb ist Gott lieber nicht da. Dann kann er alles sein und selbst in seiner Abwesenheit anwesend sein."
(Christoph Schlingensief, "So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!")
Mit dem Zeug würde ich es mal bei Ullstein versuchen. Die nehmen fast alles. Da ist auch Charlotte Roche gelandet.
"Mann, wer du auch seist,
betrüge, täusche, lege herein,
um nicht selbst betrogen,
getäuscht und hereingelegt zu werden!"
(August Strindberg)
er war halt ein literarischer bär mit einem floh
Fragen Sie sich das nicht auch zum "Bambi": Was hat das mit Schlingensief zu tun ? Mehr als mit Strindberg oder Nietzsche ??
Wäre so ein Frageansatz. Dümmliche Rankingshows wie "Unsere Besten"
lassen ja -steuermittelhochfinanziert !!- bereits Fragestellungen
künftiger "Bambievents" erahnen: "Lena oder Leibniz, Nietzsche oder Nena oder doch lieber das gemeinsame Reh für unser deutsches Dichterpaar par exellance: Goethe und ... GRÖNEMEYER - "Hier bin
ich Mensch, hier darf ich menschen ..."- ...: mein letztes Wort in
diesem Thread, hundertpro !!
Werner Schwab wird nie "Klassiker". Er war und ist ja das gerade Gegenteil
davon, und ein "Antiklassiker". Dass er einmal in der Literatur=
geschichte stehen wird, davon bin ich überzeugt. Seine extrem
antiklassischen Texte (von den Theaterstücken kenne ich nur
"Volksvernichtung...") haben mich damals fasziniert, er war ja auch
eine Sensation, ein "Shootingstar" am Theaterhimmel (vor allem in
Deutschland), aber er wird nicht mehr oft gespielt (siehe Information Stefan), er hat sich gewissermaßen nicht durchgesetzt,
aber das ist ja auch nicht verwunderlich bei dieser Art von Drama
und Dramatik. Sprachlich kann man Schwab nicht hoch genug ansetzen,
er ist in seiner Art unvergleichlich und unverwechselbar.
Die ganze "Postdramatik" - ich will jetzt nicht sagen, sie lässt sich auf Werner Schwab zurückführen - aber er ist Teil dieser Ent=
wicklung, und so wie er nur noch in abgeschwächter Wirkung an
kleineren Theatern (Off-Theater) gebracht wird, wird sich auch das
"Postdramatische" in zwanzig Jahren totgelaufen haben...
Ich habe nichts gegen Rock-Musik, ganz im Gegenteil - in Georg Büchners
Nähe - Schwab?! - in dieser Weise wird Werner Schwab nie ein
moderner Klassiker werden, davon bin ich überzeugt:
Georg Büchner - sehen Sie nur wie lange es gedauert hat bis er
"entdeckt" wurde, in diese Größenordnung würde ich Werner Schwab
nicht bringen, obgleich ich ihn auch nicht als "Eintagsfliege"
bezeichnen würde...
Dass er die Enge der Kleinbürgerlichkeit und deren Beschränktheit
aufgebrochen hat - da haben Sie wieder die Verbindung und den Vergleich zur Rock-Musik und zu den "Rock-Heros" - er war auch ein
"Star" und zu Recht -
ich persönlich bin nicht so "konservativ" wie es den Anschein hat,
das ist nur eine Art "Rollenspiel" von mir hier, ein literarisches...
jeder.,..bleibt.. nichts vergeht...aber hier auf der welt schon...es gibt texte, die werden immer wieder gelesen, aristophanes, sokrates, die thora und die alten legenden der aymara oder so...einfach, weil die texte und schriften einen allgemein ansprechen..und es gibt zeitliche popstars, wie jsutinuns körner, die in ihrer zeit superstars sind und dann nach ein paar jahren nach ihrem übergang in eine andere form der existenz nicht mehr auf dieser welt gefragt sind, weil sie einfach zu wenig allgemeingültig, sondern einfacvh "modisch" waren...- natürlich, wir entscheiden nicht, wer in hundert jahren noch gelesen und hervorgeholt wird , sondern die menschen nach uns..alles andere ist spekulation..trotzdem empfinde ich persönlich schwab als überzeitlich und allgemein treffend...in seiner verschrobenen eigenartigkeit..und da erinnert er mich an büchner..während ich vielleicht einfach hier mal so hinstelle: schlingensief war ein popstar...alles zu seiner zeit..
ich selbst bin weder ein popstar noch ein in mich hinein schlängelnder, mäandernder kauz wie schwab es war..und dies hier hat nicht im geringsten mit meiner person zu tun..ich bin jetzt schon vergessen, aber ich lebe..und das ist das wichtigste..mir war das nicht vergessen und sich in erinnerung bringen NIE wichtig im leben, sondern immer der einzartige, geheimnisvolle und auch versteckte moment im leben..- dies ist und war aber nie das thema der beiden herren, um die es hier geht...- es ist nicht immer alles persönlich ,was gepostet wird..- hmhm..- und herrn schlingensief war die öffentliche persönlichkeit seines selbst auf eine extremste kunst-form hier ein wichtiges thema..um wieder zu diesem zurück zu kommen..auch eine form an die dinge heranzugehen, wenn auch nicht meine persönliche..doch jede existenz hat ihre berechtigung ung ihr thema...
NACHT-TOPF-PREIS
für Schwab und Schlingensief
wäre gerade recht in ihrem sinne
und sie würden sich post-humm
und postdramatisch darüber freuen
und freuen sich gerade jetzt
über die anregende, geistvolle
dis-kuss-ion
ganz pudelig
als bitte...yoko ono steht garantiert mehr in der öffentlichkeit als schlingensief das überhaupt geschafft hat, ganz zu schweigen vn valie (!) export und marina abramovic..., davnon konnte herr schliengensief nur träumen, ohne seine lebensleistung nun in abrede stellen zu wollen...aber man sollte ein wenig auf dem boden bleiben, was ihn betrifft, frau ono ist ein weltstar..z.b....das war unser christoph nun nicht in diesem maße..
Jetzt beißen Sie mal nicht gleich. Wer sagt denn, das Schlingensief nicht auch dahin gekommen wäre, sein jeher Tod, hat das vielleicht verhindert. Es geht auch nicht darum Weltstar zu sein, sondern ich wollte nur Beispiele für Medienkünstler anführen. Yoko Ono ist mit Sicherheit weltbekannt und das gerade durch ihre Ausnutzung der Medien und vor allem der Medienwirksamkeit von John Lennon in den Aktionen der 60er und 70er Jahre. Man kann gerade jetzt wieder in Berlin eine Ausstellung von ihr sehen. Valie Export und Marina Abramovic haben mit Sicherheit ihre Stellung in der Kunstgeschichte, aber die wird auch Schlingensief erhalten, ich weiß nicht worüber sie sich da aufregen, das war gar nicht Kernaussage meines Kommentars, sondern was ständige Medienpräsens für einen Künstler letztendlich auch bedeuten kann und soweit wie Schlingensief sind die von mir aufgeführten Künstler meines Erachtens noch nicht gegangen, obwohl sie sehr ähnlich wie Schlingensief arbeiten.
hab mich in keinster weise aufgeregt...bin ttal entspannt...keine sorge .-)...habe nur richtiggestellt
Stefan, Sie gehen vielleicht etwas leichtfertig und freigebig mit der Bezeichnung „Universalkünstler“ um... Ein solcher ist in vielen Disziplinen bewandert und aktiv, was sich von Schlingensief nicht unbedingt behaupten lässt. Gewiss, er war ein großer Künstler – aber hat er sich in der Dichtung oder der Bildenden Kunst hervorgetan? Sicherlich ist es erhebend, von Schlingensief in hehren Worten und mit majestätischem Pathos zu sprechen, aber man sollte trotz aller Hingerissenheit seinen emotionalen Überschwang nicht übertreiben.
Und Meese? Auch er ist ein nicht unbedeutender Künstler, hat aber, was die geistige Dimension angelangt, der Welt bislang nichts Nennenswertes hinzugefügt. Stattdessen geht er einigen Leuten mit seinem utopischen Modell einer „Diktatur der Kunst“ unter Umständen ein wenig auf die Nerven.
John Bock haben Sie auch noch angeführt, nicht ganz zu Unrecht, hätten Sie nur nicht diesen pompösen Ausdruck verwendet, der schon beinahe an den Geniebegriff grenzt. Bocks Rauminstallationen und Kunstaktionen (u.a. mit Anne Tismer) sind durchaus sehenswert – doch Sie mussten ihn sogleich in dieses Pantheon einreihen und damit seinen Rang über Gebühr potenzieren.
Nun, Schlingensief war ein Leser von Nachtkritik, ob leidenschaftlich oder regelmäßig, lässt sich leider nicht mehr feststellen. In einem Interview freute er sich darüber, dass im Blog über sein afrikanisches Operndorf 180 Kommentare abgegeben wurden (am Ende, bei der Schließung des Threads waren es 200).
In dunklen Stunden vermag vielleicht Schlingensiefs Wertschätzung von Nachtkritik den einen oder anderen Redakteur emporziehen.
Ich halte Schlingensief schon auch für einen bildenden Künstler, wenn auch im Team mit anderen. Er ist ein unglaublicher Ideenlieferant gewesen und wie gesagt er war noch nicht am Ende seines Schaffens. Nehmen Sie nur als Beispiel die Aufführung von Metanoia, was für eine Enttäuschung, ohne Schlingensief geriet das fast zum Debakel. Wo Sie das Operndorf erwähnen, wenn es denn tatsächlich zu Stande kommt, wäre das auch ein Kunstwerk, das es ohne ihn nie gegeben hätte. Und wie kommen Sie darauf, das er nicht auch ein Dichter ist, ich kenne zwar keine Gedichte von ihm aber Texte hat er sicher in Hülle und Fülle hinterlassen. Ich möchte Schlingensief ja gar nicht mystifizieren, das was ich eigentlich sagen wollte, kratzt ja sogar an dem Sockel, auf den man ihn jetzt gerade posthum setzen will. Die bedingungslose Nähe zu den Medien, die Ausbreitung seines Innersten im Internet und als Buch, das hat ihn doch auch ganz gewöhnlich gemacht, für jeden ohne Ausnahme. Ich wollte nur versuchen zu erklären, wie es dazu kommen konnte, das er einen in Ihren Augen unwürdigen Preis verliehen bekommen hat.
CHANCE/WAHLKAMPFZIRKUS 98/
WAHLKAMPFTOURNEE/WAHLDEBAKEL 98
Rechtzeitig zur Bundestagswahl 98 markiert die Gründung einer eigenen
Partei mit dem futuristischen Namen CHANCE 2OOO den medienwirksamen
Versuch Schlingensiefs, Kunst und Leben zusammenzuführen.
CHANCE 2OOO nimmt die Spielregeln des Parteiwahlkampfes auf und
erklärt den Parteilosen anhand einer demokratischen Gebrauchsanleitung z.B. den fast unbürokratischen Weg zur Direkt-
kandidatur für den deutschen Bundestag:
CHANCE 2OOO enttarnt gleichzeitig politische Mechanismen, indem sie
nichts verspricht - und genau damit alle ansprechen will.
"Handeln, Handeln, Handeln" lautet die Parole. Gemeinsames Ansinnen
aller Beteiligten ist es, "Die Politik kunstvoll und die Kunst
politisch" zu machen, die PARTEI DER LETZTEN CHANCE ist deshalb
auch kein rein politischer Akt, sondern ein Teil der wort-wörtlichen schlingensiefschen Aktionskunst.
Was zählt, ist die Tat, oder wie Schlingensief es fordert:
"Machen Sie mal was! was ist egal."
Wähle dich selbst
(Bild)
Partei
CHANCE 2OOO
(CHANCE 2OOO Wahlkampfflyer, 1998)
Jedoch hat er nun seinen Aktionsradius ausgedehnt. Seinen Plan der Publikums-Aktivierung in einen Prozess von Film-, in den Theater-,
hinein in den politischen Raum weiter getrieben. Die Involvierten
sind nicht mehr Teilnehmer an der Inszenierung (Film), nicht mehr
Teil des Inszenierens (Theater), sondern sie sollen fortan ihre
eigene Inszenierung auf die Bühne und damit ins Leben bringen:
"Beweise, dass es dich gibt!"
CHANCE 2OOO erweist sich als ein in jeder Hinsicht unbegrenztes Theaterstück, in dem alle mitmachen können. - Man muss nur sich
selber "spielen", sich mit seiner eigenen Person auseinander setzen
wollen, womit dann der erste Schritt - der Nachweis der eigenen
Existenz - getan ist. Das Motto der Partei - "wähle dich selbst!"
- ist nicht allein Aufruf zur Kanditatur für das Parlament,
es ist auch ein Appell, selbstbewusster zu sein und zu handeln.(...)
(nachzulesen unter SCHLINGENSIEF UND SANKT GILGEN
CHANCE 2OOO - SCHLINGENSIEF (Google))
Schlingensief ahoi!