17. Juli 2011. Immer mal wieder denkt man: nun ist er endgültig der Fidel Castro des deutschen Theaters geworden. Frank Castorf, der ewige Commandante am Rosa-Luxemburg-Platz, der Theater machen kann, wie Castro redet: stundenlang, ausufernd, nicht auf den Punkt kommend und irgendwie an staubigen und diskret totalitären Utopiemodellen kleben geblieben.

Aber dann plötzlich ist man mit einem einzigen Castorf-Abend wieder unmittelbar dran am Hitzestrom Gegenwart. Allerdings sind Castorfs Castro-Phasen gelegentlich beunruhigend lang geworden. Für die Wende-Generation ist er eine ästhetische wie politische Integrationsfigur gewesen: seine Volksbühne war der Berliner Kontakthof für die Theaterästhetiken von Ost- und West, aber auch des Theaterpublikums der beiden Stadthälften Berlins. Castorfs eigene Arbeiten mit ihrem radikal privatisierten Politikbegriff wurden dort oft als intellektuelle Suchtstoffe konsumiert oder wie Popkonzerte zelebriert. Allein dafür gebührt Frank Castorf ein Platz im deutschen Theaterolymp. Heute wird er sechzig. Wir gratulieren. (sle)

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