Spiel- und Denkstätte

7. April 2012. Dem Vernehmen nach hat Nicolas Stemann gute Aussichten, Intendant am Berliner Maxim Gorki Theater zu werden, schreibt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (7.4.2012). Auch wenn seinen Informationen zufolge bisher noch kein Vertrag unterschrieben worden ist. Mit Blick auf Nicolas Stemanns offenes Arbeitsprinzip, die Verschränkung der Genres und Gedankenwelten in dessen Arbeiten, ist diese Aussicht Anlass für Pilz, die Zukunft von Berlins kleinstem Stadttheater in den rosigsten Farben zu malen.

"Statt den üblichen Premieren- und Repertoirebetrieb zu bedienen" hält der Kritiker in einem von Stemann geleiteten Maxim Gorki Theater die Einrichtung von "einer Art Laboratorium" für denkbar, statt der Bedienung und Abarbeitung eines gewöhnlichen Spielplans die Verwandlung des gesamten Hauses "in eine Darstellungs- und Denkstätte".

Statt "wochenweise auf ein Produkt (die Premiere) hinzuarbeiten", könnte ein Dauerprobenraum geschaffen werden, wo das Publikum zur Teilhabe an einem Experiment eingeladen sei, statt lediglich als "Kunstendabnehmer" betrachtet zu werden. "Statt in Einzelabenden die verschiedenen Theatermöglichkeiten von der Romanbearbeitung bis zum Dokumentarstück, vom Musikschauspiel bis zum Puppenspiel, vom Mitmach- bis zum Vorspieltheater vorkommen zu lassen", könne man in Stemanns Maxim Gorki Theater der Zukunft alles miteinander "verstruppen". Statt bestimmte Formen und Spielweisen zu erproben, neue Wege der Genremischung suchen "und dabei einen Kunstbegriff verwenden, der zwischen E und U genauso wenig künstliche Grenzen zieht wie zwischen Bildender Kunst, Pop, Literatur, Tanz, Musik."

All das sind für Dirk Pilz mehr als gute Argumente, Nicolas Stemann tatsächlich das Maxim Gorki Theater zu übergeben. Eine Aussicht, von der er sich auch einen Innovationsschub für das Konzept "Stadttheater" als solches erhofft. "Das Gorki könnte damit theaterweltberühmt werden."

(sle)

Kommentare  
Presseschau Gorki-Intendanz: Weiterdenken!
das sind ja rosige Vorstellungen von Herrn Pilz, die ich gerne mit ihm teilen möchte, wenn da nicht noch die Strukturen - wenngleich diese am Gorki eher seichter scheinen als an anderen Staatstheatern - und die Besucherzahlen (Eintrittsgelder) zur Daseinsrechtfertigung eines Theaters wären....
Aber gerne Weiterdenken, denn die Ideen sind toll.
Presseschau Gorki-Intendanz: seltsame Allianzen
Also, wenn ich an Stemanns "Périchole" (Komische Oper Berlin) und "Aufhören" (Deutsches Theater Berlin) denke, dann kann auf diese Genremischung aus Hausmusik und Thomas Gottschalk wirklich verzichten.
Ihre Zusammenfassung des Artikels von Herr Pilz erweckt den Eindruck, als ob Herr Pilz Premieren abschaffen und statt dessen lieber Proben besuchen möchte. Kann er doch jetzt schon.
Ich erinnere mich, dass Claus Peymann vor einem Jahr Herbert Fritsch beim Theatertreffen riet, nicht mehr zu inszenieren. Nun stellen sich auch die Stemannianer gegen Fritsch. Seltsame Allianzen schmiedet das Leben.
Andererseits: Wenn ich es recht überlege, haben Stemann und Peymann das gemein, dass sie amüsanter über Theater reden als Theater machen können.
Neuer Gorki-Intendant?: jährlich neu vergeben
Diese Prozesse finden statt, bis die Stemänner und -Frauen das Intendantenbüro bezogen haben, dann ist Schluß. Diese Positionen bitte jährlich neu vergeben und mehrere Produzentinnenstrecken in den Häusern zu lassen.
Presseschau Gorki-Intendanz: Was für eine Opposition?
@Guttenberg: "Nun stellen sich auch die Stemannianer gegen Fritsch. Seltsame Allianzen schmiedet das Leben." Die "Stemänner"?? Gemeinsam mit Peymann gegen den armen verfolgten Fritsch??? Was Sie so alles schreiben. Dabei sind Sie doch der erste, der hier aus dem Nichts heraus die Opposition "Stemann-Fritsch" aufmacht, und der das immer und immer wieder tut. Und zwar in Kommentaren zu einem Artikel, in dem doch von Fritsch überhaupt nicht die Rede ist. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Ihre Kommentar-Kampagne Ihrem Meister Fritsch tatsächlich nützt. Es gibt doch nun wirklich so viele Langweiler im Theater, da muss man doch nicht ausgerechnet zwei der Vitaleren und Originelleren ständig gegeneinander ausspielen. Wenn tatsächlich Stemann und Fritsch die Alternative fürs Gorki sein sollte, dann gibt es so oder so was zu feiern. Und ich als "Stemann-Fritschianer" kann voller Vorfreude in die Zukunft blicken - wenn das sich nicht doch noch alles als vorschnelles Gerücht entpuppt.
Presseschau Gorki-Intendanz: Ankündigung und leise Enttäuschung
Stimmt. Deswegen werde ich jetzt auch mal nen Monat schweigen. Kampagnen sind immer lächerlich.
(Ich hatte allerdings die stille Hoffnung, dass irgendjemand mal begründet, was am Stemann-Theater so toll ist.)
Presseschau Gorki-Intendanz: grad genannt schon verbrannt?
liebe vorredner,
ihr müsstet doch eigentlich wissen, dass alle namen, über die in der presse und sonstwo lauthals diskutiert wird, für intendantenposten verbrannt sind. obwohl es nun bestimmt weder fritsch noch stemann werden, weil diese namen durch die eine oder andere geschickte "indiskretion" lanciert wurden: trotzdem fein stillschweigen, insgeheim hoffen und sich überraschen lassen...!
Presseschau Gorki-Intendanz: Guttenberg schweigt doch nicht
Wo bleiben denn da "Demokratie" und "Transparenz"? Soll das Volk Ihrer Meinung, Liebe Sabine, nach in Unmündigkeit verharren und gehorsam abknicken, was das Politbüro in seiner unergründlichen Weisheit beschlossen hat?
Presseschau Gorki-Intendanz: letzte Bastion des Feudalismus
lieber guttenberg, glauben sie denn etwa, dass hierzulande intendanzen auf demokratische und transparente weise vergeben werden? kicher, kicher. das stadttheater ist und bleibt die letzte bastion des feudalismus!
Presseschau Gorki-Intendanz II: nur eine Lösung
Für das Gorki gibt es NUR EINE LÖSUNG: und das ist ohne wenn und aber Adriana Altaras!!!!
Presseschau Gorki-Intendanz: Hartmann!
Ich wünsch' mir ja doch Sebastian Hartmann!
Presseschau Gorki-Intendanz: Nachfolger gefunden?
So, die Nachfolge in Leipzig scheint da schon geklärt zu sein

http://www.lvz-online.de/kultur/news/enrico-luebbe-soll-neuer-intendant-des-leipziger-centraltheaters-werden/r-news-a-137165.html
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