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Die Auswahl für das Berliner Theatertreffen 2011

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Die Auserwählten

15. Februar 2011. Die Jury für das Berliner Theatertreffen hat ihre Auswahl der zehn bemerkenswertesten und damit zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen der vergangenen Saison bekannt gegeben:


Das Berliner Theatertreffen findet vom 6. bis 22. Mai 2011 statt.

Zur Auswahljury gehörten in diesem Jahr die TheaterkritikerInnen Ulrike Kahle-Steinweh (freie Autorin für SWR Fernsehen, Der Tagesspiegel, Theater heute), Ellinor Landmann (Redakteurin beim Schweizer Radio DRS 2), Christine Wahl (freie Autorin für den Tagesspiegel, Theater heute, Spiegel online), Vasco Boenisch (Redakteur bei WDR Fernsehen, freier Autor der Süddeutschen Zeitung), Wolfgang Höbel (Redakteur beim Spiegel), Andres Müry (Theaterpublizist, freier Autor für Theater heute, Der Tagesspiegel) und Franz Wille (Redakteur bei Theater heute).

Hier die Begründungen der Jury zu den ausgewählten Inszenierungen.

(dip)

 

 

Presseschau

Hartmut Krug vom Deutschlandradio Kultur (Fazit, 15.2.2011) ist "überrascht und überraschend zufrieden" mit der Auswahl fürs Theatertreffen, weil sie wirklich "einmal nicht bei den üblichen Verdächtigen gelandet ist, also bei den großen Häusern (...) oder bei den immergleichen Regisseuren". Es sei "eine so bunte und so anregende Mischung", dass er sich "zum ersten Mal seit langer Zeit" wieder auf das Theatertreffen freue. Viele Inszenierungen seien auf eine nicht-agitatorische Weise politisch, indem sie die Texte "von innen heraus ins Heute holen". Es sei "eine erstaunliche Breite" von Handschriften vertreten. Die zweimalige Einladung von Fritsch findet Krug "ein wenig übertrieben". Seiner Meinung nach wäre es allerdings "absurd gewesen", wenn man "Verrücktes Blut" nicht eingeladen hätte – "das ist für mich das Ereignis der Saison." Krug vermisst lediglich die "Zauberberg"-Inszenierung von Sebastian Hartmann.

Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung (16.2.2011) freut sich ebenfalls über "erstaunlich viele Überraschungskandidaten". In diesem Jahr sei "alles anders. Kein Stemann, kein Kriegenburg, kein Stelldichein der üblichen Verdächtigen." Schlingensief und seinem künstlerischen Vermächtnis nun "noch einmal so (be)greifbar und direkt begegnen zu können, ist tröstlich - und ein Geschenk des Theatertreffens". Herbert Fritsch sei mit seinen zwei Einladungen nicht nur Sieger der "Berliner Best-of-Schau", sondern decke auch gleich "die Felder 'Provinz' und 'Osten'" ab. Wobei auch Dössel zwei Fritsch-Einladungen "bei allem Respekt" für "ein bisschen übertrieben" hält, da hätte man schon noch eine Position für eine andere Handschrift frei räumen können. Die Einladung von "Verrücktes Blut" überrasche kaum, da es sich "bereits schwer im Kultstatusbereich" bewege. Es sei "der heißeste Beitrag des Theaters zur Sarrazin- und Integrationsdebatte". Von den "führenden deutschen Bühnen" sei allein das Schauspiel Köln wieder vertreten. Über Puchers "Tod eines Handlungsreisenden" weiß Dössel, dass er ganze sieben Ja-Stimmen auf sich vereinigen konnte und damit "angeblich sicherste Kandidat von allen" sei. Dössel vermisst zwar Marthalers "Meine faire Dame" und Jette Steckels "Don Carlos", findet die Mischung insgesamt aber "recht interessant" - "mal was anderes." (P.S.: In ihrem SZ-Blog macht Christine Dössel darauf aufmerksam, dass wir sie in Bezug auf Marthaler falsch verstanden haben.)

Gerhard Stadelmaier von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (16.2.2011) hat für die Auswahl unter der Überschrift "korrekt abseitig" hingegen nur Spott übrig. In Herbert Frisch sieht er ein schrilles "Horrorkasperl", Rögglas "Die Beteiligten" findet er "öde". Vontobel, Henkel und Pucher repräsentieren für ihn "das alt gewordene junge Theater", "Testament" die Off-Szene, "Verrücktes Blut" und "Werk / Bus / Sturz" die politische Korrektheit, "Via Intolleranza II" die postume Sentimentalität. Stadelmaier vermisst Breths "Zwischenfälle".

Stefan Keim von der Frankfurter Rundschau (16.2.2011) nennt die Auswahl "die tolle Arbeit einer mutigen Jury". Für ihn zeigt sie, "dass die Innovationen derzeit nicht von den großen Tankern kommen. Und dass es Provinz schon lange nicht mehr gibt." Exemplarisch dafür steht seiner Meinung nach der zwei Mal eingeladene Herbert Fritsch, der "die Stadttheaterszene über die mittleren Häuser" aufrolle und den Keim in seinem Text porträtiert.

Im Gegensatz zu Keim zeigt sich die Welt (15.2.2011) überrascht davon, dass Fritsch "nach dem Urteil der Juroren" ohne Zweifel "der wichtigste Regisseur des deutschen Sprachraums 2010" ist – "unergründlich sind die Wege der Damen und Herren der Jury". Verständlich findet man die Entscheidung für Vontobel und Beier, ganz unverständlich die für Bachmann: "Gab es am Wiener Burgtheater wirklich nichts Bemerkenswerteres zu sehen?"

Katrin Bettina Müller von der taz (17.2.2011) kommentiert: "Es ist nicht alles anders als in den anderen Jahren, und doch fühlt es sich ein wenig so an." Mit Erpulat und She She Pop seien Künstler eingeladen, die "keine große Institution im Rücken" haben, "beide müssen mit jedem Stück um Mittel werben - ihre Einladung zum Theatertreffen ist auch ein Signal an die Kulturpolitik, an dieser Projektschiene festzuhalten". Dass damit, plus "Via Intolleranza", "drei Produktionen nicht aus den großen Stadttheatern kommen, ist ebenso überraschend wie die Einladung von zwei Inszenierungen aus Schwerin und Oberhausen". Die "üblichen Vorwürfe" könne man der Jury, "die übrigens zum ersten Mal ihre Auswahl nicht bloß vermelden ließ, sondern leibhaftig begründete", nicht machen. "Also keine Fragen, Vorfreude bloß. Genug Verschiebungen, um gespannt zu sein auf neue Mitspieler oder alte Bekannte in neuen Rollen."

 

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Kommentare  
Auswahl Theatertreffen: Glückwunsch
das ist doch mal eine interessante auswahl! glückwunsch an herrn fritsch!!
Auswahl Theatertreffen: wie gewünscht
toll: Fritsch Oberhausen Nora, wie gewünscht

zu recht!!
Auswahl Theatertreffen: Kinnhaken
Sehr schön ist der Kinnhaken für Claus Peymann. Die Aufführung, die für die öffentliche
Generalprobe seines Berndhardstücks kurzfristig ausfallen mußte, ( und er im ORF darauf hingewiesen
hat - Stichwort "Platz machen") wird zum TT eingeladen.
Auswahl Theatertrefen: tatsächlich bemerkenswert
Das ist tatsächlich mal eine bemerkenswerte Auswahl. Ein Fest der vermeintlich Kleinen bahnt sich an. Nur Zürich und Wien dabei, da schaut man nun sicher in Berlin, München und Hamburg wohl etwas neidisch auf die Häuser Kampnagel, HAU und Ballhaus Naunynstraße. Herr Erpulat hat richtig spekuliert, obwohl ihm das jetzt wohl wieder etwas mehr Schelte einbringen dürfte. Glückwunsch auch an Karin Beier, die Kölner werden sich das noch mal überlegen müssen, ob sie sie nicht halten wollen, der Preis fürs Hamburger Schauspielhaus dürfte gestiegen sein. Ausflüge nach Schwerin, Dresden und Oberhausen werden sich auch in Zukunft lohnen. Eine gute Mischung aus Gegenwart und Klassik, und was auffällt, es ist keine Romanadaption dabei. Was haben die Regisseure da bei ihren zahlreichen Versuchen nur falsch gemacht? Man kann sich auf 10 interessante Inszenierungen freuen, ich habe tatsächlich nicht eine einzige davon gesehen.
Auswahl Theatertreffen: auf jeden Fall spannend
Ich freu mich, dass She She Pop mit "Testament" dabei sind - und über "Via Intolleranza II", das mich bei den Wiener Festwochen noch mit Schlingensief begeistert hat. Dass "Life and Times - Episode II" vom Nature Theater nicht dabei ist, finde ich allerdings seltsam, für mich hat der Abend die (letztes Jahr eingeladene) Episode I noch übertroffen. Und statt Bachmanns eher matten "Beteiligten" hätte es Breths Neuerfindung mit "Zwischenfällen" um einiges mehr verdient gehabt. Das wäre auf jeden Fall "bemerkenswert" gewesen. Aber gewisse Regisseure werden offenbanr aus grundsätzlichen Animositäten nicht (mehr) eingeladen, habe ich das Gefühl. Damit wird man wohl leben müssen. Auf jeden Fall auch so eine spannende Auswahl, mit zwei Mal Fritsch!
Auswahl Theatertreffen: das gab es seit Jahren nicht
welch ein fortschritt! mindestens 5 von 10 könnten interessant werden. 2x fritsch, schlingensief, she she pop und baullhaus. das gab es seit jahren nicht!
Auswahl Theatertreffen: teilweise zu Recht
die üblichen Verdächtigen. Teilweise zu Recht (Beier, Jelinek), teilweise etwas hochgelobt! (2x Fritsch ?)
Auswahl Theatertreffen: die Provinz lebt
theater oberhausen,theater schwerin-grossartig! !!!!!
die provinz lebte zwar vorher schon, aber durch herbert fritsch hat es sogar die kritik gemerkt. dazu noch vontobel aus dresden was auch in den letzten jahren als provinz durchfiel und die beiden karins aus koeln-so eine gelungene auswahl gab es ewig nicht.
glückwunsch den eingeladenen und den auswählenden.
Auswahl Theatertreffen: alles so unabgestanden
ballhaus naunyn ganz vergessen auch tiefste türkische provinz.
riecht alles so frisch und unabgestanden bei dieser auswahl.
Auswahl Theatertreffen: Hinweis
@Wiener breth's "zwischenfälle" hatte erst 2011 premiere.
Auswahl Theatertreffen: hätte noch besser gelingen können
sehr angenehm die grundsätzliche verlagerung ins freie theater, in die so genannte provinz. aber ein wink mit dem zaunpfahl richtung übersatte häuser in berlin, münchen, hamburg hätte genügt. man hätte nicht gleich mit dem zaun winken müssen. herrn fritsch seis gegönnt, aber 1 nominierung hätte es auch getan. die köln-sucht jeder jury zwischen flensburg und oberammergau nervt bald. gehts da echt noch um die stücke? oder darum, sich ein einmal in höchste höhen rezensiertes haus immer wieder selbst zu bestätigen? beiers jelinek-inszenierung gehört definitiv zum theatertreffen. henkels "kirschgarten" ist aber ein witz. gutes stadttheater, aber nicht mehr. die in großteilen gelungene ausgewogenheit hätte noch besser gelingen können. vielleicht nächstes jahr mal.
Auswahl Theatertreffen: extrem erfreulich & richtig
@ Stefan

Schwerin - Dresden - Oberhausen !

Ja, extrem erfreulich, und richtig: Ausflüge dorthin werden weiterhin (!) lohnen; auch
wenn ich persönlich zwar in allen drei Städten war im vergangenen Jahr (Theater hat sich in all diesen Städten gelohnt !!), von den Nominierten habe ich bislang nur den bereits gekürten und empfehlenswerten "Don Carlos" aus Dresden gesehen:- mal schauen, was von den Inszenierungen in der zweiten TT-Woche laufen wird; für den einen oder anderen Abend werde ich gewiß meine Karte bekommen, und es wird ja in Berlin zum TT auch ansonsten nicht aufgehört, Theater zu spielen. Insofern werde ich nicht nur auf den Spuren "Ring-Bahn-Kurtis" wandeln müssen, wenn es mal nicht mit nem Abend klappt: dennoch ist der von mir beschriebene Weg vom "Heidelberger Platz" zum "Innsbrucker Platz" für mich Pflichtprogramm, sobald meine "Koffer" wieder in Niederschönhausen stehen werden.
Lese ich § 3, so könnte ich mir sogar vorstellen, auf dem Bolzplatz von meinen BE-Erfahrungen im "Nebendraußen" des TTs zu "berichten"..
Auswahl Theatertreffen: Robert Wilson auf Koks
was ist den hier los - gehts noch ein wenig haltungsloser - interessant interessant - off theater und das stadttheater und die wirklichkeit und schlingensief ist nicht tot - ich halts nicht aus - frei von anspruch voll von bühnenbild und kostüm (herbert fritsch sehr nett aber eher robert wilson auf koks) und frau beier macht alles richtig und herr schulz bekommt seine tariferhöhungen (schlappe 400000) und das tt dazu - funktioniert doch - schwerin hammer theater - einzig oberhausen aber wieder der völlig intellekt freie fritsch voll der form - und die verhandlungen mit hamburg werden jetzt noch cooler, viel glück karin - oder doch medizin - böse, i now - aber das ist wenig - oder es ist eben so - wir haben nur das und jenes wird uns aufs jahr wieder klar - und stefan hat gar nichts gesehn, aber freut sich schon - wie endlich niedlich und frei von schärfe - nichts für ungut - und wie immer jammer jammer
Auswahl Theatertrefen: noch ein Hinweis
@ weiner kirschgarten hatte auch erst 2011 premiere
Auswahl Theatertreffen: Öffnung für Neues
kein kimmig
kein thalheimer
kein pollesch
kein kriegenburg
kein stemann

das klingt echt nach öffnung für neues.
super
Auswahl Theatertreffen: Durchbruch der Mittelmäßigen
Ist das nun das Ende des Stadttheaters, des Regietheaters oder was? Bedeutet diese Entscheidung einen Gezeitenwechsel, Signal für einen Neuanfang oder ist es nur der Durchbruch des Mittelmäßigen. Wandelt das Theatertreffen nun auf den Pfaden von Nachtkritik (Machtkritik!), wo sie zuerst das Lob der Provinz gesungen haben und dort überhaupt wieder hingefahren sind, als die Überregionalen nur noch zwischen Wien, Berlin und München ihre immer dünner werdenden ICE-Kritiken schrieben? Hat nicht auch Nachtkritik den Regisseur Herbert Fritsch überhaupt bekannt gemacht? Aber ist das wirklich die Rettung der Hochkultur, das frische Blut des Banalen, Nicht-so-Virtuosen und etwas grob gestrickten Schultheaters (Ballhaus) oder der surrealististische Leerlauf a la Fritsch? Dieses muss jetzt mal alles beobachtet werden. Ich freue mich jedenfalls nur auf/über Das Werk und Via Intolleranza und Pucher.
Auswahl Theatertreffen: Gibt's eine Deadline?
Auf der Theatertreffen-Seite steht nur, die "bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison" - von einer Deadline habe ich dort nichts gelesen. Vielleicht weiß jemand anderer, ob es ein magisches Premierendatum gibt, wie bei den Oscars?
Auswahl Theatertreffen: keine angestaubten Götzen
wenn sie sich auf nix neues freuen können warum schauen sie sich dann nicht einfach die aufzeichnungen der inszenierungen der letzten jahre an.
pucher ist jedenfalls mit abstand das vorhersehbarste an dieser auswahl.
bin sehr dankbar das ansonsten so viel frischer wind durch die angestaubten theatergötzen der letzten jahre bläst.
Auswahl Theatertreffen: nein, nix Neues
schon wieder beier
schon wieder pucher
schon wieder henkel
schon wieder bachmann

das klingt echt nach öffnung für neues

super trooper
Auswahl Theatertreffen: Deadline
deadline ist der tag vor der letzten jurysitzung
Auswahl Theatertreffen: frisch und fahrend
Was mancher für frischen Wind hält, hat ein anderer fahren gelassen. Aber Geschmäcker sind ja Gottseidank verschieden.
Auswahl Theatertreffen: Neuigkeitsfanatismus nervt
Sich über neue Sichtweisen, Stile und Ästhetiken zu freuen, ist eine Sache. Aber gleich von "angestaubten Theatergötzen" zu reden, finde ich seltsam. Es gibt Regisseure und Schauspieler, die ich seit etlichen Jahren verfolgt - es ist doch auch spannend, hier einen Weg gemeinsam zu gehen (Mir fällt grad keine weniger kitschige Formulierung ein...) Dieses dauernde Abwerten derjenigen, die man Monate oder Jahre zuvor noch hochgejubelt hat ist schon auch Zeichen einer gehetzen Zeit, die immer noch nichts gelernt hat. Man muss ja nicht jeden Künstler gleich verheizen und dauernd eine neue Sau durchs Dorf treiben. Ich finde Marthaler und Castorf auch heute noch spannend - egal ob angestaubte Theatergötzen oder nicht. Dass daneben auch "frischer Wind2 den KOpf durchlüften kann/soll, keine Frage. Aber dieser Neuigkeitsfanatismus nervt gehörig ...
Auswahl Theatertreffen: Vermisste Zwischenfälle
Na dann vermisse ich "Zwischenfälle" wirklich massiv. Aber wie gesagt: Da stecken wohl andere Gründe als rein künstlerische dahinter ... "Die Beteiligten" wirken dann - auch mich zumindest - nur wie ein billiger Witz.
Auswahl Theatertreffen: provinziell
provinziell. die jury der hybris. null gegenwart.der breth epigone vontobel (eine kopie von breths karlos interpretation), der castorf epigone (...) und dauerbespaßer fritsch, sowie karin henkel , röggla und schultheater ? oje. alles politisch korrekt, bieder und zwangsbelustigend. das tt in den niederungen des intellektuellen kunstgewerbes. ob mit dieser konservativen mittelmäßigkeit das theater gerettet werden kann ?
Auswahl Theatertreffen: Deadline
Meines Wissens ist die Deadline der 31.1. - zumindest war es dieses Jahr so.
Auswahl Theatertreffen: Neuigkeitsfanatismus
@ 22

Ja, volle Zustimmung: Der Neuigkeitsfanatismus nervt, und M B hat für meine Begriffe
auch nichts großartig Fürchterliches in den Raum geworfen, freut sich immerhin auf
3 von 10 der Inszenierungen des TTs und gibt ansonsten lediglich zu Bedenken,
ob aus den Nominierungen sich jetzt schon ernsthafte Trends abzeichnen, die über
bloße Folklore eines TTs hinausweisen könnten.
Ich begrüße zwar nachtkritik de. als "Bühnenbahnsteig" und sehe einen Hoffnungs-
schimmer, daß es zu einer meineserachtens gerechteren und gleichsam nach vorne weisenden Rezeption der Leistungen der "Stadttheater" kommen könnte, halte Herrn Fritsch andererseits für schwerlich repräsentativ in dieser Hinsicht: er deckt natürlich gerade keineswegs die "Felder Provinz und Osten" ab; es besteht für meine Begriffe sogar eher die Gefahr, daß das genau so aufgefaßt werden könnte, und dann wäre annährend der ICE- plus Fritscheffekt da: und sonst nichts.
Nicht Kluck-Inszenierungen aus Chemnitz, nicht Senftenberg oder Cottbus, die auf nachtkritik de. den weit größeren Nachhall hatten als Schwerin oder Osnabrück,
nicht Biel oder das häufiger von sich Reden machende Karlsruhe, keine der "UEFA"-Cup-Aspiranten-Bühnen wie Stuttgart, Hannover, Leipzig oder Frankfurt,
dafür zwei Male Köln (was ich auch eher als Beier-Hype sehe) und Dresden ( was ich einerseits sehr berechtigt finde, andererseits wieder mehr die Modebühne dieses Jahres betrifft: ich denke, Dresden wird auch das Rennen in der TH-Jahresumfrage machen: es war sowohl in "Die Deutsche Bühne" als auch "TH" zentral platziert, in den Vorjahren ein nahezu sicher Fingerzeig).
Ich sehe diese TT-Auswahl zunächst also eher als "Quo vadis ?" denn als eine Antwort oder gar Heraufkunft eines "neuen Weges"..
Auswahl Theatertreffen: vielleicht eine Überraschung
nagut - also wirklich schade das dieses jahr kein um inspirierung ringender thalheimer dabei ist, wirklich schade um den ewig gleichen gottscheff (...), schade auch um das intellektuelle kraftpaket schimmelpfennig, den vielstundenrocker castorf, und die wiederholung der wiederholung der wiederholung von marthaler....und verdammt anstrengend, sich jetzt mal was anderes angucken zu müssen. nachdem ich letztes jahr das erstemal gar nicht da war, gehe ich dieses jahr aber wieder mal hin.
vielleicht erlebe ich ja eine überraschung :-)))))
Auswahl Theatertreffen: 100 Prozent gibt's nicht
Mal ehrlich. So viele Überraschungen und erstmals bin ich wirklich zufrieden. Ich freue mich auf das tt11.
Ich habe den Eindruck, offen für Neues und nicht diese Pseudoneuigkeitsalibis der letzten Jahre (SIGNA oder Life and Times - Episode 1).
Mal auch keine Großtheater aus Berlin, Hamburg und vor allem München. Sehr sehr mutig. Glückwunsch!!! Und die Meckerer bleiben lieber zu Hause oder reisen, die haben nämlich das Geld und schauen sich ihre Stücke vor Ort an.
Viele Namen, der Ewigschreiber kennt man auf dieser Seite ja schon, manchmal frage ich mich nur wer nutzt welchen Namen? Zarthäuser steckt doch voller Widersprüche! Bist du ein und derselbe? Ach egal.
An Wiener, ich bin ein absoluter Castorf-Fan, hätte mir vielleicht auch gewünscht, dass Moskau kommt. Aber ist das wirklich bemerkenswert neu? Ich schaue auch den Peymann, Voss toll, aber bemerkenswert neu?
Man Jungs und Mädchen, wir schreiben 2011!
Ich liebe auch meine Götzen. Aber die gehören hier nicht hin! Ich bin gespannt auf neue Einsichten, Sichtweisen.
Da darf man auch mal enttäuscht sein, gehört dazu, 100% Treffsicherheit gibt es nicht.
Auswahl Theatertreffen: neue Kategorienlosigkeit
Wundere mich über die Nachtkritiker. Wieso ist es an sich schon toll oder böse, daß so viel Provinz oder Off-Theater eingeladen ist? Damit betreiben die Marketingfeinde von Nachtkritik nix anderes als Gegenmarketing und also auch Marketing - wie langweilig.

Und die Jury der sogenannten Kritiker? Ist nur noch ein schlechter Witz. Diese Kollegen müssen einem wirklich gar nichts mehr erzählen, ein einziger Akt der Selbstverstümmelung.
Letztes Jahr ein Themenfestival zur Finanzkrise und diesmal eins nach dem Motto: Provinztheater und Off-Theater sind geil. Hier wird einfach nur Politik gemacht, ohne die Kriterien offen zu legen. Die eigentlichen Kriterien aber stehen in der Satzung des Theatertreffens und werden vollständig mißachtet. Es geht offenbar nicht mehr um Qualität, sondern um den völligen Subjektivismus irgendwelcher Kritiker, die ihre Arme in die Luft werfen und sagen: Hallo, es gibt leider in der neuen Unübersichtlichkeit keinerlei Kriterien mehr für irgendwas und deshalb toben wir mal so ein bißchen herum und spielen Macht. Ein papistisches Konzilium mit Rauch ohne Feuer. Man würde sich wünschen, dass Assange auf wikileaks das Geschachere öffentlich mscht. Dann wüßten wir mehr, aber auch nur daß, was wir ohnehin vermuten: Kategorienlosigkeit, die dem Voluntarismus Tür und Tor öffnet und mit einer geliehenen Bedeutung operiert, die ohnehin nur ein Phantasma ist - igittigitt.
Auswahl Theatertreffen: Kategorie bemerkenswert, nicht neu
@olaf: Wo steht denn, dass die Auswahl für das Theatertreffen "bemerkenswert neu" sein muss? Zumindest in den Satzungen ist von "neu" nicht die Rede. Und ja, Castorfs "Nach Moskau! Nach Moskau!" fand ich um einiges bemerkenswerter in der Komik, im Blick auf Tschechow, im Spiel als etwa Bachmanns treu-öden "Beteiligten". Aber gut, offenbar trifft das bei anderen einen Nerv. Und tt11 hat es schon geschrieben - auch den Vontobel-Carlos konnte man hier an der Burg in Breths Inszenierung schon sehen. Vontobel hat diese Inszenierung halt intelektuell etwas verkleinert - und dann passts auch. (Breths Inszenierung war damals ja auch nominiert, konnte in Berlin aber nicht gezeigt werden, insofern wird der direkte Vergleich schwierig...)
@I.Gitt: Ich fände es auch spannend, die Diskussionen, die Abstimmungen und "Voting-Ergebnisse" des TT öffentlich zu machen. Warum eigentlich nicht? Welche Inszenierungen standen noch zur Auswahl? Wie wurde ausgewählt? Wie wird "bemerkenswert" hinsichtlich der 10 Inszenierungen definiert? In Zeiten wie diesen wäre da eine Öffnung mehr als angebracht.
Auswahl Theatertreffen: das "Quo vadis" der Nominierungen
@ Olaf

Soweit ich das überblicke, nutze ich den Namen "Arkadij Zarthäuser"
hier gelegentlich in diesem Forum und sonst glücklicherweise niemand. Wenn Sie, lieber Olaf, wenn Du-
besser gesagt Widersprüche siehst in meinen Kommentaren, wäre ich der Letzte oder in etwa zumindestens Vorletzte, der dies, ertappt (wie immer dergleichen denkbar ist ...), nicht gerne zurechtgebracht wissen möchte (wenngleich ich sogar einen Unterschied sehe zwischen "voller Widersprüche stecken" und "sich widersprechen" - aber, das scheint mir weniger etwas für diesen Thread und zumeist wohl auch kaum etwas für diese Theaterseite überhaupt zu sein).
Bin schon gespannt, was Dich jetzt konkret beschäftigt hat in diesem Zusammenhang: etwa, daß ein Theater, das ich aus eigener Anschauung schätze, und eine Intendantin, die zur Zeit alle Welt zu lieben scheint und die ich auch schätze, jetzt gerade sehr in Mode sind, was mir wieder zunehmend unangenehme Züge annimmt (was ich hier nur hinzugefügt wissen wollte, weil ich mehr das "Quo vadis" der TT-Nominierungen sehe als die Entschiedenheit der Linie)??
Auswahl Theatertreffen: der Wunsch- und der Angsttraum
Aber warum jetzt bloß (gleich zweimal) Fritsch? Vielleicht tatsächlich nur als Quotenmann (für die Kategorien "Provinz" und "Osten")? Man setze dem zum Beispiel einmal den Berlinale-Film "Brasch: Das Wünschen und das Fürchten" von Christoph Rüter entgegen. Kunst kann doch nur Sinn machen, wenn sie wesentliche Ereignisse der Vergangenheit in die Gegewart holt bzw. wieder-holt und/oder sich politisch-kritisch auf den umgebenden öffentlichen (Stadt-)Raum bezieht. Klamotte und Komödie allein können es ja wohl nicht sein, oder?
Auf der Homepage der Berlinale lese ich das folgendes Brasch-Zitat zum Thema Film, und ich habe einen Traum. Den Traum von einem (wieder) politisch relevanten Theater. Wenigstens von Experimenten hin in diese Richtung. Hier das Zitat:

"Ich kann nur glauben, dass Filmemachen, Bildermachen, den Wunsch beinhaltet nach einer Alternative zu der Art, wie wir leben. Es gibt in jeder Beschreibung etwas, das gleichzeitig der Stachel und die Aufforderung ist, die Verhältnisse zu ändern. Dieses Wachhalten von Wunschtraum oder Angsttraum ist die Aufgabe von Kunst; sie hält die Entzündung wach, zeigt die Differenz, das Defizit. Erst wenn eine Gesellschaft so regressiv ist, dass sie den Menschen das Wünschen abtrainiert, ist das Ziel der Mächtigen erreicht."
Thomas Brasch, 1988
Auswahl Theatertreffen: Ihr sitzt auf Bonsaibäumen
Guckt mal, wir warn in Schwerin! ist das Motto der Jury aus metropolen Kultursachverständigen. Ausgewogenheit wird geheuchelt. Alles pc. Die Burg als Urstätte des verschnarchten Establishments ist nur noch dabei, um Spannbreite gegenüber SSP und Ballhaus zu gaukeln. Beide sind nur nominiert, weil so der Schlag der Nichtbeachtung in die Fressen der Berliner/Hamburger/Münchner Großhäuser noch mal so schön knallt. Wir habens gehört. Instrumentalisierung der Freien Szene. Und die fällt gern drauf rein. Endlich angekommen? Mit Dresden und Zürich die beiden langweiligsten Theater vertreten. Pucher löst sein tt-Abo und Abende in Dresden tun keinem weh. Hauptsache: Bürgerbühne. Simulation von Volksnähe, null Aufbruch, Duckmaustheater, nur Bedienung, Bedienung, das Silberhaarabo dankt. Noch was? Schlingensief, von Mitgliedern auch dieser Jury vor Jahren noch als Theaterkaputtmacher verlacht, wird von den gleichen jetzt für sein Lebenswerk in Grund und Boden geehrt und geehrt und geehrt. Schlimmer als Bambi. Das tt hats geschafft. Gutmenschenjury. Der Schlingensief lacht nur noch. Beier-Hype wird verdeckt, indem man Henkel gleich miteinlädt. Für was nochmal? Nullinfo wie die, dass Beier als Figur im Straßenkarneval auftaucht, sind Nachtkritik noch ne Meldung wert. Eine Beier in Hamburg. Karin für alle! An der Binnenalster arbeiten sie schon an der Karnevalsroute. Fritsch nicht immer gut, aber immer lustig, konstantes Humorlevel (kein schlechtes!) und eigener Unterbau. Aber das schon seit Jahren. Wieso also in diesem Jahr auf einmal gleich doppelte Nominierung? Auch schon Lebenswerk? Ach ja, Schwerin, pc, das tt-Motto, schon vergessen! Das tt-ZK wollte mal schick mit der moralischen Theaterpolitikkeule schwingen. Wir sind für alle da! Keine Haltung ist auch ne Haltung. Bunte Theaterrepublik Deutschland. Aber alle sind nicht zu Hause. Haben wir gelacht. Rausgekommen ist ein Griff ins Klo. Selbstweihrauch statt Raumspray. Keine Duftnote. Schafft das tt ab. Den Faust auch. Der Bühnenverein soll Kegeln gehen. Macht einfach Theater, in euren Städten. Erspart euch und uns Zuschauern an der Basis diese satten Nabelschauen. Die Basis habt ihr vergessen. Null Kontakt. Seid Ägypten! Besetzt die TV-Anstalten mit ihren Milliardengebühren, die für Gottschalk und Fritz Wepper drauf gehen, während ganze Theater wegen Tausenderbeträgen drauf gehen! Eure Leitkulturidee ekelt nur an. Ihr sitzt auf Bonsaibäumen und sägt trotzdem noch am Ast, auf dem ihr sitzt. Baum fällt.
Auswahl Theatertreffen: Spekulation 2012
Premiere "Zwischenfälle": 5.2., leicht zu finden auf dieser seite - hat gute chancen fürs nächste jahr
Auswahl Theatertreffen: Quoten paranoid
ich könnte mir vorstellen, dass die juroren die ausgewählten produktionen einfach mochten - und vielleicht die einen mehr den fritsch die anderen mehr den anderen.
aber natürlich könnten sie auch über ost- und off-quoten, pc und ähnliches entschieden haben.
wieso kommt mir letzteres eigentlich leicht paranoid vor?
Auswahl Theatertreffen: Zwischenfälle vor der Frist?
Die Auswahl für das TT 2011 sollte doch eigentlich am 12.2. verkündet werden.
Dann wurde die PK auf den 15.2. 13.30 angesetzt. Am 14.2. fand die zweite Aufführung
von "Zwischenfälle" in Wien stand. Saß nicht vielleicht doch die Jury in dieser Vorstellung
und hat sich dagegen entschieden?
Auswahl Theatertreffen: Irritation und Freude
@ hmm: Man darf aber noch die Frage stellen, nach welchen Kriterien die Zusammenstellung der tt2011-Auswahl eigentlich zustandegekommt, oder? Und warum Fritsch gleich zweimal dabei ist, das irritiert - ausser Stefan Keim von der FR - hier wohl so einige.
Ansonsten freue ich mich über die Wahl von Karin Beiers "Das Werk/Im Bus/Ein Sturz" sowie über Nurkan Erpulats/Jens Hilljes "Verrücktes Blut". Anhand dieser Inszenierungen könnte man dann auch danach fragen, was heutzutage eigentlich pc heisst bzw. wer einerseits diese Position vertritt und andererseits ganz bewusst damit brechen will. Bekanntlich bestehen da keine klaren Fronten mehr.
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