Von Hedda bis Mutter Oberin

Berlin, 1. September 2011. Rosel Zech ist tot. Die große Theater- und Filmschauspielerin starb gestern im Alter von 69 Jahren in einem Klinikum in Berlin an Knochenkrebs (so meldet der Newsticker der Süddeutschen Zeitung unter Berufung auf dpa).

Die gebürtige Berlinerin erhielt ihre ersten Engagements an bayerischen Bühnen, ehe sie 1965 ins Ensemble des Schauspielhauses Wuppertal wechselte, wo sie den Regisseur Peter Zadek kennenlernte, der bald ihr Förderer wurde. Oder, wie es die bekennende Fußballinteressierte Zech in einem Interview mit der Zeitung Die Welt im Jahr 2000 ausdrückte: "Ich habe mit Peter Zadek einen tollen Trainer gefunden."

Mit Zadek wechselte Zech nach 1970 zunächst nach Stuttgart, ehe sie mit ihm in den Jahren 1972 bis 1979 am Schauspielhaus Bochum arbeitet. Hier spielte sie in Inszenierungen von Zadek die Porzia in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", die Cordelia in Shakespeares "König Lear", die Nina in Tschechows "Möwe" und die Titelrolle in Ibsens "Hedda Gabler". Für ihre Hedda wurde Rosel Zech 1976 zur Schauspielerin des Jahres gekürt.

Zech arbeitete in ihrer Laufbahn auch mit Luc Bondy, Hans Neuenfels und Peter Stein zusammen, für den sie 1992/93 bei den Salzburger Festspielen die Rolle der Calpurnia in Shakespeares "Julius Caesar" bekleidete. 2005/2006 spielte sie in der deutschsprachigen Erstaufführung von Yasmina Rezas "Ein spanisches Stück" (Regie: Jürgen Gosch) am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Bei den Luisenburg Festspielen Wunsiedel 2009 übernahm sie die Titelrolle in Bertolt Brechts "Mutter Courage" (hier die Nachtkritik). Zuletzt sah nachtkritik.de sie im Broadway-Drama 33 Variationen am Berliner Renaissancetheater.

Seit 1971 stand Zech, die das Theater gegenüber dem Stern einmal als "die Königsdisziplin" bezeichnete, auch regelmäßig vor der Kamera. 1981 spielte sie die Rolle der Frau Schuckert in Rainer Werner Fassbinders "Lola". 1982 erhielt sie den Goldenen Bären der Berlinale für ihre Titelrolle in Fassbinders "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Für den Fernsehfilm "Mascha" wurde sie 1983 mit dem Darstellerpreis der deutschen Film- und Fernsehregisseure ausgezeichnet. Dem jüngeren Fernsehpublikum wurde sie als Mutter Oberin in der ARD-Serie "Um Himmels Willen" bekannt. Zech war seit 1999 Trägerin des Bayerischen Verdienstordens. Sie blieb unverheiratet und kinderlos.

(sueddeutsche.de / welt.de / stern. de / chr)

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