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Die Quadratur des Krieges

von Ute Grundmann

Weimar, 17. September 2011. Nur mit Worten wird um das Leben des Prinzen Friedrich von Homburg gekämpft. Keine Degen, keine Fahnen, keine Uniformen – all das hat die Regisseurin Lisa Nielebock bei ihrer ersten Inszenierung im Deutschen Nationaltheater Weimar weggelassen. Nur ein strenges, aber ganz und gar nicht kühles Spiel präsentiert sie im Großen Haus, ganz konzentriert auf Kleists Sprache und die Schauspieler.

Von 15 Rollen sind 7 geblieben, all die Obristen und Rittmeister, Hofkavaliere, Bediente, Heiducken und das Volk sind gestrichen, ebenso Schlachtenlärm und Fahnengetümmel. Vom Fünfakter Kleists blieben gerade mal 90 Minuten, und dennoch, weil alles Wesentliche erhalten ist, funktioniert diese Fassung in der Inszenierung ganz hervorragend.

Ein Träumer unter Schachfiguren

So streng die Fassung, so streng die Bühne von Sascha Gross: schwarze Wände, als Boden ein schwarzes Quadrat, dessen Spitze ins Parkett ragt. Ganz in schwarzen Anzügen mit frackähnlichen Jacken auch die Schauspieler, Männer wie Frauen. Auf diesem Boden, der mit seinen kleinen Quadraten an ein Schachbrett denken lässt, bewegen sich die Figuren wie nach einem höfischen Zeremoniell. Nicht steif, aber jeder kennt seinen Platz und Rang.

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© Karl-Bernd Karwasz

Nur der Prinz Friedrich von Homburg (Nico Delpy) ist zu Beginn barfuß. Statt träumerisch umherzuwandeln schreibt er schwärmerische Briefe, von den Übrigen dezent belächelt und kommentiert. Offen, jungenhaft, freundlich erscheint er, auch, als er spielerisch den Handschuh der geliebten Prinzessin Natalie (Caroline Dietrich) untersucht und überzieht, während um ihn herum Schlachtpläne gemacht werden. Noch Krieg und Sieg scheinen ein Spiel zu sein, so wie die Herren sich umarmen und anfeuern wie Fußballzuschauer in der Fankurve.

Und doch ist früh zu ahnen, dass es so leicht und spielerisch nicht bleiben wird, dass hinter aller scheinbaren Gelassenheit ein System steckt, das nur bei Strafe verletzt werden darf. Dass er mit seinem Voranstürmen den Befehl des Kurfürsten mißachtet hat, was trotz des Sieges Sanktionen nach sich ziehen muss, wird diesem Prinzen als Allerletztem klar. Leise, immer ein bisschen erstaunt, nimmt er die Warnungen des Obristen Kottwitz (Thomas Büchel) zwar wahr, vertraut aber darauf, dass zum System der Strafe auch die Gnade  gehört. In Nielebocks Inszenierung muss er nicht den Degen, sondern seine Kleidung ablegen, so dass er in der Unterwäsche, als fast nackter und bloßer Mensch durch das weitere Spiel geht.

Am Grabe wächst der Lebenswunsch

In dem ist der Kurfürst des Johannes Schmidt kein Tyrann, kein Allmächtiger, sondern ein Herrscher, der sein System erhalten muss, um sich selbst zu erhalten. Fast leidet er mit dem Prinzen mit, dem er seinen Platz im System zuweisen muss, eher nachdenklich als unerbittlich. Und als Prinz Friedrich die Gefahr erkannt hat, sieht, dass das Urteil wirklich vollstreckt werden könnte, da wird der Satz, dass er sein Grab gesehen habe und nur noch leben wolle, zum Zentrum seiner Gedanken und flehenden Bitten um Hilfe.

All diese Nuancen, Wandlungen, Überlegungen, Einsichten bringen Lisa Nielebock und ihr vorzügliches Ensemble in ein spannendes, auf die Sprache und Bewegungen konzentriertes Spiel. Bis auf eine Einblendung der Kleist'schen Handschrift braucht diese Inszenierung keine Zutaten, Videos oder Musik, um zu beeindrucken. Und wenn am Ende der Prinz leise fragt, ob dies ein Traum sei, ist damit noch nicht sicher, dass der Alptraum vorbei ist.


Prinz Friedrich von Homburg
von Heinrich von Kleist
Regie: Lisa Nielebock, Bühne und Kostüme: Sascha Gross, Dramaturgie: Bettina Schültke.
Mit: Johannes Schmidt, Elke Wieditz, Caroline Dietrich, Tobias Schormann, Nico Delpy, Thomas Büchel, Christian Klischat.

www.nationaltheater-weimar.de


Von bunt und wild bis introvertiert kühl: Die jüngsten Prinzen Friedrich von Homburg am Münchner Volkstheater (bei Mareike Mikat 2011), in Essen (bei Christian Hockenbrink 2010) oder am Berliner DT (bei Andreas Kriegenburg 2009).

 

Kritikenrundschau

Lisa Nielebock inszeniere streng und karg, so Henryk Goldberg in der Thüringer Allgemeinen (19.9.2011). "Die Bühne ein mattschwarzer, leerer tiefer Raum, darin die Darsteller in schwarzen Kostümen streng gezirkelt als Figuren eines Schachspieles erscheinen." Nicht einen Moment der ästhetischen Beiläufigkeit gebe es, "die Regisseurin beherrscht ihren Raum, ihre Struktur. Und obgleich sie sich konzentriert auf Sprache und Darsteller, ist es zuweilen, als würde sie eben mehr Struktur inszenieren als Figuren". Nico Delpy ist gehalten, dieses Pathos zu unterlaufen. "In der Konsequenz wird die Figur als ästhetische Erscheinung jedoch eher klein, sie wirkt banalisiert, schnurrt zusammen zum Objekt der konzeptionellen Beobachtung statt sich als Subjekt des ästhetischen Interesses zu behaupten." Das habe nicht der Schauspieler zu verantworten, das sei die Regie.

Man brauche ein wenig, erst auf dem Nachhauseweg offenbare sich, "welch eine dramaturgische Denksportaufgabe die junge Regisseurin und ihr Team den Weimarer Bildungsbürgern vorgesetzt haben", so Wolfgang Hirsch in der Thüringischen Landeszeitung (19.9.2011). "Nachträglich ruft man: Chapeau! Was für ein Kleist, wie durchtrieben, ungewöhnlich und vielschichtig!". Nur auf einer rationalen Oberfläche gehe es nun um die Staatsräson, um Kriegszucht und Gehorsam, denen der Prinz, sein Unrecht eingestehend, sich zu beugen habe. "Auch arbeitet Nielebock die Impuls-Ebene - dass Homburg einer Intuition, einem Befehl seines Herzens gefolgt sei - nicht kenntlich heraus. Vielmehr vollzieht der Träumer keine innere Wandlung. Sondern fantasiert hellsichtig in höheren, in künftigen politischen Sphären." Wie vorzüglich Nielebocks Vexierspiel mit dem "Prinz von Homburg" funktioniere, "ist nicht allein Nico Delpys komödiantischem Talent in der Titelpartie zu danken. Johannes Schmidt als Kurfürst und Christian Klischat als Hohenzollern machten sehr nuanciert die Ambivalenzen ihrer Figuren deutlich, und Caroline Dietrich gefiel als liebeseifrige Natalie. Chapeau also, und Beifall nachträglich von Ferne."

Und in der Ostthüringischen Zeitung (19.9.2011) sah Susann Grunert einen zähen, später aber durchaus interessanten Abend. Nico Delpy mag die Wandlung vom stolzen General, der über den Dingen steht, zum heulenden, sich fürchtenden Elend nicht überzeugend gelingen. "Dafür wächst Caroline Dietrich als verliebte Prinzessin Natalie an ihrer Rolle."

Kommentare  
Prinz von Homburg, Weimar: biederes Stadttheater
Entschuldigung bitte, aber ich fange an an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Wenn dieser Abend in Weimar bei o.g. Kritikern Begeisterung auslöst, scheine ich oder sie in einer anderen Aufführung gewesen zu sein. Hier handelt es sich schlicht und ergreifend um biederes Stadttheater. Zumindest gehen die Regieambitionen nicht mit dem Schauspielverständnis der Spieler überein oder umgekehrt. Chapeau-in seiner begrifflichen Verstaubheit aus der Kritik des Herrn Hirsch - passt im umgekehrten Sinne am Besten. Sehr ärgerlich, wenn Theater so am Zuschauer vorbeigeht und dann noch pseudointelektuell in Kritiken interpretiert wird.
Prinz von Homburg, Weimar: Konzentration auf das Drama
Sehr geehrte Frau Grundmann!

Da auch ich mir, im Rahmen eines Schulausfluges, Lisa Nielebocks Inszenierung des Dramas „Prinz Friedrich von Homburg“ am 13. Januar 2012 in Weimar angesehen und im Anschluss daran Ihre Kritik gelesen habe, würde ich hiermit gerne Stellung zu ihren Aussagen bezüglich des Dramas nehmen.

Im Grunde genommen, halte ich Ihre Kritik für sehr zutreffend und stimme dem Großteil Ihrer Aussagen zu. So denke auch ich, dass die Inszenierung sehr gut gelungen ist und auch die Schauspieler, trotz fehlender Kostüme, überzeugend waren. Zwar war ich anfangs enttäuscht, als ich sah, dass die Schauspieler bloß in schwarz gekleidet die Bühne betraten und dass auch die Kulisse selber sehr eintönig in schwarz gehalten war, doch gerade die Tatsache, dass Kostüme und aufwendige Bühnenbilder fehlten, lenkte meine Konzentration voll und ganz auf das eigentliche Geschehen, Kleists im Drama verwendete Sprache und auf die Schauspieler als solche. Die Lichteffekte während des Stückes haben mich besonders beeindruckt, da diese meiner Meinung nach sehr gut passten und trotz ihrer Schlichtheit völlig ausreichten, das Stück abwechslungsreich und spannend zu gestalten, wie auch Sie es bereits mit „der Kleist’schen Handschrift“ erwähnt haben.
Allgemein denke ich, dass die Schauspieler sehr überzeugend waren. Besonders der Prinz wirkte, wie bereits von Ihnen erwähnt, offen, naiv und sehr freundlich, was genau meinen Vorstellungen des Prinzen entsprach. An Ihrer Kritik fiel mir besonders Ihr Vergleich der Schauspieler mit Fußballzuschauern in einer Fankurve auf, da auch ich dies so empfand und den Vergleich für überaus treffend und gut gewählt halte.

Insgesamt stimme ich Ihren Aussagen zu, da ich die meisten Argumente gut nachvollziehen kann, oder die Geschehnisse im Stück genauso wie Sie empfunden hatte. Darüber hinaus fand auch ich das Stück sehr gut und kann es weiter empfehlen. Leider verstehe ich die von Ihnen gewählte Überschrift „Die Quadratur des Krieges“ nicht so ganz im Zusammenhang mit Ihrer Kritik, sodass sich mir an dieser Stelle einige Fragen aufwerfen.

Mit freundlichen Grüßen,
Johanna. (17.01.2012)

(Sehr geehrte Johanna, die Überschrift wurde - wie in den Medien üblich - vom diensthabenden Redakteur (von mir) gesetzt, der damit bildlich auf die geometrisch strenge Machart der Inszenenierung und konkret auf die Spielfläche (kleine Quadrate wie ein Schachbrett) verweisen wollte. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Prinz von Homburg, Weimar: empfehlenswert
Vielleicht doch mehr als nur ein Schachspiel

Kalt, Dunkel und von eisiger Klarheit ist die Weimarer Luft am Freitag den 13 Januar 2012 und genauso präsentiert sich auch die von Lisa Nielebock geleitete Inszenierung des Kleistschen Dramas „Prinz Friedrich von Homburg“.

Sehr geehrte Frau Grundmann,

Im Großen und Ganzen Stimme ich mit Ihrer Kritik bezüglich der Aufführung des Dramas „Prinz Friedrich von Homburg“, welche ich im Rahmen eines Schulausfluges besucht habe, überein, doch bin ich der Meinung, dass es in dieser Inszenierung nicht um den Erhalt des politischen Systems und um Krieg geht.
Wie Sie es in Ihrer Kritik bereits herausgestellt haben, ist die Inszenierung sehr schlicht gehalten, was ich genau wie Sie sehr lobenswert finde, denn bunte Uniformen, Stockpferde und Massen von Soldaten hätten das Stück vielleicht spektakulärer gestaltet, aber auch die Aufmerksamkeit von den zentralen Aspekten des Stückes abgelenkt. Auch die Leistung der Schauspieler würde ich als großartig beschreiben, denn sie haben sich allesamt das ganze Stück über auf der Bühne aufgehalten und mit ihrer Körpersprache deutlich gemacht, wie die Einzelnen Figuren zueinander stehen, wodurch die Aufführung um Welten leichter zu verstehen war als das ihr zugrunde liegende Buch. Das einzige, was, zumindest zu Anfang etwas verwirrend war, war die optische Ähnlichkeit zwischen dem Kurfürsten und Graf Hohenzollern.
Ich glaube jedoch, dass nicht nur der Erhalt des Systems und dessen Durchsetzung, die im Gegensatz zu dem verträumten Charakter des Prinzen steht, geht, sonder auch um die Gegensätze zwischen Gehorsam und Freiheit und um Rebellion gegen das System, ausgelöst, durch die einfache, verletzliche Menschlichkeit des Prinzens. Diese Weltfremdheit, die er zu beginn des Stücks verkörpert beeinflusst alle anderen um ihn her, doch verkörpert sie auch eine Form des Egoismus, die den Prinzen erst in Bedrängnis bringt und an diesem Punkt, wenn der Ausgang des Stückes schon festgelegt zu sein scheint, gibt es einen radikalen Umbruch im denken des Prinzen, der ebenfalls auf überzeugende Weise dargestellt wird, sodass am Ende zwar alles anders ist und die Karten neu gemischt werden können.
Auch finde ich, dass Sie die Person des Obristen Kottwitz in ihre Kritik hätten aufnehmen können, da er sich durch sein nachdenkliches und auf eigeninitiative Basierendes Verhalten von dem der anderen militaristisch geprägten Gestalten von Anfang an unterscheidet.

Alles in allem würde ich Ihrer Kritik über die Inszenierung jedoch zustimmen und kann einen Besuch nur empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen
J. Lange (19.01.12)
Prinz von Homburg, Weimar: gute Reduzierung
Elegante Einfachheit zur Reduzierung auf das Wesentliche oder fehlende Kreativität?

Sehr geehrte Frau Grundmann,

im folgenden Text würde ich gerne eine persönliche Stellung zu Ihrer Kritik bezüglich Lisa Nielebocks Inszenierung des Dramas „Prinz Friedroch von Homburg“, geschrieben von Heinrich von Kleist, am 13. Januar 2012 im Nationaltheater in Weimar, beziehen.

Ich möchte mit der in der Überschrift aufgeworfenen Fragestellung beginnen. Ich stimme Ihnen, mit der Auffassung, dass die Schlichtheit der gesamten Inszenierung in Kostümen, Bühnenbild und anderen Effekten, die Aufmerksamkeit des Zuschauers direkt auf die Sprache und den Inhalts des Bühnenstückes lenkt, zu und somit hilft, dem Stück zu folgen und es zu begreifen. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass mir diese Tristlosigkeit nicht vollkommen zusagt. Von einem Theaterstück erwarte ich keine bloße Wiedergabe des Buches, welches ich mir im Vorhinein zu Gemüte geführt habe, sondern etwas Neues. Eine kreative Darstellung des Dramas, etwas, das ich mit allen Sinnen genießen kann und nicht ausschließlich mit meine Ohren. Ich wünsche mir ein phantasievolles Bühnenbild, welches der Zeit des Dramas entspricht, mit einem Schlachtfeld oder einem märchenhaften Schlosspark, wie es in Kleists Drama beschrieben wird. Geschmackvolle Kostüme, die die Charakterzüge der einzelnen Personen unterstreichen und bei denen es Spaß bereitet, sie zu betrachten. Mir reicht ein schlichtes Bühnenbild, schwarze Hemden und ein Schachbrett, als Fußboden, in einem Theaterstück nicht aus. Ich möchte während der Vorstellung in eine neue Welte eintauchen und mir nicht die bloße Wiedergabe des bereits gelesenen Stückes ansehen.
Jedoch finde ich die Reduzierung der Darsteller von 15 auf 7 Personen äußerst gut gewählt, da somit die Konzentration auf die wichtigen Charaktere und das Nachvollziehen der Handlung leichter wird und man nicht erst im Laufe der Vorstellung erfährt, wie nun alle zueinander stehen und welche Personen für das Drama bedeutend sind. Auch im Buch verwirrten mich die vielen Charaktere an manchen Stellen, doch das konnte in Nielebocks Inszenierung nicht eintreten.
Ein weiterer Punkt, in dem ich Ihnen zustimme, ist ihr Empfinden darüber, dass der Prinz in der Inszenierung seine Kleidung, statt seines Degens, ablegt. Diese Veränderung ist gut ausgewählt, da somit noch deutlicher wird, dass der Prinz ohne die Befugnis, weiter im Militär tätig zu sein, etwas von ihm fehlt. Etwas von seiner Persönlichkeit geht verloren. Er ist nur noch auf den reinen, nackten Menschen reduziert und beginnt anzufangen, an seinem Handeln zu zweifeln und sich seine Fehler einzugestehen. Dazu war er zuvor nicht in der Lage. Es scheint, als würde ihn seine Uniform, sein Stolz, sein Ansehen, davon abhalten, verletzlich und geradezu menschlich zu sein.
Des Weiteren finde ich die von Ihnen gewählten Überschrift für die Unterthemen ihrer Kritik teils sehr gut, teils unpassend gewählt. „Träumer unter Schachfiguren“ spielt auf den Boden der Bühne an, beschreibt jedoch auch die Charaktere des Stückes. Die Personen wirken wie Marionetten in einer vorgegebenen Ordnung, welches das Leben aller bestimmt. Lediglich der Protagonist, Prinz Friedrich von Homburg, dringt mit seinem gefühlsbetonten Handeln aus diesem geregelten Zustand aus. Ihre andere Überschrift „Aus dem Grabe wächst der Lebenswunsch“ trifft zuerst außerordentlich gut auf die ersten Akte des Dramas zu, jedoch ändert sich nach dem Wende- und Höhepunkt, in Akt drei, die Einsicht des Prinzen und der Lebenswunsch steht nicht mehr über dem Wunsch, die Konsequenzen für sein eigenes Handeln zu tragen und das Kriegsgesetz über sein eigenes Dasein zu stellen. Abschließend möchte ich sagen, dass ich die Lichteffekte und das Einblenden eines selbstverfassten Briefes von Kleist als positiv empfand, es aber leider nicht im Zusammenhang mit dem Rest der Inszenierung als passend auffasste.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ich ihnen in einigen Ansichten zustimme, jedoch andere Aussagen als völlig unzutreffend empfinde. Diese Punkte sind aber meist eine Frage des Geschmackes. Ich möchte trotz alledem die Inszenierung von Lisa Nielebock des „Prinz Friedrich von Homburg“ niemanden vorenthalten und kann nur empfehlen, sie sich bei Gelegenheit anzuschauen.

Mit freundlichem Gruß,
L. Wilmes
Prinz von Homburg, Weimar: einheitliches Grau
Sehr geehrte Frau Grundmann

Ihr Artikel „ Die Quadratur des Krieges“ vom 17. September 2011, in dem sie sich mit der Inszenierung von Kleist Drama „Friedrich Prinz von Homburg“ im Weimarer Nationaltheater beschäftigt, hat mich nicht völlig überzeugt.

Mit ihrer Überschrift „Die Quadratur des Kreises“ konnte ich keinen Bezug zum Drama herstellen und finde sie somit auch nicht besonders ansprechend. Ich hätte mir einen passendere Überschrift gewünscht.

Der Assoziation, die Bühne sehe aus wie ein Schachbrett, kann ich nicht zu stimmen, denn ein Schachbrett besteht aus schwarzen und weißen Quadraten und die Bühne war einheitlich in grau gehalten.

Sie beschreiben das Stück als „ganz und gar nicht kühles Spiel“. Entgegen meiner Erwartung habe ich dieses an manchen Passagen anders empfunden. Durch die schwarzen Kostüme und das sehr einfache Bühnenbild wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Allerdings muss ich auch sagen das ich die Einblendungen von Kleists Briefen sehr beeindruckend fand und auch die Schlussszene, als plötzlich Schnee auf die Bühne fiel, war sehr schön anzusehen.

Homburg entsprach nicht völlig der Rolle, die er in Kleists geschriebnen Drama spielt. So macht er keine emotionale Wandlung durch und sieht nicht ein, dass er durch seine Utopie einen Fehler beging. Diese ist jedoch nicht dem Schauspieler vorzuwerfen, sondern der Regie.

In welchem Punkt ich ihnen allerdings völlig recht geben muss, ist, dass auch ich es als sehr positiv empfand, das Homburg durch den Fokus auf die Wörter nicht seinen Degen, sondern die Kleidung ablegt. Die Verletzlichkeit der Menschen wurde hier mit sehr gut getroffen. Diese Umsetzung lässt ein großes Lob für die Regie zu.

Mit freundlichen Grüßen

Amelie (19.01.12)
Prinz von Homburg, Weimar: Zustimmung
Sehr geehrte Frau Grundmann,
im Rahmen eines Schulausfluges haben wir die Inszenierung des Prinzen von Homburg in Weimar gesehen, die Sie in diesem Artikel rezensieren. Ich möchte Ihnen jetzt eigentlich nur schreiben, weil ich Ihnen voll und ganz zustimme.
Die Inszenierung hat auch mich sehr beeindruckt und erfreut. Wir haben das Buch in der Schule gelesen und ich fand es nicht nur langweilig sondern eigentlich auch schlicht und ergreifend überflüssig. Schließlich scheint sich das Buch am Ende ja fast selbst zu verneinen: Alles war ein Traum, bestätigt Obrist Kottwitz dem verwirrten Prinzen. Und ob er lügt oder nicht, bleibt eigentlich Kleists Geheimnis, denn wir können nicht sagen, ob er lügt oder nicht.
Die erste Theaterfahrt die wir in diesem Jahr gemacht haben, war auch nicht so prickelnd und deshalb bin ich mit eher gemischten Gefühlen in die Vorstellung gegangen. Ich war mir wirklich nicht sicher, was das werden würde und als dann alles schwarz blieb, war ich noch ein Stück verunsicherter. Doch dann kam die große Überraschung. Wie Sie in Ihrer vorzüglichen Kritik schon beschreiben, war diese Art von Inszenierung wohl die am meisten geeignete. Keine großen Schlachten und prunkvolle Häuser, nicht tausende Diener und Soldaten sondern bloß die sieben Darsteller, genau das machte dieses Stück aus. Sieben Leute, die Kleists Geist wieder über die Bühne wehen ließen und seine Hauptaussage oder eher Hauptfrage in den Mittelpunkt rückten: Was ist Traum und was ist Wirklichkeit? Die Schauspieler schafften es diese Frage und auch die gesamte Handlung mit einer solchen Authentizität zu transportieren, dass ich teilweise wirklich dachte, ich sei dabei und stünde direkt im Geschehen. Und ich habe ihnen ihre Rollen wirklich geglaubt, sie haben sie so gut herübergebracht, dass ich mir nicht vorstellen kann, sie in irgendeiner anderen rolle zu sehen. Und das ist wirklich selten. Ein weiterer klarer Pluspunkt dieses Theaterstücks war die Tatsache, dass sich alle Schauspieler ständig auf der Bühne befunden haben. Sie haben alle alles miterlebt und haben ihren Gefühlen getreu reagiert, was die Verhältnisse zwischen ihnen viel besser aufgezeigt hat, als im Buch. Eine kleine Kritik habe ich dann aber doch noch: Auch wenn alle Schauspieler wirklich gut waren, hätte man die des Prinzen und des Obristen Kottwitz vielleicht etwas herausstellen können, weil diese beiden wirklich herausgestochen haben und ihre Rolle ideal verkörpert haben.
Alles in allem kann ich Ihrer Kritik nichts hinzufügen, auch wenn ich gerade einen Text geschrieben habe und empfehle diese Inszenierung besonders Leuten, denen das Buch selbst nicht so gut, die Idee aber durchaus gefallen hat, denn das hier ist eine ganz andere Version.
Mit freundlichen Grüßen
Annelen Krumpipe
Prinz von Homburg, Weimar: zeitgemäß
Sehr geehrte Frau Grundmann,

Die strenge Form der Inszenierung erweckt vielleicht zuerst den Eindruck, dass es im Prinzen von Homburg nur um Krieg geht. Die behandelten Themen reichen aber viel weiter, über Liebe bis zum Traum. Und selbst in dieser Form, so schlicht wie möglich, die Zahl der Rollen um die Hälfte reduziert, ganz ohne Kostüme und bunte Kulissen, ist das Stück überhaupt nicht eindimensional.
Natürlich ist die Frage nach Gehorsam und Gesetz erst einmal am auffälligsten. Aber je länger man zusieht, desto öfter hat man das Gefühl, neue Motive und Gedanken zu entdecken. Allein schon die Parallele, die in dieser Inszenierung zwischen Kleist und dem Prinzen gezogen wird, dadurch dass der barfüßige Prinz schon in der ersten Szene über den Boden kriecht und wie besessen auf weißen Zetteln kritzelt, ist besonders interessant.
Der Prinz ist auch keine perfekte Figur, mehr als die Verkörperung irgendeines Ideals. Und wahrscheinlich hat jeder, der die ersten Szenen sieht, das Gefühl, etwas wiederzuerkennen in der Art, wie der Prinz in der Mitte der Bühne steht und versucht sich mitzuteilen und scheitert beim Versuch, zu den anderen durchzudringen. Darin besteht die Leistung dieser Inszenierung. Alles was von dem Teil des Stückes ablenken könnte, der für uns noch verständlich und interessant ist, wird abgezogen. Was übrig bleibt ist aber immer noch zeitgemäß.
Mit der anspruchsvollen Aufgabe, den Inhalt in diesem strengen Rahmen allein durch ihren Ausdruck zu vermitteln, wurden die Schauspieler gut fertig. Ich hatte nie den Eindruck, dass das Kriegsgesetz und die Individualität auf der Bühne standen, stattdessen waren da menschliche Figuren, mit realistischen Problemen.
Ich finde Ihre Beschreibungen sehr treffend. Aber für mich war die Grundstimmung des Stückes nicht ganz so pessimistisch. Es war noch viel effektiver, die Verträumtheit und Überforderung des Prinzen in einen so strengen Rahmen einbrechen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen
K. Lehmann (20.01.2012)
Prinz von Homburg, Weimar: strenge Form
Sehr geehrte Frau Grundmann,

Die strenge Form der Inszenierung erweckt vielleicht zuerst den Eindruck, dass es im Prinzen von Homburg nur um Krieg geht. Die behandelten Themen reichen aber viel weiter, über Liebe bis zum Traum. Und selbst in dieser Form, so schlicht wie möglich, die Zahl der Rollen um die Hälfte reduziert, ganz ohne Kostüme und bunte Kulissen, ist das Stück überhaupt nicht eindimensional.
Natürlich ist die Frage nach Gehorsam und Gesetz erst einmal am auffälligsten. Aber je länger man zusieht, desto öfter hat man das Gefühl, neue Motive und Gedanken zu entdecken. Allein schon die Parallele, die in dieser Inszenierung zwischen Kleist und dem Prinzen gezogen wird, dadurch dass der barfüßige Prinz schon in der ersten Szene über den Boden kriecht und wie besessen auf weißen Zetteln kritzelt, ist besonders interessant.
Der Prinz ist auch keine perfekte Figur, mehr als die Verkörperung irgendeines Ideals. Und wahrscheinlich hat jeder, der die ersten Szenen sieht, das Gefühl, etwas wiederzuerkennen in der Art, wie der Prinz in der Mitte der Bühne steht und versucht sich mitzuteilen und scheitert beim Versuch, zu den anderen durchzudringen. Darin besteht die Leistung dieser Inszenierung. Alles was von dem Teil des Stückes ablenken könnte, der für uns noch verständlich und interessant ist, wird abgezogen. Was übrig bleibt ist aber immer noch zeitgemäß.
Mit der anspruchsvollen Aufgabe, den Inhalt in diesem strengen Rahmen allein durch ihren Ausdruck zu vermitteln, wurden die Schauspieler gut fertig. Ich hatte nie den Eindruck, dass das Kriegsgesetz und die Individualität auf der Bühne standen, stattdessen waren da menschliche Figuren, mit realistischen Problemen.
Ich finde Ihre Beschreibungen sehr treffend. Aber für mich war die Grundstimmung des Stückes nicht ganz so pessimistisch. Es war noch viel effektiver, die Verträumtheit und Überforderung des Prinzen in einen so strengen Rahmen einbrechen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen
K. Lehmann (20.01.2012)
Prinz von Homburg, Weimar: grandioser, nichtsnutzer Tölpel
Sehr geehrte Frau Grundmann,

im Rahmen unseres Deutsch-Leistungskurses, der sich mit Kleists Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ beschäftigte, sahen wir uns Lisa Nielebocks Inszenierung im Weimarer Nationaltheater an. Folgend wurde uns ihre Rezension zu dieser vorgelegt und hiermit beziehe ich Stellung dazu.

Ihre Kritik halte ich alles in allem für sehr gelungen und stimme Ihnen weitestgehend zu.
Zunächst ging ich skeptisch an das Stück heran, hatte mir die Lektüre doch zunächst wenig zugesagt. Diese Inszenierung wird ihr mehr als nur gerecht; das Bühnenbild, die Kostüme, die Darsteller – das Schwarz mitsamt seiner unaufdringlichen Strenge ist eine perfekte Komposition. Es bedarf keiner historischen Kostüme, die ohnehin nur ablenken würden, denn das Ensemble bringt durch Gesten und Sprache alles Notwendige und mehr rüber, reißen den Zuschauer mit. Das macht die Inszenierung in meinen Augen mitunter so grandios. Besonders Nico Delpys Darstellung des Prinzen hat mich überzeugt, in meiner Fantasie war der Prinz aus dem Drama eher ein nichtsnutzer Tölpel. Der mag er in der Inszenierung noch immer sein, jedoch strahlt er hier Charisma und Selbstsicherheit aus.
Gelungen war in Ihrer Rezension besonders das Bild des Schachbrettes. Es ist das System des Brettspieles, das dem Zuschauer das System nahelegt, ohne es offensichtlich in den Vordergrund zu rücken. Doch ist dieses Stück wirklich derart pessimistisch, wie sie es darlegen? Ich denke nicht. Denn es ist nicht nur die Strenge und das System, welche das Stück ausmachen, es sind ebenso Träume und geballte Emotionen.

Mit freundlichen Grüßen
S. Wulfhorst
Homburg, Weimar: reduziert, im positiven Sinne
Sehr geehrte Frau Grundmann,

auch ich habe mir im Rahmen eines Ausfluges mit dem Deutsch-Leistungskurs die Inszenierung des Dramas "Prinz Friedrich von Homburg" am 13 Januar 2012 in Weimar angesehen und daraufhin Ihre Theaterkritik zur Kenntnis genommen.
Allgemein finde ich Ihre Kritik sehr passend und gerechtfertigt. Meine Ansichten kommen größtenteils mit Ihren überein, weshalb auch ich der Meinung bin, dass eine durchaus gelungene und interessante Inszenierung geboten wurde. Auch wenn man auffällige Kostüme, Uniformen und das allgemeine Kriegsgeschehen vergeblich sucht, ist dies dennoch kein Grund, das Schauspiel als weniger spektakulär oder faszinierend zu betrachten, ganz im Gegenteil, die von Lisa Nielebock beabsichtige Schlichtheit und Einfachheit dieser Inszenierung lassen diese zu etwas Besonderem werden. So bin auch ich der Meinung, dass es nicht an einem auffälligen Bühnenbild oder bunten Kostümen fehlt, sondern, dass das Schauspiel im positiven Sinne ein auf Sprache und Handeln "Reduziertes" ist. Somit gilt die Konzentration der Zuschauer ganz den Schauspielern und dessen Darstellung. Auch wenn der erste Eindruck schlicht wirkt und von Einfachheit geprägt ist, haben mir die eingearbeiteten Lichteffekte und andere kleine Details, welche die Inszenierung lebendiger wirken lassen, gut gefallen. So sind die Monologe Kleists Dramas z.B. durch das Einblenden der Kleist'schen Handschrift schauspielerisch treffend dargestellt worden. Allgemein ist die schauspielerische Leistung bemerkenswert, denn die Charakterzüge, der in Kleists Drama vorgestellten Charaktere, sind klar erkenntlich. So handelt der Prinz naiv, wird träumerisch dargestellt und entspricht somit meinen Erwartungen. Positiv zu vermerken ist ebenso, dass sich alle Darsteller während des gesamten Stückes auf der Bühne aufgehalten haben und diese somit durch ihre Reaktionen, Gestik, wie auch Mimik leichter verständlich sind. Jedoch habe ich die von Ihnen gewählte Überschrift "Die Quadratur des Krieges" zu Anfang nicht auf Kleists Werk oder die dargestellte Inszenierung beziehen können. Problematisch anzumerken ist auch, dass sowohl der Kurfürst, als auch der Hohenzollern eine große optische Ähnlichkeit aufgewiesen haben.
Insagesamt stimme ich jedoch mit Ihrer kritischen Würdigung überein und kann diese gelungene Inszenierung nur weiterempfehlen.

Mit freundlichen Grüßen
S. Teske (21.01.2012)

(Sehr geehrte/r S. Teske, wie schon oben auf Johanna - Nr. 2 - geantwortet: Für die Überschrift steht in diesem Falle der Redakteur (ich) gerade. Herzliche Grüße, Christian Rakow / Redaktion)
Homburg, Weimar: eher schwärmerisch
Sehr geehrte Frau Grundmann,

hiermit möchte ich zu Ihrem Leserbrief „Die Quadratur des Krieges“, bezüglich des Theaterstücks „Prinz Friedrich von Homburg" unter der Regie von Lisa Nielebrock, Stellung beziehen, da ich das Stück ebenfalls in Nationaltheater gesehen habe.
Größtenteils stimme ich Ihrer Auffassung zu.
Die Schwerpunktlegung auf die Sprache des Dramas, der Verzicht auf zeitgemäße Kostüme und das schlichte Bühnenbild,lassen Kleists Werk im Mittelpunkt stehen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit der Zuschauer gelungen auf das Wesentliche des Dramas gelenkt.
Das streng wirkende Spiel, wie Sie es beschreiben, wird hierdurch herbeigeführt, was meiner Meinung nach ebenfalls gelungen ist, da es zu dem Stück und dessen Inhalt passt und wie Sie schreiben, dennoch nicht kühl wirkt, da die Schauspieler sehr überzeugend und mit viel Emotionen spielen.
Ihre Assoziation mit einem Schachbrett kann ich jedoch nicht nachvollziehen und finde die Überschrift „Die Quadratur des Krieges" auch eher unpassend.
Lisa Nielebrocks Prinz wirkt nicht so träumerisch, wie ihn Kleist darstellt, was mich im ersten Moment verwirrt hat, da dies sehr ausschlaggebend für das Geschehen ist, sondern wie Sie es beschreiben, eher schwärmerisch, was jedoch im Nachhinein eine schöne Auslegung der Figur ist.
Dass der Prinz am Ende nicht den Degen, sondern seine Kleidung ablegt, ist eine gelungene Lösung und verdeutlicht auf moderne weise den Konflikt.
Zusammenfassend stimme ich ihnen insofern zu, dass die Inszenierung einen guten Schwerpunkt gelegt hat, das Wesentliche ohne pompöses Bühnenbild unf auffällige Kostüme erfasst wurde und die Charaktere trotz Abwandlungen gelungen dargestellt wurden.

Mit freundlichen Grüßen
J.Olbrich (21.01.2012)
Homburg, Weimar: durch Rezension umgestimmt
Sehr geehrte Frau Grundmann,

auch ich habe mir zusammen mit dem Deutsch-Leistungskurs die Inszenierung von „Prinz von Homburg“ im Weimarer Nationaltheater angeschaut, und daraufhin ihre Rezension betrachtet, auf diese ich hiermit gerne näher eingehen möchte.
Zunächst einmal möchte ich ihnen ein Lob aussprechen, da ich ihre Kritik als sehr anschaulich und gut gelungen empfinde. Ich kann ihnen zustimmen, was den Eindruck des Bühnenbildes, der Kostüme und Darsteller angeht. Ich habe mir anfänglich zwar ein bisschen mehr unter der Umsetzung vorgestellt und war zunächst einmal enttäuscht, als ich die schwarze und leere Bühne sah. Ein kurzer Rückblick auf das Theaterstück und darauf, was wirklich wichtig ist und eine große Rolle spielt, ließ mich jedoch von diesem Gedanken abkommen. Denn solche „zusätzlichen Verfeinerungen“ waren gar nicht notwendig, um das Drama spannend, anschaulich und vor allem seriös herüber kommen zu lassen. Auch ich bin der Meinung, dass es Lisa Nielebock gut gelungen ist, sich auf die Sprache und Bewegungen zu konzentrieren und keine weiteren Zutaten gebraucht wurden, um eine bestimmte Spannung zu erzeugen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich dieses Theaterstück weiterempfehlen kann, auch wenn ich in unserer Kurzbesprechung nach der Inszenierung deutlich gemacht habe, dass ich mir diese nicht ein zweites Mal anschauen würde. Doch ihre Rezension hat mich positiv überrascht und noch einmal darüber nachdenken lassen, was letztendlich dazu führte, mich in dieser Hinsicht umstimmen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen,
T. Spohr
Prinz Friedrich von Homburg: warum nicht Braunschweig?
Ich habe vorgestern in Braunschweig einen phänomenalen PRINZ VON HOMBURG gesehen, ein wirkliches Ereignis!!! - Weshalb wird denn darüber hier nichts geschrieben?

(Lieber Kleist-Fan, nachtkritik.de muss aus zahlreichen Premieren auswählen, da müssen leider immer einige unter den Tisch fallen. Wenn Sie über andere Premieren selbst berichten wollen, können Sie das unter der Rubrik "Leserkritiken" gerne tun. Es grüßt Wolfgang Behrens für die Redaktion)
Homburg, Weimar: haut um
Kann mich dem Kleist-Fan nur anschließen: ein Theaterabend, der einen umhaut!
Prinz Friedrich von Homburg, Weimar: reduziert
Sehr geehrte Frau Grundmann,

ob nun Traum oder Realität die Handlung des Dramas bestimmt, lässt sich, meiner Meinung nach, nicht klar sagen. Genauso vorsichtig zu vertreten ist die These, der Inszenierung fehle es weder an Kostümierung noch an einem zeitgetreuen Bühnenbild. Nachdem ich mir die Inszenierung des Dramas mit dem Deutsch- Leistungskurs angesehen habe, kam ich zu folgendem Schluss:
Zweifellos kommt durch die reduzierten gestalterischen Maßnahmen auf der Bühne die Sprache Kleists besonders zum Vorschein, jedoch kann diese nicht in dem Maße gewürdigt werden, welches ihr eigentlich zustünde, da sich nach kurzer Zeit ein Zustand der Erschöpfung im Zuschauer einstellt, verursacht durch die spärlich gesäten Bewegungsabläufe und das unveränderte Bühnenbild.
Das auf „Bewegung konzentrierte Spiel“ erlebt seine Höhepunkte während des Freudentanzes der männlichen Figuren, bleibt ansonsten aber durchgehend zurückhaltend.
Der Einsatz von historischen Kostümen hätte der Aufführung gutgetan ebenso wie gehäuftere Bewegungsabläufe, da somit die Aufmerksamkeit des Zuschauers gewährleistet wird. Die völlige Reduzierung auf Sprache lässt die Inszenierung zäh wirken, insbesondere auf das junge Publikum.

Mit freundlichen Grüßen
S.Dell
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