Falsch gebrüllt, Löwe!

13. Juni 2011. Der Regisseur Stefan Kaegi, Mitglied des Künstler-Kollektivs Rimini Protokoll, hat sich mit der Forderung an die Jury der Biennale in Venedig gewandt, den in der vergangenen Woche ihm allein zugesprochenen Preis (siehe Meldung) dem gesamten Kollektiv zuzuerkennen.

In einem nachtkritik.de vorliegenden Schreiben an den Präsidenten des Festivals, Paolo Baratta, sowie Jury-Mitglied Alex Rigola hatte Kaegi bereits am Tag nach der Bekanntgabe der Preisentscheidung darauf hingewiesen, dass er die Entscheidung für ein Missverständnis hält: "The lion doesn't correspond to me but to Rimini Protokoll, a collective formed by Helgard Haug, Daniel Wetzel and me. The description of works as well as the theatre pieces that you explicitely quote in your online statement are not my work but the work of the three of us, and therefore we must share the lion." Allerdings hat die Jury bislang, so Kaegi gegenüber nachtkritik.de, lediglich inoffiziell eine Korrektur in Aussicht gestellt. Offiziell habe es bis heute keine Reaktion gegeben.

"Wenn es kein Preis für ein einzelnes Werk ist, sondern für die auf der Webseite der Biennale aufgezählte Gesamtleistung, dann muss der Preis für uns alle drei sein," bekräftigte Kaegi heute noch einmal seine Haltung in einer Erklärung an nachtkritik.de. "Falsch gebrüllt, Löwe!"

(sle)

mehr meldungen

Kommentare  
Kaegi fordert Kollektiv-Löwen: weit mehr als eine Einzelleistung
Richtig so: auch wenn Kaegi der primus inter pares ist bei Rimini, der Preis gebührt den Kollektiv, denn die Gruppe hat gemeinsam geschaffen, wovon nun auch Kaegi profitiert. Das Rimini Protokoll muss gemeinsam prämiert werden, denn die vernetzte Struktur ist die gemeinsame Kraft. Das ist weit mehr als eine Einzelleistung.
Kaegi fordert Kollektiv-Löwen: das Konstrukt Rimini Protokoll
So wie ich Rimini Protokoll verstehe, ist Kaegi bei Rimini Protokoll kein primus inter pares. Es ist doch vielmehr so, dass es sehr gute Rimini-Protokoll-Arbeiten unter Beteiligung Kaegis gab wie auch solche, bei denen er nicht mitmachte ("Wallenstein", "Das Kapital"). Und schließlich auch Kaegi-Produktionen ohne Mitarbeit von Haug und Wetzel ("Cargo Sofia-X", "Airport Kids"). So gesehen wäre es legitim, Kaegi solo den Preis zu verleihen, nämlich wenn man seine Arbeiten ohne Haug und Wetzel preiswürdig gefunden hätte. Wahrscheinlicher ist aber das Missverständnis: Die Jury hat schlicht das Konstrukt Rimini Protokoll nicht durchschaut.
Kommentar schreiben