Voller Delikatess'

Berlin, 13. Dezember 2010. Sie ist ein Theaterstar, gemeinsam mit der Kollegin Jutta Lampe, vielleicht der weibliche Theaterstar der guten Jahre der alten Bundesrepublik. Geboren in Wuppertal, wurde sie in den sechziger Jahren in Bremen, in der Ära Kurt Hübners, entdeckt. In den siebziger und achtziger Jahren arbeitete sie als Protagonistin von Peter Stein an der Schaubühne in West-Berlin, verband sich sich in den Achtzigern mit Hans-Jürgen Syberberg für eine Handvoll enigmatischer Theater-Film-Projekte, spielte im Film unter anderem bei Eric Rohmer und Peter Handke, inszenierte in den neunziger Jahren selbst und zeigte zuletzt in Luc Bondys Die Zofen, immer noch an der Volksbühne in Berlin zu sehen, dass sie nicht bloß eine mit dem "Nestroy" und dem Gertrud-Eysoldt-Ring dekorierte Tragödin ersten Ranges, sondern auch eine Schauspielerin von besonderem Humor und Selbstironie ist.

An der Seite von Caroline Peters und Sophie Rois dehnt sie noch einmal wie im selbstgenügsam-selbstverliebten West-Berlin der siebziger und achtziger Jahre kapriziös die Vokale und spricht mit der typischen, gleichsam spitzfingrigen Schaubühnen-Diktion voller Delikatesse und Hoheit und nimmt sich derart wunderhübsch selbst auf den Arm. So übrigens, gar nicht hoheitsvoll, gar nicht etepetete, konnte man sie schon in den neunziger Jahren auch in Kantinen des Ostens erleben.

Wir gratulieren der hohen, witzigen Frau sehr herzlich.

(jnm)