Retheatralisierer

26. Oktober 2011. Wie die Süddeutsche Zeitung heute meldet, ist der rumänische Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner und Intendant Liviu Ciulei am Dienstag im Alter von 88 Jahren in München gestorben.

Ausgebildet als Schauspieler und Architekt, begann Ciulei seine Theaterkarriere in den 50er Jahren am Bulandra-Theater in Bukarest, wo er zunächst als Schauspieler und Bühnenbildner verpflichtet wurde, später auch Regie führte und ab 1963 Intendant war. Aufgrund einer regimekritischen Inszenierung von Gogols "Revisor" unter seiner Intendanz wurde er 1972 entlassen.

Danach arbeitete Ciulei als freier Regisseur in Rumänien, Kanada, Australien, Amerika und Deutschland. Er inszenierte u.a. am Berliner Schillertheater und an den Münchner Kammerspielen. Seine Inszenierung von Büchners "Dantons Tod" 1968 am Berliner Schiller-Theater, in der er auch die Titelrolle spielte, wurde im selbem Jahr zum Theatertreffen eingeladen. 1974/75 leitete er das Schauspiel Essen.

Die 80er Jahre verbrachte er in Amerika, wo er das Tyrone Guthrie Theatre in Minnneapolis leitete und Professor für Schauspiel an der Columbia University New York und an der New York University war. Neben dem Theater arbeitete er auch für die Oper (etwa "Pelléas und Mélisande" beim Maggio Musicale Florenz 1989) und für den Film: 1965 erhielt er in Cannes den Regiepreis für "Der Wald der Gehenkten".

Ciulei habe das rumänische Theater des 20. Jahrhunderts wie kein anderer geprägt, schreibt Christine Dössel in ihrem Nachruf in der SZ. Er habe sich stark um die Retheatralisierung des rumänischen Theaters verdienst gemacht, indem er mit seinen Arbeiten den dogmatischen sozialistischen Realismus aufgebrochen habe.

(SZ / sd)

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