Ungewöhnlich und polarisierend

7. März 2011. Wie die in Gießen ansässige Hein-Heckroth-Gesellschaft bekanntgab, wird der 2010 verstorbene Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief postum mit dem Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2011 geehrt. Der Preis wird am 10. April im Stadttheater Gießen an Schligensiefs Witwe Aino Laberenz überreicht. Elisabeth Schweeger, Intendantin der KunstFestSpiele Herrenhausen und frühere Intendantin des Frankfurter Schauspielhauses, wird die Laudatio halten.

Mit dem vom Hessischen Kultusminsterium mit 5.000 EUR dotierten Preis sollen "Bühnenbildner und Bühnenbildnerinnen ausgezeichnet werden, die im In- oder Ausland großes Ansehen genießen". Dietgard Wominsky, Vorsitzende der Hein-Heckroth-Gesellschaft, bezeichnete Schlingensief als "eine der ungewöhnlichsten Erscheinungen im kulturellen Leben Deutschlands der letzten 30 Jahre". Er habe "mit seinen künstlerischen Arbeiten, die sämtliche Mittel der verschiedensten Künste und anderer Disziplinen miteinander verwob", polarisiert.

Den von der Stadt Gießen gestifteten Hein-Heckroth-Förderpreis in Höhe von 2.500 EUR erhält in diesem Jahr der Berliner Bühnenbildner Christof Hetzer. Als Laudator konnte Dietmar Schwarz, derzeitig Operndirektor in Basel und künftiger Intendant der Deutschen Oper Berlin, gewonnen werden.

Der Preis erinnert an den Gießener Bühnenbildner Hein Heckroth (1901–1970), der 1949 für seine Ausstattung des Films "Die roten Schuhe" nach Hans Christian Andersen mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

(wb)

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Kommentare  
Preis für Christoph Schlingensief: Kopfweh
der mann ist tot. was soll er mit dem preis?
derlei postumes beileidsgetue ist doch wirklich zum kotzen. gebt den preis leuten, die davon etwas haben, zeichnet leute aus, denen das geld wirklich zu gute kommen kann.
oder geht hin und verbrennt das geld öffentlich, wenn ihr's schon derartig verschwenden wollt.

mir tut bei sowas wirklich der kopf weh.
Preis für Christoph Schlingensief: zu den Statuten
"Der Preisträger wird von seinem Vorgänger ernannt" - so steht es in den Preisstatuten. Und der Vorgänger war Robert Wilson, also müsste man ihn fragen. Zudem wird der Preis nur alle 2 Jahre vergeben - woher wissen Sie also, ob Wilson Schlingensief nicht bereits vor seinem Tod ernannt hat. Soll er das nun zurückziehen?
Preis an Schlingensief: Frage
@2 Wer ernennt also nun den Nachfolger?
Preis an Schlingensief: nicht nur ans Geld denken
außerdem wird der preis der witwe und somit wahrscheinlich schlingensiefs operndorf zukommen - was haben sie dagegen?
vielleicht lieber denken, anstatt nur ans geld denken.
Preis an Schlingensief: grenzt ans Unanständige
Das Thema "postum oder posthum" hatten wir ja wirklich schon: beim Bambi.
Preise zu vergeben, die der Preisträger (aus welchen Gründen auch immer) nicht auch
ablehnen kann, grenzt ans Unanständige. Angenommen, ein Künstler, der wie Emir Kusturica ein "Kustendorf" betreibt oder wie Herr Schlingensief ein Operndorf aufgebaut
hat, lehnt es ab, daß plötzlich bestimmte Leute sich damit zu schmücken beginnen, die ihn
jetzt "dafür" auszeichnen wollen: dann mag diese Person (Künstlerin/Künstler) aus ganz
persönlichen (und nicht unbedingt gut nachvollziehbaren) Gründen diesen Preis
ablehnen, manche geben sogar nachträglich einen Preis zurück, da sie mit einer Entwicklung der preisverleihenden Instanz mindestens sehr unzufrieden sind, um
ein Zeichen zu setzen. Im konkreten Fall ist es so, daß Herr Schlingensief dazu keine Gelegenheit mehr hat. Weder für eine aktuelle Preisablehnung, die es vermutlich, lebte er, in der Tat nicht gegeben hätte, noch für eine spätere Preisrückgabe, für deren mögliche Gründe ich allerdings hinreichend Spielraum sehe.
Preis an Schlingensief: Schlingensief wusste von dem Preis
"Der 2010 in Berlin gestorbene Film-, Theater- und Opernregisseur, (Hörspiel)-Autor, Aktionskünstler und Talkmaster Christoph Maria Schlingensief erhält posthum den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2011. Er hatte von der Auszeichnung bereits 2009 erfahren, als der amerikanische Regisseur Robert Wilson, der die Auszeichnung seinerzeit bekommen hatte, ihn vorschlug. Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz wird den Preis bei einer Feier am 10. April 2011 um 11.00 Uhr im Stadttheater Gießen entgegennehmen." (aus der Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst)
Preis an Schlingensief: Dank
Vielen Dank für die Information !
Preis an Schlingensief: das kleinste Problem und etwas Phantasie
Dem aufmerksamen Zeitungsleser wird es nicht entgangen sein, daß im Februar 2010 die Verleihung des HEIN-HECKROTH-PREISES 2011 durch Robert Wilson an Christoph Schlingensief bekanngegeben worden ist - und auch Schlingensiefs sehr erfreute Reaktion darauf. Spektakulationen oder Nörgelein erübrigen sich also fürwahr. Christoph Schlingensief ist - nach Erich Wonder, Karl-Ernst Herrmann, Achim Freyer und Robert Wilson - zu Recht dieser besondere Preis verliehen worden. Das Problem der nächsten Preisvergabe sollte das kleinste Problem sein - bei etwas Phantasie.
Preis an Schlingensief: postum bleibt zwefelhaft
Gut, Herr Beil, ich bin halt nicht zu jeder Zeit (wenn überhaupt jemals) so ein aufmerksamer Zeitungsleser (wie Sie), zumal ich gerade um Preisverleihungen, die meistens aufgesetzt und häßlich mir anmuten, einen einigermaßen geräumigen Bogen mache (ja, habe selbst auch keine solche zu "befürchten"); es liegt hier offenbar anders als beim Bambi, dennoch halte ich speziell von postumen Preisverleihungen aus den genannten Gründen immernoch nicht allzuviel. Und es hat ja auch ne gewisse Weile gedauert, bis hier aufmerksame Leser den Hinweis darauf nachliefern, wie es sich bei diesem Preis verhielt. Auch aus dem obigen nachtkritik de.-Artikel geht das nicht hervor übrigens.
Preis an Schlingensief: schöne Würdigung
Ach, werter/werte Weißer Hirsch/Schwarze Hirschkuh! Was ist denn an einer Preisverleihung, die dem Preisträger zu Lebzeiten angetragen und von ihm angenommen worden ist, plötzlich so zweifelhaft??? Der HEIN-HECKROTH-PREIS wird eben alle zwei Jahre verliehen. Und so ist die Preisverleihung jetzt eine schöne Würdigung, posthum und immer noch richtig.
Preis an Schlingensief: Tonverschiebungen
Ich sagte ja, daß es sich anders verhält als beim Bambi und war in dieser Sache schlichtweg weniger informiert als Sie.
Bedenken Sie, genau lesend, aber bitte, daß durch die Titel, die nachtkritik de. den Kommentaren gibt, es gelegentlich zu "Tonverschiebungen" kommen kann.
Ich kann hier doch ganz allgemein mich dazu äußern, Preisverleihungen nicht allzu hingegeben zu verfolgen, und hinzu zu dem Prinzip Stellung beziehen, das eine postume und eine zu Lebzeiten ausgelobte Preisverleihung (in der Regel: siehe Bambi !!)
voneinander unterscheidet, ohne gleich das Hohe Wort "Zweifel" zu
bemühen oder "grenzt ans Unanständige" stehen lassen zu müssen,
wenn ich doch freimütig bekennen mußte, daß Sie da wohl richtiger lagen als ich. Wollten Sie das jetzt noch einmal hören ? Nun gut,
dann möchte ich bei der Gelegenheit zu Preisverleihungen noch hinzufügen, daß ich zumeist recht verwundert darüber bin, wie viele für die diversen Preise häufig, schon aus meiner Perspektive,
in Frage kommen könnten und wie dann doch erstaunlich häufig immer wieder nur ein ganz bestimmter, sehr enger Kreis von Personen diese Preise bekommt. Das soll jetzt garnicht speziell auf Schlingensief gemünzt sein, ich sehe oftmals schlichtweg keinen Grund dafür, warum eine Produktion X gleich drei Preise einheimst und eine Produktion Y leer ausgeht (oder "Lebenswerke"): das gilt sowohl von meiner persönlichen Qualitätseinschätzung her als auch von manchem, was ich speziell zu Theaterproduktionen von Tag zu Tag genauer zu lesen lerne (!). Ich wünsche Ihnen und allen eine schöne Preisverleihung und Feier und hoffe, Ihren Gram hier nicht länger zu schüren oder wie man es sonst nennen soll.. Ihr AZ alias
WHSH
Preis an Schlingensief: Nachricht vom Assistenten
Sehr geehrter AZ alias WHSH! Danke für Ihre Antwort! Nein, nein, Gram hab ich keinen, dazu freu ich mich zu sehr, daß es diesen besonderen und zugleich bescheidenen Preis zu Ehren HEIN HECKROTHS gibt. Da ich als sehr junger Assistent noch die Chance hatte, Hein Heckroth erleben zu dürfen, wage ich zu behaupten, daß die Preisverleihung an CHRISTOPH SCHLINGENSIEF absolut richtig ist. Gruß, H.B.
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