Lulu. Die Nuttenrepublik - Alles bleibt sauber in Volker Löschs Wedekind-Deutung
Erschlaffendes phallisches Gemüse
von Esther Slevogt
Berlin, 11. Dezember 2010. Zuerst muss man natürlich sagen: Wir haben uns köstlich amüsiert. Auch rundherum im Zuschauerraum der Schaubühne gluckste und gluckerte es vergnügt, als zum Beispiel der vor Erregung beinahe berstende Eduard Schwarz alias Sebastian Nakajew immer lauter stöhnte und die engelgleiche Laura Tratnik in ihrem fleischfarbenen Plisseekleidchen als Lulu nichts weiter tun musste, als ihm mit treuherzigem Blick die Hand sanft aufs Gemächt zu legen. Und als Schwarz dann schließlich am Höhepunkt seiner verkrampften Glücksexplosion mit brechendem Blick tarzanartige Urlaute ausstößt, da hält es die Schenkelklopfer kaum vor Zuschauervergnügen.
Was auf die Sprünge hilft
Auch, als der schmächtige Alwa in Gestalt von Nico Selbach mit nichts als einem überdimensionierten Spargel zitternd vor der angebeteten Lulu erscheint, die das erschlaffende phallische Gemüse sogleich provokativ beleckt und schnell zerbeißt. Nur der Herr neben mir blickte missvergnügt. Fühlte er sich erkannt als Mitglied der scheinbar höchst minderbemittelten Gattung Mann, deren vollkommen unzureichenden erotischen (und auch sonstigen) Horizont Volker Lösch hier einer theatralischen Untersuchung unterzog? Und Frank Wedekinds, an der Schwelle der Moderne entstandenes höchst männliches Drama über das, was er für das Ewigweibliche, Verderbliche, Abgründige, aber auch der machistisch-kapitalistischen und brutalisierten Gesellschaft heilend auf die Sprünge helfende hielt: die Monstre-Tragödie "Lulu" nämlich.
Wobei Wedekinds Lulu eine Art weiblicher Caligari ist, ein Wesen, dessen Extreme sozusagen fast beiläufig und wie in erotischer Trance die finstere Rückseite des Fortschritts und die von der Zivilisation gebändigten und in aggressive Produktionsverhältnisse umgewandelten Lüste offenlegt. Aber solche Deutungen sind hier völlig fehl am Platz. Wedekinds Drama bietet nämlich nur einen äußerst notdürftigen Rahmen für diesen Abend.
Kissenfaltiger Schutzwall gegen das Begehren
Zunächst glaubt man beim Eintritt in den Zuschauerraum in die Welt der Frau Holle geraten zu sein, denn vor uns hat die Bühnenbildnerin Carola Reuther eine weiße Wand aus (ein Kollege hats gezählt!) 1020 Kopfkissen aufgetürmt. Dreißig Reihen à vierunddreißig Kissen also, die hier wie ein Wall von Sandsäcken gegen die Flutkatastrophen des Begehrens aufgerichtet sind. Sie sind auf Stahlseile aufgefädelt, was den Mitwirkenden ermöglicht, sich sozusagen aus dem Bauch des Theaters wie in einem Geburtsprozess durch die Kissenfront auf die Bühne zu quetschen, wie aus Körperfalten zwischen den Kissen hervorzubrechen.

Am Anfang steht erst mal ein minderbemitteltes Männerquartett (Felix Römer, David Ruland, Nico Selbach und Sebastian Nakajew) davor, das in einer Textsuada sabbernd ein Traumbild von Frau herbeifantasiert und in Gedanken sogleich entkleidet. Alsdann bricht dieses Fantasma durch den weißen Kissenwall in Gestalt einer Reihe schick beschuhter Frauenbeine. Sie gehören den eigentlichen Protagonistinnen des Abends, (angeblich) sechzehn Berliner Sexarbeiterinnen nämlich, die uns alsbald in wesentliche Fragen ihres Berufsstands einweihen werden. Was einen erheblichen Anteil am Vergnügungspotenzial des Abends hat. Denn wer hätte keinen Spaß an Schilderungen von erotischen Tantramassagen, Managern, die sich von Dominas wie Babys wiegen und wickeln lassen. Oder dem Verständnis, das die Damen vom Gewerbe den sexunwilligen Ehefrauen und Freundinnen von Typen entgegenbringen, die sich als Kunden als erotische Analphabeten erweisen. Was wir braven Bürgerlein eben schon immer über das Milieu wissen wollten, uns aber nie zu fragen trauten.
Lulu als Rahmen
Volker Lösch leistet hier glänzende Aufklärungsarbeit. Und weil wir im Theater sind, das uns schließlich, heute mal als ganz unmoralische Anstalt, den Vorwand für diese Einblicke liefert, gibts zwischendurch im Schnelldurchlauf die wesentlichen Luluszenen, kurz und comichaft: Dr. Goll wird vom Schlag dahingerafft, Lulu macht den nächsten an, den verklemmten Schwarz (der hier kein Maler sondern Fotograf mit goldener Kamera ist – the man with the golden cameraphallus sozusagen). Jede neue Paarung der Lulu wird durch einen Balztanz vor dem Kissenwall manifestiert, bei dem die jeweils in zuckenden Verrenkungen sich übertreffenden Männer erneut ihre grundsätzliche Verklemmtheit unter Beweis stellen dürfen.
Aber es bleibt alles sehr sauber an diesem Abend, der mit der schummrigen Kehrseite unserer Moral kokettiert, sie aber nur zum Anlass für ein paar Gags und schlüpfrige Witze nimmt, die auch bei Loriot noch durchgehen dürften. Die dunkle Seite des Gewerbes kommt nicht wirklich zur Sprache, weder seine gesellschaftlichen Voraussetzungen noch seine Abgründe wie Menschenhandel, Vergewaltigung und Kinderpornografie. Und wenn, dann höchstens als spaßkompatibles Format: wenn David Ruland als Dr. Schöning aus einem der Kopfkissen eine Mega-Koksspur über die Bühne streut und sie mit einem mannshohen Rohr sich in die Nase zieht. Und da lacht es wieder herzlich, das Publikum.
Forderung nach einem befriedigten Europa
Am Ende kommt, Kenner werden es wissen, Jack the Ripper ins Spiel. Er meuchelt nicht nur die lesbische Lulu-Gespielin Gräfin Geschwitz, der in der Schaubühne Luise Wolfram etwas zeitgenössisch Berlin-Mittiges und Kunstprofilneurotisches gibt, sondern auch Lulu – um nachher ihre Geschlechtsorgane fein säuberlich herauszuschneiden und, wie Muttern die sauren Gurken, in Weckgläser einzulegen. Selbiges hatte schon Frank Wedekind sozusagen aus dem Leben gegriffen. In der Berliner Schaubühne packen nun die unterversorgten Männerabziehbilder, die Lösch uns hier als wenig ernstzunehmende Freier vorgeführt hat, die Damen allesamt brutal am Nacken, um sie zwecks Ermordung durch die Kissenspalten zu drängen und hernach mit Einmachgläsern (samt eingeweckten Organen) daraus wieder hervorzutreten.
Dumm gelaufen, denkt man noch. Da hat sich am Ende quasi doch noch die brutale, blutrünstige Wirklichkeit und damit auch Frank Wedekind gegen Volker Löschs lustiges Nutten- und fröhliches Freierparadies durchgesetzt. Aber zu früh gefreut. Mit Grandezza reißen die Seile, die die Kissen bisher ordentlich in Reih' und Glied gehalten hatten. Hervor treten noch einmal die Vertreterinnen des Gewerbes, um ein Manifest zu skandieren, in dem neben der vbm (hinter der sich die "Bewegung freier Mösen" verbirgt) auch die "Angel Guerilla" gegen dem Gewerbe verständnislos gegenüberstehende Gruppierungen wie die "u n f a k d unfucked", (laut Veranstalter die "union of non-fucking deliberate simulants & asexual desperate women" bzw. die "Vereinigung Nicht-Fickfreudiger Asexueller Kirchgängerinnen, verlassener und sonstiger zurückgebliebener Frauen"), Position bezieht und zum donnernden Applaus des Publikums den Abend in Forderungen für ein befriedigtes Deutschland, ein befriedigtes Europa, ja, eine befriedigte Welt münden lässt. Na, wenn das nicht zündendes politisches Theater ist!
Lulu - Die Nuttenrepublik
nach Frank Wedekind mit Texten von Berliner Sexarbeiterinnen
Textfassung von Volker Lösch und Stefan Schnabel
Inszenierung: Volker Lösch, Chorleitung: BerndFreytag, Bühne: Carola Reuther, Kostüme: Cary Gayler, Dramaturgie: Anke Mo Schäfer, Stefan Schnabel, Licht: Erich Schneider.
Mit: Laura Tratnik, Sebastian Nakajew, Felix Römer, David Ruland, Nico Selbach, Luise Wolfram und Andrea Mertz, Ankelina Möller, Anna Schröder, Anne Abendroth, Chloé, Daniela Markus, Gina-Lisa Maiwald, Goldschwanz, Jana Olschewski, Juliane, Lisa Kablan, Lolette, Malina, Nada Njiente, Susanne Ostrowicki, Valentina Repetto.
www.schaubuehne.de
Mehr zu Volker Lösch gibt es im nachtkritik-Archiv. Und eine "Lulu"-Aussteigerin berichtete in der aktuellen Ausgabe des Berliner Stadtmagazins tip über die Proben.
"Es macht Spaß, den Sexarbeiterinnen zuzuhören und zuzusehen", befindet Ines Kappert in der taz (13.12.2010). "Jede Geschichte ist anders, ihre Gesichter zeugen von Eigenwilligkeit, ihr nüchternes Vokabular ist erfahrungsgesättigt, man glaubt ihnen. Nur, warum interessiert sich der Regisseur so wenig für sie?" Lösch setze auf groben Witz und entziehe sich der ernsthaften Beschäftigung mit den Freier-Motiven: "Die Frauen sind überlegen, die Männer blöd. Zur Strafe müssen sie ständig ihre blanken Hoden und Hintern dem Publikum zeigen." Das die Frauen nur gruppenweise auftreten und sprechen, untergrabe zudem den zentralen Anspruch des Stückes, Huren eine Individualität zuzugestehen. Beim Epilog ("Steht auf für ein befriedigtes Europa, für eine befriedigte Welt!") käme schließlich "Fremdschämen auf".
"Lulu? Lösch? War da was?", fragt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (13.12.2010). Ein "größtenteils drolliger Abend" sei das gewesen: "Er ist nett, furchtbar nett. Schlimmer hätte es für das Lösch-Theater nicht kommen können: Man geht müde und achselzuckend nach Hause." Immerhin: Weder produziere der Abend ein "einheitliches, schubladenförmiges Prostituiertenbild" noch bediene er die Lust am Voyeurismus. Laura Tratnik dürfe nicht mehr als Augen und Klischees machen, die Herren seien "von der ersten bis zur letzten Sekunde polternde Schreiatrappen, was sie bestenfalls zu Comedy-Chargen werden lässt."
"Immer feste druff im Puff", konstatiert Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (13.12.2010). Lösch reduziere Lulu und ihre Männer "zu Geschlechterkampfmaschinen, die auf Selbstzerstörung programmiert" sind: "Notgeile Männer rasen an der Rampe, trampelnde Brüllaffen." Aus dem Gewerbe erfahre man auch nichts Neues. Immerhin: "Wer im Chor steht, wer sich das zutraut und den Schritt auf die Bühne wagt, als blutiger Anfänger, behält seine Würde, wird nicht verheizt – im Gegensatz zu den Schauspielprofis."
Im Gegensatz zu Löschs "Berlin Alexanderplatz"-Inszenierung an der Schaubühne haben in seiner "Lulu" haben die einzelnen Chor-Stimmen kein Gesicht, schreibt Ulrich Weinzierl in der Welt (13.12.2010), "das individuelle Schicksal wird zugunsten des kollektiven ausgeblendet. Eine anonyme Gruppe vermag leider kaum je zu interessieren, für Sexualsoziologie und Typenlehre von Freiern haben wir naturgemäß beschränktes Aufmerksamkeitspotential." Aber auch die Schauspieler blieben profillos. Und sonst? "Zum Orgasmus wird fortissimo gestöhnt, die Koks-Linie hat das Format einer Straßenmarkierung, und ein nackter Pimmel schaut im Vergleich zum vorgehaltenen Riesenspargel meist mickrig aus."
"Die Schauspieler der Schaubühne treten das Stück mit wackerem Gehampel, hohler Gestik und rotzigem Gebrüll vor sich her wie einen alten Fußball, in dem fast keine Luft mehr ist", sagt Eberhard Spreng (Deutschlandradio Kultur, 11.12. 2010). Und jedes Mal, wenn sie auf der Vorderbühne mit einer ihrer Nummern fertig seien, treten die professionellen Sexarbeiterinnen "durch die Lücken einer aus aufgestapelten Kopfkissen gebildeten Wand an die Rampe und berichten von den elenden Verhältnissen, in die sie die reale Männerwelt immer wieder stürzt". "Lulu", das "Stück über männliche Projektionen und die verstörende Macht einer ungebremsten Erotik", werde so zwar auch nicht erzählt, "aber immerhin etwas Wirklichkeit rettet sich damit in diese varietéhafte Theatershow, mit der man heute selbst hartgesottene Spießer nicht mehr erschrecken kann".
"Wie bei Wedekind, so ist auch bei Volker Lösch die ganze Welt ein skurriles Bordell, in dem alle menschlichen Beziehungen vom Marktgesetz entstellt und von der vorwiegend spießbürgerlichen Moral schöngefärbt sind", schreibt Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (13.12.2010). Man möchte dem Chor nicht zuhören, "aber man muss es, denn die Stimmen sind zu zahlreich – und authentisch." Zusammen mit "der stets wie in höheren Regionen schwebenden Laura Tratnik" als Lulu bildeten die Sexarbeiterinnen ein distanziert anrührendes Ensemble. "Beherzt-unbekümmert" komme diese Aufführung des couragierten Regiemeisters Volker Lösch daher, und "wenn zu guter Letzt die Sexarbeiterinnen vor der zusammengekrachten Kissenmauer stehen und amüsiert-inbrünstig ein Manifest 'für eine befriedigte Welt' verkünden, scheinen die Prostituierten Wedekinds große Tragödie auf ihre Art erlöst zu haben."
"Muss es wirklich so schlicht sein?", fragt dagegen Jürgen Otten in der Frankfurter Rundschau (13.12.2010). Und "was ist die Moral von der Geschicht´ außer der, die hier lautstark postuliert wird?" Eine "Botschaft existiert schlichtweg nicht, an diesem Abend, der den Spagat zwischen einem Drama und einer politischen Behauptung wagt und sich dabei affirmativ gehörig verrenkt". Auf der einen Ebene berichte der Chor von "miserablen Zuständen", auf der anderen spielen Schauspieler Wedekinds „Lulu“, "allerdings so unernst, dass man das Stück nurmehr in Umrissen erkennt". Neu sei, dass "Lulu" eine Komödie ist. Darin werde die Männerwelt "zu einer Ansammlung von vögelsüchtigen Volltrotteln erklärt". Man komme "kaum heraus aus dem Lachen. Wenn man denn lachen kann über diesen Schmonzes, der Wedekind zerfetzt und über das wahre Leben auch nur so viel zu sagen hat, dass dieses voller ausbeuterischer Sauereien steckt".
"Die Professionellen sind an diesem Abend in jeder Hinsicht nicht die Schaubühnen-Schauspieler, sondern die fünfzehn Frauen des Chores. Ihnen kann man gespannt, wach und voller Respekt zuhören", meint Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (13.12.2010). Während erstere "alles auf einem Ton" spielten, stellte sich bei den Auftritten der Sexarbeiterinnen "genau die Mischung aus Ekel vor den Freiern und Respekt vor den Frauen ein, die das Privatfernsehen bei seinen Rotlicht-Exkursionen zugunsten lüsternen Schauders vermeidet." Dass Löschs Opfergruppenchor diesmal nicht gar so platt in Gut und Böse spalte, liege "an der Würde und dem nüchternen Selbstbewusstsein, mit dem diese Frauen über ihr Leben und ihre Arbeit berichten." Und an ihren Texten, "so vielschichtig, reflektiert, ehrlich, teilweise hilflos, teilweise trotzig und über weite Strecken sehr selbstbewusst, dass sie sich klischierten Opferzuschreibungen entziehen."
Und noch einmal meldet sich die Berliner Zeitung (15.12.2010) zu Wort, diesmal in Gestalt von Ulrich Seidler. Er geht auf die Entdeckung ein, dass es sich bei vier der Chor-Darstellerinnen nicht um echte Sexarbeiterinnen, sondern um Schauspielerinnen handelt. Lösch arbeite immer so: "Wer jetzt 'Skandal!' ruft, gibt zu, selbst unbedarft gewesen zu sein. Denn es erfordert einen hohen Grand an Professionalität und Disziplin, um auf der Bühne aus einer Ansammlung von Individuen eine Masse zu formen." Weil Lösch Fulminanz und Pathos wolle, er "gleichzeitig nicht den Eindruck der reinen Authentizität trüben wollte, hat er sich offenbar entschlossen, das Publikum im falschen Glauben darüber zu lassen, von wem es da angebrüllt wird." Wer jetzt noch "Betrug!" rufe, "gibt darüber hinaus seine voyeuristische Ader zu erkennen. Er hat ja schließlich nicht fürs Hurengucken Eintritt bezahlt, sondern für einen subventionierten Theaterabend mit gesellschaftspolitischer Funktion."
Auch Peter Laudenbach kommentiert in der Süddeutschen Zeitung (17.12.2010) den Umstand, dass vier Chor-Darstellerinnen ausgebildete Schauspielerinnen sind, zusammengefasst in der Presseschau vom 17.12. 2010.
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Er klärt höchstens unaufgeklärte,Hirn und Augenloose Parkuhren auf.
Dieser Abend ist so verklemmt und spiessig und dabei so simpel gestrickt, dass man glaubt, man sitzt in einer Schulaula, ca 7. Klasse.
Hier wird der Zuschauer beleidigt, (von den Spielern möchte ich erst gar nicht anfangen) weil er unter dem Deckmantel der "Theaterkunst", die Bild Zeitung lesen MUSS, gleichzeitig RTL 2 und 3 und 4,7,9 gucken MUSS, einen Blog, von und mit Huren im Internet findet und sich dabei ertappt fühlen SOLL - vom Grossen Moralzeigefinger, der immer weiss wie die Welt ein besserer Ort sein könnte.
Ich gehe nie wieder in einen Lösch Abend!
Wenn sie also eine geschlechtsneutrale Definition des Begriffes Macht verwenden würden oder aber zwei verschiedene Begriffe von Macht verwendeten, kämen wir der Wahrheit wahrscheinlich etwas näher und würden jedoch wohl recht schnell feststellen, dass dies noch lange nicht das Ende der Prostitution, weder für ausübende Männer noch Frauen wäre.
(Weil mir keine gesicherten Erkenntnisse darüber vorliegen, dass es sich bei den 16 Chormitgliedern tatsächlich ausschließlich um Berliner Sexarbeiterinnen handelt. Schöne Grüsse, Esther Slevogt)
Die Frauen auf der Bühne haben - trotz einiger sogenannter "Opfer"-Geschichten - jederzeit eine starke und würdige Ausstrahlung - vor allem Dank der sie nie denunzierenden Regie. Wo wart ihr Schreiberlinge denn wirklich gestern abend ? Welche Vorstellung habt ihr gesehen ? Diese offensichtlich nicht. Habt ihr den langen, begeisterten Applaus nicht gehört ? Das können nicht nur Verwandte und Freunde gewesen sein ! Warum wird in Bezug auf diese Art von Theater so viel gelogen und manipuliert ? Für wen schreibt ihr denn wirklich ? Wer all das behauptet, was die ersten Kommentare suggerieren, lügt schlicht. (...) Einfach nur krank, aber glücklicherweise umsonst. Ich empfehle jedem, sich live vom Gegenteil zu überzeugen ! Volker Lösch und Team, danke für einen abermals beeindruckenden und inspirierenden Abend !
sicher hat das milieu düstere seiten, denen man sich auch stellen muss: gewalt und zuhälterei beispielsweise. durch einen offeneren umgang mit dem thema wäre aber diesen problemen wesentlich leichter beizukommen, denn die sexarbeiter wären dann kein freiwild im rechtslosen raum mehr. und deshalb ist "befreiung" auch das thema, um das es geht, auch bei lösch. für völlig unangebracht halte ich in diesem zusammenhang übrigens die erwähnung von kinderpornografie - die steht doch auf einem ganz anderen blatt als das, was unter sexarbeit zu verstehen ist - tantra-massage, prostitution, tabledance usw. da ist frau slevogt leider deutlich übers ziel hinaus geschossen!
die leistung der tatsächlichen schauspieler in löschs "lulu" ist, abgesehen von luise wolfram, nicht besonderes beachtlich. die auseinandersetzung mit der thematik und der transport des stoffs in die gegenwart ist allerdings gelungen!
In diesem Zusammenhang interessant: www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/von-lust-und-frust-der-freier/691794.html
falls es ihnen aufgefallen sein sollte: ich habe auch angeführt, daß männer im diesem sich anpreisenden gewerbe tätig sind..also auch der umgekehrte fall: sex zum karrieresprung, machtsteigerung der pekuniäres geldscheffeln/überleben zu "miß"-gebrauchen-.-..(...) doch vergessen sie nicht, daß die allererste frau an der spitze es ebenfalls nur über den überpotenten ziehvater kohl geschafft hat. dorthin zu gelangen...dies ist eine tatsache, alleine in der anderen partei dümpelte sie wahrschienlich immer noch auf kreisebene herum oder wäre zurück in der forschung..seien sie nicht so naiv...solange frauen immer noch bis zu 25% weniger verdienen (statistische tatsache) sehe ich noch lange keinen grund, den machtausgleich als gegeben vorauszusetzen...
Machtausgleich,...mmh ! Macht ist Macht, egal in wessen Händen sie ruht und einen wirklichen Ausgleich kann es immer nur zu den Machtlosen geben, die sich wiederum aus beiden Geschlechtern zusammensetzen.
Präsentieren Sie einen tragfähigen Machtbegriff und gut.
Valentia Repetto ??
Gibt jedenfalls gleichnamige Personen als Abgängerinnen der HfS Ernst-Busch und
der UdK.
Da wäre die "Lulu" natürlich auch bekannt und müßte garnicht besonders neu-gelesen werden für diesen Lösch-Zweck ...
Die Inszenierung wird so beschrieben, dass man sie auf keinen Fall
sehen wil. Doch die Schreiberin beklagt das gar nicht. Sie hatte irgendein Vergnügen dabei, das sie nicht aufklären kann. Ihre Auskünfte zu Wedekind sind schlicht daneben und vermutlich aus irgedneinem Lexikon.
peter
Hat sich mir leider nicht erschlosssen.
Was ich mich immer frage - warum schreiben diese Regisseure sich nicht selbst die Stücke, die sie spielen lassen wollen? Wahrschlich, weil ihnen dafür einiges fehlt.
Und so bedient man sich irgendwelcher klassischen Theaterstücke, bringt kasperligen Krawall und komödienstadeligen Klamauk auf die Bühne - und die Kritiker jubeln.
Nicht alle, zum Glück.
Was Herr Lösch kann, zeigte sich an den wenigen "echten" Luluszenen. Die waren zum Fremdschämen.
und dann sagen sie mir doch bitte, was an den auskünften zu wedekind "schlicht daneben" und "vermutlich aus irgendeinem lexikon" sein soll.
die statistik ist vom oktober 2010.
machtausgleich bedeutet natürlich nivellierung...gleichgewichtige macht auf beiden seiten hieße natürlich entweder...beide seiten haben zugang zur macht oder beide haben keinen zugang..daß es macht und mächtigere und geiwchtigere und entscheidungsfreudige, lautere, leisere, talentiertere, wettkampfbetontere etc..IMMER geben wird, scheint wohl evolutionsbedingt und unvermeidbar...die frage ist nur, ob die einen den anderen auch groß werden lassen...also die männer, die für geld frauen und sex kaufen können und für die frauen gibt es das äußerst selten...oder eben den zugang zu den gutbezahlten chefetagen OHNE die besetzungscouch oder das beziehungsehebettverhältnis..oder ob es IMMMEr wieder gleichere geben wird ..wie die schweine in animal farm...
tatsache ist, daß es immer noch die männer sind, die gleicher sein dürfen...im moment noch...es ändert sich..ja, aber langsam...
auch im theater...solch ein abend...diese große anzahl ansexarbeiterinnen..wo war der authentische chor der vereinigten FREIER!!??, die zugeben, daß sie regelmäßig zu huren gehen?? die politiker, wissenschaftler, theatergänger, die sich auf die bühne stellen und offen über ihre SUCHT sprechen?? nein, es mußten voyeuristisch und schlecht bezahlt!!! - mal wieder frauen ran und sich von den zuschauern - ob freudig und nett oder schadenfreudig gemeintsei mal dahingestellt - beklatschen und belachen lassen!!
..wenn das nicht einfach traurig ist..und ja, wer das nicht durchschaut und bedauert, der ist intellektuell meines erachtens eben auf rtl niveau...da gebe ich den vor-kritisierern recht..obwohl der abend kurzweilig war mit ganz schönen bühnenbildnerischen bildern..jaja...
eher ein weiterer Fall für die "Authentizitätsdebatte" zu sein, einige KritikerInnen schreiben dem Chor "authentisch" zu sein zu
(fast im gleichen Atemzug der Begriff "gesichtslos" ...), nicht ganz
unspannend, wo "man" das so her nimmt, mir scheint es zumindestens wirklich eine interessante "Chormelange" zu sein, welche Vermutungen dahingehend erhärtet, die im Lösch-Vorlaufthread ja auch angestellt wurden, daß hier keineswegs auch nur annährend eine phänomenologische Bandbreite des "Milljöhs" ("Milljöh" ist da ebenso fraglich: Wo finde ich Milieu, wo Siedlungsprostituierte ...??") erreicht/aufgeworfen/befragt werden kann /konnte aus den unterschiedlichsten Gründen; nun scheint "man" auch die Freier recht eindimensional und durchweg als tumbe Nüsse "dargestellt" zu haben, so daß schon aus meiner Aufführungsferne allerlei Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Unternehmung aufkommen: es klingt ja schon beinahe so, als mache "man" sich da über den Gegenstand "Prostitution" lustig, in der Furcht wohlgar, das Publikum im Ansatz zu befriedigen (?), und da wären wir dann vermutlich in der "Kleinen Nachtrevue" bei Nada Njiente besser aufgehoben (oder wenn die UdK-Absolventinnen: Anne Abendroth
kommt noch hinzu zu den "Gleichnamigen", gibt jetzt die "Spielwütigen" und die "Gleichnamigen" für mich ..., zB. im "Theater unterm Dach" sich konzentrierter mit der LULU auseinandersetzen würden ...).
Mein Grundeindruck des bislang zu Vernehmenden:
ein mit heißer Nadel gestrickter Abend, halbseiden-harmlos, allenfalls belustigend, von der fatalen Lulu, der möglichen "Freierphänomenologie" (in der "Lulu" schnitzt sich ja ein jeder
so seine eigene "Lulu" (ich erinnere mich noch an den Kleiderwechsel Fritzi Haberlandts seinerzeit bei der Hamburger-Lulu im Thalia)) -die sich im Link des §8 hier andeutet-
meilenweit entfernt: eher schon eine Parodie auf die sonstigen
Abende mit Chören von Lösch, auch eine ironische Finte gegenüber der "Authentizität" deutet sich an.
Wenn die "Damen" nichts so sehr beleidigt wie die Zahlung von "Mümmelgeld" (siehe Aussteigerin), dann ist es ja, will man etwas von den Härten des Geschäftes authentisch transportieren, fast schon wieder gemäß "Authentizität" folgerichtig, hier zu bezahlen wie man SchauspielerInnen so bezahlt (sie 80 Euro Auftrittsgeld)-
dann ist der gemischte Chor, den ich nur vermuten kann ..., auch irgendwie "hingeklügelt" ... .
Aber bei so einem ausgeklügelten Unternehmen dann auszusteigen, wer wollte das jemandem verdenken ... : also, abwarten, selbst schauen !).
Sie haben Jana Olschewski vergessen.
Mir fehlt nicht nur der Chor der Freier, da wären noch die Stripper und Stricher, die Callboys und natürlich die Frauen, die eben diese konsumieren und und und..., der traditionelle auf das Patriachat fixierte Machtbegriff blendet einfach zuviel absolut beachtenswerte aus. Da scheint es auch wohl bei Lösch enorme Defizite zu geben, und dann wird es für mich ebenso uninteressant wie für jene Aussteigerin, die sich erst durch den "schlechtesten Freier" Lösch so richtig zum Opfer degradiert fühlte.
Habe keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
@ Regie
"brand(t)breites Milljöh" : ein Witz oder ein Verschreiber ?
Beides nicht übel (und liefe vielleicht, "Fehlleistungen", sogar auf Dasselbe hinaus - "Verändern Sie es oder verändern Sie es nicht, Sie müssen nichts davon bereuen" ( als Kierkegaardabwandlung: die deswegen naheliegt, weil sich Herr Kehlmann - anderer Thread, ich weiß- in seinem Interview auf Kierkegaard bezieht: er habe den Hinweis geliefert, daß es zum Glaubensleben gehöre, Spott ertragen zu können ... (Kriterium: Spottträgerkonzeption ?): "Hinweis" ist hübsch formuliert: bei Wilhelm Korff ("Der komische Kierkegaard") klingt das schon ein wenig anders, und das Werk Kierkegaards speist sich darin geradezu aus einer "Angst vor der Lächerlichkeit" ... - Dänemark und "Mahomet" (vielleicht wagt Steckel eine Inszenierung...) von Voltaire, Kehlmann versucht sich im Scherz: DDR-Strukturen ! Willkommen zu einer Vorlesereihe in den Theatern Neufünflands, Mercedes wird das bestimmt sponsern: die lieben Bahnbashing !!
Da schaue ich persönlich mir dann doch lieber diesen Lösch-Abend an
und komme mit dem Reginalexpreß angerauscht ..
(Werter Arkadij, wir haben verändert, ohne zu bereuen. Die Redaktion)
Geht es Lösch hier vielleicht doch eher um "den heterosexuellen Mann", welcher seine Sexualität nicht geregelt kriegt, weil er "die Frau" nur ENTWEDER als Heilige ODER als Hure sehen kann? Die Warnung vor einer heiligen Nutte nach Fassbinder war das dann aber nicht. Jedenfalls nicht, insofern man den folgenden Satz berücksichtigt, welcher vom Chor der Sexarbeiterinnen gesprochen wird:
"frauen sind so / die können liebe nur mit liebe machen / und männer / die können eben ficken wie sie wollen / und lieben immer nur eine frau / oder vielleicht zwei oder drei in ihrem ganzen leben / aber ficken was das zeug hält"
Spricht hieraus nicht bloß die erneute Fixierung der konventionellen Geschlechterrollen, welche Wedekind im 19. Jahrhundert, zu Beginn der "Erfindung" der bürgerlichen Familie (inklusive Hausfrauenehe, romantischem Liebesideal und Trennung zwischen Frauen-Heim und Männer-Arbeit) hinterfragen wollte?
Vor diesem Hintergrund wäre nur das Ende eine Form der Utopie: Selbstbewusste Frauen im offenen Raum, welche ihr Recht auf eine freie/freiwillige und nicht (männlich) instrumentalisierte Sexualität fordern - nicht verbissen, sondern spielerisch, selbstironisch und lustvoll. Ars erotica auf Kissen-Wolke Nr. 7.
Ob wir tatsächlich so einfach vor die Erkenntnis zurückfallen bzw. zu "Adam und Eva" vor dem Sündenfall (wie bitte, Lösch und Religion? oder einfach ein Synonym für den Begriff des Paradieses?) zurückkehren können und wollen (wo bleibt dann das Politische, wenn wir alle nur noch ficken?!), wie es der Dramaturg Stefan Schnabel im Hinblick auf dieses Manifest der Sexarbeiterinnen folgert, das ist hier die große Frage.
Ich bin ein emanzipierter Mensch und sehne mich nach Liebe, Sex und Erotik, die weder von Frauen noch von Männern instrumentalisiert wird.
Darüberhinaus favorisiere ich den Leitsatz:
D'ONT PAY FOR SEX !!!
So habe ich mein Kind erzogen und so versuche ich es selbst zu halten. Dieser Leitsatz macht solche Lösch-Abende unnötig, wenn man ihn befolgt.
Und warum die Redaktion meinen Beitrag von heute morgen nicht postet, ist unerklärlich.
Unter mir wohnt ein Kind, dass hin und wieder laut ausruft: Blöde Mama !
Und so rufe ich heute: Blöde Redaktion !
Und natürlich allen ein frohes Fest und gleichberechtigten Zugang zur Macht. Doch Zugang zur Schöhnheit und Liebe nur für die Geistigwachen und Feinfühligen. Gegen die Barbaren fordere ich einen Limes.
Und schlechtes Theater fürchte ich ebenso wie Gammelfleisch.
Für die Pflaume und gegen den Spargel. Jedoch grundsätzlich ist gegen einen gesunden Beischlaf nichts einzuwenden.
Vorhang bitte! Vorhang!
Wir plaudern hier über Sex und draußen in der Welt wird die Grundlage der Diplomatie, das Geheimniss, die Depeche und seine Geheimnissträger annuliert und somit das Ende der parlamentarischen Demokratie eingeläutet, denn sie beruht (wohl bemerkt eine "Sie") auf Diplomatie.
Allerorts bedient man sich Bürgerbefragungen, um Theater auf Sparlisten zu setzen. Man simuliert Direktdemokratie,als hätte es die Basisdemokraten der Grünen nie gegeben, und versucht damit nur der Geschichte vorzugreifen.
Denn niemand wird mehr die demokratisierende Wirkung des Netzes zurücknehmen können. Auch nicht auf Dauer durch Macht.
Wir steuern auf eine Wiedergeburt des Scherbengerichts (diesmal für alle Stimmberechtigten) zu, und (?)...reden über käufliche Liebe. Wenn das kein Zeichen ist.
Kleiner Scherz.
DAS war für mich der inhaltlich interessanteste Aspekt der Inszenierung. Der Lulu-Rest ist Schweigen.
Da fanden sich erst nicht genug Banker für einen Georg Kaiser, und dann nicht genügend Huren für einen Wedekind. So siehts doch aus! Und um nicht schon wieder absagen zu müssen, hat man dann einfach mit einem erweiterten Huren- und Authentizitätsbegriff operiert. Einem verlogenen außerdem, möchte ich hinzufügen.
zu Frau Slevogt: ehrlich gesagt, so "launig" 123 hin und wieder posten mag, es fällt mir durchaus schwer, der Annahme zu folgen, daß hierin das Niveau von §28 (fondor -nachtschichtelnd-) annährend unterschritten wurde bzw. keine kurze redaktionelle Notiz dazu, warum von der Schaltung abgesehen wurde, erlaubt/verdient.
Mittlerweile hat die "Schaubühne" zu dem Stück auch einen kurzen Trailer geschaltet, der sich sowohl auf der Schaubühnenseite als auch bei youtube ansehen läßt.
Was bei den Kritiken (neben dem ziemlichen babylonischen Sprachgewirr zur Einschätzung des Abends, vergleiche zB. die Herren Laudenbach und Schaper auf der einen Seite, Frau Bazingers Kritik mit der von Herrn Pilz auf der anderen Seite) auch recht durcheinandergeht, sind die Zahlen: 16, 15, 9 zu den "Chorfrauen". Der Trailer zeigt 9 in einer der Chorszenen.
Die Frage von Artikel 27 bleibt natürlich im Raum (nur würde ich jetzt nicht mit dem wilhelminischen Zeitalter und "zensuriert"kommen), aber nichts hindert "uns" daran, ein paar Lulu-Abende darüber ins Land gehen zu lassen, um "uns" selbst darüber im Klaren zu sein, was uns (zumal angesichts des Abends) daran so empört/empören könnte und ob es sich lohnt, Fragen von "Wahrheit und Lüge, Authentizität und Fake" an einem Abend zu diskutieren, den "wir" dann möglicherweise durch die Hintertür zu
Sonstwas aufbauschen -ob wir das wirklich können, geschenkt- im Stile des Axolotl-Hypes (obschon es dann infolge dieses Hypes offenbar eine beachtenswerte "Antwort" qua Thalia-Inszenierung gab/gibt ...: vielleicht gibt es irgendwann analog dazu noch die Abende "Nuttenrepublik, Teil II" (in der "Kleinen Nachtrevue" etcpp.) und "Nuttenrepublik, Teil III" (im "Theater unterm Dach") oder eine Art "Rimini-Abend" im St. Pauli-Theater ("Kommt mal kurz rauf ... !") - freilich: auch ernsthaftere Vorgehensweisen ließen sich (Rimini-Weise ist da garnicht die schlechteste Adresse meineserachtens) vorstellen.
Ich möchte das "Freiertum" garnicht auf "Sucht" reduziert wissen,
wie es hier auch geschieht, richtig ist aber, daß es auch für den
"Suchtbegriff" mehr als nur Indizien gibt: eben, auch Aussteiger-
organisationen von (reuigen) Freiern (ebenso wie es die "Trophäen-
Seiten" von Freier-Communities ("Nacktkritik" noch nicht, glaube ich, aber soetwas ist auch schnell in die Tasten gehauen, erst recht, wenn man selbst bei anderen Leuten gerade über "Fehlleistungen" simuliert (siehe "Reginalexpress" - wenn die Deutsche Bahn wirklich DDR-Strukturen abbildet bzw. konserviert wie Herr Kehlmann (blöde, wie ich finde) witzelt, dann steht dieses
Wort als Entlarvung meiner selbst in meiner Stasi-Akte, soviel steht fest) gibt und "Bewertungs- bzw. Kundentagebücher" auf diversen Inseratseiten (Profile der Huren, von diesen soll, laut Laudenbach, auch an jenem Abend die Rede sein, immerhin ...) samt der Freier-warnt-Freier-Seite: "Traue nur "stillen Kundentagebüchern", die lauten
sind von der Hure, ihrem Freund etcpp. "gefaket" ... ."
Ja, und wie sich das mit der von Geschwitz verhält, schon im Vorläuferthread war von "GeschwitzInnen" die Rede, darüber werden wir ja auch noch allerlei vernehmen (wie es aussieht) -vielleicht kann auch ich die eine oder andere Regina oder Regine dazu befragen, zumal bei Musil tatsächlich die Formel vorkommt von der
"schmutzigen Liebe (Liebe ?!.), die der Freier ins Bordell trägt"
("Die Schwärmer")..
@ 456: Das klingt vielleicht gut als drübergestülpte "Erklärung". Ich gehe aber eher davon aus, dass auch hier einfach nicht genug "echte" Prostituierte zusammengekommen sind. Man könnte es ebenso im Sinne eines zynischen Hinweises auf die "Besetzungscouch" als Einstieg in die Schauspielerei lesen, in diesem Fall allerdings nicht laut und dialektisch reflektiert (wie z.B. bei Pollesch), sondern vielmehr als verschwiegene bzw. "billige Tatsache" ausgestellt. Wäre es an dieser Stelle nicht erwähnt worden, ich hätte es nie bemerkt.
@ Arkadij Zarthäuser: Apropos Stasi-Akte, da gibt es übrigens auch eine Passage zu, unter der Rubrik "gewalt" im Programmheft:
"ein teil meiner familie ist geflüchtet aus der ddr / ich kenn leute / die dort mehr oder weniger verreckt sind im / knast / und dann kommt ein kunde zu mir / der sich outet als ehemaliger stasi-offizier / der wollte einen kaviar-termin / ich hab das halt nicht so gemacht / wie wirs abgesprochen hatten / auf seinem belly mit einer folie / sondern der hat die ganze scheisse in seine fresse gekriegt / das ist ausgleichende gerechtigkeit / mehr kann man doch nicht machen / als politisch engagierter mensch"
Ach so. Aus dieser Passage wird ersichtlich, worum es der Inszenierung eigentlich geht, und zwar um das Reden über den Sex, was Foucault übrigens kritisch als den "Willen zum Wissen" bezeichnet hat. Die Widersprüche und Schattenseiten der Prostitution (wie zum Beispiel über Jean-Luc Godards Film "Geschichte der Nana S." aufgezeigt) dagegen werden hier eher aussen vor gelassen bzw. "umgedeutet":
"die opferhaltung hab ich abgelegt / ich bin nicht mehr das opfer / bei der pornografie war ich ganz klar das opfer / das lusvolle opfer auch / ich habs ja gerne gemacht / irgendwo schon auch gerne / wir haben eine vergewaltigungsszene / gemacht / da hab ich die elektra gespielt / im shador da bin ich so gänge lang gelaufen / bin verfolgt worden von männern in soldatenuniform / und bin vergewaltigt worden nanch strich und faden / dann bin ich aufgestanden und hab den elektra monolog gemacht / meine prostitution so wie ich das mache / ist keine prostitution / das ist ein fairer handel / das ist ehrlich / ich mag einfach jede menge vögeln / und das setzt ich jetzt beruflich ein"
Da kann man dann "schon auch" - ja ja - mal ins Stocken geraten. In Kriegen (zum Beipiel in Afghanistan) werden ebensolche Vergewaltigungen als demoralisierende Waffe benutzt, und hier wird das mal eben kurz zur Wichsvorlage. Kann aber auch sein, dass im Programmheft mehr steht, als auf der Bühne ausgesprochen wird, wahrscheinlich mit gutem Grund. Denn das würde den Spaß an der Sache ja auch wirklich ein wenig zu sehr aus der Balance bringen.
Annika Frahm, die Pressesprecherin der Schaubühne, hat auf Anfrage von nachtkritik.de bestätigt, dass Anne Abendroth, Gina-Lisa Maiwald, Jana Olschewski und Valentina Repetto im Lulu-Chor keine Laien, sondern ausgebildete Schauspielerinnen sind.
Annika Frahm betont zudem, dass alle Mitgliederinnen des Lulu-Chores dasselbe Honorar erhalten bzw. erhalten haben; selbstverständlich wurde mit den vier Schauspielerinnen auch abgesprochen, dass sie auf dem Besetzungszettel nicht als Schauspielerinnen, sondern als Mitgliederinnen des Laien-Lulu-Chores aufgeführt sind.
Zudem weist Annika Frahm darauf hin, dass es in Volker Löschs Chören auch zuvor bereits ausgebildete SchauspielerInnen gegeben habe, die als ChorführerInnen fungierten.
Mit Grüßen, die Redaktion
(Werte/r sorry,
nur zu Ihrer Information, falls Sie es nicht wissen: Diese Schauspielerinnen sind volljährige, mündige Bürgerinnen und Künstlerinnen, die auf eigene Entscheidung an dieser Inszenierung mitwirken.
Mit Grüßen: die Redaktion)
Meinetwegen können sich alle an den männerfeindlichen Bilder, die jene Inszenierung wohl produziert ergötzen. Ich finde das heute nicht mehr sehr ausschlussreich und meine Überlegungen sind mittlerweile ganz anderer Natur, aber offensichtlich zu "heikel" für die Nachtkritik.
Sei´s drum. Gegen den Sexismus Vorwurf möchte ich mich nicht wehren. Eine solche Einlassung wäre grundfalsch.
Jetzt stellt sich die Frage: Warum wurde das da nicht als Problem gesehen, hier aber offenbar schon? Die Schauspieler aus "Berlin Alexanderplatz" könnten doch auch schon mal wegen ner Hanfplantage in der Wohnung oder so verhaftet worden sein. Wer weiss das schon?
Wie kommt es also, dass das im Fall der "echten" oder "falschen" Prostituierten sofort durch die Kommentatoren markiert wird? Liegt das vielleicht doch am kategorisierenden (männlichen) Blick auf "die Frau" als Hure ODER Heilige, welche gleichwohl in beiden Fällen mit den Schlüsselreizen des Begehrens (Haar, Brustwarzen, Venushügel) besetzt wird? Sehen wir also nur das, was wir sehen wollen bzw. sollen bzw. uns als "Bild" einer Prostituierten vorstellen? Um das zu hinterfragen, treten die Frauen hier dann auch nicht in klischeebehafteten Strapsen und Négligé auf, sondern im (mehr oder weniger) eleganten Abendkleid, aber eben mit Hervorhebung der genannten Schlüsselreize. Alles nur (männliche) Projektion? Fazit: Eine Hure ist ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch. Okay 456.
wer keine werte hat kann niemals von der bühne herab glaubhaft etwas verkünden,und etwas zu verkünden ist ja offenbar löschs selbstgewählte mission.mir selber wäre er auch viel sympatischer wenn er nicht mit diesem geradezu religiösen welterlösungsgetue daherkäme.
Ruland ist der einzige Darsteller, der beide Inszenierungen absolviert und mittlerweile auch in gymnastischer Hinsicht dazugelernt hat: ein Spagat bekam man früher von einer anderen Darstellerin zu sehen...
Normalerweise bin ich für solche Formen des Humors nicht unbedingt zu haben, aber was die männlichen Darsteller bieten, ist mitunter amüsant und hat streckenweise Verve, trotz der ständigen Jagd nach schrillen Effekten. Bei Laura Tratnik sind gute Ansätze zu erkennen, manchmal hat es allerdings den Anschein, als befinde sie sich noch in Aufbauarbeit. Der Höhepunkt des Abends ist für mich die Geschwitz, die mit Feuereifer in die Handlung einbricht und ihr lesbisches Anrecht auf libidinöse Erquickung einfordert. Zu kurz gekommen bei der Deckung ihres Zärtlichkeitshaushalts, muss sie zunächst mit dem nicht gerade appetitlich hergerichteten Rodrigo ins Bett steigen, den Nakajew als eine Art Halbrocker spielt. Frau Slevogt kennt sich vermutlich besser bei den Mitte-Typen aus – jedenfalls verkörpert Luise Wolfram ihre Rolle mit Furor und ungebremster Lebensgier, die jedoch in ein Vakuum mündet und sich in einem kläglichen Kuss erschöpft.
Schwach fand ich die Jack-The-Ripper-Passage mit den Einmachgläsern, in denen in roter Flüssigkeit Fleischschenkel schwimmen, die Lulus Eingeweide darstellen sollen. Und der Chor wird mir am Schluss, trotz der scherzhaften Einsprengsel, zu moralisierend und didaktisch. Obwohl kein Bordellgänger, haben mir die engagierten Prostituierten nichts wirklich Neues erzählt – da hat mir mal eine Aussteigerin wesentlich mehr mitgeteilt.
Ich wurde durch Ihre Empörung sogleich an Marlene Streeruwitz erinnert, welche sich in Nicolas Stemanns "Ulrike Maria Stuart" als sprechendes Vaginasymbol verunglimpft sah. Für mich war das aber nur eine groteske Überzeichnung des (männlichen) Blicks auf eine bzw. zwei Hardcorefeministinnen (+ Jelinek) - herrlich.
Der überdimensionierte Spargel bei Lösch gilt symbolisch als DIE Männerfantasie. Oder: Wenn eine Frau sich diesen mit zerlassener Butter genüsslich im Munde zergehen lässt. Dieses Fantasma wird hier zunächst aufgegriffen und sogleich wieder zerstört, indem Lulu am Ende auf dem Spargel herumtrampelt - dieses weibliche Spiel mit der männlichen "Kastrationsangst", klar, das dürfte nicht jedem Mann gefallen und könnte auch ein wenig schmerzen. Das kann ich letztlich nicht beurteilen, ich kann es mir aber vorstellen. Kleiner Tipp: Einfach mal eine selbstironische Haltung einnehmen, genauso wie ich über die "Fellvaginas" von Stemann gelacht habe.
Sie fühlen sich von der Straßenprostitution "sexuell belästigt"? Aber Sie werden von den Prostituierten doch nicht tätlich angegriffen, oder?
Zu Ihrem Sohn: Hat dieser seine Mutter denn noch nie am Strand im Bikini gesehen? Ich möchte mich nicht in Ihre Erziehung einmischen, aber Kinder nehmen die Nacktheit noch nicht so moralisierend wahr wie Erwachsene - also keine Angst.
Die Ausführungen der Pornodarstellerin sind im Programmheft abgedruckt, warum sollte man sie also zensieren? Wahrscheinlich soll das auch bloß einen Reiz-Reaktions-Mechanismus bedienen, auf den man dann anspringen kann oder nicht. Diese Passage könnte zum Beispiel ebenso ein Verweis darauf sein, dass "der Mann" sich nur dann als Held und "echter Mann" fühlen kann, wenn er "die Frau" aus solchen Szenarien retten kann. Wenn ihm das nun aber als das Mehr-Genießen einer offensichtlich bekennenden Masochistin vorgeführt wird, dann ist er mit seinem Befreiungs-Diskurs am Ende. Ein Sadist wird seinen (zu verantwortenden) Spaß dran haben. Kommt auf die Perspektive drauf an. Generell gilt: Die Kunst ist frei, und in ihrem geschützten Raum sollte niemand körperlich oder seelisch zu Schaden kommen. Sie ist die Möglichkeit eines Ventils, das Verdrängte und Triebhafte (stellvertretend) auszuleben.
Aber wie kommen Sie denn jetzt auf den Pornodarsteller?
Und ja doch, ich werde dort auf der Straße tätig angegangen. - Wie würden Sie denn reagieren, wenn alle zehn Meter auf der Oranienburgerstraße eine "männliche Hure" auf Sie zukäm und sie schlüpfrig anquatschte: Na, ´n bißchen Handentspanung, ´n bißchen anal.
Sagen Sie mir nicht, sie würden sich nicht sexuell beöästigt fühlen. Ich empfinde so und mein Sohn auch. Und Sie wollen doch nicht ernsthaft eine sexistische H&M Werbung mit der Mutter meines Sohnes vergleichen ? Oder etwa doch ?
Sie können sich also nicht wirklich vorstellen, dass das Zertreten des männlichen Genitals nicht nur äußerst schmerzhaft ist sondern noch vieles mehr ?
Seltsam wie Sie Übergriffe gegenüber Männern verharmlosen. Wie Ihre Phantasie plötzlich aussetzt, wenn absolute Grausamkeiten gegenüber dem männlich Geschlecht symbolisch abgebildet werden.
Und die Spargelszene mit den Jelinek Vorgängen zu vergleichen,...naja...es war bildlich ein Grozs Zitat innerhalb dem, so weit meine Kenntnisse reichen, keine grausame Zerstückung des weiblichen Geschlechts vorgenommen wurde, was sicherlich auch nicht so amüsant gewesen werden.
Ich soll also gegenüber Übergriffen und Misshandlungen am männlich Geschlecht mehr Ironie und Humor zeigen. Nein, momentan habe ich dazu keine Lust und fühle mich hierzu auch in keiner weise verpflichtet. Ich nehme teil an dieser Debatte, weil ich mich frage, ob ich den Abend besuchen soll. Bisher fand ich noch nicht hinreichend Anlass dazu.
So, so der "Wille zum Wissen"...Ich frage mich, ob Sie da nicht zuviel in eine Inszenierung hinein interpretieren, für die im Vorfeld niemand einen Text gelesen hat. Die Aussteigerin hatte da ja was zu berichten. Und da gab es auch diese Lösch-Ausführungen über den Kapitalismus und den Sozialismus und die Prostitution...also die Schaubühne wirft gerade so viele Fragen auf...
durch ihr können und ihre virtuosität,durch ihre sprachbehandlung oder durch ihre körperlichkeit zeichnen sich seine chöre ja nicht gerade aus.der begründung für ihr bühnendasein war die vermeintliche gleichheit von bühnenexistenz und wahrem leben.
das prinzip wollte er diesmal offenbar aufgeben.aber warum?und warum gerade bei diesem stück?
übrigens finde ich das thema prostitution für herrn lösch sehr angebracht.
ein schauspieler verkauft auf der bühne sein können(in form des produkts seiner anstrengungen-der bühnenfigur).
ein laie verkauft auf der bühne sich selbst-etwas anderes hat er nämlich nicht anzubieten-das nennt man normalerweise prostitution.
es ist lustig das das problem von löschs theater gerade wenn er sich mit diesem thema beschäftigt plötzlich offenkundig wird.
Und warum quatschen Sie gegenüber den Sexarbeiterinnen an der Oranienburger Straße dann nicht einfach zurück, zum Beispiel so?: "Nein danke, kein Bedarf an weiteren Dienstleistungen, das erledigt schon meine Frau." - kleiner Scherz.
Und schließlich, ich sehe in der Darstellung der Männer dieser "Lulu"-Inszenierung keine "Übergriffe und Misshandlungen am männlichen Geschlecht". Das muss Ihre Imagination sein.
@ Mone: Ich wurde bloß auf diese Programmheft-Passage aufmerksam und machte mir von da ausgehend kritische Gedanken zu Foucaults These vom Willen zum Wissen bzw. zum Thema "Sexualität und Wahrheit". Nicht soviel drüber reden, lieber machen. Kennen Sie die Schlussszene von Kubricks "Eyes wide shut"? Diesen Satz von Nicole Kidman?
@ irma la douce: Zwangsprostitution und Entmenschlichung? So kommen die Frauen hier nun aber absolut gar nicht rüber. Im Gegenteil, die strotzen vor Selbstbewusstsein, denn offenbar fühlen sie sich nicht als die Opfer, zu denen sie leider nur allzu oft und gern von aussen gemacht werden (sollen) - offenbar auch und gerade durch anderen Frauen.
Jetzt kommen -ua. durch Sie, vielen Dank dafür- immerhin die ersten
Stimmen zu durchaus diskussionswürdigen Textpassagen (siehe Shador-bzw. Stasiszene) und mitunter stellt sich dann wohl die Frage, Flohbär wäre ob der Kritiken beinahe ein "passabler" Abend durch die
Kissen gegangen, wieso man sich das aus tausendundeiner Kritik zu
tausendundzwanzig Kissen zusammenklauben muß, ganz unmotiviert war mein Babylonbild da nicht. Frau Bazinger sieht sowohl Lösch als auch Lulu, Herr Pilz sucht vergeblich nach beidem, Herr Schaper sieht keinen inhaltlichen Mehrwert der "authentischen Texte", Herr
Laudenbach hebt gerade diesen (und zwar immer wieder mit dem Authentizitätsverweis) hervor: will mehrerlei sagen:
1. Das mit der "Authentizitätsdebatte" kommt an dieser Stelle mit-
nichten bloß daher, weil hier einigen auffällt, daß nicht alle
Chorfrauen "Sexarbeiterinnen" sind, das kann jederfrau und
jedermann auch ganz unabhängig von diesem Fakt aus den Kritiken
heraus anwehen und sauer aufstoßen zuweilen.
2. Wenn, wie 456 es etwa schreibt, diese "Authentizitätsdebatte"
so obsolet ist, dann müßten wir anhand jener Kritiken sowohl
das Thema "Krise der Kritik" wieder näher beleuchten, denn hier
wird von den selbstbewußten Antlitzen (vielleicht gerade der 4
jungen ! Schauspielerinnen ??) geschwärmt etcpp., als auch ver-
blüfft feststellen, daß, wenn gerade aus der Frage, ob "echt"
oder "unecht" der einzige Reiz des Abends darin lag (456), über
Zuschreibungsmodalitäten, Zuschreibungsgewohnheiten und -bereit-
schaften zu reflektieren, das Thema "Authentizität" das Futter
lieferte, ganz egal, wie "man" sich dann dazu stellt. Es ent-
behrt jedenfalls nicht der Komik, wenn das jetzt Kommentatoren
hier aufgedrückt wird, aus Altbackenheit ein Themenfeld anzu-
reißen, welches den 456s dieser Welt den einzigen Reiz des
Abends beschert und auch Kritiker fleißig beackern (freilich
ohne besonderen Blick auf die Besetzungsliste).
3. Ohne Blick auf die Besetzungsliste:
Denn, ob ich eine Aussteigerin kenne, meine Schwester selbst auf
den Strich geht, ich mit Huren rede dann und wann, vielleicht
sogar infolgedessen ich mich belästigt fühle (also in der
Oranienburger in der Höhe von "Pizza Strich" hat sich vor mir
sehr wohl schon mal eine einen Kopf größere "Domina" aufgebaut,
mir direkt in den Weg tretend und mit einem Griff in meine Geni-
talgegend nicht gegeizt, "umsonst" mag jemand noch hinzufügen-);
im Grunde gibt es aber auch hinreichend Lese- und Dokumaterial
dahingehend, zu wissen, daß "Klarnamen" im Milieu eher die Aus-
nahme sind. Wenn solche in Besetzungslisten anscheinend auf-
tauchen, ist es ein Leichtes, interessehalber zu googeln und
fündig zu werden: die Namen der Schauspielerinnen sind so all-
täglich nicht, also nicht a la Domenicas Hit "Alle meine Freier
hießen Meier", es ist müßig, zu fragen, ob das entdeckt werden
sollte oder nicht, versteckt worden ist es nicht, und ich glau-
be, die Besetzungsliste war zu Zeiten den Vorankündigungs-
threads kürzer, der "Chor der SexarbeiterInnen" wurde durch die
"Einzelnamen" substituiert (was Gleichsetzung:"Das sind die Sex-
arbeiterinnen, von denen die Texte sind ...", begünstigt.
4. Ich fühle mich zwar schon ein wenig verulkt, denn der Eindruck
wurde sehr wohl geschürt, daß es sich hier um 16 (zunächst 17)
"Sexarbeiterinnen" handelte (und das macht möglicherweise für
die Binnenspannung des Chores schon etwas aus, so wurde er wohl
vor allem gestrafft und verjüngt (fraglich, ob das klug ist...),
und ich wage zu bezweifeln, daß die KritikerInnen darauf nur
nicht eingegangen sind, weil "Authentizität" obsolet wäre, aber
gehe schon davon aus, daß die Texte von "SexarbeiterInnen" zur
Verwendung gekommen sind und der Abend sich in mancherlei Hin-
sicht zur Diskussion anbietet: ich werde ihn jedenfalls schon
zu besuchen suchen (und danach zu "Pizza Strich" ...).
5. "Mit heißer Nadel gestrickt ?" Denke schon, daß der Einwand, daß
hier nicht genügend "SexarbeiterInnen" gefunden wurden, auch
nicht ganz aus der Luft gegriffen ist.
Keine Inszenierung von Volker Lösch ist bereits im Vorfeld dermaßen kritisiert worden wie diese. Vermutlich waren die meisten Rezensionen bereits vorab fertig. Wasser auf die Mühlen gab es noch durch den Ausstieg einer enttäuschten Choristin, Lösch wäre der schlechteste Freier den sie je gehabt hat. Nun ja, mit käuflicher Liebe lässt sich eben mehr Geld verdienen als mit Kunst, welch große Erkenntnis. Nachdem das Ganze nun über die Bühne holpert, johlt die Masse und alle Unkenrufer sehen sich bestätigt. Warum eigentlich?
Das Lösch eine spezielle Ästhetik bevorzugt dürfte allen klar sein, Dirk Pilz hat das in einer Randspalte auf der Titelseite der Berliner Zeitung vor der Premiere noch mal treffend zusammengefasst, das könnte Nachtkritik ruhig mal hier verlinken. Fazit: „Immer holt er die gesellschaftlichen Widersprüche auf die Bühne, macht sich aber mit keiner Seite gemein. Agitprop betreibt er nicht, sondern radikale Aufklärung. Das Schlimmste, was seiner Lulu-Inszenierung jetzt passieren könnte, wäre Achselzucken der Zuschauer.“ In seiner Rezension des Abends war es dann aber leider nur nett: „Es ist zum Einschlafen, oder Davonlaufen.“ „War da was?“ Eingeschlafen ist beileibe keiner gestern in der Schaubühne, wie viele davongelaufen sind, kann ich nicht sagen, da ich mich mehr auf das Geschehen auf der Bühne konzentriert habe. Vielleicht hat ja Volker Lösch auch bewusst das Tempo angezogen, die Aufführung dauerte tatsächlich nur 1 h 40 min anstatt der 1:50, die im Programmheft angezeigt sind. Zehn Minuten weniger können das Einschlafpotential schon erheblich senken.
Aber erstmal zu dem sogenannten Laien-Chor der Professionellen. Auf ihrem Gebiet (S)Expertinnen und gekonnte Darstellerinnen nicht ihrer selbst, sondern diverser Männerfantasien, gehört mit Sicherheit eine Menge Mut dazu sich einem Publikum zu präsentieren, das aber genau das von ihnen erwartet, den Seelenstriptees nämlich. Eine Knastbiografie oder den Bezug von Hartz IV öffentlich zu erklären, sind sicher auch nicht gerade leicht, aber sich als Nutte auf einem Podium zu outen, dazu gehört sehr viel Selbstverständnis und normaler Umgang mit dem eigenen Beruf. Und das zeigen die Damen dann auch sehr selbstbewusst und mit großer Freude am Spiel. Dafür gilt ihnen Dank, nicht Hohn und Spott oder Anzweifelung ihrer sogenannten Authentizität. Es ist schon schwer genug für ungeübte Laien überhaupt schauspielerisch zu glänzen, dann aber noch in den sehr schwierigen Chorpassagen dieser Inszenierung den richtigen Einsatz zu finden, fast unmöglich. Dass hier 4 Schauspielstudentinnen aushelfen, wie wir nun wissen, scheint mir da mehr als angebracht, da sogar die echten Schauspieler Mühe hatten sich in diesem Chor zu behaupten. Das Lösch das nicht vorher genau aufgeklärt hat und man sich nun seitens der Schaubühne darauf zurückzieht, dass das schon in anderen Projekten so war, tut der eigentlichen Aussage keinen Abbruch. Inhaltlich mag das strittig sein, was da skandiert wird und für viele nicht mehr neu, in mehreren Reportagen des Privatfernsehens oder in Dokumentarfilmen ist das Thema schon oft behandelt worden, aber sicher nicht mit dieser Wucht, die letztlich sogar in ein wenn auch ironisiertes Manifest mündet.
Wenn man ein großer Fan von Wedekinds Monstretragödie Lulu ist, sollte man der Veranstaltung fern bleiben. Lösch hetzt durch den Text, das kaum Zeit zum Atemholen bleibt. Szenenwechsel werden mit kurzen knalligen Musikeinlagen von Peaches bis zum üblichen „Bück Dich“ der Gruppe Rammstein vollzogen. Alles was Esther Slevogt da recht satirisch verkündet, kann man auch wirklich sehen. Ihre Sichtweise ist aber sehr eingeschränkt, sie nimmt nicht wahr, dass hier Lulu nicht nur dem geilen Manne sanft die Hand ans Gemächt legt, sondern Lösch den brünstigen eitlen Platzhirschen direkt bei den Eiern packen will. Laura Tratnik und ihre männlichen Mitstreiter geben hier bewusst nur Schablonen ab, auch wenn das einigen zu plakativ einseitig ist. Lulu ist die personifizierte Männerfantasie und die Männer drehen hier mal den inneren Sack nach außen. Als irgendwann Sebastian Nakajew als Schön irritiert einer Vielzahl von Lulus gegenübersteht, die Liebe einfordern, weiß er nicht mehr wie er sich verhalten soll, so fixiert ist er auf das eine Bild in seinem Kopf, das ihm glatt das Ficken vergeht. Übrigens auch die Geschwitz kommt hier nicht gut weg, auch wenn sie ganz quirlig um die Liebe der Lulu buhlt. Sie projiziert ihr Wünsche genauso wie die Männer auf das Objekt ihrer Begierde. Die lesbische Liebe als Alternative funktioniert hier nicht, da Lulu noch in ihrer Fixierung auf den Mann fest hängt und ihrerseits nun eine Machtstellung gegenüber der Geschwitz ausübt.
Da wird natürlich viel schwarz-weiß gemalt, das ist sicher ein Manko der Inszenierung, ohne Frage. Die Differenzierung erfolgt durch den Chor, der die verschiedenen Bilder des Verhältnisses Nutte-Freier oder die unterschiedlichen Sichtweisen der Frauen auf ihren Job darlegt. Theater hat auch das Recht Aussagen so zu transportieren, das es dem ästhetisch geschulten Auge weh tut. Lösch will hier nicht Lulu aufführen sondern das Stück als Hülle für die Geschichten der Damen nutzen, deshalb findet auch keine Vermischung statt, aber es gibt durchaus Parallelen von Stücktext und Chor. Er hätte uns sicher noch mehr zumuten können, so bleibt eben wie oft vieles nur im Ansatz. Theater erklärt ja auch nicht, es schnappt sich meist nur punktuell einige Facetten aus der Wirklichkeit und setzt sich mit ihnen künstlerisch auseinander. Dass das Künstlerische zu kurz kommt, stößt auch mir auf, aber ich kann das wegstecken, zu Gunsten einer Aussage, die bei Wedekind noch im Vagen lag, hier aber deutlich gefordert wird, das Recht auf eine selbstbestimmte und unverklemmte Sexualität. Noch kürzer und prägnanter hat das in ihrer Punk-Zeit Nina Hagen in 1:45 min ausgedrückt: „…spritz, spritz, das ist`n Witz äh“. Wie es scheint, trifft das noch immer zu, das zeigt nicht zuletzt auch dieses Forum. Aber vielleicht haben ja auch schon einige ihr Gehirn in Formalin eingelegt. Hier hilft rausgehen und auslüften, oder eben ins Theater selbstbewusste Nutten gucken.
Ja, ich kenne diese Szene, mir wird aber im Moment beim besten Willen nicht klar, wie Sie in diesem Thread auf einmal auf "Eyes wide shut" kommen. Aber wenn Sie sich schon mit dem Thema "Sexualität und Wahrheit" beschäftigen: Schauspielerinnen, die sich als Prostituierte ausgeben, um den Zuschauern vorzugaukeln, sie wären so frei und niemals Opfer...oh, das ist doch nun wirklich nicht "Eyes wide shut"...
Keinen Übergriff am mänlichen Geschlecht? Das Zertreten und Verspeisen kein bacchiantischer Übergriff...naja, naja...ich hätte ihnen mehr Mut zur Wahrheit zugetraut.
Angst vor Lulu ? Nöö,...ganz einfach nöö...Sie machen sich falsche Vorstellungen vom heutigen männlichen Trieb, denn soviel Lulu wie heute war nie...da müsste ich ja schon vor Angst gestorben sein...
Lesen Sie einmal "Härte" von Andreas Marquardt, dort erfahren Sie etwas von Übergriffen auf Knaben, die Sie ja so gerne in das Reich der Imagination verweisen...nein, nein...es gibt Übergriffe von Frauen, es gibt Kinderschänderinnen, es gibt Frauen, die ihre Sexualität instrumentalisieren, um diese gegen Männer zu verwenden und wenn Sie jammern bis ans Ende Ihrer Tage: Die Frau ist nicht der bessere Mensch und wäre sie ein Mann, wahrscheinlich schlimmer als jener. Zweiter kleiner Scherz.
Kennen Sie eigentlich Hildegardt Lächert?
P.s.: Darüberhinaus es war ein bildliches Dix-Zitat, nicht Grosz...ich dachte Sie bemerken das...
Meine Zeit ist heute begrenzt.
1. Die Pressemitteilung der Schaubühne suggeriert, dass es sich bei der personellen Besetzung des Sprechchors tatsächlich und ausschließlich um aktuelle oder ehemalige Sexarbeiterinnen handelt. Dazu gab es bis zum 14.12. um 17.27 keine explizite Gegendarstellung von offizieller Seite.
Diese Falschdarstellung stellte, bis zu den korrektiven Maßnahmen der Redaktion, den Anschein von "Authentizität" her, die der Wirklichkeit in keinster Weise entspricht. Der pseudo-authentische Charakter dieses Konzepts wird also auf dem Rücken der im Chor teilnehmenden Schauspielerinnen ausgetragen, ohne sich kritisch mit der Frage zu beschäftigen, in welcher Weise diese haltlose Darstellung die berufliche Karriere und das Leben dieser jungen Frauen in Zukunft beeinträchtigen wird und in welcher Weise sie die potentielle Gefahr in sich birgt, dass diese Falschinformationen eine gewisse Eigendynamik entwickeln und sich verselbstständigen.
Dem kritischen Beobachter fällt auf, dass die "Profitgier" derjenigen, die dieses Konzept entworfen haben, über das Wohlergehen der im Chor teilnehmenden Schauspielerinnen und ebenfalls der Sexarbeiterinnen gestellt wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit, wie allgemein in der Theaterbranche üblich, ist die materielle Kompensation, die die Chormitglieder allgemein für ihr Engagement bekommen, verglichen mit den geschätzten Gesamteinnahmen des Theaters durch das Stück, schwindend gering. Wird dies zusätzlich, mit den, durch die geleistete Öffentlichkeitsarbeit, entstandenen potentiellen negativen Folgeerscheinungen, für die im Chor des Projekts partizipierenden Frauen verglichen, dann fällt die Kompensation noch viel geringer aus.
Falls dies der Wahrheit entspricht, kann dieses Vorgehen ohne Gewissensbisse als kalkulierte AUSBEUTE bezeichnet werden.
2. Das Stück hat den Anspruch, die Ausbeute der Frau, in diesem Fall der Sexarbeiterin, durch die Gesellschaft, insbesondere durch das (Spieß)Bürgertum, an den Pranger zu stellen (zumindest aufzuzeigen) und der sozialen Stigmatisierung dieses Berufes entgegen zu wirken.
In Wahrheit trägt es zur Ausbeute des Menschen und des weiblichen Geschlechts bei, spielt dem Clichedenken des Bürgertums zu und bedient nach allen Regeln der "Kunst" den gesellschaftlichen Voyeurismus und die Stigmatisierung der Sexarbeiterinnen.
Sowohl beim Publikum als auch beim Zeitungsleser wird, als Konsequenz dessen, ein unkritischer und unreflektierter Eindruck der personellen Zusammensetzung des Sprechchors generiert. Alle teilnehmenden Personen des Chors werden als ehemalige oder noch aktive Sexarbeiterinnen dargestellt. Diese undifferenzierte Darstellung trägt in keinster Weise dazu bei, den Menschen hinter der sozialen Rolle, dem Beruf, zu sehen. Sexarbeiterinnen und Schauspielerinnen werden als eine homogene Einheit dargestellt und in Folge dessen vom Publikum begafft.
Die Behauptung, dem Voyeurismus und der Stigmatisierung, die der Beruf Sexarbeiterin mit sich bringt, durch dieses Konzept entgegen zu wirken, stellt sich als eine unhaltbare DOPPELMORAL heraus, die exemplarischer nicht sein könnte.
3. Alle Befürworter dieses Konzepts und dieser Öffentlichkeitsdarstellung rufe ich dazu auf, auf kritische und selbstreflektierte Art und Weise, sich mit der Frage zu beschäftigen, Was passieren würde, wären weibliche Personen aus Ihrer Umgebung in der medialen Öffentlichkeit als Sexarbeiterinnen dargestellt, wenn dies nicht im Geringsten der Realität entpricht?
Es würde eine Welle der Entrüstung los brechen. Wahrscheinlich würde versucht werden auf rechtlichen Weg gegen diese Darstellung vorzugehen und eine Schadensersatzzahlung von den Verantwortlichen verlangt werden.
Folglich ist das Mindeste und gleichzeitig das Konstruktivste, was Volker Lösch und die Schaubühne, gegen die von ihnen kreierten Missstände, dem Fauxpas und dem darin enthaltenen Gefahrenpotential für die Chorteilnehmerinnen unternehmen können - Sich öffentlich in Print-und Onlinemedien zu entschuldigen, um der (unabsichtlichen?) allgemeinen Diffamierung der weiblichen Person und der betroffenen Schauspielerinnen entgegenzuwirken und den Sachverhalt ein für alle mal richtig zu stellen! Auf diese Weise könnte ebenfalls die Gefahr eines sich unkontrolliert ausbreitenden Medienskandals vorgebeugt werden oder zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht drastisch reduziert werden.
Irren und Fehler sind menschlich, jedoch sich seine eigenen Fehler einzugestehen und sie zu korrigieren zeugt von wahrem Charakter! Herr Lösch, bitte unternehmen Sie möglichst schnell etwas gegen diese unhaltbare Falschdarstellung und den daraus resultierenden Missverständnissen und stellen Sie unter Beweis, dass es sich bei Ihrem Anliegen und dessen künstlerischen Ausgestaltung, und in gewisser Maßen bei Ihrem Gesamtwerk, nicht um ein sinnentleertes Phrasendreschen handelt! Der Mensch steht im Mittelpunkt. Dies ist doch, wenn ich die Inszenierung richtig deute, Ihr Anliegen.
Das ich den Nina-Hagen-Song „Pank“ hier erwähnt habe ist eher ein Zufall. Gestern nach der Aufführung habe ich bei Radio Eins Freistil diesen Song gehört und festgestellt, dass sich das mit den Aussagen der Prostituierten ziemlich gut deckt. Danke an Holger Luckas, manchmal brauch es einen Anstoß von außen und dann habe ich eben meine Gedanken darüber ganz vorurteilsfrei versucht zu artikulieren. Den Onkelblick können Sie mir natürlich vorwerfen, vom Wort zur Tat ist es immer noch ein weiterer Schritt. Ich will hier keine Solidaritätsbekundungen abgeben, das ist ja auch keine ernstgemeinte politische Veranstaltung in der Schaubühne sondern immer noch Theater, aber eben mit einem gewissen Anspruch und den teile ich in einigen Aussagen, das Künstlerische mal beiseite lassend. Aber jeder muss das natürlich für sich selbst entscheiden, also gehen Sie hin und urteilen Sie dann über die Frauen und Volker Lösch.
Zur Geschwitz schreiben Sie: "Übrigens auch die Geschwitz kommt hier nicht gut weg, auch wenn sie ganz quirlig um die Liebe der Lulu buhlt. Sie projiziert ihr Wünsche genauso wie die Männer auf das Objekt ihrer Begierde. Die lesbische Liebe als Alternative funktioniert hier nicht, da Lulu noch in ihrer Fixierung auf den Mann fest hängt und ihrerseits nun eine Machtstellung gegenüber der Geschwitz ausübt." Warum das Wörtchen "noch"? Vielleicht ist Lulu ganz einfach nicht lesbisch. Aber es könnte natürlich dennoch eine Alternative darstellen, was von den Sexarbeiterinnen (bzw. im Programmheft) auch so geschildert wird. Ob eine Frau allerdings aufgrund ner Masse abspritzender Affen lesbisch wird/werden kann oder sich vielmehr immer schon mehr zu Frauen hingezogen fühlt, das bleibt eine offene Frage.
Als Fazit schreiben Sie: "selbstbewusste Nutten gucken" - das sind Menschen, Sie Schimpanse, immer noch nicht kapiert?! Sorry.
@ Mone: Auf "Eyes wide shut" kam ich, weil es da um die sexuellen Fantasien geht, welche eine Beziehung von innen heraus zerstören können. Dieser Film zeigt zudem auf, dass der männliche Part (Tom Cruise) zuweilen offenbar eine weitaus kältere, mechanischere und unsinnlichere Fantasie haben kann als der weibliche (Nicole Kidman). Diese verdrängten Fantasien können sich nun zu blühenden Neurosen auswachsen, weshalb es ja auch soviele Menschen gibt, welche dann beim Psychoanalytiker und/oder Beichtvater landen und dort auch immer nur weiter drüber reden. Und was sagt Nicole Kidman dazu, soweit ich mich erinnere, inmitten der Weihnachtseinkäufe?
Männer sind keine Schimpansen, sie kranke Löwin.
Ihre Frage ist obsolet, da es kein Theaterstück bräuchte wenn es nicht so wäre. Sie haben sich Ihre Frage selbst beantwortet. Als Nutten werden übrigens nicht nur Frauen des Gewerbes bezeichnet, sondern auch Frauen die von Männern wegen ihres selbstbewussten Auftretens diskriminiert werden. Der gebräuchlichere Begriff wäre wohl Hure, so bezeichnen sich Prostituierte auch oft selbst. Ich setze voraus, dass wir alle Menschen sind. Ich benutzte den Begriff Nutte provozierend, Sie sind auch gleich darauf angesprungen, gut das ist halt Ihre Art, das kenne ich schon. Machen Sie sich mal lockerer.
Um das Problem der Geschwitz zu lösen, müsste man noch mal genauer bei Wedekind nachlesen. Das erübrigt sich aber, da sie hier schon im Kontext des Chortextes steht und dort eben Frauen sagen, dass sie nicht mehr mit Männern können und daher nun Frauen bevorzugen. Das kann ich natürlich nicht beurteilen, ist auch Geschmacksfrage.
Was übrigens den Schimpansen betrifft, der Bonobo oder auch Zwergschimpanse gehört zur Gattung der Schimpansen und ob er die Alternative ist, wage ich zu bezweifeln, dort spielt der Sex zur Befriedung von Streitigkeiten auch eine eher hierarchische Rolle. Also freie Liebe ist das mit Sicherheit nicht. Allerdings spielen bei den Bonobos die Weibchen tatsächlich die führende Rolle und bilden Gemeinschaften wogegen sich die Männchen eher nicht solidarisieren. Na ja, da sind wir Männer dann wohl doch einfache Schimpansen. Man kann halt schwer raus aus seiner Haut, aber vielleicht schaffen wir ja noch den evolutionären Sprung zum Bonobo, ich werde fleißig üben, versprochen.
@Leserschaft
Es ist Prima, dass die hier stattfindende Diskussion bereits das unterste Niveau erreicht hat. Beleidigungen, wie einfallsreich sie auch sein mögen, haben hier nichts zu suchen und lenken vom eigentlichen Sachverhalt ab.
Der eigentliche Sachverhalt beinhaltet u.a., dass Frauen, die keine Sexarbeiterinnen sind und noch nie waren und wahrscheinlich auch nie welche sein werden, so in der Öffentlichkeit, teilweise mit Bild, etikettiert wurden.
Deshalb muss eine Korrektur dieses Missgeschicks erfolgen, bevor dies schwerwiegende Folgen für alle Beteiligten nach sich zieht.
(...)
Lieber "unabhängiger Zuschauer", offen gestanden denke ich, daß Sie den Tatbestand an dieser Stelle schon ein wenig aufbauschen. So recht kann ich nicht an die von Ihnen befürchteten negativen Spätfolgen für die vier Spielerinnen glauben vor
allem; und das, was die Redaktion in § 35 zu "sorry" schrieb, wäre da meineserachtens zuallererst zu bedenken; ich sehe noch nicht recht, daß die Spielerinnen irgendwie unter falschem Vorwand, so daß ihnen unwissentlich ein
Etikett angeheftet wurde, da auf der Bühne zu stehen und spielen gekommen sind: Hätte "man" sie also betrogen, so hätten Sie das ohnehin nicht so doll bezahlte Engagement nicht antreten brauchen (auch wenn das schwer ist, wenn "man" so lange intensiv zusammengearbeitet hat) und Ihrer Logik zufolge eher ein positives Aufsehen für ihre "Karriere" erzielt (von rechtlichen Konsequenzen zunächst abgesehen): insofern vermute ich in summa, daß die vier Spielerinnen im hinreichenden Umfange hinter dem Lösch-Konzept stehen, eher , als -durch Fakten gänzlich unerhärtet- das
Gegenteil anzunehmen.
Auf einem anderen Blatt steht, ob die Besetzung mit vier recht jungen Spielerinnen so ganz geschickt ist, im neuen BZ-Text von Herrn Seidler wird jedoch nicht deswegen, schätze ich, "Grand" statt "Grad" stehen ... .
Warum hier wieder sehr viel von der Neigung hochkommt, einander im wahrsten Sinne des Wortes "anzupflaumen", warum da immer gleich die "späte DDR", das späte Rom, die Barbaren, der Limes etcpp. herhalten müssen, warum so schnell
von "Unbedarftheit" die Rede ist, schwer zu sagen für mich.
Wenn die Mauer aus Kissen so ein Limes ist, dann bliebe ich lieber irgendwie in der Mauer: auch da gibt es eine Schauspielerin, die so heißt: Indermaur (eine großartige Honey in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" in Lübeck seinerzeit - die hätte ich gerne
als "Lulu" gesehen; sagen wir dergleichen nicht manchmal: "Die hätte ich gerne als..."). Ne, da wird kein Hahn nach krähen, denke ich, ob diese vier Spielerinnen irgendwann am Anfang ihrer Laufbahn einmal einen Chor stabilisiert haben (in einer Arbeit, in der offensichtlich viel mit heißer Nadel gestrickt wurde), wie es bedarftere Naturen ohnehin "wissen", daß das mit Chören so läuft (??).
Wenn an dem, was Stefan schrieb, etwas dran ist, dann wäre es ja erst recht am Platze, sich weniger den Unbedarften als den professionellen Kritikern in diesem Falle zuzuwenden: Kritiken waren schon geschrieben ! Das wäre der härtere Tobak, oder ??
Und Nada Njiente beispielsweise, ich bin davon überzeugt, daß das an der Schaubühne für ihre Revue eher einer Werbung gleichkommt.
Besser, und dazu kann ich leider noch nichts sagen, sich wieder mit der Inszenierung
zu beschäftigen, von mir aus auch mit großen Unterleibern und klitzekleinen Männern
davor ...; ich las unlängst erst, daß Zadeks "Lulu"-Plakate seinerzeit sogar dieses
Konzept aufwiesen (als er 1988 die "Lulu" im HH-Schauspielhaus -in der unzensierten
Fassung (siehe Wilhelminismusanspielung weiter oben)- urinszenierte, laut Georg
Hensel ("Spiels nochmal" (das Theater in den 80ern)) als Dritter ...), daß im Hinblick auf Wedekinds "Lulu" schon damals heftig gestritten wurde bezüglich der "aktiven" Lulu (da das bei Wedekind gerade nicht auf "Schlange", nicht auf "Femme fatale" gehen sollte, ... fast schon mehr, da "666" hier postet, Richtung Gretchen).
Die Redaktion hat bereits alles Nötige zu den jungen Schauspielerinnen gesagt, die sich unter den Prostituierten-Chor gemischt haben (Nr.35). Niemand hat sie zu ihrer Mitwirkung gezwungen, über mögliche Konsequenzen – welche eigentlich? – waren sie sich wohl im Klaren.
Alles wie gehabt: 666 versucht sich wieder lautstark Gehör zu verschaffen, mit neuem Namen, aber altbekanntem Thema. Dieses Stück liefert quasi die ideale Plattform für ihr Gender-Thema, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Tapet gebracht wird.
Warum soll eigentlich der überdimensionierte Spargel eine typische Männerfantasie sein? Da kennen Sie, 666, aber manche Frauen schlecht – oder Sie reden nur mit ihnen über Foucault.
Wer die Inszenierung einigermaßen genießen – oder ertragen – möchte, sollte Wedekinds Lulu beiseite lassen und Löschs Bühnen-Arrangement einfach als eine Komödie betrachten, die ohne Kopfgeburten auskommt. Dann kann man auch das spielfreudige Ausagieren der männlichen Akteure ein wenig amüsant finden und das Frauenbild in der Gesellschaft vergessen. Die Gesellschaft, zutiefst heterogen, hat ohnehin kein homogenes Frauenbild, und psychische Kollektivphänomene gibt es in dieser Hinsicht nicht.
Wer aber bei einem zertretenen Gummispargel an die Empfindlichkeit seines Energie spendenden Zentralorgans denkt... Na, ich weiß nicht, bester 123. Letztlich ist es doch nur Theater, das nicht bei jeder Szene auf die Straße verweist.
Also ich kann beim besten Willen keine Abschweifung feststellen. Vielleicht sollten Sie ihre Kollegen fragen, die beider Aufführung waren. Der Vergleich von Schimpanse und Bonobo wird im Manifest von Goldschwanz thematisiert. Ich zitiere:
„...und erinnern an unsere friedlichen verwandten
die bonobos
die konflikte durch sex lösen
das schimpansen-zeitalter ist zu ende“
Danach kommt dann der Aufruf zum befriedigten Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Das hat sogar Frau Slevogt zur Verzückung und der Feststellung von zündendem politischen Theater gebracht. Da ist natürlich ein bisschen Ironie angebracht. Und ich wollte nur auf einen eventuell vorliegenden kleine Irrtum aufmerksam machen. Wir müssen das tierische Thema natürlich nicht weiter vertiefen, auch wenn El-friede-Gretchen-etc. jetzt die Zahl des Tieres angenommen hat und vermutlich biblischen Okkultismus betreibt.
@ Flohbär
Also ich hatte da schon ein gewisses Ziehen in der Lendengegend, als Laura Tratnik auf dem Spargel rumgetrampelt ist. Ich hoffe Sie haben sich ihre Nervenenden da unten noch nicht ganz veröden lassen.
@ Der unabhängige Zuschauer
Sie scheinen tatsächlich nicht verstanden zu haben worum es in der Inszenierung geht, das sollte man vielleicht mal richtig stellen.
erinnern sie sich noch an "annie sprinkle"...das war eine sehr authentische solo-performance dieser amerikanischen ex-hure...sehr beeindruckend und man hat damals WIRKLICH etwas erfahren über sexualität und weiblichkeit..es war provozierend und neu..als die zuschauer z.b. die möglichkeit bekamen, in ihre vagina zu sehen..sie hat erzählt, daß sie mit männern nicht mehr kann und zeitweise durch diese arbeit lesbisch wurde..sie verkaufte bilder , die sie mit ihren brüsten gemalt hatte und erzählte aus ihrer strengen, jüdischen, sex-feindlichen kindheit...sie war keine schauspielerin..und es war trotzdem nie peinlich und aufgrund der sensiblen regie sehr berührend...und hatte eine künstlerische aussage..ich würde mal sagen..die inszenierung an der schaubühne kommt mit ihren bemühungen, zwanzig jahre zu spät...und diese kleine, aber feine, sehr provokante performance damals war moderner als dieser versuch, etwas abzubilden, das anscheinend nur eine weiter note im authentizitäts-scheintheater sein soll, statt wirklich sich um das - immer noch - leider...sehr spezielle thema zu kümmern...
@ Flohbär: Stimmt. Ich kommuniziere lieber mit Männern und Frauen, anstatt sie zu lecken. Neidisch? Ich unterhalte mich da zum Beispiel über Foucault, Derrida ("Bekenntnisse haben nichts mit der Wahrheit zu tun") oder über Schillers "Was kann eine gute stehende (Freudscher Versprecher oder nicht) Schaubühne eigentlich wirken?" Zitat Schiller: "Der Unglückliche weint hier mit fremdem Kummer seinen eigenen aus - der Glückliche wird nüchtern und der Sichre besorgt. Der empfindsame Weichling härtet sich zum Manne, der rohe Unmensch fängt hier zum erstenmal zu empfinden an." - und hoffentlich auch zu denken.
Sie lesen meine Kommentare nicht richtig und picken sich nur das raus was in Ihre verqueere Logik von Emanzipation passt. Ich gebe es auf. Und wegen dem schönen Schillerzitat fange ich jetzt auch nicht an zu weinen.
Sie kapieren es nicht oder wollen es nicht kapieren, ich spreche von Ihrer persönlichen Sicht auf Männer und die Frauenemanzipation, die hier nur sauer aufstößt und von Ironie und Männerträumen haben Sie mit Sicherheit keine Ahnung.
@ Roberto B.
Das habe ich sehr wohl bemerkt, ich stichele nur hin und wieder auch sehr gern. Das war eine kleine Retourkutsche auf den Artikel.
Damit es zu keinen weiteren Missverständnissen kommt, ziehe ich mich aus der Diskussion zurück und gründe den Verein gegen die Diskriminierung der Schimpansen: "Alles Banane".
Übrigens, die Bananenrepublik der Schimpansen erinnerte mich sogleich an Sophie Rois und Martin Wuttke (den Schimpansen, der ja kein Mensch ist) in Polleschs "L´Affaire Martin! Occupe-toi de Sophie! Par la fenêtre, Caroline! Le mariage de Spengler. Christine est en avance." Männer führen Kriege, sind schon als Babys blau usw. Und in all diesen Kämpfen geht es ihnen zumeist weniger um die Sache bzw. ums Politische, sondern vielmehr um das eigene Ego. Tja. Pollesch haut auf Lösch drauf und Lösch haut auf Pollesch drauf. Wie im Kindergarten. Laaaaangweilig.
mit besten Grüßen
Da verfolgt man eine ganz einfache Rechnung, die fast immer aufgeht. Bei mir eben nicht. Oder nicht mehr. Mir ist das zu dumm, da ich weiß, es gibt keine Gruppe, die an sich für irgendetwas grundsätzlich und immer bestraft gehört und schon gar nicht für ihre Sexualität.
Genauso abscheulich, verwerflich und dämlich wäre es, wenn sich jemand hinstellte und behauptete: Alle Frauen müssen öffentlich gedemütigt werden, weil sie an sich frigide und unfähig zum Sex sind.
Nehmen sie die Sperre aus ihrem Hirn und fangen sie endlich an über beide Geschlechter gleichberechtigt nachzudenken.
@ 123: Wie bitte? Ich bin festgefahren? Wollen Sie wirklich wissen, worauf sich die Spargelszene bei Lösch bezieht? Wer bereits Ostermeiers "Lulu" mit Anne Tismer in der Hauptrolle gesehen hat, der braucht nicht lange zu raten. Bei Ostermeier schlürfte Tismer in einer Szene am gedeckten Tisch einen echten Stangenspargel in ihren Mund. Ein Zeichen impliziert die Wiederholung seines früheren Gebrauchs und ist nie ursprünglich gesetzt. Es ist ein symbolischer Vorgang, in beiden Fällen. Ihrer Argumentationsstruktur nach müssten Sie im Grunde dann auch das Volkslied "Veronika, der Lenz ist da" als männerfeindlich bezeichnen, in welchem es da heisst:
"Veronika, der Lenz ist da,
Die Mädchen singen tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext,
Veronika, der Spargel wächst!" - Castorf hat hier übrigens noch die (weibliche) Petersilie hinzugedichtet, in seiner "Schneekönigin".
Diese ganze Penis-Zentriertheit des Mannes - unerträglich. Das selbstironisch zu betrachten, indem eine Frau da mal bisschen (symbolisch) drauf rumtrampelt, was spricht dagegen?
Ihre Verharmlosungsstrategie ist doch lächerlich und ich denke, dies wissen sie auch selbst. Im umgekehrten Fall, würde eine Vagina zertrampelt, würden sie doch als erste die Wände hochgehen. Und diese Umkehr hat nichts mit Revanche zu tun. Geben sie ihr zweierlei Maß auf und argumetieren sie endlich ernsthaft.
"Ein Engel übergibt dem Teufel einen großen Plan
der setzt die Brille auf und schaut ihn eine Ewigkeit an
Und dann zischt er, nachdem er das Gesicht verzog
Das ist kein Plan, das ist ein Poster von Kylie Minogue
Er schüttelt seinen Kopf und kotzt 'nen Eimer Eckes Kirschlikör
Er gibt dem Engel einen Schlauch und sagt: den trinkst du sofort leer!
Billige Räusche, hartes Verlangen, soviele Jahre sind vergangen
Und das ist gut so, mach kein Geschrei, denn nur so geht alles vorbei"
("Billige Räusche", aus dem Album "Herzscheisse")
Dieses Gefühl verstärkte sich, als ich im Nachhinein das Programmheft nochmals ausführlich las. Selbst der letzte Aufruf, das Goldschwanz Manifest, konnte meinen Eindruck nicht mehr wettmachen - zumal auch dort der Widerspruch Gang und Gäbe ist. Am Ende war die Frequenz der Buchstabenkombinationen Möse und Muschi peinlich zu hoch.
Äußerst lesenswert fand ich den Artikel zu diesem Thema von Insiderin Vanessa Eden auf: www.vanessa-eden.de/leben
Ansonsten ist hinzuzufügen, dass in der WELT geschriebene Kritiken nicht zwangsläufig danebengreifen. Herr Weinzierl hat mit Recht auf das Problem von Kollektiväußerungen hingewiesen. Dabei gehen die interessanten Einzelschicksale unter und alles wird bis zur Verwässerung verallgemeinert.
Sie können doch nur meine Kritik verniedlichen, weil sie furchtbare Angst haben auch nur ein winziges Zugeständniss zu machen und das ist wahrhaft patriachalisch.
der freierchor war meine idee...nur n kleiner hinweis...
annie sprinkle ist keine eso-scheisse, weil sie aus dem milieu kommt und natürlich in keinster weise einem kunstanspruch standhalten kann..aber im vergleich zu löschs machwerk SEHR künstlerisch rüberkam (zumindest 1992!!!)---valie export spielt in einer total anderen liga, das wäre wie wenn man volksmusik mit stockhausen vergleichen würde...--aus diesem grunde war mein vorschlag mit annie sprinkle IRONISCH!! zu betrachten...
In diesem Zusammenhang verstehe ich auch nicht warum der Titel "Nuttenrepublik" hier so widerspruchslos hingenommen wird. Ich habe zweifel an diesem Begriff, da er lediglich von zwölf Damen aus dem Gewerbe beglaubigt werden soll, die vielleicht etwas von Tantramassagen verstehen, aber sicherlich nicht das Bild einer gesamten Republik repräsentieren. Ich habe durchaus die Argumentation von Herrn Lösch zu Kenntniss genommen, in der die Käuflichkeit aller hervorgehoben wird, aber jemanden, der sich Darstellerinnen käuflich erwirbt zu einem Spottpreis, obwohl sie offensichtlich die eigentlichen Hauptdarstellerinnen sind, tatsächlich in einer solchen Argumentation ernst zu nehmen, fällt mir nun einmal schwer.
Mit Sicht auf den neu entstandenen Lulu-Laudenbach-Blog finde ich die ganze Sache so unausgegoren, so verquast...ich warte einfach mal einen besseren Abend zu dem Thema ab, der sicherlich oder hoffentlich bald kommt.
Wissen sie, wir leben nicht mehr in einem Patriarchat und von daher ist gegen symbolische das Zertrampeln von männlichen Genitalien auf der Bühne und dem Zerstören von menschlichen Genetalien an sich eine Menge einzuwenden, sowohl in dem einen wie in dem anderen Fall ist es wenig sinnfällig. Und von der symbolischen Handlung hin zur wahren Tat ist es oft nur ein kleiner Schritt.
Diesen einfachen Gedankenschritt hin zu der Überlegung, dass es grundsätzlich recht platt ist auf Genitalien im Allgemeinen wie im Besonderen herumzutreten wollen oder können sie nicht vollziehen. Und genau hier scheint mir eine Sperre bei ihnen zu sitzen. Denn ist es nicht so, dass gerade der Wikileads Gründer unter der Gürtellinie angegriffen wird, um ihn eventuell für etwas ganz anderes abzustrafen. Das ist kein symbolischer Akt mehr, sondern ein sehr konkreter. Bei Männern oder auch Frauen auf die Genitalien oder wie im Fall von Frau Merkel auf die sekundären Sexualmerkmale zu zielen und etwas ganz anderes zu meinen ist mittlerweile so üblich wie es auch gelegentlich lächerlich ist, aber eben nicht komisch, oder wenn von einer groben Humorlage, die mir nicht ganz so liegt, da sie zuviel von der Wahrheit zu schüttet, statt sie zu lüften.
Natürlich ist unsere Gesellschaft immer noch patriarchalisch durchstrukturiert. Wer hat denn in der Mehrzahl die hohen Ämter inne, auch und gerade in Politik und Wirtschaft?
Zum Thema Internet und Wikileaks kann ich nur aus dem Schlusskapitel von Juli Zehs und Ilija Trojanows "Angriff auf die Freiheit" zitieren:
"Machen Sie sich klar, dass ein Staat nicht 'gut' ist durch das, was er darstellt, sondern höchstens durch das, was er tut. Wir sind dabei, unsere persönliche Freiheit gegen ein fadenscheiniges Versprechen von 'Sicherheit' einzutauschen. Die gegenwärtige Gleichgültigkeit im Umgang mit der Privatsphäre läßt ahnen, wie Staat und Konzerne in Zukunft über uns verfügen werden, sollten wir ihnen erlauben, noch umfassendere Instrumente der Kontrolle einzuführen. Dann wird es allerdings zu spät sein zum Widerstand. Ein autoritärer Staat kann jeden Protest im Keim ersticken, mit Hilfe von Gesetzen, die heute verabschiedet werden, um uns angeblich zu schützen. Wehren Sie sich. Noch ist es nicht zu spät."
Wenn irgendwelche dummen (und die hat es leider immer schon gegeben, und da kann man dann auch schon mal berechtigterweise sehr sehr wütend werden) Jugendlichen/jungen Männer und Frauen das theatrale Spiel auf der Bühne mit der Realität verwechseln, dann ist daran nicht das Internet Schuld, sondern es geht um die Verantwortung der Eltern bzw. der betreuenden sozialen Institutionen.
Und was die dummen jungen Männer und Frauen betrifft, die sind höchstens entnervt von allen "vulgärfeministischen" Äußerungen und gar nicht so dumm, wie sie es hier pauscahl unterstellen wollen.
Augenzwinkern darf ich, muss ich aber nicht. Dafür müssten sie schon etwas subtiler vorgehen. Aber meinetwegen zwinker ich ein wenig. Nur über was ? Geben sie mir bitte einen Anlass.
(...) Ich sagte Ihnen bereits: Es geht um einen feinfühligen Humor, um eine feinnervige Wahrnehmung von Realität, letztendlich sollte es in der Schaubühne um Hochkultur gehen, da es ein subventioniertes Theater ist und aus vielen Gründen mehr.
Tja, und wenn Sie mich unbedingt schmunzeln oder zwinkern machen wollen, wie Sie ja immer wieder vorgeben, dann bedarf es dazu etwas mehr Subtilität. Ob sie vom "Vulgärfeminismus" abschwören oder nicht, ist mir persönlich recht egal. Nur hier könnte es sein, dass sie hin und wieder auf Haltungen stossen, die ihre Meinungen auszudifferenzieren geneigt sind.
Dialogisch aushandelbar,...Aushandelbar?...bei dem Begriff überkommen mich Zweifel. Für einen echten Dialog muss man Vorraussetzungen schaffen, die jene Inszenierung wohl nicht leistet.
Was uns beide betrifft, mir fällt es schwer mit jemandem zu reden, der mir sexuelle Vorlieben, wie "fickende Engel" unterstellen möchte, der, statt zu argumentieren mich auf mein Geschlecht reduziert.
Sicherlich, die Demokratie hat enorme Nachteile. In erster Linie stellt sie Rechte zur Verfügung. Ihre Umsetzung bleibt in der Praxis über weite Strecken den Bürgern selber überlassen. - Die Frage bleibt eben immer, ob die volle Gleichberechtigung in der Tat auch von allen gewollt und gewünscht wird. Es gibt dort durchaus unterschiedliche Haltungen bei beiden Geschlechtern. Denken sie nur an die Wehrpflicht und vieles mehr.
Aber der Abend von Lösch berührt dies alles wohl gar nicht. Mir bleibt weiterhin unverständlich, wie man sich mit sechs Wochen Probezeit auf eine solche Reise begeben kann. Sechs Wochen, um Interviews zu führen, sie zu einem Text zu verarbeiten und mit Wedekind zu verknüpfen. Unglaubwürdig, einfach unglaubwürdig und eine zu hoche Belastung, nach meiner Erfahrung für die betroffenen Damen. Solche Verarbeitungen dauern üblicherweise länger. Ein offensichtlich unter Zeitdruck herausgepreßter Abend. Unentschieden in seiner Ausrichtung und von daher zu sehr beachtet. Aber was soll man tun. Mit jedem Wort, dass man schreibt befördert man diesen Hype. Eine entsetzliche Falle.
Zwei weitere Fragen:
Hat Wedekinds bzw. Löschs "Lulu" irgendwas mit der Debatte um die Wehrpflicht zu tun? Es geht hier um themenbezogene Kommentare.
Was heisst "Verarbeitung von Seiten der betroffenen Damen"? Kunst hat keine therapeutische oder heilende Funktion. Dafür gibt's Therapeuten.
Lulu sah ich zweimal einmal von Zadek und dann am Gorki mit der unvergessenen Franka Kastein, mit der ich gut befreundet war. Sie war nicht nur eine leidenschaftliche Feministin, sondern noch einiges mehr. Gemeinsam stellte sich uns die Frage der Projektion und grob gesagt, kamen wir zu der Auffassung, dass es sich hierbei um eine beidseitige Produktion handelt mit wechselnder, geradezu oszilierender Verantwortung. Ein komplexer Vorgang, der auch von Wedekind nicht vollständig erhellt wird. Dies in aller Kürze.
Nun, wenn man Laien auf die Bühne stellt, hat die Arbeit auch immer und vor allem eine tiefenpsychologische Wirkung auf die Laiendarsteller, von der die Frauen ja berichteten. Diese Wirkung sollte aufgefangen werden. Darüberhinaus gibt es natürlich die Kunsttherapie, die auch zu vorzeigbaren Ergebnissen führt. Wenn man mit Laien arbeitet entfernt man sich immer von einem reinen und puren Kunstbegriff. Ich habe zwei solcher Arbeiten gemacht und mir wesentlich mehr Zeit genommen und sie natürlich in einem ganz anderen Rahmen präsentiert, eben nicht in einem Agitpropspektakel, das meiner Meinung nach hierzu nicht wirklich geeignet ist.
Aber bitte, Löschs "Lulu" ist nun wirklich keine Psychonanalyse oder Kunsttherapie. Sie verwechseln Löschs Arbeiten möglicherweise mit der theaterpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen.
Zur Wehrpflicht fällt mir nur ein, sie sollte auch für Frauen gelten, zur vollen Gleichberechtigung in der Tat, wie sie es formulieren, so wie Väter nach der Trennung freien Zugang zu ihren Kindern haben solllten und und und...aber all dies berührt nicht den Abend, sondern, die von Ihnen aufgeworfenen Fragen. - Ob ich eigene Erfahrungen mit Frauen habe die projizieren,...ich bitte sie, wenn sie die Filter aus ihrer Wahrnehmung rausnehmen würden, könnten sie dies selber sehr gut beobachten...zumindest habe ich ja Erfahrungen mit ihnen und sie projizieren wie wild, wenn ich nur an die fickenden Engel denke, die sie mir gerne unterstellen möchten, da sehen sie in mir etwas, das mir völlig fremd ist.
Wollen sie denn ernsthaft die beidseitige Projektion leugnen ?
Das seelische Risiko bei Lösch kann ich da tatsächlich nicht erkennen.
Wie kommen Sie jetzt auf den freien Zugang von Vätern zu ihren Kindern nach der Trennung der Eltern? Um das Thema der Scheidung geht es weder bei Wedekind noch bei Lösch. Bitte bleiben Sie beim Thema der Inszenierung.
Den Begriff der "fickenden Engel" habe übrigens nicht ich mir ausgedacht, sondern die Problemjugendlichen in der S-Bahn. Könnten auch wohlstandsverwahrloste Jugendliche der "Vereinigung nicht-fickfreudiger asexueller Kirchgängerinnen" (Goldschwanz: Manifest) gewesen sein. Daraufhin habe ich Ihnen die Frage gestellt, ob Sie denn - da Sie ja offenbar ein Problem mit Feministinnen haben - lieber kleine heilige Huren hätten. Das haben Sie verneint. Okay, ist okay, war vielleicht auch etwas zu provokativ, sorry.
Schließlich, welche beidseitige Projektion? In Bezug auf Wedekinds/Löschs "Lulu" könnte man davon sprechen, ja, zum Beispiel projiziert sie auf Schigolch möglicherweise ihre eigene Suche nach dem nicht vorhandenen Vater, welcher sie "erziehen" solle usw.
Und bitte entschuldigen sie doch, dass ich hin und wieder Nebenschauplätze betrete, um ihnen zu verdeutlichen, dass die Emanzipation auch an Stellen nicht vollzugen wird, wo es eher für das weibliche Geschlecht zu Nachteilen führen könnte.
Probleme mit Feministinnen habe ich nicht, ich habe Probleme mit Ihrer selektiven Wahrnehmung und ihren Filtern, dies ist etwas ganz anderes.
Sie sehen das seelische Risiko bei Lösch nicht ? Aber sie können doch lesen und hören, was die Frauen berichten, welche Belastungen sie als Nicht-Profis empfunden haben und sich ausgesetzt fühlten ?
Ich orientiere mich an diesen Äußerungen und natürlich eigenen Erfahrungen.
Bleibt die Frage: Auf welche Realität zielt eigentlich Lösch ? Auf die stückimmanente, die historische, die heutige...oder ist das alles nur eine markttechnisch gut angerührte Melange zur Selbstvermarktung ?
Es gibt zur "Lulu" von Volker Lösch durchaus, Theaterpädagogik wurde angesprochen, eine Veranstaltung seitens der Schaubühne, welche sich "Theaterpraktische Werkstatt/Einstieg" nennt (20.1.2011 - 18 Uhr - vierstündig); Weitergehendes läßt sich auf
der Schaubühnen-Webseite erfahren.
Auf diesem Wege allen ein Frohes Fest und einen guten Rutsch !
Wer bei dem Wetter eine Veranstaltung verpaßt, mag es an anderer Stelle zur "zweiten Halbzeit" versuchen: möglicherweise gilt eine verfallene Premierenkarte in einem anderen (humorvollen) Theater als Eintrittserlaubnis für "zweite Halbzeiten"...
Dazu passend, argumentieren Sie hier dann auch sehr stark auf der psychologischen Ebene. Löschs "Lulu" dagegen will in meiner Wahrnehmung aber auf etwas anderes hinaus, auf die Entkriminalisierung und Rechtssicherheit von Sexarbeiterinnen bzw. der weiblichen Lust (DER Skandal einer damaligen UND heutigen "Lulu") jenseits von Heimlichtuerei und bürgerlicher Doppelmoral. Die erotische Utopie: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.
Wegen meiner angeblich "selektiven Wahrnehmung" und meiner "Filter", da verstehe ich nach wie vor nicht, was genau Sie damit eigentlich meinen.
Was ist denn in ihren Augen die Rechtssicherheit der weiblichen Lust ? Das erscheint mir erklärungsbedürftig. Und wenn sie so sehr darauf drängen, dass die Doppelmoral aussetzt, wieso schließen sie die Freier nicht mit ein in diesen Vorgang ? Stattdessen konstruieren sie wüste Bilder einer psychotische Hure, die ich gewesen sein soll oder auch wahlweise ein Freier, da verunglimpfen sie doch augenfällig ihr eigenes positives Bild, das sie sich von Sexarbeiterinnen malen. Allzu weit scheint es ja mit ihrer Toleranz dann doch nicht zu sein.
Zugleich bin ich aber auch in den guten Menschen von Sezuan hineingerutsch, eins der Stücke, dass ich am wenigsten leiden kann und das auf ihrer Favoritenliste steht.
Was sie sich bisher für ein monströses Bild von mir gezeichnet haben, der/die psychotische Nutte, die Feministinnen zu fickenden Engeln umgestalten möchte und zugleich ein austherapierter Freier ist, dieses Monsterbild läßt darauf schließen, dass sie sich in einer schwer therapieverdächtigen Situation befinden könnten.
Auf was Lösch nun wirklich zielt bleibt dabei weiter unbelichtet, den die Entkriminalsierung alleine wird es nicht sein.
Rechtssicherheit der weiblichen Lust heisst für mich, dass Sexarbeiterinnen selbstverständlich auch Rechte (und nicht nur Pflichten bezüglich des "Dienstes am Mann") haben, zum Beispiel in Bezug auf ihre körperliche Unversehrtheit.
Der Begriff der Doppelmoral bezieht sich natürlich hauptsächlich auf das Versteckspiel verheirateter Männer, welche, zum Beispiel nach einem Firmenessen und/oder politischen Zusammentreffen, ihren Nachtisch in ein Edelbordell verlegen. Und zu Hause wartet die brave und treue Ehe-, Hausfrau und Mutter.
Im neuen "Tip" prangt mittlerweile das Label "Trash" am Abend, auch Löschs erstaunlicher Tabellenplatz bei den "100- Anti - Berlinern"
speist sich vermutlich zum Teil aus der aktuellen Arbeit (und Herrn Laudenbachs Zickzackkurs dazu !). Merkwürdig quer zur gesamten Debatte hier, zu den Kritiken, auch zum Vorläuferthread (§ 110 greift im Grunde dessen Duktus wieder
auf) kommt für meine Begriffe die Schaubühnenbeschreibung des Workshops daher - also, eine Spannung baut sich da schon auf...:
"Einstiege sind 4-stündige Workshops für Zuschauer jeden Alters (ups, Familien hingehört ..., AZ), die sich dem Thema und der spezifischen Ästhetik einer Inszenierung der Schaubühne nähern
wollen. Durch Vorübungen (Fantasie bitte zügeln ..., AZ) erarbeiten sich die Teilnehmer Elemente, mit denen sie in der Improvisation (sorry, ich muß jetzt an 123 und 666 in solch einer Szene denken, AZ) weiterarbeiten können.
So werden auch theaterfremde Zuschauer an das Spiel herangeführt ("Mach nur einen Plan...", AZ). Nachdem sie sich ein Thema selbst erarbeitet haben, erleben sie die Theatervorstellung als Zuschauer sehr viel intensiver. Sie können das, was sie auf der Bühne sehen mit ihren eigenen Ideen vergleichen und einen Bezug herstellen (klingt angesichts dessen, daß wir möglicherweise gut beraten sind, mit nicht zuviel "Lulu" an den Abend heranzugehen, nach der Vorankündigung eines "Hornberger Schießens": nie schien "Scheitern als Chance" unwahrscheinlicher- der "Tip" sollte diese Veranstaltung wärmstens empfehlen).
Nochmals, Frohe Festtage, schnell noch mal zu Mc Drive und auf den heimischen Chor warten ...: die singen aber wirklich nicht übel bei youtube - so nen Chor hat man nicht um jede Ecke ..., und wo ich schon bei "Chance" bin: ich war seinerzeit im Londoner "Messias" von Händel mit dem Countertenor Michael Chance: großartig, der Mann !. Und jetzt ins lange Fest-Wochenende !!
Ich sage Ihnen aber: Prostitution ist schädlich für beide Seiten.
Ein schlichter Gedanke, der hier bisher nicht vorkam, eben auch weil alles durch die Brillen der "Ismen" betrachtet wird. Sie benutzen den abend doch auch nur, um ihre Theorien weiter auszugestalten. Dabei ist das gar nicht so interssant, was wir hier besprechen, auch ein didaktisch ausgeklügelte Inszenierung, die alle Zeitebenen und das Heute beleuchtet, wäre nicht zwingend brisant. Die Wahrheit ist doch, dies Stück "Lulu" reicht an die heutige Realität kaum noch heran und Lösch benutzt es als Vehikel, um seine sogenannten authentischen Gestalten auf die Bühne zu wuchten. Sexarbeiterinnen mit hoher Akademikerdichte.
@Judith B. Denn es ist tasächlich so, soweit ich dies sehen kann, dass dort keine ukrainische, keine bulgarische, keine osteuropäischen oder asiatischen "Sexarbeiterinnen" auftreten, denn dies hätte den illusionierten Zusammenhang zu der Figur "Lulu" sofort zerstört, denn Wedekinds Figur ist eine bürgerliche, ehemals in einer Ehe lebende Frau und schwer zu indentifizieren mit "Nutten" aus dem Bereich des Menschenhandels. Und so ist es in der Tat so, dass Zuhälter nicht zum Thema werden. Jedoch ist wiederum so, dass viele Etablissements mittlerweile von Frauen geführt werden, so wie auch die zuarbeitenden Agenturen, die Bildmaterial und sonstiges liefern häufig von Frauen betrieben werden, einfach aus der Erkenntniss heraus, dass dieser gleichgeschlechtliche Umgang am Arbeitsplatz angenehmer ist.
@Arkadij. Sie dürfen sich sicher sein, dass ich an einem solchen workshop nicht teilnehmen werden, trotzdem musste ich schmunzeln... ich mit 666... ich bitte sie, fallen sie doch nicht auf die Strategie dieser Dame herein, die, um nicht wirklich auf relativierende Argumente eingehen zu müssen, lieber zur wahllosen Bloßstellung greift.
@ 666. Sie werden mich nicht durch ihre lächerlichen Projektionen und ihre infantile Logik einschüchtern, wenn ich nur an den billigen Kitsch denke, den sie da aufwerfen, die treue brave Ehefrau zu Hause und die böse Männerrunde im Bordell, wo spielt dieser ihr Film, in einem Land in einer fernen und vergangenen Zeit ? Lulu betrog ihren Ehemann, dass zeigt sich glaub ich schon in der ersten Szene und sie wollen uns hier in ein Werbebild der Fünfziger Jahre zurückbomben. Auch die Doppelmoral hat sich in ihrem Wesen weiterentwickelt, da ist Judith B. schon sehr viel mehr an der Realität und natürlich jene der Frauen, die aus der Produktion ausstieg und zu Herrn Lösch bezeichnenderweise sagte, ironisch nehme ich an: Ich will deine Nutte sein.
Ich finde, hier wird aufgebauscht, wo gar nichts ist. Auf mich wirkte das Stück nicht wirklich durchdacht. Mit Randgruppen - noch dazu unterbezahlten - sein Geld zu verdienen, das ist doch die wirkliche Zuhälterei und die größte HEUCHELEI auf dieser Bühne!!
Man schaffe sich einen Rahmen zur Legitimation (Lulu von Wedekind) einer vermeintlichen Sensation (echte Nutten auf der Bühne), schnappe sich ein Feindbild (Männer) und versuche dadurch verbündete zu finden (andere Muschis, also Frauen) und verkünde dann:
"Muschis aller Länder, vereinigt euch!"
Übrigens, so toll ist Löschs "Lulu"-Inszenierung letztlich nicht. Es müssen wohl andere Gründe vorliegen, welche die Schreibenden hier hochgehen lassen.
@ Bärbel Zeh: Da kennen Sie sich jetzt aber nicht aus, denn das Genre des Dokumentartheaters gibt es durchaus. Ich könnte zum Beispiel Rimini Protokoll nennen. Dort geht es allein um die kenntlichen Biographien der beteiligten Laien bzw. Spezialisten, ohne mainstreamkompatible Rahmung durch einen dramatischen Stoff.
@ 123: Wer kauft sich denn - proportional gesehen - mehr Sex? Männer oder Frauen? Und Sexarbeiterinnen, welche Spaß an ihrer Arbeit haben, die gibt's bei Ihnen gar nicht? Man sollte hier - wie bei jedem "heiklen" Thema - meines Erachtens trotzdem die Fähigkeit haben zu differenzieren, auch wenn's schwerfällt.
Man kann aber an ihrer Vorgehensweise auch sehr gut erkennen, wie sie entscheidende Fragen, die sich allmählich in dieser Debatte entwickeln immer wieder nicht wahrnehmen wollen, weil sie alles aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet sehen wollen.
Denn allmählich steuerte die Debatte doch immer mehr auf eine zentrale Frage zu: Wie authentisch ist denn das Authentische noch, wenn man es auf die Bühne stellt? Und wie verändert sich so ein authentischer Chor, wenn man ihm proffessionelle Darstellerinnen untermengt ?
Wieviel Authenzität kann ein selektiver Blick beim Casten noch zulassen ? Ein Blick, der gleich vor ab, wie Judith B. feststellte, wichtige Themen ausschließt, wie Menschenhandel, Vergewaltigung und und und ?
Mit so einem Blick kann man natürlich leicht das Ergebniss erzielen Sexarbeit sei an sich eine ganz spaßige Sache, wenn man schon bei der Auswahl der Personen sovieles ausklammert.
Ob uns die Sexarbeit tatsächlich auf den Weg der sexuellen Befreiung schickt, in ein erfülltes und befriedigtes Leben, ließe sich wohl schwerer glauben, falls wir mit Opfern von Menschenhandel und der ihr zudienenden Gewalt konfrontiert wären.
Es ist eben auch so, das eine um zentrale Wahrheiten verkürzte Authenzität mißbräuchlich angwandt werden kann, um vorgegebene Ziele zu erreichen, um eine bestimmte Bühnenwirkung zu erzielen, um ein eher fragwürdiges Manifest zu transportieren.
Wieviel Authenzität bleibt also noch nach einem solchen Vorgang ?
"ich musste liebe und sexualität trennen / das hat mit nem sexuellen missbrauch zu tun / den ich erlebt habe als kind / das hat dazu geführt / dass ich mich so abgespalten gefühlt habe / es gab mich mit meinem inneren / und das andere / der andere teil von mir hat den sex gemacht / es hat ne ganze weile gedauert / bis diese teile wieder mehr und mehr / zusammengekommen sind / heute bin ich an dem punkt / dass ich es jetzt nicht mehr teilen kann / bzw auch nicht mehr teilen will".
Darin zeigt sich der Widerspruch des Chor-Theaters à la Lösch. Da werden ganz unterschiedliche individuelle Erfahrungen homogenisiert, um sie am Ende auf ein universelles Manifest zulaufen zu lassen. Einar Schleef dagegen hat diesen Widerspruch zwischen Individuum und Chor/Gemeinschaft gerade herausgehoben und mitinszeniert.
Frage: Tun Sie am Ende nicht dasselbe wie Lösch, nur mit umgekehrtem Vorzeichen? Das heisst, etwas zu verallgemeinern, was nicht zu verallgemeinern ist? Schließlich bringt wohl nicht jede junge Frau in die Sexarbeit sexuelle Missbrauchserfahrungen aus ihrer Kindheit mit. Und nicht jede junge Frau, welche mit Sexarbeit ihr Geld verdient, ist als Opfer des Menschenhandels aus Osteuropa eingeschleust worden. Das meinte ich mit der notwendigen Differenzierung.
Authentisch ist auch das Lösch-Theater nicht. Und was heisst das überhaupt? Es ist Kunst/Inszenierung, und da - wie auch im Leben - geht es um die Frage der Glaubwürdigkeit.
Schließlich, wie kommen Sie eigentlich darauf, dass die Männer bei Lulu "reihenweise" sterben würden? Meines Erachtens bricht der Arzt Dr. Goll zusammen (Herzkasper o.ä.). Der Künstler Eduard Schwarz wählt den Freitod im Kissen. Nur der Chefredakteur Dr. Schön wird von Lulu im Affekt erschossen. Die anderen "Männeropfer" sind wohl eher Opfer der metaphorischen "Waffen der Frau" bzw. von Lulus ungehemmter Leidenschaft.
Käufliche Liebe ist keine Liebe, jedenfalls nicht im Sinne der (hoffnungslosen) Romantik. Was die Sexarbeiterinnen und/oder Lösch wollen, das ist die gleichberechtigte Beziehung zwischen Freier und Nutte. Nicht mehr und nicht weniger. Lösch ist kein Spezialist fürs Subtile, eher fürs Grobe. Wenn Sie eher das Subtile mögen, dann könnten Sie sich zum Beispiel den neuen Film "Drei" von Tom Tykwer im Kino anschauen.
ES GEHT JA AUCH DARUM DAS HERR LÖSCH EINIGE WESENTLICHE DINGE AUSBLENDET!!! WANN VERSTEHEN SIE DAS ENDLICH??? VIELLEICHT ALS LETZTE IN DIESER GRO?EN STADT???!!!
Gleichberechtigung zwischen Freier und Nutte?! Sie sind doch diejenige, die, welche die männliche Sexualität unter Generalverdacht stellt; und auf einmal wollen sie sich für die Gleichberechtigung der Freier, die sie bisher nur schmähten einsetzen. Wie? Sollen sie die Hälfte ihres Verdienstes wieder an die Freier rückführen ?
Und wie ist das denn nun ? Der Tod der Lulu ist Strafe an ihrer ach so großen Lust; und die Kerle krepieren einfach nur so, Herzkaspar und so, und nur einer wird von Lulu erschossen. Oh hoho...nur einer.
Ist Lulu dann eine Mörderin ? Oder etwa nicht ? Oder ist das Teil ihres Lustprogramms ?
Und nun gehen sie doch endlich mal darauf ein, dass Lulu historisch gesehen von einer Frau durch Tod bestraft wurde. Oder lassen sie es besser sein. Da kommt bei ihnen doch nichts bei heraus.
Denn "Lulu" wurde Opfer einer männlichen Phantasie von Herrn Wedekind, der es nicht besser wissen konnte.
Aber wir könnten es besser wissen, falls wir/sie sich etwas mehr Mühe geben würden.
Frohe Weihnachten
P.s.: Und die Filme, die ich anschaue, suche ich immer noch selber aus. Aber Dank für ihre unaufgeforderte Beratung.
Dann kann man doch das Geld außen vor lassen. Oder etwa nicht ?
Der Handel beruht auf einem (scheinbaren) einseitigen Defizit, der gegen Geld mehr schlecht als recht ausgeglichen werden soll.
Denkbar schlechte Voraussetzungen für Emanzipation.
Tschüss
"wenn ich einen guten gast habe der das / zulassen kann / dass wir in einen flow kommen / dann ist es nicht anstrengend / aber wenn ich diese anderen gäste habe / ich nenn das immer totes fleisch / wo nichts passiert / du hast überhaupt gar keine resonanz / das ist eine wirklich harte arbeit".
In solchen Fällen existiert der monetäre Tauschhandel völlig zu Recht.
Aber wenn ein Flow entsteht, existiert dann der monetäre Tauschhandel zu Unrecht ?
Sehen Sie dann eine Chance zur Emanzipation ? Und wenn ja, wie ?
Nie denken Sie ihre Argumente zu Ende. Das ist wirklich Schade.
Das ist ja das, was ich meine: Dort wird ein Surrogat gehandelt, ein Ersatzstoff. Und der soll nun zur allgemeinen Befriedigung Europas führen ?
Wohl kaum.
Grundlage dieses Handels ist, dass die Prostituierte keine Liebe empfinden darf. Denn ansonsten entzieht sich ihre Arbeitsgrundlage.
Besuchen Sie mal Andreas Marquardt in Neuköln, den einzigen Zuhälter den ich jemals kennenlernte. Lesen Sie sein Buch "Härte", wo ere genau den sexuellen Mißbrauch seiner Mutter an ihm beschreibt. Wie sie ihn über Jahre dazu trimmte ihr möglichst viel Lust zu verschaffen. Reden Sie mit ihm darüber, wie er seine "Nutten" drillte. Wie sie Gespräche mit Freiern zu führen haben, wie sie die Freier zu bedienen haben. Er bildete sie sozusagen auf Grund der Kenntnisse seines eigenen Mißbrauchs aus.
Da können Sie etwas über die Gewaltspirale von Mißbrauch und Prostitution und einen Ausstieg aus jener erfahren. - Gerne hätte ich diesen Stoff für ein Theater dramatisiert. Aber so ein Stoff hat dort kaum eine Chance, denn er führt nicht zu Lachern und Schenkelklopfern.
Reden Sie auch mit dem Analytiker von Herrn Marquardt. Das ist hochinteressant. Ich mein es ernst.
Und bitte, ich flehe Sie an, hören Sie auf den Usern und mir "seltsame Frauenbilder" zu unterstellen. Das ist so unproduktiv.
Reden Sie auch mit der Frau von Herrn Marquardt, einer ehemaligen "Nutte", einer absolut liebenswerten Person.
Sie müssen nur den Namen in das Internet eingeben und schon befinden Sie sich auf einer der interessantesten Reisen, die Sie auf diesem Gebiet machen können. Dahinter bleibt so ein Lösch-Abend sicherlich weit zurück.
Und meinetwegen kann eine Prostitierte auch Lust bei ihrer Arbeit empfinden, aber dies wäre noch lange nicht eine Lösung für das Hauptproblem, dass dort ein Elend gegen das Andere getauscht wird.
Denken Sie ihre Dinger zu Ende und machen Sie sich selber nichts vor und mir bitte auch nicht. Prostitution ist die Befreiung von gar nichts, sondern eine absolute Vertiefung von Abhängigkeiten.
Die Hexe Prostitution und Pornographie ?
Hat das Gewerbe für Sie ein eindeutiges Geschlecht ? Ja ?
Man kann nur mit dem Kopf schütteln. Wie bringen Sie nur Pornographie und die Hexen in ihrem Kopf zusammen. Hexen, die aus ganz anderen Gründen verfolgt wurden, weil sie Hebammen waren, Wissen über Verhütung und Abtreibung hatten und und und...mit Bilsenkraut und Stechapfel umzugehen wußten, so wie Hildegard von Bingen und und und...
Sie sind keine Feministin. Sie klonen sich aus feministischen Thesen ein ganz eigenes Weltbild zusammen, nach freiem Ermessen und versuchen sogar Menschen zu demütigen und zu schmähen, die einfach nur aus einem Gewerbe ausgestiegen sind, dass nicht wirklich zu empfehlen ist. Und dabei können Ihnen ihre Bilder nicht monströs genug sein. Die beiden stossen niemanden in den Ofen, Sie "krankes Huhn".
Ich sage das nicht gerne zu Ihnen, aber ich kann mich gegen diesen Eindruck einfach nicht mehr erwehren. Und jetzt mach ich mit meinem Sohn einen ausführlichen Spaziergang und überlasse Ihnen das letzte Wort. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen.
Ganz lieber Gruß
Ihr
123
ich habe verschiedene selbstbewusste "sexarbeiterinnen" kennengelernt.
ich meine aber frauen, die keine Prostituierte waren, die selbstbewusst mit ihrem sex "arbeiteten" (sie sprachen von "Liebe")
wahrscheinlich bin ich immer an "nur braven und einsichtigen Mädchen" vorbeigegangen. . .
vielleicht ein entscheidender Fehler
bisher
Sie stellen doch überhaupt keine kritisch-politischen Fragen. Sie konstruieren und projizieren nur wild herum. Sehen sich dem Antichristen gegenüber, der nur aus eigenen Ängsten heraus und mörderischen Trieben...huhuhu...kleine brave Mädchen pathologisieren muss, so dass Sie am Ende gezwungen sind böse Mädchen zu werden. So wie Sie ?
Haben Sie nicht noch ein paar peinlichere und fettere Farben in Ihrem Malkasten. Mir gruselt noch nicht genug vor Ihnen.
Tja, wenn man nur die Alternative zwischen bravem und einsichtigen Mädchen oder selbstbewußten Sexarbeiterinnen sieht, dann, ja dann...kann es mit dem Intellekt nicht weit her sein, denn es gibt wahrlich noch viele Fraben und Möglichkeiten zwischen diesen Polen. Hierfür muss man allerdings ein gewisses Feingefühl haben.
Und haben Sie Ihre Wahl schon getroffen. Da ja das brave, einsichtige Mädchen für Sie kaum in betracht kommt, bleibt ja nur noch eine Möglichkeit.
Viel Spaß und Lust bei Ihrer Karriere als graduierte Sexarbeiterin. Und vielleicht schaffen Sie ja auch den Weg bis auf den harten Betonboden der Schaubühne.
Toi ! Toi ! Toi !
Ihr 123
P.s.: Übrigens, den Film habe ich nicht gesehen. Ich habe mich gegen ihn entschieden, obwohl ich wohl die meißten Dogma-Filme sah. Ähnlich hat man auch die Wahl bei anderen Entscheidungen. Also durchdenken Sie Ihre Berufswahl noch mal. Werden Sie doch Therapeutin für all die bösen Männer und Väter und Antichristen, dass wäre doch was für so ein bevormundetes Mädchen wie Sie. Da können Sie mal endlich richtig Rache nehmen. Hohoho, da geht doch was !
Wenn Sie das alles nur für Gerede halten, gehen Sie doch mit einem Pappschild auf die Straße und brüllen und kaspern ein wenig herum. Vielleicht füllen sich ja auf dem Weg die Kassen der Städte und Komunen
brave und einsichtige mädchen sind manchem zu brav
und auch "sexarbeiterinnen" (die unprofessionellen)
haben manchmal herz
sex für liebe
sex wird angeboten, um "liebe" dafür zu bekommen
denn die wollen die meisten von uns
soweit ich sie verstehe
In Lars von Triers "Antichrist" gibt es keine Unterscheidung zwischen den "Guten" auf der einen gegenüber den "Bösen" auf der anderen Seite. Vielmehr gilt: "Die Natur ist Satans Kirche" (wie Charlotte Gainsbourg einmal sagt). Demnach tragen beide Geschlechter die Möglichkeit zum "bösen" bzw. triebhaften Affekt in sich. Frau und Mann können sich aber - oft erst im Nachhinein, und daraus können Melancholie und Trauer entstehen - dagegen entscheiden, und zwar über die Denkbewegung, sich als "Nicht-Mensch" erkannt zu haben. Niemand ist immer nur gut. Und nur zu Ihrer Beruhigung, "Antichrist" endet in meiner Wahrnehmung sehr versöhnlich, im Glauben an die Liebe und die erhabene Schönheit der rational bzw. sprachlich nicht vollends fassbaren Natur.
Zum "harten Betonboden der Schaubühne": Im Theater kommt es vor allem auf die Vorstellungskraft bzw. Imagination drauf an. Könnte es da nicht auch sein, dass der Betonboden einem Schauspieler bzw. wahrnehmenden Zuschauer plötzlich wie weiches und frisches Sommergras erscheint? Alles eine Frage der Perspektive, oder?
Ein Neugeborenes aus dem Fenster geworfen, tja, da vertummt man erst einmal. Eine Geschichte die wohl nicht in diesen Schaubühnen Abend passt und wohl kaum aus kaltem Schnee oder hartem Beton frisches, weiches Sommergras machen kann.
"Untergangspropheten, die vom Pessimismus leben - und gar nicht schlecht -, empfinden jede Art von Zuversicht zwangsläufig als Existenzbedrohung." (Bob Hope)
Ein freier, aufgeklärter und selbstbewußter Bürger ist also derjenige, welcher weiterhin kritische Fragen stellt und sich nicht zum bloßen Politik- und Informationskonsumenten herabwürdigen lässt, den man "an der Leine seiner persönlichen Bedürfnisse und Ängste spazierenführt" (Zeh/Trojanow).
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit, dieses Lachen wollen, sozusagen über der Leiche eines Neugeborenen. - Nun gut, Sie greifen ja häufig ähnlich der Bild zum nächst höheren Reiz. Ansonsten, schon recht, deshalb berufe ich mich ungerne auf solche Nachrichten. Ein Einzelfall ist dies aber eben nicht. Eher im gesellschaftlichen Diskurs vernachlässigt Fälle, weil sie zu wenig in den Mainstream der starken und guten Frau passt.
Nun denn, eigentlich will ich etwas ganz anderes sagen. Wie wollen Sie denn emazipatorische und feministische Sichtweisen tatsächlich auf diesen Bereich anwenden. Grundsätzlich bin ich eher der Überzeugung, dass sich nichts mehr gegen Emanzipation, wohlgemeint beidseitige, sperrt als die Prostitution. Wie ich schon sagte, sie bietet denkbar schlechteste Voraussetzungen hiefür, da sie auf eine vertiefte Ungleichheit der Beteiligten baut.
Aber ich denke, auch hier werden Sie nicht direkt auf ein Argument eingehen. Wer über "Leichen" geht, der hat wahrscheinlich immer was zu lachen. Denn das komplette Ausblenden solcher Fälle ist schon mit Ignoranz gleichzusetzen. Vielleicht ist Ignoranz ja eine gute Humorgrundlage in der Phase der bürgerlichen Verrohung.
"Humor ist, wenn man trotzdem lacht." Das ist Ihre Reaktion auf den Bild-Artikel? Sind Sie noch ganz dicht?
Lösch nimmt mit den Prostituierten eine Setzung vor. Es handelt sich nicht um einen Zufall. Er bringt sie bewußt mit "Lulu" in Verbindung. Eine Verbindung, die mir bis heute noch nicht ganz schlüssig ist. Zu dem bringt Lulu nicht nur Männer um, im übertragenen, wie auch konkretem Sinne, darunter befindet sich auch eine Frau. Man könnte meinen es handele sich bei dem Stück eher um das Mörderische der Lust an sich, geschlechterunabhängig.
Wie dem auch immer sei, in nun fast 150 Kommentaren wurde mehrfach bemerkt, dass diese Konstellation "Lulu"/"Prostituierte" zu einigen erheblichen und nicht ganz nachvollziehbaren Ausblendungen führte. Lösch behandelt das Thema in gewisserweise recht unterkomplex, um es mit Ihren Worten zusagen.
Und nun kommen Sie daher und sagen uns, nur weil eine "Nutte" mal ihr Kind aus dem Fenster warf, solle man nicht auf die braven und natürlich ach so selbstbewußten "Nutten" auf der Bühne rückschließen ?! Warum nicht ?! Weil die natürlich nie in der Gefahr standen doch mal von einem Freier ein Kind zu erwarten ?
Sie verdrängen ganze reale Abschnitte aus dem "Gewerbe". Sie glauben doch nicht, dass diese Rumänien die erste "Hure" war, die vor diesem Konflikt stand und steht. Mögen die Lösungen nicht immer so radikal ausgefallen sein, ein Einzelfall ist dies ganz bestimmt nicht. Da kommt es auch sehr darauf an, was für einen historischen und räumlichen Rahmen man sich setzt.
Aber man muss nicht mal eine Hure sein, um als Frau seine eigenen Kinder zu töten. Die Nachrichten sind voll solcher Meldungen. Da ersticht eine Mutter vor den Augen seiner Freundin und ihres gemeinsamen Kleinkindes ihren achtzehnjährigen Sohn. Eine andere Mutter erschießt den Ehemann und das gemeinsame Kind, sprengt danach die Wohnung mit einem Brandsatz und läuft unmittelbar danach Amok. Die Fälle sind manigfaltig. Getötete Kinder in Mülltonnen, Kühltruhen, Blumenkübel und und und...
Wissen Sie, wenn Sie tatsächlich ein emanzipiertes Bild von Frauen zeichnen wollen, denn erweitern sie es bitte um diese Fälle, um die dem Menschlichen auch innewohnende Agression, Mordlust und der Fähigkeit andere zu misshandeln. Es geht nämlich bei der Emazipation in der Hauptsache darum Frauen die gleichen Rechte zur Verfügung zu stellen. Nicht um eine Image-Kampagne der nach alle Frauen intelligent, besser und selbstbewußter sein müssen, was sie faktisch nicht sind. Sie sind auch Mörderinnen, Kinderschänderinnen, Betrügerinnen und und und...
Die Emazipation stellt nicht fest, dass die Frau der bessere Mensch ist, sondern dass sie mit den gleichen Rechten auszustatten ist. Zwar gibt es in der Frauenbewegung eine Tendenz hin zu einer gleichzeitigen Image Kampagne von der starken und selbstbewußten Frau, aber hier werden häufig bewußt wesentliche Inhalte ausgeblendet und nach über vierzig Jahren fängt das an zu nerven.
Ich bin zum Beispiel auch genervt, wenn ich lese, dass eine Prostituierte bei einem Freier den Flow vermisst und ihn von daher für "totes Fleisch" hält, denn ich denke, dies ist die gesündeste Reaktion die ein Freier zeigen kann, enfach gegenüber der Prostitution totes Fleisch zu sein. Sie nehmen aber solche Äußerungen völlig unkritisch auf und verwenden sie für Ihre Art von Feminismus.
Und deshalb sage ich Ihnen nochmals, schärfen Sie ihren Blick und denken Sie ihre Dinger einmal wirklich zu Ende, auch in Bezug auf den toten Säugling.
Die Frau, die das Kind aus dem Fenster geworfen hat, war bestimmt keine selbstbewusste Prostituierte, keine die Volker Lösch gerne auf der Bühne gesehen hätte...wohl eher, wenn du nichts anderes hast im Leben, dann verkaufe halt deinen Körper. Meinen Sie das mit Emanzipation?
nuttenrepublik.wordpress.com/
Ehrlich gesagt, Sie sind mir nicht intelligent genug. All Ihre Kommentare sind nur Manöver, um zentralen Fragen auszuweichen. Wir haben Sie nicht missverstanden. Sie wollen einfach nicht einsehen, dass es grausame und elende Seiten im Bereich der Prostitution gibt.
Nennt man Ihnen ein aktuelles Beispiel, halten Sie dies für Quatsch und maschieren sofort wieder stramm auf Ihr Kernthema zu. Die tolle blutjunge Frau und der häßliche alte Mann. Zugleich reden Sie davon, dass man stereotype Bilder verlassen soll. Sie blicken schlicht und ergreifend nicht durch.
Zudem ist der Begriff des "toten Fleisches" aus einem Ihrer Zitate und es heißt dort nicht, dass der Freier sich totstellt. Sie gehen davon aus, dass eine "Nutte" zwingend erregend für einen Mann sein muss und dies ist nun einfach nicht der Fall, da muss man sich gar nicht erst tot stellen.
Ihr kindliche Art einem jeden hier ein positives Bild von Sexarbeiterinnen aufzwingen zu wollen, ist absurd, vor allem vor dem Hintergrund ihrer massiven Ausblendungen.
Auf die zentrale Frage, wie denn die Emanzipation im Gewerbe realisiert werden soll wissen Sie keine Antwort. Stattdessen übernehmen Sie wahllos Argumente, wenn Sie Ihnen in den Kram passen, entwickeln Sie jedoch nicht weiter. Es ist ein endloses, fruchtloses Hin und Her mit Ihnen. Sie werden gerne mal albern, wiegesagt, lachen über tote Neugeborene und alte Knacker und mehr ist da einfach nicht.
Alles zielt darauf, dass man Sie irgendwann aufgibt. Das wäre dann wohl Ihr Triumph. Sie versuchen die Leute mürbe zu machen. Und amüsieren sich noch darüber. Zugleich wollen sie unbedingt ernst genommen werden und geben vor sich ernsthaft zu äußern. Dabei sind Sie im Grunde nur ein hoffnungsloser Fall. Sie hören nur das, was Sie hören wollen.
Und ich frage Sie erneut: Wenn EINE Prostituierte ein Neugeborenes aus dem Fenster wirft, dann diskreditiert das Ihrer Meinung nach gleich ALLE Sexarbeiterinnen? Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Der Chor der Sexarbeiterinnen spricht auf der Bühne vom "toten Fleisch". Darüber darf sich jeder Zuschauer seine eigene Vorstellung machen. Theater funktioniert nunmal über die Imagination. Und die darf bei jedem anders aussehen.
Das Verlassen der stereotypen Bilder bezog sich auf die Geschlechterrollen, besonders der Frau, Wedekinds Thema. Das heisst, eine Frau ist eben nicht nur dazu da, den Haushalt zu machen und die Kinder aufzuziehen. Sondern sie hat ebenso ein Recht darauf, ihre körperliche Liebeslust auszuleben, ohne gleich als "Nutte" negativ gelabelt zu werden.
Ich blende nicht aus, aber Angst-Schlagzeilen sind eben auch nicht "die Wahrheit", welche bekanntlich dazwischen liegt.
Emanzipation der Sexarbeiterinnen heisst für mich vor allem: Raus aus den stigmatisierenden Fremdzuschreibungen, raus aus der gesellschaftlichen Nische, weg mit der Doppelmoral (siehe oben).
Da ergreift einen doch ein heiliger Zorn, wenn man sieht, wie Sie hier völlig unreflektiert Schlagworte der Siebziger und Achtziger rekapitulieren.
Haben Sie schon einmal den Mut und die innere geistige Freiheit besessen nur darüber nachzudenken, dass die Prostitution, jenseits von linkem oder rechtem Gedankengut, vielleicht in einer Nische gut aufgehoben ist ? Was wollen Sie ? Sexarbeit als Mainstream ?
Der Mainstream ist doch schon total pornographisch.
Haben Sie schon mal vor sich selber den Mut gehabt sich einzugestehen, das Prostitution menschenverachtend ist ?
Schon einmal darüber nachgedacht, dass es eventuell sinnvoll sein könnte, die Prostitution und die Pornographie ganz aus dem öffentlichen Raum zu verbannen ?
Ich bin sehr wohl dafür, dass Werbung für und Stimulation zur Prostitution und Pornographie im öffentlichen Raum verboten wird.
Haben Sie schon mal Kinder erzogen ? Wissen Sie was es heißt mit einem Auto voller zehnjähriger Knaben an einem Porno- und Sexshop vor bei zu fahren ? Was es heißt zu seinem männlichen Nachwuchs ein solches Vertrauensverhältniss aufzubauen, dass er Ihnen endlich mal erzählt, was so auf einem Grundschulhof alles gehandelt wird auf Handy´s und im Kopf von jungen Männern ? Lauter Dinge die da gar nicht hingehören in die jungen Köpfe ?
Das was heute auf dem Sexmarkt gehandelt wird hat nichts mehr mit Freizügigkeit zu tun. Es sind sadistische, sodomitische und absolut vielfach menschenverachtende und kranke Phantasien eines Marktes, der die Frau als allzeit verfügbar darstellt und Männern suggeriert, sie seien eine Art latent dauererregierte Spezies.
Und in diesem Zusammenhang ist eine Nischenexistenz für Prostitution und Pornographie durchaus begründbar. Ich würde sogar sagen eine sichtverblendete Nische, damit jeder, der sich dort bewegt, eine eigene, unabhängige Entscheidung fällen muss, um dort anzulangen. Denn schon lange regelt nicht mehr die Nachfrage diesen Markt, sondern er wird durch fast andauernde Werbung auf allen gesellschafftlichen Ebenen ständig stimuliert und erweitert. Wir reden hier über eine Millionengeschäft.
Und auf was bezieht sich eigentlich Ihr Begriff von "Doppelmoral"? Auf Wedekind und das neunzehnte Jahrhundert ? Oder auf ein "authentisches" Heute ?
Welche Doppelmoral soll das denn heute sein ? Wo gibt es denn bitte noch einen verklärt romantischen Liebesbegriff, aus bei Rosamunde Pilcher, in der realen Wirklichkeit dieser Gesellschaft ?
Und der Rest an Doppelmoral, der och gepflegt wird, ist schon längst so durchschaut, dass sich niemand, der ernsthaft argumentiert, noch darauf berufen möchte.
Leider hat die Redaktion einen Kommentar von Ihnen gestrichen, in dem Sie sich zwar gegen stereotype Geschlechterrollen aussprachen, aber zugleich dies Bild von der blutjungen Frau und dem alten Knacker entwarfen. Stereotyper geht es wohl gar nicht mehr. Und darauf bezog ich mich.
Und natürlich NEIN, ich schließe nicht von einer Prostituierten rück auf alle. Aber es handelt sich eben nicht um einen Einzelfall. Dies ist nur eine Schutzbehauptung von Ihnen.
"Das heisst, eine Frau ist eben nicht nur dazu da, den Haushalt zu machen und die Kinder aufzuziehen. Sondern sie hat ebenso ein Recht darauf, ihre körperliche Liebeslust auszuleben, ohne gleich als "Nutte" negativ gelabelt zu werden." Ja da sind Sie ja zu einer ganz neuen, brandheißen Erkenntniss vorgedrungen. Wenn Sie es nicht ausgesprochen hätten, wir hätten es fast vergessen.
Und wieso gilt das Verlassen der stereotypen Rollen besonders für Frauen und nicht auch ganz besonders für Männer ? Kommen Sie hinter Ihrem Mond hervor und betrachten Sie mal die Wirklichkeit ein wenig. Wie alt sind Sie eigentlich, wenn ich das mal fragen darf ?
Gleichstellung gilt für Männer wie Frauen, da gibt es keine besonderen Privilegien für ein Geschlecht, und falls es die gibt, landen die vor dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, wie in diesem Sommer geschehen. Sie sind so weit hinter dem zurück was heutige Gleichstellungsbeauftragte fordern, Ihnen müsste eigentlich von Ihnen selber schwindelig werden.
(Welchen Kommentar meinen Sie? Hier ist wissenlich nichts gestrichen worden. Es grüsst sle für die Redaktion)
Gott sei Dank bin ich schon volljährig und habe mal einen Blick auf diese Seite geworfen und da steht doch tatsächlich "We come from all different classes,...". Sehr witzig. Das soll jemand glauben?
@666
Für einen Richtungswechsel in Ihrer Denke könnte Andrea Arnolds Film "Fish Tank" hilfreich sein. Hier können Sie sich ein Bild davon machen wie es ist, zwischen lauter Nutten (nicht unbedingt Professionelle) aufzuwachsen. Da ist dann auch die Liebe weg.
@ Mone: Und inwiefern bezieht sich "Fish Tank" auf Wedekinds "Lulu"? Mit Richtungswechsel im Denken meinte ich übrigens eine Art von "Erlösungs"humor: Über das Lachen kann eine Art von geistiger Freiheit in Bezug auf das von Konventionen und Gebräuchen umstellte Unbewußte freigesetzt werden.
Ich empfinde es auf eine unangenehme Weise zutiefst lächerlich angesichts der aussichtlosen Lage einer solchen rumänischen "Sexarbeiterin" von Erlösungs-Humor zu sprechen. Damit kann nur gemeint sein, dass man sich als Beobachter und Betrachter vom Mitempfinden selbst durch Lachen erlöst, ein Lachen, dass nahe beim Spott liegt oder sich in solchen verkehren kann.
Sagen Sie uns doch mal lieber, wie Sie sich die Emanzipation im Gewerbe von einer solch jungen Frau vorstellen. Die Emanzipation von ihrer Herkunft, ihrem schlagenden Zuhältern, den ignoranten Freiern, die ihre Schwangerschaft wohl nicht erkennen wollten. Und zugleich aber auch die unangenehmere Frage, wie sollen sich die an dem Milieu beteiligten Männern vom selbigen emanzipieren, absetzen ?
Und kommen Sie mir nicht wieder mit Herrn Allen. Denn der kann in diesem Bereich wohl kaum etwas ausrichten. - Zudem, es geht hier nicht um meine Probleme, die Sie sich ganz sicher nicht vorstellen können, sondern um die Problematik der Aufführung von Herrn Lösch.
Die Frage beantworte ich Ihnen erst, nachdem Sie mir erklärt haben, was Woody Allen mit Wedekind zu tun hat. Ich hoffe, das kommt jetzt ein bißchen als Erpressung rüber, aber ich versuche hier nur, mich auf Ihr Humorverständnis einzulassen...
Wie es übrigens mit der "geistigen Freiheit" bei Ihrem ach so freien Laienchor aussieht, zeigt noch ein kleiner Ausflug auf die Seite "Nuttenrepublik" einer Chorfrau. Da gab es mal ein paar schlechte Kritiken und schon sind alle wild gewordene Kokser. Wer ist den eigentlich der/die "parochial critic notably known as a coke addict associated with a gruesome narcissistic personality 'drop-out'"? Das ist die wahre Freiheit...
Auch werde ich den Eindruck nicht los, dass es für Sie die gute und die schlechte "Nutte" gibt. Den bösen Einzelfall und die Mehrheit der guten Sexarbeiterinnen.
Das heißt Sie grenzen innerhalb von zumeißt mehrfachen Außenseiterinnen noch mal Einzelne aus, die für Ihre noch nicht erklärten Emanzipationsbegriff nicht in Frage kommen. Da es sich aber nicht um Einzelfälle handelt, sondern um das Endergebniss einer Struktur, die für alle Sexarbeiterinnen gilt, grenzen Sie noch radikaler aus, als es eine bürgerliche Gesellschaft, die zumindest auf einer Art Restempathie beruht, je vollziehen würde. Und dieser diskriminierende Vollzug Ihrerseits ist eigentlich nicht vereinbar mit einer Idee von Emazipation.
@ Mone: Der "Erlösungs"humor bezog sich auf das Unbewusste, welches in der Alltagsrealität eher selten zum Zug kommt. Die Abwehrmechanismen des Über-Ichs der gesellschaftlichen Normen und Werte sind zu gut bewaffnet. Und deshalb der Bezug zu (zum Beispiel) Woody Allen, welcher die Verklemmtheiten rund um den Sex vorführt und damit ad absurdum führt.
Und Wedekind? Und ehrlich gesagt finde ich es überflüssig, im Jahr 2011 noch irgendwelche angeblichen "Verklemmtheiten rund um den Sex" vorführen zu wollen. Kunst ist das bestimmt nicht. Aber na ja.
Und warum dann diese "Vorführung der Verklemmtheiten" durch echte Huren? Warum steht jetzt auf einmal die Figur der Nutte für eine Befreiung von Normen und Werten? Glauben Sie allen Ernstes, die Frauen aus dem Laienchor wuchsen in einer verklemmten Umgebung auf und sind Nutte geworden, weil Sie Ihren bürgerlichen Eltern mal so richtig zeigen wollten, was Emanzipation ist?
Allein der Begriff "Sexarbeiterin" sagt ja schon, welche Frauen hier vorgeführt werden sollen, es heißt ja schließlich nicht "Sexangestellte". Aber wahrscheinlich ist das einfach nur das Bild, welches das Theater von Frauen aus der Arbeiterklasse hat.
Reality! I kill you!!! Oder was ?!
Wie sie mit der Wahrheit lügen, heißt es bei Shakespear. Wie sie mit dem Authentischen das Reale betrügen und sich aus ihm herausstehlen, müsste es für Sie und Lösch heißen.
Pauschalurteile ? Unfug ! Neue Denkpfade kann ich bei Ihnen ebenfalls nicht entdecken. Wie die Kunst sich zur Realität verhält, davon scheinen Sie keinen Schimmer zu haben.
Das berühmteste Märchen, welches das Leben einer Hure beschreibt, ist wohl "Pretty Woman". Trotz einem enormen intellektuellem Budenzauber, sind Sie näher an dem Kitsch von Frau Roberts als Ihnen lieb sein dürfte.
"Taxi Driver" ist der Film, den man Ihnen und Herrn Lösch empfehlen sollte. Da kann man sehn, wie ein Künstler durch seine Kunst mit dem Realen guten Umgang pflegt.
Respekt und Anerkennung für ein Gewerbe, dass selbst die Liebe zu einem Produkt umfunktioniert ? Der Warencharakter dieser Veranstaltung stösst mir zu sehr auf. Wo bleibt Ihre Kapitalismuskritik.
Allerdings vor den Menschen, die "Nutten" auch sind, neben ihrer entmenschten Tätigkeit, mangelt es mir nicht an Respekt.
Anerkennung für ihre Arbeit verweigere ich zu Recht.
Ansonsten: KEIN KOMMENTAR !
Ich werde Ihnen nicht noch mal alle Realitätsebenen einer Bühnenveranstaltung auseinanderdröseln. Ich tat dies schon an anderer Stelle.
An sich habe ich Sie bereits als Gesprächspartnerin aufgegeben. Folglich keine Einigung.
Weiterhin gibt es die Fälle, in welchen der Sex quasi aus der Ehe outgesourct wird, möglicherweise, weil man(n) sich das Ausleben der verklemmt zurückgehaltenen Perversionen nur bei einer Nutte traut. Von einer explizit bezahlten Nutte wird angenommen, dass sie alles mitmacht. Was ein Irrtum sein könnte.
Wir leben in Zeiten der modernen Dienstleistungsgesellschaft, wo wir unser emotionales Selbst und unsere perfekten Körper als Ware verkaufen (sollen) - besonders vom weiblichen Geschlecht wird das häufig so erwartet. Rationale Männer dagegen leiten Handelsbanken. Kleiner Scherz. Die Emanzipation gegenüber einer unreflektierten Dienstleistungshaltung liegt in der Bewusstwerdung und - wie bereits erwähnt - Politisierung.
@ 123: Vom Töten hat hier niemand gesprochen. Es geht um alternative Sichtweisen des Denkens und/oder Handelns. Die Kunst hat keinen reinen Abbildungscharakter bzw. liegt darin für mich nicht der Sinn von Kunst.
"Pretty Woman", das ist Verblendung. Um den gesellschaftlichen Aufstieg bzw. um die "Verbürgerlichung" einer (Ex-)Prostituierten geht's bei Lösch nicht, sondern umgekehrt, um das selbstbewusste Einstehen der Sexarbeiterinnen für die eigenen Rechte.
Übrigens, "Taxi Driver" ist auch nur EINE künsterisch gestaltete Perspektive auf die diskursiv konstruierte Wirklichkeit.
Schenken Sie sich Ihre Belehrungen. Ich weiß wahrlich zwischen Kunst und Realität zu unterscheiden und ich weiß, wann ich es mit einem Gegenüber zu tun habe, für das es sich lohnt.
Erarbeiten Sie sich erst mal einen Liebesbegriff jenseits der Sexarbeit und der Dienstleistung; vielleicht kann man dann eventuell mal mit Ihnen reden.
Ihr Männerbild ist so scheußlich, man möchte dazu nur schweigen. Ihr Frauenbild so unterkomplex und eindimensional, man möchte meinen, sie haben bisher kaum eine Realität mit Ihren Mitbewohnern geteilt.
Was "Pretty Woman" betrifft, sie befinden sich gefährlich nahe mit Ihrem unausgegorenen Emanzipationbegriff an ähnlich märchenhafter Euphemie.
Selbstherrlich kommunizieren Sie an jeder Kritik vorbei. - Und was soll dies Gerede über sexuelle Verklemmtheit. Wie verklemmt und phobisch ist denn Ihr gewerblicher Begriff von Sexarbeit ?
Noch erscheinen Sie mir für das Leben reichlich inkompetent. Gehen Sie mal ein wenig studieren auf der Universität des Lebens.
Und auch dieses Zitat der Chorfrau "und dafür hätte ich mich vögeln lassen müssen", was soll das denn? Ich bin jetzt vielleicht etwas zu romantisch, aber wenn man einen Kerl nicht vögeln will, sollte man ihn nicht unbedingt heiraten. Ob man jetzt die Gesellschaft für ihren Wandel von der Heiligen zur Hure verantwortlich machen sollte, wage ich zu bezweifeln. Aber eigentlich zeigt diese Frau ja auch nur, dass es eine weibliche Doppelmoral gibt. Sie wollte zwar nicht mit Ihm schlafen, aber auf teure Schuhe konnte sie einfach nicht verzichten.
Möglicherweise ist die Entwicklung dieser Frau genau das, was Sie mit der "Emanzipation gegenüber einer unreflektierten Dienstleistungshaltung" meinen. Schön, jetzt kriegt Sie halt für jeden Fick Geld. Nur wie wäre es mal mit der anderen Richtung. Lassen Sie doch mal eine Hure zu einer Heiligen werden. Ob das auch so einfach ist?
Mein Begriff von gewerblicher Sexarbeit ist mitnichten verklemmt. Ich wollte bloß auf die Tatsache hinaus, dass manche Männer (und sicher auch Frauen) ihre kleinen sexuellen Perversionen möglicherweise lieber in der unverbindlichen Begegnung mit einer bezahlten Nutte ausleben als mit der eigenen (zu nahen) Ehefrau. Das bleibt ohne Wertung, verweist aber auf die Doppelmoral.
@ Mone: Es geht ja eben gerade nicht um dieses ENTWEDER Heilige ODER Hure. Sondern um BEIDES. Eine Frau ist BEIDES. Es geht nicht allein um "poppen" oder "den Fick". Es geht aber auch nicht allein um Lady Di, die "Königin der Herzen". Liebe ist, wenn man es aus Liebe tut. Aber Liebe ist vielleicht auch, wenn man/frau es als explizite oder implizite Gegenleistung tut. Und das irritiert beide Geschlechter, dieses Paradox der Liebe. Nochmal Pollesch:
"Aber diese Leute hier alle in diesem Haus ... Du gibst all diesen Leuten Schecks und sie spielen alles Mögliche, Krankenschwestern, Hausfrauen, Geliebte, und sie passen auf deine Kinder auf." Ist das jetzt schon käufliche Liebe?
die redaktion / sik
Sehe mir gerne wieder was von Lösch an.