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Ist das Gotteslästerung?

Paris, 9. Dezember 2011. In Paris hat die erzkonservative, der lefebvrianischen Piusbruderschaft nahestehende Organisation "Civitas" erneut zu Kundgebungen gegen ein Theaterstück aufgerufen. Nachdem "Civitas" im Oktober wegen des Vorwurfs der Blasphemie bereits gegen Romeo Castelluccis "Sul concetto di volto nel figlio di Dio" (Über das Konzept des Gesichts des Gottessohns) protestiert hat, ist jetzt Rodrigo Garcías "Golgota Picnic" in ihr Visier geraten.

Die Inszenierung, die Anfang des Jahres in Madrid entstand und unter anderem beim Steirischen Herbst Graz gastierte (nachtkritik vom 30. September 2011), läuft seit gestern am Pariser Théâtre de Rond-Point.

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Was nach dem Mahl zuvieler Hamburger geschah: Golgota Picnic © Davir Ruano

Brisant ist, dass sich auch der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Kardinal André Vingt-Trois, zu Wort gemeldet hat, der Anfang Dezember noch gesagt hatte, dass verbale oder erst recht physische Gewalt gegen kirchenkritische Kunstwerke abzulehnen sei. Nun jedoch bekräftigte, dass "Golgota Picnic" den gekreuzigten Jesus Christus beleidige. Jedoch, so die Tageszeitung Libération in ihrer Ausgabe von gestern, habe der Kardinal die Inszenierung bisher gar nicht gesehen. Vingt-Trois distanzierte sich zwar von den Protesten der "Civitas" und sagte, dass es sich um eine "Einzelinitiative ohne Mandat der katholischen Kirche" handele. Rief aber um 20 Uhr (siehe notredamedeparis.fr), also zeitgleich mit der ersten Vorstellung, zum Gebet in die Kathedrale Notre-Dame auf, deren Glocken um Mitternacht - zum Erstaunen der Anwohner - läuteten.

Die Vorstellung im Théâtre du Rond-Point fand unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Am vergangenen Wochenende waren bereits zwei Männer verhaftet worden, die sich nachts im Theater einschließen ließen und die Alarmanlage beschädigten.

Laut einer Meldung der Katholischen Presseagentur Österreich reagieren die französischen Bischöfe gespalten auf die Darbietungen und die Proteste. Während einige die Kundgebungen unterstützten, äußerten sich andere zurückhaltender.

(sik)

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