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Mülheimer Dramatikerpreis 2012 für Peter Handke

Wie erwartet

Mülheim, 8. Juni 2012. Den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis 2012 erhält Peter Handke für sein Stück Immer noch Sturm in der Inszenierung des Thalia Theater Hamburg in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen.

Der Preisjury, die gestern Abend in der Moderation von Gerhard Jörder über die sieben nach Mülheim eingeladenen Stücke diskutierte und zuletzt Handke den Preis zusprach, gehörten Sibylle Baschung, Till Briegleb, Armin Kerber, Gerhard Preußer und Rita Thiele an.
Vier Juroren votierten für Handke. Die fünfte Stimme ging an Claudia Grehn und Darja Stocker für Reicht es nicht zu sagen ich will leben.

Den Publikumspreis 2012 gewann Philipp Löhle für Das Ding in der Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Jens Raschke erhielt den Mülheimer KinderStückePreis 2012 für sein Stück "Schlafen Fische?".

(www.stuecke.de / jnm)

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Kommentare  
Mülheimer Dramatikerpreis an Peter Handke: Glückwunsch
Glückwunsch, Handke, Sie haben es voll verdient, es ist ein toller Text. In den Kommentaren zu Nürnberger Aufführung gibts immer noch Streit darüber, ob ein Regisseur so viel kürzen darf. Aber nicht nur Otteni hat gekürzt, auch Gottscheff: Zum Beispiel hat er den großen Schlußdialog zu einem Monolog für Jens Harzer zusammengelegt: das sind doch Eingriffe! Und was hat Handke gemacht: Er stand beim Applaus in Salzburg auf der Bühne und hat gestrahlt: Großer, entspannter Autor!
Mülheimer Dramatikerpreis: sechs Stücke gezeigt
... es wurden übrigens sechs Stücke in Mülheim gezeigt, keine acht.

(Sehr geehrter Markus B., vielen Dank für den Hinweis! Wir haben die Passage korrigiert. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Mülheimer Dramatikerpreis: Handkes Strahlen
salzburgische uraufführung. applaus.
großer(eher langer), entspannter autor.
ist er von dimiter gotschef in salzburg genügend therapiert worden,
sodass er zu strahlen begann?
MH-Dramatikerpreis 2012: mangelnde Kompetenz
Der frühe Ausschluss von Anne Lepper, die in ihrer Generation besinnungs- und belangloser Modeschreiber ein Ausnahmetalent ist, ist in meinen Augen ein Zeichen für mangelnde Kompetenz des Juryteams - der einzig und allein ehrenwert für sie votierende Till Briegleb sei einmal ausgenommen. Der live-Stream und die Diskussion waren erschütternd. Es fehlte an Trennschärfe zwischen Text und Inszenierung. Da kann man sich nur schaudernd abwenden...
Mülheimer Dramatikerpreis: politisch umstritten
Was sagt, was denkt Herr Stefan eigentlich vom politisch doch umstrittenen Peter Handke, bezüglich Immer noch Sturm, nachdem dieser den Mülheimer Dramatikerpreis bekommen hat, seine Meinung hierzu würde mich interessieren.
Mülheimer Dramatikerpreis: Zwiespalt von Wirklichkeit & Dichtung
Ich halte Handke nicht für politisch umstritten, nur weil einigen Politikern und konservativen Intellektuellen seine Meinung nicht passt. Man gilt heute schon als umstritten, wenn man eine Meinung hat und diese auch noch zu Literatur verarbeitet, unbestritten guter übrigens. Man muss die natürlich nicht mögen. Wer sich mit seiner Kunst auf das politische Parkett begibt, riskiert immer auszurutschen oder peinlich zu wirken. So eine Szene gibt es in Gotscheffs Inszenierung von „Immer noch Sturm“ ja auch. Das Problem liegt dabei aber eher im Auge des Betrachters. Handke provoziert ja nicht um der reinen Provokation willen, sondern weil er nicht anders kann und andere sich durch seine Haltung provoziert fühlen. Sein Werk ist immer sehr persönlich und dabei auch parteiisch. Es schert sich aber nicht vordergründig um die Außenwirkung. Gerade weil er in „Immer noch Sturm“ sein Innerstes so entblößt, wollte er vermutlich das Stück nicht in den Händen eines Selbstdarstellers wissen und hat Dimiter Gotscheff die Regie anvertraut, der sich mit seinen Müller-Inszenierungen ja nie besonders persönlich hervorgetan, aber trotzdem immer wieder neue Interpretationen gefunden hat. Was Claus Peymanns Werktreue betrifft, geht die genau so weit, wie es dem Meister für seinen Zweck gereicht. Massentauglich muss es sein und die Kasse muss klingeln. Da wäre der Autor Handke, der eher publikumsscheu geworden ist, bloß die schöne Garnierung oben drauf geworden. Handke war wohl noch nicht bereit fürs Theatermuseum. Haneke hin oder her, irgendeinen Grund muss man ja dann schließlich finden. Nun ja, gestern habe ich im DT das Ergebnis zum ersten Mal gesehen. Das war schon beim Lesen nicht einfach, ich musste das Buch immer wieder weglegen. So ist auch die Inszenierung geworden, vor der Pause sehr sperrig, der zweite Teil wirkte lockerer, man ist dann auch schon durchs Schlimmste durch. Aber ich kann es keinem verdenken, der nach 2 ½ Stunden gegangen ist. Das gefühlte 30minütige Solo von Jens Harzers Ich-Erzähler zum Schluss hätte man durchaus auch noch kürzen können, aber es enthält nun mal das Fazit, die Begründung des Ganzen, die Anklage oder wie auch immer man das nennen will. Am Mittwoch habe ich in Cottbus die Adaption von Strittmatters „Der Laden“ gesehen. Da gibt es eine Szene, in der das Strittmatter-Alter-Ego Esau Matt (großartig gespielt von Oliver Breite) am Boden liegt und sich fragt, was er auf dieser Welt macht, warum er hier ist. Er will schreiben und gerät dadurch in den Zwiespalt von Wirklichkeit und Dichtung. Man weiß heute das Strittmatter einiges verschwiegen hat, ob er Schuld auf sich geladen hat oder nicht, spielt dabei gar nicht die Rolle, sondern eher das Scheitern an seinem eigenen Anspruch wahrhaftig zu sein. Und so geht es auch Handke, der ja der Nachkriegsgeneration angehört und eben auch solche Fragen wie Strittmatter aufwirft, aus der Position des Nachkommens. Und daher interessiert ihn eben vor allem die gespaltene Geschichte seiner Familie, die er ja auch in seinem Sinne verändert. Handke sieht dabei immer beide Seiten, ist genauso im Zwiespalt und das quält ihn und muss auch den Zuschauer quälen, nicht vordergründig unterhalten. In der Hinsicht hat Gotscheff alles richtig gemacht. Es gibt starke Szenen aber im ersten Teil auch manch Langatmiges. Was man davon streichen kann möchte ich nicht entscheiden müssen, das fordert einen mutigen Regisseur und vielleicht ist Gotscheff da nicht mutig genug gewesen. Ob das nun preisverdächtig ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich außer Pollesch, Schimmelpfennig und Löhle die anderen Stücke aus Mülheim nicht kenne und auch nur zwei Inszenierungen gesehen habe. Auffallend ist nur, dass nach Elfriede Jelineks „Winterreise“ wieder ein sehr persönlicher Text gewonnen hat. So etwas scheint die Jury wohl immer sehr zu beeindrucken.
Mülheimer Dramatikerpreis: komisch & tieftraurig
Sie haben recht, Stefan, Handkes Stück IST sehr persönlich - aber auch eminent politisch in seiner Behauptung, seine Famile schildere das Schicksal Europas. In Gottscheffs Inszenierung kommt das nicht so klar zum Ausdruck, die Nürnberger Aufführung, die ich jetzt zum Vergleich gesehen habe, arbeitet das schärfer heraus. Dort ist die letzte Szene übrigens nicht zum Monolog verfremdet wie in Hamburg, sondern, wie vom Autor vorgesehen, ein Dialog, gleichzeitig komisch und tieftraurig, auch durch den Mädchenchor, der sich dort singenderweise mit einmischt.
Mülheimer Dramatikerpreis: Handke taugt nicht zum Agitator
Handke hält übrigens Milanovic für unschuldig.
Seine politisch induzierte Prosa erklingt jedoch in ständig falschen Ton, schreibt ein Kritiker, er literarisiert nicht die Realität, er dokumentiert sie auch nicht anhand der Fakten, er bleibt irgendwo dazwischen hängen.
Halb Literatur, halb literarisch entgleisende Realfiktion, und stellenweise auch Kitsch, wenn er Milanovic beschreibt: ...
Handke taugt nicht zum politischen Agitator, zu sehr lässt er Wut, Trauer, Trotz und Sarkasmus ineinander fließen, wie bei jedem, der aus der Emotion heraus Politik betreibt, entstehen Fehler, Ungenauigkeiten. Handke interessiert sich nicht für das präzise Geschehen. Er fügt an: Wenn ich mich recht erinnere, und: oder so ähnlich.
Die literarische Form ermöglicht die Rettung ins Ungefähre, (...)
Mülheimer Dramatikerpreis: der falsche Ton
Leider geht es mir mit Peter Handke literarisch immer wieder so:
Ich höre den falschen Ton, wenn er spricht, und ich höre ihn wenn ich seine Texte lese.
Irgendwie bleibt er immer wieder irgendwo mit irgendwas irgendwie dazwischen hängen... welches in mir Kritik hervorruft: halb literarisch entgleisende Realfiktion. Und stellenweise eben auch Kitsch - - Seine literarische Form ermöglicht die Rettung ins Ungefähre - -
Für mich ist es nun einmal so in seinen Werken: Da ist das Ungefähre, der Kitsch auch, die halb literarisch entgleisenden Realfiktionen, das immer irgendwie Dazwischenhängen, und sein falscher Ton -
es widerstrebt mir ihn zu lesen, und wenn, dann nur stückweise . . .
(Näheres: Welt Online. Handkes politische Serben-Klage entgleist in Kitsch...
sein Werk: "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic")
Mülheimer Dramatikerpreis: taugt nicht zum politischen Agitator
@ Friedrich
Da müßte "man" fast lakonisch werden: Richtig, Peter Handke taugt nicht zum politischen Agitator, darum hat er zum Beispiel jetzt
den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen, nicht für "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic". Politisch gesehen verwundert es mich schon, wie das NATO-BOMBARDEMENT auf Belgrad an dieser Stelle (und anderen mehr) so verniedlicht dargestellt werden konnte/wird, und da bin ich nicht allein.
Mülheimer Dramatikerpreis: bezieht Positionen
@ 8./9. Sie haben in vielem Recht - aber all das, der Kitsch, der falsche Ton trifft eben für Immer Noch Sturm nicht zu. Deshalb ist der Text auch so gut: Auch weil er große Regisseure wie Gottscheff, Otteni, Ciulli herausfordert, am oder gegen den Text ihre Sicht aufs 20. Jhd. zu erarbeiten. Das ist ihm gelungen: Er bezieht Position - und die Theatermacher positionieren sich dazu. In der Nürnberger Vorstellung beispielsweise glaubt man, jeden Schauspieler seine eigene unabhängige Meinung zum Text beziehen zu sehen. Ebenso Jens Harzer in Hamburg.
Mülheimer Dramatikerpreis: wer taugt eher zum Agitator?
@ Friedrich
Ach so, der falsche (unbequeme) Ton macht Handke jetzt zum umstrittenen Autor. Sie sollten sich überlegen, wer eher zum Agitator taugt, Peter Handke,Daniela Dahn oder Springers "Welt"-Journalisten.
Mülheimer Dramatikerpreis: das Wahre
Das Falsche, kunstvoll dargestellt, überrascht und verblüfft, aber das Wahre überzeugt und herrscht.
Mülheimer Dramatikerpreis: Frage an Stefan
"Die Brücke von Varvarin" (siehe "Die Tablas von Daimiel" bzw. "Die Geschichte des
Dragoljub Milanovic") wurde im übrigen von Sewan Latchinian an der Neuen Bühne Senftenberg thematisiert (2009). Leider ist mir dieser Abend schlicht entgangen; haben Sie den gesehen, Stefan ?
Mülheimer Dramatikerpreis: weitergegoogelt
Habe gerade noch einmal zur Senftenberger Sache weitergegoogelt und bin auf eine Besprechung des Abends durch Hartmut Krug (Deutschlandradio Kultur, 21.3.2009) gestoßen. "Friedrich" will ja wahrscheinlich darauf hinaus, daß gerade der "Milanovic"-Text noch jüngeren Datums ist (2011 bei Jung und Jung), währenddessen ja einige durchaus auch so tun, als habe Peter Handke "Jugoslawien" jetzt ad acta gelegt und irgendeine größere Wende vollzogen, um irgendwie jetzt vornehmlich wieder (???) Kunst zu machen, als seien die Jugoslawientexte nur eine langjährige Verirrung. Dafür halte ich persönlich sie keineswegs; im Gegenteil ist der Weg durch das Handke-Feuilleton der vergangenen Jahre geradezu gepflastert mit Lehrstücken zu höchst unterschiedlichen Gegenständen. Und, ja, diese mittlerweile höchst unterschiedlichen Gegenstände, es gibt sie, können schnell in Pauschaldiskussionen untergehen. Die Politisierung der Jugoslawienbücher Peter Handkes ist dabei der kleinste gemeinsame Nenner, je nachdem, welchen Rahmen man aufmacht, kommen allerdings auch sehr unterschiedliche "Handkegegner" zu Wort. Das ist mitnichten nur eine Sache von FAZ- oder WELTleuten oder überhaupt "konservativer" Medien, wenngleich diese durchgehend ihre Rolle spielen. Den Streit um die Demonstrationen bei der Handke-Lesetour (1996) -vor allem in Frankfurt- wird man schwerlich nur unter "konservative Gegner" abbuchen können, Ähnliches gilt ganz sicher für die Diskussionen über die Verweigerung des "Heine-Preises" an Peter Handke und die Absetzung eines seiner Stücke (ausdrücklich keines der Jugoslawiensachen) durch die Commedie Francaise. Sehr lesenswert zur Rezeptionsgeschichte der Handkeschen Jugoslawienbücher ist "Peter Handke und "Gerechtigkeit für Serbien"" von Kurt Gritsch (Studien Verlag Innsbruck, 2009), zumal hier sehr deutlich zur Sprache kommt, daß es jene "Einseitigkeit zu Serbien im Deutschen Blätterwald" erstens gut nachweisbar und dokumentiert wirklich gegeben hat, und zweitens kommt auch sehr deutlich zur Sprache, daß Handke schon Fragen aufgeworfen hat, die sehr konkret zur Befragung einzelner Tatbestände geführt hat
(siehe die Intervention von Peter Glotz ff.). Auch gut lesbar, wenngleich sehr launig geschrieben, ist Peter Jamins Buch rund um den Gegenstand "Heine-Preis" ("Der Handke-Skandal", 2006, Gardez-Verlag).
Mülheimer Dramatikerpreis: Dichter nicht ohne den politischen Denker
@ Arkadij Zarthäuser
Nein, habe ich nicht gesehen. Senftenberg liegt irgendwie immer etwas zu weit abseits. Aber demnächst vielleicht mal wieder, obwohl es leider die tollen Glück-Auf-Feste nicht mehr gibt. Bei Peter Handke ist es übrigens ähnlich wie bei Peter Hacks. Man kann den Dichter nicht ohne den politischen Denker haben, auch wenn z.B. die FAZ den schwarzen (oder roten) Peter am liebsten immer wieder in den Skat drücken würde. Man muss sich schon gleichsam mit beiden Seiten befassen, ohne eine davon über Gebühr zu strapazieren und für bestimmte Zwecke auszunutzen. Mit "Immer noch Sturm" ist es Peter Handke sogar selbst gelungen, diese beiden Seiten in sich aufs Wunderbarste zu vereinen.
Mülheimer Dramatikerpreis: Ende der Sehnsucht
@ 16
Ja, und so ist die Besprechung von Thomas Strobl (26.8.2011) zu "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic" in der FAZ auch äüßerst positiv.
Dort findet sich schon einmal der Satz, daß da jemand ins Gefängnis gesteckt wurde für ein Verbrechen, das wer begangen hat ? Wir !.
Ja: das Politische und das Poetische ! Wenn diese EINS sein könnten, heißt es schon in "Falsche Bewegung" (nicht "Falscher Ton"). Und weiter: "Das wäre das Ende der Sehnsucht." "Und das Ende der Welt."
Mülheimer Dramatikerpreis: Handke lässt sich nicht vor Karren spannen
Handke ist gerade kein politischer schriftsteller, da er sich in keiner weise für die belange der politik einspannen lässt, die ihn im übrigen immer schon verraten hat. auch lässt er sich nicht von der kultur und kulturbewertung beeinflussen. unternimmt er eine reise, dann nicht aus einer verpflichtung heraus, sondern ausschließlich aus eigenem interesse. statt den institutionen und instanzen, ist er ausschließlich seinem zweifel verpflichtet
Mülheimer Dramatikerpreis: Verhöhnt Handke Opfer?
Jürgen Brokoff schreibt in der Frankfurter Allgemeinen: Die Zeugen können ihm viel erzählen: In den Texten von Peter Handke über die Vorgänge im früheren Jugoslawien ist das Politische vom Ästhetischen nicht zu trennen. Mit Anleihen beim serbischen Nationalismus werden die Massaker relativiert und die muslimischen Opfer des Bosnien-Krieges verhöhnt.(...)
Verhöhnt Peter Handke die muslimischen Opfer tatsächlich? Wenn das wahr ist, kann man Handke deswegen nur kritisieren.
Brokoff schreibt weiter: (...) Doch, inzwischen(2O!O) ist eine Art Erschöpfungszustand eingetreten: Handkes politische Haltung zu Serbien ist ebenso vertraut wie der Vorwurf seiner Kritiker, dass sich mit ihm wieder einmal ein Dichter in die Gefilde der Politik verirrt habe. (...)
Mülheimer Dramatikerpreis: Literarische und politische Haltung trennen
... so sind das literarische Werk und die politische Haltung getrennt voneinander zu sehen. Diese Sichtweise bestimmt seit geraumer Zeit nicht nur den journalistischen Umgang mit Handke, sondern auch die literaturwissenschaftliche Forschung, nachdem die überwiegende Mehrheit der Journalisten die Abwegikeit von Handkes Politischen Ansichten festgestellt hat, macht ein Großteil der Forschung lieber einen Bogen um dieselben und betont statt dessen den bleibenden Wert des literarischen Werks. (...)
Die Frage ist, was an dem Werk Handkes bleibenden Wert hat, denn ich kenne Werke von Peter Handke, die sicherlich seine Zeit nicht überdauern werden - in dieser Hinsicht könnte man auch Immer noch Sturm prüfen - -
Mülheimer Dramatikerpreis: Macht diesen Bogen nicht

Nein ! Die Literatur, die ich in § 15 nannte, macht diesen Bogen keineswegs und nennt hinzu noch zahlreiche Literatur, die dieses ebenfalls nicht tut.
Aber ua. um diese noch einmal genauer zu sichten, werde ich mich jetzt aus diesem Thread tummeln !.
Mülheimer Dramatikerpreis: Literaturwissenschaftler verfälscht mehr
Das musste ja so kommen, dass einer wieder den Brokoff-Artikel von vor zwei Jahren rauskramt. Es gibt übrigens genügend Erwiderungen darauf, die nicht aus der serbisch nationalen Ecke kommen. Und das meinte ich natürlich nicht, mit dem was ich über die Untrennbarkeit von Politik und Literatur bei Peter Handke geschrieben habe. Brokoff konstruiert aus der Erzählung „Die Kuckucke von Velika Hoča“ und anderen Serbientexten einen ideologisch bedingten Nationalismus bei Peter Handke. Er führt damit nicht Politik und Literatur zusammen, sondern reduziert alles auf die vermeintliche Ideologie in Handkes Texten und verallgemeinert das auf das Gesamtwerk des Dichters. Ich zitiere: „Es wird Zeit, sich bewusstzuwerden, dass von einem Autor solchen Ranges wie Handke eine Gefahr ausgehen kann. Seine auf vermeintliche Nebensächlichkeiten ausweichende, literarische Mittel einsetzende Ideologie gehört, gerade weil sie so subtil verfährt, zu den problematischsten Entgleisungen eines deutschsprachigen Autors nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass diese Ideologie nicht nur neben einem - fraglos bedeutenden - Werk existiert, sondern tief in dieses Werk hineinragt, sollte ein Anlass zur Beunruhigung sein.“ Ich bin zu tiefst beunruhigt, aber eher darüber, das dass einer bewusst verfälschenden Propaganda, und dazu noch von einem Literaturwissenschaftler, mehr ähnelt, als alle Texte Handkes zusammen. Man kann Handkes Jugoslawienverklärung natürlich kritisieren, aber ihn als Ideologen eines serbischen Nationalismus hinzustellen, der mit seiner Literatur bosnische Opfer verhöhnt, da hat ihn Brokoff wohl mit dem Gelegenheitsdichter Radovan Karadžić verwechselt.
Mülheimer Dramatikerpreis: Zu schwach für Weltliteratur
ich sehe(youtube) theater an der ruhr immer noch sturm, es sind nur 5 minuten.
gutes theater. aber der text von peter handke, ist das von großer bedeutung?
ist das weltliteratur? - er schreibe keine weltliteratur, sagt der autor selbst, er sei dafür zu schwach gewesen.
Mülheimer Dramatikerpreis: an Heidegger erinnert
Was bleibt schließlich vom angeblichen Sänger des großserbischen Reichs, Peter Handke? fragt Botho Strauß 2OO6 in der FAZ, Feuilleton - Deutscher Geist und Schuld und Irrtum...
Strauß: Nicht nur der sprachgeladenste Dichter seiner Generation, sondern wie nur Überragende es sind, ein Episteme-Schaffender, eine Wegscheide des Sehens, Fühlens und Wissens in der Deutschen Literatur. (...)
Da fängt es doch an wirklich hochbedeutend interessant zu werden - man wird sogleich auch an Martin Heideggers Verhältnis zum Nationalismus erinnert, und das wird bis heute von Historikern und Philosophen heftig diskutiert.
Mülheimer Dramatikerpreis: Verhältnis
zu heidegger. es ist doch eher sein verhältnis zum national-sozialismus gemeint als zum nationalismus,
nicht?
Mülheimer Dramatikerpreis: knus-pick-frisch
nationalismus gibts in jedem land. nationalsozialismus ist ein deutsch
spezialität, die nicht nur alt gebacken sondern auch immer wieder knus-prick-frisch
serviert wird.
Mülheimer Dramatikerpreis: wichtiger als der Mensch
Was der Artikel von Botho Strauß Was bleibt von Handke? sagt ist sehr aufschlussreich,
nan sollte ihn sich unbedingt vor Augen halten. Strauß z.B. über Brecht:
Einen Dichter, dem die Revolution wichtiger als Menschenleben war und der gegen den
blutigen Stalin nur ein wenig Dialektik ins Feld führte?
Es bleibt einer, der die Dramaturgie des Theaters nachhaltiger veränderte als jeder andere europäische Autor und der noch bis tief in die Mentalität und Empfindungskälte des heutigen Theaters beherrschend wirkt.
Nun gut, ein paar Menschenleben mehr oder weniger.
REVOLUTION! - THEATER!
Mülheimer Dramatikerpreis: Strauß, Handke, Heidegger
Von Heidegger zu sprechen und dabei seine Rolle als brauner Universitätsrektor hervorzuheben erweist sich für mich, im Gegensatz zu Strauß, keineswegs als Lächerlichkeit, denn das Nachdenken über Heidegger als Denker muss die Analyse seines NS-Engagements einbeziehen.
Da kaut man lange am Botho Strauß-Artikel-Brot:
Wer Schuld und Irrtum nicht als Stigmata (im Grenzfall sogar Stimulantien) der Größe erkennt, sollte sich nicht mit wirklichen(!) Dichtern und Denkern beschäftigen, sondern nur mit den richtigen... aber das allgemein Richtige, ein Gezücht unserer konsensitiv geschlossenen Öffentlichkeit...
Mülheimer Dramatikerpreis: die konsensitive Gesellschaft
Wer sind heute die "wirklichen" Dichter? - Strauß, Handke?
und wie klingt das?:
Einige müssen in der Höhe sich härter ausbilden und werden selbst aus einer Verrannt- oder Verstiegenheit heraus mehr Gutes unter die Menschen bringen als je Tausend Richtige zusammen. -
Einverstanden. Soll doch mit diesen "wirklichen" Dichtern ein Tausendjähriges Dichterreich entstehen - aber das wird nicht, wegen dem am Boden schleifenden trägen Ungetüms - unsere konsensitive geschlossene Öffentlichkeit . . .
Mülheimer Dramatikerpreis: einem ist alles egal
und wenn jetzt einer hergeht und sagt
revolution
oder kapital
und von mir aus theater
und brechts dramaturgie des theaters
v-effekt
oder redet mir vom ollen handke oder strauß
und vom blutigen stalin
deutschem geist
und schuld und irrtum
is mir doch egal.
Mülheimer Dramatikerpreis: nicht mehr überzeugend
9. Der" Falsche Ton" in diesem Fall ist nicht der eines Unbequemen (welcher Handke auch ist), sondern der Ton von einem, der nicht überzeugt, so wie er in seinen jungen Jahren überzeugend war.
Mülheimer Dramatikerpreis: Goethe und die Kritik
Wir (Eckermann und Goethe) sprachen über den Zustand der neuesten Literatur:
Mangel an Charakter der einzelnen forschenden und schreibenden Individuen, sagte er, ist die Quelle alles Übels unserer neuesten Literatur. Besonders in der Kritik zeigt dieser Mangel sich zum Nachteile der Welt, indem er entweder Falsches für Wahres verbreitet, oder durch ein ärmliches Wahre uns um etwas Großes bringt, das uns besser wäre.
Mülheimer Dramatikerpreis: Goethe und die Kollegen
(...)
Und in der schönen Literatur ist es nicht besser. Auch dort sind große Zwecke und echter Sinn für das Wahre und Tüchtige und dessen Verbreitung sehr seltene Erscheinungen. Einer hegt und trägt den andern, weil er von ihm wieder gehegt und getragen wird, und das wahrhaft Große ist ihnen widerwärtig, und sie möchten es gerne aus der Welt schaffen, damit sie selber nur etwas zu bedeuten hätten. So ist die Masse, und einzelne Hervorragende sind nicht viel besser.
... hätte bei seinem großen Talent, bei seiner weltumfassenden Gelehrsamkeit der Nation v i e l sein können. Aber so hat seine Charakterlosigkeit
die Nation um außerordentliche Wirkungen und ihn selbst um die Achtung der Nation gebracht.
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