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Die Nominierungen für den Mülheimer Dramatikerpreis 2012

Don't Kill your Darlings

9. März 2012. Heute wurde in Mülheim an der Ruhr die Auswahl der Stücke bekanntgegeben, die in diesem Jahr im Wettbewerb um den Mülheimer Dramatikerpreis stehen:

Claudia Grehn, Darja Stocker
Zorn und Zärtlichkeit (reicht es nicht zu sagen ich will leben)

Schauspiel Leipzig / Deutsches Nationaltheater Weimar

Peter Handke
Immer noch Sturm

Salzburger Festspiele / Thalia Theater Hamburg

Martin Heckmanns
Vater Mutter Geisterbahn
Staatsschauspiel Dresden

Anne Lepper
Käthe Hermann
Theater Bielefeld

Philipp Löhle
Das Ding

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg / Ruhrfestspiele Recklinghausen

René Pollesch
Kill your Darlings! Streets of Berladelphia

Volksbühne Berlin

Roland Schimmelpfennig
Das fliegende Kind

Burgtheater Wien, Akademietheater

Der Jury gehörten Till Briegleb, Barbara Burckhardt, Christine Dössel, Wolfgang Kralicek und Peter Michalzik an.

 

Zum dritten Mal wird dieses Jahr in Mülheim auch der KinderStückePreis vergeben. Nominiert sind:

Lutz Hübner
"Held Baltus"
GRIPS Theater Berlin

Katrin Lange
"Freund Till, genannt Eulenspiegel"
Junges Staatstheater Braunschweig

Jens Raschke
"Schlafen Fische?"
Theater im Werftpark Kiel

Michael Schramm und Sabine Zieser
"Lottes Feiertag oder wie Joseph zu seiner Ohrfeige kam"
Theater Mummpitz, Nürnberg

Petra Wüllenweber
"Zur Zeit nicht erreichbar"
theater überzwerg, Saarbrücken

 

Das Auswahlgremium war mit Thomas Irmer, Werner Mink und Nina Peters besetzt.

 

(Mülheimer Theatertage NRW / sle)

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Kommentare  
Mülheim-Auswahl 2012: Nachdenkstrudel
Kein Licht... Jelinek-freie-Zone in Mülheim. Oh Wunder. Handke gewinnt. Anne Lepper wäre es zu gönnen, "Käthe Hermann" hat mich in einen Nachdenkstrudel gestürzt.
Mülheim-Auswahl 2012: wo sind die Kinderstück-Kritiken?
Peinlich, dass Nachtkritik kein einziges Kinderstück besprochen hat ... Maximal wenn Peschel oder Showcase die Parkaue rocken ... Warum ist das so?

(Lieber Zuschauer, das ist so, weil selbst nachtkritik.de begrenzte Ressourcen hat und wir daher Kinder- und Jugendtheater nur als Ausnahme besprechen. Spenden Sie uns ein paar Hunderttausend Euro, dann decken wir auch gerne den gesamten KJT-Bereich ab. wb für die Red.)
Mülheim-Auswahl 2012: Wo ist Anja Hilling?
Warum gibt es eigentlich zu KÄTHE HERMANN keine Besprechung in der "Nachtkritik"? Schade, dass das verpasst wurde! Ansonsten ist die Auswahl gut. Einzig DER GARTEN von Anja Hilling fehlt - vollkommen unverständlich! Stattdessen Handke, der doch 2005 eine Teilnahme am Wettbewerb abgelehnt hatte, mit "einer Mischung aus Arroganz und Feigheit" (Dietmar N. Schmidt). Den hätte ich nicht noch mal eingeladen, aber nun wird er vermutlich gewinnen, das ist klar: Kotau vor den verlorenen Sohn. Er hat ja noch nie in Mülheim gewonnen, der Arme! Aber vielleicht gibt es ja diesmal doch eine Jury mit etwas mehr Mut als sonst und riskiert es, endlich mal wieder einen Preisträger unter vierzig zu küren. Zum Beispiel Anne Lepper oder Philipp Löhle, der seit mehren Jahren eine außergewöhnliche Konstanz zeigt.

(Lieber rudi, ja, tut uns Leid, keine Nachtkritik zu Anne Leppers "Käthe Hermann", aber Sie wissen ja - wir wiederholen es ja wie ein Mantra –: Unsere Ressourcen sind begrenzt, und wir können nur eine bestimmte Maximalzahl an Premieren pro Monat stemmen. Immerhin haben wir drei Tage (!) nach der "Käthe Hermann"-Premiere in Bielefeld Anne Leppers "Seymour" in Hannover besprochen. Das ist doch schon einmal etwas. wb für die Red.)
Mülheim-Auswahl 2012: Jugend oder gute Stücke?
Warum wäre ein Preisträger unter 40 denn erstrebenswerter als einer über 80? Geht es um jugendlich-attraktive Preisträger oder um gute Stücke? Und seit wann braucht es Mut, einen jungen Autor zu küren? Die Teilnahmebedingungen der allermeisten Preise/ Wettbewerbe etc. diskriminieren gerade ältere Autoren!
Mülheim-Auswahl 2012: nochmal Kinderstückkritiken
liebe nachtkritik,

natürlich glaube ich auch mantrahaft vorgetragene erklärungen zu versäumnissen - ist ja eh auch oft subjektiv, was versäumt und was gespart ist. das strukturelle versäumnis in sachen junges theater ist aber nicht nur eine geldfrage, sondern eine entscheidung von euch. natürlich könntet ihr da weniger und dort mehr machen - macht ihr aber nicht. und natürlich seid ihr auf die orte konzentriert, wo leute von euch wohnen. bleibt die frage, warum ihr nicht leute sucht, die woanders wohnen, als in z.b. berlin, hamburg, münchen, hannover, wobei man auch da nicht versteht, warum die fahrtkosten nach sagen wir mal cottbus schon schwer sind, oder die von hannover nach braunschweig, oder von hamburg nach kiel ... . klar, kleinvieh macht auch mist, aber mal erklären, warum ihr die radikale lösung - no junges theater at all, dafür viel "altes" bervorzugt und glaubt, das sei für uns alle am besten, das könntet ihr schon mal. der verweis auf die kohle ist da schon sehr unbefriedigend - sagt die kanzlerin ja auch immer, wenn sie nicht mag. und hey, wenigstens die wichtigsten festivals - wenige sinds und wohnortnah eh - wären dann doch interessanter, als die landschaft völlig eklektizistisch über ein bisschen showcase und peschel in berlin darzustellen.
Mülheim-Auswahl 2012: Kunde oder Leser
Werte/r Olympe,
Sie fragen, warum wir kaum Kinder-und Jugendtheater besprechen, dafür aber das, was Sie "altes" Theater nennen? Sie wollen Begründungen? Bitteschön: nachtkritik.de ist ein Internet-Feuilleton für Erwachsenen-Sprechtheater, das sich gelegentliche Ausflüge in die Oper, den Tanz, das Kinder- und Jugendtheater leistet. Warum wir uns so entschieden haben? Weil wir uns für Erwachsenen-Sprechtheater interessieren, aber auch für die Oper, den Tanz, das Jugendtheater, was wir uns leider bislang nur gelegentlich leisten können. Das können Sie uns vorwerfen, na klar. Sie haben ja auch völlig recht: Ich ärgere mich auch immer, dass wir kein Internet-Feuilleton zum Fußball oder, auch toll, zur Bergsteigerei gegründet haben.
Aber sorry, werte/r Olympe, auch wenn Sie das Geld- und übrigens auch Zeitargument nicht gelten lassen wollen (offenbar haben Sie von beidem genügend): Man muss sich halt entscheiden. Wir haben uns unseren Interessen gemäß entschieden. Aus Ihrer Sicht natürlich ganz schlimm und furchtbar falsch, weil wir die falschen Interessen haben. Wahrscheinlich vermuten Sie gar irgendwelche bös ideologischen Verklemmungen bei uns. Aber nur mal als Gedankenspiel: Angenommen, wir hätten uns andersrum entschieden, man könnte mit Ihren Argumenten uns eben dies vorwerfen ... sehen Sie den Punkt?

Übrigens das Geld: Was mich immer wieder verwundert, ist diese Anspruchshaltung, wie Sie sie herumtragen, als ob es sich hier um einen Supermarkt handeln würde, wo bitteschön zu sein hat, was der Kunde verlangt. Wenn Sie den Journalismus so betrachten, gut, wir tun das nicht. Für mich gibt es zwischen Lesern und Kunden einen Unterschied.
Mit besten Grüßen zum Sonntag:
Mülheim-Auswahl 2012: Werftparktheater
Erfreulich ist jedenfalls, daß die Arbeit Jens Raschkes hier ausdrücklich Würdigung
erfährt. Schon sein Nibelungendestillat "Uns Siegfried" machte zuvor von sich reden, und auch andere Arbeiten des Werftparktheaters, das deutlich ein ganz eigenes Publikum zieht !, wie "Titus" oder "Hund, Katz, Rabatz" wußten weitestgehend zu überzeugen. Ob der "Fußballvergleich" ganz glücklich ist, hm, weiß ich nicht, aber in Ermangelung von Bergen und mit einem Faust-Marathon-Jetlag schaute ich dann auch lieber "Werder-Hannover" (irgendwie auch tragisch, daß eine in der ersten Halbzeit drückend überlegene Mannschaft (Hannover, in Bremen !)dann irgendwie sang- und klanglos 0:3 eingeht, und auch irgendwie ein Journalist, der nach einer Pizarro-Ohrfeige die Worte findet "Glaubt der ernsthaft, daß da keiner hinguckt ??" (?!)), dabei
wird in wenigen Minuten im Werftparktheater gerade "Schlafen Fische ?" gegeben werden: ich werde mich demnächst hier mit einer "Leserkritik" des Stückes und seiner Inszenierung in Kiel zurückmelden, versprochen Olympe..

post scriptum: Solange die Thalia-Seite "Mühlheim" statt "Mülheim" schreibt, wird es nichts mit dem Preis, schätze ich.
Mülheim-Auswahl 2012: die Jungen siegen nicht mehr
Liebe Nachtkritik, volles Verständnis dafür, dass Síe bei den Besprechungen der beiden Lepper-Premieren SEYMOUR den Vorzug vor KÄTHE HERMANN gegeben haben. Hätte ich auch getan, es ist nämlich das bessere Stück.

Werter paul, können Sie sich erinnern, wann zum letzten Mal ein/e AutorIn unter vierzig den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen hat? Das war Rimini Protokoll, vor 5 (fünf!) Jahren. Seither: Keine Chance - obwohl in allen Jahren seit 2000 (und davor) die erdrückende Mehrheit der Nominierten zu den Jüngeren gehörte. Dabei hätte es Mülheim verdammt gut getan, auch mal eine(n) Jüngeren(n) wie Ewald Palmetshofer oder Felicia Zeller auf den Schild zu heben! Vor 2007 war das nämlich an der Tagesordnung: 2005: Lukas Bärfuss; 2003 Fritz Kater; 2001: René Pollesch
Mülheim-Auswahl 2012: ein anderer Sturm
nachdenkapfelstrudel
handke gewinnt
elfriede jelinek aber - -
da bläst ein anderer sturm
Mülheimer Nominierungen: nicht unter vierzig
Werter Rudi, wie Paul geschrieben hat, es geht hier um gute Stücke und nicht um Autoren unter vierzig. Und das ist gut so!
Mülheim-Auswahl 2012: natürlich Pollesch
Pollesch gewinnt und Bärfuss und von Mayenburg ärgern sich. Publikumspreis natürlich auch Pollesch, weil lustig.
Mülheim-Auswahl 2012: Kluck
Warum ist eigentlich nicht Kluck dabei?
Mülheim-Auswahl 2012: Warum sollte er?
zu 12 Lieber Olli, warum sollte er dabei sein?
Mülheim-Auswahl 2012: Überqualifiziertes Tagebuch nachtkritik?
zu 6.:
Da hat man mal ne gute woche was anderes zu tun, als bei nk abzuhängen, oder die viele zeit und das viele geld, das einen plötzlich heimsucht, irgendwie durchzubringen und schon bekommt man eine antwort auf fragen, die man gar nicht gestellt hat.

lieber herr pilz,

ich weiss nicht, wer ihnen fünf mal am tag mit der frage nach dem jungen theater auf die nerven geht, ich bin es jedenfalls nicht. irgendwo wird ihr ton wohl trotzdem herkommen. gut, jetzt weiss ich also, dass nachtkritik ein forum für erwachsenen-sprechtheater ist (war mir z.b. wirklich nicht klar, liegt aber wohl daran, dass ich als kosumlastige kundin nicht richtig lese. wo steht das eigentlich?). und ich weiss, dass die erwähnung der vokabel geld dazu führt, dass sie denken, ich würde ihnen unterstellen, sie hätten zu viel, was sie mir dann postwenden unterstellen. ist irgendwie absurd und hat nichts mit dem zu tun, was ich gefragt habe. mich hat eigentlich die haltung von nk interessiert zum jungen theater, zur auswahl dessen, was dargestellt wird und was nicht und habe im übrigen mit den argumenten operiert, die von nk in den verschiedenen threads zu diesem thema immer wieder vertreten wurden - geldnöte, wohnortnähe. wenn ich ihnen jetzt glauben schenke, lieber herr pilz, dann muss ich davon ausgehen, dass es sich bei nk um ein ambitioniertes hobby von mehreren kulturjournalisten handelt, das alleine dem anspruch folgt, das abzubilden, was selbst interessiert, ne art überqualifiziertes erwachsenen-sprechtheater-tagebuch, also. ist das so?
Mülheim-Auswahl 2012: Jung und wild
na, der ist jung und wild und textflächig und macht radau. da stehn sie doch drauf.
Mülheim-Auswahl 2012: Freude auf Leserkritik
lieber a. zarthäuser,

ich warte auf ihre leserkritik - ehrlich! - und freu mich schon drauf.
Mülheim-Auswahl 2012: War höchstens ein Hörspiel
zu 15 und 12 Olli. Aber schreibt er (Kluck) gute Theaterstücke? Das was ich letztes Jahr in Mülheim gesehen habe war höchstens ein Hörspiel. Und so wild war es auch wieder nicht.
Mülheim-Auswahl 2012: nochmal zur nachtkritik-Auswahl
Werte/r Olympe,
ich kann Ihnen nicht folgen. Was genau ist Ihr Problem? Was wollen Sie eigentlich sagen resp. hören? Sie haben gefragt, warum nachtkritik.de kaum Inszenierungen des Kinder- und Jugendtheaters bespricht, ich habe Ihnen geantwortet, warum. Nämlich, weil nachtkritik.de sich beschränken, heißt: entscheiden muss, was so sonderbar ja nun nicht ist, oder? Wir haben uns unseren Interessen entsprechend entschieden, auch nicht sonderlich seltsam. Und deshalb ist nachtkritik.de ein Hobby-Unterfangen? Glauben Sie das wirklich? Ich glaube nein, Sie wissen ja auch genau, dass es so nicht ist. Insofern kann ich aus Ihren Beiträgen nur ersehen, dass Sie gern wünschen, wir hätten uns anders entschieden. Ich habe zu diesem Punkt ja schon geantwortet.
Mit Grüßen,
Dirk Pilz
Mülheim-Auswahl 2012: wie inhaltlich komplex ist nachtkritik.de?
lieber herr pilz,

spät, aber trotzdem eine antwort: ich habe kein problem, sondern eher eine erwartung, bzw. hatte ich eine. ich ging einfach davon aus, dass die not nicht alles machen zu können ein konzept zur frage "was machen wir?" nicht ausschließt. gut, man kann das interesse der redaktion auch konzept taufen. ich dachte einfach, dass ihre plattform inhaltlich komplexer funktioniert und entsprechend argumentieren kann. frage beantwortet?
Mülheim-Auswahl 2012: Häppchen
@ 19

Liebe Olympe !

Ich habe keineswegs vergessen, daß ich eine Art "Kritik" zu "Schlafen Fische"
versprochen habe; mittlerweile habe ich mir (am 15.4.) auch eine Vorstellung davon
angesehen und wollte eigentlich den heutigen Tag des "Orthodoxen Totengedenkens" (Radoniza) dazu nutzen, mich dieser Erfahrung zu nähern.
Ich habe mich dabei allerdings -wie es bei mir üblich ist- bei dieser Unternehmung ein wenig verzettelt, weil ich durch das Gesehene dazu motiviert wurde, mich (nochmals) mit einem Buch zu beschäftigen, das mir in meinem Philosophiestudium zum Thema "Tod" begegnete (Rainer Marten "Der menschliche Tod")- ich neige jetzt dazu, mich in diesem Thread die nächsten Tage in einer "Häppchenweise" zum Abend zu äußern, der ein "Memento mori"-Abend darstellt, der es meineserachtens auf jeden Fall verdient, in Mülheim (23.5.) gezeigt , um hoffentlich späterhin auch an anderen Theatern versucht zu werden, nicht zuletzt meine "Häppchen" sollen dann auch davon handeln, daß "Schlafen Fische" ein gut gebauter Theatertext ist,
der neben dem Thema "Tod" auch etwas zu sagen hat zur "Entstehung von Riten"
und ein starkes Bekenntnis enthält, daß Spiel, gerade auch Theaterspiel, mehr ist , will sagen : sein kann als "Überspielen"..
Schlafen Fische, Kiel: Stückaufbau
Häppchen I: Im Lauf der Zeit -zum Stückaufbau-

Wir werden mit einem zentralen Bild des Stückes "Schlafen Fische" im Laufe der etwa einstündigen Inszenierung zwei Male konfrontiert werden, einmal gen Mitte, einmal gen Ende, und dennoch wird dieses sogleich von Beginn an durch jenes Bild strukturiert worden sein (wie "uns" im Laufe des Abends oder einige Zeit danach klar werden könnte, es liegt nahe). Dänemarkurlaub einer vierköpfigen Familie: eine glückliche, fast unbeschwerte Zeit, wenngleich das eine Kind (Emil) schon von Geburt an (so erfahren wir es aus Jettes, Emils Schwester und drei Jahre älter als dieser, Erzählung; es ist ein "Monodrama" -dazu später-) krank ist und einem frühen Tod geweiht (Blutkrebs), wohl der letzte Urlaub als "vierköpfige" Familie und am Ende des Stückes wohl der erste der dann nur noch dreiköpfigen: Vater, Emil und Jette sitzen an einem kleinen Bächlein, bauen einen Staudamm: ein Spiel. Doch reflektiert Jette irgendwann auf das Spiel, sieht einige Fische, die durch den Staudamm des Spieles ganz real am Weiterschwimmen sich gehindert finden, und kommt zu dem Ergebnis, daß der Staudamm am Ende des Spieles besser zerstört werden sollte, sonst kämen die Fische nicht nach Hause. Aber: Haben die soetwas: ein Zuhause ?
Und: Schlafen Fische ?? Diese -titelgebende- zweite Frage wird Jette dann auch an ihren Vater wenden, der bei der Antwort passen muß (auch späterhin im Stück, auf eine Frage nach dem Tod wird er erneut passen müssen, hier sind die Szenen zum Todesthema hin verschaltet) und somit offenbart, daß auch die Eltern nicht alles wissen, sich als hilflos erweisen.
Aber, in diesem Häppchen geht es mir zunächst nur um den Stückbau.
Beginnen tut das Stück mit einem regelrechten Redefluß (!), Jette spielt in der Nähe des Friedhofes, wo ihr Bruder seit etwa einem Jahr begraben liegt; über dieses Spiel wird sich Jette immer mehr der Beziehung zu ihrem Bruder nähern, ihrer Familie, dem Abschied von ihrem Bruder im Familienverbunde, seinem Tod. Tod=Stau (Staudamm)! Jette nun schildert uns das Ganze in etwa ein Jahr nach dem Tod des Bruders (er starb vier Tage nach ihrem 9.Geburtstag, Jette schildert nun, gerade 10-Jahre alt geworden); Ihre Schilderung selbst beginnt also im Spiel als "Redefluß", ist aber im Ernst jene Bewegung in die Öffentlichkeit, die auf besagte "Tod=Stau"- Situation folgt und mit einer Trauerbewältigung, so erfahren wir es am Ende des Stückes, in einer "Therapiegruppe, ähnlich durch den Tod betroffener Kinder", anhebt.
Der Redefluß am Anfang ist somit im Bild Fluß und zugleich Abbruch des Dammes qua seines Aufbaus aus dem Redefluß hinaus uns gegenüber, wie ich finde, eine wirklich geschickte Bewegung der Geschichte aus seinem Hauptmotiv heraus.
Es zeigt sich aus dieser Bewegung deutlich, wie Spiel hier nicht einfach zur Verdrängung oder Überspielung der Brüchigkeit der Welt, des Todes Emils, in Frage kommt, sondern wie es dafür zentral ist/wird, mit seiner Erfahrung gewissermaßen zurück zur Welt zu finden. Diese Bewegung von "Schwarzen Zornwolken" zu "heller grauen Wolken der Erwachsenenwelt und Realitätsbegegnung" zeichnet uns "Schlafen Fische". Auch einen Beerdigungsritus werden Emil und seine Schwester spielend erfinden, und dieser Ritus wird wieder wie ein Damm wirken auf der Beerdigungsfeier, welche schon wieder - erwachsen- durch dogmatisierten Ritus geprägt und vom Regen noch dazu heimgesucht wird. Immer wieder gelingt es Jens Raschke, hier mit recht leichter Hand, aus seinem Hauptmotiv heraus zu entwickeln.
So entsteht auch ein eindrucksvoller Abend über den Wert des Spieles und die Entstehung von Riten.. (Häppchen werden fortgesetzt)
Schlafen Fische, Kiel: Zarthäusers Häppchen II
Häppchen II: "Kinder- und Jugendtheater"- wahrlich kein Igitt-Etikett - Das Publikum (eines Abends) als Indiz

Daß die Grenzen zwischen Jugend- und Erwachsenentheater fließend sind, befindet Christian Rakow in seinem Essay "Drei Mal Jugend" zum Heidelberger Stückemarkt, bedürfe kaum noch einer Erwähnung.
Und doch setzt das "Schubladendenken" hierbei immer noch zu schnell ein, wofür das Beispiel "Verrücktes Blut", das Christian Rakow liefert, eigentlich eher ein Indiz ist im Grunde.
Freilich hat "Kinder- und Jugendtheater" mehr mit dem "Erwachsenentheater" zu schaffen als der Fußballsport, und gewiß würde Herr Pilz dem nicht widersprechen.
Was die fließenden Grenzen jedoch angeht, lohnen Erfahrungen gerade mit dem Werftparktheater in Kiel, und so läßt sich auch am Abend zu "Schlafen Fische", den ich sah, leicht ablesen, daß sich die Wirkung/Reichweite der Stücke keineswegs auf Kinder und Jugendliche beschränkt. Gerade der Abend am 15.4. war dafür ein sehr gutes Beispiel, denn ich war sogar einigermaßen verblüfft darüber, daß der Löwenanteil der BesucherInnen erwachsen war.
Nun gut, das mag den Sinn des "Kinder- und Jugendtheaters" zwar auch irgendwie befragen, wenn von etwa 40 Zuschauern nur etwa 8 jugendlich, drei kindlich und der Rest "erwachsen" ist, aber in der Regel ist die Quote bei den Kindern und Jugendlichen erfahrungsgemäß natürlich höher. Was der Abend zu "Schlafen Fische" aber anzeigt, ist, daß er in kurzer Zeit regelrecht zu einer Art "Stadtteilgesprächsthema" avanciert ist und Mundpropaganda (sowie die durchweg positiven Besprechungen im NDR, von der KN (Ruth Bender), von der SHZ (Sabine Christiani)) gewissermaßen dafür gesorgt hat, daß Eltern, Omas und Opas, Onkel und Tanten ihn besuchen, um sich mit dem Thema "Frühtod eines Kindes" und "Auseinandersetzung mit Geschwistern eines früh gestorbenen Kindes" (ich deutete oben bereits an, daß das Drama sich darauf nicht begrenzen läßt) zu konfrontieren.
Ja, Stadtteilgesprächsthema ! Denn, wer sich mit dem Werftparktheater im Stadtteil Gaarden (dem am meisten durch die Werft-Arbeiterschaft geprägten und gleichzeitig Stadtteil mit dem höchsten Migrantenanteil) näher auseinandersetzt, wird es zu einem guten Teil auch als ein ganz eigenes Theater, ein Stadtteiltheater,
erfahren lernen. Tatsächlich sieht man im Kieler Schauspielhaus häufig Publikum, das sich nie ins Werftparktheater "verirrt",
im Werftparktheater dagegen ein Publikum, das sich häufig selbst eher als geerdet und bildungsfern begreift und das Stadttheater auf der westlichen Fördeseite in gehöriger Distanz "wahrnimmt": und dennoch, die Situation ist viel freundlicher als etwa in Halle,
es handelt sich -ebenfalls erfahrbar- um Sparten eines (!) Hauses, und insofern lassen sich auch entschieden Wechselwirkungen fest-
stellen. Das gilt sowohl inhaltlich (ist es wirklich soweit von der sehr erfolgreichen Schauspielhaus-Produktion von "Oskar und die Dame in Rosa" mit der überzeugenden Schauspielhaus-Ikone Rosemarie Kilian hin zu etwa "Schlafen Fische" mit der ebenfalls überzeugenden Jungschauspielerin Bettina Storm ?) als auch angesichtlich der Pflege des "Monodramas" (Einpersonen-Stücke), welcher sich das Schauspiel Kiel mit dem Festival "Thespis" seit einigen Jahren verstärkt widmet. Sowohl hinsichtlich "Thespis" (im letzten Jahr gab es zu einem Abend eine Nachtkritik) als auch im Bereich "Werftparktheater" ist der Akteur Jens Raschke , der Autor des Stückes "Schlafen Fische", zentral: insofern ist es beinahe logisch, nun mit "Schlafen Fische" auch sogleich ein Monodrama von Jens Raschke in den Händen halten zu können.
Freilich geht der Impuls für erfolgreiches monodramatisches Theater
in Kiel noch weiter zurück, und dabei spielt nun wiederum das Werftparktheater eine entscheidene Rolle. Keine Produktion läuft annährend so lange wie Kai Hensels "Klamms Krieg" mit Mattisek Brockhues in der Rolle des Klamm !
Schlafen Fische, Kiel: Zarthäusers Häppchen II, Fortsetzung
Fortsetzung:

Eine Spielzeit nach seiner Uraufführung im "Theater oben" am Staatsschauspiel Dresden (mit Daniel Minetti als "Klamm") ins Programm des Werftparktheaters aufgenommen, ist "Klamms Krieg" bis zum heutigen Tage (und auch in der kommenden Spielzeit wird es fortgeführt) durchgehend im Spielplan ein großer Renner, dessen Sogwirkung gar nicht hoch genug zu veranschlagen ist (es gab und gibt eine regelrechte Flut guter "Klassenzimmerstücke" seitdem, nicht nur in Kiel, zu nennen wäre zB. "Fit for Future" von Will Winkmann in Lübeck mit der immer sehenswerten Rebecca Indermaur, die leider nicht mehr zum Festensemble in Lübeck zählt) und gerade auch in Richtung "Monodrama" gewiß eine Rolle gespielt hat; "Schlafen Fische" jedenfalls läuft in eben diesem Klassenzimmerspielraum des Werftparktheaters - es hat auch so etwas wie ein Großes Haus und ein Studio- (mittlerweile läuft "Klamms Krieg" sogar länger als in Dresden, wo dies (und eben in den diversen Klassenzimmern) -noch einmal zuletzt im "Theater oben" (ich durfte das sehen)- 297. Male bereits lief - die Kieler Zahl kenne ich nicht).
Ja, wenn so ein "Häppchen" ein wenig helfen könnte, ein Gespür für solche Wechselwirkungen von Jugendtheater-Erwachsenentheater zu entwickeln, ein Gespür für längerfristige Entwicklungen, für die so ein Festival wie "Thespis" ein Katalysator sein kann ! Wohlgemerkt, es ist auch nicht von ungefähr, daß Jens Raschke hier mit seinem Mülheimkandidaten ein Monodrama vorgelegt hat; die oben erwähnte gut durchkomponierte Arbeit geht auf längere Beschäftigung mit diesem zurück und kommt nicht von heute auf morgen.
Sachlich liefert Kiel eigentlich gar nicht so viele Gründe für "notwendig zwei Publikümer" und nahezu "Klassenschranken" zwischen diesen, faktisch jedoch läßt sich das nicht immer so an, und das ist ein Manko.
"Kinder- und Jugendtheater" ist nicht nur solches, es ist wesentlich auch gerade FAMILIENTHEATER, was eben auch besagt: das Theater, wo Erwachsene, die sich Zeit für das Theater aussparen, mit ihren Kindern hingehen und häufig insofern, aus allerlei auch lebenspraktischen Gründen (zB. Aufsichtspflicht gegenüber den Kindern), das einzige (!) Theater, wo sie (die Erwachsenen) überhaupt hingehen. Strikte Trennung der Sparten droht nicht zuletzt zu diskriminieren !
Und das Theater, wo LEBENSALTERLICHKEIT zum Erlebnis werden kann- so könnte schon das nächste -inhaltlichere- Häppchen heißen..
Schlafen Fische, Kiel: kürzer halten
lang und länger ihre häppchen werter herr zarthäuser, fassen sie sich kürzer! -
damit man sie auch liest -
sie machen sich oft gar zu breit - -
Schlafen Fische, Kiel: Zarthäusers Häppchen III
Häppchen III "Ein Stein(alt)wurf von der Quelle"- die Erfahrung von Lebensalterlichkeit in "Schlafen Fische" und danach

In einem Interview, das Kultiversum am 9.3.2012 anläßlich der Mülheimer Nominierung von "Schlafen Fische" mit Jens Raschke führte (10 Fragen an Jens
Raschke), berichtet dieser sowohl von dessen Entstehung als auch
von seiner Wirkung auf das gemischte Publikum. Die Idee zu dem Stück ist ihm gekommen, als er in einer Gruppe von erwachsenen BesucherInnen des Kieler Südfriedhofes ein etwa 10-12 jähriges Mädchen (alleine) entdeckte mit einer Gieskanne und einem kleinen
Schäufelchen. Das habe sogleich sein Interesse geweckt: Wie oft dieses Mädchen wohl diesen Ort aufsuche und wen sie wohl "betrauere" ?? Freilich hat er das Mädchen nicht sogleich "interviewt", vielmehr gab es ihm zu denken etwa "Eigentlich kommt der Tod in Kinder- und Jugendstücken viel zu selten vor !" Jette war geboren.
Jetzt -nach etwa dreimonatiger Erfahrung mit der Stückwirkung- wird sich an der Darstellung dieser Wirkung, die dieses Stück auf das lebensalterlich gemischte Publikum gemacht hat, denke ich, nicht viel geändert haben, welche Jens Raschke auf die Frage von TheaterHeute seinerzeit gab, die lautete "Es gibt die Auffassung, das Thema Tod überfordere Kinder auf der Bühne- wie stehen Sie dazu ?" Jens Raschke: "Ich würde sagen, das Thema überfordert bzw. fordert Kinder(n) nicht mehr als (die) Erwachsene(n). Was unsere Erfahrungen mit "Schlafen Fische" betrifft, ist es so, daß die Erwachsenen irgendwann zu weinen anfangen, während die Kinder der Geschichte mit angespannter Neugier folgen, die Wenigsten fangen an zu weinen." Nun, ich kannte das Interview bereits vor dem 15.4., an dem ich das Stück sah, und nahm mir vor, mir gerade von dieser unterschiedlichen Wirkung ein Bild zu machen. Und tatsächlich flossen im erwachsenen Publikum hier und da und dort Tränen, und tatsächlich sah ich die drei Kinder, die etwa im Jette-Alter sein mochten, diesem Stück sehr aufmerksam folgen; auch konnten die Kinder über zahlreiche lustige Einfälle (denn auch diese birgt das Stück zuhauf) bei weitem "befreiter" und herzlicher auflachen als die Erwachsenen, was umsomehr auch als schauspielerische Leistung Bettina Storms zu würdigen ist, die es trotz der geringen "Kinderdichte" dieses speziellen Abends geschafft hat, auf Augenhöhe zu den Kindern hin durchzudringen: ein ganz zentrales Anliegen ! äußerte die Künstlerin dazu im NDR-Interview (der NDR-Bericht enthält übrigens eine Hör-Kostprobe der Premiere vom 29.1.2012).
"What`s another year - Was ist schon ein Jahr ?", heißt es in einem bekannten Song. Nun ja, wo war ich denn so in etwa vor einem Jahr ? Genau: Zum Beispiel auch am Südfriedhof; da in Kiel der Zaimoglu/Senkel-Cäsar anstand, beschloß ich jetzt selbst zum Südfriedhof zu gehen, um ein wenig von der dortigen "Zaimoglu/Senkel"-Atmosphäre zu schnuppern ("Jam 66", "Bäckerei Feddersen") und wurde Zeuge einer Internet-Kiosk-Neueröffnung, auch eine Art "Geburt".
Jetzt, ein Jahr später, bin ich mal wieder hier, einen Steinwurf vom Südfriedhof, der Quelle des Stückes, entfernt, und wenn ich mit diesem Häppchen fertig bin, werde ich über den "Friedhof" schlendern, und wer weiß, vielleicht dem "Vorbild" Jettes aus dem Stück begegnen. Und jetzt endlich zu ihr, zum besagten anfänglichen "Redefluß" Jettes, ihrem Spiel auf dem Friedhof.
Wir sehen stückeingangs Jette springen, hüpfen, tollen vor einer herbstlichen Tapete (sie hat den Spielraum gewissermaßen durch eine Tür "in" dieser Tapete betreten, so daß der Raum einerseits sowohl zum Kinderzimmer zum Hof wird wie auch zum Friedhof selbst, diese Doppelbewegung entspricht genau der im Häppchen I geschilderten Anlage), die hier zur Friedhofsallee wird: vor dieser Tapete ein kleines grünes Bänkchen. Sie spielt, nimmt die künstlichen (!) Theater-Ahornblätter zuhauf auf, steigt auf die Bank und läßt diese Blätter über ihren Kopf "niederregnen", und fängt an, uns zu erzählen: zunächst von ihrem Geburtstag. Heute sei sie 10 Jahre alt geworden, ihr Vater habe ihr gesagt, das nenne man "zweistellig". "Nun also, heute bin ich zweistellig geworden, manche werden sogar dreistellig", erklärt sie frisch fromm fröhlich frei (keine Spur zunächst von irgendeiner "Trauer", einer Spielbremse), sich zunächst also vom "einstelligen Tod" des drei Jahre jüngeren, schon seit sie denken kann kranken Bruders, entfernend.
Schlafen Fische, Kiel: Zarthäusers Häppchen III, Forts.
Fortsetzung:

Eine 101-Jährige ! Und wie der Familienkreis damit umgeht.
Der (schroffe , alleinstehende) Onkel -gut über Stereotypien ließe sich angesichts des Stückes schon reden, es ist im besten Sinne etwas
"Schwedisch" (dazu irgendwann mehr)-, der mir im Verlaufe des Stückes und im fiktiven, lebensalterlich beinahe voll präsenten Zuschauer-Familienverband, dann doch irgendwie als "Identifikationsfigur" im Stück und aus diesem heraus naheliegt,
soll etwas höhnisch gefragt haben "Wer will schon 101 werden ?"
Worauf es vom Vater hieß: "Vermutlich jemand, der 100 ist."
Diese Dialogstelle ist übrigens die einzige, wo ich den Eindruck hatte, daß das "erwachsene" Publikum hier lauter und herzhafter lachte, eine Stelle, wie ich finde, die zudem sehr charakteristisch für diesen Abend überhaupt ist.
Die Einführung der "Familienrunde zum Altersthema" läßt dem Publikum jedenfalls hinreichend Zeit, sich gewissermaßen selbst als 10-jährig zu erinnern und in "seinen spezifischen Familienkosmos" kurz einzutauchen, ja: kurz, denn Jettes Spiel zieht dann sogleich wieder an, sie berichtet, daß ihr Bruder Emil nur 6, nur einstellig also, geworden ist, eben einstellig gestorben: jetzt erst ist das Todesthema ins Stück eingeführt worden. Jette erzählt weiter, daß Emil 4 Tage nach ihrem 9. Geburtstag gestorben sei, also etwa vor einem Jahr: ihre Erzählung gleichsam, welche sich nun immer mehr, immer von zunächst spielerisch bis dann immer ernster und konkreter, gewissermaßen stoßweise und immer wieder über neue Dammbrüche (siehe Häppchen I)
der unmittelbaren Zeit vor dem Tod, dann diesem selbst nähert, ist Frucht letztlich eines Jahres, ist ihr Weg in die Öffentlichkeit
(die wir, das Publikum, hier für eine Stunde etwa sind), die sich hier -lebensalterlich so familienähnlich einander "Fremde" zusammenspinnend wie es so annährend nur Theater zuwege bringt im übrigen- vor ihr versammelt hat: das wirbelt tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes die Lebensalter auf wie den anfänglichen Haufen Laub ein gehöriger Wind aufzuwirbeln versteht, und tatsächlich darf man sich Jette eingangs des Stückes durchaus als einen solchen Wirbelwind denken.
Da ich von "Lebensaltern" an dieser Stelle lediglich handeln wollte, kann ich mir nicht ganz verkneifen, noch einmal von der Onkelanmutung zu sprechen. Wenn eine 28-Jährige eine 10-Jährige mit langen schwarzen Zöpfen und "Nickelbrille" spielt vor einem 42-Jährigen Alleininstheatergekommenseienden wie mir, so ist das für das Empfinden alles Andere als Alltag und wirkt natürlich körperlich erfahrbar in so einen Theaterraum hinein (ja, man wird mitunter schneller zum "Onkel" im Theater als einem lieb ist); und wo das außerhalb des Theaters gen Alltag geht, ist dies vermutlich gehörig anders konnotiert. Irgendwie nahm mein Schweifen dann wohl auch zunächst eine "Ausflucht" zu meinem Onkel, ich dachte daran, was es für ein Erlebnis im letzten Jahr in München war, als ich gewahrte, daß mein Onkel als er mich vor 22 Jahren nach München hin zu sich einlud, genau das Alter hatte, das ich nun selbst bei jenem nun erneuten Münchenbesuch hatte: mir war seinerzeit etwas klar geworden, woran ich als 19-Jähriger garnicht recht denken konnte, und ich finde seither, solche Erlebnisse können Verständnis füreinander erschließen, statt überall nur "Ewig jung" zu propagieren oder gar eine alterslose, alterstabue Gesellschaft (wie es ja auch zu erleben ist) alternativlos hinnehmen zu müssen.
"Schlafen Fische" ist nicht nur über den Tod Emils: für die lebensalterliche Auffassung ist es belebend und kann zu persönlichen Renaissancen führen, denke ich..
Mülheim-Auswahl 2012: Steno muss nicht sein
lieber herr zarthäuser,
danke für ihre ausführungen! mit nichten sind sie zu lange. aufsätze über einen gegenstad brauchen eben ihren platz und wer will schon definieren, dass ein netzmedium grundsätzlich in steno sein muss. ich lese die happen bestimmt noch ein paar mal durch, um dann adäquat über die allgemeineren teile ihrer betrachtungen über das junge theater mitdialogisieren zu können. für heute erst mal vielen dank fürs gehaltene versprechen!
Mülheim-Auswahl 2012: im Rahmen der Spielregeln
@ florin

Seien Sie bitte fair ! Wenn ich mich "zu breit" mache, Sie sprechen da schon von mir - nicht von meinem Text, werden Sie vermutlich nicht der Einzige sein, dem das auffällt und der es entsprechend wertet: so what ?? "Man" wird schon nicht zulassen, daß sich irgendjemand ausgerechnet im Internet (unlimited) zu breit macht; nachtkritik de. hat dankenswerterweise diese Texte gesendet -ich scheine mich demnach an die Spielregeln gehalten zu haben-; ich halte den Gegenstand meiner "Häppchen" für erhaben genug, mir die eine oder andere Schwäche erlauben zu dürfen bzw. daß man mir solche nachsieht (mit deren Eingeständnis ich im übrigen die "Häppchen" ansetzte), ohne mich allerdings auch nur im Ansatz verpflichtet zu sehen, hier eine geschliffene Laudatio zu halten: ich bin kein Kieler Lokalpatriot, versuche das, was ich erlebte, aus meinem Erleben heraus und ua. unter Aufsuchung von "Quellen" (siehe Südfriedhof, nicht immer sind solche "Entstehungsgeschichten" eines Dramas bekannt, weil der Autor selbst (nicht ich !) davon gesprochen hat) unter verschiedenen Gesichtspunkten hier öffentlich weiterzuerfahren: das muß nicht jeden begeistern, könnte sogar den Autoren selbst abstoßen, und dennoch würde ich gewiß weiterschreiben und Kiel nicht fluchtartig verlassen. Mir ist meine Schwäche, mich kürzer zu fassen, schon lange, lange bewußt (Schule !!!), gerade wenn etwas aufwühlt und allerlei Assoziationen und Erinnerungen lostritt. Aber wenn ich schon damit leben kann (und "muß"), wie einfach ist es dann erst für den freiwilligen Leser ! Und glauben Sie mir, mir wäre es überaus recht, wenn jemand zu den Mülheimer Sachen es hier verstünde, sich besser, pointierter, gewitzter etcpp. auszudrücken, wenn möglichst viele Zuschauer es hier versuchten (dann entstünde möglicherweise nicht so schnell der Eindruck, daß sich hier jemand breit machen will) ! Wenn das nicht geschieht, warum es mir anlasten ? Das hier ist nur ein kleiner nachtkritik de.-Thread: schon vergessen ? Im übrigen habe ich -eingedenk meiner Schwäche- nicht nur zu Fuß "Quellen" angesteuert, sondern in meinen Texten verschiedene Möglichkeiten genannt, sich "kürzer" über diesen Stoff zu informieren -was in diesem Thread vor mir ja auch noch keiner zu irgendeiner der Mülheimer Sachen gemacht hat, vielleicht, weil es "cooler" ist selbst zu googeln (also ich habe derlei Links immer gerne wahrgenommen) ?!

Liebe Olympe !

Vielen Dank für die Ermutigung !
Einen "Aufsatz" möchte ich zwar eigentlich auch nicht schreiben,
aber ich bin für das, was mir vorschwebt, schlichtweg auf der Suche nach einer geeigneten Form: "Häppchen" sind ein Versuch meinerseits, in praktischer Erfahrung und Auseinandersetzung eine solche zu finden bzw. einzuüben. Am Ende von "Häppchen III" war ich selbst auch nicht ganz glücklich, wie ich zugeben muß, weil ich tatsächlich so ein bißchen in die "Nacherzählungsfalle" geriet,
andererseits wirklich aber so eine Art "Assoziationsfeuerwerk"
drohte, denn zu "Emils Tod und Jette" gesellte sich dann ja noch "Dantons Tod" von Jette Steckel; zwischendrin lief noch irgendwo Truffauts "Der Mann, der die Frauen liebte" (bekanntlicherweise eine Begräbnisszene mit vielen Beinen ...), ich erinnerte mich an meinen Onkel und München (dort wiederum hatte ich in den Münchener Kammerspielen (Studio) von Schauspielstudenten den Büchner-Zusammenschnitt "In Effigie" gesehen (Büchner hat an Fischen geforscht und vielleicht sagen können, ob die schlafen) und die Theaterahornblätter nahmen Kontakt auf zu den eindrucksvollen Plastikfischen der Münchener Sache), sorry, ich komme bei soetwas mitunter ins Schlingern und mache jetzt erst einmal zwei Tage Pause (Nachtschichten). Ich war zum Häppchen III noch auf dem Friedhof, zu Häppchen IV werde ich den Text vorschreiben (in meinem Zimmer), um mich jetzt nicht gar so zu verzetteln- womit ich dem Raschke-Text weiter folge im Grunde, denn auch dieser geht vom Friedhof zum Zimmer zum Hof voran..
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