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Fusion erzwungen, aber nicht anerkannt

Anklam, 5. Mai 2011. Neue Schwierigkeiten gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. Auch vier Monate nach Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen dem Theater Vorpommern in Greifswald und Stralsund und der Vorpommerschen Landesbühne Anklam sieht sich die Landesregierung in Schwerin nicht in der Lage, diese Kooperation als Einlösung der geforderten Fusion anzuerkennen.

Wie der Usedom Kurier (5.5.2011), eine Tochter des Nordkurier in Neubrandenburg, schreibt, machen Bildungs- und Innenministerium "die Anerkennung davon abhängig, dass die beiden vorpommerschen Theater bis zum 6. Mai in einer Anhörung positive Effekte der Kooperation nachweisen". Andernfalls könne der für Anklam noch ausstehende Theaterförderungsbetrag von 125.000 Euro nicht ausgezahlt werden. Selbst bei einem Okay der Ministerien könnte das Geld allerdings frühestens im Juli oder August überwiesen werden, weil die "die nötige Neuberechnung der Theater-Zuschüsse nach gesetzlichen Regelungen erst zum 15. Juli möglich" sei, zitiert die Zeitung "eine Sprecherin des Bildungsministeriums".

Vor drei Wochen hatte das Bildungsministerium, laut der Rostocker Ostsee Zeitung (16.4.2011) noch fehlende Unterlagen des Landkreises Rügen, einem der Gesellschafter des Theaters Vorpommern, als Grund für die zurückgehaltenen 10 Prozent der Anklamer Förderung angegeben.

Fast zynisch klingt es, wenn die Sprecherin des Bildungsministeriums beteuert: "Wir wollen wahrlich nicht, dass ein Theater insolvent geht". Aber sollte die Kooperation zwischen Landesbühne und Theater Vorpommern "jetzt nicht bestätigt werden, so könnten die Häuser ja weiter an ihrer Zusammenarbeit feilen und für 2012 erneut einen Antrag stellen". Und vielleicht sei ja auch Hilfe von anderer Seite, etwa dem den Landkreis Ostvorpommern, der Stadt Anklam oder dem Fusionspartner Theater Vorpommern möglich, meinte die Sprecherin. Allerdings haben, laut Angabe des Usedomer Anzeigers, der Landkreis und die Stadt Anklam, die beide mit hohen Haushaltsdefiziten zu kämpfen haben, einen Teil ihrer Zuschüsse für das Theater "bereits vorfristig ausgezahlt, um der Landesbühne zu helfen".

Nach Angaben des Anklamer Intendanten Wolfgang Bordel werde durch die fehlende Summe auch die Zusammenarbeit bei der Sommerbespielung in Frage gestellt. Das Landestheater Anklam, das einen Gutteil seiner Einkünfte durch die Unterhaltung der Feriengäste an der Ostsee erzielt, wollte im Juli und August die 2008 bereits erfolgreich in Usedom gelaufene Rudi-Strahl-Komödie "In Sachen Adam und Eva" in Greifswald zeigen.

(jnm)

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