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Berliner Runde

Berlin, 17. Februar 2012. Die Jury für das Berliner Theatertreffen hat heute ihre Auswahl der zehn bemerkenswertesten und damit zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen der vergangenen Saison bekannt gegeben:

 

Before your very eyes von Gob Squad
Gob Squad / Campo, Gent / HAU Berlin u.a., Regie: Gob Squad
Nachtkritik vom 28. April 2011

Die (s)panische Fliege von Franz Arnold und Ernst Bach
Volksbühne Berlin, Regie: Herbert Fritsch
Nachtkritik vom 29. Juni 2011

Faust I & II von Johann Wolfgang von Goethe
Salzburger Festspiele/Thalia Theater Hamburg, Regie: Nicolas Stemann
Nachtkritik vom 28. Juli 2011

Hate Radio von Milo Rau
International Institute of Political Murder, HAU Berlin u.a., Regie: Milo Rau
Nachtkritik vom 1. Dezember 2011

John Gabriel Borkman von Henrik Ibsen
Volksbühne Berlin/Nordwind Festival, Regie: Vegard Vinge und Ida Müller
Nachtkritik vom 28. Oktober 2011

Gesäubert / Gier / 4.48 Psychose von Sarah Kane
Münchner Kammerspiele, Regie: Johan Simons
Nachtkritik vom 21. Januar 2012

Kill your Darlings! Streets of Berladelphia von René Pollesch
Volksbühne Berlin, Regie: René Pollesch
Nachtkritik vom 18. Januar 2012

Platonov von Anton Tschechow
Burgtheater Wien, Regie: Alvis Hermanis
Nachtkritik vom 7. Mai 2011

Macbeth von William Shakespeare
Münchner Kammerspiele, Regie: Karin Henkel
Nachtkritik vom 18. Juni 2011

Ein Volksfeind von Henrik Ibsen
Theater Bonn, Regie: Lukas Langhoff

 

Das Theatertreffen findet in diesem Jahr vom 4. bis 21. Mai statt. Erstmals wird es von Yvonne Büdenhölzer geleitet, die zur Auswahl verkündet:
"Das Theatertreffen 2012 ist ein Festival der Neuzugänge und Extrempositionen. Mit den Regisseuren Milo Rau, Alvis Hermanis und Lukas Langhoff sowie dem deutsch-norwegischen Regiekollektiv Ida Müller / Vegard Vinge / Trond Reinholdtsen und der Performancegruppe Gob Squad geben viel diskutierte Kunstler ihr Theatertreffen-Debüt, die mit ihren künstlerischen Handschriften die aktuelle Theaterlandschaft prägen. Sie alle stellen auf jeweils eigene Art Fragen nach Beteiligung und Rezeptionshaltung: So untersucht Milo Rau mit seinem verstörenden Reenactment Ursachen des ruandischen Völkermords, Alvis Hermanis schafft hypernaturalistische Welten hinter der vierten Wand und Müller / Vinge / Reinholdtsen zeigen in ihrer zehnstündigen Ibsen-Saga einen radikal-exzessiven Zugriff auf John Gabriel Borkman."

Zur Jury gehören in diesem Jahr: Vasco Boenisch, Anke Dürr, Ulrike Kahle-Steinweh, Ellinor Landmann, Christoph Leibold, Christine Wahl und Franz Wille.

(mw / sik)

 

Hier erfahren Sie, wer die Nominierten und die Erwählten des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2012 waren. Und Pressestimmen zur Auswahl der Jury finden Sie hier.

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Kommentare  
Auswahl TT12: Glückwunsch Volksbühne
Glückwunsch Volksbühne!
Auswahl TT12: Warum Macbeth und nicht Three Kingsdoms
Macbeth aus München??? Eine der langweiligsten Inszenierungen an den Kammerspielen
der letzten Jahren. Und warum nicht Three Kingsdoms? War da der nicht-deutsche
Sprachanteil zu hoch, um überhaupt berücksichtigt werden zu können?
Auswahl TT12: Berlin schön
schön, lauter berliner theater die endlich mal n gastspiel in berlin haben ;-)
schuldigung, unqualifizierter beitrag meinerseits - trotzdem.
Auswahl TT12: wie bei nachtkritik
Na also, das sieht ja tatsächlich fast so aus wie bei nachtkritik. Bonn statt Bielefeld, die gleichen Freien Szene-Stücke, 3 x Volksbühne + Stemann. Platonov hatte in der nachtkritik-Vorauswahl dämlicherweise gefehlt, was Karin Henkels Macbeth beim tt soll, ist rätselhaft, glücklicherweise ist Biel-Solothurn aber nicht eingeladen! Und Wulff tritt gerade zurück ...
Auswahl TT12: Überraschung oder nicht?
wer ist jetzt die Überaschung? :D
Auswahl TT12: gut, und man kann halt nicht alles haben
Och ja, ganz ok ausgewählt hat die Jury da. Dreimal Volksbühne ist wunderbar, auch wenn ich mir mindestens noch Castorfs "Spieler" gewünscht hätte.
Über Manches lässt sich sicher streiten: "Hate Radio" hat mich gar nicht gekriegt; wenn man nun unbedingt die Frau Henkel einladen will, wäre die Frankfurter "Wildente" die spannendere Wahl gewesen.
Dieser dahingesäuselte "Platonov" hat da gar nichts zu suchen, die Einladung mag vielleicht einem Kompromiss innerhalb der Jury geschuldet sein, wonach halt ein historisch-realistischer Schnickschnack eingeladen werden muss.
Den Kane-Abend von Simons kenne ich bislang genauso wenig wie den überraschend auftauchenden Bonner "Volksfeind" - das hole ich gern noch nach.
Ansonsten hätte ich mich durchaus über einen zweiten Fritsch ("Herr Puntila und sein Knecht Matti"), Marthaler, "Hush no more" aus Basel oder den Wuppertaler "Solness" gefreut, aber man kann nicht alles haben ...
Auswahl TT12: Gob Squad, Faust, Borkman, aber der Rest?
Das ist die tatsächliche Auswahl? "Macbeth" aus München? "Platonov" aus Wien? Der, bis auf 4.48 Psychose, völlig verunglückte Kane-Abend aus München? Was ist das? Ein Scherz? Gob Squad lass ich mir ja noch einreden, den "Faust" und "Borkan", aber der Rest?
Auswahl TT12: spannend
Tolle Wahl, Kompliment. Volksbühne gewinnt, aber auch Berlin gesamt - mit einer geballten Ladung spannendem Theaters. Nebenbei kommt die alte Hauptstadt mal mit Schauspielern und nicht mit Politikern nach Berlin!
Auswahl TT12: der ästhetische Tellerrand
mal abgesehen, dass das theatertreffen eh viel zu viel aufmerksamkeit bekommt, fällt bei dieser auswahl auf, dass es der jury vor allem darum geht, bestimmte ästhetiken durchzudrücken. das ist o.k., aber es ist eben sehr engherzig und ideologisch aufgerüstet: die freie szene wird gegen die alten in stellung gebracht. das theater wird hier doch so sehr unter ideologische vorzeicheng gesetzt, dass es offenbar nicht möglich ist, breth UND gob squad einzuladen, oder dieter dorn UND stemann. es ist wie das leider schon früher war: die jury kann nicht über ihren eigenen ästhetischen tellerrand schauen und macht sich zum parteigänger der eigenen vorlieben. früher wurden peymann und zadek und bondy durchgedrückt von jurys die nicht in der lage waren, auch andere formen und andere ästhetiken anzuerkennen. jetzt ist es genauso, nur andersrum. schön wäre, wenn man diese kleingeistigen haltungen mal hinter sich lassen könnte, wenn man sehr verschiedenes theater nebeneinander gelten lassen könnte. so ist es halt ziemlich langweilig.
Auswahl TT12: Freude Gob Squad
Jawoll! Gob Squad ich freu mich für Euch! Der Abend ist ganz herrlich!!!
Auswahl TT12: Abschieds- und andere Geschenke
Das ist mir fast ein wenig zu viel Berlin. Aber für die Volksbühne freue ich mich natürlich auch, und es ist ein schönes Abschiedsgeschenk für Matthias Lilienthal vom HAU. Gratulation!
Auch Stemanns Faust und Hermanis' Platonov gehen in Ordnung. München mal wieder dabei, das ist schön. Da habe ich lange nichts mehr gesehen. Aber wie kam man auf Bonn und Lukas Langhoff? Will man da einen schrägen Ibsen gegen einen noch schrägeren setzen? Und wo ist eigentlich Karin Beier geblieben?
Auswahl TT12: weniger mutig als es scheint
Ich find es großartig! So eine wunderschöne Auswahl der besten Berliner Theaterstücke zu einem fixen Zeitraum in Berlin, da muss man dann nicht das ganze Jahr über selbst die Stücke zusammensuchen und sieht dann möglicherweise auch noch Schrott! Nein, die BESTEN der BESTEN! Und das serviert auf dem Silbertablett!
- Genug geschleimt... Schade nur, dass es in Deutschland noch andere Städte außer Berlin gibt und seit ich nicht mehr in Berlin lebe, weiß ich, dass in Berlin nur ein ganz ganz superspezieller Teil Kunst gemacht wird. Es gibt auch noch andere Städte und andere Theater außer den großen 4! Und vor allem andere Sichtweisen auf Leben, Kunst, Handwerk. Wieso ein Theatertreffen, bei dem das "Kleinste" Theater aus BONN kommt? Was ist mit all den kleinen, die die Aufmerksamkeit bitter nötig hätten, weil sie um ihre Existenz kämpfen und gerade starke finanzielle Schwierigkeiten haben? Nein, so mutig ist dann das Theatertreffen doch wieder nicht, dass es aktuelle politische Geschehen miteinbezieht und das tut, was eigentlich die AUFGABE des Theaters wäre: Theater tut weh! Theater soll die Menschen wachrütteln und Theater soll vor allem denen, die sich teuere Platzkarten auf einem Theatertreffen kaufen können, denn das sind Leute, die mir unbekannt sind, den Spiegel vorhalten können. Und vor allem wäre das DIE Chance gewesen, im Mittelpunkt zu stehen, Solidarität zu zeigen zu anderen Künstlern! Und jetzt ist das Thema wieder ein dahergelogenes: "Das Theatertreffen 2012 ist ein Festival der Neuzugänge und Extrempositionen." "Ursachen des ruandischen Volkermörds" "hypernaturalistische Welten hinter der vierten Wand", "in ihrer zehnstündigen Ibsen-Saga einen radikal-exzessiven Zugriff auf John Gabriel Borkman" - Aha... alles verstanden, was dieses Jahr gezeigt wird? Ich bin nicht nur sauer, dass es nur Berliner Theater sind, die da gezeigt werden, aber auch noch, dass es nur ein einziges kleines Theater ist und das ist noch nicht mal klein! Die deutsch sprachige Theaterlandschaft ist etwas einzigartiges auf der Welt! Ich betone noch einmal EINZIGARTIG! Und diese Einzigartigkeit gehört eigentlich unter Denkmalschutz! Wieso um Gottes Willen, gibt es dann kein Theatertreffen aus möglichst verschiedenen Städten - immer unter der Vorraussetzung, es ist eine GUTE Inszenierung! Und da sehe ich das Problem: Die Organisatoren wollen sich vielleicht nicht mit dem Pöbel abgeben? Unterstelle ich jetzt mal so, denn einen anderen Grund kann ich mir nicht denken. Es wird nur geladen, wer schon mal mindestens einen Artikel im THEATER HEUTE hatte... oder? Presse macht wieder Presse und so weiter!
Ich bin einfach nur sauer! Theater gibt es nicht nur in BERLIN!
Ich mach einfach mein eigenes Theatertreffen! Und da lad ich dann niemanden aus Berlin ein!
Auswahl TT12: Echtheit und die Kulturvertreter
bin mal gespannt, ob vinge die einladung überhaupt annimmt, und wenn, möchte ich gern erleben, wie er beim theatertreffen den hohen kulturvertretern vor die füße scheißt. das wird lustig!
Auswahl TT12: zu bieder?
@h.s.
Was ist denn diese "eine" Ästhetik, von der Sie reden? Dass das alles eine einheitliche Handschrift trägt, was da eingeladen wurde, kann man doch nun wirklich nicht behaupten.
Das Theater, das sie da mit der Vokabel "Breth" beschreiben, ist doch mit Hermanis und gewissermaßen auch Henkel durchaus vorhanden. Dazu kommt mit "Hate Radio" etwas völlig anderes, Fritsch und Stemann unterscheiden sich ja auch durchaus.
Wäre es nicht auch eine denkbare Möglichkeit, dass die Jury - wie ich finde völlig zu Recht - den in Frage kommenden Breth-Abend einfach viel zu bieder fand und die klackerenden Plastikwürste und angeklebten Bärte deshalb lieber in Düsseldorf gelassen hat?
Auswahl TT12: nicht würdig?
Wer den riesigen Spalt nicht sieht, der Hermanis von Breth trennt, tut mir leid. Nur weil beide - hin und wieder! - historische Kleidung verwenden, haben sie noch nichts miteinander gemein. Das ist eine sehr oberflächliche Betrachtung der beiden Herangehensweisen, leider.

Zu Breth: Selbst wenn man den aktuellen Abend nicht einladewürdig findet, auch die "Zwischenfälle" waren nicht in der Auswahl. Und wenn das nicht "bemerkenswert" war, was dann? Es gibt da schon eine Linie von Künstlern, die offenbar nicht eingeladen werden, egal welch tollen Abende sie auf die Beine stellen.
Auswahl TT12: Breth muss nicht moniert werden
Wer moniert, dass die Jury bestimmte Ästhetiken oder Arbeitsweisen nicht berücksichtigt, dann aber die Einladung von Andrea Breths Arbeiten fordert, hat den Schuss aber auch nicht gehört. Die hochgeschätzte Dame war nun wirklich schon oft genug beim TT und so richtig bemerkenswert sind ihre Inszenierungen nun auch nicht mehr. Nach 30 erfolgreichen Jahren von Frau Breth in den deutschen Stadttheatern und zig Einladungen zum Theatertreffen ist es irgendwann auch mal an der Zeit die Jüngeren ranzulassen – vor allem, wenn es um "bemerkenswertes" Theater geht, denn das ist Frau Breths bei aller Ehrerbietung nach 30 Jahren nicht mehr.
Auswahl TT12: riecht nach Politik
Viel Schönes, aber auch mancher Kuhhandel den man nicht versteht:warum bitte der verunglückte Platonov von dem sonst so grossartigen Alvis Hermanis?und warum Henkels Macbeth?Und warum nicht Barbara Freys phantastischer Patonov?und die Wildente aus Frankfurt?und Marija aus Düsseldorf?und und und - wie immer riechen einige Entscheidungen nach Politik.
Auswahl TT12: neue Töne
Da bin ich anderer Meinung. Ich kenne die Arbeiten Breths ganz gut - und ihre "Zwischenfälle" waren insofern bemerkenswert, als sie hier wirklich völlig neue Töne in ihrem Werk angeschlagen hat. Breth trifft Marthaler trifft Pina Bausch, oder so - und doch ganz eigen. Wer das nicht sieht und nicht hört, will es nicht sehen und nicht hören. Und wenn es um "Jung" geht (Wie sie meinen), soll das Thatertreffen halt nicht "bemerkenswert" hinschreiben.
Auswahl TT12: über Vergleiche
Parsifals Schwester, ich sag Ihnen mal was:
Karin Henkel mit Andrea Breth zu vergleichen, ist ungefähr so als würde man einen Tetroller mit einem Formel Eins Rennwagen vergleichen
Auswahl TT12: olle Kamellen
Also, über die "Zwischenfälle" müssen wir hier nun wirklich nicht mehr streiten; die hätten schon aus rein technischen Gründen nicht eingeladen werden dürfen, weil die Premiere vor der Auswahl des Theatertreffens 2011 war. Letztes Jahr ist die Einladung dieser Inszenierung doch auch von der Jury diskutiert worden.
Auswahl TT 12: was "soll" Theater
@ Sternsingerin: Was schreiben Sie denn da? "Theater tut weh! Theater soll die Menschen wachrütteln und Theater soll vor allem denen, die sich teuere Platzkarten auf einem Theatertreffen kaufen können, denn das sind Leute, die mir unbekannt sind, den Spiegel vorhalten können." Ich kann Ihre Wut bzw. Ihre Argumente durchaus nachvollziehen, aber ob das Theater wirklich etwas "soll" oder es nicht vielmehr auf die (Ideologie-) Freiheit der Kunst drauf ankommt, das ist hier doch erstmal die Frage. Oder etwa nicht?
Auswahl TT 12: massig und riesig
@ Hä?!
Vielleicht hab ich mich da vergriffen, als ich sagte, " Theater muss "weh" tun..."
Aber ich verstehe nicht, warum zu diesem Treffen nur wieder die üblichen Verdächtigen eingeladen werden. Die Theaterlandschaft ist doch nun wirklich massig und riesig. Und sie ist alles andere als langweilig. Die anderen bekommen nur nie die Chance zu zeigen, was sie können. Und das nervt mich schon. Sehr!
Theater soll wachrütteln und die Menschen mit seinen Geschichten berühren. Auch aktuelle Geschehnisse sollen angesprochen und bearbeitet werden, damit die Zuschauer zum Nachdenken über sich und ihr Leben angeregt werden. Klar, klar, klar. Und vielleicht tut es manchmal "weh". Aber es darf keine "Körperverletzung" sein, wie ich es einmal erlebt habe: dass man mit Sauce beworfen oder durch Mikrofonmißbrauch zum gemeinsamen Hörsturz geführt wird. Das meine ich auch nicht.
Es scheint nur, dass die Theatertreffen immer wieder nur auf die Theater beschränkt wird, die immer im Rampenlicht der Presse stehen und alle anderen geraten in Vergessenheit. Einzig die regionale Presse berichtet über die kleinen Theater und letztendlich bleibt der Dank der Zuschauer. Was ja auch schön ist! Dafür ist eine Inszenierung ja auch gedacht. Doch die Fachpresse interessiert sich dafür nicht und so bleibt eine Inszenierung, die vielleicht auch für ein größeres Publikum interessant gewesen wäre, im Dunkeln und ward nicht mehr gesehen...
Auswahl TT 12: die ewig Gleichen
@ Sternsingerin: Ich habe mir schon gedacht, dass das vielleicht auch ein Missverständnis sein könnte. Sprache ist vieldeutig.

"Körperverletzung" auf dem Theater - genau darum geht's. Das ist nichts weiter ausser billige Sensationshascherei. Knalleffekte machen noch lange kein gutes Theater. Allerdings finde ich auch dieses ewige Diktum von wegen "dem Zuschauer den Spiegel vorhalten" als schwierig, denn das heisst ja im Grunde, dass man die Wahrheit in Bezug auf das "Leben der Anderen" gepachtet hat, ohne auch sich selbst zu hinterfragen.

Aber ich verstehe schon, was Sie meinen: Die ewig gleichen Namen, die ewig gleichen Themen. Das bringt zwar Profit, aber wohl kaum ein verschärftes Nachdenken über gesellschaftliche Zusammenhänge. Manchmal bin ich versucht zu sagen: In solchen Institutionen wie zum Beispiel dem Theatertreffen zeigt sich - wie in Politik und Medien - eine Art "Korpsgeist und Denkverbot" (Karl Prümm). Aber wozu dann überhaupt das ganze Theater?

Schließlich, auch das "Wachrütteln" ist so ein typischer Begriff. Darf man denn noch nicht mal mehr in Ruhe schlafen? Achtung Ironie! Der Widerspruch liegt doch darin, dass man oftmals wieder nur die Leute wachrütteln wird, die sowieso schon wach sind. Oder auch: Preaching to the (political) converted.
Auswahl TT 12: grandios und unverständlich
so richtig mitreden kann ich eigentlich nicht. habe ich doch von den zehn inszenierungen nur drei gesehen. den "faust" hätte ich natürlich auch gewählt. einfach grandios. dass der sara kane abend von johan simons ausgewählt wurde, überrascht mich. ist aber ok: ein spannender und irritierender abend. nur die wahl von "macbeth" ist mir unverständlich: für mich war das eine völlig disparate verunglückte inszenierung. aber offenbar kann ich wirklich nicht mitreden ...
Auswahl TT 12: verwirrend
@ suchen sie sich doch einen neuen Namen aus :-)
Ja... es gehen doch auch immer nur die ins Theater, die immer schon dorthin gegangen sind.
Aber es kommen auch neue dazu! Und mich freut es immer besonders, neue Gesichter zu sehen, die noch nie im Theater waren.
Aber Theater ist ein Spiegel der Gesellschaft, ist seiner Gesellschaft voraus und spinnt Utopien zusammen oder bildet die Gesellschaft ab.
Trotzdem - ist das ein Treffen von Berliner Theater? Oder ein Treffen der Theaterlandschaft Deutschland in Berlin, unserer Hauptstadt? Korrekter: Die deutschsprachige Theaterlandschaft und Berlin die Hauptstadt des Landes Deutschland, des größten Landes der drei Länder, in denen deutsch gesprochen wird.
Sehr verwirrend.
Auswahl TT 12: vermisse "Rosmersholm"
Ich vermisse Leander Haußmanns Jahrhundertwerk "Rosmersholm".
Auswahl TT 12: Lifestyleevent
@ Sternsingerin: Und die Problematik ist meines Erachtens sogar noch vielschichtiger. Der Kulturkapitalismus fordert ja gerade das immer wieder Neue. So wird auch beim Theatertreffen immer mal wieder eine Theatergruppe aus der freien Szene verbraten, nur weil man einen "neuen Namen" entdeckt hat. Und auch der Zuschauer will ja immer nur das sehen, was er kennt bzw. womit er/sie seine Identität aufmotzen kann - oder auch: Kultur- bzw. Kunstkonsum als Lifestyleevent. Dabei geht es doch um die Inhalte bzw. die Vermittlung von Form und Inhalt! Lasst euch nicht (ver-)blenden.
Auswahl TT 12: Frankfurt
Reese schon wieder nicht nominiert. Glückwunsch Herr Intendant, denn das TT hat längst das Kasperletheater-Niveau Bayreuths übertroffen.

Das zur Zeit beste Ensemble arbeitet eh in Frankfurt . Siehe auch aktueller Iwanow .
Auswahl TT 12: Paradox des Schauspielers
@15
Ich bin ein wenig fassungslos, wie man Breth mit Hermanis vergleichen kann.
Hermanis experimentiert mit allen möglichen Formen von "Authentizität" (auch Historisierungen), um dem Paradox des Schauspielers auf die Schliche zu kommen und zu zeigen, warum etwas Dargestelltes nie außertheatralische Wirklichkeit sein kann.
Die Breth mag wunderbar reden können und wunderbare Proben machen. Über die Rampe kommt aber nur eine Art Werfen mit der Wurst großer Schauspielernamen von anno dazumal nach der Speckseite eines hoffentlich großen Theaterabends. Sie beutet diese Star-Namen doch nur aus, oder? Und erzählt dann immer, wie "werktreu" sie sei. Ihren Kundus-"Wozzeck" an der Berliner Staatsoper fand ich unterirdisch. Eine reines Marketing-Phänomen. Höchstens kunstsoziologisch interessant: Die Breth braucht nur zu reden und schon sehen die Leute alles durch ihre Brille, nicht das, was auf der Bühne ist. Ein Witz. Aber ein trauriger.
Auswahl TT 12: Was ist eine Leistungsschau?
@ 25., Sternsingerin: Wissen Sie, wenn ich Ihren Namen lese, dann muss ich blöderweise an die Sternsinger im Kanzleramt denken. Nun gut.
Weiter beim Theatertreffen: Auf der Homepage der Berliner Festspiele steht dazu folgendes: Dieses Festival sei "das bedeutendste deutsche Theaterfestival" bzw. eine "Leistungsschau des deutschsprachigen Theaters". Frage: Was genau ist eine "Leistungsschau"? Das klingt irgendwie nach Sport, nur die Besten der Besten werden gewinnen. Aber geht es denn wirklich um den "Sieg"?
Warum da (dieses Mal) soviele Arbeiten aus Berlin eingeladen sind, das ist intellektuelle Faulheit und/oder schlicht und einfach billiger.
Warum Österreich und die Schweiz fehlen? Wir reden hier jetzt aber nicht vom "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland und den darauffolgenden österreichischen Opfermythos, oder? Nein, natürlich nicht, denn es kommt auf den gesellschaftlichen und globalen Kontext drauf an. Gleichwohl, Europa müsste Thema sein/werden. Aber dafür gibt's ja die abgetrennte Sektion der "Spielzeit Europa". Film, Tanz und Musik sind über solche sprachlich fixierten Hierarchisierungen und/oder Grenzziehungen längst hinaus.
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