9. August 2011. Jüngere Zeitgenossen mögen ihn für eine Erfindung von Thomas Bernhard halten. Hermann Beil, den Nicht-nur-Dramaturgen Claus Peymanns, den Bernhard in seinen Peymann-Dramoletten verewigt hat. Doch wir können an dieser Stelle versichern: Hermann Beil gibt es wirklich, und ganz aufmerksame Leser dieser Seite können ihm immer mal wieder in den Kommentarspalten begegnen, wo er mit freundlicher aber bestimmter Beharrlichkeit die Werte des Theaters gegen die der Netzkultur und die Ignoranz verteidigt. Oder besser das, was ihm als Ignoranz erscheint.

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Hermann Beil
© Reinhard Werner

Am Anfang reagierte er staunend auf Authentifizierungsnachfragen, die die nachtkritik-Redaktion routinemäßig rausschickt, wenn ein prominenter Name im Forum auftaucht. Tendenz: Aber ich bin doch echt, wie können Sie daran zweifeln! Wollte manchmal schon fast das Handtuch vor den vielen, aus seiner Sicht nicht immer satisfaktionsfähigen Anonymussen werfen. Um beim nächsten Mal dann doch wieder in den Ring zu steigen. 

1941 in Wien geboren, begann Beil 1968 seine Theaterlaufbahn am Schauspiel Frankfurt, war Chefdramaturg in Basel und ging von dort nach Stuttgart. Dort traf er Claus Peymann und gemeinsam schrieb man sich tief in die deutsche Theatergeschichte des letzten Quartals des 20. Jahrhunderts ein. Man müsste noch sagen, dass Beil auch ein hinreißender Vorleser und Rezitator ist und immer wieder auch inszeniert. Und dass er als erster Dramaturg ever den Deutschen Kritikerpreis erhielt. "Theaternarren leben länger" heißt ein berühmtes Buch von ihm. Wir wünschen ihm und uns, dass er recht behält. Heute wird Hermann Beil siebzig. Wir gratulieren. (sle)