Studierende besetzen die Ernst Busch-Hochschule
Auf die Barrikaden!
Berlin, 8. Mai 2012. Einer Presseerklärung der Berliner Hochschule für Schauspielkunst (HfS) Ernst Busch zufolge haben die Studierenden gestern ihre Hochschule besetzt und den regulären Lehrbetrieb für unbestimmte Zeit ausgesetzt. Sie wehrten sich derart gegen "die Absicht von SPD und CDU, ihre Schule neuerlich um ihre Zukunft zu betrügen" (nachtkritik.de berichtete). Diese Zukunft liege in der Errichtung eines gemeinsamen Campus aller Abteilungen und Fachrichtungen im Gebäude der ehemaligen Opernwerkstätten in Berlin-Mitte. "Die Wortbruchpolitiker beider Fraktionen haben mit diesem Objekt offensichtlich etwas anderes vor, als das, was uns im Jahr 2009 versprochen wurde", heißt es in der von Ernst Busch-Rektor Wolfgang Engler unterzeichneten Presseerklärung.
Das Kollegium und die Hochschulleitung der HfS unterstützten die Studierenden in ihrer Entschlossenheit, sich mit allen verfügbaren Kräften und ihrer ganzen Fantasie für den schnellstmöglichen Umzug unserer Schule an diesen Ort einzusetzen.
"Studierende und Lehrende fordern gemeinsam:
1. Keine Wiederholung des Projektabbruchs kurz vor dem ersten Spatenstich wie bereits im Jahr 2009 geschehen;
2. Keine abermalige Versenkung von Millionen öffentlicher Gelder wie seinerzeit;
3. Keine weiteren Ausflüchte, keine neuen Versprechungen, keine neue Standortsuche (nach nunmehr 15 Jahren Dauersuche); unser Vertrauen ist erschöpft;
4. Schluss mit der eklatanten Missachtung von Arbeit, Zeit und Leidenschaft, die so viele Menschen so lange Jahre in dieses Vorhaben investierten."
Die Lage, in die die HfS politisch manövriert wurde, sei "exemplarisch für die Schlamperei und die Gleichgültigkeit, die Einrichtungen wie der unseren Mal um Mal widerfährt".
(HfS Ernst Busch / sd)
Weitere Informationen, auch zum Tag der Offenen Tür der Hochschule am 12. Mai, auf der Webseite der HfS Ernst Busch.
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 28. März 2024 Neues Präsidium für Deutsche Akademie der Darstellenden Künste
- 26. März 2024 Günther-Rühle-Preise vergeben
- 26. März 2024 Mülheimer Theatertage: Preisjurys berufen
- 26. März 2024 Theatertreffen der Jugend 2024: Auswahl steht fest
- 26. März 2024 Schauspieldirektor Maik Priebe verlässt Neustrelitz
- 25. März 2024 Dramatikerpreis für Correctiv-Autor:innen L. Lax und J. Peters
- 22. März 2024 Auswahl Schweizer Theatertreffen 2024
- 20. März 2024 Alfred-Kerr-Darstellerpreis: Ursina Lardi Alleinjurorin 2024
neueste kommentare >
-
Medienschau Volksbühne Avantgarde und Klassenkampf
-
Orpheus steigt herab, Wien Kassenschlager
-
Auswahl Mülheim Strukturproblem?
-
Preisjury Mülheim Abwechslungsreichtum
-
Don Carlos, Frankfurt/Main Ein Thriller!
-
Medienschau Volksbühne Fenster öffnen
-
Auswahl Mülheim Rotation?
-
Medienschau Volksbühne Neuerfindung
-
Der große Wind der Zeit, Stuttgart Frontalunterricht
-
Reise des G. Mastorna, Heidelberg Faszinierend
Ich glaube hier resultiert die verständliche Wut und der konsequente Einsatz der Studierenden daraus, dass sie seit Jahren hingehalten und verschaukelt werden. Das hat m.E. nichts mit Hybris zu tun. Die liegt hier wohl eher bei der Politik. Und Wowereit zieht sich auch noch aus der Verantwortung und schiebt die Schuld auf den Parlamentsausschuss, der jetzt eben mal anders entschieden hat. Da hat er eben vorher nicht professionell genug gearbeitet, der Senat, wenn der Bauentschluss jetzt im Parlament zerpflückt wird und das auch noch aus den eigenen Reihen.
es geht um die seit fünfzehn Jahren versprochene Zukunft in einem neuen, würdigen Ausbildungsverhältnissen entsprechenden Hochschulgebäude.
Selbstbewusstsein ist erstmal keine schlechte Sache. Den Teil mit der Hybris ist aber leider völlig haltlos, siehe ein paar Zeilen weiter oben. Denn: auf Versprechungen seitens der Politik zu pochen und Wortbruch zu monieren ist keine Hybris.
Darüberhinaus verlassen dieses Haus viele Schauspieler - einige von ihnen sind sogar Künstler, nicht nur angeblich. Und ganz ohne Anführungszeichen.
Sie sollten aber zum Tag der offenen Tür kommen, damit Sie doch mal in dieses Institut gelangen und sich mit uns selbstbewussten, vor hybris strotzenden, angeblichen und sich in der Ausbildung befindenden Schauspielkünstlern mal unterhalten. Und sich unterhalten lassen. Und Ihre Zweifel, Fragestellungen und Unsicherheiten mitbringen und uns befragen.
Gruss von christian.
Übrigens finde ich den Umgang der Berliner Politik auch katastrophal und unterstütze den schon beschlossenen Neubau.
Eine folgende Sanierung der bestehenden Gebäude würde nicht bei laufendem Betrieb stattfinden können. Das heißt, die Schauspielabteilung müsste in einem ungeeignetem Provisorium studieren auf unbestimmte Zeit. Das Gebäude in Schöneweide ist asbest belastet und keiner weiß, wie viel es letztendlich kosten wird. Oder um das Horrorszenarium zu spinnen, der Bau in Schöneweide muss abgerissen werden und der Abriss verschlingt mehr als die veranschlagten 10 Millionen. Dann ist es fraglich woher das Geld für den Neubau des EINEN Standortes in Schöneweide kommen soll und die Schauspielabteilung steht vor dem Aus, da ein Unterricht in Containern oder einem anderen Provisorium keine langfristige Lösung ist.
Wenn man sich nicht wehrt, ist ganz plötzlich nichts mehr sicher und der Politik kann man wie man sieht in diesen Fällen nicht vertrauen.
So lang der Neubau in Sicht war/ist, sind die Bedingungen in Schöneweide übergangsmäßig tragbar. Sobald der Neubau gekippt wird, wird Hand angelegt und keiner hat geprüft was dann passiert. Die Angst ist jetzt vielleicht noch nicht real, doch kann es schneller kommen als man meint.