Ein Finanz- und Überlebenskämpfer

1. April 2011. Seit 2000 ist Stephan Märki Intendant in Weimar, und immer wieder gelingt es ihm, junge, vielversprechende Talente an sein Haus zu binden. "Man muss Stephan Märki bewundern", schreibt Dirk Pilz in einem Porträt des Intendanten in der Neuen Zürcher Zeitung, denn nirgends sei es so schwierig wie in Weimar, dem Publikum Wege zur Gegenwartsdramatik zu ebnen.

Die Erwartungen an die Bühne würden in der Stadt geradezu irrationale Ausmasse haben. Vor dem großen Haus stehe seit 1857 das von Ernst Rietschel entworfene Dichterdenkmal für Goethe und Schiller und das Klassiker-Erbe laste wie ein Mühlstein auf der Stadt.

"Märki jedoch streitet unverkrampft für ein heutiges, nichtmuseales Theater. Er biedert sich nicht an, er belehrt sein Publikum aber auch nicht." Als er vor drei Jahren den "Faust" angesetzt hatte, ließ er den ersten Teil von dem jungen Regisseur Tilmann Köhler, den zweiten von dem Tanz- und Performancekünstler Laurent Chétouane inszenieren. "Das waren im besten Sinne streitbare Abende mit höchst verschiedenen Ästhetiken. Billige Klassiker-Demontage betrieben sie aber beide nicht. Das ist nie Märkis Sache. Er will das Theater in seiner Vielfalt zeigen."

Rund 21 Millionen Euro Zuwendungen aus öffentlicher Hand hat das Haus. Im Schauspiel und im Musiktheater gebe es je fünf Produktionen in der Saison, auf den Nebenbühnen noch einmal vierzehn. 2002 sollte das Nationaltheater mit dem Theater Erfurt fusionieren. "Märki erdachte sich das 'Weimarer Modell', ein kompliziertes Vertragsgebilde, um die finanzielle und strukturelle Autonomie des Hauses zu sichern."

Das sei nach vielen Kämpfen und Anfeindungen gelungen; seit 2008 haben das Nationaltheater und die Staatskapelle zudem den Status eines Staatstheaters. Dennoch könne man sich in Weimar die teureren Regisseure nicht leisten und muss Talente, wie Tilmann Köhler etwa, ziehen lassen. Auch so gesehen sei Märki, der bis 2012 in Weimar einen Vertrag hat, zu bewundern: "Er hat sich von den Finanz- und Überlebenskämpfen nicht zermürben und vom Erbe der Klassiker nicht einschüchtern lassen."

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