Presseschau vom 13. Januar 2011 – Portrait der Regisseurin Jorinde Dröse in der Zeit

"Ich komme aus der Zeit der Lichterketten ..."

"Ich komme aus der Zeit der Lichterketten ..."

13. Januar 2011. In der Wochenzeitung Die Zeit schreibt Nina May, auch Theaterkritikerin der Leipziger Volkszeitung, ein Portrait der Regisseurin Jorinde Dröse, die bei Andreas Kriegenburg hospitierte, bei Manfred Brauneck studierte und bei Ulrich Khuon avancierte und in drei Tagen am Maxim Gorki Theater in Berlin mit "Nora" Premiere feiern wird.

Wir erfahren: Frau Dröse hat einen Hund, Missi, einen Mann, den Schauspieler Jörg Kleemann, und einen kleinen Sohn, 16 Monate alt. Wir erfahren weiter: Frau Dröse ist 160 cm groß, spricht hessisch angehaucht und wenn sie etwas sagt, "blicken ihre grünen Augen das Gegenüber erwartungsvoll an, nach wenigen Sekunden ertappt sie sich dabei und lächelt."

Jorinde Dröses Mutter, schreibt Nina May, war in den siebziger Jahren in der Frauenbewegung und DKP aktiv. Dröse selbst dazu: "Ich komme aus der Zeit der Lichterketten, meine Mutter ließ
keinen Ostermarsch, kein Open-Air-Festival aus." Als Teenager arbeitete sie drei Sommer lang in einer Solidaritäts-Brigade im sandinistischen Nicaragua: "Am Anfang war ich total ideologisiert, habe an das Gute geglaubt, an Revolution und antikapitalistische Thesen. Aber im dritten Sommer dachte ich: Ich kann als wohlgenährter Europäer Leuten, die noch nie einen Fernseher hatten, nicht vorschreiben, sich dem Konsum zu verweigern."

Jorinde Dröse, schreibt Nina May, hat vor jeder Probe wieder Angst: "Ich suche in der Arbeit mit den Schauspielern nicht nach Routine, sondern nach Verunsicherung. Die Inszenierung entsteht daraus, dass wir miteinander fragen und nach Antworten suchen. Mein Lebensgefühl ist selten ein sicheres. Ich bin ein Mensch mit großen Zweifeln."

Die Faszination von Dröses Inszenierungen, schreibt May, bestehe in der "Verschiebung der Perspektiven". Sie schaffe "Welten eines albtraumhaften Rausches", "Traumwelten aus poetischen Bildern und Musik". Keine realitätsfernen Paralleluniversen allerdings, vielmehr eröffne Dröse "neue Bewusstseinsebenen".

(jnm)

mehr medienschauen