Was darf's denn sein?

3. November 2011. Das Hamburger Thalia Theater lässt sein Publikum den Spielplan der kommenden Saison mitbestimmen. Vier Positionen der acht Neuinszenierungen seien frei wählbar, so das Theater. Vom 4. November bis zum 16. Dezember bestehe die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Einzige Einschränkung: Das gewünschte Stück oder auch die Roman- oder Filmvorlage darf in den vergangenen fünf Jahren nicht im Thalia-Programm gespielt worden sein. Außerdem unterliegt eine der vier "Publikums-Inszenierungen" dem Minderheitenschutz, also: Ein besonders origineller oder wichtiger Vorschlag wird unabhängig von der Stimmzahl ausgewählt.

"Mit diesem Angebot wollen wir nicht unsere künstlerische Freiheit delegieren und uns auch nicht die Mühen der Spielplanentwicklung ersparen, sondern den Versuch machen, an der Gestaltung des publikumsorientierten Teils des Spielplans, den jedes Stadttheater braucht, das Publikum auch direkt und demokratisch zu beteiligen", so Carl Hegemann, seit dieser Spielzeit Dramaturg am Thalia Theater. "Wer weiß, vielleicht landen drei Brecht-Stücke an der Spitze oder drei Musicals. Das würde dann Herausforderungen an das Theater stellen, denen man sich ohne solche Voten wahrscheinlich nie ausgesetzt hätte." Die demokratische Spielplanwahl öffne dem Zufall Tür und Tor und sei trotzdem nicht beliebig: "Theater braucht das! Zumindest ist es einen Versuch wert", so Hegemann.

Die Teilnahme ist per Post und Urnenwahl (Wahlkarten und Urnen im Thalia und in der Gaußstraße) oder per Mail an spielplan@thalia-theater.de möglich. Die öffentliche Stimmauszählung unter notarieller Aufsicht erfolgt am 17. Dezember vor, während und nach der Aufführung "Der Raub der Sabinerinnen".

(Thalia Theater / sd)

 

Publikums-Partizipation forderten jüngst auch Torsten Jost und Georg Kasch in ihrem Beitrag zur nachtkritik-Debatte um die Zukunft des Stadttheaters.

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